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Referat
Gesundheit
und Umwelt
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Gesundheitsschutz
RGU-GS
Infektionskrankheiten auf dem Vormarsch;
Jährlicher Bericht des RGU
Produkt 5310010 Gesundheitsschutz
1 Anlage
Bekanntgabe in der Sitzung des Gesundheitsausschusses
vom 07.07.2011
Öffentliche Sitzung
Inhaltsverzeichnis
I.
II.
Seite
Vortrag des Referenten
1. Epidemiologische Trends
1.1 Epidemiologische Situation weltweit
1.2 Begünstigende Faktoren für die Zunahme von
Infektionskrankheiten
1.3 Epidemiologische Trends in Deutschland
1.4 Epidemiologische Situation im Stadtgebiet München
2. Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung von
Infektionskrankheiten
2.1 Beobachtung/Surveillance
2.2 Verhütung und Bekämpfung durch geeignete
Maßnahmen
2.3 Prävention durch Aufklärung, Information und Beratung
3. Besonderes
3.1 Infektiologische Sonderlagen und Brennpunkte
3.2 Tuberkulose
3.3 Impfpräventable Erkrankungen
3.4 Nosokomiale Infektionen – Strategien im Umgang
mit multiresistenten Erregern
3.5 Übertragung von Infektionskrankheiten durch das
Münchener Trinkwasser
3.6 Klimawandel und Infektionskrankheiten
4. Qualitätsmanagement der Abteilung Gesundheitsschutz
Bekannt gegeben
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I.
Vortrag des Referenten
Dieser Bericht erfolgt entsprechend dem Beschluss des Gesundheitsausschusses (GA)
vom 17.11.2005 (Sitzungsvorlage Nr. 02-08 / V 07124) und orientiert sich zur besseren
Vergleichbarkeit an den entsprechenden Vorjahresberichten.
Mitte der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde von Experten vor dem Hintergrund der Möglichkeiten der modernen Infektionsmedizin das Ende der Infektionskrankheiten weltweit vorhergesagt. Die Entwicklung seit damals hat aber gezeigt, dass zahlreiche neue Infektionskrankheiten aufgetreten sind und schon besiegt geglaubte Erkrankungen sich bis heute unverändert verbreiten und zum Teil massiv zunehmen.
Eindrucksvolle Beispiele für neue Infektionskrankheiten sind die HIV-Pandemie, die im
Jahr 2003 aufgetretene Erkrankung SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom)
und die pandemische Influenza (H1N1) 2009, die im August 2010 von der
Weltgesundheitsorganisation für beendet erklärt wurde.
Auch außerhalb einer Pandemie gab es im Jahr 2010, über das Alltagsgeschäft hinaus,
Brennpunkte (z.B. die Zunahme von Flüchtlingen aus Afrika) sowie herausragende infektiologische Sonderlagen (z.B. Masernausbruch, Zunahme von Tuberkulosekranken) in der
Landeshauptstadt München, die aufgrund ihrer Komplexität und Spezifität besondere
Vorgehensweisen und Präventionsstrategien erforderlich machten.
Nicht zuletzt wegen einer Reihe begünstigender Faktoren, wie beispielsweise durch den
Klimawandel, ist mit einem weiteren Vordringen von Infektionskrankheiten zu rechnen.
Daher bedarf es weiterhin verstärkter Bemühungen in der Verhütung und Bekämpfung
übertragbarer Erkrankungen, um einer Ausbreitung zu begegnen.
1. Epidemiologische Trends
1.1.
Epidemiologische Situation weltweit
Weltweit stehen die Infektionskrankheiten mit ca. 17 Millionen Todesfällen pro Jahr
an erster Stelle der Todesursachen. Erst danach kommen die in den entwickelten
Ländern führenden Todesursachen wie Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen.
Die fünf häufigsten Todesursachen unter den Infektionskrankheiten bilden Lungenentzündungen, AIDS (steigende Tendenz), Durchfallerkrankungen, Tuberkulose
und Malaria.
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1.2.
Begünstigende Faktoren für die Zunahme von Infektionskrankheiten
Es sind viele Faktoren bekannt, die eine Ausbreitung von Infektionserkrankungen
begünstigen wie beispielsweise die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit der Erreger, Zunahme von Arzneimittelresistenzen, medizinisch-technische Entwicklungen
(z.B. das Immunsystem schwächende Therapien), Umweltfaktoren/Klimaveränderung, sozioökonomische Bedingungen wie hohe Bevölkerungsdichte, Landflucht
und Migration, Defizite in der sanitären Infrastruktur, in der Hygiene und Wasserversorgung, veränderte Landnutzung und Tierhaltung, Globalisierung, internationaler Handel und weltweite Mobilität des Menschen.
1.3.
Epidemiologische Trends in Deutschland
Seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) am 01.01.2001 werden die
gemeldeten Infektionskrankheiten in den Gesundheitsämtern standardisiert elektronisch erfasst und bewertet und über die zuständigen Landesbehörden am Robert
Koch-Institut (RKI) deutschlandweit zusammengeführt und ausgewertet. Ungeachtet einer systematischen Meldeverzerrung kann die Entwicklung der epidemiologischen Situation anhand der RKI-Zahlen beschrieben werden.
Durchfallerkrankungen stehen an erster Stelle der Meldungen
Unterschieden werden die überwiegend lebensmittelbedingten Erkrankungen durch
bakterielle Erreger (wie Campylobacter, Salmonellen), die vermehrt in der warmen
Jahreszeit auftreten, von den Virusinfektionen des Darmes (Noro-, Rotaviren) mit
einem saisonalen Gipfel in der kalten Jahreszeit.
Die Anzahl der Norovirus-Infektionen bewegte sich in den letzten Wintersaisons
seit 2007/2008 auf sehr hohem Niveau. Unter Berücksichtigung der geänderten
Übermittlung von Noroviurs-Infektionen an das RKI seit September 2009, wird die
wahre Fallzahl deutlich unterschätzt, doch hat auch im Jahr 2010 eine hohe Norovirus-Aktivität bestanden. Für Rotavirus-Infektionen waren die Meldezahlen für 2010
weiter rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr nahm deren Zahl um ca. 13% ab.
Campylobacter-Infektionen waren 2010 in Deutschland mit 65 714 Erkrankungen
nach den Norovirus-Infektionen die am zweithäufigsten an das RKI übermittelte
Erkrankung. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer leichten Zunahme der
Erkrankungsfälle um ca. 5%.
„Ausfall“ der saisonalen Influenza und Ende der Influenzapandemie 2009
Im August 2010, mehr als ein halbes Jahr nach Abklingen des tatsächlichen Infektionsgeschehen in Deutschland, erklärte die Weltgesundheitsorganisation die welt-
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weite Influenzapandemie 2009 für beendet. Der übliche Peak der saisonalen
Influnza 2009/2010 entfiel in der Folge der Pandemie. Für die Influenzasaison
2010/2011 wurden Anpassungen getroffen bezüglich des Impfstoffes, der als eine
der drei Komponenten das vormals pandemische Influenza A (H1N1) 2009 Virus
enthielt. Die Impfempfehlung wurde aktualisiert und bezüglich Risikogruppen erweitert (z.B. auf Schwangere).
