Werner Biermann Die Central Intelligence Agency (1) Die CIA hat sich in den Jahrzehnten des Kalten Krieges bewährt. Sie hat ihren Beitrag dazu geleistet, die US-amerikanische Machtinteressen zu wahren. Mit Ausnahme von Kuba ist ihr das gelungen. Die sozialen Folgen der CIA-Operationen stehen auf einem anderen Blatt aber Geheimdienst bedeutet Wahrnehmung von besonders anstößigen Aufgaben, die kurzfristig dem staatlichen Interessen dienen. Daß das Wirken der CIA zur langfristigen Zerstörung der gesellschaftlichen Fundamente beiträgt, auf der eine funktionierende Demokratie ruht, steht außer Zweifel. Schlußendlich bemißt sich politischer Erfolg nach vor allem wirtschaftlichen Kriterien, die dem Wesen des Kapitalismus entsprechend kurzfristiger Natur sind. Wenn Großmächte Gewalt anwenden oder androhen, handelt es sich hierbei nach allgemein akzeptierter Konvention um Erzwingungsdiplomatie, nicht jedoch Terrorismus, auch wenn Gewalt angewendet wird, die ansonsten als terroristische Maßnahmen bezeichnet werden, so sinngemäß Robert O. Slater und Michael Stohl (Current Perspectives on International Terrorism. London: Macmillan, 1988, S. 12). Selbst staatstragende Wissenschaftler kommen offensichtlich nicht umhin, die Anrüchigkeit machtpolitischen Agierens zu erwähnen. Entgegen der landläufigen Meinung besteht der amerikanische Geheimdienst aus viel mehr als nur der CIA. Fünf Ministerien plus ein paar unabhängige Organisationen verfügen über eigene Einheiten zur Nachrichtenbeschaffung. Manche davon sind sehr spezialisiert. So sitzen in der Einheit des Energieministeriums Amerikas beste Experten für ausländische Kernwaffen, während die winzige Einheit des Luftfahrtministeriums primär die Funktion hat, Informationen über Flugzeugentführer zu sammeln. Das Schatzamt konzentriert sich auf Drogenhändler, Finanzgeschäfte. Der Waffenschieber Nachrichtendienst und des natürlich auf krumme Aussenministeriums trägt Informationen aus allen Bereichen der Regierung zusammen, damit der Aussenminister täglich auf den neusten Stand gebracht werden kann. Dieser Dienst kooperiert auch mit den wirklich grossen Nachrichtendiensten der Nation und bringt die «National Intelligence Estimates» heraus, also nachrichtendienstliche Lagebeurteilungen zu so grundlegenden Themen wie die Leistungsfähigkeit der russischen Raketen oder die Zukunft der chinesischen Politik. Der kleinste der grossen Nachrichtendienste ist jener Teil der Bundeskriminalpolizei (FBI), der sich mit Spionageabwehr befasst. Er versucht -2- russische, chinesische und andere feindliche Nachrichtenoffiziere in den USA im Auge zu behalten und ihre amerikanischen Kontaktpersonen zu ermitteln. Auf all diese Organisationen zusammen entfallen etwa 5 Prozent des Budgets für Nachrichtendienste. Rund 85 Prozent nimmt das Verteidigungsministerium in Anspruch. Innerhalb des Verteidigungsministeriums haben die Armee, die Marine und die Luftwaffe eigene Nachrichtendienste. Sie werden koordiniert von der Defense Intelligence Agency (DIA). Zum Pentagon gehört auch das National Reconnaissance Office (NRO), das nationale Büro für militärische Aufklärung, das über die meisten Spionagesatelliten verfügt. Ebenso dem Pentagon unterstellt Staatssicherheitsdienst, ist ein die National gigantischer Security Komplex Agency aus (NSA), der Antennen und Computern, die elektronische Signale auffangen und analysieren. Und schliesslich ist da die Central Intelligence Agency (CIA), die etwa 10 Prozent des Budgets beansprucht. Die CIA beschäftigt Spione im Ausland und ein Heer von Analytikern und sollte eigentlich die Arbeiten aller obenerwähnten Einheiten und Organisationen koordinieren, um die «National Intelligence Estimates» zuhanden der Regierung zu produzieren. Die meisten Angestellten der amerikanischen Nachrichtendienste sind in erster Linie Informationsvermittler. Sie ordnen Informationen, analysieren und bündeln sie entsprechend den Aufgaben ihres Ministeriums. Jeden Morgen müssen sie sich darauf gefasst machen, dass zum Beispiel ein Beamter des Energieministeriums oder des Aussenministeriums mit der Frage auftaucht, wie es um das irakische Kernwaffenprogramm stehe oder um Irans Verhandlungen mit China über den Kauf von Kernreaktoren. Der Beamte weiss, dass die Analytiker seiner Organisation alle entsprechenden Dossiers der Regierung durchkämmt, mit jedem Fachmann auf diesem Gebiet gesprochen haben und mit den Daten auch etwas anfangen können. Ebenso ist ein Grossteil der Spionageabwehrarbeit des FBI bloss eine Erweiterung seiner Polizeiarbeit: -3- Spionen wird nachgespürt wie Verbrechern mit dem Ziel, sie schliesslich vor Gericht zu stellen. Auch das Verteidigungsministerium hat einen gewaltigen Nachrichtenbedarf. Wer ein neues Flugzeug