ZOO BASELMAGAZIN 06|09

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ZOO BASEL MAGAZIN
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FREUNDEVEREIN ZOO BASEL
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Inhalt
3 Worte des Vereinspräsidenten
Aktuelles aus dem Zolli
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Wildbienen Summ, summ, summ ...
Störche Durchbruch in luftiger Höhe.
Partnerwahl Balzen ohne Ende – doch wozu eigentlich?
Elefanten-Beschäftigung Bäume im Bauch.
Eröffnung AntilopenhausAussenanlagen Auge in Auge mit Giraffen.
Hinter den Kulissen
16 Pille für das Flusspferd Methoden zur Bestandesregulierung im Zoo.
Naturschutz
18 Wildhund-Projekt Schutz der gejagten Jäger.
19 Veranstaltungskalender Zoo Basel
20 Freundeverein Zoo Basel
20 Vorschau
im Bund
Impressum
Ausgabe Mai 2009
Herausgeber
Freundeverein Zoo Basel
c/o Zoologischer Garten Basel
Postfach, CH - 4011 Basel
freunde @ zoobasel.ch
Kinderseiten
«WER WAS WO WIE» IM ZOLLI
Federleicht
Redaktion
Zoo Basel
Bilder
Zoo Basel;
ausser Seite 18: Gabriele Cozzi;
Seite 5: Felix Amiet
Gestaltung
Karin Rütsche, Basel; www.focus-grafik.ch
Lithografie
Bildpunkt AG, Münchenstein
Druck
Kreis Druck AG, Basel
Verkaufspreis
CHF 3.–
Nächste Ausgabe
November 2009
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Artgerechte Tierliebe
Liebe Leserin, lieber Leser. Am 8. April konnten wir die neu gestaltete Giraffenund Kuduanlage einweihen. Erfreulicherweise stimmte die Generalversammlung
des Freundevereins letztes Jahr einem Antrag zu, wonach unser Verein die Gesamtkosten des Projektes trägt. Wir können damit die Bestrebungen des Zolli zur Verbesserung der artgerechten Tierhaltung unterstützen und gleichzeitig den Besucherinnen und Besuchern bessere Einblicke bieten. Ich erinnere mich deutlich an
den Einzug der Okapis. Ich war noch ein Knabe, und die geheimnisvollen neuen
Bewohner fanden unser grösstes Interesse. Umso mehr freue ich mich darüber,
dass ich Jahrzehnte später gemeinsam mit unseren Mitgliedern zur sinnvollen Erweiterung der Anlage beitragen konnte. Wir erbringen gleichzeitig den Nachweis,
dass wir mit den uns anvertrauten finanziellen Mitteln sinnvolle Projekte unterstützen. Ich danke unseren Mitgliedern sehr herzlich für die Spenden und gezielten
Zuwendungen.
Die artgerechte Tierhaltung ist für die Verantwortlichen des Basler Zolli ein echtes
Anliegen. Die tägliche Arbeit, das umsichtige Beobachten und das gezielte Forschen
dienen diesem wichtigen Ziel. Ich frage mich oft: Gibt es darüber hinaus so etwas
wie eine «artgerechte Tierliebe»? Mir fällt auf, dass jede Meldung – auch jede Falschmeldung – über ein Jungtier, das vielleicht getötet werden muss, rasch zu einer
grossen Aufregung führt. Wohlverstanden: Den sorgfältigen, vorausplanenden Umgang mit dem Nachwuchs setze ich als selbstverständlich voraus und eine besorgte
Anfrage zähle ich nicht zu den «Aufregungen». Doch wollen mir kaum nachvollziehbare Reaktionen nicht einleuchten. Sind es denn lauter Vegetarier oder gar Veganer, die lauthals reagieren? Eine solche konsequente Haltung könnte ich nachvollziehen, obwohl ich sie nicht teile. Oder handelt es sich um Fleischessende, die
irgendwie glauben, das Filet auf dem Teller entstamme einem Tier, das eines natürlichen Todes gestorben ist? Da hätte ich schon mehr meine liebe Mühe.
Als Konsumentinnen und Konsumenten können wir unseren Fleischkonsum massvoll gestalten, Produkte aus biologischer Landwirtschaft und artgerechter Tierhaltung kaufen. Wir können die Schlachtmethoden kritisch hinterfragen und durch
unser Konsumverhalten stressige und letztlich unsinnige, lange Tiertransportwege
reduzieren helfen. Ich meine, dass wir auf diesem Wege mehr bewirken als mit
einem (kurzen) Aufschrei bei einer allfälligen nötigen Tötung eines Jungtieres.
Die Natur ist zuweilen hart. Der vergangene Winter war lang und schneereich.
Auch an meinem zeitweiligen Wohnort in Graubünden lag viel Schnee. Die Tiere
gerieten in Bedrängnis. Einige blieben in den Schneemassen stecken, andere gerieten in Schneerutsche und Lawinen, wieder andere verletzten sich und mussten
durch den Wildhüter getötet werden. Proteste waren keine zu vernehmen. Sie blieben aus, nicht aus Ignoranz heraus, sondern weil diese Vorgänge als Folge eines
Naturereignisses eingestuft werden. Könnte es sein, dass die Natur weit weniger
zimperlich ist als einige ihrer Schützer? Artgerechte Tierliebe ist – so meine ich –
dem Ganzen verpflichtet und nicht nur einem einzelnen, vermeintlich überschaubaren Vorkommnis. Peter Schmid, Präsident
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Aktuelles aus dem Zolli | Wildbienen
Summ, summ, summ …
… Bienchen summ herum.
Im Zolli trifft man die fleissigen
Honigbienen von März bis Oktober
im Etoschahaus an. Durch die
Glasscheiben am Bienenkasten
können neugierige Besucher die
Bienen in ihrem Nest aus nächster
Nähe beobachten. Im Zolli findet
man auch viele wenig bekannte
Verwandte der Honigbienen.