Die Influenza-Meldungen der Wintersaison 2010/2011 fielen fast vollständig in das
Jahr 2011. Seit Beginn der Influenzasaison, die ihren Höhepunkt in der 5. Kalenderwoche 2011 erreichte, zirkulierten in Deutschland prädominant Influenza A
(H1N1) 2009 Viren und zu einem kleineren Anteil Influenza B. Zum vermehrten
Auftreten von schwer bzw. tödlich verlaufenden Influenza A-Erkrankungen wurde
berichtet.
Masern: konsequentes Ausbruchsmanagement und Schließen von Impflücken
In Deutschland ist die Häufigkeit der Masern zwar deutlich zurückgegangen im
Vergleich zur Vorimpfära und auch seit Einführung des IfSG, doch hat die Zahl der
Masernerkrankungen zuletzt wieder zugenommen. Sie stieg in Deutschland von
571 Fällen in 2009 auf 780 im Jahr 2010. Immer wieder kommt es zu regionalen,
teils großen Ausbrüchen, auch in der Landeshauptstadt München (siehe Kapitel
1.4).
Im Juli 2010 wurde die Impfempfehlung für Masern von der Ständigen Impfkommission am RKI zum Schließen der Immunitätslücken erweitert, insbesondere in der
Gruppe der jüngeren Erwachsenen. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung zum
Erreichen des erklärten, vor kurzem zeitlich revidierten WHO-Ziels der „Masernelimination in Europa bis zum Jahr 2015“. Im gemeinsamen Vorgehen aller Akteure
(Ärzteschaft, ÖGD und anderer) müssen Impflücken geschlossen und ein konsequentes Ausbruchsmanagement betrieben werden.
Invasive Meningokokken-Erkrankungen sind selten, verlaufen aber oft schwer
Meningokokken-Infektionen verlaufen als Gehirnhautentzündung und/oder Blutvergiftung (Sepsis), und können innerhalb weniger Stunden zum Tod führen. Die
Krankheitslast in Deutschland verbleibt im Jahr 2010 mit 385 ans RKI übermittelten
Fälle auf deutlich niedrigerem Niveau als noch in den Jahren 2001 bis 2006. Die
Serogruppe B, für die es noch keinen Impfstoff gibt, war für die Mehrheit der Meningokokken-Fälle verantwortlich. Der Anteil der impfpräventablen Serogruppe C ist
weiterhin rückläufig.
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Bei HIV- und Syphilis-Infektionen war bundesweit folgende Entwicklung zu beobachten:
Der seit 2001 kontinuierliche Anstieg der HIV-Meldezahlen schien sich in den
Jahren 2008 und 2009 mit 2.850 bzw. 2.855 Neumeldungen zu stabilisieren. Im
Jahr 2010 wurden 2.918 HIV-Neuinfektionen gemeldet. Die Anstiege in den letzten
Jahren betrafen in erster Linie Männer, die Sex mit Männern haben.
Die Zahl der bundesweit gemeldeten Syphilis-Infektionen lag im Jahr 2010 mit
3.028 Neudiagnosen höher als im Vorjahr (2.735 Fällen), jedoch auf ähnlichem
Niveau wie in den Jahren 2007 (3.280 Fälle) und 2008 (3.189 Fälle). Nach RKI
Schätzungen werden 5 von 6 aller in Deutschland gemeldeten Syphilis-Fälle über
sexuelle Kontakte zwischen Männern übertragen.
1.4.
Epidemiologische Situation im Stadtgebiet München
Im RGU wird das Infektionsgeschehen im Stadtgebiet München kontinuierlich an
Hand der Meldezahlen überwacht. Die Daten werden dokumentiert, bewertet und
weitergeleitet. Das RGU stellt umfangreiche Ermittlungen an und leitet Maßnahmen
ein, um die Weiterverbreitung der festgestellten übertragbaren Erkrankungen zu
verhindern.
Tabelle 1: Entwicklung der Fallzahl und Inzidenz* aller namentlich meldepflichtigen
Krankheiten, entsprechend RKI Referenzdefinition, im Vergleich BRD, Bayern und
München
Meldejahr
BRD
Fallzahl
BRD
Inzidenz
Bayern
Fallzahl
Bayern
Inzidenz
München
Fallzahl
München
Inzidenz
2001
240.852
291,9
28.123
226
3.661
293,1
2002
279.378
338,6
30.761
247,2
4.112
329,2
2003
246.277
298,5
28.340
227,7
3.643
291,6
2004
260.747
316,1
29.445
236,6
3.805
304,6
2005
285.178
345,7
35.541
285,6
4.697
376,0
2006
291.183
353,0
35.912
288,6
5.116
409,3
2007
438.195
532,4
52.474
420,1
6.429
496,6
2008
448.182
546,5
55.498
443,3
5.671
427,4
2009
542.703
661,8
89.036
711,2
8.064
607,8
2010
326.163
398,7
43.393
346,6
5.203
392,1
Quelle: RKI Datenbank SurvStat Stand 02.03.2011
*Inzidenz (Fallentdeckungsrate): Anzahl der Meldungen pro 100 000 Einwohner
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Seit der Einführung des IfSG 2001 ist es zu einer deutlichen Steigerung der
gemeldeten Fallzahlen und damit auch der Inzidenzen auf Kommunal-, Landes- und
Bundesebene gekommen. Nachdem die Meldungen im Jahr 2009 Rekordzahlen
aufwiesen, maßgeblich beeinflusst durch die Influenzapandemie 2009, war im Jahr
2010 ein deutlicher Rückgang der Meldezahlen zu beobachten, vornehmlich bedingt
durch den kompletten Ausfall der sonst üblichen saisonalen Grippewelle 2009/2010.
Dies wird daher als einmaliger Effekt angesehen. Diese Einschätzung wird durch die
Meldezahlen aus dem ersten Quartal 2011 gestützt. Hier gingen bereits 3.321
Meldungen ans RGU, die bislang zweithöchste Meldezahl eines ersten Quartals nach
2009 seit Einführung des IfSG.
Seit dem Jahr 2005 wird ein Vergleich der Fallzahlen einer Auswahl von 12 wichtigen
meldepflichtigen Infektionskrankheiten zwischen München, Augsburg, Nürnberg und
Würzburg durchgeführt. Die Auswahl der Infektionskrankheiten erfolgte sowohl unter
dem Gesichtspunkt der Häufigkeit als auch der epidemiologischen Relevanz aus dem
Gesamtspektrum der nach dem IfSG meldepflichtigen Erkrankungen: Salmonellen,
Campylobacter, Rotaviren, Noroviren, Escherichia coli, EHEC, Hepatitis A,B,C Viren,
Legionellen, Meningokokken und Influenza-Viren.
Tabelle 2: Fallzahl und Inzidenz von relevanten Infektionskrankheiten entsprechend
RKI Referenzdefinition, Vergleich der Stadtkreise München, Augsburg, Nürnberg und
Würzburg im Jahr 2010
München
Fälle gesamt
‡‡
‡
Norovirus-Fälle
Einwohner
†
Inzidenz
Augsburg
Nürnberg
Würzburg
4.560
727
1.364
282
2.006
415
523
83
1.330.440
263.646
503.673
133.195
342,7
275,7
270,8
211,7
‡‡
RKI Datenbank SurvStat Stand 02.03.2011; Gesamtzahl der 12 Infektionskrankheiten
‡
Seit 9/2009 Änderung der Übermittlung von Norovirus ans RKI
†Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenerhebung: Statistik kommunal 2010
Im Vergleich zu den genannten bayerischen Stadtkreisen liegen die Münchner Fallzahlen für die ausgewählten meldepflichtigen Infektionskrankheiten bezogen auf die
Bevölkerung im Verlauf der Jahre höher, so auch im Jahr 2010.
