Pharmazeutische Technologie, Pharmakokinetik, Pharmakodynamik

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Adam Wille, Schlehen-Apotheke Leipzig – 19.03.09
Pharmazeutische Technologie,
Pharmakokinetik,
Pharmakodynamik
Arzneimittel vs. Körper: Ring frei!
Begrifflichkeiten
• Pharmako• griech. pharmakon:
Arznei UND Gift
• -kinetik
• griech. kinesis:
Bewegung
• -dynamik
• griech. dynamis:
Kraft
• Teilgebiete der Pharmakologie
(weitere: Pharmakogenetik,
Chronopharmakologie,
Pharmakoepidemiologie, …)
1
Arzneimitteleinnahme
Arzneimitteleinnahme
2
Pharmazeutische Technologie
Pharmazeutische Technologie
• verschiedene Applikationsformen:
peroral
intravenös
intraarteriell
intravasal
intraartikulär
intraossär
intraventrikulär
intrapleural
intrathekal
intrakardial
intraperitoneal
intravitreal
durch den Mund
in eine Vene
in eine Arterie
in ein Gefäß
in ein Gelenk
in einen Knochen
in einen Hirnventrikel
in den Pleuraspalt
in den Liquorraum
in das Herz
in die Bauchhöhle
in einen Glaskörper
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Pharmazeutische Technologie
• verschiedene Applikationsformen:
nasal
sublingual
subkutan
transdermal
rektal
vaginal
inhalativ
endobronchial
peridural
buccal
enteral
parenteral
durch die Nase
unter der Zunge
unter die Haut
durch die Haut
in den Enddarm
in die Vagina
über Inhalation
in einen Bronchus
in den Epiduralraum
über die Wange
mit Darmpassage
ohne Darmpassage
Pharmazeutische Technologie
• verschiedene Arzneiformen:
– fest:
Puder, Pulver, Granulat, Pellet, Tablette,
Filmtablette, Lutschtablette, Kautablette, Dragee,
Brausetablette, Schmelztablette, mucoadhäsive
Tablette, Retardtablette, magensaftresistente
Tablette, Kapsel, Weichkapsel, Retardkapsel,
magensaftresistente Kapsel, …etc.?
– flüssig:
Lösung, Pumpliquid, Saft, Tinktur
– gasförmig:
Gas
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Pharmazeutische Technologie
• verschiedene Arzneiformen:
– halbfest:
Emulsion, Suspension, Creme, Salbe, Paste, Lotion,
– sonstige:
Transdermales Therapeutisches System (TTS),
Inhalator, Inhalat, Implantat
Kinderfreundliche Darreichungsformen
Säfte
Zäpfchen
(Suppositiorien)
5
Kinderfreundliche Darreichungsformen
Zäpfchen
(Suppositiorien)
Andere Zäpfchenformen…
Ovula (Vaginalzäpfchen),
Vaginalkugeln, Rektalkapseln
6
Kinderfreundliche Darreichungsformen
ClaroSip®
Arzneimittel im Trinkhalm
Wirkstoff:
Clarithromycin
(Antibiotikum)
Weitere besondere Darreichungsformen
Ampullen im Laufe der Zeit
7
Weitere besondere Darreichungsformen
Ampullen im Laufe der Zeit
Miniplasco connect-Ampullen
Weitere besondere Darreichungsformen
Retardierung nach dem ZOK-Prinzip
®
Beloc ZOK
Zerstörung der Pellets  was passiert?
8
Weitere besondere Darreichungsformen
Retardierung nach dem MUPS-Prinzip,
Mikropellets in riesiger Menge verpackt
®
Nexium MUPS, Antra® MUPS
Weitere besondere Darreichungsformen
OROS-Präparate (Jurnista®, Invega®)
Ausscheidung optisch unverändert!
9
Weitere besondere Darreichungsformen
OROS-Präparate (Jurnista®, Invega®)
Weitere besondere Darreichungsformen
Tropfflaschen – so besonders?!
10
Weitere besondere Darreichungsformen
ITS®-Präparat
(Ionsys®)
Iontophoretisch
Transdermales
System
-
per Knopfdruck des
Patienten
Freisetzung von
Schmerzmittel über
elektrische
Aktivierung
Weitere besondere Darreichungsformen
• Schmerzpflaster
Membranpflaster
Matrixpflaster
11
Weitere besondere Darreichungsformen
Exubera®
Diabetes mal
anders im Visier
Weitere besondere Darreichungsformen
COMOD®-Systeme
(Hylo-COMOD®)
auch Nasensprays
können SO
kompliziert sein…
lange Haltbarkeit und
hohe Sauberkeit „zu
Lasten“ von Mehrkosten
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Weitere besondere Darreichungsformen
Implantate wie Implanon®
rigide aber anwenderfreundlich
Weitere besondere Darreichungsformen
SKAT und MUSE
weder Kartenspiel, noch Rockband…
SchwellkörperAutoinjektions-Therapie
Medicated Urethral
System for Erection
13
Weitere besondere Darreichungsformen
Mehrkammerbeutel
Pharmakokinetik
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Pharmakokinetik
• wie und an welchen Stellen
beeinflusst der Körper einen
Wirkstoff nach Aufnahme?