Wer kennt schon die Mauerbienen,
Sandbienen, Pelzbienen, Scherenbienen, Langhornbienen, Furchenbienen, Maskenbienen, Schmalbienen, Blattschneiderbienen,
Trauerbienen, Wespenbienen oder
Holzbienen? All diese Wildbienen
leben im Zolli zwischen den Gehegen. In einer von 2005 bis 2007
von Wissenschaftlern durchgeführten Untersuchung wurden
78 verschiedene Wildbienen-Arten,
darunter 15 Arten der Roten Liste,
nachgewiesen. Neben den Hummeln,
die auch zu den Wildbienen zählen,
sind die meisten Arten jedoch
wenig bekannt. Ihre Lebensweisen
und ihr Aussehen sind aber genauso
spannend wie ihre Namen.
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Anders als die uns wohlbekannten Honigbienen und Hummeln leben die meisten
Wildbienen allein. Die Weibchen sorgen, ohne Hilfe von Arbeiterinnen, selbstständig für ihren Nachwuchs. Die Mauerbiene zum Beispiel sammelt im Frühling Pollen und Nektar und deponiert diese dann in hohlen Pflanzenstielen, Bohrlöchern oder sogar in Steckdosen. Wenn sie eine ungefähr erbsengrosse Kugel
Pollen zusammengetragen hat, legt sie ein Ei darauf. Anschliessend baut sie aus
Lehm und Speichel eine dünne Trennwand in die Röhre. Davor deponiert sie dann
das nächste Pollen-Nektar-Paket, inklusive Ei, und baut die nächste Trennwand
ein. So entsteht Zelle um Zelle, bis die Röhre voll ist. Den Eingang verschliesst das
Weibchen dann mit einem dicken Pfropfen aus Lehm. So kann sie in einem guten
Jahr bis zu 40 Brutzellen bauen.
Nach einigen Tagen schlüpfen aus den Eiern Larven, welche sich vom Pollenvorrat in der Brutzelle ernähren und rasch wachsen. Schon nach wenigen Wochen
verpuppen sich die Larven. Bereits im Spätsommer schlüpfen die fertigen Bienen
aus ihren Puppen, bleiben aber bis zum nächsten Frühling in ihrer Brutzelle. Als
Erste verlassen die Männchen, die sich in den vorderen Zellen entwickelt haben,
das Nest und machen den Weg für die Weibchen frei, die sich weiter hinten entwickelten. Die Mutter kann beim Legen der Eier das Geschlecht der Nachkommen
bestimmen und hat die Reihenfolge der Geschlechter so eingerichtet. Die Männchen müssen dann ein bis zwei Wochen auf die Weibchen warten. Um keine Zeit
zu verlieren, warten sie dicht bei den Nestöffnungen auf die Weibchen.
Bei Weitem nicht alle Wildbienen sind so fleissig wie die Mauerbienen. Die
schwarz behaarte Trauerbiene ist eine Kuckucksbiene! Sie sammelt selber keinen
Pollen oder Nektar für ihren Nachwuchs, sondern lässt eine nichts ahnende Pelzbiene für sich arbeiten. Pelzbienen bauen ihr Nest ähnlich wie Mauerbienen, allerdings graben sie die Röhren selber in Lehm. Die Trauerbiene wartet beim Nistgang einer Pelzbiene, bis diese ihn verlässt. Dann inspiziert die Trauerbiene den
fremden Gang. Wenn Sie eine verschlossene Zelle findet, öffnet sie diese, legt ein
eigenes Ei hinein und verschliesst sie wieder. Die Larve der Trauerbiene ernährt
sich nun von der Larve der Pelzbiene und ihrem Vorrat. Im nächsten Jahr verlässt
dann eine Trauerbiene anstelle einer Pelzbiene die Brutzelle. Etwa ein Viertel der
einheimischen Bienenarten leben wie die Trauerbiene, als Brutparasiten.
Es ist nicht schwierig, Wildbienen zu beobachten. Im Zolli ist dies am einfachsten
auf dem Affenhausdach, wo seit mehreren Jahren ein Wildbienenkasten mit verschiedensten Nistmöglichkeiten für die Tiere installiert ist. An einem warmen
Maitag kann man sehr gut das fleissige Treiben verschiedenster Arten von Wildbienen beobachten. Einen einfachen Wildbienenkasten kann man sich auch selber bauen. Es reicht, ein Bündel Schilf- oder Bambusrohre waagrecht an einem
trockenen, windgeschützten Ort im Freien aufzuhängen. Eine andere Möglichkeit ist, in einen Holzblock waagrechte Löcher mit verschiedenen Durchmessern
(von 4 – 10 mm) hineinzubohren und auf den Balkon zu stellen. Die Wildbienen
werden nicht lange auf sich warten lassen. Adrian Baumeyer
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Aktuelles aus dem Zolli | Störche
Durchbruch in luftiger Höhe.
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Aktuell wiederholt sich in mehrfacher Auflage, wovon vor knapp dreissig Jahren wohl nur einige Eingeweihte geträumt haben: Majestätisch lassen sich frei
fliegende Weissstörche über dem Zolli von der Thermik hochtragen, und auf
markanten Bäumen des Parks ziehen etliche Paare ihre Jungen gross. Heute gehören Störche so selbstverständlich zum zoologischen Garten und zur Region, dass
junge Besucher gar nicht mehr auf die Idee kommen, dass der Storch in der Mitte
des vorigen Jahrhunderts in der Schweiz ausgestorben war. Die letzten Weissstörche Basels bewohnten 1913 einen Horst auf dem Stadthaus.
Zur grossen Freude der Zoomitarbeiter und im Besonderen von Hans Wackernagel, dem damaligen Vogelkurator, hatten sich im Frühjahr 1982 Storch Nr. 1161
und Storch Nr. 1043, ohne menschliches Zutun, auf der höchsten Föhre des Gartens niedergelassen. Nr. 1161, ein fünfjähriges Männchen, stammte aus der Storchenstation Möhlin/AG, Nr. 1043, ein sechsjähriges Weibchen, schlüpfte in der
Storchenkolonie von Altreu und wurde 1980 in Affoltern/BE fliegen gelassen.
Das Paar brütete auf Anhieb erfolgreich, es zog in zwei Jahren sechs Junge auf.
Unglücklicherweise verunfallten die beiden Gründertiere im Folgejahr tödlich.
