3 ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER 3.1 3.1.1

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KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
3
ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
3.1
GEOLOGIE/ BODEN (siehe auch Karten 4 und 5 - Boden/ Ertragspotential und Biotop-
potential)
3.1.1 Grundsätze und naturräumliche Gegebenheiten
Im Jenaer Stadtgebiet sorgen drei geologische Hauptformationen Muschelkalk, Buntsandstein und
Lockergesteinsbedeckungen mit verschiedenen weiteren Differenzierungen für einen heterogenen
geologischen Aufbau. Folgende geologische Hauptformationen stehen in Jena flächenhaft an:
Oberer Muschelkalk (Festgestein)
Der Obere Muschelkalk ist im Jenaer Stadtgebiet ausschließlich auf den Hochflächen im Nordwesten
zwischen Münchenroda, Krippendorf und Closewitz verbreitet. Die höchste Schicht stellen die bis zu 60
m mächtigen Ceratitenschichten mit ihren wechselnden Mergel–, Ton– und Kalksteinen dar. Es folgen
hangabwärts die festen, bankigen Kalke des Trochitenkalks mit 5 bis 8 m Breite. Diese Schicht ist als
markante Steilstufe ausgebildet.
Mittlerer Muschelkalk (Festgestein)
Östlich der Saale beschränkt sich das Vorkommen des Mittleren Muschelkalks auf die Kuppenlagen
von Johannis– und Kernberg. Im Westen ist die Formation zwischen Dürrengleina und Jägerberg als
durchgängiges Band ausgebildet. Die Schichthöhe beträgt ca. 35 bis 40 m. Die hellen Dolomite, Mergel– und Kalksteine sind nur wenig verwitterungs– und erosionsbeständig, so dass die Bereiche des
Mittleren Muschelkalks zu nur schwach geneigten Hängen ausgeformt wurden.
Unterer Muschelkalk (Festgestein)
Die bis 100 m mächtige Formation des Unteren Muschelkalks dominiert große Teile der Hochflächen
und Hangbereiche westlich wie östlich der Saale und verleiht der Jenaer Landschaft ihr Gepräge. Die
auch Wellenkalk genannte Formation besteht aus harten, kristallinen Kalkbänken, in die unterschiedliche Leithorizonte eingeschaltet sind. Die Beständigkeit gegenüber Verwitterung und Erosion führte zur
Bildung von Steilhängen und den landschaftsprägenden Felsformationen. Trotz der relativen Härte des
Gesteins sind Gesteinsbewegungen wie z.B. Bergstürze charakteristisch. Landschaftlich markant ist
auch der deutlich flachere Geländeverlauf, wenn der Untere Muschelkalk in den Rötbereich übergeht.
Oberer Buntsandstein (Festgestein)
Der Obere Buntsandstein, auch Röt genannt, ist an den flacheren Hangsockelbereichen des Saaletals
um Jena verbreitet. Die Formation erreicht dabei östlich der Saale eine flächenmäßig größere Ausdehnung als im Westen. Stellenweise erreicht das Gestein Mächtigkeiten von 120 m. Die Schichten bestehen aus grauen und roten Tongesteinen in die lokal Gipse und Anhydrite eingelagert sind. Besonders
markant ist die Ausbildung von Hohlräumen durch Auswaschungen, in deren Folge es zu Absenkungen, Erdfällen und Schichtstörungen kommt. Ein Aufschluss des Röt befindet sich zum Beispiel in Unterwöllnitz östlich der Kirche.
Mittlerer Buntsandstein (Festgestein)
Im Stadtgebiet beschränkt sich das Vorkommen des Mittleren Buntsandsteins auf eher kleiner Teilbereiche bei Jenaprießnitz, Maua, im Stadtzentrum sowie östlich von Lichtenhain. Großflächiger tritt die
Formation nur in Neu-Lobeda (besonders Lobeda - Ost) auf. In den hellen, braunroten und dickbankigen Sandsteinen mit einer Mächtigkeit bis 100 m sind lokal rotbraune Tonsteine eingelagert. Stellenweise trifft man auf Geröllhorizonte von geringer Mächtigkeit. Aufschlüsse befinden sich z.B. am Burgweg und am Felsenkeller.
Gehänge– und Auelehm (Lockergesteine)
In den Unteren Hangbereichen des Saaletals, in den Seitentälern und in den Fluss– und Bachauen
selbst überlagern Lehme, Sande und Kiese als quartiäre Lockersedimente von geringer Mächtigkeit
die älteren Formationen. Der Auelehm der Saale zieht sich als breites Band durch das gesamte Stadtgebiet, schmalere Bachsedimente verlaufen östlich und westlich in den Seitentälern.
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Neben diesen Hauptformationen trifft man im Jenaer Stadtgebiet lokal begrenzt auf weitere Formationen, die aufgrund ihrer kleinflächigen Verbreitung im Planungsraum nicht näher charakterisiert werden:
Festgestein: Unterer Keuper
Lockergesteine: Travertin, Lehm und sandiger Lehm, Saaleschotter, Geschiebemergel
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3.1.2 Bewertung von Empfindlichkeit und Leistungsfähigkeit
Ertragspotential
Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsgesteine sowie der vielfältigen geomorphologischen Voraussetzungen ist das Vorkommen sehr verschiedenartiger Böden für das Jenaer Stadtgebiet charakteristisch. Die auftretenden Böden lassen sich jedoch zu drei Gruppen generalisierend zusammenfassen:
1. im Talgrund des Saaletals und seiner Nebentäler – vorwiegend Auelehme, Aueschluff–Vega und –
Vegagley
2. an den Hängen und kleineren Hochflächen – unterschiedliche Rendzinen
3. auf den Hochflächen zwischen Isserstedt und Closewitz – Lößböden und lößartige Hanglehme.
Der fruchtbarste Boden mit der höchsten Bedeutung für die Ernährungssicherung ist die Löß–
Schlämmschwarzerde zwischen Krippendorf und Isserstedt. Fruchtbar sind auch die Rendzinen der
unteren Hanglagen sowie die Aueböden.
Eine mittlere bis hohe Empfindlichkeit gegenüber Wassererosion betrifft in Abhängigkeit von Gefälle
und Körnung nahezu alle Hangbereiche des Saaletals und seiner Nebentäler. Mittlere Empfindlichkeit
gegenüber Winderosion und hohe Empfindlichkeit gegenüber Bodenverdichtung ist für die feinkörnigen Lößböden charakteristisch.
Detaillierte Informationen zu Verbreitung, Leistungsfähigkeit und Empfindlichkeit der Böden im Jenaer
Stadtgebiet sind der Karte 4 des Landschaftsplanes zu entnehmen.
Im Hinblick auf die Entwicklungsfähigkeit von Biotopen werden bei dieser Betrachtung die besonderen
standörtlichen Gegebenheiten des Bodens wie Feuchtegrad, Nährstoffgehalt und Hangneigung untersucht.
Biotoppotential
Als Grundlage zur Bewertung des Biotoppotentials dient der ökologische Feuchtegrad. Dieser wird mit
den Standorteigenschaften Hangneigung, Exposition und Nährstoffgehalt überlagert.
Die kleinen Hangquellmoorreste südwestlich von Maua sowie nordöstlich von Laasan sind die einzigen
ausgesprochen feucht–nassen Standorte mit hohem Biotoppotential in landwirtschaftlicher Nutzung.
Ausgesprochen trockene und steile Standorte mit geringem Nährstoffangebot zählen ebenfalls zu den
Gebieten mit hohem Biotoppotential. Solche Bereiche sind im städtischen Umfeld sehr verbreitet – alle
süd– und westexponierten Muschelkalksteilhänge des Saaletals und der Nebentäler sind dieser Rubrik
zu zurechnen. Diese Standorte mit höchstem Biotopentwicklungspotential sind als Extremstandorte für
die Entwicklung stark und sehr stark spezialisierter Pflanzengesellschaften geeignet.
Zu den Sonderstandorten für spezialisierte Pflanzengesellschaften zählen die mäßig feuchten und
wechselfeuchten Auen sowie die mäßig trockenen und wechseltrockenen Hänge.
3.1.3 Konflikte und Beeinträchtigungen
Beeinträchtigungen des Schutzguts Boden entstehen vor allem durch Konflikte mit menschlichen
Raumnutzungsansprüchen. Dem umfangreichen Flächenanspruch für Siedlungsentwicklung, Verkehr,
Bergbau sowie Ver– und Entsorgung steht das Wissen gegenüber, dass Boden nicht vermehrbar ist.
Für land– und forstwirtschaftliche Flächennutzer ergeben sich in immer stärkerem Maß Konflikte durch
die fortschreitende Reduzierung ihres wichtigsten Produktionsmittels.
Siedlungsentwicklung
Deutliche Beeinträchtigungen bis zum völligen Verlust der Bodenfunktionen werden im Zuge der Bebauung bisher unversiegelter und ungestörter Flächen vollzogen.
Neben Flächenrecycling z. B. im „Gewerbegebiet Saalepark“ und den neuen Wohn– und Gewerbestandorten in Jena - Nord zwischen B 88 und Bahnlinie wurden im Stadtgebiet Jenas in den letzten 10
Jahren in Maua, Drackendorf und Ilmnitz, im Gembdental und im „Himmelreich“ sowie in Cospeda und
Isserstedt große, neue Baugebiete auf bis dahin unversiegelten, landwirtschaftlich genutzten Flächen
realisiert.
Verkehr
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Auch der Neubau von Straßen führt zum Totalverlust von Bodenfunktionen. Aufgrund von Beschränkungen durch die geographische Lage der Stadt in einem engen Talraum entstanden in Jena bis zur
Jahrtausendwende mit Ausnahme der Wiesenstraße und der Erschließungsflächen in den neuen Baugebieten jedoch nur relativ wenige neue Straßen.
Neben dem Funktionsverlust durch Überbauung kommt es zur Beeinträchtigung der Bodenfunktionen
durch den Eintrag von Schadstoffen aus dem Straßenverkehr. Anfang der 90er Jahre wurden Bodenproben aus dem Stadtgebiet (z.B. innerstädtische Grünflächen und Landwirtschaftsflächen) auf
Schwermetalle untersucht. Dabei wurden an mehreren Stellen erhöhte Schwermetallkonzentrationen
festgestellt, die zum Teil auch Grenzwertüberschreitungen belegten (vgl. UMWELTBERICHT DER STADT JENA
1992).
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Entlang von Schienenwegen kommt es zum Schadstoffeintrag in den Boden durch Emission der Dieselfahrzeuge. Außerdem werden Gleis– und Randbereiche regelmäßig mit dem Blattherbizid Glyphosat besprüht. Teilmengen der Substanz gelangen entlang der Trasse auch in den Boden.
Ver– und Entsorgung
Neben der Flächeninanspruchnahme durch Masten, erdverlegte Kabel und Rohre, Einrichtungen des
Wasser– und Abwasserverbands und der Energieunternehmen spielen vor allem Altablagerungen bei
der Beeinträchtigung des Bodens eine Rolle.
Ein besonderes Gefährdungspotential für das Schutzgut Boden durch Altablagerungen liegt in Jena
vor allem im Bereich der Muschelkalkformationen sowie der Fluss– und Bachauen vor. Diese Standorte besitzen eine hohe Durchlässigkeit und damit nur ein geringes Puffervermögen.
Altablagerungen in größerem Umfang bestehen im Jenaer Stadtgebiet im Bereich ehemaliger Deponien (z.B. bei Ilmnitz, Isserstedt und an der Trießnitz bei Altwinzerla) sowie der ehemals militärisch genutzten Liegenschaften am Windknollen, auf dem Jenaer Forst und am Jägerberg.
Die Erfassung von Altlastenverdachtsflächen im Jenaer Stadtgebiet in einem Kataster wurde bis 1997
im wesentlichen abgeschlossen und wird nun ständig aktualisiert. Dabei wurden bisher insgesamt 234
Altstandorte und 97 Altablagerungen kartiert.
Immissionen
Ein weiterer Konfliktpunkt, der mit der menschlichen Siedlungstätigkeit und dem Verkehrsaufkommen
in Verbindung steht, ist die Ablagerung von Luftschadstoffen aus der Luft. Forstlich genutzte Standorte
sind von Schadstoffeinträgen stärker betroffen als Offenlandstandorte, da das Wasser an Laub und
Nadeln Schadstoffe aus der Luft filtert und dann beim Abtropfen auf den Waldboden stärkere Schadstofflasten transportiert werden. Neben Schadstoffeinträgen gehen über den Böden mit der Luft bzw.
den Niederschlägen anorganische Stickstoffverbindungen nieder, die zu einer Nährstoffanreicherung
führen.
Beeinträchtigend für das Schutzgut Boden wirkt sich auch der Schadstoffeintrag entlang der Verkehrstrassen aus. Besonders häufig werden entlang stark befahrener Verkehrstrassen stärkere Konzentrationen von Blei, Cadmium, Platin, Kohlenwasserstoffen und Salzen festgestellt. Die am stärksten befahrenen Straßen sind die Autobahn BAB A 4 sowie die Bundesstraßen B 7 und B 88.
Mit der Umstellung von Kohleheizung auf Erdgas und –öl sowie verbesserten technischen Standards
im Burgauer Heizkraftwerk ist die Luftbelastung durch die Verbrennung fossiler Energieträger in Jena
in den letzten 10 Jahren deutlich zurückgegangen.
Bergbau
Durch bergbauliche Tätigkeit kommt es ebenfalls zu einer Störung der Bodenfunktionen. Neben einer
ganzen Reihe historischer, heute nicht mehr betriebener Abbaustellen liegt im Münchenrodaer Grund
der einzige Steinbruch, der noch in Betrieb ist. In dieser Anlage werden Werksteine aus den Terebratulabänken seit 100 Jahren abgebaut. Dieses Gestein ist an vielen Gebäuden der Stadt Jena zu sehen
(z.B. Universitätshauptgebäude, Volksbad, Stadtkirche, Johannistor).
landwirtschaftliche Nutzungen
Stellenweise findet auf Flächen mit hohem oder sehr hohem Biotopentwicklungspotential intensive
landwirtschaftliche Nutzung statt. Dies betrifft bei den wechselfeuchten Bereichen vor allem die Saaleaue sowie in Teilbereichen auch die Auen der Nebenbäche und auf wechseltrockenen Standorten
zum Teil untere Hangbereiche.
Zum Teil führt eine landwirtschaftliche Nutzung auf großflächigen Schlägen zu einer deutlichen Gefährdung durch Winderosion (z.B. in den Gemarkungen im nordwestlichen Stadtgebiet).
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3.2
WASSER (siehe auch Karte 6 – Grund- und Oberflächenwasser)
3.2.1 Grundwasser
3.2.1.1 Grundsätze und naturräumliche Gegebenheiten
Als Grundwasser bezeichnet man unterirdisches Wasser, das „Hohlräume der Erde zusammenhängend ausfüllt und dessen Bewegungsmöglichkeit ausschließlich durch die Schwerkraft bestimmt wird“
(DIN 4049).
Beschaffenheit und Umfang von Grundwässern ist stark von den Eigenschaften der geologischen Formationen abhängig. Man unterscheidet Grundwasserleiter und –nichtleiter. Dabei beschreibt die „Gesteinsdurchlässigkeit“ die Wasserbewegung im Porenraum des Gesteins selbst, während die „Trennfugendurchlässigkeit“ an das Vorhandensein von Fugen und Klüften gebunden ist.
Im Jenaer Stadtgebiet liegen vier hydrogeologische Einheiten vor:
Hydrogeologische
Einheiten
Lage
im
Plange- Puffervermöbiet
gen
L 9: Kalkstein
Verbreitungsgebiete
des Oberen, Mittleren
u. Unteren Muschelkalks beidseitig der
Saale
L 8.1 und 8.2 Verbreitungsgebiete
Sandsteine
des Oberen und Mittleren
Buntsandsteins
beidseitig der Saale in
den Hangsockelbereichen
L 11/ 12:
Lockergesteinsbedeckung
der
Bachtäler
Talgründe und unterste Hangbereiche von
Saale und Nebenbächen
Grundwass
e
r
n
e
u
b
il
d
u
n
g
i
n
l/
s
/
k
m
2
gering
hoch, 2,5 –
10,0 je nach
Verwitterung
u.
Verkarstung
wechselnd durch 2,5 – 5,8
verschiedene
Körnungen und
Trennfugendurchlässigkeit
gering durch geringe Grundwasserflurabstände
(2,20 – 3,50 m)
und abgelagerte
Kiese und Sande
Härte sonstige Eigenschaften der Hauptgrundwasserleiter
mittelhart
bis
hart
zumeist hohe Kommunikation zwischen Grund–
und Oberflächenwasser
weich
bis
hart je
nach
Bindemittel
erhebliche Speicherräume
im Gestein (Poren und
Klüfte), ausgewogene Abflussverhältnisse,
hohe
Bedeutung für die Wassergewinnung, GW–Führung in Klüften und Störungen
Drainagewirkung
auf
Grundwässer in angrenzenden
Festgesteinen,
ausgeglichene Abflussverhältnisse, Kommunikation
von
Oberflächen
und
sehr
unter- gering
schiedlich je
nach Bodenzusammensetzung
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L 13: Löß und Standorte mit Gehän- hoch
Lößderivate
gelehm vor allem im
Bereich Lobeda, Winzerla und Nordfriedhof
gering
hart
bis
sehr
hart
Grundwasser
großer Porenraum, hohe
Fähigkeit zur Wasserspeicherung, hohe Verdunstungsrate
Tabelle 3Übersicht der hydrogeologischen Einheiten (nach: Grundwasser in Thüringen – Bericht zu Menge und Beschaffenheit)
Besonders markant ist im Raum Jena das Aufeinandertreffen wasserdurchlässiger (Muschelkalk) und
stauender Formationen (Röt). In den Grenzbereichen ist das gehäufte Auftreten von Schichtquellen
charakteristisch.
Hydrodynamik
Durch Aneinandergrenzen von Grundwasserneubildungs– und –entlastungsgebieten stellt sich ein
Grundwassergefälle ein. Verbindet man die Grundwasseroberflächen gleicher hydraulischer Druckpotentiale mit einer gedachten Linie, so erhält man die „Höhenlinien“ des Grundwasserniveaus. Senkrecht zu den Höhenlinien in Richtung des Gefälles verläuft die Grundwasserströmungsrichtung.
Die hydrodynamischen Verhältnisse des Jenaer Stadtgebietes wurden bisher noch nicht vollständig
untersucht. Als gesichert gilt jedoch:
generell folgt der Hauptgrundwasserstrom der Saale von Süden nach Norden,
von den Hängen u. Seitentälern strömt Grundwasser dieser Hauptfließrichtung aus Westen u. Osten
zu,
der Grundwasserspiegel liegt im Raum Jena zw. 140 (Saaleaue) und 240 m NN (westliche Hochfläche).
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3.2.1.2
Bewertung von Empfindlichkeit und Leistungsfähigkeit
Grundwasserneubildung
Für die Bewertung der Leistungsfähigkeit wird das Vermögen zur Grundwasserneubildung der einzelnen hydrogeologischen Einheiten herangezogen. Abhängig von Gebietsniederschlag, Verdunstung und
oberirdischem Abfluss besitzen die geologischen Formationen je nach Speicher– und Leitfähigkeit unterschiedliche Fähigkeiten zur Grundwasserneubildung. Im Allgemeinen wird die Grundwasserneubildung durch geringe Hangneigung begünstigt. Außerdem wird auf bewaldeten Flächen aufgrund des
Speichervermögens und der höheren Verdunstungsrate weniger Grundwasser gebildet als über Offenlandbereichen.