Ein wichtiger Grund hierfür ist die besonders hohe Zahl von Einrichtungen, in denen
Menschen auf engem Raum zusammen sind. So hat München beispielsweise
71 Krankenhäuser, 52 Altenheime, 1 085 Kindertagesstätten und Kindergärten, in
denen sich Infektionskrankheiten häufen können. Ein weiterer Grund könnte in der
hohen Arztdichte und der hohen Labordichte (und damit zuverlässiger Labormeld-
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ungen) in München sein. Jedoch können auch andere Faktoren (z.B. Meldebereitschaft, Verhalten der Erkrankten) eine Rolle spielen.
HYGIENE groß schreiben bei Durchfallerkrankungen
Die Situation bleibt schwierig bezüglich der viralen Durchfallerreger, die 59% der
Meldungen in München ausmachten. Vor allem Norovirus-Infektionen erreichten in
2010 wiederum eine sehr hohe Aktivität. Da die Übertragung vor allem durch Schmieroder Tröpfcheninfektion sehr leicht von Mensch zu Mensch erfolgt, breitet sich der
Erreger rasch aus. Dies führt insbesondere in Krankenhäusern, Altenheimen oder
Kindergemeinschaftseinrichtungen schnell zu Ausbrüchen mit zahlreichen Folgeerkrankungen. 68 der 99 gemeldeten Ausbrüche in 2010 waren durch diesen Erreger
bedingt. Das RGU verstärkte die Maßnahmen und intensivierte das Ausbruchsmanagement in enger Kooperation mit den betroffenen Einrichtungen.
Verstärktes Auftreten von Masern, RGU rät dringend zur Impfung
Masern stellen eine besondere Herausforderung dar, da es sich um eine extrem
ansteckende und potenziell lebensbedrohliche Erkrankung handelt.
Seit Einführung des IfSG war für München bislang ein deutlicher Abfall der MasernFälle bzw. -Inzidenz feststellbar. Im Frühjahr und Sommer 2010 kam es in München
zu zeitlich begrenzten Masernhäufungen mit insgesamt 67 Erkrankten (2009: 11
Masern-Fälle). Ein besonderes Fall-Management erforderte in 2010 eine Masernhäufung in einer schwer zugänglichen bulgarischen Romagruppe, die in ihrer Komplexität
bisher einmalig war und im Epidemiologischen Bulletin (Nr. 50/2010 „Zu einem
Masernausbruch bei Migranten in München“) publiziert wurde.
Bei nach wie vor unzureichenden Durchimpfungsraten haben die weltweit zirkulierenden Masernviren ein leichtes Spiel, da fast jeder Kontakt von nicht immunen bzw.
ungeimpften Personen zu Erkrankten zur Ansteckung und damit weiterer Ausbreitung
führt. Die Immunitätslücken haben sich insbesondere hin zu jüngeren Erwachsenen
verschoben. Dieser Trend unterstreicht die Bedeutung der Impfung, nicht nur für
Kleinkinder, sondern, wie von der Ständigen Impfkommission 2010 empfohlen, auch
für Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden.
In München kommt es seit Januar 2011 zu einem starken Auftreten von Masern
(108 Fälle; Stand 29.04.2011). Hauptsächlich sind ungeimpfte oder nicht vollständig
geimpfte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, darunter auch medizinisches Personal. Die Krankheitsverläufe sind oftmals schwer, ein Todesfall war zu
verzeichnen. Von einer Zunahme von Masernerkrankungen wird derzeit deutschlandweit, europaweit und auch in Übersee berichtet. Das ursprüngliche Ziel einer weltweiten Masern-Eradikation bis 2010 wurde seitens der WHO um zunächst 5 Jahre
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verschoben.
STI-Beratungsstelle im RGU, Prävention zu sexuell übertragbaren Infektionen
erweitern
Im Jahr 2010 wurden für München 169 HIV-Neuinfektionen (Stand 01.04.2011) ans
RKI gemeldet, dies entspricht einer vergleichbar hohen Fallzahl wie im Jahr 2006
(n=168) und einer Steigerung zum Vorjahr von rund 11%. Die Fallzahlen für HIVInfektionen beinhalten alle Münchner Meldungen ans RKI, nicht nur die der “Beratungsstelle zu sexuell übertragbaren Infektionen einschließlich AIDS“ (STI-Beratung)
im RGU.
In der STI-Beratungsstelle wurden 24 HIV-Infektionen diagnostiziert und damit 13
Fälle weniger als im Vorjahr. Der Anteil von Männern, die Sex mit Männern haben, an
den Diagnosen betrug 79,2%.
Die Syphilis hatte in München im Jahr 2008 mit 210 an das RKI gemeldeten Erkrankungen die höchste Zahl seit dem Jahr 2001 erreicht. Eine vergleichbar hohe Meldezahl ergab sich wieder im Jahr 2010 mit 201 Syphilis-Meldungen (Jahr 2009: 169
Fälle).
Die Anzahl der in der STI-Beratungsstelle diagnostizierten Fälle einer akuten behandlungsbedürftigen Syphilis blieb im Jahr 2010 mit 16 Fällen konstant im Vergleich zum
Vorjahr. Homosexuelle Männer sind auch bei Syphilis weit überdurchschnittlich häufig
betroffen.
Von einer deutlichen Untererfassung der tatsächlich bestehenden Fälle von Syphilis
und mehr noch von anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Hepatitis B,
HPV (Humane Papilloma-Viren) und Chlamydien-Infektionen muss ausgegangen
werden. Das Wissen um diese Erkrankungen gilt allgemein als sehr gering.
Insbesondere die nicht meldepflichtige aber sehr häufige Infektion durch Chlamydien
mit ihrer Krankheitslast bzw. Bedeutung für die Gesamtbevölkerung ist weithin unbekannt, auch bei Gruppen mit hoher Prävalenz und Relevanz wie beispielsweise junge
Frauen (Chlamydien sind häufigste Einzelursache von Kinderlosigkeit). Die betreffenden Zielgruppen werden deshalb in der STI-Beratungsstelle verstärkt zu ChlamydienInfektionen sowie anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen informiert und untersucht (Verweis auf Anlage 1 der Bekanntgabe vom 21.10.2010: Bericht GS Infektionskrankheiten auf dem Vormarsch: Epidemiologische Situation zu anderen sexuell übertragbaren Krankheiten).
Im Gesundheitsausschuss am 07.07.2011 wird über das Hepatitis B Projekt des RGU
gesondert berichtet.
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2. Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten
Durch das Infektionsschutzgesetz (IfSG) hat das RGU den gesetzlichen Auftrag,
übertragbaren Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu
erkennen und deren Weiterverbreitung zu verhindern (§1 Absatz 1 IfSG).