• wie verhält sich Konzentration
dieses Wirkstoffes im Körper
über die Zeit gesehen?
Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• aufzunehmender Wirkstoff muss vor
Absorption aus Arzneimittel freigesetzt werden
• verschiedene Arzneiformen nutzen
unterschiedliche Körperabschnitte zur
unterschiedlich zeitlichen Abgabe
unterschiedlicher Mengen des Wirkstoffes
• örtlich beschränkte Wirkung (lokal/topisch)
im Unterschied zu örtlich unbeschränkter
Wirkung (global/systemisch)
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Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• beabsichtigte systemische Wirkung:
– Durchdringung der äußeren, den Körper
abschirmenden Barriere (Haut & Schleimhaut)
– Resorptionsquote:
Anteil aufgenommener Stoffmenge (letztendendes
im Blut gelandeter Wirkstoff) gegenüber
gesamter bereitgestellter Stoffmenge zu Beginn
Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
Warum gibt es kaum intraarterielle Injektionen?
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Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
bei versehentlicher intraarterieller Injektion:
1. Mundschutz hoch ziehen
2. Dokumentation vernichten
3. nächste Kirche aufsuchen und da beten dass
sich der Patient deinen Namen/Gesicht nicht
gemerkt hat
4. deinen Rechtsanwalt aufsuchen
5. sich eine neue Identität
besorgen/auswandern, CAVE!!!! nur nicht in
die USA da dort Schmerzensgeld in Milrd$$$$
berechnet wird...
6. Suizid begehen
http://www.medi-learn.de
Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
1. sofort: Injektion abbrechen
2. Kanüle in loco lassen
3. Verdünnung (z.B. 20 ml NaCl 0,9 % und mehr i.a.)
4. Gefäßspasmus beseitigen:
Papaverin 40-80 mg in 10-20 ml NaCl i.a.
Lidocain oder Procain 1% 5-10 ml i.a.
5. Thromboseprophylaxe:
i.v. Heparinisierung
6. Thrombolyse:
bei Verdacht auf arteriellen Thrombus -> Ultraschall,
Angiographie; medikamentöse Thrombolyse, evtl.
chirurgische Thrombektomie
7. Komplikation:
trotz intensiver Therapie: Nekrose der Extremität mit
erforderlicher Amputation
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Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
Kurzes Review:
Verdauung
Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
Resorptionsflächen des
Verdauungstraktes
im direkten Vergleich
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Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• Abhängigkeit der Wirkstoffaufnahme bei peroraler
Arzneimitteleinnahme
– pH-Wert des Magens
(beeinflusst Löslichkeit des Wirkstoffes; ebenso
Instabilität einiger Wirkstoffe bei bestimmtem pH)
– Magen-/Darmmotilität (Beweglichkeit)
(Passagezeit
↑  Aufnahmemenge ↑)
– Füllung des Magens
(Magenentleerung verzögert je mehr Inhalt)
– Aktivität der Verdauungsenzyme in Speichel,
Magensekret, Pankreassekret, …
(Zersetzung von Wirkstoffen schon vor Aufnahme
in„s Blut möglich – vor allem bei Proteinen)
Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• Abhängigkeit der Wirkstoffaufnahme bei peroraler
Arzneimitteleinnahme
– gleichzeitige Einnahme von Nahrung
• Antibiotika + Milch(produkte?)
• Schilddrüsenhormone + Milchprodukte
• Knochenaufbaupräparate (Bisphosphonate) + Milchprodukte
– gleichzeitige Einnahme anderer Arzneimittel
• Magensäurehemmer + basenlabile Wirkstoffe
• Knochenaufbaupräparate + Calcium (Actonel plus Calcium®)
• Antibiotika + Magensäureneutralisierende Wirkstoffe
[…]
etliche denkbare (und undenkbare )
Wechselwirkungen möglich –
im Zweifelsfall (in Apotheke) fragen
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Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• Auszug Fachinformation Actonel® plus Calcium
Fachinformation Actonel® 35mg plus Calcium
Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• Worst-Case-Szenario…
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Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• So lala…
Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
Unterschiedliche Wege der
Wirkstoffapplikation mit ihren
Folgen auf die
Blutplasmakonzentration
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Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• über die Haut applizierbare Stoffe mit systemischer
Wirkung:
Nikotin (Nicotinell®, Nicorette®)
Raucherentwöhnung
Scopolamin (Scopoderm® TTS)
Prophylaxe der Reisekrankheit
Geschlechtshormone (Estradot®, Estragest®, …)
Hormonersatztherapie, Verhütung
Buprenorphin (Transtec®)
Schmerztherapie
Fentanyl (Durogesic®, Fentanyl XYZ)
Schmerztherapie
Glyceroltrinitrat (Nitroderm®)
Prävention von Anfällen der Koronaren Herzkrankheit
Rotigotin (Neupro®)
Therapie des Morbus Parkinson
Rivastigmin (Exelon®)
Therapie des Morbus Alzheimer
 „Transdermales Therapeutisches System“ (TTS)
Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• beabsichtigte lokale Wirkung:
– v.a. in Dermatologie, um fokal spezifische
Krankheitsherde zu therapieren
• Antiinfektiva (Antibiotika, Antimykotika)
• Entzündungshemmer (Cortison-Präparate)
– Vorsicht bei lokaler Anwendung:
• möglichst nicht auf offene Hautstellen, da
Barrierefunktion nicht mehr intakt
• Wirkstoffmenge relativ gering halten, bspw.