Die Muschelkalkformationen besitzen hohe Grundwasserneubildungsraten, die bis 300 mm/Jahr erreichen. Daneben haben auch die Auen sowie die bankigen Gesteine des Mittleren Buntsandsteins eine
hohe Bedeutung für die Grundwasserneubildung.
Verschmutzungsempfindlichkeit
Für die Beurteilung der Verschmutzungsempfindlichkeit von Grundwässern sind Durchlässigkeit,
Mächtigkeit der Deckschichten und Puffervermögen ausschlaggebend.
Standorte mit hoher Grundwasserneubildungsrate, also die Formationen mit klüftigen oder geringmächtigen Deckschichten besitzen demzufolge auch eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Schadstoffeinträgen.
Ein deutlich verringertes Puffervermögen ist neben den Muschelkalkformationen auch im Bereich der
Bachauen zu erwarten, da die Grundwasserflurabstände hier wesentlich geringer sind, Grund– und
Oberflächenwasser stellen– bzw. zeitweilig miteinander korrespondieren und die grobkörnigen Ablagerungen der Auen eine hohe Durchlässigkeit besitzen.
Aufgrund der Bedeutung der Gewinnungsanlagen für die aktuelle oder auch potentielle Versorgung der
Bevölkerung mit Trinkwasser sind im Einzugsgebiet der Gewinnungsanlagen Trinkwasserschutzzonen
ausgewiesen.
3.2.1.3
Konflikte und Beeinträchtigungen
Stoffeinträge
Hauptquellen für den Stoffeintrag in das Grundwasser sind im Stadtgebiet die landwirtschaftliche Nutzung, Verkehr sowie Altablagerungsstandorte.
Eine landwirtschaftliche Nutzung auf Flächen mit hoher Empfindlichkeit gegenüber Stoffeinträgen und
hoher Bedeutung für die Grundwasserneubildung findet vor allem auf den Hochflächen zwischen Krippendorf, Closewitz und Isserstedt sowie um Münchenroda statt. Auch die Saaleaue wird abschnittsweise acker-baulich genutzt. Auswirkungen zeigen sich in einer Anreicherung von Nitraten im Grundwasser.
Eine deutliche Gefährdung des Schutzguts Grundwasser besteht durch die Altablagerungen im Stadtgebiet. Auch hier gilt, dass von Ablagerungen auf Standorten mit geringem Puffervermögen ein besonderes Risiko für Grundwasserverunreinigungen ausgeht.
Ein großer Teil der Abwasserleitungen im Jenaer Stadtgebiet ist erneuerungsbedürftig. Zusammen mit
illegalen Abwasserversickerungen stellen diese zum Teil überalterten Leitung eine Gefährdung des
Grundwassers dar.
Von Straßen– und Schienenverkehr gehen ebenso wie von Altablagerungen im Boden Gefährdungen
für das Trinkwasser aus. Verbrennungsrückstände, Reststoffe von Reifen und Bremsabrieb und Salze
des Winterstreudienstes lagern sich entlang der Verkehrswege ab und können ins Grundwasser gelangen. Bei Schienenverkehr besteht vor allem die Gefahr, dass Reste des Spritzmittels, die zur Vegetationsbeseitigung an Schienenwegen einsetzt, ins Grundwasser ausgewaschen werden.
Siedlungsentwicklung
Eine Beeinträchtigung des Grundwassers als Folge der Siedlungsentwicklung im Stadtgebiet ist vor allem in der verringerten Grundwasserneubildung zu sehen.
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Im Kapitel 3.1.3 wurde im Abschnitt Siedlungsentwicklung bereits auf die hohe Neuversiegelungsrate
infolge verstärkter Bautätigkeit hingewiesen. Neben einer Totalstörung der Bodenfunktionen kommt es
durch Flächenversiegelungen auch zu einer starken Reduzierung der Grundwasserneubildung an diesen Standorten. Besonders deutlich wird die Beeinträchtigung der Grundwasserneubildung bei flächiger Neubebauung in Bereichen mit hoher Bedeutung für die Grundwasserneubildung (Muschelkalk)
und die zur Trinkwassergewinnung genutzten Grundwasserleiter des Mittleren Buntsandsteins.
In den letzten Jahren wurde mit der Realisierung von Großbauvorhaben im Innenstadtbereich durch
die Errichtung von mehrgeschossigen Tiefgaragen auch in den Grundwasserstrom eingegriffen. Diese
Strömungsbarrieren können zu einem lokalen Stau bzw. zur Umleitung von Grundwasserströmen führen, wenn die vorgeschriebene unterläufige Durchströmbarkeit (hydraulischer Ausgleich) technisch
nicht gesichert ist.
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3.2.2 Oberflächenwasser
3.2.2.1
Grundsätze und naturräumliche Gegebenheiten
FLIESSGEWÄSSER
Fast alle Fließgewässer des Jenaer Stadtgebietes entwässern in die Saale und gehören somit zum
Stromgebiet der Elbe.
Quellen
Entlang des Quellhorizonts zwischen Unterem Muschelkalk und Oberen Buntsandstein treten im gesamten Stadtgebiet Hangquellen aus. Besonders häufig sind sie in den Hangsockelbereichen des Hufeisens, der Kernberge und der Wöllmisse sowie westlich der Saale an der Trießnitz und im Mühltal.
Gewässer 1. Ordnung
Fließgewässer werden laut dem Thüringer Wassergesetz (§ 3) nach ihrer wasserwirtschaftlichen Bedeutung in Gewässer 1. und 2. Ordnung unterschieden. Im Stadtgebiet Jenas ist nur die Saale Gewässer 1. Ordnung, deren Unterhaltungspflicht gemäß § 68 ThürWG beim Land liegt. Die Saale bildet eine
ca. 15 km lange Achse, die das Stadtgebiet von Süden nach Norden durchzieht. Die Durchflussmengen schwankten im Stadtgebiet in den letzten Jahren zwischen 8 und 190 m³/s, der langjährige Durchschnitt beträgt 30 m³/s.
Überschwemmungsgebiete
Besonders zur Zeit der Schneeschmelze und bei Starkregenereignissen im Sommer werden trotz der
Pufferwirkung der Saaletalsperren oft größere Wassermengen über die Saale abgeführt. Deshalb sind
große Teile der Saaleaue als Überschwemmungsgebiet laut § 80 des Thüringer Wassergesetzes geschützt.
Der Festlegung von Überschwemmungsgrenzen liegt im Regelfall ein Hochwasserereignis zugrunde,
wie es durchschnittlich einmal in 100 Jahren auftritt (HQ 100). Das im Raum Jena festgestellte Überschwemmungsgebiet resultiert aus dem Jahr 1974. Die Überschwemmungsgrenze befindet sich zur
Zeit in Neuausweisung, bei der eine Anpassung des Grenzverlaufs an veränderte Gegebenheiten sowie die Einarbeitung neuer Erkenntnisse (z.B. Befliegung Hochwasser Ostern 1994) erfolgt.
Gewässer 2. Ordnung
Dreißig, zum Teil stark verzweigte Bäche 2. Ordnung mit insgesamt ca. 70 km Fließstrecke sind im
Planungsraum zu finden.
Aufgrund der Ausrichtung des Saaletals in Nord–Süd–Richtung sind die Nebenbäche in den Seitentälern in Ost–West–Richtung ausgerichtet. Typisch für die Bachläufe um Jena ist eine stark schwankende Wasserführung und das Auftreten von Versickerungsstrecken. Einige Bäche führen an ihren Oberläufen auch nur temporär Wasser, da die Wässer in den hohlraumreichen Muschelkalkformationen
versickern.
In Gembden– und Leutratal bereichern mehrere noch funktionsfähige Mühlgräben das Fließgewässersystem. An den Oberläufen der Nebenbäche auf dem Hochplateaus sowie im Bereich der Saaleaue
sind eine ganze Reihe von Gräben vorhanden, die für Be– und Entwässerung genutzt werden.
STANDGEWÄSSER
Bis auf das Isserstedter Söll - einen wassergefüllten Erdfalltrichter - gibt es im Stadtgebiet keine natürlichen Standgewässer. Das größte Standgewässer ist mit 3,5 ha der Schleichersee (eine ehemalige
Kiesgrube ) in der Saaleaue. Im übrigen konzentrieren sich kleine und kleinste Teiche am Gembdenbach sowie im Pennickental. Eine Besonderheit sind die Vielzahl kleiner wassergefüllter Senken („Himmelsteiche“) im Wechsel mit trockenen Offenlandstandorten im Naturschutzgebiet „Windknollen“.
In den meisten alten Ortslagen befinden sich noch Dorfteiche. In Anhängigkeit vom Ausbauzustand
der Teiche besitzen sie eine unterschiedliche ökologische Bedeutung.
3.2.2.2
Bewertung von Empfindlichkeit und Leistungsfähigkeit
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Generell sind alle Quellen und Gewässer hoch empfindlich gegenüber Verbauung und Verunreinigung.
QUELLEN
Bei einem Großteil der Quellen wurden die Ausläufe gefasst. Eine Konzentration naturnaher Quellbereiche ist im Pennickental, südlich von Winzerla und westlich von Leutra zu finden.
Quellen sind sehr empfindlich gegenüber Verunreinigungen, da von der Wasserqualität im Quellbereich die Leistungsfähigkeit der im Fließgewässersystem nachfolgenden Biotope abhängig ist.
FLIESSGEWÄSSER
Für die Bewertung der Fließgewässer werden ökomorphologischer Zustand von Gewässerbett und
Ufer, Abflussverhalten, Linienführung, Dynamik sowie die Wasserqualität beurteilt.
Die Erfassung der Gewässergüte erfolgt gemäß DIN 38410. Danach werden 7 Güteklassen unterschieden.
GewässerSaale
Wassergüte
II–III
Roda
II–III
Wiesengraben südl.
von Maua
Leutra
(Leutratal)
Trießnitz/
Felsbach
Ammerbach
II und II–III
Lichtenhainer Bach
Gollichsgraben
Leutra (Mühltal)
keine Angaben
II
Gönnaer
Bach
Steinbach
Ritschkenbach
Würfelsgraben
Laasaner
Bach
Bäche südl.
v. Kunitz
Quellablauf
Erlkönig
Gembdenbach
II
II, III und
III–IV
II
Ufer– und Sohlengestalt
Durchgängigkeit
Wehr in Burgau; mit Fischtreppe in der weitgehend naturnah mit flussbegleitendem GeOberaue und im Paradies
hölzsaum; naturferne Uferabschnitte nur unterhalb Burgauer Wehr und Paradieswehr
Wehr ohne Fischtreppe nördlich der Eisen- naturnah mit bachbegleitendem Gehölzsaum
bahnbrücke
verrohrt zwischen B 88 und Bahnlinie
in offenen Abschnitten begradigt, in der Aue jedoch auch mit bachtypischer Ufervegetation
Verrohrung unter B 88, Bahnlinie und mehreren Wegen
zwischen B 88 u. Bahnlinie teilweise sowie
vor der Mündung verrohrt
verrohrt in kurzen Abschnitten der Ortslage
Ammerbach und unter mehreren Straßen,
am Oberlauf nur temporäre Wasserführung
Außer kurzem Abschnitt am Oberlauf vollständig verrohrt, temporäre Wasserführung
mehrere Verrohrungen unter Str., nur temporäre Wasserführung
II sowie II– verrohrt an den Oberläufen bei Isserstedt,
III und
Cospeda, zwischen C. –Zeiss–Platz u.
III–IV am
Haeckel–Str. sowie mehrfach unter StraOberlauf
ßen, abschnittsweise nur tempor. Wasserführung
II, III und
verrohrt in Vierzehnheiligen und KrippenIII–IV
dorf, abschnittsw. nur temporäre Wasserführung
II und III bei verrohrt unter Naumburger Str. u. BahnliClosewitz
nie, abschnittsw. nur temporäre Wasserführung
keine AnOffen nur am Oberlauf und vor der Müngaben
dung, Rest verrohrt
II
verrohrt unter B 88, tempor. Wasserführung
weitgehend naturnah, in Ortslage Maua gefasst
mit Wabensteinen an Ufer und Sohle
westl. der B 88 weitgehend naturnah, zwischen
Bahnlinie und Mündung begradigt und naturfern
nur am Oberlauf weitgehend naturnah, von Ammerbach bis Mündung einschl. kleiner Ammerbach begradigt in der Ringwiese weitgehend
kanalartig
auch im offenen Abschnitt am Oberlauf begradigt und naturfern
vollständig naturnah mit charakteristischem Gehölzsaum
naturfern, abschnittsweise an Oberläufen und
am Unterlauf ab Hautklinik bis zur Mündung
(begradigt), im übrigen weitgehend naturnah
mit charakteristischem bachbegleitendem Gehölzsaum
auch in offenen Bereichen weitgehend kanalisiert
Oberlauf weitgehend naturnah, im besiedelten
Bereich kanalisiert mit gemauertem Ufer und
Sohle
im offenen Abschnitt naturfern
II–III (in Offenlage)
II, ab Kunitz IV
II–III
westl. B 88 naturnah, östl. als Graben ausgebaut
teilweise verrohrt, weitere Renaturierung nur in kurzen Abschnitten nahe der Quellen navorgesehen
turnah
südliche Oberläufe sowie Teilstück in der nur westlicher Bach weitgehend naturnah, östliOrtslage verrohrt
ches Teilstück kanalisiert
Verrohrung unter Straße
grabenartig entlang Straße und in Gartenanlage
II, II–III und
III (unterh.
südlicher Zulauf in Jenaprießnitz verrohrt weitgehend naturnah mit bachbegleitendem
sowie mehrere Durchlässe unter Str., zw. Gehölzsaum, westl. von Wogau abschnittsweistock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN , JENA
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Wogau)
Ziegenhainer Bach
Wöllnitzer
Bach
Pennickenbach
Riese
Hungergraben/ Drackendorfer
Graben
Ilmnitzer
Graben
Wogau und Gembdenmühle Sohlstufen,
südl. Zuläufe z.T. mit temporärer Wasserführung
II-III
bis auf kurze Abschnitte westlich und östlich von Ziegenhain vollständig verrohrt
II, Mündung Verrohrung unter Schnellstraße
abwasserbelastet
II, vor Mün- Verrohrung in Ortslage Wöllnitz, mehrere
dung II–III
Verrohrungen unter Straßen und Wegen
II
verrohrt in der Ortslage Alt-Lobeda, nur
temporäre Wasserführung
II bis Drazum Teil verrohrt in Ortslage Drackendorf
ckendorf,
und am Unterlauf ab Eintritt ins Gebiet
dann III–IV Neu-Lobeda
III
oberhalb Ortslage verrohrter Quellzulauf,
unterhalb abwasserbelastet, temporäre
Wasserführung
se Ufer mit Wabengitter, naturferne Teilstücke
an den südlichen Zuflüssen
nur kurz unterhalb der Quelle weitgehend naturnah, im übrigen kanalisiert
offene Teilstücke grabenartig ausgebaut, Offenlegung erfolgte naturnah
bis Ortseingang Wöllnitz weitgehend naturnah
mit lockerem Gehölzsaum, ab dort kanalisiert
vollständig kanalisiert und naturfern
nur oberhalb von Drackendorf weitgehend naturnah mit naturnahem Gehölzsaum
Ablaufgraben kanalisiert
Tabelle 4Bewertung der wichtigsten Fliessgewässer (Stand Dez. 2000) (I – unbelastet bis sehr gering belastet, I–II – gering
belastet, II – mäßig belastet, II–III – kritisch belastet, III – stark verschmutzt, III–IV – sehr stark verschmutzt, IV – übermäßig
verschmutzt)
Die Wasserqualität der Saale hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich verbessert und der Sauerstoffgehalt erhöht. Gleichzeitig gingen die Ammonium– und Phosphatbelastung zurück. Die Entwicklung
der Stickstofffrachten lässt jedoch noch keine Verbesserung erkennen.
Im Jahr 2001 wurde durch das Umwelt– und Naturschutzamt auf Höhe Schleichersee und an der
Nordbrücke Wasserproben aus der Saale entnommen und entsprechend der Qualitätsparameter der
Thüringer Badegewässerverordnung untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die ermittelten Werte
dem gesetzlichen Rahmen entsprechen. Die Wasserqualität der Saale ist also wieder so gut, dass das
Baden ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich ist. (Eine Untersuchung der Sedimente erfolgte nicht.)
Im Zusammenhang mit der Bewertung der Empfindlichkeit und Leistungsfähigkeit der Fließgewässer
ist es unerlässlich, auf das Problem des Hochwasserschutzes an der Saale und der nötigen Retentionsräume einzugehen. Der natürliche Überschwemmungsraum der Saale wurde auch im Jenaer
Stadtgebiet durch Siedlungsentwicklung und technischen Ausbau immer weiter reduziert.
Durch den beschleunigten Abfluss der Wassermassen durch die fortwährende Verkleinerung der Retentionsräume wurden die Hochwasserprobleme weiter flussabwärts verschärft. Der technische Ausbau der Nebenbäche hat die Hochwasserrisiken weiter erhöht.
Der Regenwasserrückhaltung/ –versickerung bzw. dem verzögerten Abfluss und dem Erhalt und der
Erweiterung von Retentionsräumen kommt deshalb eine große Bedeutung zu.
3.2.2.3
Konflikte und Beeinträchtigungen
Die Flächennutzungen durch den Menschen verursachen die Hauptbeeinträchtigungen und –konflikte,
die für Fließ– und Standgewässer weitgehend gleich oder ähnlich sind.
Siedlungsentwicklung und Landnutzung
Mit der zunehmenden Besiedlung der Saaleaue erfolgte an der Saale eine Verkleinerung des Retentionsraumes von ursprünglich bis zu 600 m Breite auf stellenweise unter 100 m.
So wurde z.B. das wichtigste Gewerbegebiet Jenas bereits nach dem Krieg im ehemaligen Überschwemmungsgebiet der Göschwitzer Wiesen errichtet.
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Foto 2
Göschwitzer Wiesen um 1930
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Zum Teil wird mit der Flächenversiegelung im Überschwemmungsbereich die Verringerung von Hochwasserspitzen durch die Saaletalsperren wieder reduziert. Im April 1994 ereignete sich ein Hochwasser (HQ 50) bei dem erstmals seit Bestehen der Saaletalsperren bei einem Hochwasser die Wasserabgabe auf 0 m3/s reduziert wurde. Da jedoch auch unterhalb der Talsperren wasserreiche Zuflüsse in
die Saale münden und der Retentionsraum der Saale durch Überbauung in den letzten Jahrzehnten
stark eingeschränkt wurde, kam es an der Saale zum höchsten Hochwasserscheitel seit bestehen der
Talsperren mit einem maximalen Wasserstand von 442 cm (Normalpegel Rothenstein 150 cm). In
Jena standen große Teile der Saaleaue unter Wasser.
Foto 3
Überschwemmung der Saaleaue am 14. April 1994
Davon waren wie z.B. in Burgau und am Stadion auch ausgedehnte Siedlungsflächen betroffen. Stellenweise wurden Flächen überschwemmt, die außerhalb des gesetzlich festgesetzten Überschwemmungsbereichs lagen.