Noch rechtzeitig zum Brutbeginn rückte aber ein neues Elternpaar nach. Es installierte sich auf dem verwaisten Horst der Vorgänger. So richtig entfaltet hat
sich die Storchenkolonie dann aber erst 1987, als die Zahl der brutlustigen Paare
sprunghaft von zwei auf neun in die Höhe schnellte. Und seither dauert die Erfolgsgeschichte der Zollistörche an. Der Zolli freut sich jedes Jahr neu auf die Ankunft der einzigartigen Vögel. Wie viele werden es sein, 14, 15 oder noch mehr
Paare? Die Störche erweisen mit ihrer Anwesenheit dem Zolli grosse Ehre, denn
sie tun damit kund, dass sie den Garten für Nestbau, Brut und Aufzucht als idealen Lebensraum ansehen. Die Zahl der in den letzten 28 Jahren ausgeflogenen
Vögel belegt dies auch eindrücklich: mit der grosszügigen Unterstützung der Berufsfeuerwehr Basel konnten seit 1982 total 528 Jungstörche beringt werden, im
Spitzenjahr 2008 alleine 42!
Das Auftauchen der Störche im Frühjahr hat die Menschen immer schon bewegt.
In Allschwil galt die Regel, dass an Oculi, dem vierten Sonntag vor Ostern, die
Störche zurückkommen und den Frühling mitbringen. Von einem Pfarrer aus
Biel-Benken ist überliefert, dass er 1909, aus Freude über die Rückkehr eines Storchenpaars auf «seinen» Kirchturm, eine Storchenpredigt gehalten hat. In Jeremia 8,7 ist im Alten Testament nachzulesen: «Der Storch unter dem Himmel
weiss seine Zeit …»In Zürich und einigen Regionen Deutschlands soll es Brauch
gewesen sein, dass der Turmwärter beim Anblick des ersten Storches ins Horn
blies. Darüber freuten sich vor allem die Kinder der Stadt Zürich, weil der Ankunftstag der Störche immer als schulfreier Tag gefeiert wurde. Und so hat bis
heute die Rückkehr der Störche eigentlich nichts von ihrer Faszination verloren.
Das Geklapper und die gewagten Luftkämpfe rund um die Horste Ende Februar
und Anfang März sind nach wie vor sichere Zeichen dafür, dass auch im Zolli der
Frühling Einzug gehalten hat. Andreas Heldstab
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Als der Weissstorch aus unserer
Kulturlandschaft verschwunden
war, ergriff Max Bloesch 1948 die
Initiative und begann in Altreu/SO
mit der Aufzucht von Störchen
zur Auswilderung. Die Gesellschaft
«Storch Schweiz», unter dem
Patronat der Schweizerischen Vogelwarte, fördert das Wiederansiedlungsprojekt seit 1976.
Sie hat sich zum Ziel gesetzt, in
der Schweiz 300 Storchenpaaren
eine dauerhafte Existenz zu bieten.
Für den Zolli sind die brütenden
Freiflieger ein Geschenk und deren
Nachwuchs ein Geschenk zurück
an die Natur.
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Aktuelles aus dem Zolli | Partnerwahl
Balzen ohne Ende – doch wozu eigentlich?
Pfauenmännchen schlagen
grosse, bunte Räder, Störche klappern und Kormorane schenken
sich Nistmaterial. Wildeselhengste
treiben die Stuten über kilometerlange Strecken und Fischmännchen
präsentieren stolz ihre leuchtenden Körper. Tharböcke liefern sich
Hornkämpfe, Pelikane lassen
sich Stirnhöcker wachsen und die
Männchen der Schwarzen Witwe
bieten sich zuerst als Liebhaber
und dann als Leckerbissen an.
Männliche Kapwebervögel bauen
sorgsam ein Nest, das vom
wählerischen Weibchen aber bei
Nichtgefallen zerstört wird.
Doch, wozu das alles?
Oben: Unpraktisch, aber schön – Pfauenfrauen lassen sich gerne von schönen Augen betören.
Rechts: Kapweber beeindrucken mit Nestbaukunst (oben). Pelikane signalisieren mit Stirnhöckern
ihre Paarungsbereitschaft (mitte), Himalaya-Tahre mit geplusterten Halsmähnen (unten).
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Die «Balz» ist ein Paarungsvorspiel. Sie führt direkt zur Fortpflanzung oder dient
einer dauerhaften Paarbindung. Im Zentrum der Balz steht die Auswahl des Partners, mit dem die eigenen genetischen Eigenschaften in eine nächste Generation vererbt werden können. In der Evolution zählt nur der gesunde Nachwuchs.
Nicht das Überleben des Individuums ist das primäre Ziel, sondern sich fortzupflanzen. Je besser die Wahl des Partners, desto wahrscheinlicher sind die Nachkommen für das Überleben gerüstet.
Üblicherweise herrscht in der Tierwelt Damenwahl, denn Weibchen investieren für Eier oder Aufzucht mehr in die Fortpflanzung als die Männchen. Sie sind
entsprechend wählerisch. Die Herren machen vor allem auf sich aufmerksam,
rücken sich ins beste Licht und lassen sich auswählen. Wer sich perfekt präsentieren will, beweist Geschick beim Nestbau, Entschlossenheit im eigenen Revier
oder makellose Gesundheit; parasitenfreie Fische sind kräftiger gefärbt als befallene. Der Pfau zeigt mit seinem – zwar schönen, aber doch sehr hinderlichen
– Schwanzgefieder, dass er vor Vitalität dermassen strotzt, dass er trotz der Bürde seines Schmucks Feinden entkommen kann. Dieses «Handicap-Prinzip» gilt
auch für den Gesang der Vögel oder das tagelange Röhren liebestoller Hirsche.
Die Balzerei beeindruckt nur Artgenossen. Mit Storchengeklapper lässt sich ein
Krähenweibchen nicht betören, und ein quakender Frosch lockt keinen Stichling
an. Die Balzrituale sind spezifisch und auch bei sehr nah verwandten Arten – wie
den Hunderten von Buntbarschen der afrikanischen Seen – unterscheidbar, was
artfremde Verpaarungen verhindert. Die Balz zeigt an, ob das Gegenüber in Fortpflanzungslaune ist. Eifriges Werben schaltet Verhaltensweisen und Triebe wie
Flucht, Aggression oder Hunger aus oder mindert sie. Wer balzt, achtet weniger
auf Gefahren, und Verliebte haben keinen Hunger. Häufig synchronisiert die
Balz die Sexualzyklen der Partner derart, dass im Moment der Paarung reife Eioder Spermienzellen zur Befruchtung bereitstehen.
