Hintergrund pdf vorlage - Der reiche Planet

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Der reiche Planet
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1. Was ist Biodiversität?
Unter Biodiversität versteht man die biologische Vielfalt auf drei verschiedenen Ebenen:
1. die Vielfalt der Ökosysteme (die Gesamtheit und Unterschiedlichkeit aller Lebensräume)
2. die Vielfalt der Arten
3. die Vielfalt der genetischen Informationen innerhalb einer Art.
Alle drei Ebenen sind miteinander verzahnt: Das Überleben der Arten ist abhängig von dem Schutz
der Ökosysteme, in denen sie leben. Für das Überleben einer speziellen Art ist wiederum ihre
genetische Vielfalt wichtig, damit bei Veränderungen der Umwelt genügend Individuen überleben, die
sich an die neue Situation anpassen können. Nur wenn alle Aspekte berücksichtigt werden, bleibt die
Artenvielfalt der Erde erhalten.
2. Welche Regionen sind besonders schützenswert?
Zur Erhaltung der Biodiversität richten viele Naturschützer ihr Augenmerk vor allem auf Regionen, in
denen besonders viele Arten vorkommen. Die Umweltschutzorganisation Conservation International
etwa bezeichnet eine solche Region als Hotspot. Dort müssen mindestens 1500 einzigartige Spezies
vorkommen und außerdem 70 Prozent der ursprünglichen Vielfalt verloren gegangen sein.
Einige Experten kritisieren diese Einteilung. Denn es gibt viele Regionen, die eine geringere Artenzahl
aufweisen und dennoch von unschätzbarem ökologischem Wert sind. Die von uns gewählten
Beispiele sind der Versuch, für jeden Lebensraum typische Regionen zu präsentieren. Doch viele
weitere Gebiete wären ebenfalls wert, genannt zu werden.
2. Was ist ein Ökosystem?
Ein Ökosystem bezeichnet die Einheit von Lebewesen und ihrer unbelebten Umwelt, ihrem
Lebensraum. Die meisten Ökosysteme sind offen und wandelbar, denn die Lebewesen und ihr
Lebensraum beeinflussen sich gegenseitig. Die Grenzen sind deshalb oft fließend und nicht genau
festzulegen. Bei Ökosystemen auf dem Land bietet meist eine charakteristische Pflanzendecke einen
Anhaltspunkt.
Die natürlichen Kreisläufe in einem Ökosystem sind ausgeglichen, so dass ein dynamisches
Gleichgewicht entsteht. Änderungen einzelner Faktoren können dieses Gleichgewicht stören. So führt
zum Beispiel die Überdüngung von Trockenwiesen zu einem Wechsel der Pflanzen in diesem
Ökosystem - und damit auch zu einem Wechsel der Tiere, die von diesen Pflanzen leben. Da die
Ökosysteme miteinander in Verbindung stehen, können sich die Veränderungen auch auf
benachbarte Gebiete auswirken.
3. Wie viele Arten gibt es?
Obwohl es seit über 250 Jahren intensive Forschung auf dem Gebiet der Systematik gibt, ist nicht
bekannt, wie viele Lebewesen heute auf unserer Erde leben. Die Schätzungen schwanken stark und
reichen meist von drei Millionen bis zu 30 Millionen Arten. Zum einen ist es schwer zu sagen, wie viele
bislang nicht untersuchte Arten es noch gibt. Zum anderen ist nicht einmal die Zahl der bereits
untersuchten Lebewesen bekannt, da es kein Zentralarchiv gibt, in dem alle Daten gesammelt
werden. Hier reichen die Schätzungen von 1,5 bis 1,8 Millionen untersuchter Spezies.
Der schwedische Naturforscher und Botaniker Carl von Linné begann im 18. Jahrhundert alle
bekannten Arten in ein Klassifikationssystem einzufügen, das in weiten Teilen bis heute noch seine
Gültigkeit hat. Damals wie heute wurden die verschiedenen Gruppen der Lebewesen sehr
unterschiedlich intensiv untersucht. Die meisten Forscher widmeten ihre Aufmerksamkeit den
populären, auffälligen Arten, während unpopuläre, kleine Arten weniger Beachtung fanden. Während
Vögel und Säugetiere schon damals sehr gut untersucht waren, ist über unscheinbare Lebewesen wie
Pilze, Fadenwürmer und Mikroorganismen auch heute noch wenig bekannt. Die Zahl dieser
Lebewesen ist deshalb besonders schwer einzuschätzen.