Auch in den letzten Jahren kam es wieder zu Hochwasserständen. Im November 1998 wurden in
Camburg nördlich von Jena und im März 1999 in Jena selbst die Hochwasseralarmstufe 1 ausgerufen.
Auch die Beseitigung von Mühlgräben an der Saale in den 30er bis 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts (Stadtmitte, Rasenmühlenlache, Kunitz, Burgau) führt zu einer Verschärfung der Hochwassergefahr.
Zum Teil reichen intensive Landnutzungen wie Ackerbau oder kleingärtnerische Nutzung bis dicht an
Fließgewässer heran, ohne dass extensiv genutzte Randstreifen einen Puffer schaffen. Durch die intensive
ackerbauliche Nutzung der Saaleaue teilweise bis unmittelbar ans Gewässer werden
Düngemittel und Spritzmittelrückstände in das Gewässer eingetragen.
Folgen der Reduzierung der Fließlänge und des technischen Ausbaus der Fließgewässer:
Verringerung des Retentionsraums bei gleichzeitiger Erhöhung der Abflussmengen und –geschwindigkeit führt zur Verschärfung der Hochwassergefahr
Verringerung der ökologischen Vielfalt ans Wasser gebundene Tier– und Pflanzenarten gehen zurück
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Verarmung von Landschafts– und Ortsbildern
Veränderung des Mikroklimas; Verringerung der Luftfeuchte
Erhöhung des Stoff– und Bodeneintrags in die Gewässer als Folge der Entfernung von Pufferstreifen
und Ufervegetation
Reduzierung der Selbstreinigungskraft der Gewässer
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Auch Drainierung von feuchten Standorten im Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung führt zu einer
Verringerung des Retentionsvermögens und einer Veränderung der Abflussdynamik (im Südosten und
Südwesten des Hufeisens).
Ein anderes Problem ist die Einleitung von Abwässern in Fließgewässer. Vor allem in den eingemeindeten Ortsteilen z.T. jedoch auch in Teilen der Kernstadt (z.B. Ammerbach) erreichen noch Abwässer
die Saalenebenbäche. Bei der oftmals relativ geringen Wasserführung wirkt sich die Einleitung von Abwässern sofort besonders drastisch auf die Gewässergüte aus. Neben den eigentlichen Siedlungsbereichen bestehen weiterhin Probleme mit einer geregelten Abwasserentsorgung im Bereich der Gartenanlagen.
Das Anstauen von Fließgewässern zu Teichen bzw. die Einleitung von Teichwässern in die Bäche
(z.B. im Pennickental) bringt eine Wassererwärmung sowie Sauerstoffreduzierung und den Eintrag von
wasserverunreinigenden Stoffen mit sich.
Verkehr und Ver– und Entsorgung
Mit oberirdisch abfließendem Regenwasser gelangen auch Schwermetalle, Chlorverbindungen, Salze
und Herbizide von Straßen– und Schienenverkehr in Gewässernähe in die Oberflächengewässer.
3.3
KLIMA / LUFT (siehe auch Karte 7 – Klima)
3.3.1 Grundsätze und naturräumliche Gegebenheiten
Makro– und Mikroklima
Im Stadtgebiet Jenas herrschen kontinentale Klimaverhältnisse mit relativ geringen Niederschlägen
vor. Folgende Klimadaten charakterisieren das Jenaer Stadtgebiet:
Klimadaten (Jahresdurchschnittswerte)
Daten
mittlerer Jahresniederschlag in mm
Regentage
Schneefalltage
mittlere Sonnenscheindauer in Stunden
Nebeltage im Saaletal
mittlere Jahrestemperatur in °C (Tallage)
603
177
44
1.419
98
9,3
Tabelle 5:Jenaer Klimadaten (nach: DEUTSCHER W ETTERDIENST)
Lokalklimatisch liegen im Jenaer Stadtgebiet jedoch zum Teil erhebliche Unterschiede vor:
Engere (zumeist westliche) Seitentäler der Saale sind meist kühler und feuchter, während weiträumigere (zumeist östliche) Saalenebentäler wärmer und trockener sind.
Süd– und südwestgeneigte Hänge heizen sich bei Sonneneinstrahlung besonders stark auf. Der
porige Muschelkalk speichert die Wärme, bildet warme Hangzonen und gibt sie in der Nacht wieder ab. Im Gegensatz dazu sind die nordexponierten Hänge wesentlich länger beschattet und deshalb kühler und feuchter.
In den Saale– und Nebentälern herrscht hohe Nebelhäufigkeit während es auf den Hochflächen
deutlich weniger Nebeltage gibt.
Die wärmere Stadtlage mit gebremsten Windgeschwindigkeiten im Saaletal kontrastiert mit dem
kühleren Umland und windexponierten Lagen auf den Hochflächen.
Die Fließgewässerauen fungieren als Ventilationsbahnen.
Auf den Hochflächen herrschen westliche Winde vor. Im Saaletal hingegen drehen die Winde auf
NO bis N. In den Seitentälern werden die Winde in West-Ost-Richtung kanalisiert.
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Charakteristisch ist außerdem die Häufung von Inversionswetterlagen im Talkessel.
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3.3.2 Bewertung von Empfindlichkeit und Leistungsfähigkeit
Klimatope beschreiben Gebiete mit ähnlichen mikroklimatischen Ausprägungen. Generell kann zwischen naturnahen Klimatopen (Entlastungsräume) und bebauten Überwärmungsklimatopen (Belastungsräume) sowie ihren Mischformen unterschieden werden. Den kühleren Offenlandbereichen stehen damit die wärmeren Siedlungsbereiche gegenüber. Neben den Klimatopen sind für die Betrachtung der klimatischen Zusammenhänge Kaltluftflüsse sowie lokale klimatische Besonderheiten von Bedeutung.
Klimatope der Kalt– und Frischluftproduktion
Kaltluftproduzent
Charakteristisch für den Jenaer Landschaftsraum war ein landwirtschaftlich genutzter Offenlandgürtel,
der in unterschiedlicher Breite zwischen der Bebauung in den unteren Hangbereichen und der Bewaldung an steileren Hängen und auf der Hochfläche verläuft. Besonders in den zentraleren Siedlungsbereichen wurden diese Freiflächen bereits durch andere Nutzungen wie Bebauung, Gärten und fortschreitende Bewaldung überprägt. Die noch verbleibenden Offenlandflächen sind als leistungsfähige
Kaltluftproduzenten deshalb von besonderer Bedeutung.
Zusammenhängende, landwirtschaftlich genutzte Offenlandklimatope in Stadtnähe sind im Planungsraum vor allem noch in Gembdental, Ziegenhainer Tal und Pennickental sowie in der unmittelbaren
Umgebung von Laasan, Drackendorf, Göschwitz und Ammerbach zu finden. Besonders bedeutsam
sind die Offenlandbereiche in der Saaleaue, die bis ins Stadtgebiet hineinreichen und deshalb für die
Kaltluftversorgung der Siedlungsbereiche von hoher Bedeutung sind.
Kalt–/ Frischluftproduzent
Deutlich geringer als über Offenlandflächen ist die Kaltluftproduktion in Wäldern. Dafür spielt der Wald
aufgrund seiner Filterfunktion eine besondere Rolle für die Lufthygiene. Deshalb haben die ausgedehnten Waldbestände auf den Hochflächen sowie an den Hängen eine besondere Bedeutung bei der
Versorgung der Stadt mit Frischluft. Vor allem die eng mit der Stadt verzahnten Wälder an den Bergvorsprüngen sind für die Luftreinhaltung wichtig.
Laut den Aussagen der „Untersuchung zum Luftreinhalteplan“ (GESELLSCHAFT FÜR UMWELTMETEOROLOGIE
AMBINET) spielt der Wald für die Luftversorgung von Siedlungsbereichen vor allem für das Gebiet zwischen Mühl– und Munketal sowie Alt-Lobeda eine besondere Rolle. Die übrigen Gebiete werden überwiegend durch Luftmassen erreicht, die aus den Offenlandbereichen stammen.
klimatische Mischräume
Als klimatische Mischräume sind öffentliche und private Grünflächen wie zum Beispiel Gärten und
Friedhöfe zu betrachten. Für diese Flächen ist eine deutliche Kalt– und Frischluftproduktion nachgewiesen, die jedoch aufgrund des Anteils an versiegelten Flächen quantitativ geringer ausfällt als im Offenland– und Waldbereich. Aufgrund ihrer in der Regel engen Verbindung mit deutlich wärmeren Siedlungsbereichen wirken die klimatischen Mischräume ausgleichend auf die dortigen klimatischen Extremwerte.
Kaltluftabfluss
Die nachts vor allem über den Offenland– und Waldklimatopen entstehende Kalt– und Frischluft fließt
aufgrund ihrer höheren Dichte hangabwärts. Diese Luftmassen strömen in das Jenaer Stadtgebiet und
entfalten dabei eine Ausgleichswirkung in den überwärmten und schadstoffbelasteten Siedlungsgebieten. Die Kalt– und Frischluftströmungen besitzen deshalb eine besondere Bedeutung für die Sicherung
eines gesunden Klimas in den Siedlungsbereichen.
Je nach Umfang und Wirksamkeit der Kalt– und Frischluftströme sind vier verschiedene Abstufungen
zu unterscheiden:
1. regional bedeutsame Luftsammel– und Leitbahn im Saaletal
2. überörtlich bedeutsame Luftsammel– und Leitbahn in Gembden–, Roda–, Leutra– und Mühltal
3. örtlich bedeutsame Luftsammel– und Leitbahn z.B. Laasaner und Ziegenhainer Tal, Pennickental
und Nennsdorfer Grund
4. kleinflächige Kaltluftabflüsse am Hang überall dort, wo Klimatope der Kalt– und Frischluftproduktion in schwach bis stark geneigten Hanglagen auftreten
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Klimatope, die Kalt– bzw. Frischluft produzieren sind für die Lufthygiene der Stadt Jena von umso größerer Bedeutung, je näher sie an einem höherrangigen Kaltluftabfluss liegen. Entsprechend der klimatischen Empfindlichkeit der Freiflächen gegenüber Nutzungsänderungen wurden laut amtlichem Klimagutachten Flächen mit hoher und mittlerer Freiflächensicherungspriorität ausgewiesen. Das heißt, eine
Verringerung des Freiflächenanteils an dieser Stelle würde die momentanen Durchlüftungsverhältnisse
an anderer Stelle wesentlich verschlechtern (DEUTSCHER W ETTERDIENST, Klimagutachten, S. 31)
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Die von der GESELLSCHAFT FÜR UMWELTMETEOROLOGIE
belegt folgende regionale Besonderheiten:
AMBINET
erstellte Untersuchung zum Luftreinhalteplan
Die abgekühlte Luft fließt an den Hängen mit 1 bis 1,5 m/s in Richtung Talauen.
In den Saalenebentälern bilden sich zum Teil kräftige Talwinde, die vom Thüringer Gebirgswind je
nach Ausrichtung verstärkt oder abgebremst werden. Die Strömungen aus den westlichen Nebentälern sind stärker als die aus den östlichen.
In der Innenstadt wird die Luft pro Stunde weniger als einmal ausgetauscht, während dies an den
Stadträndern und in den Gebieten, die von den Talwinden aus den Seitentälern erfasst werden,
deutlich häufiger geschieht.
Kaltluftsammlung, klimatische Besonderheiten
Im Saaletal sowie den breiteren Nebentälern besteht ein erhöhtes Risiko austauscharmer Inversionswetterlagen. Die Behinderung des vertikalen Luftaustauschs an einer Sperrschicht bewirkt eine verstärkte Nebelbildung. Mit der Abkühlung bodennaher Schichten verstärkt sich der Heizenergieaufwand,
was zu einer weiteren Verschlechterung der Luftqualität führt.
In abflusslosen Senken, in den Talauen mit geringem Gefälle und an Hindernissen wie Straßen oder
Bahndämmen entstehen Kaltluftseen. Sie sind durch häufige Bodennebelbildung, erhöhte Luftfeuchte
sowie Früh– und Spätfrostgefahr gekennzeichnet. Solche Kaltluftseen treten im Jenaer Stadtgebiet vor
allem dort auf, wo Kaltluftströmungen in Tälern auf natürliche oder bauliche Barrieren treffen (z.B.
westliche Ortsränder von Leutra und Ammerbach sowie östlicher Ortsrand von Wöllnitz).
Im Gegensatz zu diesen Bereichen stehen die SO, S und SW–Hänge als Lagen mit ausgeprägter
Wärmegunst. Diese Standorte sind aus klimatischer Sicht gut für menschliche Nutzung (Wohnen, Erholung) geeignet.
Klimatope mit Überwärmungsfunktion
Mit zunehmender Bodenversiegelung steigt die Flächenerwärmung im Tagesverlauf bei sehr geringer
nächtlicher Abkühlung. Für diese Wärmeinseln ist außerdem eine geringe Luftfeuchte als in Bereichen
mit höherem Freiflächenanteil charakteristisch.
Flächen mit der höchsten Überwärmung liegen demzufolge im Bereich der hoch verdichteten Siedlungskerne.
3.3.3 Konflikte und Beeinträchtigungen
In den dörflichen Siedlungen der Jenaer Eingemeindungen treten die klimatischen Konflikte zumeist in
den Hintergrund, da die kleinflächigen Ortschaften meist in einem klimatisch intakten Umfeld liegen.
Aus Sicht des Klimaschutzes problematische Bereiche konzentrieren sich hingegen in der Jenaer
Kernstadt bzw. dort, wo sich Emissionsquellen bündeln (z.B. entlang der Autobahntrasse, Innenstadtbereich).
Schadstoffemission
Der Landschaftsrahmenplan Ostthüringen weist den Verdichtungsraum Jena als bioklimatisch besonders belastetes Gebiet aus. Ursachen hierfür sind in den gehäuften Inversionswetterlagen sowie in einer Konzentration von Schadstoffemittenten zu sehen. Als klimatische Schadstoffemittenten kommen
neben punktförmigen Quellen wie Industriegebiete, Heizwerke, Deponien vor allem Verkehrstrassen
vor. Neben lokalen Emissionsquellen wirken sich im Jenaer Stadtgebiet auch regionale und überregionale Verschmutzungen aus.
Von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie werden in Jena zwei Messstationen zur Erfassung von Luftschadstoffkonzentrationen betrieben (Dammstraße, Schillergässchen).
Als einer der Hauptverursacher der Luftverunreinigungen im Stadtgebiet ist der Straßenverkehr anzusehen (Quelle: Luftreinhalteplan der Stadt Jena). Demzufolge treten die stärksten Belastungen an der
im südlichen Stadtgebiet verlaufenden BAB A4, den Bundesstraßen B 7 und B 88 sowie an den stark
befahrenen Strecken Kahlaische Straße/ Rudolstädter Straße und Lutherstraße auf.
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Die Belastung der städtischen Lufthygiene durch Staub–, SO2– und NO–Belastungen sind aufgrund
der Verringerung individueller Heizungen rückläufig. Dafür ist die Belastung durch die Schadstoffe NO x
, KW und Russ aus dem motorisierten Verkehr stark angestiegen.
Zur Überschreitung des Ozon–Informationsschwellenwertes kommt es gehäuft an Tagen mit hoher
Sonneneinstrahlung im Frühling und Sommer. Als punktuelle Emittenten sind die Asphaltmischanlage
Maua, die Stallanlagen in Kunitz, Jenaprießnitz und das Heizkraftwerk Winzerla – Gasturbinenkraftwerk zu benennen.
sonstige Konflikte
Barrieren in den Kaltluft– und Sammelleitbahnen
Düseneffekte durch Bebauung in der Sammel– und Leitbahn des Saaletals
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Luftreinhaltung
Die Stadt Jena wurde von der früheren Landesanstalt für Umwelt als Untersuchungsgebiet 3 für einen
Luftreinhalteplan ausgewiesen, der inzwischen vorliegt. In diesem sind alle Emissionsquellen und
emissionswirksamen Luftschadstoffe erfasst. Außerdem sind flächendeckende Darstellungen der Immissionsbelastung durch Verkehrsschadstoffe enthalten. Die erwartenden Emissionen des Verkehrs
bei der Realisierung von Straßenbauvorhaben werden prognostiziert. Die Studie geht von einer Zunahme der Fahrleistung um 43 % und der CO2–Emissionen um 30% bis zum Jahr 2010 aus. Im Gegensatz dazu sollen die Schadstoffe NOx, Benzol und Russ um 10 – 70 % sinken, was mit einer Verbesserung der Fahrzeugtechnik begründet wird.
3.4
ARTEN UND BIOTOPE
(siehe auch Karte 9 - Arten- und Biotopschutz/ Bewertung und Beeinträchtigung
Karte 12 - Vereinheitlichung Bewertung und Beeinträchtigung
und Karte 1 – Bestandsplan)
3.4.1 Schutzgebiete und Schutzobjekte
Fauna-Flora-Habitat-Gebiete
Die Fauna–Flora–Habitatrichtlinie (FFH–Richtlinie) verpflichtet die Mitgliedsländer der Europäischen
Union im Hinblick auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt zur Errichtung eines gemeinschaftsweiten
zusammenhängenden Netzes von Schutzgebieten „Natura 2000“. Zuständig für die Auswahl der Gebiete sind die Bundesländer. Auf Beschluss der Landesregierung hat der Freistaat Thüringen am 21.
Dezember 1999 dem Bundesumweltministerium die abschließende Liste der Gebiete übersandt, die
zur Benennung gegenüber der EU Kommission nach Artikel 4 Abs. 1 der FFH– Richtlinie ausgewählt
worden sind (abschließende FFH–Gebietsmeldung).
Der Verwaltungsvollzug richtet sich nach dem in Thüringen gleichzeitig mit der abschließenden Gebietsmeldung beschlossenen und dem gleichzeitig in Kraft getretenen „FFH–Einführungserlass“.
Im Stadtgebiet von Jena gehören 6 Gebiete zur abschließenden Meldung:
FFH-Gebietsnummer
Nr. 122
Nr. 124
Nr. 125
Nr. 127
Nr. 128
Nr. 129
Gebietsbezeichnung
Gesamtfläche
(ha)
Nerkewitzer Grund – Klingelsteine
Isserstedter Holz – Mühltal – Windknollen
Großer Gleisberg – Jenzig
Jenaer Forst
Kernberge – Wöllmisse
Leutratal - Cospoth - Spitzenberg - Schießplatz Rothenstein
397
810
812
852
2.038
1.625
davon Jenaer
Stadtgebiet
(ha)
43
810
453
741
1.222
698
∑ 6.534
∑ 3.967
Tabelle 6: abschließende Meldung zu den FFH–Gebieten
Nerkewitzer Grund – Klingelsteine
In diesem Gebiet befinden sich naturnahe Laubwaldgesellschaften über Muschelkalk auf trockenen,
mittleren bis feuchten Standorten. Weiterhin sind größere, gut ausgeprägte Kalk–Trockenrasen vorhanden. Die Lebensräume sind sehr artenreich und dadurch von besonders hohem Wert. Hohen Stellenwert besitzt das Gebiet für den Biotopverbund und die
Kohärenz des Schutzgebietsnetzes in den östlichen Randplatten des Thüringer Beckens.