Der Schutz der Münchner Bevölkerung durch Verhütung und Bekämpfung von meldepflichtigen und anderen gefährlichen Infektionskrankheiten ist originäre Aufgabe des
RGU, d. h. für den Infektionsschutz im Rahmen des IfSG ist das RGU als Gesundheitsbehörde nicht subsidiär, sondern primär eigenverantwortlich tätig. Keine andere
Institution ist dazu berechtigt bzw. befähigt, diese Aufgabe federführend zu erfüllen
oder zu übernehmen. Zur Erreichung dieses gesetzlichen Zieles verfolgt das RGU
verschiedene Ansätze, die situationsangepasst und bei ansteigenden Infektionszahlen
unter Berücksichtigung der Ursachen für diesen Anstieg anzuwenden sind.
2.1.
Beobachtung/Surveillance
Das regelmäßige Monitoring relevanter Infektionskrankheiten ist eine Voraussetzung für die weiteren gezielten Aktivitäten. Zugrundeliegend ist der epidemiologische Grundsatz: Nur wer das normale Infektionsgeschehen überwacht und kennt,
kann Außergewöhnliches bemerken.
2.2.
Verhütung und Bekämpfung durch geeignete Maßnahmen
Bei Meldung von Einzelerkrankungen und Ausbrüchen nach §§ 6 und 7 IfSG
werden im RGU unverzüglich zu Infektionsquellen und Kontaktpersonen (darunter
Ansteckungsverdächtige) ermittelt und Maßnahmen eingeleitet, um die Weiterverbreitung der Infektion zu verhindern. Umfangreiche Umgebungsuntersuchungen,
Desinfektionen, gezielte Information und Beratung, diagnostische Maßnahmen und
die sog. Postexpositionsprophylaxe bei Kontaktpersonen sind Instrumente zur
Eindämmung von Infektionskrankheiten.
Auf Veranlassung des RGU werden verdächtige Lebensmittel überprüft und ggf.
aus dem Verkehr gezogen. Für im Lebensmittelbereich, in Gemeinschaftseinrichtungen als Betreuungspersonal und im Gesundheitswesen Tätige können Tätigkeitseinschränkungen ausgesprochen werden. Bei impfpräventablen Erkrankungen
können Riegelungsimpfungen veranlasst werden. Im Extremfall können die
Kontrollmaßnamen dazu führen, dass eine Absonderung, beginnend mit häuslicher
Isolierung bis hin zu stationärer Quarantäne angeordnet werden muss.
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2.3.
Prävention durch Aufklärung, Information und Beratung
Die Beratung zu Art der Erkrankung, zu deren Übertragungswegen und zu den
Schutzmöglichkeiten sind bei allen Infektionskrankheiten eine entscheidende
Maßnahme zur Verhinderung ihrer Weiterverbreitung. Dies erfolgt sowohl durch die
gezielte Information in Einzelfällen als auch durch allgemeine Information der
Öffentlichkeit. Soweit die personellen Ressourcen es zulassen, werden anlassbezogene Beratungen vor Ort und Fortbildungen für Multiplikatoren zu bestimmten
Infektionsgefahren in Einrichtungen und Institutionen durchgeführt.
Bei HIV und den anderen sexuell übertragbaren Krankheiten ist die Primärprävention entscheidend. Im Sachgebiet Infektionsschutz bietet daher die Beratungsstelle
zu sexuell übertragbaren Infektionen einschließlich AIDS (STI-Beratung) eine
niedrigschwellige, kostenlose und anonyme Beratung und Testung, sowie ggf.
Behandlung an. Präventionsbotschaften werden durch aufsuchende Arbeit und
Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit und wichtige Zielgruppen nach außen
getragen.
Im Sachgebiet Tuberkulose bleibt das Beratungs- und Untersuchungsangebot ein
Kernstück der Tuberkuloseprävention gemäß § 19 IfSG.
In der Abteilung Ärztliche Gutachten (RGU-AG) werden lebensmittelhygienische
Belehrungen nach § 43 IfSG für im Lebensmittelbereich Tätige durchgeführt.
Nach den §§ 33-36 des IfSG werden die Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder
und Jugendliche von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung Gesundheitsvorsorge (RGU-GVO) über die besonderen Anforderungen der Hygiene zur
Vermeidung der Verbreitung von übertragbaren Krankheiten und Lausbefall
informiert und die neuen Handreichungen bei Läusen in Gemeinschaftseinrichtungen verbreitet. Die Einrichtungen werden auch bei der Erstellung von Hygieneplänen beraten.
3. Besonderes
3.1.
Infektiologische Sonderlagen und Brennpunkte
Flüchtlingsstrom aus Afrika – Sondersituation in München
Menschen, die in ihren Heimatländern verfolgt werden, genießen in der BRD
grundsätzlich Asylrecht. Im Jahr 2010 wurden beim Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge über 41.000 Asylerstanträge gestellt, das war eine Steigerung um 50
Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hauptherkunftsländer waren Afghanistan, Irak,
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Iran, Serbien, Mazedonien und Somalia. In Bayern waren die Zugänge von Asylbewerbern im Jahr 2007 auf unter 3.000 gesunken. Doch im Jahr 2010 stiegen die
Zahlen auf 6.146 Zugänge an. Das war ein Zuwachs von über 45 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr mit 4.234 Zugängen.
Melden sich Asylsuchende in Deutschland, werden sie an die nächstgelegene
Erstaufnahmeeinrichtung verwiesen. In Bayern gibt es zwei Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge – eine in München und eine in Zirndorf. Die Einrichtungen
haben jeweils etwa 500 Betten, die durchschnittliche Verweildauer der Bewohner
beträgt 6 bis maximal 12 Wochen, bis sie in andere Gemeinschaftseinrichtungen
verlegt werden. Nach Angaben der Regierung von Oberbayern waren in der
Münchner Erstaufnahmeeinrichtung in der zweiten Jahreshälfte überwiegend
Flüchtlinge aus Somalia, Afghanistan, Serbien und Mazedonien untergebracht.
Im RGU werden die Asylsuchenden nach dem Asylverfahrensgesetz (§ 62
AsylVfG) ärztlich auf übertragbare Krankheiten untersucht. Bei Anhaltspunkten für
das Vorliegen einer ansteckungsfähigen Krankheit führt die Abteilung Gesundheitsschutz erforderlichenfalls seuchenrechtliche Ermittlungen durch (§§ 25, 26 IfSG)
und veranlasst notwendige Schutzmaßnahmen, um weitere Ansteckungsrisiken zu
vermeiden (§§ 28 ff. IfSG). Die Erkrankten werden möglichst umgehend einer
Behandlung zugeführt. Je nach dem Herkunftsland der Flüchtlinge spielen
insbesondere Tuberkulose, Hepatitis und infektiöse Darmerkrankungen eine Rolle.
Im Jahr 2010 waren in der Erstaufnahmeeinrichtung in München erstmalig gehäuft
Windpocken bei Erwachsenen aus Somalia aufgetreten.
Tuberkulose bei Flüchtlingen
Die im Jahr 2010 stark gestiegenen Flüchtlingszahlen aus Hochprävalenzländern
für Tuberkulose in Subsahara-Afrika machten sich im RGU deutlich merkbar. In
München wurden im Jahr 2010 145 Tuberkulose-Fälle gemeldet. Das entspricht
einer Neuerkrankungsrate von 10,9 pro 100.00 Einwohner (siehe Kapitel 3.2).
Im Röntgen-Screening von Asylsuchenden wurde im Jahr 2010 bei 24 Personen
eine aktive Tuberkulose diagnostiziert und die Erkrankten umgehend einer
spezifischen Behandlung zugeführt. Das ist eine Verdoppelung der Anzahl der
durch aktive Fallfindung bei Asylbewerbern diagnostizierten Tuberkuloseerkrankten
im Vergleich zum Vorjahr.
