Für alle, die Zeit haben, eine weitere Darstellung zum Vergleich: Eine kurze Geschichte der Astronomie oder Von Aristoteles zu Hawking Vom Mythos zur Wissenschaft Seit Urzeiten ranken sich um das Geschehen am Himmel mythische Vorstellungen: Sonne und Mond werden bei ihrem Untergang im Westen von Ungeheuern verschlungen, müssen sich durch die Unterwelt kämpfen oder - wie bei den Azteken - durch Menschenblut am Leben gehalten werden. Die Grundvorstellung der griechischen Kosmologie war folgende: Die Erde ruht im Zentrum der Welt und von hier aus steigt man auf zu immer höheren Sphären, bis man die Fixsternsphäre, als oberste und vollkommenste, erreicht. Diese Sphären in Kugelform wurden als ideale Gestalten mit vollendeter Symmetrie betrachtet. Aufgabe der Himmelsmechanik war es, die Bewegung der Gestirne auf gleichmäßige Kreisbewegungen zurückzuführen. Um die Bewegung der Sonne, des Mondes, der Planeten und der Fixsterne durch Bewegung auf Kreisen zu beschreiben, brauchte EUDOXOS, ein Schüler PLATONS, allerdings schon 27 ineinander gelagerte Hohlkugeln. ARISTOTELES, der bedeutendste Schüler von PLATON, erweiterte diese Vorstellungen. Er begründete eine Bewegungslehre, die zwischen "natürlichen" und "gewaltsamen" Bewegungen unterscheidet. Den Himmelskörpern ordnete er als Substanz den "Äther" zu. Deren natürliche Bewegung ist die Kreisbewegung. Abweichungen vom einfachen Kreis wurden aber auch schon damals an der Schleifenbahn der Planeten beobachtet. Um die "geheiligten" Kreise zu retten, heftete der griechische Astronom PTOLEMÄUS (150 n. Chr.) die Planeten an Epizykel-Kreise, deren Mittelpunkt M auf dem Trägerkreis weiterschreitet => Bild 1). So konnte man gute Übereinstimmung mit den Beobachtungen durch Überlagerung von Kreisbahnen erzielen. B 1: Überlagerung von Kreisbahnen die Epizykel-Theorie Die Himmelsmechanik war aber streng getrennt von der irdischen Mechanik. Man sagte: Während am Himmel die immer gleichen, vollkommenen Kreisbewegungen stattfinden, beschrieben durch die Mathematik, gelten auf der Erde keine mathematischen Gesetze. Hier herrschen Werden und Vergehen, Geburt und Tod. Dementsprechend kommt auf der Erde auch jede Bewegung nach dem Wegfall des äußeren Antriebs zum Stillstand. Diese Vorstellungen konnten sich als Ersatz für das noch fehlende Gedankengebäude der Mechanik mehr als eineinhalb Jahrtausende halten. Die kopernikanische Wende Nikolaus KOPERNIKUS (1473-1543), Domherr von Frauenburg in Ostpreußen. Sein heliozentrischer Standpunkt war für die meisten Gelehrten und Theologen unannehmbar. Sie hielten seine Schrift nur für eine Neuauflage der Hypothesen, wie die des Aristarchos von Samos (um 310-230 v. Chr.). Dieser hatte als Erster die Vermutung ausgesprochen, Sonne und Fixsterne würden ruhen. Ihre Bewegung werde durch die Rotation der Erde um ihre eigene Achse vorgetäuscht. Neu an den Überlegungen von KOPERNIKUS war, dass durch die Erdbahn die Lage und Größe der Planetenbahnen bestimmt wurde. Der Weltraum wurde so zu einem ausmessbaren Raum. Doch die Einwendungen gegen KOPERNIKUS waren groß und scheinbar berechtigt. Ein Gegenargument des genauen Beobachters Tycho BRAHE war: Wenn die Erde um die Sonne läuft, so müssen wir die Fixsterne im Abstand von einem halben Jahr von zwei weit entfernten Stellungen aus etwas gegeneinander verschoben sehen. Diese Parallaxe konnte jedoch (wegen der großen Entfernung der Fixsterne) erst im 19. Jahrhundert gemessen werden. Zu Zeiten von KOPERNIKUS aber fand man keine Fixsternparallaxe und hielt das heliozentrische Weltbild damit für widerlegt. Ohne Fernrohr waren damals keine genügend genauen Beobachtungen möglich. Dennoch war der Anstoß gegeben, Bestätigungen für die neuen Auffassungen zu suchen. GALILEI sucht Beweise mit dem Fernrohr Galileo GALILEI (geb. 1564 in Pisa, gest. 1642 in Florenz) war eine außergewöhnlich imposante Persönlichkeit. Er