Bundesrealgymnasium Imst Chemie 2010

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Bundesrealgymnasium Imst
Chemie 2010-11
Klasse 8
Aromaten und deren Reaktionen
Dieses Skriptum dient der Unterstützung des Unterrichtes - es kann den Unterricht aber nicht ersetzen, da im
Unterricht der Lehrstoff detaillierter aufgearbeitet wird, als dies im Skriptum der Fall ist.
Ergänzungen zum Skriptum können während des Unterrichts durchgeführt werden.
In diesem Skriptum sind nur wenige Diagramme und Zeichnungen enthalten. Die fehlenden Diagramme werden
im Unterricht erarbeitet.
Inhalt
4
Aromaten......................................................................................................................... 22
4.1
Aufbau von Aromaten .............................................................................................. 22
4.2
Einteilung von Aromaten ......................................................................................... 23
4.2.1
Substituierte Aromaten ....................................................................................... 23
4.2.2
Heteroaromaten .................................................................................................. 23
4.2.3
Kondensierte Aromaten ...................................................................................... 23
4.3
Reaktionen der Aromaten......................................................................................... 23
4.3.1
Reaktionspartner................................................................................................. 23
4.3.2
Elektrophile Substitution .................................................................................... 24
4.3.3
Elektronische Effekte der Substituenten ............................................................ 25
4.3.4
Reaktionen substituierter Benzene ..................................................................... 25
Chemie
Klasse 8
4
Aromaten
Aromaten
Mit dem Begriff „aromatisch“ bezeichnet man in der organischen Chemie Stoffe mit
gemeinsamen Strukturmerkmalen, auf die eine Reihe gemeinsamer Eigenschaften
zurückzuführen sind. Einfachster Vertreter ist das Benzen (früher Benzol).
Aromatische Kohlenwasserstoffe verhalten sich in vielerlei Hinsicht anders als kettenförmige
oder ringförmige,
mige, nicht aromatische, Kohlenwasserstoffe.
4.1 Aufbau von Aromaten
Benzen besitzt die Summenformel C6H6. Die Aufklärung
seiner Struktur stellte die Chemiker des 19. Jh. vor große
Probleme. 1865 entwickelte Friedrich August Kekulé eine
erste Theorie, die das Verhalten dieses Stoffes teilweise
erklären konnte.
Benzen hat 8 H-Atome
Atome weniger als der gesättigte
Kohlenwasserstoff Hexan und sollte deswegen stark
ungesättigt sein und Mehrfachbindungen aufweisen, die sich
durch Additionsreaktionen leicht nachweisen lassen
la
sollten.
Benzen verhält sich jedoch anders. Kekulé ordnete die 6 CC
Atome in einem Ring an und verknüpfte jedes C-Atom
C
mit
einem H-Atom.
Atom. Weil aber jedes C-Atom
C
vier Bindungen
ausbildet,
ordnete
er
noch
drei
symmetrische
Doppelbindungen im Ring an. Da sich
s
diese nicht
nachweisen ließen, formulierte er eine zusätzliche
spiegelbildliche Form und nahm an, dass diese rasch
ineinander übergehen könnten.
Im Benzenring sind die C-Atome
Atome an den Ecken eines gleichseitigen Sechsecks angeordnet.
Jedes C-Atom ist mit drei weiteren Atomen verbunden und bildet Bindungswinkel von 120°.
Aufgrund der sp2-Hybridisierung
Hybridisierung der C-Atome
C
liegen alle C- und H-Atome
Atome in einer Ebene.
Obwohl Aromaten wie ungesättigte Verbindungen zu wenige
wenig H-Atome
Atome enthalten, sind sie
sehr stabil und reaktionsträge.
Abb. 4-1: Verschiedene Darstellungen des Benzens (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Benzol)
Dr. K.-H. Offenbecher
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Aromaten
Durch das σ-π-Modell
Modell ist es möglich, auch mesomere Systeme und ihre Eigenschaften zu
beschreiben. Die Molekülorbitale der Aromate werden durch gemeinsame πElektronenwolken aufgebaut und bestehen aus aus zwei Aufenthaltsräumen oberhalb und
unterhalb der Ebene, die durch die Atomkerne festgelegt wird. In dieser
dieser π-Elektronenwolke
π
sind die 6 pz-Elektronen
Elektronen delokalisiert.
Aromatische Moleküle besitzen ebene Ringsysteme. Die Ringatome bilden geschlossene πElektronensysteme mit 4n + 2 Elektronen (Hückel-Regel).
(Hückel
Hückel-Regel: Ein cyclisch durchkonjugiertes Molekül ist mit 4n+2 π-Elektronen
π
(einer
ungeraden Zahl von Elektronenpaaren) besonders stabil und wird als Aromat bezeichnet. Bei
4n π-Elektronen
Elektronen (einer geraden Zahl von Elektronenpaaren) ist es instabil und wird als
Antiaromat bezeichnet.