Es entspricht der internationalen Erfahrung mit Tuberkulose bei Migrantinnen und
Migranten, dass Flüchtlinge mit latenter Tuberkuloseinfektion oder bereits
behandelter Tuberkulose innerhalb der ersten Jahre nach Asylgesuch im Zielland
an Tuberkulose erkranken. Nach einem Anstieg der Asylgesuche ist also zu
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erwarten, dass die Anzahl von Reaktivierungen bei Flüchtlingen aus
Hochprävalenzländern für Tuberkulose in den nächsten Jahren ansteigt.
Windpocken in Gemeinschaftseinrichtungen für Asylbewerber
Im Jahr 2010 kam es in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in München
wiederholt zu Windpockenfällen bei jungen Erwachsenen aus Afrika. Auf dem
afrikanischen Kontinent erfolgt eine Durchseuchung mit dem Windpockenvirus oft
erst in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter. Je älter der Windpockenpatient,
desto häufiger kommt es im Verlauf der Infektion zu Komplikationen. Einige
Erkrankte mussten stationär behandelt werden. Gefährlich können Windpocken in
der Schwangerschaft sein, wenn keine Immunität besteht. Besonders schwere
Verläufe können bei Menschen mit Immundefizienz auftreten.
Erkrankte Personen müssen daher sofort isoliert von anderen untergebracht
werden, so dass in der Gemeinschaftseinrichtung kein weiterer Ansteckungskontakt zu empfänglichen Personen mehr besteht. Dadurch soll bei Bewohnern
ohne Immunität eine weitere Ausbreitung der Windpocken verhindert werden. Ein
geeigneter Isolationsbereich steht aber nicht immer zur Verfügung. Zusätzlich
können bei gehäuftem Auftreten von Windpocken in einer Gemeinschaftseinrichtung für Flüchtlinge umfangreiche gruppenspezifische Maßnahmen wie Aufklärung,
eine gezielte Untersuchung von gefährdeten Heimbewohnern, sowie Impfangebote
vor Ort notwendig werden (RKI Epidemiologisches Bulletin Nr. 48/2010:
„Windpocken: Zu einer Häufung unter somalischen Asylsuchenden in zwei
Aufnahmeeinrichtungen in München“).
Hepatitis bei Flüchtlingen
Die Hepatitis B gehört weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Etwa ein
Drittel der Weltbevölkerung hat eine Infektion durchgemacht und etwa 5 Prozent ist
chronisch infiziert. Besonders häufig tritt Hepatitis B in Asien, Afrika, Lateinamerika
sowie in Süd- und Osteuropa auf.
Die gesundheitspolitische Bedeutung der Hepatitis B ergibt sich in erster Linie aus
den Folgen chronischer Infektionen und der Entwicklung von Leberzirrhose und des
Leberzellkarzinoms. Das Vorkommen der Hepatitis B hängt stark davon ab, in
welchem Alter die Infektion erworben wird. In Hochprävalenzländern (wenn über
8 Prozent der Bevölkerung infiziert ist) erfolgt die Infektion meist schon im
Säuglings- oder Kindesalter. Solche Infektionen verlaufen oft unbemerkt und
werden zu über 90 Prozent chronisch.
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Daher werden alle Asylbewerber mit einem auffälligen Hepatitis Befund in das RGU
einbestellt und persönlich über die Krankheit, Übertragungsrisiken und Präventionsmaßnahmen aufgeklärt. Für eine kultursensible und fachkompetente Information
und Beratung werden überwiegend Dolmetscherdienste benötigt. Die hohe
Krankheitslast bei Asylbewerbern ist erkennbar an den Meldezahlen aus dem Jahr
2010. Bei 213 Asylbewerbern erfolgte ein Abklärung von Hepatitis B Befunden. Das
ist nahezu eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr mit 116 Befunden.
Fazit: Wegen der unvorhersehbaren Entwicklung der Flüchtlingszahlen aus
Krisengebieten ist die Abteilung Gesundheitsschutz in besonderer Weise gefordert,
behandlungsbedürftige Infektionskrankheiten frühzeitig zu erkennen und
Infektionsrisiken in Gemeinschaftseinrichtungen zu vermeiden. Nach Bewertung
der aktuellen Situation sind die notwendigen Maßnahmen abzuleiten.
Es ist aus aktuellen Beobachtungen bekannt, dass bei Flüchtlingen erhebliche
Impflücken bestehen und damit das Risiko für Krankheitsausbrüche mit Masern,
Mumps oder Windpocken in Asylbewerber-Unterkünften auch bei Erwachsenen
deutlich erhöht ist. Impflücken sollten daher möglichst bald nach der Einreise
geschlossen werden.
Ein großes Problem ist die Sprachbarriere, die eine angemessene Befragung der
Flüchtlinge zu bekannten Infektionskrankheiten oder Aufklärungsgespräche
erschweren. Dolmetscherdienste stehen oft nicht im zeitgerechten Umfang zur
Verfügung. Der unerwartet hohe Anteil an unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlingen (UMF) stellte ein zusätzliche Erschwernis im Umgang mit Beratung
und Untersuchung dar, da für UMF das Jugendamt Betreuer stellen muss, die oft
nicht zeitnah zur Verfügung standen.
Im Jahr Eins nach der „Schweinegrippe“: Was haben wir aus der Pandemie
gelernt?
Am 10. August 2010 hat die Weltgesundheitsorganisation die Influenzapandemie
für beendet erklärt. Nach der Erkrankungswelle durch pandemische Influenza
(H1N1) 2009 in München im Herbst 2009 stand das Jahr 2010 ganz im Zeichen
von Erfahrungsaustausch und Bewertung der Maßnahmen in der ersten Pandemie
des neuen Jahrtausends.
In zahlreichen Sitzungen und Arbeitskreisen wurden die Abläufe und nach den
Pandemieplänen praktizierten Maßnahmen auf allen Ebenen evaluiert. Die
Ergebnisse wurden vielfach publiziert. Auch in der 83. Gesundheitsministerkonferenz der Länder fand das Thema Beachtung. Die Ergebnisse sollen in die
Weiterentwicklung der Pandemievorsorgeplanung einfließen. Zum Thema
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„Umsetzung des Nationalen Pandemieplans“ hat das RGU dem Stadtrat in einer
Bekanntgabe des Kreisverwaltungsausschusses am 05.10.2010 und im GA am
21.10.2010 detailliert über die aktuelle Situation berichtet.
3.2.
Tuberkulose
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich mehr
als 9 Millionen Menschen neu an einer Tuberkulose (TB) und etwa 1,7 Millionen
Menschen sterben jährlich an den Folgen dieser Krankheit. Die größte Krankheitslast tragen die Länder im südlichen Afrika, Indien, China, Südostasien und die
Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Ein globales Problem und eine immense Herausforderung ist, neben der TB/HIV
Koinfektion, die weltweite Zunahme von medikamentenresistenten TB-Erregern.
Jährlich wird von einer halben Million multiresistenter Tuberkulosefälle (MDR-TB)
ausgegangen. Mittlerweile wurden auch Fälle von extensiv resistenter TB (XDRTB) mit zusätzlichen Resistenzen gegenüber definierten Zweitrangmedikamenten
in über 55 Ländern der WHO gemeldet.