Salben, Gels und Cremes dünn auftragen
• lokal applizierte Arzneimittel immer abdecken?
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Aufnahme in den Körper (Resorption/Absorption)
• beabsichtigte lokale Wirkung:
– Aufnahme des Wirkstoffes in den Körperkreislauf
unerwünscht, aber nicht zu 100% vermeidbar!
– Verminderung des systemisch wirkenden Anteils:
• zusätzlicher Wirkstoff verengt bei Lokalanästhesie
Blutgefäße, die sonst Lokalanästhetikum
abtransportieren, bspw. Zugabe von Adrenalin
 Xylonest mit Adrenalin 1%®
Verteilung im Körper (Distribution)
• Blutstrom übernimmt Verteilung des
Wirkstoffes im Körper
• Gewebe aber unterschiedlich gut durchblutet!
 gleicher Wirkstoff ist in Körperteilen
zu gleicher Zeit in unterschiedlich hohen
Konzentrationen vorhanden
• evtl. gemessener Blutplasma-Spiegel eines
Wirkstoffes beurteilt Wirkstärke in anderen
Körperregionen nur grob
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Verteilung im Körper (Distribution)
• Wirkstoffe, die üblicherweise gelegentlich –
und bei Verdacht auf Fehldosierung – auf
Wirkstoffspiegel im Blut geprüft werden:
–
–
–
–
–
–
–
–
Ciclosporin
Digitoxin
Gentamicin
Lithium
Theophyllin
Tobramycin
Valproinsäure
Vancomycin
(bspw. gg. Transplantatabstoßung)
(bspw. gg. Herzrhythmusstörungen)
(gg. bakterielle Erreger wirksam)
(bspw. gg. Depressionen)
(bspw. gg. Asthma bronchiale)
(gg. bakterielle Erreger wirksam)
(bspw. gg. Epilepsie)
(gg. bakterielle Erreger wirksam)
Verteilung im Körper (Distribution)
Durchblutung einzelner
Körperkompartimente
- venöses Gefäßsystem
beinhaltet Hauptmenge Blut
- Intestinaltrakt, Niere und
Muskulatur sind
bestdurchblutete Gewebe
- Haupt-O2-Verbraucher in
Relation zur jeweiligen
Durchblutungsmenge sind
jedoch Herz und Gehirn
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Verteilung im Körper (Distribution)
Verteilung im Körper (Distribution)
• Anreicherung in bestimmten
Gewebestrukturen (meist Fettgewebe) führt
zur Entstehung von Wirkstoffdepots
• Rest-Wirkung teils noch lange nach
Ausscheiden aus dem Blut vorhanden, wenn
Wirkstoff später langsam aus Fett-Depots
freigesetzt wird
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Verteilung im Körper (Distribution)
• physiologische Barrieren, die eine
eingeschränkte Verteilung verursachen:
– Blut-Hirn-Schranke
– Blut-Harn-Schranke
– Placentar-Schranke
– Blut-Liquor-Schranke
• erfüllen jedoch nicht immer ihre Funktion und
können ggf. durchlässig werden!
– Hirnhautentzündung, Nierenentzündung, …
Verteilung im Körper (Distribution)
• Bindung von Wirkstoff an Blutplasmaproteine
– sog. „Proteinbindung“
– zum Transport innerhalb des Blutsystems notwendig
(fettliebende Wirkstoffe lösen sich nicht gut in
wässrigem Blut  Bindung an Eiweiß verbessert das)
– nur ungebundener Wirkstoff, der nicht an
Plasmaproteinen haftet, kann später wirken, muss
vor Wirkung auch wieder von den Plasmaproteinen
gelöst werden
(geschieht automatisch…)
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Verteilung im Körper (Distribution)
• Beispielrechnung Plasmaproteinbindung:
• Wirkstoff A:
• Wirkstoff B:
Eiweißbindung 55%
Eiweißbindung 95%
• Wirkstoff C wird aufgenommen und verdrängt beide aus ihrer
Eiweißbindung um jeweils 5 %-Punkte
• Wirkstoff A:
Eiweißbindung 50%
freier Wirkstoff 50% (vorher 45%)
 um 11% erhöht
• Wirkstoff B:
Eiweißbindung 90%
freier Wirkstoff 10% (vorher 5%)
 um 100% erhöht
 je höher Plasmaproteinbindung, desto anfälliger ist
Wirkstoff für Wirkungsschwankungen bei zeitgleicher
Gabe mit anderen Arzneimitteln
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• wichtigstes metabolisierendes Organ: Leber
• Verstoffwechselung durch sog. CYP-Enzyme
• Ziel der Metabolisierung:
Erleichtern der Entfernung von Wirkstoffen
aus dem Körper (sind „Fremdstoffe“, sollen
raus aus Körper)  Entgiftung
• Nebeneffekt:
Aktivierung von Wirkstoffen, die vorher
unwirksam gewesen sind!