4.2
Einteilung von Aromaten
Aroma
4.2.1 Substituierte Aromaten
In einem einfachen substituierten Aromaten bestimmt der vorhandene Substituent sowohl die
Position des zweiten Substituenten als auch die Reaktionsgeschwindigkeit. Im Vergleich zum
unsubstituierten Aromaten aktiviert oder desaktiviert
desaktiviert der Erstsubstituent den Aromaten. Es
werden
erden Substituenten 1. Ordnung (lenken den Zweitsubstituent in ortho- oder para-Stellung)
und Sunstituenten 2. Ordnung (Zweitsubstituent in meta-Stellung)
meta Stellung) unterschieden.
4.2.2 Heteroaromaten
Heteroaromaten sind ebene Moleküle
Moleküle mit konjugierten Doppelbindungen und einem oder
mehreren Heteroatomen. Das Heteroatom kann auch positiv oder negativ geladen sein. Je
nach Ringgröße werden zwei Gruppen unterschieden:
Sechsringe mit Stickstoff als Heteroatom sind benzenähnlich, weil
il jedes N-Atom
N
ein πElektron zum π-System
System beiträgt und sein sein freies Elektronenpaar koplanar zum Ring ist.
Beispiele sind Pyrimidin, Pyridin.
Fünfringe enthalten eine anstelle einer C = C-Doppelbindung
C Doppelbindung ein Heteroatom, das ein freies
Elektronenpaar zum π-System
System beiträgt; damit weist der Ring 6 π-Elektronen
Elektronen auf. Beispiele
sind Furan, Pyrrol, Thiophen
4.2.3 Kondensierte Aromaten
Kondensierte Aromaten bestehen aus mehreren Benzenringen, die linear oder gewinkelt
aneinander kondensiert sind. Die angular kondensierten
kondensierten Ringe zeigen höhere
Resonanzenergien pro Ring als die entsprechenden linear kondensierten und sind daher
chemisch etwas stabiler.
4.3
Reaktionen der Aromaten
4.3.1 Reaktionspartner
Elektrophile Reaktionspartner
sind „Elektronen suchende“ Teilchen, also Teilchen mit Elektronenmangel. Dazu gehören
Moleküle wie das polarisierte Brommolekül oder Kationen wie H+, Br+ oder Carbokationen:
Carbokation (Carboniumion))
R: organischer Rest oder H
Dr. K.-H. Offenbecher
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Chemie
Elektrophile Teilchen wirken bei
Elektronenakzeptoren (Empfänger).
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der
Ausbildung
Aromaten
von
Atombindungen
als
4.3.2 Elektrophile Substitution
Gute Vorraussetzungen für diesen Reaktionstyp bietet die hohe Elektronendichte
delokalisierter π-Elektronenwolken
Elektronenwolken hauptsächlich bei Aromaten.
aten. Bei Aliphaten ist dieser
Reaktionstyp selten.
Das angreifende elektrophile Agens kann allerdings nicht einfach 2 Elektronen eines π–
Systems übernehmen, da sonst der mesomeriestabilisierte aromatische Zustand verloren
gehen würde. Das bedeutet, dass ein H-Atom
Atom (oder ein Substiuent) am Benzenring
ausgetauscht werden muss (Substitutionsreaktion
Substitutionsreaktion).
Beispiel: Bromierung (Halogenisierung) von Benzen
Um eine Reaktion zu erreichen muss zuerst die Elektrophilie des Halogens (Brom) erhöht
werden das Halogenmolekül
lekül muss polarisiert werden.
Das positive Ende des Halogenmoleküls tritt mit dem π–Elektronensystem
Elektronensystem des Benzens
relativ locker in Wechselwirkung. Die Bindung innerhalb des Halogenmoleküls wird
schwächer und löst sich.
Das Bromidion (Br-) löst sich ab und der positive Teil (Br+) wird über eine σ–Bindung an ein
C-Atom des Benzenss gebunden. (σ-Komplex)
(
Für die σ-Bindung
Bindung werden 2 e- der π-Elektronenwolke
Elektronenwolke verwendet. Dabei wird der aromatische
Zustand zerstört. Die Reaktion erfordert eine hohe Aktivierungsenergie,
Aktivierungsenergie, läuft deshalb relativ
langsam und ist der Geschwindigkeits-bestimmende
Geschwindigkeits bestimmende Schritt der Gesamtreaktion. Im zweiten
Schritt spaltet sich das H+-Ion
Ion ab (Rearomatisierung bei einer SE-Reaktion).
Reaktion).
Beispiele für SE Reaktionen
Nitrierung:
Elektrophil
ist
das
Substitutionsprodukt ist das Nitrobenzen.
Nitro
Nitroniumion
NO2+.
Sulfonierung:: In rauchender Schwefelsäure tritt SO3 als
elektrophiles Teilchen auf. Das Reaktionsprodukt ist die
Benzensulfonsäure.
Alkylierung:: Seitenketten lassen sich direkt in das Benzenmolekül
einführen.
Dr. K.-H. Offenbecher
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Aromaten
4.3.3 Elektronische Effekte der Substituenten
Induktiver Effekt von Substituenten
Abhängig von der EN des Atoms, über das der Substituent an den Ring gebunden ist. Ist diese
EN kleiner als die des
es Kohlenstoffes ist der I-Effekt
I Effekt positiv. Dem aromatischen System wird
negative Ladung zugeführt.