beeindruckte die Menschen durch seine Phantasie, seinen Witz und die Gewalt seiner Sprache. Von seinem mächtigen Temperament ließ er sich aber auch dazu hinreißen, einflussreiche Gegner als unverständig hinzustellen und schuf sich so gefährliche Feinde. Mit seinem Fernrohr sah er, dass der Planet Jupiter von Monden umkreist wird, also ein Planetensystem im Kleinen darstellt. Das Fernrohr zeigte GALILEI auch die Gebirge des Mondes. Dieser hat nicht die vollkommene Kugelgestalt, wie die Lehre des ARISTOTELES es verlangt. Mit diesen Argumenten und Beweisen trat er öffentlich in der Sprache des Volkes gegen das von der Kirche anerkannte ptolemäischaristotelische Weltbild auf. GALILEI wurde der Ketzerei angeklagt und in Haft genommen. Er musste sich zum Widerruf der kopernikanischen Lehre verpflichten und erhielt Schreibverbot. Wie KOPERNIKUS hielt aber GALILEI noch an der Kreisbahn für die Planetenbewegung fest. Erst KEPLER verlässt die Kreisbahn Johannes KEPLER wurde 1571 in Weil der Stadt (Württemberg) geboren und starb 1630. Nach einem Theologiestudium wandte er sich der Astronomie zu. Dabei lernte er die kopernikanischen Lehren kennen, und er wurde ein begeisterter Anhänger der Theorie. Er fühlte sich befreit von diesen hypothetischen Sphären, welche die Erde gleich Zwiebelschalen umgaben. Man war Bürger einer neuen, größeren Welt, in deren Mittelpunkt die strahlende, göttliche Sonne stand. Religiösen Ideen folgend, suchte er in seinem Buch Mysterium cosmographicum (Das Weltgeheimnis), die Verhältnisse der Planetenbahnradien in Übereinstimmung mit den Proportionen an den fünf regulären Körpern zu bringen. In Harmonices mundi (Weltharmonik) erforschte er die Geschwindigkeiten der Planeten im sonnennächsten und sonnenfernsten Punkt (Perihel und Aphel) und stellte fest, dass sie den Frequenzverhältnissen der Töne von Harmonien entsprechen. Zeit seines Lebens strebte er nach einer höheren Harmonie. Im Gegensatz zu vielen anderen blieb er aber nicht bei diesen Gedanken stehen, sondern prüfte sie an möglichst genauem Beobachtungsmaterial. Deshalb zog er zu Tycho BRAHE nach Prag. In der Astronomia nova (Neue Astronomie) und der Weltharmonik schrieb er die nach ihm benannten Kepler-Gesetze nieder, die zu den ersten mathematisch formulierten, auf Beobachtung beruhenden Naturgesetzen gehören. NEWTON sah Erde und Himmelskörper als Einheit an Isaac NEWTON wurde etwa 80 Jahre nach GALILEI geboren. Er stellte nicht nur die Grundgesetze der Mechanik auf, sondern fand das Gravitationsgesetz und wandte die Grundgesetze auf die Bewegung der Himmelskörper an. Er konnte so die keplerschen Gesetze aus den Grundsätzen seiner Mechanik herleiten. Seine Auffassung, das Gewicht sei nichts weiter als eine allgemeine Massenanziehung, erntete lange Zeit Widerspruch und Spott. In seinen Philosophiae naturalis principia mathematica (Mathematische Prinzipien der Naturlehre) fasste er die Grundlagen der Differential- und Integralrechnung zusammen und wandte sie dann auf die Mechanik des Massenpunktes, die Strömungslehre und die Planetenbewegung an. NEWTON fragte sich zudem, warum sich beliebige Körper gegenseitig anziehen, vor allem, wie diese Anziehungskraft bei den riesigen Entfernungen, die zwischen den Himmelskörpern bestehen, zu Stande kommt. Eine Antwort darauf lehnte er jedoch mit dem lateinischen Spruch Hypotheses non fingo ("Hypothesen ersinne ich nicht.") ab. NEWTONS Mechanik bewährte sich glänzend. So konnte aus Abweichungen des Planeten Uranus von der berechneten Bahn auf die Existenz eines unbekannten Planeten geschlossen werden. An der daraus berechneten Position fand man dann tatsächlich den Planeten Neptun. Unregelmäßigkeiten, die man bei der Bewegung von Saturn schon zu NEWTONS Zeiten fand, ließen Zweifel an der Stabilität des Sonnensystems aufkommen. Man fragte sich, ob nicht Gott von Zeit zu Zeit eingreifen