entwickelt, möchte Dossiers über die Radarsysteme möglicher Gegner, und wer sich auf einen Luftkampf vorbereitet, will Dossiers über die Fliegerabwehr des Feindes. Das Weisse Haus und der Kongress könnten von überall Informationen beziehen, aber in der Regel holen sie Rat bei der CIA, die Tausende von Analytikern beschäftigt, jährlich Tausende von Briefings gibt und für hohe Beamte sogar ein streng geheimes Informationsblatt publiziert. Ein kleinerer Prozentsatz der Leute im Nachrichtendienst sind Sammler. Sie verbrauchen den grössten Teil des Nachrichtendienstbudgets: ungefähr die Hälfte der jährlich 30 Milliarden Dollar wird für taktisch-nachrichtendienstliche Belange ausgegeben. Dazu gehören die Kameras und Radaranlagen, die irakisches Kriegsmaterial auf dem Schlachtfeld identifizierten und den amerikanischen Panzerwagen und Flugzeugen automatisch übermittelten, wohin genau sie zu zielen hatten; dazu gehören ebenso die Geräte zum Auffangen feindlicher Funksignale auf dem Schlachtfeld. Die Hälfte der verbleibenden Hälfte, mehr als 7 Milliarden Dollar, wird für den Kauf von Kameras und Antennen ausgegeben, mit denen man tief in fremde Länder hineinzuhorchen und hineinzublicken vermag. Man nennt diese Instrumente National Technical Means (NTM), nationale technische Mittel. Die rund 2000 Agenten, die die CIA ständig im Ausland im Einsatz hat (sie werden von fast ebenso vielen in Washington unterstützt), kosten weniger als ein grosser Satellit. Fast alle CIA-Leute im Ausland arbeiten von amerikanischen Botschaften und Konsulaten aus, angeblich als Diplomaten, Attachés für Landwirtschaftsfragen oder als andere Regierungsbeamte, aber ihre Hauptaufgabe ist es, Leute zu finden, die ihnen Geheiminformationen verschaffen. Zum Botschaftspersonal gehören auch Militärattachés, die ganz -4- offiziell über die Armee ihres Gastlandes berichten. Diese Attachés kosten weniger als ein kleiner Satellit. Rund 2500 FBI-Beamte sind fast schon alles, was die amerikanische Spionageabwehr zu bieten hat. Die CIA beschäftigt etwa 100 Leute, die feindliche Nachrichtendienste Unterwanderungsversuche unterwandern feindlicher Spione und umgekehrt aufdecken sollen. die Die militärischen Geheimdienste, die die Satelliten bauen und in Umlauf halten, stellen FBI und CIA wohl Daten zur Verfügung, haben aber keine eigenen Leute damit beauftragt, Nachforschungen anzustellen über feindliche Versuche, die amerikanischen Kameras und Antennen zu täuschen. Alles in allem macht die Gegenspionage einen vernachlässigbaren Teil des nachrichtendienstlichen Budgets aus. Noch weniger kosten sogenannte convert actions, verdeckte Aktionen. Wurde Mitte der fünfziger Jahre die Hälfte des CIA-Budgets dazu verwendet, ausländische Regierungen und die öffentliche Meinung zu beeinflussen, wird heute nur noch ein Prozent desselben (und damit ein Promille des gesamten nachrichtendienstlichen Budgets) für solche Zwecke ausgegeben. In der Ära der beiden Supermächte (angesichts der Millionen Zivilopfer während des Kalten Krieges ist dieser weitverbreitete Begriff zynisch) war die CIA ein wichtiges Instrument bei der Durchsetzung US-amerikanischer Machtinteressen; sie war außerdem maßgeblich beteiligt bei der Verbreitung von zwei gegenwärtigen Hauptproblemen - das internationale Terroristennetzwerk und der grassierende Drogenkonsum in den westlichen Industriegesellschaften. Die Gründung der CIA. Die Regierung der Vereinigten Staaten hielt an der Annahme fest, daß die militärischen Sicherdienste und derjenige des -5- Außenministeriums genügend Informationen lieferten; notwendig erschien lediglich die Koordination des Datenflußes, wofür von Präsident Roosevelt 1941 das Amt des Coordinator of Information (COI) geschaffen wurde. Sehr bald wurde jedoch deutlich, daß das Amt die ihm zugewiesene Funktion kaum sinnvoll wahrnehmen konnte; Armee und Marine zeigten sich nicht kooperationsbereit bzw. hintertrieben jegliche Zusammenarbeit wie General MacArthur, Kommandeur der US-Truppen in Asien. Außerdem war das FBI vom Präsidenten mit der Durchführung von sogenannten intelligence operations in Südamerika betraut worden. 