Zur Balz gehört auch ein anständiges Imponierverhalten – meist der Männchen.
Rituale helfen, einen offenen Kampf zwischen Rivalen zu vermeiden; der Schwächere erhält die Chance, dem Konflikt auszuweichen, wodurch für beide Tiere
das Verletzungsrisiko herabgesetzt wird. Gleichwohl werden beim Imponieren
häufig gerade diejenigen Körperteile besonders zur Schau gestellt, die der Verteidigung oder der Jagd dienen. Raubkatzen, Flusspferde oder Affen entblössen ihr
Gebiss, Fische stellen die Rückenstacheln oder reissen das Maul auf. Beim Wolf
ist ein Kräftemessen zur Paarungszeit nicht nötig, da schon vorher durch Rangordnungskämpfe festgelegt wurde, wer zur Paarung zugelassen ist. Es sind nur
die beiden ranghöchsten Tiere. Thomas Jermann
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Aktuelles aus dem Zolli | Elefanten-Beschäftigung
Bäume im Bauch.
Afrikanische Elefanten stellen
hohe Anforderungen an die Haltung
in Menschenobhut. Mit laufenden
Neuerungen wird im Zolli versucht,
den anspruchsvollen Pfleglingen
in einem wachsenden Mass gerecht
zu werden. Das Ziel besteht darin,
dass die Tiere ein breites Spektrum
arteigenen Verhaltens ausleben
können.
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Afrikanische Elefanten leben in Gruppen, die sich aus meist blutsverwandten
weiblichen Tieren und Jungen beider Geschlechter zusammensetzen. Erwachsene Bullen leben als Einzelgänger in unterschiedlich nahem Kontakt zu mehreren
Kuhherden. In Zoos leben Bullen nach Eintritt in die Geschlechtsreife räumlich
von den Kühen getrennt. Die Tiere können sich sehen, riechen und hören. Wenn
Kühe in Hitze kommen, werden sie mit dem Bullen zusammengelassen.
Die sensiblen Dickhäuter sind Weidegänger, welche in meist gemächlich langsamer Fortbewegung schier unglaubliche Mengen von Futter sammeln und verarbeiten. Da Elefanten, verglichen mit anderen Grosssäugern der Savanne wie
zum Beispiel Giraffen, ein sehr ineffizientes Verdauungssystem haben, müssen
sie einen grossen Teil des Tages für die Nahrungsaufnahme aufwenden. Bei der
Haltung im Zoo, insbesondere in einem Stadtzoo wie dem Zolli, werden die Bedürfnisse der grauen Riesen auf die gegebenen räumlichen Verhältnisse übertragen. Das bedeutet, dass den Tieren eine reich strukturierte Anlage geboten werden muss mit der Möglichkeit, sich im Schlamm zu suhlen, zu graben, ein Bad
zu nehmen. Auch unterschiedliche Komfortplätze sollen geboten werden, an
denen die Tiere sich sonnen können oder bei Bedarf Schatten finden, Felsen, die
ihnen die Möglichkeit geben, sich nach einem Schlammbad den Rücken zu kratzen, und solche, die besonders dazu geeignet sind, sich den Bauch zu reiben. Die
pro erwachsenes Tier rund 150 Kilogramm Futter, bestehend aus Heu, Gras und
frischen Ästen sowie Karotten, Rüben und Äpfeln, werden in Portionen auf den
ganzen Tag verteilt. Dabei achten die Pfleger darauf, dass sie das Futter immer
wieder an anderen Orten auf der Anlage und in verschiedenen Höhen über dem
Boden anbieten. So wird versucht, den Tieren auf begrenztem Raum ein Stück ihres Weidegängerdaseins zu ermöglichen. Zu unregelmässigen Zeiten verstecktes
Futter lädt sie immer wieder zum Suchen und Neugierigsein ein. Einen hohen
Stellenwert für die Beschäftigung wie auch für die Gesundheit der Tiere haben
täglich angebotene grosse Mengen an frischen Ästen. Sie sorgen nicht nur für
gesunde Zähne, sie bieten den einfallsreichen Tieren auch eine breite Palette an
Möglichkeiten, wie sie unter Zuhilfenahme von Rüssel, Stosszähnen und Füssen
mit grosser Geschicklichkeit und Ausdauer buchstäblich ganze Bäume innerhalb
von Stunden zerlegen und sich einverleiben können.
Aufmerksamen Zoobesuchern ist es in den letzten Jahren sicher aufgefallen, wie
an verschiedenen Stellen der Elefantenanlage kleine Veränderungen realisiert
wurden, welche die Mittel zur Beschäftigung der Tiere laufend verbessern helfen.
Die derzeitigen Elefantenanlagen aus den Fünfzigerjahren sind für die Pfleger
und Kuratoren ein Experimentierfeld, in welchem neue Möglichkeiten ausprobiert werden können. Die gemachten Erfahrungen fliessen in die angelaufene
Planung von neuen Anlagen ein. Jakob Huber
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Oben: Bestäuben einmal anders. Rechts, von oben nach unten: Ball spielen, Bäume vernichten, Baden –
Lieblingsbeschäftigungen der Zolli-Elefanten.
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Aktuelles aus dem Zolli | Eröffnung Antilopenhaus-Aussenanlagen
Auge in Auge mit Giraffen.
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Als der Zoo Basel 1874 seine Pforten öffnete, waren es vor allem Vögel und einLauftext
heimische Tiere, die den Besucher in seinen Bann zogen. Erst im Laufe der Jahre
kamen immer mehr exotische Wildtiere in den Zolli. 30 Jahre später, 1904, wurde
das Raubtierhaus gebaut und im Jahr 1909 erhielten der Architekt F. Stehlin und
der Ingenieur Ed. Riggenbach den Auftrag, ein Antilopenhaus zu bauen. Die Baukosten beliefen sich auf rund 150’000 Franken. Besonders kostenintensiv waren
wohl die umfangreichen Erdbewegungen, insbesondere die Berganlage, welche
die etwas ängstlichen Giraffen gegen die stark befahrene Elsässerbahnlinie abschirmen sollte.