Beispiele
für
Substituenten,
die
einen
+I Effekt
+I-Effekt
ausüben:
-CH3, -C2H5, -C3H7, nur aliphatische Reste
Der +I-Effekt
Effekt aktiviert den Aromaten und begünstigt eine Zweitsubstitution.
Zweitsubstitution
Mesomerer Effekt von Substituenten
Besitzt ein Substituent ein freies Elektronenpaar, so können diese in die Mesomerie des πElektronensystems mit einbezogen werden.
Die Elektronendichte wird dadurch vermindert -M-Effekt,die Doppelbindung kann
herausklappen
Beispiele:
-NO2, -OCH3, -OC2H5, -SO3H, -CN
Befindet sich im Substituenten ein Atom mit hoher EN, dass durch eine Mehrfachbindung
gebunden ist, werden dem aromatischen System Elektronen entzogen die Elektronendichte
wird verringert; -M-Effekt.
4.3.4 Reaktionen substituierter Benzene
Einfluss von Erstsubstituenten auf die Geschwindigkeit der Zweitsubstitution
Die Erhöhung der Elektronendichte im aromatischen π–Elektronensystem
Elektronensystem führt zur
Begünstigung einer Zweitsubstitution.
Zweitsubstitution
Eine Erniedrigung der Elektronendichte im aromatischen π-Elektronensystem
Elektronensystem führt zur
Behinderung einer Zweitsubstitution.
Beispiel Aminobenzen (Anilin): der +M-Effekt
+M
überwiegt gegenüber dem –I-Effekt,
–
sodass es
zu einer Erhöhung der der Elektronendichte im Ring kommt.
Dr. K.-H. Offenbecher
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Aromaten
Beispiel Chlorbenzen: der –I--Effekt
Effekt überwiegt wegen der großen EN des Chlor gegenüber
dem +M-Effekt.
Effekt. Daraus resultiert eine Verringerung der Elektronendichte im aromatischen
System.
Einfluss von Erstsubstituenten auf den Ort der Zweitsubstituenten
Ein zweiter Substituent kann am aromatischen Ring unterschiedliche Positionen in Bezug
zum Erstsubstituenten einnehmen:
ortho-Stellung:: die Substituenten sind benachbart
meta-Stellung:: ein Wasserstoffatom steht zwischen den Beiden
para-Stellung:: Sie stehen sich gegenüber.
Die Stellung hängt weitgehend von der Wirkung des Erstsubstituenten auf die Stabilisierung
des Übergangszustandes (σ-Komplex)
Komplex) ab.
Beispiel : Stellung der Substituenten am Dibrombenzen
Dibrom
o-Dibrombenzen
benzen
1,2-Dibrombenzen
benzen
m-Dibrombenzen
1,3-Dibrombenzen
p-Dibrom
Dibrombenzen
1,4-Dibrom
Dibrombenzen
Ist der Erstsubstituent ein Elektronendonator, so wird der Zweitsubstituent in o- oder pStellung dirigiert.
Ist der Erstsubstituent ein Elektronenakzeptor, so wird der Zweitsubstituent in mm Stellung
dirigiert.
Es sind drei mesomere Grenzstrukturen möglich. Bei der Substitution in oo und p-Stellung
sind aber jeweils in einer Grenzformel
Grenzformel die beiden positiven Ladungen benachbart. Diese
Grenzformeln sind energetisch ungünstig
Beispiel : Bromierung von Benzol, SE bei Elektronen schiebenden Substituenten; σ-Komplex
und Reaktionsprodukte
Wird das Bromkation in o- oder p-Stellung
p
zur OH-Gruppe
Gruppe gebunden, so ist eine stärkere
Delokalisierung der positiven Ladung möglich vier mesomere Grenzformeln. In mm
Stellung sind nur drei Grenzformeln möglich.
Dr. K.-H. Offenbecher
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Aromaten
Beispiel: Nitrierung von Nitrobenzol, SE bei
bei Elektronen ziehenden Substituenten
Aufgaben
1. Was versteht man unter einem Elektrophil?
2. Warum ist bei Benzen die elektrophile Substitution bevorzugt?
3. Skizziere ein allgemeines Reaktionsschema für eine elektrophile Substitution am
Benzen!
4. Wovon hängt der Einfluss eines Substituenten auf die Einführung eines weiteren
Substituenten am aromatischen System ab?
5. Wann ist ein Substituent am aromatischen Kern schiebend?
6. Ausgehend vom Benzen sollen o-Nitrobrombenzen und m-Nitrobrom
trobrombenzen
hergestellt werden. Welche Reagenzien sind dazu nötig? Welche
Reaktionsmechanismen spielen dabei eine Rolle?
7. Anilin wird nitriert. Welche Produkte entstehen überwiegend? Begründe die Aussage,
auch durch die Angabe von Grenzstrukturen.
Dr. K.-H. Offenbecher
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