Mitteil ungsbl att der Starkenburg-Sternwarte

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3/2001
Jahrgang 31
3 DM
M
itteil ungsbl att der Starkenburg-Sternwarte Heppenhei m
Der neue Sirius
A
lfred Sturm& Martin Geffert
Lostin Space?
Ein Komet vor W
eihnachten?
Chaosi mSonnensystem
Das neue Vortragsprogramm2002
Der neue Sirius
. . . . . . . . . . . . . . . . 1
Alfred Sturm & Martin Geffert
. . . . . . 2
I mpressum
:
Redaktion
Der Vorstand der Starkenburg-Sternwarte
Lost in Space?
. . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Ein Komet vor W
eihnachten?
. . . . . . . 6
Redaktionszentrale/Layout
Sven Klügl
E-Mail: [email protected]
Chaos im Sonnensystem
. . . . . . . . . . 8
Das neue Vortragsprogramm
Frühjahr 2002
. . . . . . . . . . . . . . . . .14
Postanschrift
Starkenburg-Sternwarte e.V.
Niemöllerstraße 9
D-64646 Heppenheim
Titelbild
Tel: 06252/798844
H-alpha Sonne vom 2.4.1999, 7.30 Uhr UT,
E-Mail: [email protected]
Montage aus 2 Bildern. Schnelllebige Protuberanz
www.starkenburg-sternwarte.de
(40 min.) mit 300.000 km Höhe. Foto: Sven Klügl
Bankverbindung der Sternwarte
Bezirkssparkasse Heppenheim
Konto: 101 769 55 BLZ: 509 514 69
Ab Spenden von DM 100.stellen wir ein Spendenquittung aus.
Druck
KS Druck, 64646 Heppenheim
form gehoben zu werden, denn sie
Aktuelles
Seit der letzten Ausgabe des Sirius
wird unseren großen Refraktor tragen.
Als erstes wurde die schwere
hat sich viel aufder Sternwarte ge-
Grundplatte ausgerichtet und mit
tan. J
eden Samstag treffen sich Mit-
neuen Dübeln aufder Säule befe-
glieder, um an und um die Stern-
stigt. Mit Ausgleichsbeton und
warte herum zu renovieren und
Kunstharz wurde die Grundplatte
auszubessern. Dabei haben sich
jetzt endgültig fixiert.
immer wieder neue Arbeiten auf
getan.
So mussten wir feststellen, dass
J
etzt ist sie da ...
Als die K100 am Haken des Auto-
das Efeu, das vor der Plattform ge-
krans hing, war es für die anwe-
wachsen war, sich durch einige der
senden Aktiven wie W
eihnachten
Trennfugen der Betonplatten ge-
und Neujahr zusammen!
drückt hat. Beim Entfernen des
Gott sei Dank spielte das W
etter
Efeus haben wir dann festgestellt,
mit und wir konnten schon nach
dass der Beton Risse hatte, und er an
drei Nächten das Ausrichten der
vielen Stellen sogar abgeplatzt war,
Pol-Achse abschliessen.
da die Armiereisen zu nah unter der
Oberfläche liegen.
So mussten wir die Eisen freilegen,
Wir können unseren Mitglieder
schon jetzt versprechen; wenn alles
so läuft wie wir uns dies vorstellen,
streichen und wieder anfangen, die
werden wir in einer Stunde das be-
entstandenen Löcher zu verputzen.
obachten können wozu wir früher
Der Vorgarten wurde von allerlei
Gehölz befreit, so dass die Stern-
K100
fünfStunden gebraucht haben.
W
er einmal gesehen hat, wie
warte wieder besser zu sehen ist und
schnell und präzise die K100 ein
wir nächstes J
ahr eine große Wiese
Objekt anfährt, den wird es nicht
vor der Sternwarte haben. Allerdings
wundern, wenn wir in den kom-
steht uns noch eine größere Arbeit
menden Beobachtungsnächten eine
bevor, da die Akazien anfangen uns
große Anzahl von neuen Kleinpla-
wieder nach Osten hin die Sicht ver-
neten entdecken.
sperren.
So kommt eines zum anderen, und
unsere Aktiven müssen ständig neu
planen und umdenken.
Und was kommt jetzt?
In den nächsten Monaten wird
die Fertigstellung der Kuppel und
des Museums weiter voran ge-
Die neue Montierung
Am 29.09. haben wir angefangen,
alles vorzubereiten, um die neue
Montierung (K100) für unseren 45
cm Newton aufdie Säule zu stellen.
Erst einmal wurde die alte Mon-
trieben werden, damit wir im neuen
J
ahr mit dem Umbau der Radioastronomie beginnen können.
Außerdem möchten wir unserem
Vortragsraum ein neues Gesicht
geben - doch über diese Vorhaben
tierung demontiert, um dann später
werden wir in der nächsten Ausgabe
mit einem Autokran aufdie Platt-
ausführlich berichten ...
1
von Ethy Schäfer-Syben
Zwei Jungen und ein Buch
(1936-1946)
1936 kam Martin Geffert in das Frisörgeschäft
kannte an. Franz Meissner stieß dazu und auch andere. Als in den Apriltagen 1957 der Komet
Arend-Roland am Himmel sichtbar wurde,
Sturm in die Lehre. Zwei J
ahre später wurde der
entsannen sie sich des kleinen, selbst zusammen
Sohn des Inhabers, Alfred, ebenfalls als Lehrling
gebauten Teleskops, das in einer Dachkammer die
eingestellt. Die beiden J
ungen, die sich anfreunde-
Kriegsjahre überdauert hatte. Die Keimzelle zum
ten, hatten bald ein gemeinsames Steckenpferd:
„Astronomischen Arbeitskreis Heppenheim“ ent-
Die Sterne und das All. Das ist so seltsam nicht.
stand.
Gerade in jener Zeit waren populär-astronomische
Bücher und auch die ersten Raumfahrterzählungen, etwa von Hans Dominik und Bruno Bürgel
unter J
ungens sehr gefragt. Aber bei den beiden
Es w
ird w
irklich ernst!