„Prodrug“ (Bsp. Unacid® PD [ProDrug])
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Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• Unacid PD, Wirkstoff Sultamicillin
Sultamicillin
Ampicillin
Sulbactam
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• Phase-I-Metabolisierung
– Vorbereitung der Phase-II-Metabolisierung
– Entstehung von meist noch aktiven Metaboliten
• Phase-II-Metabolisierung
– Ankopplung verschiedener Molekülreste an den in
Phase I veränderten Arzneistoff
(Glucuronsäurereste, Schwefelsäurereste, …)
– Erhöhung der Wasserlöslichkeit
– Entstehung von im Regelfall inaktiven Metaboliten
 Wirkstoffe können vermehrt ausgeschieden werden
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Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• enzymatische Verstoffwechselung in Leber kann durch
diverse Faktoren beeinflusst werden
• verminderte oder verstärkte Enzymaktivität möglich!
• wichtige Rolle bei Beurteilung der Verträglichkeit zweier
Arzneimittel mit verschiedenen Wirkstoffen
– beeinflusst Wirkstoff A die Metabolisierung von Wirkstoff B?
– wenn ja, wie stark?
• Liste von CYP450-enzymbeeinflussenden Wirkstoffen:
http://medicine.iupui.edu/flockhart/table.htm
• Tool zum Interaktions-Check:
http://www.kardiolab.ch/CYP450_2JSI.html
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
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Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• Beispiele für Wirkstoffe mit vermehrter
Enzymbildung (Enzyminduktoren)
– Wirkstoffe gegen Epilepsie:
Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin
– Wirkstoffe gegen Tuberkulose:
Rifampicin, Rifabutin, Isoniazid
– Johanniskraut
– Alkohol
– Tabakinhaltsstoffe, vermutlich Nikotin
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• Beispiele für Wirkstoffe mit Enzymhemmung
(Enzyminhibitoren)
– Wirkstoffe gegen Magenübersäuerung:
Omeprazol, Lansoprazol, Cimetidin
– Wirkstoffe gegen Depressionen:
Fluoxetin, Fluvoxamin, Bupropion, Paroxetin, Duloxetin
– Wirkstoffe gegen Pilzerkrankungen:
Ketoconazol, Fluconazol, Itraconazol
– Wirkstoffe gegen bakterielle Infektionen:
Erythromycin, Clarithromycin
– Wirkstoffe gegen virale Infektionen:
Ritonavir, Indinavir, Nelfinavir
– Grapefruitsaft
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Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
Auswirkung einer Enzymhemmung
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
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Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• altersbedingte unterschiedliche Enzymausstattungen:
– Früh- und Neugeborene:
noch keine komplette Enzymausstattung, muss erst reifen
– Kinder (1. Monat – 8. Lebensjahr):
erhöhte („überschießende“) Enzymaktivität gegenüber Erwachsenen
– Erwachsene:
Referenzwert
– Alter (>60. Lebensjahr):
wieder nachlassende Enzymaktivität
– Fachinformation Euphylong i.v.
• erworbene Enzymveränderungen:
– erhöhte oder verminderte Enzymaktivität; v.a. bei Lebererkrankungen
• angeborene Enzymveränderungen:
– sehr variable Arten der Veränderung - „Pharmakogenetik“;
Bsp. Lactase-Mangel bei vielen Ostasiaten,
geringere Renin-Unabhängigkeit der Hypertonie bei „Schwarzen“
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• Sättigbarkeit von Enzymen am Beispiel des
Abbaus von Alkohol (Ethanol) in der Leber
linearer Abbau
nichtlinearer Abbau
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Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• First-Pass-Effekt
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• First-Pass-Effekt
– jeder Stoff, der über Verdauungstrakt in„s Blut
aufgenommen wird, gelangt über irgendeine der
angrenzenden Venen zur Pfortader
– Pfortader bringt vereinigt Blutströme zur Leber
– „first pass“ = erstmaliges Gelangen in die Leber
– Vorschaltung der Leber zum großen Blutkreislauf,
bereits hier wird bis zu 100% des Stoffes verändert
(körpereigener Schutzmechanismus!)
– „second pass“?
33
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
Umgehung des FirstPass-Effektes durch
rektale Applikation
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
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Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• Valoron N® („Tilidin comp.“, o.ä.)
– zwei Wirkstoffe zusammen im Arzneimittel:
• Tilidin:
• Naloxon:
Schmerzmittel
Aufhebung der Wirkung von Tilidin
– Verstoffwechselung in Leber:
• Tilidin:
• Naloxon:
Umwandlung in Nortilidin, starke Wirkung
komplette Inaktivierung
– was passiert bei oraler und intravenöser Gabe?
– wo liegt der Sinn verborgen?