Isserstedter Holz – Mühltal – Windknollen
Das Gebiet repräsentiert in hervorragender Weise typische Lebensraumkomplexe der Muschelkalkhänge im Mittleren Saaletal. Von besonderer Bedeutung sind die artenreichen naturnahen Laubwälder,
insbesondere die Eichen–Hainbuchenwälder, sowie großflächig beweidete Kalkmagerrasen mit eingestock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN , JENA
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streuten temporären Tümpeln als Lebensraum seltener Amphibien in z.T. großen Populationen. Laut
der Informationen auf dem Meldebogen hat der Kammmolch hier eines seiner bedeutendsten Vorkommen in Thüringen. Das Gebiet ist ein wichtiger Lebensraum für Fledermäuse, welche hier aus naturschutzfachlicher Sicht außerordentlich bedeutsame Vorkommen besitzen.
Großer Gleisberg – Jenzig
Durch das Spektrum der Trockenbiotope und naturnahen Laubwaldgesellschaften des Mittleren Saaletals erlangt dieses Gebiet seine naturschutzfachliche Bedeutung. Neben den artenreichen Trockenwäldern sind die großflächigen Blaugras–Trockenrasen besonders wertgebend. Das Gebiet enthält eines
der letzten autochthonen Vorkommen der Gelbbauchunke in Ostthüringen.
Jenaer Forst
In diesem Gebiet sind besonders wertvolle großflächige, hervorragend ausgeprägte Eichen–Hainbuchen-wälder vorhanden. Hier ist eines der größten Vorkommen des Frauenschuh in Thüringen zu verzeichnen. Weiterhin sind die orchideenreichen Kalk–Halbtrockenrasen und Trockenrasen sowie die
Kalkfelsen als wertbildende Lebensraumtypen hervorzuheben.
Kernberge – Wöllmisse
Das Gebiet Kernberge – Wöllmisse ist durch Trockenbiotope der felsigen Muschelkalkhänge, der
Kalkfelsen mit Pionierrasen und naturnaher Laubwälder, insbesondere der Buchen– und Eichen–Hainbuchenwälder gekennzeichnet. Kleinflächig sind wertvolle Feuchtbereiche eingestreut. Alle Lebensräume besitzen ein reiches Arteninventar.
Leutratal – Cospoth – Spitzenberg – Schießplatz Rothenstein
Durch seine arten– und individuenreichen Orchideenbestände in verschiedenen Lebensraumtypen gelangt dieses Gebiet zu seiner herausragenden Bedeutung in Thüringen. Es beinhaltet u. a. eine der bekanntesten und wertvollsten Flächen mit orchideenreichen Kalkmagerrasen in Deutschland (NSG Leutratal). Der großflächige Bestand an orchideenreichen Kalkmagerrasen und Buchenwäldern im gesamten Gebiet gehört zu den bedeutendsten in Thüringen. Hier wurden die höchsten Artenzahlen für zahlreiche Tier– und Pflanzengruppen in ganz Thüringen festgestellt.
Die Flächen der FFH-Gebiete befinden sich nicht ausschließlich im Stadtgebiet von Jena.
Naturschutzgebiete (NSG)
Im Stadtgebiet Jenas sind vier NSG ausgewiesen:
Name
Lage (Gemarkun- Gesamtgen der Stadt fläche
Jena)
(ha)
Leutratal Leutra
118
Großer
Gleisberg
Isserstedter
Holz
Windknollen
davon
Jena
(ha)
86
Kunitz, Laasan
280
142
Isserstedt, Vierzehnheiligen, Lützeroda
118
119
Jena, Cospeda, Closewitz, Löbstedt
185
185
∑ 701
∑ 532
Jahr der Un- Kurzbeschreibung
terschutzstellung
1937,
Trockenbiotopkomplex unter ande1961 erweitert
rem mit bundesweit bedeutsamen
Orchideenvorkommen
1961
mesophile Waldgesellschaften unterschiedlicher Ausprägung mit
großem Artenreichtum
1961,
struktur- u. artenreiche Laub1997 erweitert
mischwälder und kleine Offenlandflächen
1997
ausgedehnte Halbtrockenrasen mit
vielen Kleingewässern und reichen
Waldrandstrukturen
Tabelle 7: Naturschutzgebiete in Jena
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Außerdem sind im Ausweisungsverfahren die NSG ”Spitzenberg-Schießplatz Rothenstein-Borntal” und
”Kernberge und Wöllmisse bei Jena”.
Landschaftsschutzgebiete (LSG)
Seit Mitte 2002 sind fünf eigenständige Landschaftsschutzgebiete (LSG) im Stadtgebiet Jena bestätigt.
Es handelt sich dabei um folgende Gebiete:
Name
Gesamtfläche
(ha)
LSG Oberaue
58
LSG Unteraue
129
LSG Trießnitz
15
LSG Saaletal in den Fluren Göschwitz bis Kahla
9.800
LSG Mittleres Saaletal zwischen Göschwitz und
255
Camburg
∑ 10.257
Tabelle 8: Landschaftsschutzgebiete in Jena
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44
davon Stadtgebiet
Jena (ha)
58
129
15
120
6.251
∑ 6.573
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In diesem Jahr unterzog die Obere Naturschutzbehörde im Landesverwaltungsamt Weimar - im Zusammenhang mit der Bewertung des Flächennutzungsplanes der Stadt - die Schutzgebietsgrenzen
der in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden Landschaftsschutzgebiete einer rechtlichen Prüfung. In
deren Ergebnis stellt die im überarbeiteten Landschaftspflegeplan für das LSG “Mittleres Saaletal” (Beschluss des Rates des Bezirkes Nr. 149/88 vom 08.08. 1988) übernommene Höchstbebauungsgrenze
(HBG) der Stadt Jena von 1982 (Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Nr. 0185/82 vom
21.12.1982) die innere Grenze zwischen bebautem Stadtgebiet und dem LSG dar. Mit dieser Regelung
- bisher wurde die HBG von 1967 als Grundlage für die Abgrenzung im Stadtgebiet herangezogen und der im Thüringer Naturschutzgesetz festgeschriebenen Ausgrenzung von bebauten Flächen zum
14.01.1999 änderte sich die LSG-Grenze im Stadtgebiet.
Des Weiteren wurden die in das LSG “Mittleres Saaletal” mehr oder weniger integrierten, aber ursprünglich separat unter Schutz gestellten LSG wieder zu eigenständigen Schutzgebieten erklärt:
Noch bevor es eine HBG durch Beschlüsse in der Stadt Jena (erster Beschluss zur HBG erfolgte in
1959) gab, wurden mit Verordnung vom Rat der Universitätsstadt Jena vom 19.07.1951 Landschaftsteile in Jena: Oberaue, Unteraue einschl. das Gebiet des Talsteines und der Trießnitz unter Landschaftsschutz gestellt. Dieser Beschluss wurde vom Land Thüringen, Ministerium für Land- und Forstwirtschaft am 20.08.1951 bestätigt.
Das LSG „Saaletal in den Fluren Göschwitz bis Kahla“ wurde mit Wirkung vom 01.01.1959 durch den
Beschluss des Rates des Bezirkes Nr. 146-25/59 am 30.10.1959 ausgewiesen; das LSG „Mittleres
Saaletal zwischen Göschwitz und Camburg“ durch Beschluss des Rates des Bezirkes Nr. 15-3/72 am
29.03.1972. Für beide LSG gilt der Landschaftspflegeplan vom 08.08.1988.
1991 wurde ein durch das Umwelt- und Naturschutzamt Jena erarbeiteter und vom Magistrat der Stadt
Jena am 17.04.1991 beschlossener Änderungsantrag zur Neufestsetzung der Binnenabgrenzung des
LSG „Mittleres Saaletal“ zum Stadtgebiet beim Thüringer Umweltministerium gestellt. Aus Kapazitätsgründen ist dieser Antrag nicht bearbeitet worden.
Flächennaturdenkmale/ Geschützte Landschaftsbestandteile (FND/ GLB)
Nr. * Name
Lage
1 FND
Teufelslöcher
2 FND
Sachsensümpfe
3 FND Steinbruch
Fränkelsgrund
4 FND
Südhang
Lobdeburg
5
6
7
8
9
10
11
Jahr
**
unmittelbar östlich der Wöllnitzer 1976
Straße
Jenaer Oberaue, unmittelbar süd- 1976
westlich des Ernst–Abbe–Sportfeldes
im Pennickental bei Wöllnitz
1967
südwestexponierter Hang über NeuLobeda, unterhalb der Ruine Lobdeburg
FND Mönchsberg 500 m nordwestlich Göschwitz am
Hang des Kühnberges
FND In den Born- zwischen Alter Wöllnitzer und Stadtwiesen
rodaer Straße
Pennickental –
östlich von Wöllnitz, entlang des PenFND Fürstenbrun- nickenbaches
nen,
FND Neuer Leo
Bruch,
FND Engländers
Bruch
FND Heiligenberg nördlicher Stadtrand bei Löbstedt und
Zwätzen
FND
Gembden- am Gembdenbach, östlich der Gembbach
denmühle, südlich der B 7
12 FND Erlkönig
13 FND
Über
Lutzschke
Fläche
(ha)
0,4
1,0
3,0
1976
2,8
1976/
1990
1990
0,8
2,5
1990
5,0
5,0
5,0
1990
5,0
1990
2,0
am Fuße des Westhangs des Jenzig, 1990
rechts der Straße zum Talstein
der ca. 900 m westlich Göschwitz
1990
2,5
5,0
Kurzbeschreibung
geologischer Aufschluss mit Klufthöhlen, Fledermausvorkommen
Auewaldrest, besondere Bedeutung
für Brut– und Zugvögel
Felsstandort, Blaugras–Trockenrasen
Wiesenhang mit Esparsetten–Halbtrockenrasen
Wiese mit Esparsetten–Halbtrockenrasen, Orchideenvorkommen
Auwaldrest mit Feuchtwiesen,
temporäre Quellen
ehemalige Travertinbrüche, Quellund Offenlandbereiche
markante
Erhebung,
Halbtrocken–Trespenrasen
Bachaue
mit
Quellbereichen,
Feuchtgebiet,
Amphibienvorkommen
geologischer Aufschluss mit höhlenartigen Spalten und Teich
ostexponierter Hang, lichter Kiefernbestand, Orchideenvorkommen
stock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN , JENA
45
LANDSCHAFTSPLAN
TEIL A
DER
STADT
JENA
KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
14 FND Stoys Wiese
1990
3,0
15
1990
5,0
1990
0,3
1965
3,4
1983
2,4
16
17
18
am südostexponierten Hang unterhalb des Forsthauses
FND
Sachsene- im Norden Jenas,
cke
über dem Schützenhof
FND Lämmerborn nördlich der Jägerbergstraße, kurz
vor dem Abzweig Rödigen
FND
Winter- ca. 400 m östlich der Ortslage Closeling–Edellaubwitz
holzwald
FND Hangwald
direkt westlich an der Straße von Kubei Kunitz
nitz nach Golmsdorf
artenreicher Esparsetten–Halbtrockenrasen
landschaftstypische Trockenrasen
an ostexponiertem Hang
Teich mit ganzjährigem Zufluss, bedeutende Amphibienvorkommen
extensiv bewirtschafteter Laubwald,
besondere Pflanzenvorkommen
Wald mit Lichtungen u. Quellaustritten, Vorkommen seltener Amphibien
stock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN , JENA
46
LANDSCHAFTSPLAN
TEIL A
DER
STADT
JENA
KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
Nr. * Name
Lage
Jahr
**
19 FND In den Quel- ca. 100 m westlich der Ortslage Leu- 1984
len
tra
20 FND Am Spitzen- ca. 900 m südwestlich der Ortslage 1984
berg
Maua
2,6
21 GLB Im Ölste
1,1
22
Saaleaue, nördlich Zwätzen, am Ei- 1995
senbahndamm
GLB ehemaliger direkt an der Saale unterhalb des 1995
Fäkalienfelder
Jenzig
am Talstein
GLB In der Grunz- zwischen Stadtrodaer Straße und 1995
ke
Ernst–Abbe–Sportstadion
GLB
Glatthafer- Saaleaue südlich Löbstedt
1995
wiesen Löbstedt
GLB Isserstedter westlich der Straße von Isserstedt
Söll
nach Großschwabhausen
GLB Serbe–Tüm- ca. 500 m nordwestlich der Ortslage
pel
Closewitz am Krippendorfer Holz
7,7
23
24
26
27
**
Fläche
(ha)
2,0
Jahr der Beschlussfassung zur Unterschutzstellung/ Erweiterung
*
1,8
5,6
1,9
0,5
Kurzbeschreibung
Wechsel von trockenen und feuchten Standorten, typische Bachauenvegetation
Wechsel von Hangbereich mit Kiefernforst und Halbtrockenrasen, Orchideenvorkommen
Feuchtwiese, bedeutende Amphibienvorkommen
Wildkräuterflur, Insekten– und Brutvögelvorkommen
Auwaldrest, bedeutende Insekten–
und Brutvogelvorkommen
Glatthafer–Auwiesen unterschiedlicher Feuchte
periodisch wassergefüllte Senke,
Vorkommen seltener Amphibien
durch Niederschlagswasser gefüllter Erdfall, Vorkommen seltener
Amphibien
∑ 76,5
nach Umwelt- und Naturschutzamt
Tabelle 9: Geschützte Landschaftsbestandteile und Flächennaturdenkmale in Jena
Naturdenkmale (ND)
Im Stadtgebiet von Jena sind 37 Baum-ND und vier geologische ND ausgewiesen:
Beschlussprotokoll vom 11. Juni 1958
lfd Baumart
.
Nr
.
1 Stieleiche, Quercus robur
Grundstück
Gemarkung
F
l
u
r
Flurst.-Nr.
im FND Winterling–Edellaub- Closewitz
holzwald
Tabelle 10: Naturdenkmale (Bäume) seit 1958
Verordnung über Naturdenkmale der Stadt Jena vom 15. Mai 1963
lfd Baumart
.
Nr
.
1 Kaukasische Flügelnuss, Pterocarya fraxinifolia
2 Stieleiche (Bismarck-Eiche), Quercus robur
3 Japanischer Schnurbaum, Sophora japonica
4 Blutbuchen, Fagus sylvatica „Purpurea“
5 Rosskastanie, Aesculus hippocastanum
6 Baumhasel, Corylus colurna
7 Eibe, Taxus baccata
Grundstück
Gemarkung
Flur
Flurst.Nr.
Bibliotheksweg 4
Jena
13
45
Ecke Sellierstr./ Haeckelstr.
Jena
3
91
Sellierstraße 7
Jena
3
71
Puschkinplatz
Ecke Schott/ Schelle Straße
Philosophenweg 3-5
Philosophenweg 44
Jena
Jena
Jena
Jena
3
21
14
12
91
230
64
174
stock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN , JENA
47
LANDSCHAFTSPLAN
TEIL A
DER
STADT
JENA
KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
8 Kandelaber-Lärche, Larix decidua
12 Sommerlinde, Tilia platyphyllos
9
10 Sommerlinde (Brätzel-Linde), Tilia platyphyllos
11 Hainbuchen (7 Buchen), Carpinus betulus
12 Rotbuche (Dicke Buchen), Fagus sylvatica
Auf dem Tatzend
Auf dem Tatzend
Jena
Jena
27
27
40/5
40/5
An der Brätzel
Jena
28
36
Bei den 7 Buchen
Jena
28
17
An der Spitze
Jena
28
20
Tabelle 11: Naturdenkmale (Bäume) seit 1963 in Jena
stock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN , JENA
48
LANDSCHAFTSPLAN
TEIL A
DER
STADT
JENA
KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
Verordnung über Naturdenkmale der Stadt Jena vom 15. Januar 1996
lfd
.
Nr
.
1
2
3
Baumart
Rotbuche, Fagus sylvatica
Rotbuche, Fagus sylvatica
Japanischer Schnurbaum,
Sophora japonica
4 Platane, Platanus x hispanica
5 Platane Platanus x hispanica
Grundstück
Gemarkung
Neugasse 23-25/ FSU
Knebelstraße 2
Fürstengraben/
Ecke
Schlossstraße
Universitätshauptgebäude
Platanenhaus
6 Silberweide, Salix alba
7
8
9
10
11
12
13
14
15
Am Neutor/ Leutra/ Saalemündung
Traubeneiche, Quercus petraea
Sickingenstr./ Erfurter Str.
Baumhasel, Corylus colurna
Landgrafenstieg 2
Stieleiche, Quercus robur
K.-Kollwitz-Str./ Feuerwehr
Gemeine Esche, Fraxinus excelsior
Saalbahnhofstraße 23
Rosskastanie, Aesculus hippocastanum
Zwätzengasse 17
Bergahorn, Acer pseudoplatanus
Fürstengraben 18
Sommerlinde, Tilia platyphyllos
Weidenweg
Pyramideneiche, Quercus robur „Fastigia- Westbahnhofstraße 2/ Ernstta“
Haeckel-Platz
9 Speierlinge, Sorbus domestica
Auf dem Horlberge
Flur
Flurst.Nr.
Jena
Jena
Jena
5
5
1
16
91/1, 92/2
1/1
Jena
Jena
1
1
Jena
4
56/2
348/5,
348/8
9/1
Jena
Jena
Jena
Jena
Jena
Jena
Löbstedt
Jena
17
14
7
7
13
13
1
3
67, 68
11
124/5
105/2
171
151
151
25
3
47
1
20
13
27
82
124
30/1
40/7
28
17
2 122, 134/2
2
63/7
1
97/5
11
1
14
22
32
18
16
17
18
19
Gut Zwätzen
Lutherstr./ Melanchthonstr.
Am Planetarium 9
Der Stern
Ziegenhain
Zwätzen
Jena
Jena
Jena
22 Hupeh-Stinkesche, Euodia hupehensis
23 Rotbuche, Fagus sylvatica
24 Sommerlinde, Tilia platyphyllos
Bei den 7 Buchen
Stadtrodaer Straße/
rechtes Saaleufer
in Höhe Unterwöllnitz
Scharnhorststraße 1
Schillbachstraße 44
Papiermühle
Jena
Wöllnitz
Wöllnitz
Wöllnitz
Jena
Jena
Jena
Sommerlinde, Tilia platyphyllos
Platane, Platanus x hispanica
Ginkgo, Ginkgo biloba
Sommerlinde „Sternlinde“, Tilia platyphyllos
20 Elsbeere, Sorbus torminalis
21 4 Schwarzpappeln, Populus nigra
Tabelle 12: Naturdenkmale (Bäume) seit 1996 in Jena
Vier Verordnungen über geologische Naturdenkmale vom 12.09.2000
Lfd. ObjektbezeichGemarkung geologische Besonderheiten
Nr. nung
1 Aufschluss Wo- Jenaprießnitz Chirotheriensandstein (so 1‘s) der Solling-Folge,
gau
hangende Basisgipse (so 1) der Unteren Röt-Folge
2 Gipsschlotten
Wenigenjena
3 Mergelgrube
Göschwitz
Göschwitz
4 „Ulmers Ruh“
Wenigenjena
strudelförmige Verkarstung im Basisgips (so 1) der Unteren RötFolge
bergbaulicher Aufschluss von Tenuisbank, Sauriersandstein, Muschelkalkbrekzie, Rhizikoralliumbank, Knollengipsterrassen der
Unteren und Oberen Röt-Folge ( so 2 - so 3)
Oberer Buntsandstein (so 3) Myophorienfolge; strohgelbe Kalke
(Myophorienfolge) und gelbe Grenzbank (Wellenkalk); Wellen-
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49
LANDSCHAFTSPLAN
TEIL A
DER
STADT
KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
kalk (mu 1) im Unteren Muschelkalk
Tabelle 13: geologische Naturdenkmale in Jena
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50
JENA
LANDSCHAFTSPLAN
TEIL A
DER
STADT
JENA
KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
Naturschutzgroßprojekt (NGP) Orchideenregion Jena – Muschelkalkhänge im Mittleren Saaletal
Bereits im Jahr 1991 wurde durch Vertreter des ehrenamtlichen Naturschutzes und Mitarbeitern der
Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Jena und des heutigen Saale–Holzland–Kreises das Problem
des fehlenden umfassenden Gebietsschutzes der Thüringer Landesanstalt für Umwelt angezeigt. Im
September 1995 wurde der Zweckverband „Naturschutzgroßprojekt“ gegründet, am 17.6.1996 das
Projekt bewilligt. Im April 1997 erfolgte die Beauftragung zur Erstellung eines Pflege– und Entwicklungsplanes durch die Planungsgemeinschaft „Orchideenregion“. Grundlage für die Anerkennung des
Naturschutzgroßprojektes war die Einzigartigkeit und europaweite Verantwortung für die xerothermen
Biotope mit zahlreichen, seltenen und gefährdeten Arten. Dieser Artenreichtum soll durch Diversität
der Lebensräume gesichert werden. Eine Besonderheit des Projektes ist die Teilung der 8 Kerngebiete
durch die zentrische Nachbarschaft eines städtischen Raumes, der Stadt Jena, mit ihren Haupterschließungsachsen und anthropogenen Ansprüchen. Auf Basis der ersten naturschutzfachlichen Erhebungen und Bewertungen erfolgte die flurstücksgenaue Abgrenzung der Kerngebiete 1999. Die Abgrenzung des übrigen Projektgebietes orientierte sich an nachvollziehbaren Geländemerkmalen (z.B.