(1957- 1968)
J
eden Dienstag Abend kamen nun etwa 15
kleinen Figaros ging das Interesse tiefer als bei den
Sternfreunde zu Beobachtungen und Aussprachen
meisten. Bruno Bürgels „Die Himmel rühmen“
im Sturmschen Laden zusammen. Die Freunde
wurde geradezu ihr Kultbuch, und sie versuchten
bauten sich ein brauchbares Teleskop nach der
sich sogar mit einem aus dem Linsensatz von
Anleitung von Dr. Hans Rohr „Das Fernrohr für
„Kosmos“ selbstgebauten Teleskop in ersten Beob-
J
edermann“. Es hatte 150 mm Durchmesser und
achtungen. Und schon damals entstand ein Traum:
eine Länge von 1300 mm und wurde durch eine
„Wir wollen eine richtige Sternwarte haben“. Ob-
eigens geschaffene Öffnung im Dach des Fach-
wohl noch viele J
ahre vergehen sollten, ehe dieser
werkhauses in der Kleinen Bach 3 geschoben. Die
Traum Realität werden konnte, der Grundstein
beiden Freunde, Alfred Sturm und Martin Geffert,
war in diesen J
ahren gelegt.
bildeten Führung und Kern des Arbeitskreises,
Franz Meissner, der neben einem eigenen Teleskop
Ein neuer Beginn nach demKrieg
(1946− 1957)
Der 2. W
eltkrieg war die große Zäsur. Aber die
2
auch mathematisches und astronomisches Fachwissen mitbrachte, war sozusagen das dritte Bein,
welches dem Heppenheimer Kreis die solide Statik
beiden jungen Männer kamen heil nach Hause,
vermittelte. Aber die Freunde wollten nun doch
und als sie sich wieder trafen, war natürlich das ge-
eine eigene Sternwarte haben. Sie horchten sich
meinsame Interesse an der Astronomie und der
um. Das Provisorium, so gut es auch funktionierte,
Traum von der „richtigen Sternwarte“ wieder akut.
hatten sie endgültig satt. Martin Geffert war im
In ihrer Begeisterung steckten sie Freunde und Be-
Besitz eines Mopeds und daher der mobilste. Er
fuhr unermüdlich an alle Standorte, die in Frage
kamen, z.B. ein Gelände aufder J
uhöhe oder eine
alte Flakstellung in der Nähe der Helenenruhe.
Aufbaujahre(1969− 1976)
Nach und nach wächst die Sternwarte in diesen
Dann ergab ein Kontakt mit Bürgermeister Spiegel
„Gründerjahren“. Vieles, sehr vieles wird in Eigen-
(Hambach) einen brandheißen Tipp: Ein Grund-
arbeit geleistet. Aber der äußere Aufbau, das feste
stück aufdem hinteren Schloßberg am Fuße der
Haus, ist nicht das allein Wichtige. Genau so we-
Starkenburg.
sentlich ist der „innere Aufbau“: Da ist erst einmal
Es war wirklich geeignet, sogar ideal: solider, er-
das Instrumentarium.Von Alfred Sturm wird ein
schütterungsfreier Fels, Abschirmung des städti-
zweiter 15 cm Spiegel geschliffen. Und zweitens
schen Lichtes durch die Kuppe der Starkenburg
wird natürlich so viel wie möglich beobachtet und
und vor allem gut zu erreichen, selbst zu Fuß vom
Stadtkern Heppenheims aus.
Die Verhandlungen zogen sich allerdings noch
hin. Das Grundstück konnte der junge „Astronomische Arbeitskreis“ in Erbpacht haben, aber die
Stadtväter betrachteten es als ein Risiko, an dieser
hervorragenden Stelle den Bau einer Sternwarte
zuzulassen. Bürgermeister Metzendorfhatte jedoch Vertrauen in das Projekt und setzte sich dafür
ein. 1968, nach dreijährigem Hin und Her, zähem
und unermüdlichem Ringen mit dem Magistrat,
begannen die Planierungsarbeiten aufdem
Gelände. Eine visionäre Zeichnung, die Alfred
Sturm damals anfertigte, zeigt die Sternwarte in
verblüffender W
eise genau so, wie sie nach dem ersten Bauabschnitt dann aussah.
3
die Beobachtungsergebnisse ausgewertet, es
von J
ahr zu J
ahr feststellen, dass die Haushaltslage
werden Kolloquien und Seminare gehalten, 1971
gut ist. Die Mitgliedsbeiträge sind moderat, für J
u-
erscheint der erste »SIRIUS«.
gendliche die Hälfte. So stoßen immer mehr junge
Am 11. März 1973 wird die Sternwarte eingeweiht. Im historischen Festsaal von Heppenheim,
dem Kurfürstensaal, findet die Feier statt. Professor
Labs von der Landessternwarte Heidelberg hält
den Festvortrag „Am ateurastronomie und Fachastronomie“.
Zum ersten Mal werden die „Tage der offenen
Menschen dazu. Die „Tage der offenen Tür“
bringen jetzt Rekorde von fast 4000 Besuchern.
1977 kommt die Radio-Astronomie unter Peter
Riese hinzu.
Alfred Sturm ist ein leidenschaftlicher W
anderer,
und so werden auch jährlich große Fahrten und
W
anderungen gemacht. Dabei werden andere
Tür“ veranstaltet, inzwischen auch eine feste Ein-
Sternwarten und Planetarien besucht. Astro-Frei-
richtung.
zeiten für die J
ugendlichen sind sehr beliebt. Die
1974 werden die Gründer der Starkenburg-
wöchentlichen Kolloquien haben häufig an-
Sternwarte für ihr außergewöhnliches Engagement
spruchsvolle astronomische Themen. Sie werden
belohnt. Dr.Dr. Fritz Mühleis aus Mannheim
durch historische, technische, philosophische und
möchte den kostbaren Fundus seiner Privatstern-
archäologische Vorträge erweitert.
warte in guten Händen wissen. Er nimmt Verbindung mit Alfred Sturm auf, und im September
kann der Astronomische Arbeitskreis einen Vertrag abschließen, in dem ihm die wertvollen Instrumente übergeben werden: Das 450 mm
Bilanz
(Die Jahre von 1983 bis heute)
Nachdem in einem „dritten Bauabschnitt“ die
Sternwarte nochmals durch mehrere Räume er-
Newton-Spiegelteleskop, das 300 mm Maksutov-
weitert wird − wieder fast alles in Eigenarbeit − ist
Spiegelteleskop und der 200 mm Alt-Reflektor.
die jetzige Größe erreicht. Ob das die endgültige
Nun mußte eine Kuppel gebaut werden, und ein
ist, wird eine weitere Entwicklung zeigen. Die mo-
größerer Vortragsraum sollte auch entstehen.
derne Technik der Astronomie, CCD-Kameras,
Diesmal gehen die Arbeiten dieses zweiten Bauab-
Computer und anderes hält Einzug aufder Stern-
schnittes zügig voran. 1976 ist auch dieser Schritt
warte, der Nachwuchs zeigt, dass er mit den kom-
erfolgreich beendet.
plizierten Geräten umgehen kann.