müsse, sein Werk wieder in Ordnung zu bringen. Der große französische Mathematiker Pierre Simon LAPLACE kam nach (heute nicht mehr als gültig anerkannten) Überlegungen und Berechnungen zur Ansicht, die Planetenbewegungen seien stabil - und zudem vollständig zurück- und vorausberechenbar. Gekrönte Häupter sorgten sich um die Stabilität der Welt und damit auch ihres Herrschaftssystems. Oskar II. von Schweden stiftete 1885 einen ansehnlichen Preis für den Nachweis, dass die Planetenbahnen stabil sind. Zweifel daran waren aufgetreten, da Jupiter und Saturn Umlaufzeiten haben, die etwa im Verhältnis 5:2 stehen. Durch Resonanz könnten sich die schwachen Kraftwirkungen zwischen den Planeten aufschaukeln und zu radikal anderen Bahnen führen. Jules Henry POINCARÉ (1854-1912) gewann schließlich diesen Preis. In seiner Arbeit zeigte er, dass es stabile und nichtstabile Bahnen gibt und dass in manchen Fällen eine beliebig kleine Störung ausreicht, um den Übergang von dem einen zum anderen Bahntyp zu verursachen. POINCARÉ wäre so beinahe zum Begründer der Chaosforschung geworden. Er beschreibt dies mit den Worten: "Es kann vorkommen, dass kleine Abweichungen in den Anfangsbedingungen schließlich große Unterschiede in den Phänomenen erzeugen. Ein kleiner Fehler zu Anfang wird später einen großen Fehler zur Folge haben. Vorhersagen werden unmöglich, und wir haben ein zufälliges Ergebnis.“ Am Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigte noch eine kleine Unstimmigkeit Astronomen und Physiker: Der sonnennächste Punkt (Perihel) der Merkurbahn verschiebt sich um 0,1 Bogensekunden pro Bahnumlauf mehr, als NEWTONS Gravitationsgesetz vorhersagte. Niels BOHR - ein Planetensystem im Kleinen? Wie wir von der Unterstufe her wissen, gibt es auch zwischen negativen und positiven Ladungen anziehende Kräfte. Charles COULOMB fand 1785, dass für die Kraft zwischen kugelsymmetrischen Ladungen ein ganz ähnliches Gesetz wie bei den Gravitationskräften gilt. Nach der Vorstellung der Physiker am Anfang des 20. Jahrhunderts bilden Elektron und Proton im Wasserstoffatom ein kleines Planetensystem. Um einen positiv geladenen Kern kreist ein Elektron. Die Zentripetalkraft wird dabei von der elektrischen Kraft geliefert. Die Ladungen von Elektron (e = 1,6*10-19 C) und Proton sind dem Betrag nach gleich. Für die Kräfte und die Gesamtenergie gilt: Den Übergang von einer Elektronenbahn in eine mit größerer Gesamtenergie kann man durch Einstrahlung von Licht erreichen. Umgekehrt sendet das Atom Licht aus, wenn es aus einem energiereicheren Zustand in eine innere, energieärmere Bahn übergeht. Merkwürdig erschien, dass nur ganz bestimmte Energiedifferenzen auftreten und die Elektronen bei ihrer beschleunigten Bewegung keine Energie abstrahlen, wie man es aus der Elektrizitätslehre erwartete. Dieses Planetenmodell für das Wasserstoffatom wurde von BOHR und SOMMERFELD begründet. Zahlreiche Widersprüche mit der Erfahrung führten zur Entwicklung einer neuen Theorie, der Quantentheorie. EINSTEIN relativiert Raum und Zeit (s.a. div. Dokumente im Materialienordner Physik wie z.B. Rel-theorie.pdf!) Albert EINSTEIN während seiner Arbeit beim Berner Patentamt u.a. die spezielle Relativitätstheorie entwickelt. Daraus ergaben sich weit reichende Veränderungen der Vorstellungen von Raum und Zeit. Dies hatte EINSTEIN aus zwei von ihm als fundamental erkannten Prinzipien hergeleitet, der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit und dem Relativitätsprinzip (Die Naturgesetze nehmen in allen Inertialsystemen die gleiche Form an). Strecken, die man in Bewegungsrichtung bei einem anderen relativ zu sich bewegten System betrachtet, werden verkürzt gemessen. Für einen Beobachter in dem bewegten System haben sie ihre normale "Eigenlänge". Die zeitliche Dauer eines Vorgangs ist relativ und wird ebenfalls von der Bewegung des Bezugssystems beeinflusst. Wir