Vorlesung Physik II FH Pforzheim, SG ET / IT Prof. Dr. Karlheinz Blankenbach Inhalte: Kapitel Unterteilung Beispiel Wärmelehre Wärme Mischung Wärmedurchgang Kühlkörper Thermodynamik Einführung Temperatur Wellenlehre Wellen Temperatur Optik Linsen Lupe Beugung Spalt Die Vorlesung befindet sich im Internet (Homepage Blankenbach, www.fh-pforzheim.de) Um jedem etwas bieten zu können, findet man bestimmt einige Druckfehler. Ferner ist's wie im richtigen Leben - ohne Gewähr Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 1 Empfohlene Physikbücher Bohrmann et al.: Physik für Ingenieure, Verlag Harri Deutsch Hering et al: Physik für Ingenieure, VDI Verlag Kuypers: Physik für Ingenieure, VCH Lindner: Physik für Ingenieure, Fachbuchverlag Leipzig-Köln Stroppe: Physik für Studenten der Naturwissenschaften, Hanser Verlag Schulz et al.: Experimentalphysik für Ingenieure, Vieweg Formel- und Tabellensammlung Kuchling: Taschenbuch der Physik, Verlag Harri Deutsch Stöcker: Taschenbuch der Physik, Verlag Harri Deutsch ergänzend: Vogel: Vorkurs Physik, Springer (leider keine Neuauflage - Bibliothek) (Dies stellt nur eine Auswahl dar) Übungsaufgaben sind im Internet unter ‚Klausuren’ zu finden. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 2 1. Wärmelehre (Thermodynamics) Das menschliches Temperaturempfinden ‚warm – kalt‘ ist im Vergleich zum Sehen nur ungenau → physikalische Beschreibung der Temperatur notwendig 1.1 Temperatur (Temperature) Temperatur ist eine der 7 Basisgrößen Vergleich Kelvin - °C [T] = K K absoluter Nullpunkt °C 0 -273 77 -196 Schmelzpunkt H2O 273 0 Siedepunkt H2O 373 100 Siedpunkt N2 Schmelzpunkt Eisen Sonne innen Sonne außen 1.800 K 107 K 3 6 * 10 K (siehe Kap. Wärmestrahlung) Temperaturangaben in technischen Spezifikationen (Specification) • Betriebstemperatur (Operating Temperature) Temperaturbereich, bei dem das Gerät ohne Schaden zu nehmen betrieben werden kann • Lagertemperatur (Storage Temperature) Temperaturbereich, bei dem das Gerät ohne Schaden zu nehmen gelagert werden kann, es ist hierbei nicht eingeschaltet und muß vor dem Einschalten in den Betriebstemperaturbereich gebracht werden. Unter Temperatur versteht man hier typischerweise die Temperatur der Umgebungsluft, die Temperatur im Inneren liegt höher. Beispiel aus der PC-Welt : Betrieb +10°C ... +35°C , Lagerung -40°C ... +65°C Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 3 Typische Betriebstemperaturen : Bezeichnung Bereich /°C Commercial +5 ... + 50 Industrial (indoor) 0 ... +70 Industrial (outdoor) 25 ... +75 Automotive -35 ... +85 Military -55 ... + 125 Messung durch temperaturabhängige Zustandsgrößen: Zustandsgröße Anwendung (Beispiel) Volumen Flüssigkeits-, Gasthermometer Längenaus- Bimetall-Thermostat dehnung (Kaffeemaschine) ungleiche Thermoelement Metalle (Verfahrenstechnik) Widerstand Pt100 – Meßtechnik (Industrie) 'Farbe' des Pyrometer (rotglühender Stahl), emittierten siehe Diagramm Ausführung (Beispiel) Lichtes physikalisch – Temperaturstreifen chemisch - Flüssigkristalle reversibel - chemisch irreversibel (max. Temperatur) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 4 1.2 Kalorimetrie (Calorimetry) Wärmemenge (Heat Quantity) Q = c m ∆T [Q] = J ('Energie') mit (WL - 1) C m : Masse, [m] = kg c : spezifische Wärmekapazität [c] = J / kg K , Werte s.u. C : Wärmekapazität eines bestimmten Körpers (= c m) ∆T : Temperaturdifferenz, [T] = K Anmerkungen - eigentlich müßte die Formel ∆Q lauten - Q nicht proportional ∆T falls Phasenübergänge ! Energieformen können ineinander umgewandelt werden. Ausnahme: selbstständiges Abkühlen unter die Umgebungstemperatur Bsp: Stein kühlt sich ab und hüpft mit der gewonnenen Energie hoch (2. Hauptsatz Thermodynamik) Mischungstemperatur Bringt man verschiedene Stoffe mit unterschiedlicher Temperatur, spez. Wärmemenge etc. miteinander in Kontakt, so stellt sich die sogenannte Mischungstemperatur aufgrund der Energieerhaltung ein: mit m : Masse c : spez.Wärmekapazität T : Temperatur vor Mischen Beispiel TMisch = c 1 m1 T1 + c 2 m 2 T2 + ... c 1 m1 + c 2 m 2 + ... (WL - 1') heißes (80°C) und kaltes (20°C) Wasser (je 1 kg) zusammengießen: 4,2 TMisch = kJ kJ ⋅ 1 kg ⋅ 353 K + 4,2 ⋅ 1 kg ⋅ 293 K 646 K kgK kgK = = 323 K ≡ 50 °C kJ kJ 2 4,2 ⋅ 1 kg + 4,2 ⋅ 1 kg kgK kgK Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 5 Bsp.: Elektrische Energie (Arbeit, Work) → Wärme (Heat) z.B. Herd oder elektrische Geräte mit der Leistung Pel = U I : W el = U I t = Q zu erwarten ist eine lineare Zunahme der Temperatur mit der Zeit: U I t = c m ∆T → ∆T ~ t Dies wird experimentell nicht beobachtet (s.u.) ! Gründe: - Wärmeabgabe durch Wärmedurchgang durch Gehäusewand, Lüfter, Abstrahlung, ... - mögliche Phasenübergänge Die Meßkurve läßt sich sehr gut mit einer e-Funktion anfitten, d.h. vgl. Ladekurve RC-Glied Aufheizen einer LCD-Anzeigetafel T /°C lineare Zunahme 50 Gleichgewichtstemperatur 45 Messung 40 35 exp - Fit 30 25 0 10 20 30 40 50 60 T nach Einschalten /min Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 6 Bsp.: Kinetische Energie in Wärme Auto bremst von 108 km/h auf 0 km/h mit ABS (nicht blockierend) Ekin → Q → 1 m v2 = Q 2 Folge: Bremsscheibe wird heiß, aber wie ändert sich hier T ? aus (WL - 1) Q = c m ∆T → ∆T = Werte: Q cm mauto = 1000 kg mBremsscheibe = 2 kg v = 30 m/s → 0 m/s (Achtung, siehe W kin) ceisen = 500 J/kgK → ∆T = mAuto v 2 2 c mBremsscheibe Einheiten: → Achtung: kg2 m2 K =K s 2 J kg J= kg m2 s2 ∆T ≈ 450 K Dieser Effekt tritt auch bei langen Passabfahrten ohne Motorbremse auf, bzw. bei Autorennen mit vielen Kurven ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 7 1.2.1 Spezifische Wärmekapazität (Specific Heat Capacity) es gilt: - cp (p = const) - cV (V = const) - c = c(T) - c(0K) = 0 für Festkörper und Flüssigkeiten cp ≈ cV ≈ c für Gase cp > cV Material Eisen c/ J @ T ≈ 300 K kg K 500 Holz 2.000 Wasser 4.200 Luft cp 1.000 cV 720 Spezifische Wärmekapazität bei Tiefen Temperaturen (T → 0) T³ Isolatoren (elektr.) T Metalle c~ (WL - 2) Bestimmung (Messung) der spezifischen Wärmekapazität z.B. durch Mischungsexperimente (siehe Formel WL-1’ mit Dewar-Gefäß) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 8 1.2.2 Weitere Wärmekapazitäten Wärmekapazität eines Systemes, z.B. Gehäuse, Dewargefäß C=cm mit C = C1 + C2 + ... = ∆Q ∆T Anwendung bei Verbundgefäßen, z.B. Thermoskanne, dort wird C experimentell bestimmt. Messung durch Mischversuch: Tgemessen < Tmisch errechnet cmol = molare Wärmekapazität C n bzw. C = cmol n n : Stoffmenge [n] = mol . Dies ist eine der 7 Basisgrößen ! Allgemeine Gaskonstante : R = cpmol - cvmol Dulong-Petitsche Regel für fast alle Festkörper bei 20 °C : cmol = 3 NA kB ≈ 25 J K mol mit Avogadro-Konstante NA = 6 . 10 23 Boltzmann Konstante kB = 1,4 . 10 1 mol -23 J K d.h. bei Raumtemperatur sind sich die Festkörper relativ ähnlich ! Beispiele : Eisen Fe : . 0,056 kg/mol → 1 kg ≡ 18 mol . → c 1kg = cmol 18 mol → c = 25 J ⋅ 18 mol kJ K mol = 0,45 vgl. Tabelle ! 1 kg K kg analog Aluminium (Al) 0,027 kg/mol → c = 0,9 kJ K kg Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 9 Materialien besitzen spezifische Eigenschaften, die bei Temperaturänderungen oder anderen Wärmeeffekten zum Tragen kommen, siehe nachfolgende Tabelle. 1.2.3 Wärmeeigenschaften ausgewählter Materialien Hier nur ungefähre Werte aufgeführt ! Spez. Wärmekapazität (300K) / Luft : 1 kJ kg K Aluminium Eisen Gold H20 0,90 0,45 0,13 4,2 650 1.500 1.060 0 400 280 70 967 946 205 2.500 2.700 2.700 100 11.000 6.300 1.700 2.250 23 12 14 kJ kg K Schmelztemperatur /°C spez. Schmelzwärme q / kJ kg Wärmemenge, um 1 kg von Zimmertemperatur zu schmelzen /kJ Siedetemperatur /°C spez. Verdampfungswärme r / kJ kg linearer Ausdehnungskoeffizient α / Volumenausdehnungskoeffizient 10 −6 K γ / 330 1 K Festkörper 10 -5 Flüssigkeiten 10 -4 Gase 10 -3 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 10 Bsp.: Geräteerwärmung Wie lange braucht ein elektrisches Gerät zum Aufheizen auf eine maximal erlaubte Temperatur ? Leistung am Transistor (TO-3, Metall): ∆U = 3V , I = 1A Kunststoffgehäuse 1l Luft , ρ = 1,2 g/l To = 25°C, Tmax = 75°C -> ∆T = 50K W elektrisch → t= = QWärme UIt = c m ∆T ∆T = Q cm t= c Luft mLuft ∆T UI 1000 ⋅ 0,0012 ⋅ 50 s = 20 s 3⋅1 stimmt das ??? - Einheit: [ t ] = Bem: - J kg K 1 Ws = =s kg K 1 1 V A W t gemäß Erfahrung größer: Aufheizen von Transistor (Metall) und Gehäuse (Kunststoff) sowie Wärmeabstrahlung und Wärmeleitung des Gehäuses vernachlässigt, es wurde nur Erwärmung der Luft im Gehäuse berechnet ! (siehe oben, Aufheizen LCD-Tafel) - Rechnung mit Metall (10 g) und Kunststoff (100 g): t= (c M mM + c K mK + c L mL ) ∆T U ⋅I = (450 ⋅ 0,01 + 1000⋅ 0,1 + 1000 ⋅ 0,0012)⋅ 50 s 3 ≈ 1800 s = 30 min . (Ausklammern von ∆T erlaubt, da ‚Alles’ dieselbe Temperatur hat) - Wärmeleitungsverluste (Thermisches Gleichgewicht) berücksichtigen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 11 1.3 Phasen fest flüssig gasförmig Form definiert Beliebig bel. Volumen def def. bel. Bsp Metall Wasser Luft Weitere Phasen : flüssigkristalline (s.u.) und Plasma - Phase (s.u.) Flüssigkristalle R X ε n R' ε n Director n Chemie und mechanisches anisotrope Eigenschaften Äquivalent - Dielektrizitätskonstante - Brechungsindex - Viskosität - elastische Konstanten Die flüssigkristalline Phase vereint das Orientierungsvermögen der festen Phase mit der Beweglichkeit der flüssigen Phase. Degree of order High Typische Werte : Solid (crystal) Tmelting ### - 100 °C Tclearing ### + 100 °C Liquid crystal phase Liquid (isotropic) Low Melting Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 Clearing T 12 Technische Anwendung: Light Polarizer Glass 1 mm ITO 50 nm LC 10 µm Alignment layer 50 nm LCD Aufbau eines Displays : U Spacer Analyzer Funktionsweise am Beispiel einer 90°-TN-Zelle (Twisted Nematic, Drillwinkel 90°) Außen befinden sich Polari- Light sationsfilter, die nur eine Schwingungsrichtung des Lichtes durchlassen (Leuchtdichteverlust !). Sie sind auf Glasplatten befestigt, die zur Polarizer Glass ITO Alignment layer Uon mechanischen Stabilisierung und als Trägermaterial für die übrigen Schichten des Displays dienen. Eine dünne, durchsichtige Halbleiter- Alignment direction E Orientation of polarizer schicht (ITO) steuert die Anzeige. An der Orientierungsschicht richten sich die stäbchenförmigen Flüssigkristalle aus. Die Polfilter sind parallel zueinander angeordnet, die Orientierungsschichten jedoch um 90° gegeneinander verdreht; dies wird durch Linien symbolisiert. Die Lichttransmission wird von der nur 10 µm dicken Flüssigkristallschicht gesteuert. Im spannungslosen Fall (links) wird die Polarisationsrichtung des Lichtes durch die Helixstruktur der Flüssigkristalle so gedreht, daß der untere Polfilter den Lichtdurchlaß verhindert. Das entsprechende Pixel erscheint dunkel. Legt man an beide ITOSchichten ein Spannung an, die größer ist als die Schwellspannung im Bereich von 2 V, so richten sich die Flüssigkristalle parallel zum elektrischen Feld aus (links). Schon ca. 0,5 V oberhalb der Schwellenspannung ist die maximale Ausrichtung erreicht. Die Polarisationsrichtung des Lichtes wird dann nicht mehr gedreht und es kann den unteren Polfilter passieren: Das Pixel erscheint hell. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 13 Plasma Unter 'Plasma' versteht man ein gasförmiges Gemisch von freien Elektronen, Ionen und elektrisch neutralen Teilchen - Atomen, Molekülen und freien Radikalen. Alle Bestandteile des Plasmas besitzen eine große kinetische Energie, sie sind miteinander jedoch nicht unbedingt in thermischem Gleichgewicht. Die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen den einzelnen Teilchen trägt wesentlich zu den Eigenschaften des Systemes bei. Ein Großteil der im Universum sichtbaren Masse befindet sich im Plasmazustand, z.B. die Sonne. Eigenschaften des Plasmas: - gasähnlich - Quasineutralität, d.h. im räumlichen und zeitlichen Mittel ist ein Plasma elektrisch neutral - kinetische Energie >> potentielle Energie durch lokale Ladungsunterschiede - elektrische ~ und Wärmeleitfähigkeit vorhanden - Emission von Strahlung Erzeugung von Plasmen durch äußere Energiezufuhr durch - Aufheizen - Zufuhr von Strahlung oder elektrischem Strom Anwendung Fusionsreaktor bei der Verschmelzung z.B. 12 D + 12D → 32He + 10n werden 3,3 MeV = 5,3 10 -13 J frei. Probleme hierbei sind die Plasmaerzeugung (Culomb-Abstoßung der Reaktionspartner überwinden) und das freiwerdende Neutron. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 14 Anwendung: Plasmadisplay Die derzeit (2000) einzige kommerziell verfügbare Flachbildtechnologie mit großer Bilddiagonale (42’’, Auflösung 16:9 VGA) basiert auf dem Plasmaprinzip. Ihre Funktionsweise verbindet die Lichterzeugung durch den Plasmaeffekt, wie er von Neonröhren her bekannt ist, mit der Farberzeugung durch Phosphore. Die Effizienz der Plasmadisplays liegt aber um etwa 2 Größenordnungen unter der von Leuchtstoffröhren. Das in Plasmadisplays benutzte Xenon besitzt ein Ionisierungspotential von ca. 10 - 20 eV. Bei einem Druck von etwa 50 kPa erzeugt das Xenon-Plasma eine ultraviolette Vakuumstrahlung mit Peaks bei Wellenlängen von 148 nm und 172 nm. Die UV-Strahlung dringt ca. 1 µm tief in die Phosphorschicht ein - im Gegensatz zu ca. 5 µm für Elektronen in der CRT. Im Phosphor regt die UV-Strahlung geeignete Aktivatoratome im Kristallgitter an. Diese geben daraufhin sichtbares Licht ab, wobei die typische Abklingzeiten zwischen 1 und 10 ms liegen. Durch passende Materialwahl lassen sich somit RGB-Farben erzeugen. Anders als bei der CRT muß das Licht der Plasmaanzeige die Phosphorschicht nicht durchdringen, da es auf der Betrachterseite erzeugt wird. Die einzelnen Pixelspalten sind durch Trennwände abgeteilt, um ein Übersprechen zu vermeiden. Verglichen mit LCD besitzen Plasmabildschirme einen größeren Blickwinkel. Zudem sind sie videotauglich, da sie eine höhere Schaltgeschwindigkeit haben. Nachteilig bei Plasmadisplays sind ihr großes Gewicht und ihr hoher Stromverbrauch sowie eine RGBPixelgröße, die mit Abmessungen von etwa 1 mm rund dreimal so groß ist wie bei der LCD und CRT. Für Anwendungen mit großen Betrachtungsabstand und geringer Pixelzahl, wie etwa beim Fernseher, spielt dies nur eine untergeordnete Rolle. Für hochauflösende CADAnwendungen sind Plasmadisplays indes ungeeignet. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 15 Licht Zeilen- Halteleitung (ITO) Glas Isolator MgO Ne:Xe Gas ' Barrier Rib' Phosphor Spaltenleitung ~ 0,3 mm Pixel eines Plasma-Displays: Zur Anteuerung von Großdisplays wird eine Wechselspannung von etwa 500 V und 50 kHz verwendet. Zwischen Zeilen- und Halteleitung liegt ständig eine subkritische Spannung, welche als Oberflächenladung wirksam wird. Um das Plasma zu zünden, steuert man zusätzlich die Spaltenleitung an (Matrixprinzip). Ohne Haltespannung würde das Plasma innerhalb von Mikrosekunden zusammenbrechen. Die UV-Strahlung des Plasmas bringt die Phosphorschicht im sichtbaren Bereich zum Leuchten. Um das Pixel wieder auszuschalten, wird ein entgegengerichteter Spannungspuls angelegt, der das Plasma zusammenbrechen läßt. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 16 1.3.1 Phasenübergänge (Phase Change, ~ Transition) Phasenübergang T steigend T fallend Fest (solid)- flüssig Schmelzen (melting) Erstarren (solodify) Flüssig (fluid) - gasförmig Sieden (boil) Kondensieren (condense) fest – gasförmig (gaseous) Sublimation (z.B. Schwefel) Desublimation Sublimationswärme = Schmelz- + Verdampfungswärme Energetische Betrachtung der Phasenübergänge T konstante Wärmemenge pro Zeiteinheit wird ständig zugeführt Verdampfungs T Versuche: Eiswasser, Wasser Schmelz T kochen, T bleibt eine zeitlang konstant ! Schmelzwärme Phasenübergang Verdampfungswärme T steigend Wärmemenge aufwenden T fallend Wärmemenge wird frei Schmelz-, Erstarrungswärme Qsm = q m Siede-, Kondensationswärme Qsd = r m Q bzw. t (WL - 3) q : spez. Schmelzwärme [q] = J/kg Werte siehe Tabelle Wärmeeigenschaften (s.o.) r: " Verdampfungswärme m : Masse Anwendung : Wärmepumpe - ext. Wärmeaufnahme: niedrigverdampfende Flüssigkeit - int. Wärmeabgabe : Kondensation an Heizflüssigkeit Kondensationswärme wird frei ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 17 Druck - Temperatur - Abhängigkeit Bsp: H2O p /Pa Schmelzdruckkurve 10 Wasser 6 Dampfdruckkurve " 1 at " Wasserdampf Eis 10 kritischer Punkt 2 Tripelpunkt Sublimationsdruckkurve 1 -100 0 100 300 T /°C Anmerkungen: Sublimationsdruckkurve Eis ↔ Wasserdampf; Beispiel Trockeneis Schmelzdruckkurve nahezu druckunabhängig, Bsp Eislaufen Dampfdruckkurve T-abhängig: Wasser kocht im Gebirge bei niedrigerer T als am Meer, Kavitation bei Schiffsschraube Tripelpunkt alle 3 Phasen existieren H20 : T = 273,16 K (T-Def.); p = 610,6 Pa kritischer Punkt nur unterhalb der kritischen Temperatur lassen sich Gase durch Druck verflüssigen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 18 1.4 Zustandsgleichungen (Constitutive Equitation) 3.4.1 Ideales Gas Gilt nur für hohe Temperaturen, pV=nRT da T → 0 V = 0 bedingt (WL - 4) Mit - R = 8,3 J/Kmol Allgemeine Gaskonstante - n : Stoffmenge, [n] = mol - T : Temperatur in K Messverfahren siehe rechts, im Schlauch befindet sich eine Flüssigkeit 1.4.2 Flüssigkeiten und Festkörper allgemein : V = V(T,p) d.h. Fkt mehrerer Veränderlicher: Linearisierung als Näherung Volumenveränderung V(T,p) = Vo ( 1 + γ ∆T - κ ∆p) (WL - 5) mit : Vo, To, po : Ausgangszustand laut DIN bei 20°C (293 K) V, T, p : aktueller Zustand ∆T = T - To ∆p = p - po Achtung: ∆ = Aktueller Wert - Ausgangswert γ : Volumenausdehnungskoeffizient [γ] = 1/K, hier isotrop d.h. γ ≠ γ(x) angenommen ! κ : Kompressibilität [κ] = 1/Pa Prinzipiell können diese Parameter richtungsabhängig sein, wie z.B. bei Verbundstoffen ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 19 Koeffizienten aus Volumenzuwachs: (Nomenklatur wie partielle Ableitung) V (p ,T) = Vo + ∆V totales Differential (in Differenzschreibweise): ∆V = VT ∆T + Vp ∆p → V = Vo 1 + V VT ∆T + p ∆p Vo Vo → V = Vo (1 + γ ∆T + κ ∆p ) 1 ∂V Vo ∂ T p=p o Volumenausdehnungskoeffizient γ( T ) = Kompressibilität κ(T ) = − 1 ∂V Vo ∂ p T=To Kompressionsmodul K = 1/κ Typische Werte Festkörper Flüssigkeiten Gase γ /1/K κ /1/MPa 10 -5 1 10 -4 100 10 -3 10.000 ∆T und ∆p verursachen ∆V Maschinenbau: Gehäuse: V = const: ∆T → ∆p → Kraft F : Spannungen E-Technik: T-abhängige Parameter z.B. Widerstand → in 'einem Gerät / Schaltung' nur Materialien mit gleicher T-Abhängigkeit verwenden! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 20 Bei langgestreckten Gegenständen, z.B. Stäben kann man vereinfachend nur mit der Längenausdehung rechnen oder falls nur eine Richtung für die Aufgabenstellung relevant ist. Längenausdehnungskoeffizient (Thermal Coefficient of Expansion, TCE) L(T) = Lo (1 + α ∆T) (WL - 6) [α] : / 1/K , üblich für T von 0 ... 100°C Bem.: - Concorde bei Mach 2,2: ∆L ≈ 30 cm bei ca. 50m Länge - Blackbird-Triebwerk (re.) - α ist temperaturabhängig, z.B. Platin (siehe unten) → α = α(T) Tabellen meist für 20°C, da WL - 6 lineare Näherung ! - Materialwerte siehe Tabelle Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 21 - (WL - 6) ist eine lineare Näherung (Polynomentwicklung) ! - Längenausdehnung L(T) = Lo (1 + α ∆T) - Hookesches Gesetz F(x) = (0 + Dx) - E-Technik R(T) = R25 (1 + α ∆T) Polynome werden zum Anfitten an experimentelle Werte verwendet. Diese linearen Gleichungen gelten nur für einen bestimmten und engen Bereich. Will mans genauer wissen: höheres Polynom, z.B. αPlatin : 6. Grad ! für ∆T und α klein: Flächenausdehnung: A = Ao (1 + 2α ∆T) Volumenausdehnung: V = Vo (1 + 3α ∆T) → γ = 3α aus: V = Lxo Lyo Lzo ( 1 + α ∆T)³ ≈ Vo ( 1 + 3α ∆T) Übungsaufgabe Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 22 Einfache Erklärung der Wärmeausdehnung von Festkörpern mit nichtlinearer Molekülbindung (Modell Feder) Kraft Potential Längenausdehnung durch nichtlinearen Anteil -> V erschiebung des Mittelw ertes zu größeren x-Werten Epot Potential aus Hooke ~ x² Abweichungen von Hooke für große Dehnungen x Energieminimum im undeformierten Zustand F = k 1 x + k 2 x ² + ... linear → W =F x nichtlinear Epot = k 1 x ² + k 3 x ³ + ... Unterschiedliche Ausdehunungskoeffizienten führen zum Bruch bzw. Materialermüdung: Thermische Ausdehnung bei IC (-65°C ... +150°C) α / 10 -6 K l / µm Vergußmasse 20 43 Polyimid Silizium Kleber 40 3,5 40 86 7,5 86 Träger 17 37 10mm Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 23 Volumenveränderung (Fkt mehrerer Veränderlicher: Linearisierung) Volumenveränderung γ: Volumenausdehnungskoeffizient [γ] = 1/K , üblich für T von 0 ... 100°C V(T,p) = Vo ( 1 + γ ∆T ) ≈ Vo ( 1 + 3α ∆T ) (WL - 7) Dies ist (WL - 5) vereinfacht γ, α > 0 für alle Materialien außer H2O : 0 ... 4°C: γ < 0 Ausnahme: Spezialkeramik schrumpft von 1 - 1500 K in 3D Anomalie des Wassers Wasser hat seine größte Dichte bei 4°C ! V Folgerungen: Festkörper - Eis schwimmt auf Wasser Flüssigkeit - See friert von oben zu (Fischteich) - Eis schmilzt unter Druck: Eislaufen Wasser kann unter Druck nicht gefrieren (Meer) 0 +4 T / °C Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 24 1.5 Wärmetransport (Heat Transport) Art Charaktristik Bsp Wärmestrahlung em-Strahlung (meist IR) Sonne, Mikrowelle, Lagerfeuer Materialtransport Konvektionsheizung (z.B. Luft), PC- (thermal radiation) Wärmeströmung (thermal flow) Lüfter, Meer: kaltes Wasser unten, oben (Konvektion) warm Wärmeleitung Energieübertragung erwünscht (thermal conduction) : Kühlkörper unerwünscht : Thermoskanne Statt ‚thermal ...