Am Anfang stand ein Traum und ein Bausatz-
Sturm
, Geffert undihr Lebenswerk
Der „Astronomische Arbeitskreis“, wie er immer
noch hieß, war ein stabiler Verein, der längst die
Anerkennung in Stadt und Land bekam, die ihm
gebührte. Ungleich anderen Vereinen, die unentwegt Geld kosten und verbrauchen, stand er, dank
des Fleißes und der Redlichkeit seiner Vorsitzenden, gut da. Durch Spenden, Führungen, Kurse
und Vorträge wurde das Fundament für eine solide
Basis auch in finanzieller Hinsicht gelegt. Gebäude
und Instrumentarium stellen zusammen einen respektablen W
ert dar, der von Martin Geffert korrekt verwaltet wird. Alfred Sturm „verdient“ durch
unermüdliche Vortragsarbeit das meiste Geld. Ein
bescheidener Zuschuss der Stadt drückt die Anerkennung des Magistrats aus. So kann der Vorstand
4
Fernrohr, am Ende eine der größten und erfolgreichsten Amateur-Sternwarten Europas.
Sternwarte über eine recht
en/Kerrod • Astronomie I, Die Sonne u. ihre Planeten/
ansehnlich bestückte Biblio-
Gondolatsch • Astronomie II, Fixsterne und Sternsyste-
thek. Leider war diese in
me/Gondolatsch • Astronomische Algorithmen/Meeus •
den letzten 3 J
ahre verwaist, das heißt, es gab
Astronomy/Baker • Astrophotographie/Martinez • Atlas of
keinen Bibliothekar. Seit J
uli haben wir uns der
the Heavens (Atlas Coeli 1950.0)/Becvar • Aufbruch zum
Sternwarten Bibliothek angenommen. Nach nun
Mars/Miles • Aus fernen Welten/ Bürgel • Cambridge Enzy-
mehr als 80 investierten Arbeitsstunden sind die
klopädie der Astronomie/Mitton • Check a Possible Super-
meisten großen Arbeiten erledigt- eine Datenbank
nova/Salmi • Das Echo des Urknalls/Overbye • Das Fern-
wurde erstellt, der Soll- mit dem Ist-Bestand abge-
rohr für Jedermann/Rohr • Das Fischer Lexikon,
glichen, rund 125 bis dato noch nicht registierte
Mathematik I/Behnke • Das Radiouniversum/Hey • Das
Bücher markiert und in die Datenbank integriert.
schwarze Loch/Petit • Das Sonnensystem/Frazier • Das
Eine Bibliotheksordnung wurde erstellt, die die
Sonnensystem/Smoluchowski • Das Weltall/Couper • Der
Benutzung regelt. Als nächstes muß nun noch ei-
gefrorene Stern/Greenstein • Der neue Kosmos/Unsöld •
niges sortiert werden.
Der Traum von der Einheit des Universums/W
einberg • Der
So schön es ist, das Ergebnis der investierten Arbeit zu sehen, so erschreckend ist die Bilanz des
Urknall/Petit • Der Weltraum/Klotz • Die Entdeckung des
Nichts/Genz • Die Erde im All/Glöss • Die Evolution des
Buchbestandabgleichs. Der momentane Ist-Be-
Universums/Hiller • Die Geschichte der Astronomie und
stand weist, verglichen mit dem letzten dokumen-
die Entwicklung des Teleskops .../Learner • Die Kometen im
tierten Bestand (von vor ca. 3 J
ahren), eine Lücke
Spiegel der Zeiten/Griesser • Die Nachtwandler/Koestler •
von 191 Büchern auf. Grob geschätzt bedeutet
Die Physik der Unsterblichkeit/Tipler • Die Sonne − Aus
dies, dass Bücher im W
ert von ca. 6.500 DMfeh-
der Perspektive der Erde/Friedmann • Eine Formel verän-
len. Bei einem Gesamtbestand von 917 Büchern
dert die Welt/Fritzsch • Eine kurze Geschichte der
fehlen somit über 20 %.
Zeit/Hawking • Einführung in die Sonnenbeobach-
Stellt sich natürlich die Frage, wo diese Bücher
tung/Hammerschmidt • Einführung in die visuelle Beobach-
alle sind. Sind sie etwa alle »lost in space«?
tung veränderlicher Sterne/Hübscher • Einsteins Ide-
Unser Ziel ist es, möglichst viele dieser verschol-
en/Hoffmann • Elementare Materie, Vakuum und
lenen Exemplare wieder zu bekommen. Um ent-
Felder/Greiner • Entwicklung eines fasergekoppelten Echel-
sprechende Rückgabeerinnerungen versenden zu
le−Spektrografen/Mandel • Ergebnisse des Perseidenpro-
können, arbeiten wir gerade die Eintragungen der
gramms u. Tätigkeitsber./VSM • Explodierende Son-
letzten J
ahre im Ausleihbuch durch. Ein allge-
nen/Montmerle, Prantzos • Fernrohrmontierungen u. ihre
meiner Bücherrückgabeaufrufund die neue
Schutzbauten/Staus • Galactic and Extra−Galactic Radio
Bibliotheksordnung liegen auch diesem Sirius bei.
Abschließend sei noch zu sagen, dass wir hoffen,
Rotherm
el
mie/Henkel • Astronomie − Planeten, Sterne, Galaxi-
Sonnen
berg & J
ens
Mönch • Astronomical Algorithms/Meeus, J
ean • Astrono-
von Kar
in
Wie die meisten von
Ihnen wissen, verfügt die
Astronomy/Verschuur, Gerrit, Kellermann • Galaxien/Ferris • Geheimnisvolle Sonne/Giovanelli, Ronald •
dass die Bibliothek in Zukunft wieder reger ge-
Geologie aufdem Mond/Guest, Greeley, • Geschichte der
nutzt wird. Die langen Winterabende, welche zum
Astronomie/Becker • Goldmanns Atlas der Planeten/Cal-
Lesen einladen, nahen auch schon wieder.
latay • Grundlagen der Ephemeridenrechnung/Montenbruck • Halleys Komet/Harpur • Handbuch für Stern-
Bücher die fehlen!
freunde/Roth, Günter • ...
100 Milliarden Sonnen/Kippenhahn • 30 Jahre im Zeichen
der Sterne (1947−1977)/VSM • Astrofotografie als Hobby,
Dies ist ein Auszug aus der langen Liste
eine Anleitung für Amateure/ Knapp • Astrofotografie für
der Bücher, die uns fehlen! Vielleicht
Jedermann/Texereau • Astrologie − das falsche Zeugnis vom
findet sich ja das ein oder andere
Kosmos/Wiechoczek • Astrometrische Bauelemente/
wieder ein.