1942 wurde das COI reformiert. Sein Direktor, Colonel (später General) Donovan, sollte den Schwerpunkt des in Office of Strategic Services (OSS) umbenannte Amt auf "special services" legen, d.h. Durchführung geheimer Operationen. Das OSS unterhielt eine 'Guerrilla and Resistance' genannte Abteilung, die Aktionen von Europa bis Burma durchführte nach dem Vorbild der allgemein als erfolgreich angesehenen British Special Operations Executive. Die weiterhin schwelenden Konflikte zwischen dem OSS, dem FBI und dem Militär sind wahrscheinlich der Grund dafür, daß das Amt im September 1945 aufgelöst wurde. Auch Präsident Truman wollte zumindest vorübergehend nichts von geheimdienstlichen Tätigkeiten wissen, die er abfällig als "fun and games" bezeichnete. Diese Einsicht verband er mit den Hoffnungen, eine dauerhafte Friedenspolitik beginnen zu können, eine kurzlebige Illusion, wie sich bald zeigen sollte. Die Abteilungen der früheren OSS: Secret Intelligence und Analysis wurden aufrechterhalten und dem Außen- bzw. Verteidigungsministerium eingegliedert. -6- Erste Überlegungen, einen Geheimdienst zu schaffen, der die weltweiten und verzweigten Operationen koordinieren sollte, gab es schon 1944. Widerstände hiergegen regten sich beim FBI, das um seine eigene Stellung fürchtete, und im Marineministerium, das seine Behörde, das Office of Naval Intelligence (ONI) mit der neuen Aufgabe betrauen wollte. Ähnlich argumentierte das Heeresministerium, das in seinem G-2 die geeignete Institution sah. Präsident Truman beugte sich den Forderungen des Militärs und löste das OSS (Office for Strategic Services) kurz nach der Kapitulation Japans auf. Ohne parlamentarische Zustimmung und Kontrolle und finanziert aus den Mitteln des Pentagon wurden die US-amerikanischen Geheimdiensttätigkeiten von der Central Intelligence Group wahrgenommen. In diese Zeit fallen die Aktivitäten der beiden Militärgeheimdienste G-2 und ONI, Nazipersonal anzuheuern. Die Begründung hierfür lieferte George Kennan - nebenbei einer der schärfsten Kritiker der Nürnberger Tribunale - in einem Brief an das Außenministerium: "Ob wir es mögen oder nicht, Neunzehntel von dem, was in Deutschland stark, fähig und respektiert ist, wurde in die Kategorien eingeordnet, die wir im Sinne haben, wenn wir die deutsche Regierung säubern wollen - nämlich diejenigen, die mehr als nur nominale Mitglieder der Nazipartei waren". Ein Brief an John McCloy, US Hochkommissar in Deutschland, hat den gleichen Inhalt. Das Schreiben verdeutlicht die neue außenpolitische Denkweise, auf Konfrontationskurs gegenüber der Sowjetunion zu gehen, den einstigen Verbündeten einzudämmen und auch über den Kampf gegen eine vermeintliche kommunistische Weltverschwörung ein ideologisches Mittel zu entwicklen, das die US-amerikanische Gesellschaft zusammenschweißt. Der Zweck heiligt die Mittel; deshalb galt es, alle antikommunistischen Kräfte zu bündeln, und die Nazis hatten sich hier nachweislich bewährt. -7- Die Väter des Kalten Krieges fürchteten, daß aus den für 1948 in Italien bevorstehenden Wahlen die kommunistische Partei siegreich hervorgehen würde mit dem Ergebnis, daß die Position der USA im Mittelmeer und wahrscheinlich in Europa untergraben würde. Deshalb wurden 1947 Vorkehrungen für eine Reform der Geheimdienste geschaffen. Es galt, rasch zu handeln und die ansonsten langwierigen Auseinandersetzungen mit dem Kongreß zu vermeiden. Das Nationale Sicherheitsgesetz von 1947 sah im wesentlichen die Bildung des Nationalen Sicherheitsrates und die Gründung der Luftwaffe als einer eigenständigen Einrichtung vor; das Kriegsministerium wurde in Verteidigungsministerium umbenannt und - en passant - wurde in einem Unterparagraphen die Gründung der Central Intelligence Agency vorgeschlagen. Im Juli des selben Jahres wurde das Gesetz verabschiedet. Die Central Intelligence Agency - erste Aktivitäten. Eine der ersten Tätigkeit des neuen Geheimdienstes sollte darin bestehen, verdeckte Operationen in Europa zu beginnen. Dies verstieß gegen die gesetzlichen Auflagen; selbst Präsident Truman verweigerte seine Unterschrift unter das entsprechende Dokument. Der Geheimdienst berief sich nun auf eine Anweisung des Nationalen Sicherheitsrates (1) ; da es hierfür keine vom Kongreß genehmigten Mittel gab, wurden private Quellen in den USA angezapft durch ein Netzwerk von Scheinunternehmen, wohlhabenden Privatpersonen und kriminellen Organisationen. "Das Ringen um Europa war in vollem Gange, und der Nationale Sicherheitsrat beshcloß auf seiner ersten Sitzung am 19. Dezember 1947, die CIA als wirksame Waffen im Kalten Krieg einzusetzen" (Thomas Powers, CIA, Hamburg 1980, S. 62). Das erste konkrete Ziel für die antikommunistischen -8- Operationen war, einen Wahlsieg der kommunistischen Partei in Italien zu verhindern. Zur Ausführung dieses Auftrages wurde am 22. Dezember 1947 eine "Special Procedures Group" berufen. Falls das Vorhaben mißlingen würde, hatte der Sicherheitsrat Vorsorge getroffen. So sollten dann antikommunistische Gruppierungen in Italien unterstützt werden, auch um den Preis eines Bürgerkrieges (Bernd Greiner, Politik am Rande des Abgrundes?. Heilbronn, 1986, S. 33). Den 'Erfolg' in Italien nahmen die Führungszirkel in Washington zum Anlaß, diesbezügliche Tätigkeiten zu verstetigen. Die SPG-Gruppe wurde auf Anweisung des Sicherheitsrates (Direktive NSC 10/2 vom 18. Juni 1948) in eine Organisation zur Durchführung geheimer Unternehmungen übergeleitet; diese trug den Namen "Amt für politische Koordination" (OPC). Das Amt sollte - im Wortlaut der top-secret klassifizierten Direktive - Maßnahmen durchführen, die "so geplant und ausgeführt werden sollen, daß nicht autorisierte Personen die Verantwortlichkeit der amerikanischen Regierung nicht erkennen können und daß die amerikanische Regierung für den Fall, daß solche Aktivitäten bekannt werden, jede Beteiligung dementieren kann". Die Direktive sieht ferner eine ganze Palette von verdeckter Kriegsführung vor: "Propaganda, Wirtschaftskrieg, vorbeugende Direktmaßnahmen, einschließlich Sabotage, Anti-Sabotage, Zerstörung, Evakuierungsmaßnahmen" (NSC 10/2, June 18, 1948, printed in Foreign Relations, 1945-1950, Emergence of the Intelligence Establishment, Document 292). Die Methoden des verdeckten Krieges bestanden in Subversion in feindlichen Staaten, einschließlich Unterstützung für im Untergrund operiende Widerstandsbewegungen, Guerillakräfte sowie Unterstützung einheimischer anti-kommunistischer Kräfte in bedrohten Ländern der westlichen Welt, so Powers, S. 65f. Das Dokument NSC 10/2 stellte, so der Historiker Christopher Simpson, "einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte des US-Geheimdienstes im kalten Krieg und -9- eigentlich in der gesamten amerikanisch-sowjetischen Beziehung dar. (...) Die CIA und andere Spionageorganisationen sollten sich nicht länger darauf beschränken, in erster Linie Informationen über auswärtige Feinde zu beschaffen und auszuwerten. Die administrativen Fesseln, die die geheimen Aktivitäten der USA seit Ende des Zweiten Weltkriegs behindert hatten, sollten endlich verschwinden."(Simpson, Blowback, S. 131). Das Amt hatte ein breites Aufgabenfeld, von militärischen Maßnahmen über außenpolitische Aktivitäten bis hin zu geheimdienstlichen Operationen. Dementsprechend differenziert war auch seine Struktur; der Direktor wurde vom Außenminister ernannt, war aber sowohl dem Außen- als auch dem Verteidigungsminister unterstellt (2) . Finanziert wurde das OPC aus dem Etat der CIA. Das Arbeitsfeld der OPC wuchs während des Koreakrieges. Ein neuer Zuschnitt der Zuständigkeiten war aus administrativen Gründen geboten. Die Truman-Regierung gliederte den Bereich der psychologischen Kriegsführung in das eigens hierfür geschaffene Amt der Psychologischen Strategie (Psychological Strategy Board (PSB) aus, eine Maßnahme, die von der Eisenhower Administration allerdings widerrufen wurde. Der Board sollte laut Anweisung des Präsidenten vom 4. April 1951 "eine effektvolle Planung, Koordinierung und Ausführung von psychologischen Operationen im Rahmen der genehmigten nationalen Politik" wahrnehmen. NSC 10/5. Die einige Monate später vom Sicherheitsrat beschlossene Direktive NSC 10/5 griff diese Vorgabe auf; gleichzeitig wurde die Zuständigkeit der CIA bei verdeckten Operationen und bei Guerrillakriegen beträchtlich erhöht. Nicht mehr die Beschaffung von Informationen und Daten, die für die Politikformulierung des Präsidenten wesentlich sein könnten, sondern geheime Operationen wurden zur Kernaufgabe des Geheimdienstes, an der die späteren - 10 - Präsidenten festhielten (3). Verdeckte Operationen wurden zum festen Bestandteil der CIA-Tätigkeiten; sie wurden, obwohl eigentlich ungesetzlich, von allen US-Präsidenten toleriert und nach Bedarf gefördert. Zwar ordnete der Nationale Sicherheitsrat mit seiner Direktive NSC 10/2 vom Mai 1948 eine Organisation zur Durchführung geheimer Unternehmungen an, die als Unterabteilung der CIA die Bezeichnung OPC (Office for Political Coordination) erhielt, später in Direktorium für Operationen umfirmiert. Dies ändert jedoch nichts daran, daß Operationen an Parlament und Gesetz vorbei ausgeführt wurden. Die CIA wurde als Institution gegründet, deren eigentliche Tätigkeit bei geheimen Operationen lag; die Informationsbeschaffung, also Spionage im herkömmlichen Sinn, war eine Nebenfunktion, die zugleich von dem Aufgabenschwerpunkte ablegen und die Regierung in einem unverfänglichen Licht erscheinen lassen sollte - ein Präsident, der einer geheimen Untergrundorganisation vorsteht, büßt an Ansehen - national und international ein. Daß diese Methode der Verschleierung funktionierte, wird beim Skandal um die sogenannten Pentagon Papers deutlich. Diese, der New York Times, Anfang der 70er Jahre zugespielten CIA-Unterlagen über die Arbeitsweise des Geheimdienstes in Vietnam beschränken sich auf die Spionagetätigkeiten, ließen aber die viel bedeutsameren Geheimoerationen außer Betracht. Die Öffentlichkeit stellte zwar für die CIA unangenehme Fragen nach ihrem Spionagebereich, der Kernbereich konnte