Tabelle 3: Entwicklung der Fallzahl und Inzidenz von Tuberkulosefällen im
Vergleich BRD, Bayern und München
Meldejahr
BRD
Fallzahl
BRD
Inzidenz
Bayern
Fallzahl
Bayern
Inzidenz
München
Fallzahl
München
Inzidenz
2006
5 408
6,6
781
6,3
123
9,5
2007
5 016
6,1
684
5,5
110
8,5
2008
4 543
5,5
665
5,3
118
8,7
2009
4 432
5,4
607
4,8
106
7,8
2010
4 311
5,3
675
5,4
145
10,9
Quelle: RKI Datenbank SurvStat Stand 20.04.2011
Deutschlandweit betrachtet sind die TB-Fallzahlen rückläufig, die Abnahme der
Inzidenz ist allerdings in den letzten drei Jahren auffallend gering (Tabelle 3).
Anders verhält sich die Situation in der Landeshauptstadt München (LHM). Mit 145
Neuerkrankungen an TB aller Organe wurde im Jahr 2010 ein Höchststand im
Vergleich zu den Vorjahren erreicht. Dies entspricht einer Inzidenz von 10,9 pro
100.000 Einwohner und liegt damit doppelt so hoch wie im Landes- und Bundesdurchschnitt mit 5,4 bzw. 5,3 pro 100.000 Einwohner. Die Hauptursache hierfür ist
eine Häufung von TB-Fällen in städtischen Ballungsgebieten, bedingt durch
Migration aus Ländern mit hoher Tuberkuloseprävalenz. In der LHM waren 78,6%
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der in 2010 neu an Tuberkulose erkrankten Personen nicht in Deutschland
geboren.
Nach langjähriger rückläufiger Entwicklung wird in Deutschland seit 2009 ein
Anstieg der TB-Fallzahlen im Kindesalter beobachtet (Epidemiologisches Bulletin
Nr.11/2011), ein Prädiktor für einen möglichen weiteren Wiederanstieg von TB.
Dieser Trend zeichnet sich auch in München ab. In 2010 wurden in der LHM 11
Neuerkrankungen in der Altersgruppe unter 18 Jahren diagnostiziert im Vergleich
zu sechs bzw. vier Fällen in den Jahren 2009 und 2008.
Die Präventions-, Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen bei TB sind
umfangreich und komplex. Zwar spielen multiresistente Keime in München
weiterhin noch keine wesentliche Rolle (2010: 2 MDR-TB Fälle; 2009: 2 Fälle,
2008: 1 Fall), jedoch erschweren zunehmend Verständigungsprobleme (siehe
Kapitel 3.1), prekäre soziale Verhältnisse oder eine zusätzliche Suchterkrankung
unter anderen Faktoren eine Führung der Patientinnen und Patienten zu einem
erfolgreichen Therapieabschluss. Aspekte zum Qualitätsmanagement bzgl. der
Sondersituation Tuberkulose in München sind in Kapitel 4 erörtert.
3.3.
Impfpräventable Erkrankungen
Die Aufklärung der Bevölkerung über Impfschutz ist für die Eindämmung aller
impfpräventablen Erkrankungen von zentraler Bedeutung. Bei ausreichend hohem
Durchimpfungsgrad (95%) kann die Ausbreitung von Krankheiten (Epidemien)
vermieden werden, wobei nicht nur geimpfte Personen geschützt sind, sondern
auch Personen ohne Impfschutz oder abwehrgeschwächte Personen. Die
Abteilung Gesundheitsvorsorge informiert die Bevölkerung durch verschiedene
Maßnahmen über den notwendigen Impfschutz (basierend auf den Empfehlungen
der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut [RKI] ) mit dem Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche und trägt dadurch zur Eindämmung von Infektionskrankheiten bei:
▪
▪
Schon unmittelbar nach der Geburt eines Kindes werden den Eltern aller
Neugeborenen ein Impfausweis und ein Informationsflyer zu Impfungen
übersendet. Bei ca. 33% aller Neugeborenen wird im Rahmen eines späteren
Hausbesuches durch eine Kinderkrankenschwester über Impfungen
gesprochen und der Impfausweis angesehen.
Im Rahmen der Einschulscreenings durch die (Kinder-) Krankenschwester
werden der Impfstatus erhoben und die Eltern auf die Notwendigkeit hingewiesen, fehlende Impfungen nachzuholen und eine schriftliche Empfehlung mit
Fax-Rückantwort für den behandelnden Kinder-(Haus) Arzt/Ärztin mitgegeben.
Seite 16 von 22
▪
▪
▪
Seit Frühjahr 2010 werden Impfbuchkontrollen in den 6. Klassen entsprechend
der Verordnung zur Schulgesundheitspflege (SchulgespflV v. 20.12.2008)
durchgeführt und entsprechende individuelle Impfempfehlungen an die Eltern
gegeben.
In einzelnen Schul-Impfaktionen wird bei Schülern ab der 5. Klasse der Impfstatus erhoben und Impflücken auf Wunsch der Eltern gleich geschlossen.
Darüber hinaus steht den Münchner Bürgern die telefonische Impfauskunft des
RGU täglich von 11.00-12.00 Uhr als Bürgerservice zur Verfügung.
Da in Deutschland und auch in München die für das WHO-Ziel der Ausrottung von
Masern erforderliche Durchimpfungsrate noch nicht erreicht worden ist und da es in
München immer wieder zu Masernausbrüchen kommt, bleibt die Masern-MumpsRöteln-Impfung weiterhin im besonderen Fokus. Im Rahmen des Hepatitis-BProjekts zur besseren Durchimpfung von MigrantInnen aus Mittel- und Hochprävalenzländern für Hepatitis B ist ein subsidiäres Impfangebot der Abteilung GVO
vorgehalten. Weitere Maßnahmen der Abteilung Gesundheitsvorsorge sind in der
Anlage 1 beschrieben.
3.4.
Nosokomiale Infektionen – Strategien im Umgang mit multiresistenten
Erregern
Im ersten Jahrbuch über die Epidemiologie von Infektionskrankheiten in Europa,
welches im Juni 2007 vom European Center for Disease Prevention and Control
(ECDC) herausgegeben wurde, wird ausgeführt, dass Infektionen, die mit
medizinischen Einrichtungen assoziiert sind, sog. nosokomiale Infektionen,
wahrscheinlich die größte Herausforderung darstellen, der Europa bei den
Infektionskrankheiten gegenübersteht. Dies gilt insbesondere für Infektionen, die
durch resistente Mikroorganismen verursacht werden.
Zur Problematik „Krankenhaushygiene“, in der auf die Thematik Infektionskrankheiten im Zusammenhang mit nosokomialen Infektionen eingegangen werden soll,
wird gesondert berichtet.
3.5.
Übertragung von Infektionskrankheiten durch das Münchener
Trinkwasser
Seit dem o.g. Stadtratsbeschluss ergaben sich keine wesentlichen neuen Aspekte,
d.h. eine Verbreitung von Infektionserregern durch die zentrale Trinkwasserversorgung, somit das Auftreten trinkwasserassoziierter Infektionskrankheiten war
nicht feststellbar und ist weiterhin nicht zu befürchten.