Wegführungen, Waldrändern etc.) und ist nicht flurstücksgenau. Hauptziel des Naturschutzgroßprojektes ist die Untersuchung der Kerngebiete auf ihre Schutzwürdigkeit und die daraus resultierende Ausweisung neuer Naturschutzgebiete. Die Umsetzung des Flächenschutzes der Kerngebiete im
Rahmen des Naturschutzgroßprojektes erfolgt durch Flächenankäufe. Hierfür wurden ca. 12 Mio. DM
und weitere 1,45 Mio. DM für langfristige Anpachtungen vorgesehen. Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes wurde u.a. ein Katalog mit konkreten Pflege– und Entwicklungsmaßnahmen festgeschrieben. Dieser beinhaltet Erstpflege, Dauerpflege sowie deren Art, Umfang und Kosten.
Kerngebiet– Nr.
1
2
3
4
5
6
7
8
Kerngebiet
Gesamtfläche
(ha)
Hohe Lehde – Gleistalhänge
Großer Gleisberg – Jenzig
Wöllmisse
Dohlenstein
Windknollen
Jenaer Forst
Cospoth – Leutratal
Rothenstein
Kerngebiete
davon im
Stadtgebiet
Jena (ha)
507
642
1.257
80
396
431
547
543
402
1.128
396
377
392
171
∑ 4.403
∑ 2.866
Tabelle 14: Kerngebiete des Naturschutzgroßprojektes
§ 18 Biotope
Laut § 18 des ThürNatG sind ausgewählte Biotope unter besonderen Schutz gestellt, ohne dass im
Einzelfall eine Rechtsverordnung erlassen werden muss. Diese Biotope sind i.d.R. Lebensräume mit
extremen Umweltbedingungen (Temperatur, Feuchtegehalt, Strahlung) für speziell angepasste und
seltene Tier- und Pflanzenarten. § 18 Biotope sind meist sehr empfindlich gegenüber Beeinträchtigungen.
Folgende besonders geschützte Biotope kommen im Stadtgebiet Jenas vor:
FEUCHTE BIOTOPE UND BIOTOPKOMPLEXE
Quellbereiche (§ 18 Biotope)
Geschützt sind naturnahe, punktuelle oder flächige Quellbereiche mit spezifischer Flora und Fauna
einschließlich ihrer quellwasserbeeinflussten Randzonen.
Die Quellen im Planungsraum sind i. d. R. Sicker- oder Schichtquellen. Einige Quellen fallen in warmen Sommern trocken.
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51
LANDSCHAFTSPLAN
TEIL A
DER
STADT
JENA
KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
Besonders wertvoll sind die Kalkquellmoore bei Leutra, die Restflächen der Quellen und ehemaligen
Kalkquellmoore bei Laasan und westlich von Maua am Fuße des Lichterberges sowie die Quellbereiche im LSG Trießnitz und im Pennickental.
naturnahe Bach- und Flussabschnitte (gewässerbegleitende Laubgebüsche und streifenförmige Ufergehölze) (§ 18 Biotope)
Geschützt sind naturnahe Fliessgewässer oder Abschnitte ab 50 m ohne oder mit nur geringfügiger
Verbauung, bei denen Bett und Ufer von Fließwasserdynamik geformt ist. Naturnaher Uferbewuchs
und nicht genutzte Streifen oberhalb der Uferböschungen sind vom Schutzstatus eingeschlossen.
Bis auf wenige Uferabschnitte ist die Saale im gesamten Stadtgebiet als § 18 Biotop einzustufen. Sie
wird von einem fast durchgängigen Band aus Ufergehölzen gesäumt. Auf Höhe des Stadtzentrums sowie im nördlichen Stadtgebiet sind die Ufer zum Teil durch Mauern und Dämme verbaut.
Für die kleineren Wasserläufe im Planungsraum ist eine stark schwankende Wasserführung und bei
fehlender Ausbildung des untergrundabdichtenden Auelehms das Auftreten von Versickerungsstrecken typisch. Naturnahe Bachläufe bilden durch ihre bandartige Struktur ideale Vernetzungsmöglichkeiten für ähnliche Lebensräume.
Besonders wertvolle und umfangreiche, naturnahe Bachabschnitte konzentrieren sich im Jenaer Stadtgebiet entlang an der beiden Leutrabäche (Gemarkung Leutra und Gemarkung Isserstedt, Cospeda,
Jena), am Gembdenbach, im Ziskauer Tal, am Gollichsgraben, am Steinbach, am Pennickenbach und
an der Roda.
naturnahe Kleingewässer (§ 18 Biotope)
Geschützt sind natürliche und naturnahe, künstliche Standgewässer mit einer Fläche von 10 m 2 bis 1
ha und typischen, standortentsprechenden Pflanzen- und Tiergemeinschaften. In den Schutz einbezogen sind neben der Ufervegetation der sich landeinwärts anschließende nicht genutzte Streifen entlang
der Uferoberkante. Temporäre Gewässer, die längere Zeit überflutet werden, gelten i.d.R. auch als geschützte Biotope.
Natürliche Stillgewässer sind im Planungsgebiet sehr selten (Isserstedter Söll, Serbetümpel und wassergefüllte kleinere Erdfälle östlich von Laasan und Kunitz).
Künstliche Teiche mit naturnahen Ufern, die unter den Schutzstatus als § 18 Biotop fallen, findet man
außerdem im Jenaer Stadtgebiet konzentriert z.B. im Gembdental und im Pennickental.
Verlandungsbereiche stehender Gewässer (§ 18 Biotope)
Geschützt sind Verlandungsbereiche von Standgewässern mit ihrer charakteristischen Vegetation ab 2
m Breite und 20 m2 Fläche. Im Jenaer Stadtgebiet sind sie sehr selten.
Das großflächigste Vorkommen liegt in der Gembdenbachaue in der Gemarkung Jenaprießnitz. Weitere Verlandungsbereiche trifft man am Serbetümpel und im FND Sachsensümpfe.
binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, nicht intensiv genutzte Feuchtwiesen (§ 18 Biotope)
Geschützt sind Wiesen auf nassen bis wechselnassen Standorten, die durch extensive Bewirtschaftung entstanden sind und nicht oder nur in geringem Maße gedüngt werden. Der Schutzstatus umfasst
Flächen ab 100 m2 und mit einer Mindestbreite von 5 m.
Das Vorkommen von Nass- und Feuchtwiesen beschränkt sich im Stadtgebiet hauptsächlich auf Flächen im FND in den Bornwiesen, im GLB im Ölste, auf der Tännichtwiese in Jenaprießnitz oder im
FND In den Quellen bei Leutra. Letzte Beispiele dieser Lebensraumtypen gibt es auch noch auf kleineren Flächen im Norden im Verlauf der ehemaligen Kunitzer Lache und in der Saaleaue nördlich von
Kunitz entlang der Golmsdorfer Straße und am Waldrand südlich zwischen Kunitz und Laasan.
Auewälder (§ 18 Biotope)
Geschützt sind naturnahe Wälder und Ufergebüsche in Bach- und Flusstälern, die bei Hochwasser
überflutet werden (Auen). Der Schutzstatus umfasst Wälder und Gebüsche mit auwaldtypischer bis
-ähnlicher Artenkombination einschließlich kleiner Gehölze ab 500 m 2 sowie Weidengebüsche ab 100
m2 und einer Mindestbreite von 5 m.
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52
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TEIL A
DER
STADT
JENA
KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
Durch Besiedelung und Bewirtschaftung der Auen sind im Jenaer Stadtgebiet nur noch lokale kleinere
Auwaldreste vorhanden (z.B. im Pennickental, in der Oberaue, im FND „Hangwald bei Kunitz“ und im
Bereich der ehemaligen Kunitzer Lache).
TROCKENE BIOTOPE UND BIOTOPKOMPLEXE
Trockenrasen, Halbtrockenrasen, Staudenfluren trockenwarmer Standorte (§ 18 Biotope)
Im Gegensatz zu den wenigen Feuchtbiotopen ist die Region für ihre großflächigen, artenreichen, offenen Trockenbiotope bekannt und wurde auch aus diesem Grund als Gebiet für ein Naturschutzgroßprojekt ausgewiesen. Sie gehören zu den markantesten und wertvollsten Biotopen der Region.
Vor allem die Halbtrockenrasen gehören zu den artenreichsten, vielfältigsten und wegen ihrer Blütenfülle auch attraktivsten Lebensräumen Thüringens.
Trocken- und Halbtrockenrasen sind lückige von nieder- bis mittelwüchsigen Gräsern geprägte Magerasen, licht- und wärmebegünstigter, trockener bis mäßig trockener Standsorte. Staudenfluren trockenwarmer Standorte sind von Stauden geprägte Flächen. Geschützt sind alle Bestände der genannten
Trockenbiotope ab 100 m2 Fläche und einer Mindestbreite von 3 m.
Die Trockenrasen kommen vor allem an den Steilhängen des Unteren Muschelkalk vor, die bis zu 100
m hoch und, je nach Hangexposition und Feuchtegrad, vegetationsfrei sind. Im Gegensatz zu den echten Trockenrasen an den Steilhängen, handelt es sich bei Halbtrockenrasen um Standorte mit steiniger Oberbodenauflage, die vom Menschen als Weinbergsterrassen genutzt oder durch Mahd/ Beweidung offengehalten worden sind.
Auf den Muschelkalkformationen des Saaletals sowie der Nebentäler findet man die Trockenbiotope
an den meisten südlich exponierten, mittleren und oberen Hanglagen sowie z.T. auch auf den Hochflächen. Die größten Flächen zusammenhängender, offener Trockenbiotope befindet sich auf dem Windknollen und im Leutratal.
Laubgebüsche und Laubhecken trockener Standorte (Trockengebüsche) (§ 18 Biotope)
Geschützt sind flächige und lineare Gebüsche auf trockenwarmen Standorten mit einem hohen Anteil
wärmebedürftiger Pflanzenarten in strauch- und Krautschicht. Sie kommen i.d.R. im Jenaer Stadtgebiet auf flachgründigen Muschelkalkböden an südexponierten Hängen und auf den Hochflächen vor.
Unter Schutz stehen alle Laubgebüsche ab 100 m2 Fläche und einer Mindestbreite von 5 m.
Trockengebüsche treten oft in engem Verbund mit Trocken- und Halbtrockenrasen sowie Staudenfluren trockener Standort auf. Ihre Verbreitungsschwerpunkte haben sie im Jenaer Stadtgebiet am Jägerberg bei Zwätzen, an den Kernbergen sowie am Johannisberg.
Trockenwald (§ 18 Biotope)
Trockenwälder sind meist von schwachwüchsigen Baumarten beherrschte Wälder mit einem hohen
Anteil an Trockenheit ertragenden und teils wärmebedürftigen Pflanzenarten. Meist wachsen sie auf
den flachgründigen, südexponierten Hängen oder auf den Hochflächen. Geschützt sind alle Trockenwälder einschließlich ihrer Säume ab 500 m2 Fläche.
Die Trockenwälder Jenas sind i.d.R. Laubwälder, Mischwälder sowie z.T. auch Reinbestände der
Waldkiefer. Verbreitungsschwerpunkte der Trockenwälder liegen im Bereich der Muschelkalkformation
der Kern-, Johannis- und Sonnenberge, des Hausberges, am Großen Gleisberg, im Leutratal zwischen
Jagd- und Ziegenberg sowie nördlich und südlich des Munketals.
natürliche Block- und Felsschutthalden, Felsbildungen (§ 18 Biotope)
Geschützt sind in Jena als Block- und Felsschutthalden die nicht oder nur locker bewaldeten, mit Steinen bedeckten Hangpartien natürlicher Entstehung ab 50 m2 Fläche.
Geschützt sind natürliche Felsbildungen, die mehr als 2 m aus dem Gelände herausragen unabhängig
von einer Mindestfläche oder Vegetation. Der Felsfuß als 1-2 m breiter Streifen am unteren Rand der
Formation steht ebenfalls unter Schutz. Auf natürliche Felsformationen trifft man in Jena im Bereich
der Muschelkalk- als auch der Sandsteinformationen.
Block- und Felsschutthalden treten in Verbindung mit Felsformationen in Jena gehäuft als Trockenbiotope an den Steilhängen der Unteren Muschelkalkformation auf. In eindrucksvollen langgestreckten
Bändern sind diese Biotoptypen an den süd- und südwestexponierten Hanglagen des Jenzigs, der
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53
LANDSCHAFTSPLAN
TEIL A
DER
STADT
JENA
KAPITEL 3 - ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER
Kern- und Johannisberge, im Leutratal sowie am Mönchsberg bei Göschwitz vertreten. Auf besonders
markante Felsformationen trifft man außerdem an den Teufelslöchern (Sandstein und Gipse), am
Prallhang der Saale östlich von Maua (Sandstein), im ND „Ulmers Ruh“ (Wellenkalk und Unterer Muschelkalk)sowie am Felsenkeller (Sandstein).
FRISCHE BIOTOPE UND BIOTOPKOMPLEXE
Streuobstwiesen (§ 18 Biotope)
Streuobstwiesen sind Bestände hochstämmiger Obstbäume (insbesondere Apfel, Birne, Kirsche,
Pflaume, Walnuss )mit Grünland als Unterwuchs. Sie bestehen oft aus alten regionalen Obstsorten.
Geschützt sind umfriedete und nicht umfriedete Streuobstwiesen mit mindestens 10 Bäumen in räumlichem Zusammenhang einschließlich des Unterwuchses unter den Bäumen. Ausgenommen sind Obstwiesen in Hausgärten, die von Bebauung umschlossen sind. Auch die Reihen hochstämmiger Obstbäume an Straßen oder Wegen stehen unter Schutz.
Streuobstwiesen weisen eine hohe Artenvielfalt auf und tragen dementsprechend sehr hohe Bedeutung für den Artenschutz. Charakteristisch sind lange Ertragsfähigkeit (über 50 Jahre), geringer Pflegeaufwand und die extensive Nutzung der Glatthafer- und Trespenrasen im Unterwuchs.
Streuobstwiesen sind im Jenaer Stadtgebiet vor allem im Bereich des Rötsockels (Oberer Bundsandstein) verbreitet, der in den Unteren Hangbereichen der Saaletals sowie der meisten Nebentäler ansteht. Im ländlichen Raum der eingemeindeten Ortsteile haben die Streuobstwiesen Verbreitungsschwerpunkte in den dörflichen Ortsrändern.
Wacholdertriften (§ 18 Biotope)
Dieser Biotoptyp entstand in Jena durch extensive Beweidung von nährstoffarmen Weideflächen. Geschützt sind Wacholdertriften ab einer Fläche von 100 m2 und einer Mindestbreite von 3 m.
Im Jenaer Stadtgebiet gibt es nur zwei größere Bestände dieses Biotoptyps mit dem heimischen Säulenwacholder – am Mönchsberg bei Cospoth und unterhalb des Einsiedlerberges nordöstlich von Drackendorf.
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54
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TEIL A
DER
STADT
JENA
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Schlucht-, Felsschutt- und Blockwald (§ 18 Biotope)
Geschützt sind naturnahe Wälder an steilen Schatthängen und in Sohlen enger Täler ab 500 m 2 Fläche.
In Jena trifft man auf eine kleine Fläche dieses Waldbiotoptyps (Schatthangwald) z. B. südlich des
FND „Teufelslöcher“.
SONDERBIOTOPE
aufgelassene Lockergesteinsgruben und Steinbrüche (§ 18 Biotope)
Lockergesteinsgruben und Steinbrüche sind durch menschliche Abbautätigkeit von Gesteinen oder Erden entstanden. Geschützt sind diese Biotope, soweit sie ausgebeutet und nicht für eine Folgenutzung
vorgesehen sind. In den Schutzstatus eingeschlossen sind Gesteinswände und -schutthalden, Feuchtbereiche und Gewässer unabhängig von ihrer Vegetationsbedeckung.
Der größte stillgelegte Steinbruch des Stadtgebietes befindet sich am Mönchsberg nordwestlich von
Göschwitz. Des weiteren sind kleinere Steinbrüche bei Cospeda, Drackendorf, Münchenroda, Ilmnitz
und Laasan sowie im Pennickental zu finden.
Aufgelassene Lockergesteinsgruben sind noch seltener. Südöstlich von Maua findet man an der Gemarkkungsgrenze aufgelassene und z.T. mit Wasser gefüllte Kiesgruben.
aufgelassene Höhlen und Stollen (§ 18 Biotope)
Geschützt sind größere unterirdische Hohlräume mit Zugang von außen, die natürlich entstanden sind
(Höhlen) oder künstlich geschaffen wurden (Stollen, stollenähnliche Kellergänge). Sie stehen unter
Schutz, soweit sie nicht mehr genutzt werden einschließlich ihrer Eingangsbereiche, Einsturztrichter
und eventuell vorhandener Gewässer.
Höhlen sind im Planungsraum selten. Als einzige Höhle sind die Teufelslöcher zu nennen. Daneben
gibt es noch kleine, nicht begehbare Karsthöhlen, die einen Komplex mit den Gesteinsbiotopen bilden.
Geschützte Stollen befinden sich z.B. am Burgweg sowie ein stollenähnlicher Keller unter der Binderburg in Burgau.
Erdfälle (§ 18 Biotope)
Erdfälle sind Vertiefungen im Gelände, die durch Einsturz oder Absinken der Erdoberfläche über unterirdischen Hohlräumen entstanden sind. In Jena bildeten sie sich i.d.R. durch Auslaugung von Gipsen
im Untergrund. Gerade wassergefüllte Erdfälle stellen im gewässerarmen Raum von Jena wertvolle
Lebensräume dar. Alle Erdfälle sind unabhängig von ihrem Alter und ihrer Vegetation geschützt. Eingeschlossen sind die Böschungen und im Offenland die nicht genutzten Streifen entlang der Böschungsoberkante.