5
von Dr. Hans Zekl
Ein im November 2000 entdeckter
Komet nähert sich dem inneren Sonnensystem und könnte im November 2001
für das bloße Auge sichtbar werden.
Als der Komet am 16. November 2000
durch das Lincoln Laboratory NearEarth Asteroid Research Project — kurz
LINEAR — entdeckt wurde, hielt man
ihn für einen Planetoiden, einen jener
kleineren Körper im Planetensystem, die
sich vorwiegend aufBahnen zwischen
den Planeten Mars und J
upiter um die
Sonne bewegen. Einige können allerdings der Erde
Bahn des Kometen C/2000 WM1 (LINEAR) vom 25.11. −
sehr nahe kommen, sogenannte NEOs — Near
17.12.2001. Die Grafik zeigt den Himmelsanblick am 5.
Earth Objects. Speziell um diese Gruppe kümmert
Dezember 2001 um 21:20.
sich auch eine engagierte Beobachtergruppe an
der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim. Viele
Schlagwort Schmutziger Schneeball zusam-
dieser Kleinstplaneten sind so schwach, dass sie
men. Der eigentliche Kometenkern ist ein lockeres
nur während ihres nahen Vorbeiflugs an der Erde
Gebilde aus Staub und verschiedenen gefrorenen
zu sehen sind.
Gasen. Die hauptsächlichsten Bestandteile sind
Schließlich wurde der vermutliche Planetoid als
Komet enttarnt und bekam die offizielle Bezeich-
Der Durchmesser des Kerns von C/2000 WM1
nung C/2000 WM1. Ein weiterer - inoffizieller -
wird aufetwa 3 km geschätzt. Dagegen besitzt der
Name lautet Komet LINEAR, wobei er aber nicht
helle Komet Hale-Bopp, der im Frühjahr 1997 für
mit dem gleichnamigen Komet vom Spätsommer
mehrere W
ochen strahlend hell seine Bahn über
2000 verwechselt werden sollte. Dieser hatte sich
den Himmel zog, einen Durchmesser von etwa 40
beim Vorbeiflug an der Sonne vor den Augen der
km. J
e mehr ein Komet sich der Sonne nähert, um
Astronomen buchstäblich in Staub auf
gelöst.
so wärmer wird seine Oberfläche. Die gefrorenen
Kometen sind nicht sehr zuverlässig. Ihr zukünftiges Verhalten kann deshalb nicht exakt berechnet
6
Kohlendioxid, Ammoniak, Methan und W
asser.
Gase fangen dann an, direkt zu verdampfen.
W
egen des Vakuums im W
eltraum bilden sich
werden. Dennoch deutet doch einiges daraufhin,
keine Flüssigkeiten. Die Kometenoberfläche ver-
dass 2000 WM1 mit dem bloßen Auge zu sehen
dampft dabei aber nicht gleichmäßig. Vielmehr
sein wird.
gibt es nur einige sehr aktive Stellen, aus denen
Wie hell wird er werden?
Gas mit hoher Geschwindigkeit — einige 100
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, insbe-
m/Sek - wie ein Dampfstrahl weggeblasen wird.
sondere für neue Kometen, die zum ersten Mal be-
Dabei werden Staubkörner mitgerissen. J
e näher
obachtet werden. Den Aufbau und die Zusammen-
ein Komet sich der Sonne nähert, um so heftiger
setzung eines Kometen faßt man unter dem
dampft er.
Um den eigentlichen Kern bildet sich schließlich
eine Gas- und Staubwolke aus, die Koma. Ihre Eigenschaften — Größe, Dichte sowie Abstand zur
Sonne und zur Erde - bestimmen die Helligkeit
des Kometen. Der ständig von der Sonne ausgehende Teilchenstrom, der Sonnenwind, reißt dann
die Gase und den Staub mit sich, und die beiden
Kometenschweife entstehen. Der gelbliche Staubschweifzeigt dabei eine gekrümmte Form, weil die
relativ schweren Staubkörnchen länger in der
Nähe der Kometenbahn verbleiben. Dagegen ist
der bläuliche Gasschweifmeist gerade. Aber beide
Schweife zeigen immer von der Sonne weg.
C/2000 WM1 erreicht seinen geringsten Ab-
Bahn des Kometen C/2000 WM1 (LINEAR) durch das innere Sonnensystem. Die Bahn des Kometen
steht etwa 72 Grad geneigt zur Erdbahn. Der Komet kommt im Bild von links oben. Ab dem 29.
stand zur Sonne am 22. J
anuar 2002. Er ist dann 83
November wandert er unterhalb der Erdbahn um die Sonne und ist deshalb für einige Wochen nur von
Millionen Kilometer von ihr entfernt. Den
südlichen Breiten aus zu beobachten.
kleinsten Abstand zur Erde erreicht er aber schon
am 3. Dezember 2001, wenn er in einem Abstand
Die beste Beobachtungszeit für Beobachter in
von 47 Millionen km an ihr vorbei zieht. Die
mittleren nördlichen Breiten ergibt sich einige W
o-
größte Helligkeit dürfte er nach einer Schätzung
chen vor der maximalen Helligkeit - Ende No-
des Astronomen Brian Marsden vom Kleinplane-
vember bis Mitte Dezember 2001, während des
tenzentrum (MPC) der Internationalen Astrono-
geringsten Abstands zur Erde. In diesem Zeitraum
mischen Union (IAU) bei etwa 4. Größe Mitte J
a-
wird der Komet LINEAR vermutlich etwa 5.
nuar 2002 erreichen. Damit wird er deutlich
Größe hell sein und wandert durch die Sternbilder
schwächer als Hale-Bopp bleiben, der die Hellig-
Widder, Fische, W
alfisch und Bildhauer. Danach
keit der hellsten Sterne erreichte. Astronomen
bewegt er sich so weit nach Süden, dass er von
teilen die Helligkeit der Himmelsobjekte nach
Mitteleuropa nicht mehr zu sehen sein wird. Da-
einer besonderen Skala ein. Die schwächsten
gegen steht er für Beobachter aufder südlichen
Sterne, die man an einem wirklich dunklen
Erdhälfte immer höher am Himmel. Allerdings
Himmel mit bloßem Auge sehen kann, sind 6.
kann der Komet bis zu seinem Verschwinden in
Größe. Der hellste Stern - Sirius im Großen Hund
den Abendstunden während seiner Höchststellung
— strahlt mit —1.4. Auch der Astronom Mark
im Süden beobachtet werden. W
enn er Anfang
Kidger vom Observatorium aufTeneriffa schätzt
2002 wieder auftaucht, ist er dann nur noch im
eine maximale Helligkeit zwischen 3. — 5. Größe.