Bei den durch bakteriell kontaminierte Hausinstallationsanlagen bedingten
Infektionsrisiken stehen Infektionsgefahren durch Legionellen im Vordergrund.
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Die beim RGU eingehenden entsprechenden Labormeldungen zeigten keine
erkennbare Tendenz einer Zu- bzw. Abnahme von Erkrankungsfällen.
Die vom RGU im Rahmen seiner personellen Ressourcen durchgeführten
Legionellen-Untersuchungen im Bereich der warmwasserführenden Systeme in
Alten-/Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie Gemeinschaftseinrichtungen zeigen
wie bereits in den Vorjahren in einer Vielzahl von Objekten Handlungsbedarf
(weitergehende Untersuchungen bzw. erforderliche Sanierungsmaßnahmen).
Ziel der genannten Bemühungen des RGU ist dabei die Verhinderung (Prävention)
möglicher Legionellenerkrankungen infolge Legionellen-kontaminierten Wassers
aus Trinkwasserhausinstallationen.
3.6.
Klimawandel und Infektionskrankheiten
Der Klimawandel kann neben direkten Folgen wie Extremwetterlagen langfristig
auch mit indirekten Folgen einer Klimaänderung Einfluss auf die Gesundheit
nehmen. Mit Blick auf Deutschland betrifft dies vorwiegend Infektionserreger, die
bereits endemisch sind (z.B. Hanta-Virus). Auch neue, bisher in Deutschland nicht
heimische Erreger, die über den Tourismus und den Transport von Tieren oder
Waren eingeschleppt werden können, gewinnen an Bedeutung.
Viele dieser Infektionen werden durch Krankheitsüberträger, sog. Vektoren, weiter
verbreitet. Diese Vektoren – meist Insekten – haben aufgrund ihrer Temperatursensitivität unter anderen Faktoren zumindest derzeit in München noch keine längeren
Überlebenschancen. Die Rolle des RGU beschränkt sich neben den Maßnahmen
zur Verhütung und Bekämpfung momentan auf eine systematische Beobachtung
und Dokumentation meldepflichtiger Infektionskrankheiten, um Trends ausmachen
zu können (Beschluss des GA vom 18.03.2010, Sitzungsvorlage Nr. 08-14 /
V 03763).
Durch Stechmücken übertragene Krankheiten
Globalisierung, Import und Mobilität der Weltbevölkerung sind wesentliche Faktoren
für die Ausbreitung von vektorgebundenen Infektionskrankheiten. Im Mittelpunkt
stehen hier vor allem durch Stechmücken übertragene tropische und subtropische
Infektionen, die zunehmend im europäischen Raum auftreten.
Bedrohlich ist die rasante und globale Ausbreitung des Denguefiebers. Im Jahr
2010 wurde aus Südfrankreich und Kroatien von ersten autochthonen (vor Ort)
Denguefieber-Übertragungen berichtet. Die asiatische Tigermücke, die DengueViren und zahlreiche andere Krankheitserreger übertragen kann, wurde auch
bereits in Deutschland gefunden. Laut RKI ist jedoch derzeit nicht mit einer dauerhaften Ansiedlung der Mücke zu rechnen.
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Die Anzahl importierter Denguefieber-Fälle, die in München vom RGU zu
bearbeiten waren, steigt deutlich an. In den Jahren 2005-2008 bewegte sich die
Zahl der Dengue-Infektionen immer um 16 Fälle pro Jahr. In den Jahren 2009 und
2010 wurden 32 bzw. 62 importierte Fälle dem RGU gemeldet. Ein Anstieg
importierter Denguefieber-Fälle ist deutschlandweit zu beobachten. Dabei ist von
einer hohen Dunkelziffer auszugehen, da nicht jede Infektion erkannt wird.
Für andere durch Stechmücken übertragene meldepflichtige Infektionskrankheiten,
die im Zusammenhang mit dem Klimawandel diskutiert werden, wie Malaria,
Chikungunya- und West-Nil-Fieber ergaben sich im Vergleich zum Vorjahresbericht
keine nennenswerten Änderungen für München.
Durch Zecken übertragbare Krankheiten
Die zwei wichtigsten durch Zecken übertragbare Krankheiten sind die FrühsommerMeningoenzepahlitis (FSME) und Lyme-Borreliose.
In Bayern haben sich die FSME Risikoregionen nach Angaben des RKI weiterhin
auf die bekannten Endemiegebiete beschränkt, der Ballungsraum München zählt
noch nicht dazu (Epidemiologisches Bulletin Nr. 17/2011). Seit 2005 wurden in
München Einzelfälle (1-4 FSME-Fälle pro Jahr) gemeldet.
Schätzungen zu Folge erkranken in Deutschland pro Jahr bis zu 100.000
Menschen an Lyme-Borreliose. Eine Infektion ist überall dort möglich, wo Schildzecken vorkommen, und ist nicht auf Risikogebiete beschränkt. Das RGU informiert
zu FSME und Borreliose mit einer Dauerausstellung im Gesundheitshaus und stellt
im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit (Presse/Internet) jedes Jahr zu Beginn der
Saison aktualisierte Informationen zur Verfügung.
Durch Nager übertragene Krankheiten
Die Hantavirus-Infektion wird in Deutschland hauptsächlich durch Einatmen von
getrocknetem Urin und Kot infizierter Rötelmäuse übertragen. Alle zwei bis vier
Jahre kommt es zu Häufungen humaner Infektionen, am meisten betroffen sind
dabei die bekannten Endemiegebiete in Baden-Württemberg und Bayern.
Große Hantavirus-Ausbrüche wurden in 2005 (447 Fälle) und 2007 (1.688 Fälle)
berichtet und werden als Folge einer Zunahme der Nagetierpopulation (z.B. ideales
Nahrungsangebot, günstige Klimafaktoren) und deren Durchseuchung mit dem
Erreger angesehen. Im Jahr 2010 gab es bislang die stärkste Hantavirus-Saison
mit 2.017 ans RKI übermittelten Erkrankungsfällen. In München sind HantavirusInfektionen selten, die Zahlen bewegen sich zwischen 0 bis 2 Fälle pro Jahr seit
2005.
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Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit, Prävention
Durch das IfSG können die meisten der wichtigen „klimasensitiven“ oder über
Globalisierung und Mobilität importierten Infektionserreger erfasst werden. Somit
wendet das RGU die Kernaufgaben des IfSG wie in Kapitel 2 dargestellt auch auf
durch Klimawandel oder Globalisierung beeinflusste Infektionskrankheiten an. Die
intensive Aufklärung und Bewusstseinsbildung der Bevölkerung und der Ärzteschaft über Internet, Flyer und individuell, stellt in diesem Bereich eine wichtige
Präventionsstrategie dar, da Impfstoffe nur selten zur Verfügung stehen.
4. Qualitätsmanagement der Abteilung Gesundheitsschutz
Das Team des Gesundheitsschutzes überwacht gefährliche Infektionskrankheiten und
ergreift Maßnahmen zu deren Verhütung und Bekämpfung, verhindert damit Folgefälle,
krankheitsbedingte Arbeitsausfälle, persönliches Leid und Tod und senkt die Krankheitslast. Davon profitiert die gesamte Stadtgesellschaft.