Verstoffwechselung im Körper (Metabolisierung)
• First-Pass-Effekt kann therapeutisch
ausgenutzt werden oder kann ein
Hindernis für Wirkstoffe sein
nützlich bei:
Entgiftung von sonst toxischen Substanzen
Aktivierung von sonst unwirksamen Stoffen
ungewollt bei:
Giftung von sonst mindertoxischen Stoffen
Deaktivierung von wirksamen Substanzen
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Entfernung aus dem Körper (Elimination)
• über Niere (renal)
– Filtration in den Nieren (mit Refiltration)
– lediglich Moleküle mit ca. Molekulargewicht <10.000 Da
– eiweißgebundene Wirkstoffe werden physiologisch kaum
filtriert, bei pathologischen Zuständen jedoch schon
• über Gallensekret (biliär)
– Exkretion mit Galle
– ab Molekulargewicht >500 Da
• über Lunge (pulmonal)
– expiratorische Eliminierung
– flüchtige Substanzen wie inhalative Narkotika
• sonstige Wege
– Darmschleimhaut, Schweiß, Muttermilch, Speichel
Entfernung aus dem Körper über die Niere
Kurzes Review:
Nephron
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Entfernung aus dem Körper über die Niere
• „renale Clearance“
(Bestimmung mit Kreatinin)
• Physiologische Kenngröße GFR:
Glomeruläre Filtrationsrate
–
–
–
–
Menge an gefiltertem Blutvolumen je Zeiteinheit
abhängig von Körperoberfläche
abhängig von Nierendurchblutung
etwa 1/5 des Plasmadurchflusses der Niere;
• ~125ml/min bei 1-70jährigen
• wie verhalten sich Kreatinin im Serum und
GFR bei Niereninsuffizienz?
Entfernung aus dem Körper über die Niere
• Kreatinin-blinder Bereich
– Kreatinin im Serum steigt erst bei fortgeschrittener
Niereninsuffizienz merklich an
 renale Eliminierung wird daher oft überschätzt!
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Entfernung aus dem Körper über die Niere
• Dialyse
– neben Nierentransplantation einzige Möglichkeit
der Therapie einer behandlungspflichtigen
Niereninsuffizienz
– GFR drastisch gesenkt, damit kaum mehr
Ausscheidung durch die Niere
– Notwendigkeit der Dialyse durch Anstieg der
Konzentration harnpflichtiger Substanzen im Blut
 unterstreicht Wichtigkeit des Eliminationsvorganges
im menschlichen Körper
Entfernung aus dem Körper über die Leber
• „hepatische Clearance“
• vorrangig Metabolisierung von Wirkstoffen
(s. Metabolisierung)
• außerdem „Filtration“ von Wirkstoffen durch
Leberzellen in die Galle
• Beeinträchtigung durch
Leberfunktionsstörungen und
Leberversagen (akut oder chronisch)
• enterohepatischer Kreislauf
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Entfernung aus dem Körper über die Leber
• enterohepatischer Kreislauf
Entfernung aus dem Körper (Elimination)
39
Halbwertszeit
• Halbwertszeit t1/2:
Zeitspanne, in der die Konzentration eines Wirkstoffes
im Serum um die Hälfte abnimmt
t1/2
cmax
c1/2
Halbwertszeit
• Halbwertszeit t1/2:
Zeitspanne, in der die Konzentration eines Wirkstoffes
im Serum um die Hälfte abnimmt
• Beispiel für Halbwertszeiten :
– Adrenalin:
~1-2min
– Insulin:
~5min
– Penicillin G:
~40min
– Paracetamol:
~3h
– Bromazepam:
~12h
– Dalbavancin:
~8,5 Tage
– Fluoxetin:
3-20 Tage
40
Halbwertszeit
• Halbwertszeit hat an sich mit Wirkdauer nichts zu tun!
 Wirkstoff kann aus Blut schon verschwunden sein,
kann aber Wirkung am Wirkort noch längst entfalten
• Wirkstoffe mit kurzer Halbwertszeit:
- häufigere Dosierung nötig
• Wirkstoffe mit langer Halbwertszeit:
- seltenere Dosierung nötig
- möglicher „overhang“, bspw. bei Einschlaf-Mitteln:
Wirkung teilweise noch weit über gewollte Dauer hinaus
(Patient wacht morgens auf und ist noch träge)
Halbwertszeit
• Bsp. ehemalige Schlafmittel Barbiturate
– Phenobarbital (Luminal®) als 1912 auf den Markt
eingeführtes Schlafmittel
– weit verbreitet, dadurch sogar recht frühzeitige
Erkennung einer anti-epileptischen Wirksamkeit
die bis dahin unbekannt war
– Gefahrenpotential jedoch unterschätzt,
versehentliche und absichtliche Überdosierung mit
letalem Ausgang nicht selten
ursächlich: Halbwertszeit von ~3d, Einnahme bei
Betroffenen oft jedoch täglich abends;
starke Wirksamkeit der Substanz
41
Kumulation
• Wirkstoff wird schneller wieder in
Einzeldosen aufgenommen als er
vorher ausgeschieden wird
Kumulation
• Wirkstoff erreicht jedoch irgendwann
Schwellenwert (steady-state) ab dem
Gleichgewicht zwischen Ausscheidung
und Wiederaufnahme erreicht wird
42
Kumulation
• Zeit bis zum Erreichen des steady-state:
~ 5 Halbwertszeiten eines Wirkstoffes
Kumulation
• Umgehung der notwendigen ~5
Halbwertszeiten: Initialdosis (loading dose)
43
Kumulation
Was sind typische Medikamenten-Vergiftungen?