Kleinere Erdfälle treten z.B. südlich von Kunitz / Laasan auf.
Hohlwege (§ 18 Biotope)
Geschützt sind Wege, die sich durch nutzungsbedingte, verstärkte Erosion in die Geländeoberfläche
eingeschnitten haben. Als geschützte Biotope gelten alle Hohlwege, die sich mindestens 1 m tief eingeschnitten haben und deren Böschungsneigung an der steilsten Stelle mehr als 30˚ beträgt, unabhängig von ihrer Vegetationsbedeckung.
Aufgrund des bewegten Reliefs und der Erosionsfähigkeit der anstehenden Gesteine gibt es im Jenaer
Stadtgebiet eine ganze Reihe von Hohlwegen. Die Hohlwege in Jena sind größtenteils besonders stark
eingeschnitten und haben stellenweise den Charakter von tiefen Erosionsrinnen. Der Hohlweg in der
sogenannten Forsthohle erreicht eine Länge von über einem Kilometer. Weitere deutlich ausgeprägte
Hohlwege liegen z.B. im Pennickental sowie in Verlängerung der Kernbergstraße.
alte Lesesteinwälle (§ 18 Biotope)
Durch das Pflügen der kalkreichen Böden und "Ablesen" der Steine vom Ackergrund entwickelten sich
sogenannte Lesesteinwälle am Ackerrain. Geschützt sind alle mindest fünf Jahre lagernden Lesesteinwälle ab 5 m Länge unabhängig von ihrer Vegetationsbedeckung.
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Zum Teil sind die alten Lesesteinwälle im Stadtgebiet heute bis zur Unkenntlichkeit verbuscht (z.B.
südliches Ziskauer Tal) und haben ihren Charakter zu Trockengebüschen gewandelt.
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geschützte Arten
In Anhang 2 sind Informationen zum Vorkommen sogenannter Rote-Liste-Arten im Stadtgebiet wiedergegeben. In den Schutzgutkarten 9 und 12 des Landschaftsplans sind die Verbreitungsschwerpunkte
von Lebensräumen seltener Tier- und Pflanzenarten im Stadtgebiet gekennzeichnet.
Aufgrund des hohen Anteils naturnaher Biotope sowie der unterschiedlichen geologischen und morphologischen Standortbedingungen kommen im Jenaer Stadtgebiet eine ganze Reihe seltener Tierund Pflanzenarten vor. Der Schwerpunkt liegt dabei bei Arten, die trockenere und nährstoffarme Lebensräume bevorzugen. Für sie bieten die zahlreichen Trockenbiotope im Stadtgebiete günstige Bedingungen. Aber auch in den zumeist als FND oder GLB geschützten Feuchtbiotopen Jenas treten gehäuft seltene Arten auf.
Auch im unmittelbaren Siedlungsbereich sind seltene Arten zu finden, was jedoch oft zu Konflikten mit
Nutzungsansprüchen des Menschen führt.
Für den Artenschutz von besonderer Bedeutung ist deshalb der Erhalt möglichst großer und störungsarmer Lebensräume. Für die nötige Vernetzung isolierter Lebensräume untereinander spielen die Saale und ihre Nebenbäche eine besondere Rolle.
Farn- und Blütenpflanzen
Floristisch bestechen im Artenspektrum seltener Pflanzen im Stadtgebiet besonders die Orchideen mit
mehr als 15 der 45 insgesamt vorkommenden heimischen Arten. Die meisten Orchideenarten kommen in den trocken- und Halbtrockenrasen, den Wacholdertriften sowie in den lichten Trockenwäldern
vor. Beispielhaft genannt seien Bienenragwurz, Purpurknabenkraut, Großer Händelwurz, Bocksriemenzunge, Eiförmiges Zweiblatt, Grünliche Waldhyazinthe und Braunroter Sitter.
Stellvertretend für die Pflanzen der Feuchtgebiete soll das Vorkommen des sehr seltenen Sumpf-Läusekrauts erwähnt. Auch die Schwarzpappel ist in der Saaleaue noch mit einigen Exemplaren vertreten.
Insekten
Ebenso ist die Insektenfauna der Stadt reich an seltenen Arten. Besonders das Pennickental als weitgehend ungestörter Naturraum mit seinem Mosaik aus trockenen, frischen und feucht-nassen Biotoptypen und der Verbindung zu naturnahen Wäldern fällt durch eine Konzentration seltener Insekten
auf.
Hervorzuheben ist außerdem das Vorkommen des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, dessen Populationen in der Saaleaue (Ober- und Unteraue) und am Ziegenhainer Bach durch Fortführung der
extensiven Grünlandbewirtschaftung gesichert wird.
Lurche und Kriechtiere
Trotz der relativ wenigen und kleinflächigen Feuchtbiotope des Stadtgebietes wurde bisher eine Reihe
von Lurchen der Roten Liste nachgewiesen. Besonders im FND Lämmerborn kommen mehrere seltene Lurcharten vor. Im Hangwald bei Kunitz gibt es ein Vorkommen der Gelbbauchunke, und das FFHGebiet Isserstedter Holz – Mühltal – Windknollen ist für die Vorkommen des Kammmolches bekannt.
Auf dem Streichergelände (Gemarkung Winzerla, Flur 2) befinden sich z.B. Landlebensräume und
Laichgewässer der Kreuzkröte.
In Höhe der Göschwitzer Berufsschule werden entlang der Rudolstädter Straße jährlich Schutzzäune
installiert, um die Wanderbewegungen von Erdkröten zwischen Landlebensräumen und Laichgewässer zu sichern.
Im Isserstedter Söll kommen Erdkröten, Gras- und Laubfrösche sowie Teichmolche vor. Auch dort
sind Schutzmaßnahmen an der Landstraße L 1060 erforderlich, um die Wanderungen von Amphibien
zu sichern.
Bei den Reptilien ist besonders das Vorkommen der Glattnatter an mehreren Stellen verteilt im Stadtgebiet hervorzuheben. Außerdem gibt es eine Population der Zauneidechse zwischen Lobeda und
Pennickental sowie der Ringelnatter am Cospoth und im Gembdental.
Vögel
Obwohl durch Verkehr und Besiedelung Störfaktoren wirken, wurden in den vergangenen Jahren eine
ganze Reihe seltener Vogelarten im Jenaer Stadtgebiet nachgewiesen. Es sind sowohl Arten des Offenlandes, des Waldes und ans Wasser gebundene Arten vorhanden. Für letztere sind vor allem naturnahen Abschnitte der Saale und ihrer Nebenbäche von Bedeutung. Ein Teil der seltenen Arten brütet auch im Stadtgebiet.
Stellvertretend genannt für das Vorkommen seltener Vogelarten im Jenaer Stadtgebiet seien Steinkauz, Ziegenmelker, Wachtelkönig, Haubenlerche, Raubwürger, Flussuferläufer, Kiebitz, Wasseramsel, Eisvogel und Uhu.
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Künstliche Hohlräume in der Autobahnbrücke bei Maua bilden einen wertvollen (Ersatz-) Lebensraum
für Dohlen. Während der Bauarbeiten an der Autobahnbrücke wurden für die Dohlen Ersatzquartiere
im nahe liegenden Wasserturm geschaffen.
Säugetiere
Hier sind vor allem die Fledermausvorkommen des Stadtgebietes zu erwähnen. In den letzten Jahren
wurden insgesamt 10 verschiedene Arten vor allem in FFH-Gebieten nachgewiesen. Aber auch in Gebäuden wie Kirchen oder Schulen konnten Fledermäuse nachgewiesen werden. Die Kleine Hufeisennase nutzt z.B. Gebäude innerhalb des Siedlungsbereiches als Quartier (Sophienhöhe, Schloss Talstein). In der Saaleaue - Paradies, Rasenmühleninsel, Oberaue, Stadion sowie entlang der Saale –
nutzen mehrere Fledermausarten mit hohen Individuenzahlen Höhlen und Spalten in alten Bäumen als
Winter- und Sommerquartier.
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3.4.2 Bewertung von Empfindlichkeit und Leistungsfähigkeit
Datengrundlagen
Die Bearbeitung der Stadtbiotopkartierung, sowie die Kartierungen im NGP erfolgten im Maßstab 1 :
10.000 und wurden auf Grundlage der Stadtgrundkarte Jena digitalisiert. Durch die stark strukturierte
Umgebung von Jena und die Bemühung höchst mögliche Genauigkeit zu wahren, entstand eine für
den Arten– und Biotopschutz detaillierte Planungsgrundlage. Die Bestandskarte Landschaftsplan Jena
wurde im März 2000 fertiggestellt und durch das UNA Jena abschließend korrigiert.
Bewertungsverfahren
Für den Arten– und Biotopschutz in der Landschaftsplanung wird ein einfaches und nachvollziehbares
Bewertungsverfahren verwendet. Die gestufte Biotopbewertung hat eine vorteilhafte Grundstruktur. Mit mehreren Schritten wird von allgemeinen und einfachen bis zu detaillierten Aussagen fortgefahren. Durch die stufenweise Verknüpfung der Einzelkriterien ist ein Spielraum für Zu– und Abschläge
gegeben. Die Wertfindung erfolgt ganz unter inhaltlichen Gesichtspunkten und wird nicht durch formale
methodische Zwänge unverhältnismäßig stark eingeengt.
Grundlage der Bewertung bildet die Stadtbiotopkartierung. Die Bewertung der Biotoptypen erfolgt nach
Angaben von HEYDEMANN (1981), JEDICKE (1994), REICHHOLF (1987), RIESS (1986). Sie drückt die Bedeutung der Flächen für den Arten– und Biotopschutz aus.
Als Kriterien zur Wertbestimmung der Biotoptypen wurden
Natürlichkeit der Vegetation
Regenerationsfähigkeit, Alter und Entwicklungsdauer
Diversität
Repräsentanz
Seltenheit und Gefährdung
herangezogen.
Diese Kriterien werden hier nur benannt, da sie nach den Angaben o. g. Autoren verbal charakterisiert
werden. Sie finden in einer 5–stufigen Skala Bedeutung.
Wer
t
1
2
3
4
5
Beschreibung der Wertstufen
stark gefährdete und im Bestand rückläufige Biotoptypen mit hoher Empfindlichkeit gegenüber (anthropogenen) Beeinträchtigungen und zum Teil sehr langer Regenerationszeit, Lebensstätte für zahlreiche
seltene und gefährdete Arten, meist hoher Natürlichkeitsgrad und extensive oder keine Nutzung, kaum
oder gar nicht ersetzbar, unbedingt erhaltenswürdig, vorzugsweise § 18– Biotope (ThürNatG)
mäßig gefährdete, im Bestand zurückgehende Biotoptypen mit mäßiger Empfindlichkeit, mit langen bis
mittleren Regenerationszeiten, bedeutungsvoll als Lebensstätte für viele, teilweise gefährdete Arten, hoher bis mittlerer Natürlichkeitsgrad, mäßige bis geringe Nutzungsintensität, nur bedingt ersetzbar, möglichst erhalten und verbessern
Weitverbreitete, ungefährdete Biotoptypen mit geringer Empfindlichkeit, relativ rasch regenerierbar, als
Lebensstätte relativ geringe Bedeutung, kaum gefährdete Arten, mittlerer bis geringer Natürlichkeitsgrad, mäßige bis hohe Nutzungsintensität, aus der Sicht des Arten– und Biotopschutzes Entwicklung zu
höherwertigen Biotoptypen anstreben, wenigstens Bestandssicherung garantieren
häufige, stark anthropogen beeinflusste Biotoptypen, als Lebensstätte nahezu bedeutungslos, geringer
Natürlichkeitsgrad, hohe Nutzungsintensität, meist kurzfristige Neuentstehung, aus der Sicht von Naturschutz und Landschaftspflege Interesse an Umwandlung in naturnähere Ökosysteme geringerer Nutzungsintensität
sehr belastete, devastierte bzw. versiegelte Flächen, soweit möglich, sollte eine Verbesserung der ökologischen Situation herbeigeführt werden
Tabelle 15: Biotoptypenbewertung mit verbaler Charakteristik der Wertstufen
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Die Zuordnung der Biotoptypen wurde mit dem UNA Jena im Herbst 1999 abgestimmt. Dieser Biotopwert wird in einem 3–stufigen Bewertungsverfahren in Anlehnung an BASTIAN (1994) gesamtökologisch
konkretisiert.
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Außerdem wurden die Extrem- und Sonderstandorte für sehr stark und stark spezialisierte Pflanzengesellschaften nach folgendem Schlüssel ermittelt und dargestellt:
Bewertung
hoch
Extremstandorte, sehr
stark u. stark spezialisierte Pflanzenarten
mittel
Sonderstandorte spezialisierte Pflanzenarten
gering
Standort für Arten mit
weiter ökologischer Amplitude
Feuchtegrad
sehr trocken–trocken
Inklination, Exposition
stark geneigte S/W/O–Hänge
und Kuppenlagen
Nährstoffdargebot
gering
nass– feucht
mäßig–trocken, wechseltrocken
ebene bis leicht geneigte Lagen
mäßig geneigte N–Hänge mäßig
geneigte S/W/O–Hänge
stark geneigte S/W/O–Hänge
gering
gering
mittel bis gering
mittel
frisch, mäßig frisch
stark geneigte N–Hänge
mittel bis gering
mäßig feucht wechsel- ebene bis gering geneigte Fläfeucht
chen
frisch–mäßig frisch
ebene gering geneigte Flächen
hoch
gering
ebene–mäßig geneigte Flächen
mittel bis hoch
ebene–stark geneigte Flächen
mittel
Tabelle 16: Biotopentwicklungspotential für Pflanzengesellschaften auf Extrem– und Sonderstandorten
Ergebnisse der Bewertung
Die Ergebnisse der Bewertung sind in den Karten „Bewertung und Beeinträchtigungen“ (Karte 9 und
12) dargestellt.
Der Planungsraum lässt sich in verschiedene Bereiche einteilen, die durch unterschiedliche Raumsituationen definiert werden.
Der Innenstadtbereich ist am stärksten anthropogen beeinflusst. Er ist bis auf größere Parkanlagen,
Grünflächen und Baumstrukturen zu großen Teilen geringwertig. Durch spezielle Standortbedingungen
sind trotzdem Lebensräume für seltene und gefährdete Arten vorhanden (z.B. Kirchen in den alten
Ortslagen, Brücken).
Die landwirtschaftlich genutzten Offenlandbereiche mit Ackerflächen, intensivem Grünland und Extensivgrünland sind ebenfalls stark anthropogen beeinflusst und zu großen Teilen durch ihre intensive
Nutzung eher gering– bis mittelwertig.
Fließgewässer und ihre Niederungen sind durch die Nähe zur Stadt oder die Lage in der Stadt oft beeinträchtigt. Trotzdem sind naturnahe Abschnitte in Teilen vorhanden. Die naturnahen Bestände sind
als sehr hochwertig einzustufen.
Die aus der kulturlandschaftlichen Nutzung entstandenen Stadtrandbereiche sind zumeist hochwertige
Flächen. Hier sind Streuobstwiesen, ehemalige Weinlagen und trockene Hangbereiche zu finden. Diese liegen aber oft isoliert und sind anthropogen überprägt. Durch die Vielzahl und Diversität der Biotope sind eine Vielzahl seltener und gefährdeter Arten anzutreffen.
Die unbebauten Waldbereiche sind von mittlerer bis sehr hoher Bedeutung, da durch die geringe Zerschneidung Arten mit großen Arealansprüchen Lebensraum geboten wird. Maßgeblich für die verschiedenen Wertigkeiten in den Waldbeständen sind Waldaufbau, Strukturen im Wald, Artenzusammensetzung und die Waldsaumentwicklung.
Das Vorkommen seltener Arten sowie die Lage von Flächen in einem bestehenden oder geplanten
Biotopverbund erhöht den Wert dieser Flächen.
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Biotopverbund
regionaler Biotopverbund
Aus dem ABSP sind die vorhandene regionalen Biotopverbundachsen nachrichtlich übernommen. Die
übergeordneten Verbundachsen bilden die Grundlage für konkrete Verbunde im Ortsbereich. Das
ABSP beschreibt den überörtlichen Biotopverbund mit Raumbezug zum Stadtgebiet von Jena wie folgt:
Nr.
115
130
401
403
404
417
605
Lebensraum und Ortsbezug
Saale von Bayern her kommend bis nach Sachsen–Anhalt
Roda von der Quelle (Rodaborn) bis zur Mündung in die Saale
Magerstandorte und Streuobstbestände von Wenigenjena entlang der südexponierten Hänge des
Gembdenbachgrundes; südlich um die Wöllmisse bis Wöllnitz
Magerstandorte u. Streuobstbestände der südexponierten Hänge des Leutratales von Schorba bis
Göschwitz und entlang der ostexponierten Saalehänge über Winzerla bis Lichtenhain
südexponierte Hänge entlang des Reinstädter Grundes, westlich an Kahla vorbei über Altenberga und
Schirnewitz und unter Einbeziehung des NSG „Schießplatz Rothenstein“ ins Leutratal
Trocken– und Magerstandorte entlang des Saaletales zwischen Camburg und Kaulsfeld
Verbund zwischen Buchenwäldern westlich von Jena mit dem Wald westlich von Schmiedefeld (Kreis
Apolda)
Tabelle 17: regionaler Biotopverbund
örtlicher Biotopverbund
Der örtliche Biotopverbund wird auf Grundlage der vorhandenen Lebensraumtypen betrachtet. Der
Verbund räumlich teilisolierter Bestände z.B. zweier Waldbiotoptypen vergrößert den verfügbaren Aktionsraum für Arten mit großen Arealansprüchen.
Der örtliche Biotopverbund beschreibt die innerörtlichen Verbunde der Biotopstrukturen. Die Verbunde
wurden zusammengefasst in:
den Biotopverbund der Fließgewässer und ihrer Niederungen
den Biotopverbund des Offenlandes/ landwirtschaftlicher Nutzflächen
den Biotopverbund des Offenlandes/ Mager– und Trockenrasen
den Biotopverbund zonaler Waldtypen und
den Biotopverbund der städtischen Grünflächen und Gärten (nur im altem Stadtgebiet).
3.4.3 Konflikte und Beeinträchtigungen
Die Art und Weise der Landnutzung in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten hat in Teilen von Jena
zu einem Zustand der Landschaft und einer Ausstattung mit Arten und Biotopen geführt, die im Sinne
des Naturschutzes einem Idealzustand sehr nahe kommt. Insbesondere die Offenhaltung großer Steilhangbereiche durch Weinbau, Holznutzung und Ziegenbeweidung sowie die Nutzung beträchtlicher
Teile des Röthanges als Extensivacker, Streuobstwiese oder Mahdgrünland hat zu dem bedeutenden
Artenreichtum geführt. Besonders mit der Intensivierung der Landwirtschaft in der Zeit nach Ende des
2. Weltkrieges und der damit verbundenen Zurückdrängung individueller, kleinbäuerlicher Bewirtschaftungsformen fielen Standorte mit nur geringer Ertragsaussicht oftmals aus der Nutzung heraus. Die
Restriktionen bei der individuellen Tierhaltung, verbunden mit einer allgemeinen Verbesserung der
Versorgungssituation führten dazu, dass auch viele Privatflächen, z.B. im Streuobstbereich, nicht mehr
genutzt wurden.