Bei der Eröffnung am 3. Juli 1910 zogen statt Giraffen ein Paar Elenantilopen, ein
Streifengnu, ein Paar Weissschwanz-Gnus, eine Säbelantilope, ein Paar Buschböcke, ein Paar Sumpfantilopen, eine Zwergantilope, ein Paar ausgewachsene und
ein Paar junge afrikanische Strausse im Antilopenhaus ein. Der Anschaffungswert dieser Tiere betrug 20’000 Franken. Erst im Jahr 1912 wurden zwei männliche Giraffen aus Tansania importiert, einer davon verstarb leider 1917. Da der
Import gesunder Tiere damals jeden Zoo vor ein grosses Problem stellte, wurde
1947 beschlossen, eine Zoo-Expedition nach Afrika durchzuführen und afrikanische Tiere, darunter auch vier Giraffen, nach Basel zu holen.
Das Antilopenhaus durchschritt im Laufe seines fast hundertjährigen Bestehens
bauliche Modifikationen, aber auch Veränderungen im Tierbestand: Im Jahr
1951 wurde der Architekt G. Panozzo des Bureau Kehlstadt beauftragt, das Antilopenhaus umzubauen und den Auslauf der Giraffen zu erweitern. 1955 und
1957 wurden die Stammtiere der erfolgreichen Okapi-Zucht aus dem Kongo importiert. Es waren der Hengst Nanuk und die Stute Bibi, deren erstes Kalb 1960 im
Zoo Basel geboren wurde. Acht Jahre zuvor war bereits die erste Giraffe im Zoo
geboren worden. 1959 bis 1961 wurden der westliche und der östliche Teil des
Antilopengeheges neu gestaltet, diesmal unter dem Landschaftsgestalter K. Brägger. Die mächtigen Gitter seitens der Besucher wurden durch schön gestaltete
Wassergräben und jene an den Seiten durch unsichtbares Page-Geflecht ersetzt.
Diese Massnahmen führten nicht nur dazu, dass sich die Anlage besser in die Umgebung einpasste, sondern auch zu besseren Einblicken für die Besucher. Im Jahr
1962 wurde die Veranda der Giraffen-Anlage renoviert und 1971 erhielten alle
Antilopen Selbsttränken und die Heizung wurde an den Betrieb des Betriebsgebäudes angeschlossen. 1992 mussten die tragenden Säulen des Hauses und ein
Jahr später das Dach saniert werden. Anlässlich des 125-jährigen Geburtstages
des Malermeisterverbandes Basel-Stadt stifteten seine Mitglieder die Renovation
der Fassade.
Nun, rund 100 Jahre nach der Eröffnung, erfuhren das Antilopenhaus und seine Aussenanlagen eine erneute Veränderung. Die Anlage der Giraffen ist heute
auf den grösstmöglichen Perimeter ausgedehnt. Der Besucherweg wird neu über
den angrenzenden Hügel geführt, sodass man vom höchsten Punkt aus direkt in
die Augen der majestätischen Tiere blicken kann. Bei einem weiteren gitterlo-
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Das am 3. Juli 1910 eröffnete
Antilopenhaus gehört zu
den ältesten Gebäuden im Zolli.
Die Hoffnung, zur Einweihung
Giraffen zeigen zu können, wurde
damals leider enttäuscht.
Sie kamen erst zwei Jahre später.
Zur Eröffnung konnten aber
mehrere Antilopenarten und
Strausse zum ersten Mal im Zolli
bewundert werden. Im Laufe
des Jahrhunderts wechselten die
Bewohner des Hauses mehrmals, und heute trifft man dort
Okapis, Giraffen und die kleinen
Kudus an. Dank einer grosszügigen Spende des Freundevereins
des Zoo Basel, konnten nun die
Aussenanlagen der drei Tierarten
optimiert und ein ganzes Stück
vergrössert werden.
Am 8. April wurden die umgestalteten Anlagen eröffnet. Neu
hat das Publikum die Möglichkeit,
dem höchsten Tier der Welt
Auge in Auge gegenüberzustehen.
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Aktuelles aus dem Zolli | Eröffnung Antilopenhaus-Aussenanlagen
sen Einblick auf der Ostseite trennt ein Wassergraben die Anlage vom Publikum.
Am kleinen Gewässer auf der Westseite sollen die Tiere, wie in der Wildbahn, das
kühle Nass direkt vom Boden trinken können.
Baum- und Astgruppen auf allen Aussenanlagen dienen den Tieren einerseits als
Knabberspass, bieten gleichzeitig aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Besonders
die kleinen Kudus schätzen die natürlichen Barrieren zu den Besuchern oder den
Giraffen, deren Anlage sie ebenfalls mitbenutzen können. Wird ihnen das Treiben im Giraffen-Bereich zu hektisch, können sich die kleinen Kudus jederzeit auf
ihre eigene Anlage zurückziehen. Ein neuer Unterstand für den Kudu-Nachwuchs
schützt vor Nässe und Kälte. Die Anlage der Giraffen konnte auch im westlichen
Teil ausgedehnt werden und die Gesamtfläche hat sich durch die Verschiebung
der Zäune im Ost- und Westteil fast verdoppelt.
Auch bei den Okapis hat sich einiges verändert: Die ehemals zwei Anlagen sind
heute durch ein Tor verbunden. Dieses erlaubt es dem Tierpfleger, die Tiere zusammen auf eine grössere Fläche zu lassen oder die Individuen die Anlagen zur
Beschäftigung wechseln zu lassen.
Lässt man die Geschichte des Antilopenhauses Revue passieren, wird deutlich,
dass es eines der eindrücklichsten Häuser in der Geschichte des Zoo Basel ist. Seine hohen Wände, die Kuppel, die Symmetrie und auch der grosszügige Besucherbereich im Haus spiegeln die Gedanken der Zeit wider. Damals galt es, dem Besucher eine möglichst grosse Anzahl an Antilopen zu zeigen. Heute hat sich der
Schwerpunkt verändert. Statt sieben bis neun Arten leben drei Antilopenarten
im Haus und auf gut strukturierten Aussenanlagen. Dank den baulichen Veränderungen erhalten Besucherinnen und Besucher Einblick in Verhaltensweisen,
die vorher eher selten zu beobachten waren. Eine Giraffe beim Trinken an einem
Wasserloch, ein Okapi, das mit seiner langen Zunge Blätter zupft oder seine Ohren reinigt, oder ein junges Kudu, versteckt hinter einem Busch, dies alles sind
Beobachtungen, die man nicht so schnell vergisst.