messen z.B. eine verlängerte Lebensdauer von radioaktiven Teilchen, so als ob ihre Zeit langsamer abliefe. Nach dem newtonschen Gravitationsgesetz hängt die Kraft zwischen zwei Körpern von ihrer Entfernung ab. Da diese aber je nach Bezugssystem unterschiedlich ist, ergeben sich verschiedene Werte für die Gravitationskraft zwischen zwei Körpern. Daraus folgerte EINSTEIN, dass das Gravitationsgesetz noch nicht korrekt sein konnte. Dieser "Makel" ließ ihm viele Jahre keine Ruhe. Den Ansatz zur Lösung fand er auf Grund einer einfachen Überlegung, die mit seinen Worten folgendermaßen lautet: "Ich saß auf meinem Sessel im Berner Patentamt, als mir plötzlich folgender Gedanke kam: Wenn sich eine Person im freien Fall befindet, dann spürt sie ihr eigenes Gewicht nicht." Für jemanden, der frei fällt, ist die Gravitation aus der Umgebung verschwunden. EINSTEIN verallgemeinerte diese Überlegungen im Äquivalenzprinzip: Die Vorgänge in beschleunigten Bezugssystemen und in Gravitationsfeldern sind einander äquivalent. Durch Messungen innerhalb eines Labors kann man nicht unterscheiden, ob sich dieses in einem Gravitationsfeld befindet oder aus einer anderen Ursache konstant beschleunigt wird. Innerhalb kurzer Zeit konnte EINSTEIN weitreichende Folgerungen aus dem Äquivalenzprinzip ziehen. Ein Gedankenexperiment soll uns dies verdeutlichen. Angenommen, eine Fotografie zeige: In einen Fahrstuhl tritt ein Lichtstrahl waagrecht ein. An der Fahrstuhlwand sieht man die parabelförmig nach unten gekrümmte Bahn des Lichtes. Dafür gibt es zwei Erklärungsmöglichkeiten. Nahe liegend ist die Vermutung, dass der Fahrstuhl sich beschleunigt nach oben bewegt. Nach dem Äquivalenzprinzip kann man den gekrümmten Strahl auch so deuten, dass er von einem nach unten wirkenden Gravitationsfeld abgelenkt wird. Licht müsste sich wie ein Ball beim waagrechten Wurf verhalten. Der Ball wird auf seiner Bahn schneller. Analog dazu muss Licht, das im Gravitationsfeld senkrecht nach unten verläuft, seine Energie vergrößern. Die Geschwindigkeit des Lichts ist aber stets 300 000 km/s. Das Licht ändert daher seine Farbe, wenn es im Gravitationsfeld nach unten "fällt". Aus rotem Licht wird so energiereicheres blaues Licht. Eine weitere Folgerung war, dass Uhren, die sich in verschiedenen Höhen im Feld eines Zentralkörpers befinden, unterschiedlich schnell gehen. Es dauerte aber noch mehrere Jahre, bis EINSTEIN 1915 Gleichungen fand, die das Gravitationsfeld korrekt beschreiben. Durch sie konnte auch die Periheldrehung des Merkur richtig berechnet werden. All diese vorhergesagten Effekte sind in der Zwischenzeit direkt experimentell überprüft und bestätigt worden. REBKA und POUND zeigten 1965, dass die Energie von Strahlung größer wird, wenn die Strahlung auf einer Strecke von nur 20 m "herunterfällt". 1971 konnten HAFELE und KEATING mit sehr genauen Atomuhren in normalen Verkehrsflugzeugen die relativistischen Zeitänderungen auf Grund der Unterschiede im Gravitationsfeld nachweisen. Schwarze Löcher Nach der allgemeinen Relativitätstheorie von EINSTEIN sollte es schwarze Löcher geben, Durch einen Kollaps eines sehr massereichen Sterns entsteht dieses für uns völlig neuartige Gebilde. Auf Grund seines kleinen Radius und seiner großen Masse übt es eine ungeheuer starke Gravitationsanziehung aus. Licht und Materie können hineinfallen, aber es kommt nichts mehr heraus. Schon außerhalb eines solchen schwarzen Lochs wirken extrem große Gezeitenkräfte auf einen Körper. EINSTEIN und andere Physiker lehnten die Existenz dieser Gebilde zuerst vehement ab. 1974 zeigte HAWKING, dass schwarze Löcher eine Strahlung aussenden müssen. Umkreisen sich zwei schwarze Löcher, so sollten von ihnen Gravitationswellen ausgehen. Der experimentelle Nachweis dieser Wellen ist das Ziel von neuen Versuchsanlagen, die bis zum Jahr 2007 fertig gestellt sein sollen. Stephen HAWKING