‘ wird im Englischen auch oft ‚heat ...‘ benutzt. 1.5.1 Wärmestrom (Thermal Flow) auch Wärmeabgabe Wärmestrom mit Q = c m ∆T Φ= vgl. mit Strom und Ladung [Φ]= J = W s ∆Q dQ = =Q ∆t dt (WL - 8) Φ = c m ∆T + c m ∆T + c m ∆T ≡ Leistung Bsp. | Lüfter | Statisches Abkühlen | z.B. Gase, c(T) oder Phasenübergang zeitliche Abhängigkeit analog Kinematik ! Bsp: - abkühlender Körper ( m = 0, c = 0 ) : ∆Q = 90 J in ∆t = 15 s → Φ = 6 W - Gehäuselüfter mit permanentem Massenstrom 5 l/min, ∆T = 20 K ( T = 0 ) m= dm ∆m l ≈ =5 , Wärmekapazität konstant : c = 0 dt ∆t min Φ = c m ∆T = 1000 J kg ⋅ 0,0012 ⋅ 5 ⋅ 20 K = 2 W kg K 60 s Solarkonstante (Äquator, senkrechter Einfall): qsolar = Φ = 1,35 kW/m² A Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 25 Analogie Wärmelehre - E-Technik Transport von 'Wärmeteilchen' im Vergleich zu geladenen Teilchen Die treibende Kraft für den Transport ist eine Potential- bzw. Temperaturdifferenz ! Wärmelehre E-Technik (Gleichstrom) ∆T U Potentialdifferenz Φ I Strom Rth R Widerstand R th = ∆T Φ R= U I Ohmsches Gesetz λ= 1 R th G= 1 R Leitwert T-Differenz Wärmestrom Wärmewiderstand Wärmeleitwert Mehrere Rth ges = ΣRth Rges = ΣR Serienschaltung 1 1 1 = + + ... Rges R1 R2 Parallelschaltung C Kondensatorkapazität Schichten 'Vergrößerung 1 eines Kühlkörpers' R th ges = 1 1 + + ... R th1 R th 2 Wärmekapazität C (Serien- und Parallelschaltung entsprechend) Gehäuse Isolierscheibe Kühlkörper Luft Betrachtung nur in diese Richtung THL TGeh. TIso TKk. TLuft Pel RLast C : Wärmekapazität, R : Wärmewiderstand Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 = Abgabe an Umgebungsluft 26 2 Fälle des Wäremstroms : • permanente Wärmeentwicklung ‚leicht‘ zu berechnen, d.h. (Wärme-) Kapazitäten werden vernachlässigt, nur Widerstände berücksichtigen • Einschalt- und Abschaltvorgänge ‚komplexer‘, meist nur interessant bei kurzen Betriebsdauern (‚Ladezeit‘, danach Fall ‚permanent‘), z.B. HF-Teil Handy, da typischerweise 5 min. in Betrieb. Vgl. RC-Verhalten bzw. Einschalten LCD-Tafel Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 27 1.5.2 Wärmestrahlung (Thermal Radiation) auf der Erde in Luft und Wasser für kleinere Körper meist vernachlässigbar im All: Wärmeabgabe nur über Strahlung möglich Bsp: Astronauten müssen mit Flüssigkeit gekühlt werden, da der Körper mehr Wärme erzeugt als durch Strahlung abgeführt werden kann, also ‘Wärmetod’ nicht ‘Kältetod’ ! Plancksches Strahlungsgesetz Φ = σ ε A T4 gilt genau genommen nur im All (WL - 9) mit σ = 5,7 10 -8 W m2 K 4 (Stefan-Boltzmann - Konstante) ε = Emissionsvermögen : schwarzer Kühlkörper ε ≈ 0,9 ... 0,95 , weiße Fläche ε ≈ 0,5 A : Fläche des Schwarzen Körpers /m² Die Formel bzw. das folgende Diagramm gibt die Fläche unter der Kurve des Spektrums des Schwarzen Körper wieder ! Plancksches Strahlungsgesetz Schwarzer Körper mit A = 1m², Emissionsvermögen = 1 Wärmestrom /W 50000 40000 30000 20000 10000 0 0 200 400 600 800 1000 T /K Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 28 Spektrum der Planckschen Strahlung (Black Body Radiation) Schwarzer Körper Glühbirnen emittieren ihre Strahlung nur zu einem kleinen Teil (10 %) im sichtbaren Bereich Spektrum von Schwarzen Körper bei Zimmertemperatur und Sonnenlicht Das Spektrum der Sonne (s.o.) ergibt eine Oberflächentemperatur von etwa 6000 K. Die 'Farbe' eines heißen Körpers ist für das menschliche Auge sichtbar, wie obige Spektren verdeutlichen ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 29 Einen Zusammenhang zwischen Spektrum und menschlichem Farbeindruck liefert die CIE 1931-Norm: Die hufeisenförmige Kurve repräsentiert auf ihrem Rand scharfe Spektrallinien, wie z.B. eines Lasers (s.o.) Im Inneren finden sich ausgedehnte Spektren. Die eingezeichnete Kurve gibt den Äquivalenzwert der Temperatur eines Schwarzen Strahlers wieder. Bei der Stahlerzeugung ist deutlich die Abhängigkeit der Farbe mit zunehmender Temperatur zu erkennen: Rot (600°C) - Gelb (1100°C) - Weißglut (1300°C) Das menschliche Sehen ‚passt‘ sich an die Farbe des Umgebungslichtes an, elektronische Sensoren (CCD, Videokamera, Digitalkamera, ...) benötigen hier einen Weißabgleich, da unterschiedliche Beleuchtungsquellen ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 30 Wärmestrom durch Wärmestrahlung kleiner Körper in Gegenwart großer Wände Vorraussetzungen: ( 4 4 Φ = σ ε A TKörper − TUmgebung AKörper << Aumgebende Wand Der Wärmestrom des ) (WL - 9') Wärmestrahlung eines kleinen Körpers emittiernden Körpers hängt sehr stark von seiner eigenen Schwarzer Körper mit A = 1m² Wärmestrom /W Temperatur ab und nur relativ 3000 T Umgebung = 0°C gering von der Temperatur T Umgebung = +20°C T Umgebung = +80°C der umgebenden Wand. 2000 Anhaltswert: 1000 TUmgebung = 300 K (27°C) 0 250 TKörper = 353 K (80°C) 300 350 400 450 500 T Körper /K Φ ≈ 400 W pro m² Fälle Wärmeabgabe TKörper > TUmgebung (bezogen auf Körper) Wärmeaufnahme TKörper < TUmgebung Für