Die Umbauten möglich gemacht hat die grosszügige Unterstützung des Freundevereins des Zoo Basel. Friederike von Houwald
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Mit der Vergrösserung der Giraffen-Aussenanlage um fast das
Doppelte wurden auch strukturelle
Verbesserungen vorgenommen.
Ein Graben auf der Ostseite
eröffnet einen weiteren zaunfreien Einblick. Im Westen wurde die
Giraffen-Anlage in Richtung
Kudus erweitert. Der neue Unterstand der Kudu-Anlage soll besonders die Jungtiere vor Nässe
und Kälte schützen. Bereits auf
der alten Anlage hatten die kleinen Kudus Zugang auf die Aussenanlage der Giraffen. Da die Tiere
jedoch sehr scheu sind, sind
auf der Giraffen-Anlage nun
Gehölzstrukturen eingebaut,
die sich in der Vergangenheit bereits auf der Kudu-Anlage bewährt
haben. Sie bieten Schutz und
Rückzugsmöglichkeiten und dienen
als Futterquelle. Die ehemals
zwei Okapi-Anlagen sind heute
verbunden und Holzstrukturen erlauben eine Beschäftigung der Tiere.
Giraffe auf Augenhöhe – möglich macht’s die erweiterte Giraffen-Anlage.
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Hinter den Kulissen | Pille für das Flusspferd
Methoden zur Bestandesregulierung im Zoo.
In gesunden ökologischen Systemen werden Wildtierpopulationen
reguliert. Fressfeinde, Kämpfe
zwischen Rivalen, Hunger und
Krankheiten dezimieren überzählige Jungtiere. Die «Stärksten»
überleben und bilden einen gesunden und über die Jahre konstanten Bestand. Im Zoo fehlen limitierende Faktoren weitgehend.
Optimale Bedingungen – von
der Fütterung bis zur tierärztlichen
Betreuung – sorgen oft für reichlich Nachwuchs. Doch der Platz in
den Zoos ist beschränkt und eine
Auswilderung ist meist nicht sinnvoll. Deshalb muss bei einigen
Zootieren eine Bestandesregulierung durchgeführt werden.
Die Massnahmen reichen von der
Fortpflanzungsverhinderung bis
zur Tötung von überzähligen Jungtieren. Patentlösungen gibt es
nicht. Mit der Geburtenkontrolle
entzieht man den Tieren den
wichtigen Funktionskreis des Fortpflanzungsverhaltens, mit der
Ausmerzung von Jungtieren erntet
der Zoo oftmals die Kritik der
Öffentlichkeit.
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Das Leben in freier Wildbahn ist gefährlich, und es herrscht ein dauernder Kampf
ums Überleben. Es gilt in streng abgesteckten Territorien Nahrung und Partner
zu finden und gleichzeitig Feinde zu vermeiden. Besonders ausgesetzt sind Jungtiere. Ihr Überleben bis zur Geschlechtsreife ist oft die Ausnahme. In einem Löwenwurf mit vier Junglöwen stirbt ein Junges an Hunger, ein anderes an Krankheit, ein drittes wird von Hyänen getötet. Das vierte überlebt verletzt und mit
viel Glück nach einem Kampf mit einem rivalisierenden Löwenmännchen. Im
geschützten Zooumfeld fehlen solche regulierende Faktoren und für optimale Lebensbedingungen, Nahrung und medizinische Betreuung ist gesorgt. Unter solchen Umständen gedeiht – zur Freude des Zoos und seiner Besucher – reichlich
Nachwuchs. Doch der Platz in den Zoos ist beschränkt und eine Auswilderung ist
meist nicht sinnvoll oder unmöglich.
Bei einzelnen Tierarten müssen deshalb bestandesregulierende Massnahmen ergriffen werden. Welche Möglichkeiten stehen einem modernen Zoo dabei zur
Verfügung?
Auf der einen Seite stehen Methoden, welche die Fortpflanzung verhindern. Die
Trennung der Geschlechter kommt bei sozial lebenden Tieren meist nicht in
Frage. Kastration oder Sterilisation ist eine weitere Möglichkeit. Werden dabei
hormonaktive Drüsen (Hoden oder Eierstöcke) entfernt, sind allenfalls auch unerwünschte Verhaltensänderungen zu erwarten. Zudem sind solche Tiere für
immer von der Zucht ausgeschlossen. Am häufigsten kommen deshalb in Zoos
Verhütungsmittel zum Einsatz, welche die Fortpflanzung beim weiblichen Tier
verhindern, aber nach deren Aufhebung wieder eine Trächtigkeit ermöglichen.
Im Zoo Basel erhalten einige Schimpansenweibchen die «Pille», während viele
Javaneraffenweibchen ein Implantat in Form eines kleinen Stäbchens unter der
Haut tragen. Nach Absetzen der Medikamente bzw. nach Entfernen des Implantates setzt die Fortpflanzungsfähigkeit wieder ein. Es gibt sogar eine «Pille» für
das Flusspferd, welche auch im Zoo Basel für kurze Zeit eingesetzt wurde, um den
Geburtenabstand zu vergrössern. Diese hormonaktiven Substanzen bergen das
Risiko von Nebenwirkungen. Oft wird eine Gewichtszunahme beobachtet, und
bei langjähriger Verabreichung steigt das Risiko für krankhafte Veränderungen
der Gebärmutter.
Der Hauptgrund jedoch, dass Verhütungsmittel im Zoo Basel nur mit äusserster
Zurückhaltung angewendet werden, ist ein anderer: Die Fortpflanzung, mit Balz,
Partnersuche, Paarung, Trächtigkeit und Aufzucht der Jungen, ist ein wichtiger
Bestandteil tierischen Verhaltens. Eine Menschenaffenmutter betreut ihr Jungtier rund um die Uhr und säugt es bis zu fünf Jahre lang. Mit der Gabe von Verhütungsmitteln wie der «Pille» nehmen wir ihnen nicht nur diesen Teil des natürlichen Verhaltens, sondern auch ihre Vollzeit-Beschäftigung weg.