Eine weitere Diskrepanz besteht zwischen den Regionen: Obwohl die Tropen wesentlich artenreicher
sind als die nördlichen Zonen, werden letztere intensiver untersucht. Und auch die Meere gehören zu
den wenig erforschten Gebieten der Erde.
4. Was ist eine endemische Art?
Eine Art ist endemisch, wenn sie nur in einem bestimmten, klar abgegrenzten Gebiet vorkommt. Auch
größere systematische Einheiten wie Gattungen oder Familien können endemisch sein. Wie groß das
Gebiet sein kann, ist nicht festgelegt. So ist zum Beispiel der Rittersporn Delphinum caseyi auf einer
nur zwei Quadratmeter großen Fläche im Norden Zyperns endemisch. Die Ordnung der Lemuren ist
dagegen auf Madagaskar endemisch, einem weitaus größeren Gebiet.
In Regionen, die eine hohe Biodiversität aufweisen, leben oft auch viele Endemiten. Je kleiner das
Gebiet ist, auf das sich das Vorkommen einer endemischen Art beschränkt, desto stärker ist diese
durch Umwelteinflüsse gefährdet. Schon kleine Veränderungen können der gesamten Population
schaden und im schlimmsten Fall zum Aussterben führen.
5. Wann ist eine Art bedroht?
Eine Art ist bedroht, wenn sie nicht mehr genügend Nachkommen erzeugt, die überleben und das
Weiterbestehen der Spezies garantieren. Dabei können viele Gründe eine Rolle spielen. Der Verlust
des Lebensraums gehört heute zu den wichtigsten Bedrohungen der Arten. Für Siedlungsprojekte,
Landwirtschaft und den Abbau von Ressourcen werden alljährlich weite Flächen natürlicher
Lebensräume vernichtet. Besonders stark betroffen davon sind die artenreichen Gebiete in den
Entwicklungs- und Schwellenländern.
Durch den Verlust von Lebensraum können größere Populationen getrennt und in mehrere kleine
Populationen aufgespalten werden. Kleine Populationen sind besonders stark bedroht, weil bei einer
geringen Anzahl von Lebewesen die einzelnen Individuen eine geringe Variabilität aufweisen. Durch
diese eingeschränkte Variabilität kann eine kleine Population sich nicht so gut an Veränderungen der
Umwelt anpassen - und hat ein höheres Risiko, bei solchen Veränderungen auszusterben.
Zu den gravierenden Umweltveränderungen in unserer Zeit gehören Klimaerwärmung,
Verschmutzung der Lebensräume, Überdüngung, Jagd, Überfischung, Ausbeutung der Ressourcen
und die Ausbreitung fremder Arten.
6. Wann ist Artensterben nicht mehr natürlich?
In einem gewissen Ausmaß ist das Aussterben einzelner Arten und die Entstehung neuer Spezies ein
normaler Bestandteil der Evolution. Auch massenhaftes Artensterben gehört zur Entwicklung des
Lebens dazu und gab es schon mindestens fünf Mal im Lauf der Erdgeschichte. Das jüngste und
bekannteste Massenartensterben fand vor 65 Millionen Jahren statt. Damals starb die Hälfte aller
Tiere aus, darunter auch die Dinosaurier. Als Gründe für all diese Massenartensterben werden
katastrophale Ereignisse diskutiert wie Meteoriteneinschläge, Vulkanausbrüche, Schwankungen des
Meeresspiegels oder klimatische Veränderungen.
Das heutige, rasante Artensterben wird dagegen vom Menschen verursacht. Nach Schätzungen
sterben aktuell pro Tag etwa 150 Arten aus. Doch auch diese Zahl kann nur sehr grob geschätzt
werden. Da die Anzahl der lebenden Arten unbekannt ist, kann auch die Zahl der aussterbenden Tiere
nicht bestimmt werden. Fest steht jedoch, dass alljährlich gigantische Flächen von Lebensraum
vernichtet werden. Da es sich dabei vor allem um die extrem artenreichen Tropenwälder handelt,
muss ein hoher Verlust an Arten die Folge sein.
Der größte Teil der Zerstörung findet in Schwellenländern statt. Durch Ausbeutung der Rohstoffe
dieser Länder und den Kauf daraus hergestellter Produkte sind die Industrieländer direkt oder indirekt
an dieser Zerstörung beteiligt.