elektronische Bauteile ist die Abgabe von Wärme durch Strahlung praktisch vernachlässigbar, da ihre Oberfläche im cm²-Bereich liegt, .d.h Φ ≈ 40 mW pro cm² Beispiel aus Maschinenbau Wieviel Leistung strahlt ein 200°C heißer, schwarzer (ε = 0,95) Kessel mit einer Oberfläche von 6 m² an eine ihn umgebende, große Halle mit der Wandtemperatur 20°C ab ? ( ) 4 4 Φ = σ ε A TKörper − TUmgebung = σ ⋅ 0,95 ⋅ 6 m 2 ( (473K ) 4 − (293K ) 4 ) ≈ 14 kW Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 31 1.5.3 Wärmeströmung (Thermal Flow) - Transport von Materie, d.h. Wärmetransport durch Teilchentransport ! - meist aktiv, z.B. mit Lüfter oder Pumpe betrieben. - Konvektion: Strömung durch Dichteunterschiede, z.B. warme Luft steigt auf Wärmeströmung Φ= m : Massenstrom (vgl. Impuls) ∆ Q dQ = = Q = c m ∆T ∆t dt (WL - 10) Man kann mittels der transportierten Stoffmenge (z.B. Luft bei Lüfter, Angabe in m³/min) den Wärmestrom berechenen: Bsp: Wieviel Verlustleistung kann ein Lüfter aus einem elektrischen Gerät transportieren ? m3 Lüfter mit 0,1 min Luft : ∆T = 30 K (ausgeblasene eingesaugte Temperatur) Dichte : 1,2 kg/m³ → Φ = c m ∆T = 1000 J 0,12 kg 30 K K kg 60 s = 60 W Beispiel Lüfter-Spec Bestellbezeichnung: 0410N-12 Abmessungen: a x b (mm) 40 x 40 Bautiefe:c(mm) 25 d (mm) 32 e (mm) 4,5 Nennspannung VDC 24 Volumenstrom m³/h 165 Luftdruck mm H2O 7,2 Stromaufnahme mA 340 Geräuschpegel dBA 44 Lagerungsart Kugellager Temperaturbereich -10 ... + 70 °C Lebensdauer in h bei 25°C 51.000 Lebensdauer in h bei 70°C 40.000 Zulassung Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 UL/CSA/TÜV 32 Anwendungen: In Schaltschränken ist die Temperatur ‚oben‘ am höchsten (Bauteile-Belastung !). Deshalb sollten oben (Abluft) und unten (Zuluft) Lüftungsschlitze angebracht sein. Zu beachten ist aber eine ‚Verschmutzung (Staub) des Gerätes und eine erhöhte Wasserempfindlichkeit. Achtung : Bei erhöhten Umweltanforderungen (z.B. wasserdicht) kommt eine Wärmeabfuhr durch Lüftung (Massestrom) nicht in Betracht. Die Wärmeleitung und die maximal erlaubte Bauteiltemperatur bestimmt dann maßgeblich die maximal erlaubte elektrische Verbrauchsleistung ! IP Schutznormen - Systeme in schwierigen Umweltbedingungen* Industriell genutzte Systeme sind anderen Belastungen ausgesetzt, als Desktop PC in einer Büroumgebung. Staub, Dreck und Wasser sind Umwelteinflüße auf die ein Standard PC recht empfindlich reagiert, die ein industriell eingesetztes PC Systeme jedoch typischerweise problemlos aushalten muss. (Nicht zuletzt erklärt das den i.d.R. höheren Preis für Industrie PC gegenüber Standard PC.) Für den Einsatz in einer Industrieumgebung sind Schutzklassen und Normen definiert, die angeben, welchen Umweltbelastungen hinsichtlich Berührung, Fremdkörper- und Feuchtigkeitsschutz ein System ausgesetzt werden kann, ohne Schaden zu nehmen. Definiert werden die Schutzklassen in der IP Norm, DIN EN 60529: Schutzarten durch Gehäuse (IP Code). Der IP Code besteht typischerweise aus einer zweistelligen Ziffernkombination, die den jeweiligen Schutzgrad angibt, z.B. IPxy (oder IP54). Die erste Ziffer x spezifiziert die Schutzklasse für Berührungs- und Fremdkörperschutz, die zweite Ziffer y den Wasser- und Feuchtigkeitsschutz, Nachstehende Tabellen (ohne Gewähr) erläutern die Bedeutung der IP Codes: Tabelle 1: Berührungs- und Fremdkörperschutz 1. Kennziffer Benennung - Erklärung 0 Nicht geschützt 1 Geschützt gegen feste Fremdkörper 50mm Durchmesser und größer: Die Objektsonde (Kugel 50mm) darf nicht voll eindringen 2 Geschützt gegen feste Fremdkörper 12.5mm Durchmesser und größer: Die Objektsonde (Kugel 12.5mm) darf nicht voll eindringen Hinweis: Typischerweise die Lüftungsschlitze in einem PC Netzteilgehäuse... 3 Geschützt gegen feste Fremdkörper 2.5mm Durchmesser: Die Objektsonde (Kugel 2.5mm) darf überhaupt nicht eindringen 4 Geschützt gegen feste Fremdkörper 1mm und größer: Die Objektsonde (Kugel 1mm) darf überhaupt nicht eindringen 5 Staubgeschützt: Eindringen von Staub ist nicht vollständig verhindert, aber Staub darf nicht in einer solchen Menge eindringen, daß das Arbeiten des Gerätes oder die Sicherheit beeinträchtigt wird 6 Staubdicht: Kein Eindringen von Staub bei einem Unterdruck von 20mbar im Gehäuse *: aus Internet Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 33 Tabelle 2: Wasserschutz 2. Kenn- Benennung - Erklärung ziffer 0 Kein Schutz 1 Geschützt gegen Tropfwasser: Senkrecht fallende Tropfen dürfen keine schädlichen Wirkungen haben 2 Geschützt gegen Tropfwasser wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist: Senkrecht fallende Tropfen dürfen keine schädlichen Wirkungen haben, wenn das Gehäuse um einen Winkel bis zu 15° beiderseits der Senkrechten geneigt ist 3 Geschützt gegen Sprühwasser : Wasser, das in einem Winkel bis zu 60° beiderseits der Senkrechten gesprüht wird, darf keine schädlichen Wirkungen haben 4 Geschützt gegen Spritzwasser: Wasser, das aus jeder Richtung gegen das Gehäuse spritzt, darf keine schädlichen Wirkungen haben 5 Geschützt gegen Strahlwasser: Wasser, das aus jeder Richtung als Strahl gegen das Gehäuse gerichtet ist, darf keine schädlichen Wirkungen haben. Hinweis: Entspricht ca. 12.5 Liter/Minute (Gartenschlauch). Testzeitraum ca. 5 Minuten. (Angabe ohne Gewähr.) 