Als Alternative bleibt das Dezimieren der Jungtiere durch Töten oder Einschläfern. Meist erfolgen diese Eingriffe zum Zeitpunkt der Geburt oder bei der Entwöhnung vom Muttertier. Mit dieser Strategie bleibt das Fortpflanzungsverhal-
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ten möglich, und der Verlust eines oder mehrerer Jungtiere erinnert an die Situation in freier Wildbahn. Während das Schlachten überzähliger Ziegen oder
Schafe im Kinderzoo in der breiten Öffentlichkeit durchaus akzeptiert ist, geht bei
der Tötung von charismatischen Tierarten wie Junglöwen ein medial geschürter Aufschrei durch das Land. Gerade mit solchen Jungtieren wirbt der Zoo und
weckt Emotionen, um seine Naturschutzbotschaft zu vermitteln. Ein Dilemma,
welches in vielen Zoos den Griff zur «Pille» mit den erwähnten Nachteilen zur
Folge hat. Patentlösungen gibt es aber nicht. Deshalb wägt der Zoo Basel für jeden
Einzelfall das ganze Spektrum bestandesregulierender Massnahmen sorgfältig
ab und informiert die Öffentlichkeit gezielt und sachlich. Christian Wenker
Links oben: Die «Pille» für das Flusspferd gibt es in Form eines präparierten Futterwürfels.
Oben: Damit es auf dem Javaneraffen-Felsen nicht bald zu eng wird, tragen die meisten Weibchen entfernbare
Hormon-Implantate unter der Haut.
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Naturschutz | Wildhund-Projekt
Schutz der gejagten Jäger.
Afrikanische Wildhunde sind die
bedrohtesten grossen Beutegreifer
der Savanne. Sie stehen deswegen
weit oben auf der Roten Liste
der IUCN (World Conservation
Union). Früher südlich der Sahara
weit verbreitet, schätzt man
ihre Zahl heute auf weniger als
5000 Tiere. Nur drei isolierte
Unterpopulationen zählen mehr als
200 bis 250 Individuen und sind
somit selbsterhaltend. Sie befinden
sich im Selous Ökosystem (Tansania), im Krüger National Park
(Südafrika) und im Okavango Ökosystem (Botswana), von wo der
folgende Bericht stammt.
Keine zehn Sekunden sind vorbei, und schon sind die Hunde im dichten Busch
verschwunden. Impalas geben Alarmrufe: Es ist das Chaos. Das VHF-Signal vom
«hawkingpack»-Senderhalsband wird schwächer und schwächer, während ich
versuche, dem Rudel auf Distanz zu folgen. Eine grüne Wand von Gräsern und
Blättern verdeckt meine Sicht, aber ich habe keine andere Möglichkeit. Es heisst
einfach vorwärtsfahren. Büsche biegen sich unter dem Gewicht des alten Landrovers, doch plötzlich ist der Baum vor mir zu gross, um gebogen zu werden.
Game over. Die Hunde sind schon zu weit, und ich bekomme kein Signal mehr.
Wochen verlaufen, ohne dass wir es schaffen, die scheuen Tiere zu finden. Sie
scheinen vom Erdboden verschwunden zu sein. Mit einem Streifgebiet von rund
850 km2 könnten sie fast überall sein, und das Strassennetz durchzieht nur einen
Teil des «hawkingpack-homerange». Wir brauchen unbedingt «aerial suppport».
Die kleine Cessna steigt auf etwa 1000 m. ü. M., eine Höhe, wo das Signal des
VHF-Senderhalsbands hinreicht. Und plötzlich, das Bip-Bip-Bip läutet in unseren
Ohren. Es ist wie eine wunderbare Symphonie. Nach der Landung steigen wir
schnell ins Auto und fahren zu den georteten Hunden, bevor sie wieder weiterziehen. In wenigen Minuten und ohne den Tieren zu nahe zu kommen, können
wir die Daten aus dem GPS/VHF-Halsband runterladen. Die Halsbänder sind so
programmiert, dass sie mehrere «GPS-locations» täglich aufnehmen. Zurück im
Camp können wir endlich sehen, wo die Hunde während den letzten Wochen
gewesen sind und wie sie das Habitat innerhalb ihres Heimgebietes nutzen.
Afrikanische Wildhunde durchstreifen riesige Landstriche und reagieren deswegen besonders empfindlich auf Lebensraumzerstückelung und -verlust. Ihre täglichen Wanderungen bringen sie in Kontakt mit Menschen. Dabei kommt es leicht
zu Konflikten und in deren Folge zu direkter Bejagung oder zur Übertragung von
Krankheiten durch Haushunde. Leider sind auch Schutzgebiete keine Wildhundparadiese. «Huntingdogs» sind leichte, nur etwa 25 Kilogramm wiegende Tiere,
die unter der Konkurrenz durch die grösseren Mitglieder der Raubtiergruppe wie
Löwen und Tüpfelhyänen leiden.
Im Rahmen meiner Doktorarbeit, die ich im südlichen Okavango-Delta (Botswana) in Verbindung mit der Uni Zürich und des «Botswana Predator Conservation Trust» durchführe, sind auch Hyänen und Löwen besendert worden. Es geht
darum zu verstehen, wie sich die konkurrierenden Beutegreiferarten räumlich
verteilen und gegenseitig beeinflussen. Die gesammelten Daten werden dazu
beitragen, dass bei der Planung von Schutzgebieten und Naturreservaten die Bedürfnisse der bedrohten Hunde berücksichtigt werden können. Alle Schutzbemühungen müssen von einer genauen Kenntnis der Lebensweise der Tiere und
in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und den Behörden geschehen.
Die im Zolli lebenden Afrikanischen Wildhunde sind als Botschafter für ihre bedrohten Artgenossen ein wichtiges Glied in einer ganzen Kette von Massnahmen
zum Schutz der gejagten Jäger. Gabriele Cozzi, Feldforscher
Ein sechs Monate alter Welpe schaut in sein Spiegelbild und in eine unsichere Zukunft.