Fernglas zu sehen.
Genauere Vorhersagen lassen sich erst dann ma-
Auch wenn C/2000 WM1 kein so spektakuläres
chen, wenn der Komet wieder zu beobachten ist.
Ereignis wie der große Komet Hale-Bopp wird, ist
Aber selbst unter pessimistischen Annahmen
er der hellste Komet seit J
ahren. Er wird auch von
dürfte 2000 WM1 zumindest ein hübsches Feldste-
ungeübten Beobachtern zu sehen sein, sofern sie
cherobjekt werden.
sich an einem dunklen, von störenden Lichteinflüssen freien Ort befinden.
7
Foto: Erwin Schwab - Komet Hyakutake als Negativ-Bild
von Stefan Kraus - Starkenburg-Sternwarte
Die Vorstellung des Chaos
das Verhalten bestimmter, nicht-linearer, ma-
In den 70er J
ahren begann ein Meteorologe
thematischer
Gleichungen
ausgearbeitet.
ernsthaft an seinem Verstand zu zweifeln. Dass die
Etwas W
esentliches in der Chaostheorie ist die
W
ettervorhersage damals wie heute nicht viel mit
Suche nach Orten der Stabilität in bestimmten
der Realität zu tun hatte, war wohl auch schon da-
Systemen. Hinter diesen Gebieten verbergen sich
mals jedem bekannt, aber was Edward Lorentz
dann meist höchst komplexe Strukturen, die be-
zum Stutzen brachte, war folgendes: Er versuchte,
sonders „anziehend“ (attraktiv) auf einen Körper
mit Computern Luftströmungen zu simulieren,
innerhalb des Systems wirken. Eine der bemer-
und obwohl er zweimal scheinbar genau die-
kenswertesten Eigenschaften dieser Gebiete ist ihre
selben W
erte und Annahmen in sein Compu-
Selbstähnlichkeit, was bedeutet, dass unter beliebig
terprogramm hineinsteckte, ergaben sich plötzlich
starken Vergrößerungen immer wieder dieselben
völlig andere Resultate. Einmal zirkulierte die Luft-
Muster und Strukturen auftauchen!
strömung links, das andere Mal rechts herum.
Aber tritt Chaos auch in der Astronomie auf?
Unser naturwissenschaftliches W
eltbild, die Vorhersagbarkeit allen Geschehens, basiert letztlich
darauf, dass wir in die physikalischen Gleichungen,
welche die W
elt beschreiben,
W
erte „hinein-
W
as der Flügelschlag des Schmetterlings den
Meteorologen, kann den Astronomen nur die
stecken“, um eindeutig zu erfahren, „was in der Zu-
Schwerkraft sein - sie ist die einzige treibende
kunft passieren wird?“. Für Zweideutigkeiten in den
Kraft im Kosmos und gehorcht trotzdem Newtons
Vorhersagen gibt es in solch einem deterministi-
verblüffend einfachem Gravitationsgesetz. Um
schen W
eltbild keinen Platz. Also begann Lo-
die anziehende Kraft zwischen zwei Körpern zu
rentz zu recherchieren, was wohl passiert war.
bestimmen, sagt uns Newtons Gesetz: Nimm ein-
Alles schien gleich - allein beim zweiten Durchlauf
fach die Massen der beiden Körper, multipliziere
hatte der Computer die Startwerte nach der sech-
sie, teile durch das Entfernungsquadrat und nehme
sten Nachkommastelle abgeschnitten! Eine win-
noch mit einer Konstanten mal. Ein einfacheres
zige Änderung, die nach dem damaligen Ver-
Gesetz kann man sich kaum vorstellen. Damit wäre
ständnis
gravierende
es nun z. B. ein Leichtes, die Bewegung eines
Auswirkungen im Resultat hätte verantwortlich
niemals
für
solch
Kleinplaneten um die Sonne beliebig weit in die
sein dürfen, und doch war es der erste Fall, in dem
Zukunft vorherzusagen. Aber sobald ein dritter
einem Wissenschaftler jenes auffiel, was wir heute
Körper hinzukommt, etwa der J
upiter, wird die
als
bezeichnen.
Sache viel verzwickter. Unser Gesetz gilt nur für
Sehr viele physikalische Gleichungen tragen diese
zwei Körper. Wie wenden wir es auf drei Körper
Eigenschaft in sich. Ihr Verhalten wird bei winzig
an? Dieses Problem ist nicht mehr exakt lösbar.
„Deterministisches
Chaos“
kleinen Änderungen in den Voraussetzungen chaotisch, also nicht mehr vorhersagbar. Zur Veranschaulichung wird meist der sog. Schmetterlingseffekt herangezogen: Bereits der Flügelschlag eines
Schmetterlings soll das zukünftige W
eltwetter
derart gravierend beeinflussen können, dass es unvorhersagbar wird.
Die Meteorologen hatten eine echte „Entschuldigung“ für ihre schlechten Vorhersagen gefunden,
und in der Chaosforschung wurden Lorentz Beobachtungen zu einer übergreifenden Theorie über
8
Das Dreikörperproblem
Diagramm 1: Die Häufigkeit, mit der
Kleinplaneten eines bestimmten Frequenzverhältnisses auftreten.
Die einzelnen Körper stören sich wechsel-
das Objekt ein J
ahr für einen Umlaufum die Sonne,
seitig. Vor allem Jupiter als das Schwergewicht des
beträgt seine Frequenz 2p / 1 J
ahr. Bei einer
Sonnensystems zupft beständig an den Kleinpla-
Halbierung der Umlaufzeit aufein halbes Jahr
neten und versucht, deren Bahnen zu stören. Ge-
hingegen, verdoppelt sich die Frequenzauf2p
rade an diesem ständigen „Zupfen“ setzt die
/ 0.5 J
ahre = 4p
/J
ahr - was einfach bedeutet,
Chaostheorie an.
dass dieser Planet oder Kleinplanet doppelt so
schnell die Sonne umrundet.