Dieser Prozess der Nutzungsauflassung in den Offenlandbereichen der Muschelkalkhänge vollzog sich
seit den 50er Jahren ganz allmählich, jedoch mit ständig zunehmender Tendenz. Heute unterliegt nur
noch ein ganz geringer Anteil der Hänge einer naturschutzfachlich wünschenswerten, tatsächlich als
„wirtschaftlich" zu bezeichnenden Extensivnutzung. Insofern stellt die Auflassung ehemaliger landwirtschaftlich genutzter Flächen die Hauptursache für die Gefährdung der xerothermen Offenlandbiotope
und ihres Arteninventars in Jena dar, was sich in einer zunehmenden Laub– und/oder Nadelholzverbuschung auf den meisten der Flächen manifestiert.
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Durch die Aufgabe der landwirtschaftlichen Extensivnutzung kommt es unterschiedlich schnell, in Abhängigkeit von Exposition, Inklination und Gründigkeit des Bodens, zur Gehölzsukzession auf den ehemals (nahezu) gehölzfreien Standorten. Das bewirkt folgende Veränderungen:
-
Beschattung, dadurch Reduktion der empfangenen Wärmesumme
Erhöhung der Wasserspeicherkapazität durch geringere Verdunstung
Beschleunigung der Bodenbildung durch größere Biomasseproduktion und deren Abbau
Der extrem trockenwarme Charakter der offenen Standorte geht dabei nach und nach verloren, die
Existenzbedingungen für Gehölze verbessern sich im Gegenzug ständig, so dass der Sukzessionsprozess laufend beschleunigt wird.
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Weitere Hauptbeeinträchtigungen sind:
-
-
-
-
Flächenverlust durch Bebauung/ Versiegelung bzw. randliche Beeinträchtigung der benachbarten Flächen
Zerschneidungseffekte und Barrieren im Biotopverbund durch Straßen, Bahntrassen
(im Stadtgebiet vor allem durch die stark frequentierten Trassen von BAB A4, B 7 und B 88) und
großflächige gering strukturierte Baugebiete
Schadstoffeintrag und Verlärmung entlang der Autobahn, Bundes- und Hauptverkehrsstraßen sowie
Bahnlinien, auch in der Nähe von Industriebetrieben
Dünger- und Spritzmitteleintrag durch die Landwirtschaft
intensive landwirtschaftliche Nutzung auf Standorten mit hohem Biotopentwicklungspotential z.B. ackerbauliche Nutzung trockener oder feuchter Sonderstandorte, intensive Weidenutzung auf Feuchtgrünland oder Streuobstwiesen
-
unterlassene Pflege von Hecken und Streuobstwiesen
-
flächenhafte Entwässerung durch Dränage und Grabensysteme
-
Verrohrung und künstlicher Ausbau der Gewässer
-
Einleitung kommunaler Abwässer in die Gewässer
-
Freizeit- und Erholungsnutzung in naturschutzfachlich hochwertigen Bereichen
(z.B. Wandern, Reittouristik und Radfahren).
Diese Flächennutzungen wirken sich auf die einzelnen Lebensraumtypen verschieden aus und rufen
unterschiedliche Konflikte und Beeinträchtigungen hervor. Nachstehend sollen diese kurz benannt und
beschrieben werden:
Gewässer und Feuchtbiotope (siehe auch Kapitel 3.2.2.3)
Quellen und ihre -fluren sind im Planungsgebiet vorrangig durch landwirtschaftlich Überprägung wie
Entwässerung, Schadstoffeintrag, intensive Weidenutzung sowie durch Überbauung gefährdet und beeinträchtigt.
Als aktuelle Konflikte sind hierbei die Quellen im Bereich der Grünlandwirtschaft bei Kunitz/ Laasan
und südlich von Maua zu nennen.
Bachläufe und ihre Uferstreifen und Zulaufgräben sind neben künstlichem Ausbau oder Verrohrung
durch Zerschneidung und Schadstoffeintrag von Straßen sowie unmittelbar angrenzende, intensive
landwirtschaftliche Nutzung mit Dünger- und Spritzmitteleintrag, Tritt- und Fraßschäden und Drainage
gefährdet und beeinträchtigt.
Aktueller Hauptkonflikt ist hierbei die Einleitung nur vorgeklärter Abwässer in die Bachläufe
(offene Vorflut), welche diese, wie im Kapitel 3.2.2.3 beschrieben, auf weiten Strecken stark entwertet.
Die Fließgewässer erholen sich erst ganz allmählich durch ihre biologische Selbstreinigung in nachfolgenden Abschnitten.
Im Planungsgebiet gibt es eine Vielzahl von verrohrten Bachabschnitten, beispielhaft seien hier die Bereiche Leutra/ in der Gemarkung Jena am Haeckelplatz, Ziegenhainer Bach, Ammerbach, Laasaner
Bach/ Kochersgraben, Zulauf zum Teufelsgraben nördlich Closewitz, der Wasserlauf in Cospeda, der
Zulauf zur Leutra im Mühltal sowie der Zulauf zur Saale durch das Gewerbegebiet Maua erwähnt.
Zerschnitten, und damit in ihrem Verbund unterbrochen, werden Bäche im Stadtgebiet an vielen Stellen durch die B7, die B88, die Landstraße von Isserstedt nach Großschwabhausen sowie von Closewitz nach Jena und die Bahnlinie. Schadstoffeintrag entlang von Straßen entsteht z.B. an der Leutra im
Leutratal (BAB A4), an der Leutra im Mühltal (B7) und am Gembdenbach (B 88). In vielen Bereichen
ist von einer Eutrophierung der Gewässerläufe durch angrenzende landwirtschaftliche Nutzung auszugehen (z.B. an den Zuläufen des Gönnaer Bachs im Bereich Vierzehnheiligen/ Krippendorf) .
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Der Flusslauf der Saale und seiner Auen unterliegt durch die intensive großflächige Landwirtschaft einem hohen Dünger- und Spritzmitteleintrag.
Mit der Hochwasserfreimachung erfolgte gleichzeitig die Begradigung, der Einbau von Wehren, der
Verlust von Schlenken und Altarmen. Über die Jahre hat sich, beschränkt auf die unmittelbaren Uferbereiche ein relativ naturnahes Gefüge wieder eingestellt. Doch gingen durch die Reduzierung von
Feuchtbereichen, die Nutzung der Auen durch Landwirtschaft oder Besiedelung und die entstandene
künstliche Gewässerdynamik Lebensräume für spezialisierte Arten verloren.
Auch die wenigen Stillgewässer und ihrer Uferzonen im Planungsraum sind vor allem in den Gemarkungen der eingemeindeten Ortsteile durch die angrenzende intensive landwirtschaftliche Nutzung mit
Dünger- und Spritzmitteleintrag, Tritt- und Fraßschäden und Verfüllung/ Überbauung gefährdet und
z.T. beeinträchtigt.
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Der aktuelle Konflikt für die Gewässer besteht in der Isolation, Eutrophierung und Zerstörung der Uferzonen. Beispielhaft sei hier das Isserstedter Söll, die Serbetümpel und der Mühlteich nordwestlich
Maua genannt.
mesophiles Grünland
Die größte Gefährdung für o.g. Lebensräume geht von der Intensivierung der Wiesennutzung durch
Zäunungshutung oder zu hohen Tierbesatz und der Umwidmung in Ackerland aus. Aktuelle Beispiele
finden sich im Raum Remderoda, Kunitz und Jenaprießnitz/ Wogau.
Halbtrockenrasen/ Gesteinsbiotope / Trockenrasen
Diese Lebensräume unterliegen bis auf wassergebundene Beeinträchtigungen allen unter 3.4.3 genannten allgemeinen Gefährdungen.
Ein Konfliktschwerpunkt besteht in den Schad- und Nährstoffeinträgen aus der Luft und den angrenzenden ackerbaulichen Nutzungen, eine weiterer in der Nutzungseinstellung und ihren Folgen (siehe
oben).
Auf verbuschte Trocken- und Halbtrockenrasen trifft man an den meisten südexponierten Muschelkalksteilhängen des Stadtgebietes (z.B. unterhalb der Kunitzburg, am Jenzighang, am Hausberg, im
Pennicken- und Leutratal und am Landgrafen). Die Ausbreitung der Schwarzkiefer wurde in einigen
Bereichen bereits mit Umsetzung der Pflegekonzeption des NGP eingedämmt. In anderen Bereichen
bedrängen die Bestände noch wertvolle Trockenbiotope des Offenlandes.
Als weiterer Konfliktpunkt kann die Lage von Gärten in den oberen Hangbereichen angesprochen werden. Die zunehmende Bebauung und Flächenversiegelung entzieht dem Naturraum wertvolle Flächen,
bedingt zunehmenden Baudruck (z.B. Jenzig- und Landgrafenhang, Ziegenhainer Tal, nördlich Drackendorf, östlich Münchenroda) und führt durch die Gartenkultur zur Nährstoffanreicherung und Florenverfälschung. Die Ausbreitung nicht heimischer aber konkurrenzstärkerer Pflanzenarten mit Verdrängungstendenz der heimischen Arten sind die Folge.
Mit der Intensivnutzung (Gartenbau, Landwirtschaft) auf potentiellen Trockenstandorten gehen Extremund Sonderstandorte verloren, die von spezialisierten und zumeist seltenen Pflanzenarten besiedelt
würden.
Die spezifische Freizeit- und Erholungsnutzung äußert sich hier vorwiegend durch die intensive Wandertätigkeit während der Blühperiode der Orchideen. Vor allem Trittschäden und Nährstoffanreicherungen der Trockenbiotope sind schädigende Begleiterscheinungen. Versuche der Erholungslenkung wie
im Leutratal müssen noch weiterentwickelt werden.
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Mit der nebenstehenden Abbildung wurde die bisherige und mögliche weitere Ausbreitung der
Schwarzkiefer an den Kernberghängen visualisiert. Neben der Veränderung der Vegetationszusammensetzung wird mit den Abbildungen auch der Wandel des typischen Jenaer Landschaftsbildes an
den Muschelkalkhängen durch die Ausbreitung des Waldes verdeutlicht.
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Foto 4
Simulation zur Ausbreitung der Schwarzkiefer an den Kernberghängen
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Wacholderheiden
Entstehungsbedingt und begünstigt durch Schadstoffeinträge aus der Luft sowie der Nutzungseinstellung (Beweidung, Mahd) sind Wacholderheiden vorrangig durch Verbuschung mit Trockengebüschen
und Schwarzkiefer gefährdet (z.B. z.T. schon bewaldeten Flächen zwischen Remderoda und Münchenroda sowie die Flächen östlich Drackendorf).
Hecken/ Gebüsche/ Feldgehölze
Die größten Beeinträchtigungen resultieren aus der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung mit Schadstoffeintrag, fehlendem Randaufbau durch Bewirtschaftung/Beweidung bis unmittelbar an die Gehölzflächen und Flächenverlust im Rahmen der Flurbereinigung. Aktuelle Beispiele bieten vor allem der
Agrarraum Isserstedt, Vierzehnheiligen bis Closewitz und Remderoda, Münchenroda.
Streuobstwiesen
Streuobstwiesen sind generell gefährdet durch Schadstoffeinträge, mangelnde Pflege, Verbuschung
und Überalterung sowie Flächenverlust durch Überbauung.
Aktuelle Beispiele für den schlechten Pflegezustand und Überalterung von Streuobstwiesen finden sich
überall im Planungsgebiet. Besonders drastisch macht sich das in den so typischen Obstwiesengürteln
im Umfeld der alten Ortslagen bemerkbar.
Bei der Neuanlagen von Obstwiesen als Ausgleich für Eingriffe z.B. bei Bauerweiterungen ist meist die
langfristige Pflege und Unterhaltung nicht gesichert.
Äcker
Aufgrund der z.T. fruchtbaren Böden im Planungsraum ist der Lebensraum des Offenlandes als solches nicht gefährdet.
Die Beeinträchtigungen, die durch intensiven Ackerbau hervorgerufen werden, betreffen zum einen die
Flächen selbst, indem die Wildkrautflora durch Herbizideinsatz und übermäßige Nährstoffanreicherung
stark verarmt ist. Zum anderen werden durch Abdrift, Abspülung und Eintritt in das Grundwasser die in
der Intensivlandwirtschaft verwendeten Pestizide und mineralischen Düngemittel auch in benachbarte
Naturflächen verbracht, was zur Eutrophierung der Böden und/oder zur direkten Schädigung der Pflanzen– und Tierwelt in diesen Flächen führt.
Flächenverlust ist für die Sonderform der skelettreichen Kalkäcker im Raum Leutra/ Maua durch Umwidmung in Grünland mit verbundenem Verlust des spezifischen Wildkräuterbestandes zu befürchten.
Wälder
Im gesamten Stadtgebiet sind forstlich genutzte Bestände verbreitet, deren Artenzusammensetzung
nicht dem natürlichen Waldtyp entspricht.
Folgende konfliktträchtige Waldtypen kommen in Jena vor:
Biotoptyp
Biotoptypen
Biotoptypen
Biotoptypen
Biotoptypen
Biotoptypen
Biotoptypen
Biotoptypen
FB
7203–20M
7203–20L
7203–203
FA
7403
7103–802
7203–10x
7603–303
7603–301
naturferne Laubbaumwälder
Waldkiefernbestand mit deutlichem Moderhorizont
Waldkiefernbestand mit Laubgebüschanteil, unterwuchsarm
kulturbestimmter Kiefernwald auf trockenwarmen Standorten
naturferne Nadelbaum– und Laub–Nadelbaum(misch)wälder
kulturbestimmte Laub– Nadel–Mischwälder
kulturbestimmter Robinienwald
Fichtenforst
kulturbestimmter Schwarzkiefernwald
kulturbestimmter Lärchenforst
Die Artenwahl führt zu einer Veränderung der Waldflora in der Strauch- und Krautschicht, die standortgerechte Arten benachteiligt. Generell sinkt die Artenvielfalt im Wald mit der Zunahme der Bewirtschaftungsintensität.
Andere Beeinträchtigungen resultieren aus der angrenzenden intensiven landwirtschaftlichen Nutzung
mit z.T. fehlendem Randaufbau durch Bewirtschaftung/ Beweidung bis unmittelbar an die Gehölzflästock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN , JENA
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chen und randlichem Schadstoffeintrag. Aktuelle Beispiele bietet vor allem der Agrarraum zwischen
Münchenroda, Isserstedt, Vierzehnheiligen und Closewitz.
Der Zerschneidungseffekt durch Straßen stellt im Planungsraum einen wesentlich Konflikt dar. Die
Verlärmung durch Straßen und Freizeit/ Erholungsnutzung führen zu gestresstem Wildbestand mit
Umstellung auf nachtaktiven Ernährungsrhythmus und verstärkten Verbiss- und Fegeschäden. Durch
die "Heimlichkeit" des Wildes wird die zur Regulierung des Überbesatzes notwendige Jagd wesentlich
erschwert und das Ungleichgewicht belastet zusätzlich den natürlichen Aufwuchs und Jungwaldbestand.
Andererseits werden durch eine Verdichtung der Bestände und verstärkten Unterwuchs lichtliebende
Arten in der Krautschicht des Waldes zurückgedrängt.
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Ein großer Konflikt besteht in der zunehmenden Schadstoffanreicherung des Waldbodens und der
Pflanzen durch Einträge aus der Luft. Der Stoffeintrag verändert die Bodenchemie und Struktur des
Bodens sowie des Blattgewebes. Die Substanzen führen zum Rückgang des Feinwurzelwachstums
gefolgt von verschlechterter Nährstoffversorgung, Schädigungen der Blattmasse mit Nekrosen, Vergilbungen und Einschränkung der Photosynthese und Blattfall. Anfälligkeiten gegenüber Schädlings- und
Pilzbefall sowie Trockenperioden steigen und können nicht mehr kompensiert werden.
Die Buche befindet sich im Raum Jena an ihrer südlichen Verbreitungsgrenze, auf den Plateaulagen
und den südgeneigten Hängen ist ihr Bestand – auch wegen allgemeinen Klimaerwärmung – rückläufig.
Diese Tendenz ist auch bei den anderen feuchteliebenden Edellaubholzarten festzustellen.
Hinzukommen die sogenannten "neuartigen Waldschäden" in Verbindung mit Trockenheit und Insektenbefall (Eichenwickler und Frostspanner).So kommt es bei der Buche und besonders bei der Eiche
zu starken Absterbeerscheinungen. Besonders auf dem Forst waren in den letzten Jahren wieder
große Eichenbestände völlig kahlgefressen. Die Bäume treiben zwar wieder aus (Johannistrieb), sind
aber – besonders bei Kahlfraß über mehrere Jahre in Folge – stark geschwächt, worauf auch Springmasten wie im vorigen Herbst hinweisen. Grundsätzlich ist der naturnahe Waldbau mit möglichst
standortgerechter Waldbaumzusammensetzung – wie er in weiten Teilen des Jenaer Waldes bereits
praktiziert wird – am besten geeignet, die Waldschäden möglichst gering zu halten.
Ein Problem stellt das abschnittsweise Fehlen gestufter Waldränder dar.
Windbruchgefährdet sind die westlichen Waldränder auf der Hochfläche. Im Bereich des NSG „Windknollen“ wurden bereits Abschnitte von Waldrändern durch gezielte Herausnahme von Starkbäumen
sowie durch Neupflanzungen geschaffen.
Abbaugebiete
Potentiell sind aufgelassene Abbaugebiete von Verlust durch Verfüllung oder Bebauung sowie angrenzender intensiver gärtnerischer Nutzung gefährdet.
Als aktueller Konflikt ist nur die private Gartennutzung der Kiesgruben südlich von Maua bekannt.
Höhlen/ Erdfälle
Potentiell sind Höhlen und Erdfälle von Verlust durch Verfüllung gefährdet.
Aktuell sind keine Konflikte für Höhlen und Erdfälle bekannt.
Hohlwege
Mit Verlust durch Verfüllung und Überbauung im Zuge des Straßenausbaus sind die Hohlwege potentiell gefährdet.
Aktuell ist der Ausbau des Hohlweges östlich von Ilmnitz am neuen Baugebiet und die Nutzung des
Hohlwegs an den Trüperschen Liegenschaften als Baustellenzufahrt bekannt. Im Fall der Realisierung
der Ortsumgehung von Isserstedt ist auf den Erhalt des nördlich am Ortsrand gelegenen Hohlwegs zu
achten.
Siedlungsstruktur
Generell führten die zahlreichen großen und kleinen Bau- und Sanierungsmaßnahmen im Lauf der
vergangenen 10 Jahre in allen Siedlungsteilen zum Verlust von Lebensräumen im besiedelten Bereich.
Zum einen wurden durch Erschließung neuer Bauflächen und mit der Schließung von Baulücken Lebensräume überbaut. Zum anderen gingen mit Abriss von Altbausubstanz und der Sanierung bestehender Gebäude Lebensräume gebäudebewohnender Arten verloren. Vor allem für Fledermäuse,
Schwalben, Mauersegler, einige Greif- und Eulenvögel oder Mauerbienen wurden nur selten Maßnahmen getroffen, die diesen Arten und Artengruppen auch nach Abschluss der Sanierung Quartiere zur
Verfügung stellen.