deshalb nicht hinterfragt werden, weil er in den Dokumenten nicht vorkam. Hier stellen sich Fragen nach der Glaubwürdigkeit der angesehenen Tageszeitung, die entweder über die Arbeitsbereiche der CIA schlecht unterrichtet war oder sich bewußt auf die Seite des Geheimdienstes schlug. - 11 - Special Group. Was geheime Operationen angeht, hatte die CIA am Ende der Regierungszeit von Präsident Truman ein Höchstmaß an Unabhängigkeit erreicht; niemand anders als der Präsident selbst hatte die Befugnis, dem Geheimdienst in diesem Bereich Anweisungen zu geben. Unter der Eisenhower Administration wurde diese Freizügigkeit modifiziert. Mit der vom Präsidenten gebilligten Direktive des Sicherheitsrates NSC 5412 vom 15. März 1954 wurde die Verantwortung der CIA für geheime Opertionen bestätigt; gleichzeitig wurde der für die Geheimdienste zuständige Koordinator, Director of Central Intelligence (DCI), mit neuen Befugnissen ausgestattet. Er sollte geplante Operationen der CIA mit ausgewählten Vertretern des Außenund Verteidigungsministeriums besprechen und abstimmen, um sicherzustellen, daß - im Wortlaut der Direktive - "verdeckte Operationen im Einklang mit der US-Außen- und Militärpolitik geplant und durchgeführt würden". Die Ergebnisse des für diesen Zweck eingerichteten Operations Coordinating Board sollten dem Präsidenten zur Entscheidung vorgelegt werden (William M. Leary, editor, The Central Intelligence Agency: History and Documents (The University of Alabama Press, 1984), p. 63). In der Folgezeit kam es zu einigen geringfügigen Veränderungen, so wurde die Planning Coordination Group gemäß Direktive NSC 5412/2 vom Dezember 1955 mit der Steuerungsaufgabe betraut. Die Bedeutung, die von der Eisenhower-Regierung dem Instrument geheime Operationen beigemessen wurde, wird auch daran erkennbar, daß die ständigen Mitglieder mindestens den Rang von Staatssekretären haben mußten. Das Gremium wurde üblicherweise als Special Group bezeichnet (Final Report of the Select Committee To Study Governmental Operations With Respect to Intelligence Activities, United States Senate, Book I, Foreign and Military Intelligence (1976), pp. 50-51). In der zweiten Amtsperiode von Präsident - 12 - Eisenhower tagte die Gruppe im wöchentlichen Turnus; Vorschläge für neue Operationen wurde normalerweise von der CIA eingereicht, da es den übrigen Mitgliedern der Special Group an Detailkenntnissen und Wissen für die Durchführung von geheimen Operationen mangelte (Leary, The Central Intelligence Agency: History and Documents, p. 63). Im April 1961, nach dem - aus Sicht der Vereinigten Staaten - Debakel bei der Invasion Kubas, wurde die Arbeitsweise der Special Group überprüft. Die Empfehlungen der Taylor-Kommission bestanden im wesentlichen darin, das Gremium noch höher in der administrativen Hierarchie anzusiedeln: Der persönliche Berater des Präsidenten für Nationale Sicherheit wurde zum Leiter der Special Group ernannt; der Chef des Generalstabes wurde als ständiges Mitglied berufen. Das Gremium filterte nun Eingaben der CIA nach Kriterien wie Risiken, Erfolgsaussichten, politische Sensibilität und Kosten, bevor es sich eingehend mit dem jeweiligen Vorschlag befaßte (Leary, The Central Intelligence Agency: History and Documents, p.82). Die erste Maßnahme der Special Group war die Planung der Geheimoperation Mungo (Operation Mongoose), mit der die Kennedy Administration versuchte, die sozialistische Regierung Kubas zu stürzen. Nach Recherchen der parlamentarischen Untersuchungskommission aus dem Jahr 1976 (Church Commission), die die Tätigkeiten der CIA überprüfte, genehmigte, soweit bekannt, die Special Group unter Präsident Kennedy 163 geheime Operationen und 142 während der Amtszeit von Präsident Johnson. Der Abschlußbericht der Church Commission vermerkt allerdings, daß es eine Dunkelziffer in der Größenordnung von mehreren tausend gebe. Lediglich 14 Prozent aller vom Geheimdienst durchgeführten Operationen seien dem Gremium vorgelegt worden; bei den übrigen habe es sich, so die CIA, um sogenannte low-cost bzw. low-risk Maßnahmen gehandelt (Final Report of the Select Committee To Study Governmental Operations With Respect to - 13 - Intelligence Activities, United States Senate Book I, Foreign and Military Intelligence, pp. 56-57). Es ist anzunehmen, und ein Memorandum der CIA vom Februar 1967 weist darauf hin, daß der Geheimdienst an dem zuständigen Gremium vorbei agierte. Special Group (Counter-Insurgency). Im März 1961 beauftragte Präsident Kennedy den stellvertretenden CIA Direktor Richard Bissell mit dem Konzept einer Anti-Guerrilla Einheit (Counter-Guerrilla Task Force); sie sollte vorrangig im Kampf gegen nationale Befreiungsbewegungen eingesetzt werden. Der Vorschlag wurde