Das KAM
-Theorem
- ein mathematischer Koloss
Die Aussage des KAM-Theorems ist nun, dass
Im J
ahr 1954 präsentierte ein russischer Mathe-
nur jene Tori (also auch Kleinplanetenbahnen)
matiker, Andrey Kolmogorov, seinen Kollegen
stabil sein sollen, deren Frequenz in einem hin-
ein
Theorem,
dessen
wahre
Bedeutung
erst
reichend
irrationalen
Frequenzverhältnis
zwanzig J
ahre später im Rahmen der Chaostheorie
steht. Die irrationalen Zahlen sind jene, die sich
erkannt wurde. Das Theorem war von den fachli-
nicht als Bruch darstellen lassen, also beispiels-
chen Anforderungen her selbst für seine Mathema-
weise die Wurzeln. Im Gegensatz hierzu gibt es die
tikerkollegen ein schwer verdaubarer Brocken, und
rationalen Zahlen - das sind die uns gut vertrauten
ein stichfester Beweis lies noch 13 J
ahre auf sich
Brüche, wie 1/2, 1/3, 1/4 usw. Solche Bahnen mit
warten und bedurfte noch den Arbeiten Arnold
rationalem Verhältnis sollen also auf lange Sicht
und Moser's. Heute ist die gemeinsame Arbeit der
nicht stabil sein.
drei
Wissenschaftler
unter
dem
Namen
KAM-Theorem bekannt. Ganz allgemein sagt
Die Frequenz der Störquelle ist einfach die Um-
das Theorem etwas über die Stabilität eines „Torus
lauffrequenz
J
upiters
und
das
im Phasenraum“ aus, wenn dieser Torus eines kon-
hältnis die J
upiterfrequenz geteilt durch die
servativen Systems gestört wird.
Frequenz des Kleinplaneten.
Frequenzver-
Bei den Tori handelt es sich um eine gedankliche
Wir haben also eine ganz simple Aussage, die
Konstruktion der theoretischen Physik, und man
man leicht überprüfen kann: Es sollte praktisch
wurde sich aufgrund der mathematischen Komple-
keine Kleinplaneten geben, deren Umlauffrequenz
xität erst relativ spät bewusst, dass sich das
in einem Verhältnis von 1/2, 1/3, 1/4, ... zur J
upi-
Theorem etwa auch mit Kleinplaneten in Verbin-
terfrequenz steht. Zur Überprüfung rechnet man
dung bringen lässt, deren Bahnen vom J
upiter ge-
einfach dieses Verhältnis aus und trägt in einem Hi-
stört werden.
stogramm auf, wie viele Kleinplaneten welches
J
eder Planet oder Kleinplanet umkreist mit einer
bestimmten Frequenz die Sonne. Bei dieser Fre-
Frequenzverhältnis aufweisen.
Bislang wurden von dem bekannten Minor
quenz handelt es sich um nichts anderes als um den
Planet Center in den USA mehr als 110 000
Faktor 2p geteilt durch die Umlaufzeit. Benötigt
Kleinplaneten registriert, wobei jedoch nur bei we-
9
niger als einem Viertel der Objekte
der Entfernung ab, und somit ist die Störung der
die Bahnparameter für eine Num-
Kleinplanetenbahn hier am größten. Beim betrach-
merierung sicher genug bekannt
teten 1/2-Verhältnis stehen sich J
upiter und Klein-
sind. Für diese nummerierten Ob-
planet nach genau einem J
upiterjahr wieder an der
jekte ist in Diag
ramm 1 die Häu-
gleichen Stelle gegenüber, und die Störung kann in
figkeitsverteilung der Frequenz-
genau der gleichen Richtung und Stärke
verhältnisse aufgezeichnet. Hierzu
wirken wie das J
upiterjahr zuvor. Durch den
bedient man
glatten Bruch können sich winzige Störungen
sich einfach des
dritten Keplerschen Gesetzes, um
im Laufe der Zeit aufaddieren, und die Bahn
Abb.1: Bei dem hypothetischen
aus der Großen Halbachse die Umlaufzeit und
des Planeten verändert sich durch diese Resonanz
Kleinplanet mit einem rationalen Fre-
somit auch die Frequenz zu errechnen. Es ist offen-
solange, bis ein „krummes“ Frequenzverhältnis er-
quenzverhältnis von 1/2 erreichen Ju-
sichtlich, dass die Kleinplaneten einige Frequenzen
reicht ist.
piter und Kleinplanet ihren kleinsten
meiden: Bei runden Brüchen wie 1/2, 1/3, 1/4, 2/5
Abstand immer an derselben Stelle im
treten deutliche Lücken (Kirkwood-Lücken)
Das denkbar „krummste“ Verhältnis ist das einer
Raum.
auf! Genau dies ist die Vorhersage des KAM-Theo-
irrationalen Zahl. Irrationale Zahlen lassen sich
rems!
zwar nicht als Bruch darstellen, man kann sie jedoch durch Brüche beliebig genau annähern. So ist
Doch hier die Ausnahme von der Regel: Bei
1/1, dem rationalsten aller Brüche, tummelt sich
beispielsweise der Bruch 1/1,4142 = 10000/14142
eine Näherung für die irrationale Zahl 1/ 2 .
Abb. 2: Bei einem irrationalem Fre-
eine ganze Gruppe von Kleinplaneten! Ein Wider-
Bei einem irrationalen Verhältnis ist es mit der
quenzverhältnis verteilt sich die
spruch? Das gilt es mit folgenden Überlegungen zu
einfachen Regelmäßigkeit und Periodizität des
Störung Jupiters gleichmäßig über die
untersuchen.
obigen Falles vorbei. Während eines J
upiterumlaufs
schafft der Kleinplanet hier nur noch 1,4142 Um-
Bahn des Kleinplaneten. Dies zeigt
schon die unregelmäßige Verteilung
der Stellen, an denen beide Körper
ihren kleinsten Abstand voneinander
Resonanz- Ein anschaulicher Erklärungsansatz
läufe und steht somit nach einem J
upiterjahr an
einer völlig anderen Position als zu Beginn. Die mi-
Man kann sich auch noch anders klarmachen,
nimalen Abstände (auch Oppositionen genannt),
erreichen. In der Abbildung werden
was hier passiert ist. Betrachten wir zuerst den Fall,
bei denen die Störung am stärksten wird, finden
die ersten fünfOppositionen Jupiters
dass die Umlauffrequenz des Kleinplaneten in dem
nicht mehr nur an ein paar festen Stellen der Bahn,
mit einem 10000/14142-Kleinpla-
eindeutig rationalen V
erhältnis von 1/2 zur
sondern gleichmäßig über die ganze Bahn verteilt
neten gezeigt.
J
upiterfrequenz steht (A
bb.1).
statt.