7. Folgen des Artensterbens
Der Rückgang der Arten kann viele Folgen haben, die auch den Menschen betreffen. Allein die
Leistungen der Pflanzen sind für den Menschen unverzichtbar. Sie erscheinen uns so
selbstverständlich, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. Sie produzieren den Sauerstoff unserer
Atmosphäre, speichern Kohlendioxid und regulieren das Klima. Unzählige Medikamente und andere
nützliche Produkte wurden aus den Bestandteilen von Pflanzen und Tieren entwickelt. Mit den
aussterbenden Arten geht dieses Potenzial verloren.
Insekten und andere Tiere bestäuben zahlreiche Nutzpflanzen. Ohne die fleißigen Helfer könnten
diese Früchte nicht angebaut werden. Eine große Leistung ist auch die Aufbereitung des Bodens und
die Zersetzung von tierischem und pflanzlichem Material. Schon durch das Aussterben weniger Arten
können diese Arbeiten beeinträchtigt und ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht gebracht werden.
8. Wie viele ausgestorbene Arten gibt es?
Eine Art gilt endgültig als ausgestorben, wenn mindestens 50 Jahre lang kein Individuum mehr
gesehen wurde. Das Tempo des Artensterbens hat in den letzten 50 Jahren rasant zugenommen. Im
17. Jahrhundert starben noch etwa alle zehn Jahre eine Vogel- und eine Säugetierart aus. Zwischen
1850 und 1950 starb bereits eine Art pro Jahr aus.
Die Weltnaturschutzunion “International Union for Conservation of Nature and Natural Resources”
(IUCN) unterscheidet zwischen Tieren, die komplett ausgestorben sind und solchen, von denen noch
einige Individuen in Gefangenschaft existieren. Seit dem 16. Jahrhundert wurden insgesamt über 800
Arten als ausgestorben registriert. Da jedoch früher nur prägnante Arten beobachtet wurden und
selbst heute längst nicht alle existierenden Arten bekannt sind, dürfte die tatsächliche Zahl der
ausgestorbenen Tiere weitaus höher sein.
9. Was ist die Rote Liste der gefährdeten Arten?
In Roten Listen wird die Gefährdung der Arten beschrieben. Es gibt weltweite, nationale und lokale
Rote Listen. Die Rote Liste zur Internationalen Gefährdung der Arten veröffentlicht die
Weltnaturschutzunion “International Union for Conservation of Nature and Natural Resources” (IUCN)
seit 1963. In ihr sind gefährdete Tier- und Pflanzenarten weltweit zusammengestellt.
Die Rote Liste der IUCN bewertet den Grad der Gefährdung in folgenden Stufen:
- Ausgestorben (extinct - EX)
- In freier Wildbahn ausgestorben (extinct in the wild - EW)
- Vom Aussterben bedroht (critically endangered - CR)
- Stark gefährdet (endangered - EN)
- Gefährdet (vulnerable - VU)
- Gering gefährdet (near threatened - NT)
- Nicht gefährdet (least concern - LC)
- Ungenügende Datengrundlage (data deficient - DD)
- Nicht eingestuft (not evaluated - NE)
Auch bei dieser Liste zeigt sich die Schwierigkeit einer genauen Erfassung. Bisher wurden vor allem
die Vögel und Säugetiere eingeordnet. Die Wirbellosen sind dagegen nur mit rund 3400 Arten (von
über einer Million beschriebenen Arten) erfasst worden. Und Arten, die in dieser Roten Liste nicht
aufgeführt sind oder als wenig gefährdet gelten, können in anderen Roten Listen durchaus mit einer
höheren Gefährdung eingestuft werden. Insgesamt gelten in der Roten Liste der IUCN 17.200 Tierund Pflanzenarten als bedroht (Stand 2009).
10. Nationale Rote Listen
Rote Listen werden auch von einzelnen Staaten und in Deutschland zusätzlich von einzelnen
Bundesländern herausgegeben. Die Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands beinhaltet Einzellisten
zu allen Wirbeltieren und zu ausgewählten Gruppen der Wirbellosen. Insgesamt wurden etwa 35
Prozent der 45.000 heimischen Tierarten bewertet.