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Veranstaltungskalender Zoo Basel
Theater mit Wölfen
Freitag, 12. Juni 2009, Neues Tabourettli, Basel
Theaterstück über die zwiespältige Beziehung zwischen Mensch und Wolf.
Das Schauspielensemble ist eine der vier Gewinnerschulklassen des Wettbewerbes «Theater mit Wölfen» von zooschweiz. Es handelt sich um eine Benefizveranstaltung zugunsten des Schweizer Herdenschutzes. Unterstützen Sie die
Naturschutzkampagne von zooschweiz mit Ihrem Besuch.
Im Theater «Neues Tabourettli», Basel. Billett-Vorverkauf an der Zolli-Hauptkasse, ab Montag, 18. Mai 2009.
Beck-Tag
Mittwoch, 24. Juni 2009, 16 – 22 Uhr
Zu Ehren des Gönners Johannes Beck bleibt der Zoo abends geöffnet.
Die Basler Gypsy-Jazz-Gruppe «Belleville» spielt von 18 – 21 Uhr vor dem ZolliRestaurant. Gratiseintritt ab 16 Uhr.
Was Sie schon
immer über den Zolli
wissen wollten ...
Mehr als nur Führer durch den Zoo sind
die beiden Publikationen «Zooführer» und
«Vivariumsführer».
Lernen Sie die Zolli-Bewohner besser
kennen und der Zoo-Spaziergang wird zum
Lern-Erlebnis. Ausführliche Hintergrundberichte aus dem Zoo-Alltag laden auch nach
dem Besuch zum Schmökern ein.
Die reich bebilderten Führer sind an den
Zookassen für CHF 7.– erhältlich.
Coop Zolli-Tage
Mittwoch und Donnerstag, 8. und 9. Juli 2009
Wettbewerb mit attraktiven Preisen und Aktionen. Gratis-Eintritt für Kinder,
Ermässigung für Begleitpersonen, CHF 16.– statt CHF 18.–.
Zoo-Nacht
Samstag, 27. Juni 2009, 17 – 24 Uhr
Geniessen Sie die laue Sommernacht bei einem Zoospaziergang. An Beobachtungs- und Informationsposten geben Tierpflegerinnen und Tierpfleger Hintergrundinformationen zum Zoo-Alltag. Mit Ponyreiten und Elefantenvorführung.
Bei starkem Regenwetter findet die Veranstaltung nicht statt. Vergünstigter Eintritt ab 17 Uhr.
Vortragsreihe:
Charles Darwin und die Evolutionstheorie
22. und 29. Oktober, 5. und 12. November 2009
Über Mittag – mitten am Tag, mitten im Zoo: 30 Minuten Wissenschaft à la carte.
Nach einem Input-Referat von 30 Minuten wird bei Suppe und Sandwich weiterdiskutiert. Mehr Informationen: www.flyingscience.ch.
www.zoobasel.ch
Die Zolli-Webseite enthält eine Fülle von
Informationen für den Zoobesuch.
Selbst Zookenner erfahren noch Neues und
Hintergründiges zum Zoo Basel.
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Freundeverein Zoo Basel
Mitgliedschaft
Unterstützen Sie den Zoo Basel und werden Sie Mitglied im Freundeverein.
Als Freundin oder Freund des Zoo Basel erhalten Sie den Zolli-Jahresbericht und zweimal jährlich das «Zoo Basel Magazin».
Sie haben die Möglichkeit, beim Aufsichtsdienst im Haus Gamgoas,
den regelmässigen Einsätzen der Infomobile oder anderen Aktivitäten
der Freunde mitzumachen. Zollikuratoren führen Sie durch die vier
Zolli-Jahreszeiten und hinter die Kulissen des Zoos und wir organisieren
für Sie die jährliche «Freunde-Reise». Die Generalversammlung bietet
neben dem geschäftlichen Teil jeweils einen Vortrag.
Vorschau
Mitgliedschaftskosten pro Jahr
Privatpersonen, CHF 35.–
Haushalte, CHF 50.–
Firmen, CHF 100.–
Jugendliche bis 18 Jahre gratis
Zögern Sie nicht, wenn Sie sich für den Basler Zoo und für aktiven
Naturschutz einsetzen wollen, und besuchen Sie uns unter:
www.zoobasel.ch/freunde
An den Zolli-Kassen können Sie den Freunde-Prospekt mit Anmeldetalon
beziehen.
Aktivitäten der Freunde
Montag, 8. Juni 2009, 19.30, Zolli-Restaurant
Freunde-Generalversammlung
Montag, 17. August 2009, 20.00 Uhr
Freunde-Sommer, Anmeldung siehe unten
Samstag, 19. September 2009, Freunde-Reise
Samstag, 17. Oktober 2009, 10.00 Uhr
Freunde-Herbst, Anmeldung siehe unten
Für die Freunde-Rundgänge ist eine telefonische Anmeldung unerlässlich
(061 295 35 35). Wegen der erfreulich grossen Nachfrage müssen wir
die Teilnehmerzahl aus organisatorischen Gründen auf 150 Personen beschränken. Anmeldungen werden vier bis eine Woche vor der Führung entgegengenommen und in der Reihenfolge des Eintreffens berücksichtigt.
ZolliGumper, Kinderangebot des Freundevereins.
Infos unter www.zolligumper.ch.
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Den Menschenaffen im Zolli wird
eine neue Welt erschlossen. Die Gorillas,
Orang-Utans und Schimpansen
sollen sich schon bald auf grosszügigen
Aussenanlagen tummeln, wo ihnen
der Wind um die Ohren pfeift, Schnee
und Regen das Haupt benetzen,
wo sie von hohen Wipfeln das Geschehen
bei ihren Nachbarn, den Straussen
und Zebras, beobachten oder sich von
der Sonne aufwärmen lassen können.
Die hohe Intelligenz, die Kraft und
die Behändigkeit der Menschenaffen
fordern Architekten, Ingenieure und
Zoo-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter
äusserst sorgfältiges Denken und
Planen ab.
Im Frühling wird das Vorprojekt für die
neuen Aussenanlagen, den Umbau
und die Erweiterung des Affenhauses
abgeschlossen. Diesen ersten Meilenstein und die Überlegungen, die
dazu gemacht wurden, möchten wir
Ihnen gerne im Zoo Basel Magazin 07/09
präsentieren.
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