Das bedeutet, der Kleinplanet vollführt während
Die obige Situation, bei der sich J
upiter und
einem J
upiterumlauf genau zwei
Kleinplanet an genau derselben Stelle ihrer Bahn
Umläufe. Nehmen wir an, J
upiter
treffen, wird sich nur noch alle 10000 J
upiterjahre
und Kleinplanet haben zu Beginn
oder 14142 Kleinplanetenjahre wiederholen! In
unserer Betrachtung gerade ihren
A
bb. 2 sind beispielsweise die fünfersten Opposi-
minimalen
tionen J
upiters mit dem beschriebenen Kleinplanet
Abstand.
Dann
wird
sich der Kleinplanet nach jedem
eingezeichnet.
weiteren „J
upiterjahr“ wieder genau
Ergo: Hierdurch heben sich die Störungen
an derselben Stelle in minimalem
häufig auch gegenseitig auf, und die Bahn ist
Abstand befinden. Die Momente,
im Schnitt kaum gestört!
an denen J
upiter und Kleinplanet in
10
ihrer kleinsten Entfernung vonein-
Nun verstehen wir auch unsere Ausnahme von
ander stehen, sind natürlich beson-
der Regel: Wir hatten festgestellt, dass sich - dem
ders interessant: Wie erwähnt fällt
KAM-Theorem scheinbar zum Trotz - jede Menge
die Kraftwirkung quadratisch mit
Kleinplaneten an der 1/1-Resonanz befinden. Das
Abb. 3: Die Jupiter-Trojaner stehen in
einer 1/1-Resonanz, d. h. sie haben
ziemlich genau dieselbe Umlaufzeit
wie Jupiter und unterliegen daher
auch nicht dessen gravitativen Störungen. Die Grafik zeigt die beiden
„Trojaner-W
olken“ vom Kleinplaneten
2000 HR 24 aus gesehen und wurde
bedeutet anschaulich, dass die Kleinplaneten dieser
neben der von der Erde aus gut sichtbaren Cas-
„Gruppe“ die gleiche Umlauffrequenz wie J
upiter
sini- und Encke-T
eilung noch tausende wei-
besitzen! Sie umrunden die Sonne etwa mit der
tere, schwächere T
eilungen, die den Ring in
gleichen Geschwindigkeit wie J
upiter und halten
dunkle Zonen mit geringer Teilchendichte und
daher im Schnitt einen festen Abstand zu dem Pla-
helle Zonen mit hoher Teilchendichte unterteilen.
neten ein. Während alle anderen Kleinplaneten zu
Diese Unterbrechungen der Ringstruktur sind
„rasanten Überholmanövern“ ansetzen, tummeln
scharf begrenzt und treten in scheinbar unregel-
sich die sogenannten J
upiter-Trojaner in zwei
mäßigen Abständen auf. Insgesamt wird die Zahl
stabilen, wolkenförmigen Gebieten auf J
upiters
der Ringe aufweit über 100 000 geschätzt!
mit SkyObserver erstellt.
Umlaufbahn (A
bb. 3). Wegen dieses „Sicherheitsabstands“ sind die Trojaner-Bahnen praktisch nicht
gestört.
Der Saturnring mit seinen Abermilliarden
an
Staubteilchen
und
Stein-
Es gibt zwei weitere, in ihrer Mitgliederzahl
brocken wird von den Monden des
etwas „exklusivere“ Gruppen, die trotz ihrer ein-
Saturns gestört. Bislang sind bereits 18
deutig
stabile
solcher Monde entdeckt worden. Die
Bahnen hervorbringen. Die erste ist auch im Dia-
rationalen
Frequenzverhältnisse
Monde haben ebenso wie die einzelnen
g
ramm 1 zu erkennen und heißt Hilda-Gruppe
Partikel des Saturnrings eine bestimmte
(2/3). Eine besondere Eigenschaft ist, dass alle
Umlauffrequenz, die sich wieder an-
Mitglieder dieser Gruppe in der Ebene der Ekliptik
hand des Dritten Keplerschen Gesetzes
ein Dreieck bilden, das stets dem J
upiterumlauf
aus dem Bahnradius errechnen lässt.
folgt (siehe A
bb. 4)! Bei der anderen handelt es sich
Mit der Erfahrung, die wir bei den
um die Thule-Gruppe (3/4). Die Gründe für das
Kleinplaneten
außergewöhnliche
beiden
würden wir nun annehmen, dass jene
Verhalten
dieser
gewonnen
haben,
Gruppen sind etwas komplexer, werden jedoch seit
Bahnen aufdem Ring, die in einem ra-
den Arbeiten einer Forschungsgruppe um Milani
tionalen Frequenzverhältnis (1/2, 1/3, ...) zu
(1985) ebenfalls verstanden.
einem der Monde stehen, nicht stabil sein sollten.
Also müssten eben dies die Stellen sein, an denen
Abb. 4: Kleinplaneten der sog.
eine Verdünnung und damit eine T
eilung des
„Hilda-Gruppe“ schaffen genau drei
Alle bisherigen Überlegungen helfen, auch viele
Rings zu beobachten sein wird. Die Partikel, die
Umläufe, während Jupiter zwei Um-
andere Phänomene im Sonnensystem zu beschrei-
sich hingegen auf Bahnen mit stark gebro-
läufe vollführt. Trotzdem sind diese
ben. So gelten etwa für Ringsysteme genau die-
chenem oder gar irrationalem Verhältnis be-
Bahnen stabil. Die Grafik wurde er-
selben Regeln und Gesetze! Die wunderschöne
finden, werden von den Monden nicht so stark ge-
stellt mit SkyObserver.
Struktur der Saturnringe lässt sich nur mit
stört werden.
Die Saturnringe
Hilfe des KAM-Theorems oder unserem „anschaulichen“ Erklärungsansatz deuten!