Macht es Sinn für diese das Gegengift in einem
zentralen Krankenhaus-Notfalldepot zu lagern?
Kumulation
• Toxische Kumulation bei:
– zu häufiger Einnahme eines Wirkstoffes
– verlangsamter Ausscheidung des Wirkstoffes durch
• physiologische
– Alterung
und
• pathologische
– akute Nierenerkrankungen, akutes Leberversagen
Minderungen der Effektivität der Eliminationsorgane
44
Pharmakokinetik im Alter
• Resorption im wesentlichen unverändert
(Absorption ↓ von Fe2+, Ca2+, Vitamin B1)
• verschobenes Flüssigkeitsgleichgewicht
• oft verringerte Albuminkonzentration
(bedingt durch typische Mangelernährung)
• GFR ↓
(zusätzliche renale Belastungen wie
Dehydratation, Herzinsuffizienz, Harnstauung)
Pharmakokinetik in der Schwangerschaft
• gastrointestinale Motilität ↓
( Aufnahmemenge ↑ oder ↓?)
• Gesamtkörperwasser ↑
• Körperfettanteil ↑
• Proteinbindung ↓
• renaler Blutfluss ↑ 50-80%
• GFR ↑ 40-50%
45
Pharmakokinetik in der Schwangerschaft
Pharmakokinetik in der Schwangerschaft
46
Pharmakokinetik in der Stillzeit
• Ausscheidung von v.a. fettlöslichen
Arzneistoffen auch über Muttermilch
• ggf. notwendiges Abstillen oder Stillpause
(wie lange ist Stillpause vonnöten?)
• alternative Arzneistoff-Wahl wenn möglich!
• „strenge“ Indikationsstellung!
Pharmakodynamik
47
Pharmakodynamik
• wie wird Körper durch
Wirkstoff beeinflusst?
• wie stark und wo genau wird
Körper dabei beeinflusst?
Pharmakodynamik
• Wirkstoff muss vor Wirkungsentfaltung an
seinen Wirkort gelangen
• verschiedene Wirkstoffe greifen dann
unterschiedliche Wirkorte in
unterschiedlicher Wirkdauer mit
unterschiedlichem Effekt an
• therapeutische Wirkung muss von toxischer
Wirkung unterschieden werden
48
Pharmakodynamik
• Wirkort eines Wirkstoffes
– Rezeptor-Ligand-Modell
(„Schlüssel-Schloss-Prinzip“)
• Rezeptor:
Bindungsstelle für körpereigene Substanzen und
körperfremde Wirkstoffe aus Arzneimitteln
(gibt es für jeden Rezeptor eine
körpereigene bindende Substanz?)
• Ligand:
Bindungspartner eines Rezeptoren
Pharmakodynamik
• Effekt eines Wirkstoffes
– Agonismus
• Kopplung eines Liganden an einen Rezeptor führt zur
Wirkungsauslösung
– Antagonismus
• Besetzung eines Rezeptors durch einen Wirkstoff
ohne Wirkung
– Affinität
• Stärke des Bestrebens eines Wirkstoffes (sowohl
Agonist als auch Antagonist), an einen bestimmten
Rezeptor zu binden
49
Pharmakodynamik
Pharmakodynamik
• Effekt eines Wirkstoffes
– Agonismus
• Wirkung am Rezeptor wird durch Agonisten ausgelöst
• Wirkungsverstärkung durch Dosiserhöhung möglich
 oft gewichtsbezogene Dosierung von Arzneimitteln
 besser noch:
Dosierung nach Körperoberfläche (Berechnung?)
• Dosierung eines Wirkstoffes charakterisiert durch
effektive Dosis 50 (ED50) und letale Dosis 50 (LD50)
50% der Probanden
(Tiere) zeigen
gewünschten Effekt
50% der Probanden
(Tiere) versterben
50
Pharmakodynamik
• Effekt eines Wirkstoffes
– verschiedene Arten des Antagonismus
• reversibel:
– Antagonist bindet am gleichen Rezeptor wie Agonist und
konkurriert um dessen Bindungsplätze
– abhängig von Konzentration beider Wirkstoffe!
 Agonist & Antagonist können sich gegenseitig verdrängen
• nicht-reversibel:
– Antagonist bindet am gleichen Rezeptor wie Agonist und
blockiert diesen dauerhaft, konzentrationsunabhängig!