vom Präsidenten genehmigt; ein neues Gremium - Special Group (Counter-Insurgency) - wurde eingerichtet, dessen Aufgabe, laut präsidialer Anweisung (NSAM No. 124 vom 18. Januar 1962) darin bestehen sollte, "die Bündelung von Maßnahmen sicherzustellen sowie den Einsatz aller verfügbaren Ressourcen mit maximaler Effektivität, um subversiver Aufruhr und vergleichbaren Formen von indirekter Gewalt in befreundeten Ländern vorzubeugen und hiergegen Widerstand zu leisten". Thailand, Vietnam und Laos wurden in der Anweisung als erste Einsatzländer identifiziert (Richard M. Bissell, Reflections of a Cold Warrior (New Haven, CT: Yale University Press, 1996), p. 149). Der Vorsitzen des Gremiums lag beim Militärberater des Präsidenten. Einblicke in die Tätigkeit der Special Group (CI) bietet die Autobiographie des Vorsitzenden U. Alexis Johnson (U. Alexis Johnson, The Right Hand of Power. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall, Inc., 1984). Das wöchentlich tagende Gremium befaßte sich zunächst eingehend mit den "internen Verteidigungsproblemen" in Vietnam,Thailand, Laos, Iran und Indonesien - die offizielle Bezeichnung für Widerstand/Opposition gegen die Regierungen dieser Staaten. Empfohlen wurden weitreichende "interne Verteidigungsprogramme", die sich nicht nur auf militärische Belange, sondern auch auf Entwicklungshilfe, - 14 - Unterstützung der Polizei und Aufbau von lokaler Verwaltung erstrecken sollten. Präsdent Kennedy genehmigte die Vorschläge des Counter-Insurgency Programms (NSAM No. 182). Neben den Aktivitäten vor Ort leitete das Gremium Kurse für Regierungsbehörden und Ministerien, wo die Mitarbeiter in den Techniken der Counter-Insurgencey geschult wurden für den Einsatz in sogenannten inter-agency country teams. Die Tätigkeiten bestanden darin, zunächst das Militär, paramilitärische Einheiten und die örtlichen Polizeikräfte in den betreffenden Ländern mit den neuen Methoden der Kriegsführung vertraut zu machen. Als nächstes sollten die Streitkräfte mit zivilen Teil des Counter-Insurgency-Programmes vertraut gemacht werden. Für diesen Zweck wurden die Spezialisten der US-amerikanischen Entwicklungshilfe eingesetzt, ihrerseits beraten von Expertenteams aus den gesellschaftswissenschaftlichen Fakultäten der großen US-Universitäten. Die CIA stellte Personal für das Programm ab, war aber im wesentlichen mit den eigentlichen Geheimoperationen befaßt. Das Programm war so umfassend und gleichzeitig auf Wirksamkeit in der Öffentlichkeit angelegt, daß eine Steuerung auf Geheimdienstebene nicht sinnvoll war. Aus Sicht der Regierung war es außerdem ein geeignetes Mittel für die US-Außenpolitik gegenüber anderen Staaten der Dritten Welt. Deshalb wurde 1966 die Zugeständigkeit neu gefaßt und an den Außenminister übertragen, der von einem neuen Gremium, der Senior Interdepartmental Group (SIG), hierbei beraten wurde (NSAM No. 341 vom 2. März 1966). Geschichte der CIA. Wirkung, Reichweite und Bedeutung der CIA als Gestaltungs- bzw. Durchsetzungsmittel der US-Außenpolitik durchliefen mehrer Phasen, abhängig von weltpolitischen Situationen und Ambitionen der jeweiligen Präsidenten. Unter dem Eindruck des Koreakrieges und der eigenen - 15 - Vergangenheit als herausragender Militär war Präsident Eisenhower dem Geheimdienst gegenüber skeptisch eingestellt, den er zwar als notwendiges Instrument begriff, aber keineswegs als bahnbrechendes Werkzeug. Vielmehr vertraute er auf die Schlagkraft der US-Streitkräfte, die das Gleichgewicht zur anderen Supermacht garantieren sollten. Die Politik der Eisenhower-Regierung zwar auf Akzeptanz der bipolaren Weltordnung ausgerichtet; dies widersprach keineswegs die in den Jahren 1953 bis 1960 genehmigten Geheimdienstaktionen in Zentralamerika, der Karibik und in Indochina. In den erstgenannten Fällen handelte es sich Regionen, die dem Selbstverständnis nach zum eigenen Einflußbereich zählten; dort galt es, gegenläufige Bewegungen zu blockieren. Indochina war der erste von vielen Grenzfällen, wo nach dem Ende des Kolonialismus eine neue politische Zuordnung anstand und wo die Vereinigten Staaten einen 'Lagerwechsel' verhindern wollten. Die Zurückhaltung der Sowjetunion - soweit bekannt - deckt sich mit einer gleichen Haltung der USA zu den Vorgängen in Ungarn und Polen. Eisenhowers Nachfolger Kennedy verwarf in fast sämtlichen weltpolitischen Bereichen die auf Ausgleich und Gleichgewicht ausgerichtete Politik. Sein Konzept der 'neuen Grenzen' war bewußt auf Risiken angelegt mit dem Ziel, die globale Hegemonie der Vereinigten Staaten zu verwirklichen. Kennedy ließ sich von dem Gedanken leiten, daß mit konventionellen militärischen Mitteln eine Ausdehnung der US-Einflußzone nicht erreicht werden könne vor allem