In den 70er
Auf
grund der großen Anzahl der bekannten Sa-
J
ahren lieferten die V
oyager-Raumsonden uns
turnmonde lässt sich jedoch erahnen, dass die
erstmals ein detailliertes Bild von der überwälti-
ganze Situation deutlich komplizierter als bei den
gend filigranen Struktur der Ringe. So gibt es
Kleinplaneten ist. Trotzdem wird man schon mit
11
T
abelle 1: Auch innerhalb des Saturnsystems bewahrt das
KAM-Theorem seine Gültigkeit. In
den Zeilen sind die markantesten
Ringteilungen und deren Abstand
vom Saturnmittelpunkt in Saturnradien ersichtlich. Für jede Teilung
wurde das Frequenzverhältnis zu den
zehn innersten Saturnmonden ausgerechnet.
einer ganz simplen Rechnung fündig. T
abelle 1
zeigt die entsprechenden Frequenzverhältnisse für
nalem
die zehn innersten Saturnmonde. Die weiter außen
solche mit irrationalem Verhältnis stabil. Der
liegenden Monde tragen aufgrund ihrer großen
Frequenzverhältnis
sind
instabil,
Mathematiker wird sagen: „Die rationalen und irra-
Entfernung nicht mehr so stark zur Feinstruktur
tionalen Zahlen liegen doch unendlich dicht bei-
des Ringsystems bei.
einander!“ Auch diese Komplexität lässt sich im
Als erstes fällt eine 1/1-Resonanz bei
ins
Ring des Saturns erahnen. Tausend und Abertau-
Auge. Es handelt sich um einen Begleitmond,
send Ringe, deren Selbstähnlichkeit und wahr-
dessen Bahn gerade entlang der äußeren Kante des
lich chaotische Ineinanderschachtelung durchweg
A-Rings
den Gesetzmäßigkeiten des KAM-Theorems der
führt.
Als
6/7-Frequenz von
nächstes
kann man eine
und
be-
merken, die für die Entstehung der Encke-T
ei-
lung verantwortlich ist (zugegeben: Es gehört
etwas Phantasie hinzu). Der
Mond
hat eine Fre-
quenz, die doppelt so groß
wie die der inneren Kante
der
Cassini-T
eilung ist.
Bei den Monden
und
man
gerät
vielleicht zuerst ins
Stocken. Ein Druckfehler?
Alle
drei
weisen
die-
selbe Frequenz auf! Auf
der
Suche
nach
stabilen
Bahnen sind die Leichtgewichte Telesto und Calypso
aufdie Frequenz von Tethys
ausgewichen. Hier befinden
sie sich auf stabilen Bahnen
und Tethys hat seine eigenen Trojaner!
W
enn man sich den Ring
en detail ansieht, kann man
erahnen, was die mathematische
Formulierung
KAM-Theorem's
12
aussagt. Rekapitulieren wir: Bahnen mit ratio-
des
wirklich
Chaosforschung folgt!
13
für J
anuar bis Mai 2002
Di, 8. Januar 2002
Die Mitarbeiter der Starkenburg-Sternwarte
Di, 30. April 2002
Feiern Sie mit uns unter dem Sternenhimmel in den Mai!
Astronomie aktuell
Sternwarten-Grillabend
Ein Abend für Kurzbeiträge, Diskussionen und die
(jeder bringt mit, was er verzehren möchte)
Beantwortung von Fragen
Di, 7. Mai 2002
Di, 15. Januar 2002
Di, 22. Januar 2002
Di, 29. Januar 2002
Di, 5. Februar 2002
Die Mitarbeiter der Starkenburg-Sternwarte
Markus Landgraf, ESOC Darmstadt
Astronomie aktuell
Erforschung unserer Galaktischen Nachbarschaft
Ein Abend für Kurzbeiträge, Diskussionen und die
Interstellarer Staub und Gas
Beantwortung von Fragen
Peter Wright, Starkenburg-Sternwarte
Di, 14. Mai 2002
Yasmin A. W
alter, Volkssternwarte Darmstadt
Der Himmel über dem Gornergrat
Ein BOOMERANG kehrt zurück
Beobachten bis ein Terahertz
Neues vom Urknall und der heißen Phase danach
Lothar Kurtze, Starkenburg-Sternwarte
Di, 21. Mai 2002
Matthias Busch, Starkenburg-Sternwarte
Die Sonnenfinsternis 2001 in Madagaskar
Entfernungsmessung im W
eltall
Sonne - Lemuren - Chamäleons und mehr
Am Beispiel eines Experiments mit dem Stern »Ross 248«
Die Mitarbeiter der Starkenburg-Sternwarte
Di, 28. Mai 2002
Paul Böhme, Starkenburg-Sternwarte
Astronomie aktuell
Mechanische Schwingungen im Resonanzfall
Ein Abend für Kurzbeiträge, Diskussionen und die
Experimentalvortrag
Beantwortung von Fragen
Beginn immer um 20 Uhr im Vortragsraum der Starkenburg-Sternwarte.
Di, 19. Februar 2002
Yasmin A. W
alter, Volkssternwarte Darmstadt
Änderungen in der Vortragsfolge sind möglich.
Die Milchstraße als Kannibale
Hat unsere Galaxie schon andere Sternsysteme verschluckt?
Di, 26. Februar 2002
Stefan Kraus, Starkenburg-Sternwarte
Chaos im Sonnensystem
W
as die Kleinplaneten und Saturnringe mit der Chaostheorie
zu tun haben.
Di, 5. März 2002
Die Mitarbeiter der Starkenburg-Sternwarte
Astronomie aktuell
Ein Abend für Kurzbeiträge, Diskussionen und die
Beantwortung von Fragen
Di, 12. März 2002
Rainer Kresken, Starkenburg-Sternwarte
Astronomie im Südwesten der USA
Eine Reise zu den grossen Observatorien in Kalifornien und
Arizona
Di, 19. März 2002
Dr. Hans Zekl, Starkenburg-Sternwarte
Geister aus der Sonne
Das solare Neutrinoproblem und seine Lösung
Di, 26. März 2002
Prof. Dr. Helmut Schnitzspan, Fachhochschule Mannheim
Pi
Alles über Pi? - fast alles
Di, 2. April 2002
Die Mitarbeiter der Starkenburg-Sternwarte
Astronomie aktuell
Ein Abend für Kurzbeiträge, Diskussionen und die
Beantwortung von Fragen
Di, 9. April 2002
Rainer Kresken, Starkenburg-Sternwarte
INTEGRAL
Das europäische Gammastrahlen T
eleskop
das Observatorium für die energiereichsten Vorgänge im
Universum
Di, 16. April 2002
Peter Riese, Starkenburg-Sternwarte
Blick durch ein unsichtbares
Fenster ins W
eltall − Radioastronomie
Beobachtungsmöglichkeiten mit unserer neuen Anlage
Di, 23. April 2002
Matthias Busch, Starkenburg-Sternwarte
Asteroidenjagd am Großteleskop
Calar Alto - Südspanien
Bericht über den Beobachtungsaufenthalt
vom 8. - 13. April 2002
14
Vorschau aufdie nächste Ausgabe:
- Calar Alto - Teil 2
- Digitale Bildbearbeitung
- Ein neuer Vortragsraum?
- ...
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