 Agonist & Antagonist können sich nicht verdrängen
Pharmakodynamik
• reversibler Antagonismus:
51
Pharmakodynamik
• nicht-reversibler Antagonismus:
Pharmakodynamik
• reversibler/nicht-reversibler Antagonismus:
 Problem Kreislaufreaktivierung mit Adrenalin
bei Patienten unter laufender Beta-Blockade?
Verdrängung des Betablockers theoretisch durch
entsprechend höhere Adrenalin-Mengen möglich,
wenn jedoch Versagen beobachtet wird:
„[…] Ein Sonderfall sind Patienten, die Betablocker
einnehmen; hier kann bei Erfolglosigkeit von
Adrenalin eine Therapie mit Glukagon (1-2 mg i.m.
alle 5 Minuten – oder i.v.) hilfreich sein. […]“
http://www.luftrettung-hamburg.de
52
Pharmakodynamik
Deutsche Ärztezeitung, 16.09.2009
Pharmakodynamik
• Effekt eines Wirkstoffes
– verschiedene Arten des Antagonismus
• funktionell:
– zwei Wirkstoffe lösen an Wirkort über jeweils einen
anderen Mechanismus gegenläufige Wirkungen aus
» Acetylcholin (parasympathisch):
Bronchienverengung
» Noradrenalin (sympathisch):
Bronchienerweiterung
53
Pharmakodynamik
• Effekt eines Wirkstoffes
– verschiedene Arten des Antagonismus
• chemisch:
– Inaktivierung zweier Wirkstoffe durch Reaktion
miteinander und gegenseitige Auslöschung
» Heparin (Anion) + Protamin (Kation)
» Antikörper + Antigen
(immunologischer Antagonismus,
Achtung bei Simultanimpfung!)
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Pharmakodynamik
• Agonismus/Antagonismus am Beispiel Brustkrebs
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Pharmakodynamik
• Wirkdauer eines Wirkstoffes am Rezeptor
– abhängig von Affinität des Liganden zum Rezeptor
– bei verdrängbaren Wirkstoffen:
• bis Wirkstoff sich von allein ablöst
• bis Wirkstoff von Gegenspieler verdrängt wird
• bis Wirkstoff abgebaut wird
– bei unverdrängbaren Wirkstoffen:
• bis Wirkstoff sich von allein ablöst
• bis Wirkstoff abgebaut wird
• nie mit Halbwertszeit verwechseln!!
Placebo-Effekt
• Placebo = Scheinmedikament ohne Wirkstoff
• Wirkung beruht auf psychologischer
Beeinflussung des Patienten
• Notwendigkeit nach wie vor bei Prüfung der
vergleichsweisen Wirksamkeit eines Wirkstoffs
• Achtung:
auch gegenteiliger Nocebo-Effekt möglich!
(Schädigung eines Patienten durch Gabe einer
Placebo-Arzneiform)
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27.10.2009
„Nocebo“
- Hospitalisierung wegen hypotensiver Synkope
- keine therapeutische Besserung mit blutdrucksteigernden Maßnahmen
- Anamnese: Studienteilnehmer für Antidepressivum,
jedoch Mitglied der Placebo-Gruppe
- Patient erfährt, dass er nur Placebo bekommen hat (“Entblindung”)...
- ...und genest spontan und beschwerdefrei...
Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Definition nach §4 AMG
[…]
(13) Nebenwirkungen sind die beim bestimmungsgemäßen
Gebrauch eines Arzneimittels auftretenden schädlichen
unbeabsichtigten Reaktionen. Schwerwiegende
Nebenwirkungen sind Nebenwirkungen, die tödlich oder
lebensbedrohend sind, eine stationäre Behandlung oder
Verlängerung einer stationären Behandlung erforderlich
machen, zu bleibender oder schwerwiegender
Behinderung, Invalidität, kongenitalen Anomalien oder
Geburtsfehlern führen; für Arzneimittel, die zur
Anwendung bei Tieren bestimmt sind, sind schwerwiegend
auch Nebenwirkungen, die ständig auftretende oder lang
anhaltende Symptome hervorrufen. Unerwartete
Nebenwirkungen sind Nebenwirkungen, deren Art, Ausmaß
oder Ausgang von der Packungsbeilage des Arzneimittels
abweichen. Die Sätze 1 bis 3 gelten auch für die als Folge
von Wechselwirkungen auftretenden Nebenwirkungen.