Rund 40 Prozent der untersuchten Tiere und Pflanzen wurden in die Rote Liste Deutschlands
aufgenommen, und etwa vier Prozent der Tiere und Pflanzen gelten als ausgestorben oder
verschollen. Daneben gibt es noch eine Rote Liste der Pflanzengesellschaften und eine Rote Liste der
Lebensräume Deutschlands.
Der Grad der Bewertung wird in folgenden Stufen bewertet:
- Ausgestorben oder verschollen (0)
- Vom Aussterben bedroht (1)
- Stark gefährdet (2)
- Gefährdet (3)
- Extrem selten (R)
- Gefährdung anzunehmen (G)
- Vorwarnliste (V)
- Daten ungenügend (D)
- Ungefährdet
- Nicht bewertet
11. Die Biodiversitäts-Konvention
Auf der Weltkonferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro wurde 1992 das "Übereinkommen
zum Schutz der biologischen Vielfalt" (Convention on biological diversity, CBD) verabschiedet. Der
Vertrag umfasst den Schutz aller Elemente der belebten Umwelt und verbindet diesen mit der
nachhaltigen Nutzung biologischer Ressourcen durch den Menschen. Die unterzeichnenden Staaten
verpflichten sich, die Bestimmungen der Biodiversitäts-Konvention in nationales Recht umzusetzen.
Die Bundesregierung hat ihre Nationale Biodiversitätsstrategie im November 2007 vorgelegt – 15
Jahre nach der Verabschiedung der Konvention.
Die Hauptziele der Biodiversitäts-Konvention sind der Erhalt der Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten,
Lebensräumen und genetischer Diversität. Ein weltweit repräsentatives Netz von Schutzgebieten soll
vervollständigt werden. Außerdem sollen die natürlichen Ressourcen nachhaltig genutzt werden. Das
heißt, sie sollen so verwendet werden, dass sie auch künftigen Generationen noch zur Verfügung
stehen. Die Gewinne aus der Nutzung der natürlichen Ressourcen sollen gerecht verteilt werden.
Das Ziel, bis 2010 den Verlust an biologischer Vielfalt bedeutend zu verringern, war ein Kernthema
der CBD-Konferenz 2008 in Bonn. Fortschritte sind seither nicht erkennbar.
12. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES)
Das Washingtoner Artenschutzabkommen (Convention on International Trade in Endangered Species
of Wild Flora and Fauna - CITES) wurde 1973 in Washington verabschiedet und ist eines der
wichtigsten internationalen Abkommen zum Schutz der Natur. Das Abkommen regelt den Handel von
rund 33.000 bedrohten Tier- und Pflanzenarten.
Die Arten werden in verschiedene Anhänge eingeordnet. Anhang I enthält Arten, die vom Aussterben
bedroht sind. Kommerzieller Handel mit wild lebenden Individuen dieser Arten ist verboten. Anhang II
beinhaltet Arten, die bedroht sein könnten, wenn der Handel nicht streng reguliert wird. Im Anhang III
werden Arten aufgeführt, bei denen die Regulierungen des internationalen Handels nur die Bestände
dieser Art in einem bestimmten Land betrifft. In Deutschland ist das Bundesamt für Naturschutz (BfN)
die für CITES zuständige wissenschaftliche Behörde.
13. Die Flora-Fauna-Habitat Richtlinie
Die Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie ist ein Abkommen der Europäischen Union zur Erhaltung der
europäischen biologischen Vielfalt. Um dieses Ziel der 1992 in Kraft getretenen Richtlinie zu erhalten
wurde ein europaweites Netzwerk an Schutzgebieten eingerichtet, die "Natura 2000". Neben den
Schutzgebieten der FFH-Richtlinie umfasst die "Natura 200" auch die Vogelschutzgebiete der
Vogelschutzrichtlinie.
Zu den geschützten FFH-Gebieten gehören natürliche Lebensräume, die von gemeinschaftlichem
Interesse sind. Außerdem Gebiete mit Tier- und Pflanzenarten, die von gemeinschaftlichem Interesse
sind, sowie Gebiete, die von gemeinschaftlicher Bedeutung sind. In Deutschland umfasst das "Natura
2000" Netz rund 13,5 Prozent der Landfläche und 41 Prozent der marinen Fläche. In diesen Gebieten
darf sich der Zustand nicht verschlechtern, und die dort vorkommenden Arten müssen regelmäßig
erfasst werden. Die Ergebnisse werden alle sechs Jahre an die Kommission der Europäischen Union
weitergegeben.
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