deshalb, weil es unwahrscheinlich erschien, Atomwaffen einzusetzen und eine globale Verwüstung in Kauf zu nehmen. So gesehen, mußten neue Wege beschritten werden, wie sie die unkonventionelle Kriegsführung bedeutete. Die CIA als Träger der als counter-insurgency bekannten Vorgehensweise erlebte unter Kennedy ihren Höhepunkt. Argumentiert wird, daß Anfang der 60er Jahre nationale Befreiungsbewegungen in der vor der Entkolonialisierung stehenden Dritten Welt so stark wurden, daß die USA hierauf reagieren mußten. Dem ist - 16 - entgegenzuhalten, daß die jüngst unabhängig gewordenen Staaten andere Probleme hatten als die Frage nach der Zugehörigkeit zu einem der beiden 'Lager': Die Bestrebungen für nationale Unabhängigkeiten entstammten den von den kolonialen Systemen verursachten schweren sozialen Verwerfungen und politischer Entmündigung. Nachkolonialer Wiederaufbau hatte erste Priorität. In einigen Grenzfällen wurden Befreiungsbewegungen aktiv immer dort, wenn entweder der Machtwechsel verzögert wurde wie beispielsweise in den portugiesischen Kolonialbesitzungen oder wenn Zusagen nicht eingehalten wurden wie in Vietnam, wo nationale Wahlen sabotiert wurden und wo im Süden die herrschende Klasse der Großgrundbesitzer Landreformen verhinderte und die Ausbeutungsverhältnisse auf dem Lande noch verschärfte. Präsident Johnson übernahm die Erblast Kennedys, woran er schließlich scheiterte. In den Jahren der Nixon-Regierung wurde der Geheimdienst zur letzten Waffe, um den Krieg in Vietnam zu einem für die USA akzeptablen Ergebnis zu führen. Die Ausdehnung des Krieges nach Kambodscha wurde von der CIA bewerkstelligt, um so den Gegner an seiner verwundbaren Seite anzugreifen, d.h. eine entscheidende Behinderung von Infrastruktur und Versorgungslinien der Nationalen Befreiungsarmee - Vietkong im herablassenden Jargon westlicher Medien. Dies alles verblaßte vor dem Hintergrund des Watergateskandals und der nachgewiesenen Beteiligung von Geheimdienstpersonal an dieser strafrechtlich bewehrten Aktion. Die CIA kam auf den Prüfstand. Die parlamentarischen Untersuchungen gruben so nicht für möglich gehaltene Aktivitäten aus - das Untergrundreich der CIA, wie es einer der beteiligten Kommissionsmitglieder formulierte. Reformen schienen unumgänglich zu sein. Während der Amtszeit von Präsident Carter wurde hiermit begonnen. Das Netzwerk des Geheimdienstes und seine tiefen Wurzeln in fast sämtliche Bereiche des politischen Washington geben eine Bestätigung von der Nachhaltigkeit des Untergrundreiches. Präsident Reagan kümmerte dies nicht; - 17 - in seinen Regierungsjahren blühte die CIA wieder auf, aber nur im Verborgenen. Auch die im Umgang mit demokratischen Prinzipien wenig zimperlichen US-amerikanischen Konservativen mußten die Kontrollen seitens der Legislative beachten. Der Geheimdienst agierte jetzt hauptsächlich als Moderator beim Kampf gegen 'subversive Elemente' in Zentralamerika. Er mobilisierte kontinentweit solche Kräfte, die stramm antikommunistisch waren; dabei war es unerheblich, ob es sich um Folterspezialisten oder Drogenbarone handelte. Das letzte große offene Betätigungsfeld der CIA war die Organisation der Mudschahedin in Afghanistan. Nachdem beide Regionalaktionen für die USA erfreulich abgeschlossen wurden, verkümmerte die CIA: Die Weltlage nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatte sich zugunsten Washingtons verändert; das US-Militär im Glanz des Golfkrieges brachte sich als Gestaltungsmacht in den Vordergrund; schließlich versprachen neue Technologien eine effiziente und personalsparende Beschaffung von geheimen Informationen. Die CIA war als Träger verdeckter Operationen an vorderster Front nicht mehr gefragt; ihr kam eine gewisse Bedeutung zu bei den 'neuen Grenzkriegen', wie man den Versuch nennen könnte, den US-Herrschaftsbereich auf die unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion auszudehnen und 'Restrußland' als Großmacht zu reduzieren. Zu fragen ist, welche Rolle der US-Geheimdienst bei den Vorgängen auf dem Balkan spielt, wo es den USA darum geht, eine Einflußnahme durch die EU zu verhindern. Abschließend wird deutlich, daß die CIA bei der Informationsbeschaffung, wie man Spionage auch bezeichnen kann, eingeschränkt und durch andere Dienste, etwa der National Security Agency, ersetzt wurde - bis zum 11. September 2001. Fußnoten: - 18 - (1) Der Nationale Sicherheitsrat, das für den Sicherheitsdienst zuständige Gremium und zugleich Beratungsinstanz für den Präsidenten, wurde im Juli 1947 gegründet (Public Law 80/253, approved July 26, 1947). Die vom früheren Präsidenten Roosevelt praktizierte persönliche Beratung durch Vertraute wie Harry Hopkins und Admiral William Leahy schien seinem Nachfolger nicht geeignet