Allgemeiner Infektionsschutz
Nach dem Rekordjahr 2009, in welchem die Zahl der eingegangenen Meldungen im
allgemeinen Infektionsschutz pandemiebedingt ihr Maximum erreichte, haben sich die
Meldungen in 2010 auf weiterhin hohem Niveau eingependelt (6 546 eingehende
Meldungen). Arbeitsverdichtungen mit der direkten Folge der Qualitätsminderung
traten nur noch saisonal bedingt bzw. bei infektiologischen Sonderlagen (siehe
Masernhäufungen, Kapitel 1.4 ) auf.
Abb. 1 Infektionsschutz: Meldepflichtige Erkrankungen
Anzahl der Meldungen
12000
10000
8000
6000
Meldezahlen (= Teil des
Arbeitsaufkommens im
Meldewesen)
4000
2000
0
2005
2006
2007
Meldejahr
2008
2009
2010
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Da die Influenzasaison 2009/2010 A(H1N1) aufgrund der vorangegangenen Pandemie
komplett ausfiel, ist die Zahl der meldepflichtigen Infektionskrankheiten in 2010 zwar
gesunken, jedoch zeichnen sich für 2011 bereits ähnlich starke Meldezahlen wie in den
letzten drei Jahren ab.
Personalsituation Infektionsschutz:
Dank der Unterstützung des Stadtrates sind mittlerweile im allgemeinen Infektionsschutz alle vakanten Stellen gut besetzt. Allerdings stehen hier im Rahmen der
Haushaltskonsolidierung (HSK 6) eine halbe ärztliche und eine halbe sozialpädagogische Stelle zur Disposition.
Sondersituation Tuberkulose in München
Im Jahr 2010 erreichte die Zahl der gemeldeten Tuberkuloseerkrankungen in München
einen seit 2006 nicht mehr da gewesenen Höchststand: 145 Fälle. Der Anteil der
Migrantinnen und Migranten an den Tuberkuloseerkrankungen betrug 78,6% (siehe
Kapitel 3.1 und 3.2).
Das RKI hat erkannt, dass Tuberkulose in Deutschland ein Problem der Ballungs-/
Metropolregionen ist und dass Migration zur Tuberkulosesituation in Deutschland
maßgeblich beiträgt. Das RKI fordert deshalb die gezielte Berücksichtigung dieser
besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen bei Präventions-, Überwachungs- und
Kontrollstrategien.
Personalsituation Tuberkulose:
Derzeit kann der Bereich Tuberkulose diesen Forderungen des RKI aufgrund der
personellen Engpässe im ärztlichen Bereich nur bedingt Rechnung tragen: von
ehemals fünf, 2009 noch vier ärztlichen Stellen konnten zwei fluktuationsbedingt
vakante ärztliche Stellen nur teilweise besetzt werden. Es verbleibt derzeit nur 2,2
ärztliche Stellenkapazität zur Verhütung und Bekämpfung der Tuberkulose in
München.
Fokussierte Präventions- und Kontrollstrategien für die Gruppe der Migrantinnen und
Migranten sind derzeit nicht leistbar. Eine flexible Personalzuschaltung stößt nicht nur
wegen der Spezifität der ärztlichen Leistungen, sondern auch wegen der Vernachlässigung anderer originärer Aufgaben der sog. Springer mittlerweile an seine Grenzen.
Die Gegensteuerung gelang nicht mehr überall, Qualitätseinbußen und eingeschränkte
Leistungseinbringung im IfSG-Bereich mussten in Kauf genommen werden.
Gegenstrategien werden derzeit entwickelt.
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Qualitätsmanagement (QM):
Die Abteilung Gesundheitsschutz unterzieht sich einem strukturierten QM-Prozess
nach dem Motto des Leitlinienentwurfes des RGU: „Die LHM schützt und fördert die
Gesundheit der Münchner Stadtbevölkerung im Zusammenwirken von individueller und
kommunaler Verantwortung und sichert einen zukunftsfähigen öffentlichen Gesundheitsdienst“.
Dabei fängt der QM-Prozess nicht bei Null an; zahlreiche Maßnahmen zur
Qualitätssicherung wurden bereits durchgeführt:
▪
▪
▪
▪
▪
▪
▪
▪
▪
▪
▪
Qualitätszirkel
Handbücher
standardisierte Handlungsanweisungen
standardisierte Dokumentation und Statistik
standardisierte Ermittlungsbögen
Beratungsstandards
Checklisten
Netzwerke
Einarbeitungskonzepte
Arbeitsplatzbeschreibungen
Hygienepläne in den Bereichen, in denen diagnostiziert und partiell therapiert
wird (TB + STI-Beratung)
Für den allgemeinen Infektionsschutz geht das RGU davon aus, dass mit kritischer
Beleuchtung des Ist- und Sollzustands, ggf. Umschichtung ärztlicher Tätigkeiten in den
nichtärztlichen Bereich, Optimierungsmöglichkeiten ausgemacht werden können, nicht
aber bei der ärztlichen Tuberkulosebekämpfung. München war hier über Jahrzehnte
vorbildlich für Bayern, partiell auch für andere Bundesländer. Von diesem Anspruch
muss zukünftig abgerückt werden.
Nicht berücksichtigt werden in der Darstellung die gestiegenen Anforderungen in
Teilbereichen des Infektionsschutzes: Komplexe Ausbrüche in Einrichtungen mit
Risikogruppen, Erwartungshaltung bei Einzelberatung von Bürgerinnen und Bürgern,
Ärzteschaft, Institutionen etc.
Projekt Qualitätsmanagement:
Neben den bereits etablierten und schon zu deutlicher Verbesserung der Prozess- und
Ergebnisqualität führenden Maßnahmen werden von 2011 bis ca. 2013 sämtliche
Prozesse der Abteilung Gesundheitsschutz in einem formalisierten QM-Prozess
durchleuchtet, Ist- und Sollzustände bestimmt, Qualitätsziele erarbeitet mit dem Ziel,
die Prozess- und Ergebnisqualität zu optimieren. Das RGU unterstützt diesen Prozess
durch großzügige Fortbildungen für das Qualitätsteam der Abteilung, welchem für die
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Jahre des intensiven Qualitätsmanagements entsprechende tageweise Freistellungen
gewährt werden.
Projektziele:
▪ Sicherung einer einem Großstadtgesundheitsamt angemessenen Qualität im
Vollzug des Infektionsschutzgesetzes
➢ durch Optimierung der Prozessabläufe
➢ durch optimale Nutzung aller vorhandener Ressourcen
➢ unter Berücksichtigung der Klienten- und Mitarbeiterzufriedenheit
▪ Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001:2008
Der Korreferent des Referates für Gesundheit und Umwelt, Herr Stadtrat Klaus Peter
Rupp, die zuständige Verwaltungsbeirätin, Frau Stadträtin Eva Maria Caim, sowie die
Stadtkämmerei haben einen Abdruck der Vorlage erhalten.
II.
Bekannt gegeben
Der Stadtrat der Landeshauptstadt München
Der Vorsitzende
Der Referent
Ober-/Bürgermeister
Joachim Lorenz
Berufsmäßiger Stadtrat
III. Abdruck von I. mit II.
über den stenographischen Sitzungsdienst
an das Revisionsamt
an die Stadtkämmerei
an das Direktorium – Dokumentationsstelle
an das Referat für Gesundheit und Umwelt RGU-S-SB
IV. Wv Referat für Gesundheit und Umwelt RGU-S-SB
zur weiteren Veranlassung (Archivierung, Hinweis-Mail).
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