[…]
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Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Gustav Kuschinsky:
„Wenn behauptet wird, dass eine
Substanz keine Nebenwirkung zeigt,
so besteht oftmals der Verdacht, dass
sie auch keine Hauptwirkung hat.“
Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Häufigkeiten von unerwünschten
Arzneimittelwirkungen im Beipackzettel
– sehr häufig: > 10 %
– häufig: 1 - 10 %
– gelegentlich: 0,1 - 1 %
– selten: 0,01 - 0,1 %
– sehr selten: < 0,01 %, auch Einzelfälle
• Fachinfo Champix
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Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Überdosierung
– Zieldosis eines
Wirkstoffes im
Organismus muss
innerhalb der
„Therapeutischen Breite“
liegen
• Therapeutische Breite:
Dosisbereich, in dem ein
Wirkstoff „minimal
therapeutisch wirksam“ bis
„gerade noch nicht toxisch
wirksam“ ist
– Überschreiten der
Toxizitätsgrenze
 Überdosierung
Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Paracelsus:
„Sola dosis facit venenum.“
(„Allein die Dosis macht das Gift.“)
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Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Abhängigkeit
Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Mangelnde Spezifität des Wirkortes
– Wirkstoff wirkt nicht nur an gewünschtem Wirkort,
sondern aufgrund seiner Wirkweise vielerorts
– Bsp. Antibiotikum:
• soll körperfremde Bakterien eliminieren
• bei peroraler Gabe Erreichen hoher
Wirkstoffkonzentrationen im Darmbereich
• Abtöten auch körpereigener Bakterien, die zur
normalen Darmflora gehören und u.a. für
Verdauungsvorgänge notwendig sind
 häufige Nebenwirkung: Darmbeschwerden & Durchfall
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Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Allergie
– durch Immunsystem ausgelöste Problematik
– nicht abhängig von Dosis oder Einwirkdauer
– Antigen-Antikörper-Reaktion
• externes Antigen:
Wirkstoff
• interner Antikörper: Immunglobulin (Bluteiweiße)
– allergische Reaktion kann erst stattfinden,
wenn Antikörper vorhanden sind
 immer frühestens bei Zweitkontakt mit Wirkstoff
– unterschiedliche Ausprägungen einer Allergie
• wichtigste: Kontaktekzem, anaphylaktische Reaktion
Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Allergie
– typisch:
Arzneimittelexanthem
(Hautausschlag)
bei Penicillinen, anderen
Antibiotika, Antiepileptika,
„leichten“ Schmerzmitteln,
Lokalanästhetika
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Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Allergie
– weniger imposante bis sehr dramatische Verlaufsformen möglich, Allergie niemals unterschätzen!
(sog. Stevens-Johnson-Syndrom & Lyell-Syndrom)
Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Allergie
– allergisches Kontaktekzem
(oft „Kontaktdermatitis“, genauer jedoch: „Kontaktekzem“)
• bei Hautkontakt eines Wirkstoffes
• nicht ansteckend!
• Hervorrufen einer lokalen Entzündung bei Zweitkontakt
in Form eines gut sichtbaren Ekzems
• Prävention (Meidung des Allergens!) sinnvoller als
Therapie (nur symptomatisch möglich)
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Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Allergie
– anaphylaktische Reaktion
• beruht auf Wirkungen von Histamin
(körpereigener Botenstoff im Nervensystem) im
Körper, nachdem dieses durch Kontakt von Antikörpern
mit Antigen (Wirkstoff) massenhaft freigesetzt wurde
• kann bis zu lebensbedrohlichen Zuständen
(anaphylaktischer Schock) führen, die sofort
behandlungsbedürftig sind (Schocktherapie?)
• Mögliche Wirkverstärker: Betablocker, ACE-Hemmer
Nebenwirkungen / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
• Allergie
– Wirkungen von Histamin ( Schocksymptomatik)
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Schwangerschaft
• Vielzahl mütterlich verabreichter Wirkstoffe
erreicht Embryo oder Fötus im Mutterleib
• stets Gefahr der Fruchtschädigung!
• während gesamter Schwangerschaft strenge
Nutzen/Risiko-Abwägung für alle Wirkstoffe
• besonders in Frühschwangerschaft starke
Anfälligkeit (bis 18. Tag „Alles-oder-Nichts“)
• kritischer Einsatz neuer Arzneimittel, da oft
keine vorhandenen Daten bei Schwangeren
Stillzeit
• Übertritt zahlreicher Wirkstoffe mit der
Muttermilch in den kindlichen Organismus
• vor allem fettlösliche Stoffe
(Fettgehalt der Muttermilch 2,5 – 10%!)
• potentiell toxische Wirkungen für Säuglinge,
auch wenn für Mutter gut verträglich
• bei Notwendigkeit der Gabe ggf. vorheriges
Abstillen nötig oder aber Ausweichen auf
Wirkstoff, der nicht muttermilch-gängig ist
(wenn mögliche Alternative vorhanden)
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Zusammenfassung
• vielfältige Vorgänge von Aufnahme eines
Wirkstoffes bis hin zum letztendlichen
Wirkeintritt
• klare Trennung von pharmakokinetischen und
pharmakodynamischen Prozessen
(Körper/Wirkstoff-Beziehung und
Wirkstoff/Körper-Beziehung)
• Komplex-Beispiel:
Morphin beim Neugeborenen
…
Ende Gelände?
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Besondere Arzneiformen
• Retard-Formulierungen generell
• Einmal-Retardierungen (Jurnista, Adalat uno)
• Magensaftresistenz (PPI, Erythromycin)
• Schmelztabletten (Tavor, Zyprexa, Maxalt)
• Lutscher (Glycerin-Lemon, Actiq)
• Nasenspray (Minirin, Imigran)
• Wirkstoff-Pflaster mit transdermaler Wirkung
• PEG/PEJ-geeignete Arzneimittel (Mörserproblematik)
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