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3.5
LANDSCHAFTSBILD/ ERHOLUNG (siehe auch Karte 8.1 - Landschaftsbild und 8.2 -
Erholung)
3.5.1 Typisierung des Landschaftsbildes
Das heutige Landschaftsbild im Jenaer Stadtgebiet wurde durch die geomorphologischen Voraussetzungen sowie die Nutzung durch den Menschen geprägt. Die Saale mit ihren Nebenbächen hat sich
während der Saaleeiszeit mehr als 200 m tief in der Unteren Muschelkalk eingeschnitten. Westlich der
Saale liegen die Muschelkalkschichten ca. 80 m tiefer als im Osten. So wurden im Westen von den
Bächen ausschließlich die festeren Muschelkalkformationen durchschnitten, was zur Ausbildung kerbförmiger Täler mit V–Profil führte (z.B. Leutratal, Mühltal, Rautal). Im Osten schnitten sich die Bäche
bis zur weniger erosionsresistenten Buntsandsteinformation ins Gelände ein. Dort entstanden muldenförmige Täler, deren Profil eher
U–förmig ist (z.B. Laasaner Tal, Gembdental).
Markant am Jenaer Landschaftsbild sind vor allem die in den Siedlungsraum hineinragenden Bergrücken auf der östlichen Saaleseite sowie die Felspartien des Muschelkalks.
Im Jenaer Stadtgebiet können folgende Landschaftstypen unterschieden werden:
LandVerbreitung
schaftstyp
Hochflä- westlich der
chen
Saale
östlich
Saale
geologischer Un- Hauptnuttergrund/ Relief
zung
Besonderheiten
Oberer und zum Teil Acker
und
auch Mittlerer Mu- Grünland
schelkalk/
sanft gewellt
der Unterer Muschelkalk/
Waldwirtschaft
sanft gewellt
Steilhänge
an nahezu allen
Tälern des Stadtgebietes
Hangsockel
an nahezu allen
Tälern des Stadtgebietes
Talgründe
Saaleaue, zentral im Stadtgebiet in Nord–
Süd–Richtung
Auen der Nebenbäche, beiderseits der Saale in Ost–West–
Richtung
zum Teil geringer Anteil landschaftsgliedernder Strukturen, großflächiges
Landschaftselement, landschaftliche
Weite
eingestreute
Grünlandparzellen,
Vielfalt landschaftlicher Kleinstrukturen
Unterer Muschelkalk Waldwirtschaft, weite Ausblicke und offene Felsund Oberer Bundsand- Vorrangflächen standorte, aufgrund der Fernwirkung
stein/
des
Natur- stark landschaftsprägend, Süd– und
extrem geneigt
schutzes
Westhänge mit extremen Trockenlagen, hier zahlreiche botanische Besonderheiten, Nordhänge feuchter
und kühler
Oberer Buntsandstein/ Siedlung, Gär- Quellhorizont, zum Teil sehr kleinteideutlich geneigt, zum ten, Land– und liger Wechsel verschiedener NutTeil auch deutlich ge- Forstwirtschaft zungsformen
wellt bis steil
tertiäre Auelehmüber- Siedlung, Gär- bis 600 m breit, Saale als wichtige
deckung/
ten, Acker
landschaftliche Leitlinie, Konzentratinahezu eben bis leicht
on
des
Landschaftsbestandteils
geneigt (SchwemmkeWasser, Schwemmkegel der Leutra
gel)
als historischer Siedlungsraum Jenas
tertiäre
Lehmbede- Siedlung, Gär- schmal und eng, Bäche als wichtige
ckung/
ten, Grünland
landschaftliche Leitlinien, Konzentraleicht bis deutlich getion des Landschaftsbestandteils
neigt (Schwemmkegel)
Wasser
Tabelle 18: Charakter der Landschaftstypen
Je nach Relief, Vegetation, Flächennutzung und Kulturgeschichte lassen sich landschaftliche Teilräume oder Landschaftstypen in einer feineren Gliederung unterscheiden, die hinsichtlich des Landschaftsbildes charakteristische Merkmale aufweisen.
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Abbildung 6 auf der folgenden Seite zeigt die Lage des Dorfes Ziegenhain im noch unbebauten Landschaftsraum in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ähnlich wie in anderen Jenaer Ortsteilen
wie z.B. Ammerbach droht diese landschaftsbildprägende Einbettung der Orte durch Besiedlung der
Hänge mit Wohnbebauung und Wochenendhäuser verloren zu gehen.
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Foto 5
Landschaftstypen im Planungsraum
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3.5.2 Erholungsnutzung in der Landschaft
Die Lage der Stadt in einem äußerst reizvollem Naturraum sowie die enge Verzahnung Jenas mit der
Landschaft bietet zahlreiche Möglichkeiten der landschaftsgebundenen Erholung. Innerhalb von
höchstens 15 Minuten Fußweg lässt sich die freie Landschaft von fast jedem Punkt des Siedlungsraumes erreichen.
Die wärmebegünstigten Südhänge sind von Herbst bis Frühjahr ganztägig für die Erholung geeignet.
Im Sommer sind die klimatisch ausgeglicheneren Nordhänge, die Plateaus und die Tallagen für die
landschaftsgebundene Erholung förderlicher.
Wandern und Laufen
Beide Freizeitaktivitäten gehören zu den beliebtesten Erholungsaktivitäten in der Stadt Jena. Für den
Laufsport ist vor allem die ebene und zentral gelegene Saaleaue geeignet. Aber auch die steileren
Hangbereiche werden z.B. beim Kernberglauf oder bei „100 km rund um Jena“ frequentiert.
Ein dichtes und in der Regel gut beschildertes Wanderwegenetz erschließt die Hänge und Höhen beiderseits der Saale. Dabei erfreuen sich die höhenparallelen Wanderwege (Horizontalen, Hufeisen) besonderer Beliebtheit. Ausgangs– und Endpunkt vieler Wanderrouten sind die Gaststätten auf den Jenaer Bergen (z.B. Jenzighaus, Fuchsturm).
Radfahren
Der Landschaftsraum bietet viele Möglichkeiten zum Radfahren.
Von besonderer Bedeutung für den Tourismus ist der überregionale Saale–Radwanderweg, der – in
Nord–Süd–Richtung eng dem Flusslauf folgt. Mit dem Radweg „Thüringer Städtekette“ führt ein weiterer überregionaler Radwanderweg in Ost–West–Richtung durch Jena. Er erreicht die Stadt von Osten
durchs Rodatal, quert den Saale–Radwanderweg und führt weiter durchs Mühltal nach Westen bis Eisenach.
Reiten
Im Jenaer Stadtgebiet gibt es mehrere Reiterhöfe (Maua, Alt-Lobeda, Münchenroda, Lützeroda, Cospeda, Zwätzen und im Gembdental), die jedoch nur teilweise auch Ausritte ins Gelände unternehmen.
Deshalb sind Reitwege nur um Lützeroda und Zwätzen sowie im Gembdental bei Jenaprießnitz ausgewiesen.
Baden
In der Stadt Jena gibt es neben dem neuen Freizeitbad mit Außenbecken Freibäder in Jena–Ost und
am Schleichersee.
Jagd und Angeln
Der größte Teil der Wälder und Freiflächen im Umfeld der Stadt wird durch Pachtjagd bewirtschaftet.
Dabei sind einzelne Jagdbezirke zu Hegegemeinschaften zusammengeschlossen (z.B. für Rehwild
Hegegemeinschaft Hufeisen–Kernberge).
Die Fischerei wird hauptsächlich von Mitgliedern der Jenaer Anglerunion ausgeübt. Diese verbesserte
Wasserqualität der Saale hat dazu geführt, dass die Saale als Angelgewässer in den letzten Jahren
wieder attraktiver geworden ist.
Der Schleichersee ist das einzige beangelbare Standgewässer im Jenaer Stadtgebiet.
Ruder– und Kanusport
Die Saale wird in den letzten Jahren auch wieder verstärkt zum Bootfahren genutzt. Der Fluss ist im
Stadtgebiet besonders oberhalb der Wehre für Ruder- und Kanusport geeignet. Im Stadtgebiet gibt es
mehrere Boot–Clubs und bis vor wenigen Jahren gab es einen Ruderbootverleih im Paradies. Von der
Saale aus bieten sich außergewöhnliche Perspektiven auf die Stadt, die von Wegen und Straßen nicht
erlebt werden kann.
Drachenfliegen und Ballonfahrt
Günstige thermische Verhältnisse und natürlich auch die malerische Landschaft führen dazu, dass
sich das Drachenfliegen im Mittleren Saaletal in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit erfreut. Offizielle Startplätze befinden sich am Jenzigsüdhang und am Jägerberg nördlich von Zwätzen. Ballonfahrer starten von der Rasenmühleninsel in der Saaleaue aus.
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Golf
Südlich von Münchenroda liegt ein Golfplatz, der von einem Golfsportverein betrieben wird.
Wintersport
Zwar sind auch die Hochlagen des Jenaer Stadtgebietes nicht schneesicher, doch bietet sich erfahrungsgemäß in fast jedem Winter die Möglichkeit, an einigen Tagen Wintersport zu betreiben. Skilanglauf auf den Hochflächen und Rodeln im Bereich des Rötsockels stehen dabei im Mittelpunkt.
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3.5.3 Bewertung des Landschafts– und Siedlungsbildes
Die Bewertung des Landschafts– und Siedlungsbildes wurde nach folgendem Schema erarbeitet:
Erfassung und Darstellung der Ausgangsinformationen, z.B. der Einzelelemente und Landnutzungsformen im Landschaftsraum
Unterteilung dieser Daten nach Anzahl und/oder Ausprägung in Klassen, um die Detaillierung des
Landschaftsbildes zu erfassen
Zur Bewertung des landschaftsästhetischen Erlebnispotentials wurden entsprechend der Landschaftstypen folgende Kriterien erfasst:
landschaftliche Eigenart (typische Nutzungsformen sowie Natürlichkeit und kulturhistorische Bedeutung von Einzelelementen unter Berücksichtigung der Bindung an diesen Landschaftsraum)
Bewertungsstufen von 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch)
landschaftliche Vielfalt (Häufigkeit und Verteilung einzelner Nutzungsformen und landschaftlicher
Einzelelemente) Bewertungsstufen von 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch)
Reliefdynamik Bewertungsstufen von 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch)
Die Ergebnisse der Einstufung erscheinen als dreistellige Zahlenkombination zusammen mit den vorhandenen Einzelelementen und landschaftlichen Leitlinien in den Erlebniseinheiten. So stehen die Stufungen einzeln nebeneinander, und es lässt sich ablesen, wie sich das landschaftsästhetische Erlebnispotential aus den Einzelkriterien Vielfalt, Eigenart und Reliefdynamik zusammensetzt. Diese Methode lässt somit das heterogene Gefüge der landschaftlichen Teilbereiche klar erkennen.
Die Beurteilung der einzelnen Siedlungsbilder erfolgt nach der gleichen Methode, allerdings mit veränderten Kriterien (siehe Karte 8.1).
Landschaftstypen
Generell ist das Umland der Stadt Jena reich an hoch und höchstwertigen Landschaftsbildern.
Die höchsten Landschaftsbildqualitäten im Jenaer Stadtgebiet erreichen die Steilhänge der Muschelkalkformation. In diesen Landschaftsteilen sind sowohl landschaftliche Vielfalt und Eigenart als auch
die Reliefenergie besonders ausgeprägt. Die Jenaer Muschelkalksteilhänge sind deshalb auch seit
Jahrhunderten überregional bekannt. Hochwertig sind auch die Landschaftsbilder im Bereich der Rötsockel, der bewaldeten Hochflächen sowie in den unverbauten Talgründen der Saalenebenbäche. Im
Verhältnis dazu geringwertiger sind hingegen die strukturärmeren und relativ flachen, ackerbaulich genutzten Hochflächen im Nordwesten sowie die Saaleaue am Nord– und Südrand des Stadtgebietes.
Siedlungen
Bei der Bewertung von Siedlungseigenart und –vielfalt entstand ebenfalls ein differenziertes Bild. Im
Bereich der Kernstadt trifft man im Westviertel und im Ziegenhainer Tal auf hochwertige Siedlungsbilder. Auf nicht regionaltypische Siedlungsbilder trifft man in den Plattenbauvierteln Lobedas und Winzerlas sowie in den Gewerbegebieten.
Von den dörflichen Ortsteilen sind dörfliche Siedlungsstruktur und –bauweisen beispielsweise in Leutra, Ziegenhain, Münchenroda, Vierzehnheiligen und Laasan noch gut erhalten. Die Dörfer Isserstedt,
Cospeda und Wogau werden jedoch in starkem Maße durch regional untypische Bau– und Raumstrukturen dominiert.
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Foto 6
Blick über Ziegenhain auf den Fuchsturm ca. 1960
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3.5.4 Bewertung des Erholungspotentials
Die Nutzung der Landschaft zur Erholung ist eng mit dem landschaftsästhetischen Erlebnispotential
verknüpft. Die Auswahl und Eignung des Erholungsraums richtet sich nach folgenden Kriterien:
1.) Attraktivität
2.) Nutzbarkeit
3.) Klima
⇒
⇒
⇒
4.) Entfernung
⇒
betrifft Vielfalt, Eigenart und Reliefenergie
betrifft infrastrukturelle Ausstattung
betrifft klimatische Bedingungen, welche die Eignung des Raumes für die Erholung einschränken oder fördern
betrifft die Entfernung zwischen Wohnort und potentiellem Er-
holungsraum
5.) geringes
Konfliktpotential
⇒
betrifft die Abwesenheit störender Beeinträchtigungen
Bei Berücksichtigung dieser fünf Kriterien ergibt sich in Kombination mit eigenen Beobachtungen folgendes Bild der aktuellen Erholungseignung im Stadtgebiet:
Der Reichtum an landschaftlichen Leitlinien und Elementen sowie die hohe Dichte von kulturhistorischen und botanischen Besonderheiten führt zu einer besonderen Eignung nahezu des gesamten Jenaer Stadtgebietes für die Erholung. Außerdem gibt es in den meisten Bereichen eine reichhaltige Erholungsinfrastruktur bei gleichzeitig guter Erreichbarkeit der Flächen.
Höchste Bedeutung für die Erholung haben vor allem alle innerstädtischen Grünflächen. Hier sind in
erster Linie das Jenaer Paradies, die Oberaue, die Freiflächen am Ostbad, Friedensberg, Friedhöfe
und Botanischer Garten sowie die kleineren Freiflächen in den einzelnen Wohngebieten zu nennen.
Auch die vor allem am Stadtrand an den Hängen verbreiteten Gartenanlagen haben hohe Bedeutung
für die Erholung.
Eine im Verhältnis zum übrigen Stadtgebiet geringere Erholungseignung besitzt nur die von großflächigen Äckern bestimmte Hochfläche im Nordwesten der Stadt. Entwicklungsmöglichkeiten für eine verbesserte Nutzung des vorhandenen Erholungspotentials bestehen im Bereich des Jenaer Forstes.
3.5.5 Konflikte und Beeinträchtigungen
Die Konfliktwirkung auf Landschaftsbild und Erholungsfunktion lassen sich nicht klar trennen. Vielmehr
sind die Grenzen fließend, und eine Beeinträchtigung des landschaftsästhetischen Erlebnispotentials
wird in der Regel auch eine Verminderung der Erholungsfunktion bedeuten. Deshalb werden beide Potentiale in diesem Kapitel gemeinsam betrachtet.
Verkehr:
Konflikte im Stadtgebiet:
visuelle Störung durch Trassenverlauf der BAB A 4 durch den landschaftlich sensiblen Erholungsraum
Leutratal
aufgrund der Tallage starke Ausbreitung des Verkehrslärms über die Hänge bis auf die Hochflächen,
vor allem von den ständig stark befahrenen BAB A 4, B 7 und B 88 und der Saalebahn
zum Teil Überschreitung der Immissionsgrenzwerte gemäß 16. BImSchV (siehe auch AKTUALISIERUNG
DES SCHALLIMMISSIONSPLANS DER STADT JENA)
Zerschneidung von Wegeverbindungen durch Verkehrstrassen (Straßen, Bahn– und Straßenbahnlinie)
Besiedlung
Konflikte im Stadtgebiet:
unmaßstäbliche und/ oder exponierte Wohn– und Gewerbebebauung z.B. in den Plattenbausiedlungen
sowie den neueren Siedlungsflächen in Maua, Isserstedt und Cospeda
Zersiedelung des Naturraums durch Gartenanlagen oder Wohnbebauung in oberen Hanglagen (z.B.
im Bereich der Kernberge, im Ziegenhainer Tal und des Johannisbergs sowie am Jenzigsüdhang)
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gestörte Siedlungsränder durch fehlende Eingrünung von Baukörpern (z.B. Saaleaue am nördlichen
Stadtrand, sowie Neubebauung in den Ortsteilen Maua, Cospeda, Jenaprießnitz, Wogau)
Beseitigung wichtiger landschaftlicher Leitlinien z.B. Bachverrohrungen im Siedlungsbereich (siehe
Kap. 3.2.2.2), Einengung von Grünzäsuren durch Bebauung (z.B. zwischen Ringwiese und Ammerbach) Fällung zahlreicher Bäume im Innenstadtbereich im Rahmen verschiedener Baumaßnahmen
Abtrennung wichtiger Wegeverbindungen z.B. am Schleichersee, am Sandweg durch das Südwerk ins
Lichtenhainer Tal und entlang der Bahnlinie in Jena – Nord (Anbindung Imaginata)
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land– und forstwirtschaftliche Nutzung
Konflikte im Stadtgebiet:
ausgeräumte, strukturarme Ackerlandschaft auf der Hochfläche im Nordwesten der Stadt
ackerbauliche Nutzung im Auenbereich der Saale und damit Verarmung der landschaftlichen Leitlinie
zum Teil standortuntypische Waldstruktur, das heißt vor allem Nadelforste auf naturschutzfachlichen Vorrangflächen oder natürlichen Laubwaldstandorten
Ver– und Entsorgung
Konflikte im Stadtgebiet:
visuelle Beeinträchtigung durch 11o KV–Hochspannungsleitungen
oberirdische Fernwärmetrasse in der Saaleaue
Defizite
Es gibt im Planungsraum weitere, das Schutzgut Landschaftsbild/ Erholung betreffende Defizite:
an den Muschelkalksteilhängen, aber auch im Bereich des Rötsockels und auf der Hochfläche Verbuschung der charakteristischen Offenlandbereiche und damit Veränderung des typischen Landschaftsbildes; zum Teil auch das Zuwachsen traditioneller Aussichtspunkte – z.B. bestanden auf
dem Stern ursprünglich 7 Sichtachsen in den Wegeschneisen auf Forst– und Fuchsturm, Kunitz–,
Lobde– und Leuchtenburg, Windknollen mit Napoleonstein und die frühere Cospedaer Windmühle
(KALLIES, S. 105).
abschnittsweise fehlende Wegeverbindungen vor allem in der Saaleaue sowie fehlende Möglichkeiten zur gefahrenfreien Über– oder Unterquerung von Verkehrstrassen (z.B. B 7 bei Wogau und B
88 bei Maua)
besonders starke oder illegale Erholungsnutzung in sensiblen Landschaftsräumen führen auch zu
Konflikten mit naturschutzfachlichen Belangen (z.B. Trittschäden durch starke Frequentierung von
Fußgängern an den Trockenhängen, illegale Feuerstellen, Motocross, Hundesport, Reiten, Mountainbike)
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