zu sein, zumal Trumans persönlicher Berater Clark Clifford nicht in der Lage war, die unterschiedlichen Interessen von Außen- und Verteidigungsministerium zu koordinieren. Die Einrichtung einer übergeordneten Moderationsinstanz bot sich deshalb an. Dem Sicherheitsrat gehörten der Präsident als Vorsitzender, die Minister für Auswärtiges, Verteidigung, Armee, Marine und Luftwaffe sowie der Vorsitzende der Nationalen Sicherheitsbehörde für Ressourcen (National Security Resources Board) an. Obwohl die CIA dem Sicherheitsrat gegenüber rechenschaftspflichtig war, gehörte ihr Direktor dem Rat nicht an. Er wurde, wie andere Mitglieder des Kabinetts oder Leiter von Bundesbehörden auch, vom Präsidenten zu Sitzungen eingeladen als Beobachter oder Berater. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen beschränkten die Funktion des Sicherheitsrates auf die Beratung des Präsidenten bei Fragen der "Integration von Innen-, Außen- und Militärpolitik, soweit sie die nationale Sicherheits betraf" und auf die Mitwirkung bei der Koordination zwischen den jeweiligen Ministerien und Behörden. Die Beratung ließ allerdings die Erarbeitung von alternativen Politikempfehlungen zu, was dem Rat eine gewisse Unabhänigkeit gegenüber dem Präsidenten geben sollte. Ursprünglich gab es das Amt des Nationalen Sicherheitsberaters nicht. Es wurde später eingerichtet. Der jetzige Präsident hat die Reichweite des Sicherheitsrates um den Bereich Wirtschaft erweitert; dem Rat gehören jetzt auch der Sicherheitsberater und der Vizepräsident an, die in Abwesenheit des Präsidenten den Ratsvorsitz - 19 - einnehmen (National Security Presidential Directive 1 vom 13. Februar 2001). Seit 1989 ist dem Sicherheitsrat das NSC Principals Committee (NSC/PC) übergeordnet; dieses Gremium, dem neben dem Präsidenten nur noch die Außen-, Verteidigungs- und Finanzminister sowie als Vorsitzender der Nationale Sicherheitsberater angehören, wird als maßgeblich für die Politikgestaltung angesehen. (2) Die drei Abteilungen des Verteidigungsministeriums: Armee, Marine und Luftwaffe unterhielten eigene Geheimdienste; es zeigte sich, daß dieses System kostenträchtig war, zu Überschneidungen führte und insgesamt ineffektiv blieb. Das Gesetz zur Reorganisation der Verteidigung (The Defense Reorganization Act of 1958) schuf eine Grundlage zu Reformen, die zur Gründung der Defense Intelligence Agency (DIA) im Jahr 1961 führte. Die Agentur galt seitdem als zentraler Beschaffer von Militärinformationen im Ausland für das Verteidigungsministerium, den Generalstab und die einzelnen Waffengattungen. (3) (NSC 10/5, "Scope and Pace of Covert Operations," October 23, 1951, in Michael Warner, editor, The CIA Under Harry Truman (Washington, D.C.: Central Intelligence Agency, 1994), pp. 437-439). Die Methodik der PSB wurde maßgeblich vom Hauptmann des US-Nachrichtendienstes in Europa und Dozenten für deutsche Geschichte an der European Command Intelligence School in Oberammergau, Henry A. Kissinger, gestaltet. Ihm ging es vor allem darum, die Zusammenarbeit mit Nachkriegsdeutschland im strategischen Interesse der Vereinigten Staaten zu fördern: "In Deutschland gibt es einen großen Haß auf die Sojwetunion, der von denjenigen, die aus Ostdeutschland vertrieben wurden, und von den ehemaligen Kriegsgefangenen, die in Rußland waren, und von dem russischenVerhalten in Ostdeutschland am Leben gehalten wird. Trotzdem kann dieses Gefühl keine Form des Ausdrucks finden, denn es - 20 - ist unorganisiert und hat keinen Fokus. Es sollte möglich sein, deutsche Organisationsstrukturen zu fördern, um diese Gefühle zu lenken: Vereinigungen von früheren Kriegsgefangenen (die vielleicht heimlich ohnehin existieren) könnten exzellente Träger werden." (Leo A. Müller, Gladio - das Erbe des Kalten Krieges. Rowohlt, 1991, S. 66) Quellen: Central Intelligence Agency. Center for the Study of Intelligence. Washington, DC, 1996: Our First Line of Defense ("Presidential Reflections on US Intelligence") Colby, William, 1978: Honorable Men: My Life in the CIA. New York: Simon and Schuster Defense Intelligence Agency, 35 Years. A Brief History Marchetti, Victor, und John D. Marks, 1974: CIA. Frankfurt/Main: Albingenser-Verband President's Office: History of the National Security Council, 1947-1997 Prouty, L. Fletcher, The Secret Team. The CIA and its Allies in Control of the United States and the World, Prentice Hall, 1997; Kapitel 3. Ranelagh, John, 1986: The Agency: The Rise and Decline of the CIA. New York: Simon and Schuster Rudgers, David F. Creating the Secret State: The Origins of the Central Intelligence Agency, 1943-1947. University of Kansas Press, 2000 Weiner, Tim, 1990: Blank Check: The Pentagon's Black Budget. New York: Warner Bros. - 21 -