6 Geschützt gegen starkes Strahlwasser: Wasser, das aus jeder Richtung als starker Strahl gegen das Gehäuse gerichtet ist, darf keine schädlichen Wirkungen haben 7 Geschützt gegen die Wirkungen beim zeitweiligen Untertauchen in Wasser: Wasser darf nicht in einer Menge eintreten, die schädliche Wirkungen verursacht, wenn das Gehäuse unter genormten Druck- und Zeitbedingungen zeitweilig im Wasser untergetaucht ist 8 Geschützt gegen die Wirkungen beim dauernden Untertauchen in Wasser: Wasser darf nicht in einer Menge eintreten, die schädliche Wirkungen verursacht, wenn das Gehäuse dauernd unter Wasser getaucht ist unter Bedingungen, die zwischen Hersteller und Anwender vereinbart werden. Die Bedingungen müssen jedoch schwieriger sein als für Kennziffer 7 Übliche Schutzklassen in der Praxis und einige Hinweise: Für "normale" Industriesysteme in geschlossenen Werkhallen wird üblicherweise der Schutz nach IP54 angeboten = Staubgeschützt + Geschützt gegen Spritzwasser. Für Systeme im Außeneinsatz (Fahrzeuge etc) wird ein Schutz nach IP65 empfohlen (=Staubdicht + Geschützt gegen Strahlwasser). Schutzklassen <= IP40 bieten nur Schutz gegen Berührungen und sind nur dann sinnvoll, wenn das System seinerseits wieder in ein Gehäuse (z.B. in einen Schaltschrank) eingebaut wird. Bei der Verwendung industriell genutzter Systeme wird grundsätzlich empfohlen, auf die IP-Schutzklasse zu achten. Ein mit IP20 geschütztes System ist z.B. auf einem Gabelstapler im Außenlager ausgesprochen schlecht aufgehoben. Ein nach IP67 geschütztes System in der Zeiterfassung und Zugangskontrolle ist dagegen in den meisten Fällen gleichermaßen fehl plaziert - wenn es nicht gerade in einem U-Boot eingesetzt wird. (Kleiner Witz. Siehe hierzu auch besondere Hinweise zur IP68 Norm am Ende dieser Seite...) Nicht jedes System kann problemlos mit einer hohen Schutzklasse ausgeliefert werden. Schutzklassen, die gerade im Wasserschutz einen hohen Schutzgrad bieten sollen, bedingen in den meisten Fällen ein geschlossenes (gekapseltes) Gehäuse. In einem derartigen Fall ist besonders auf die Wärmeableitung des Systems zu achten, denn je höher die Prozessorleistung eines PC-Systemes, desto höher ist üblicherweise auch die abgegebene Verlustleistung, die in Wärme abgegeben wird. In einem geschlossenen Gehäuse kann die Wärme nicht entweichen - durch Hitzeschäden bedingte Systemausfälle sind dann die Folge. In einem solchen Anwendungsfall ist der Kühlung besondere Aufmerksamkeit zu schenken, z.B. durch spezielle Wärmetauscher, die Kühlmöglichkeiten auch in geschossenen Systemen bieten. Beispiele Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 34 Bei den Phänomenen der Wärmelehre werden oft (auch unwissentlich) Fehler gemacht : (aus Prospekt der Fa. BAUHAUS, wurde trotz mehrfacher telefonischer ‚Reklamation‘ auch in neuen Auflagen verwendet) Der Ausdruck ‚Wärmewiedergewinnung‘ ist physikalisch falsch. Was stimmt hier nicht ? Saison Winter Winter Sommer Sommer Sommer Lüfter Aus Ein Aus Ein Ein Aussage oben wärmer als unten oben und unten etwa gleich warm oben und unten etwa gleich warm Luft wird um etwa 4°C abgekühlt Heizkostenersparnis Bewertung Na ja FALSCH Na ja Wie kann die ‚falsche‘ Aussagen physikalisch erklären ? - Der Lüfter bewegt die Luft, kann sie aber nicht kühlen - Die Temperatur erniedrigt sich ‚scheinbar‘ um 4°C - Geringerer Wärmeverbrauch Faßt man die Aussagen zusammen, erklärt sich die Beobachtung : Die an einem (menschlichen) Beobachter vorbeiströmende Luft ändert den thermischen Widerstand (der Haut) als Folge der Wärmeleitung (s.u.). Dieser wird bei einem Übergang Festkörper (Haut) - Fluid (Luft) mit dem von der Luftgeschwindigkeit abhängenden Wärmeübergangskoeffizient α ausgedrückt. Erhöht sich die Luftgeschwindigkeit so wird mehr Wärme abgeführt, was ‚man‘ als ‚kühler‘ empfindet. Ein zusätzlicher Effekt ist die beschleunigte Verdunstung (Verdunstungswärme wird vom Körper 'abgezogen‘). Die Heizkostenersparnis ist relativ gering, da sich an den thermischen Eigenschaften der Wände nichts ändert, lediglich die vertikale Temperaturverteilung ist in einem kleineren Bereich ausgeglichener. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 35 1.5.4 Wärmeleitung (Thermal Conduction) Metall fühlt sich ‚kälter‘ als Holz in einem 20°C warmen Raum an obwohl beide Gegenstände gleich warm sind. Grund: Metalle haben eine höhere Wärmeleitfähigkeit und transportieren so die ‚Wärme‘ der Finger schneller ab, die (wärmeren) Finger kühlen sich also ab. Hauptfälle : - Wärmeleitung durch eine Wand sowie von Festkörper auf Fluid - Wärmedurchgang durch eine Wand - Wärmeabgabe eines Körpers durch Abkühlen bzw. bei 'ständiger' Heizung 1.5.4.1 Wärmeleitung durch Wand Welcher Wärmestrom fließt durch eine Wand bzw. TA welche Leistung wird durch eine Wand in Abhängigkeit vom Temperaturgefälle transportiert ? s A TB T U Achtung : Das folgende beschreibt nur einen T A Teilaspekt der Wärmeübertragung durch eine T B R Analogie s Wand, vollständig s.u. ! Wärmestrom analog Ohmschen Gesetz : x U ∆T =I ≡ Φ= R R th Hieraus folgt Wärmewiderstand [Rth] = K W Rth = s : Wanddicke, A : Fläche λ : Wärmeleitzahl, [λ] = W Km s 1 = λA kA (WL - 11) (Materialeigenschaft) k : Wärmedurchgangszahl, k = λ ; Anwendung z.B: Baubranche s Wärmeleitung Erhöhte Wärmeabgabe durch Vergrößerung der Oberfläche (Kühl- Φ= ∆T λ = k A (TA − TB ) = k A ∆T = A ∆T R th s (WL - 12) körper, Rippen bei Elektromotoren) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 36 Wärmedurchgangszahl „Normierung“ auf Dicke [k] = W K m2 Wärmeleitzahl λ Material Werte für 300 K ! Eis 2,33 Wasser 0,6 Luft / W Km Wärmedurchgangszahl k (WL - 13) / W K m2 0,025 Stahl 14 PVC 0,16 Kork 0,05 Ziegel Glas Beispiel: λ s k= 1 1,5 (30 cm Hohlziegel) 0,8 5,6 (1 cm) (Doppelglas) Wie stark muß die Heizung einer Studentenbude sein ? Werte : Länge Außenwand 10 m , 2,5 m hoch, 2 Außenwände, k = 1 W/Km² Innenwände, Boden, Decke vernachlässigt, da Hochhaus Temperatur 0°C außen, 20°C innen gewünscht Φ = k A ∆T = 1 W/Km² 25 m² 20 K = 500 W Bei einer Wand aus mehreren Schichten wird einfach die Φ 'Serienschaltung' (vgl. ET) angewendet: Rthges = Rth1 + Rth2 + ... 'Parallelschaltung' : 1 R th ges = 1 1 + + ... (Vergrößerung der ‚Durchgangsfläche’) R th 1 R th 2 Wärmeleitzahl von Metallen e: Elementarladung Wärmeleitfähigkeit λ ∼ elektrischer Leitfähigkeit κ *T Wiedemann-Franzsches Gesetz π² k B λ Metall = 3 e Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 2 κT 37 1.5.4.2 Wärmeleitung von Festkörper auf Fluid (Flüssigkeit, Gas) Welche Wärmeleistung wird von einem Festkörper auf ein Fluid abgegeben ? A FK hier geht nur der Wärmeübergangskoeffizient Fluid T TFK des Fluids ein ! ∆T TFluid ∆T = TFK - Tfluid x Wärmestrom durch Übergang FK - Fluid α: Wärmeübergangskoeffizient, [α] = W / m² K Φ = α A ∆T (WL - 14) α = α(vfließ, Medium) Wärmeübergangswiderstand FK - Fluid Rth = s 1 vgl. Wärmedurchgangswiderstand Rth = = λA kA Metall - Medium (WL - 15) α / W/m²K Luft : ruhend 3 - 30 langsam 30 - 60 schnell 60 - 300 Wasser 1 αA 500 - 5000 Wärmeübergangskoeffizient α= 6 + 4⋅ v 7 ⋅ (v ) 0,78 für v ≤ 5 m s für v > 5 m s für strömende Luft längs einer ebener Wand multiplizieren mit Einheiten Bsp: - Motor: Wodurch unterscheiden sich Luft – Wasserkühlung ? Vorteile - Nachteile, ... - PC mit Wasserkühlung Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 38 1.5.4.3 Wärmedurchgang durch Wand Wärmeübertragung von Fluid durch Wand (hier Verbundwand) an Fluid Wärmeübergangskoeffizient von Wand 1 auf Wand 2 wird vernachlässigt. Innenwand 1 : Wärmeübergangskoeff. α1 T A A λ1 λ s1 s2 2 T Wärmeleitung durch Wand 1 : Wärmeleitzahl λ1 B Wärmeleitung durch Wand 2 : Wärmeleitzahl λ2 T Φ Außenwand 2 : Wärmeübergangskoeff. α2 innen außen x I Elektrisches Ersatzschaltbild mit Strom I ≡ Φ Wärmewiderstand als Serienschaltung : Rth ges = Rth überA + Rth durch1 + Rth durch2 + Rth überB Einzelwiderstände aus (WL - 15) Wärmestrom innen → außen : Φ = ∆T ∆T = = 1 s1 s2 1 Rthges + + + α1 A λ1 A λ 2 A α2 A A ∆T 1 1 1 1 + + + α1 k1 k 2 α 2 Bsp: Zimmerwand (1 m² mit α = 6 W/m²K ) mit 30 cm dicken Ziegeln, (k = λ/s = 1 W/m²K) und 1 cm Gips (k = λ/s = 2 W/m²K) innen. Temperaturdifferenz von außen nach innen 20 °C. Gesucht : Wärmestrom und Verlustwärme pro m² bzw. s ? Wärmedurchgangswiderstand : Rthges = → Wärmestrom pro m² 1 1 1 1 1 1 1 1 1 m² K K + + + ⋅ = + + + ⋅1 = 1,83 α1 α2 k1 k 2 A 6 6 1 2 W m² W : Φ = ∆T / Rth = 20 W / 1,83 = 11 W → Verlustwärme pro m² und sec : Q = Φ t = 11 J Bei 45 m² anrechenbarer Fläche und 2000 h p.a. Heizung einer Wohnung ergibt sich : Φ = 500 W, Q = 1000 kWh, Heizkosten bei 0,4 €/kW : 400 € pro Jahr Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 39 1.5.4.4 Wärmeabgabe Statisches Abkühlen - es wird keine Wärme nachgeliefert - T ≠ const, gesucht: T = T(t) ? Bsp: Eisenwürfel (Fe) - Anfangsbedingung : T(t = 0) = 70°C = 343 K Fläche des Würfels zur Luft hin: Fe 30 cm Luft ruhend 20°C 70°C A = 5 * (0,3 m)² = 0,45 m² Näherung: isoliert aufgeklebt - TEisen im Würfel räumlich konstant - Umgebungsluft erwärmt sich nicht - keine Volumenschrumpfung - keine Wäremstrahlung - cFK >> cFluid 4 4 Abschätzung der Wärmestrahlung: Φ = k B ε A (TKörper ) ≈ 150 W − TUmgebung Wärmeverlust durch Strahlung (TKörper = const.) in der 1. Minute : Q = Φ * t ≈ 9 kJ Die Wärmestrahlung wird im weiteren vernachlässigt, da sonst die Mathematik deutlich schwerer wird - bei kleinen ET-Körpern ist dies 'erlaubt'. Def.: Temperaturdifferenz : Tdiff = TEisen - TLuft Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 40 Φ = dQ / dt einerseits: Φ = → ∆T R th differentielle Schreibweise (Rth ist hier der Wärmeübergangswiderstand FK - Fluid) dQ = α A Tdiff dt (Wärmeleitung) (i) dQ : differentielle Änderung der Wärmemenge Wärmeverlust in der 1. Minute für TKörper = const. Q=5 W ⋅ 0,45 m² ⋅ 50 K ⋅ 60 s ≈ 7 kJ m² K (vgl. mit Wärmestrahlung ! ) andererseits: dQ = c m dTdiff mit (im Eisenwürfel gespeicherte Wärmemenge) (ii) c = 0,55 J/gK m = ρV Energieerhaltung : - Wärme kann nicht verschwinden - Wärmeaufnahme der Luft = Wärmeverlust (-abgabe) des Eisenwürfels → Summe aller Änderungen der Wärmemenge muß Null sein ΣdQ = 0 → mit (i) und (ii) folgt : dQauf + dQab = 0 dQLuft = - dQEisen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 41 Berechnung der Differenztemperatur: α A Tdiff dt = − c m dTdiff → dTdiff αA =− Tdiff dt cm dTdiff αA =− Tdiff cm → ln Tdiff = − → Tdiff = k e − vernachlässigt : - TLuft = TLuft (t) DGL 1. Ordnung dt αA t + C cm |e αA t cm k aus Anfangsbedingung : Tdiff (t = 0) = TEisen(0) - TLuft → Tdiff k = TEisen(0) - TLuft TEisen(0) → Tdiff = (TEisen( 0 ) − TLuft ) e − αA t cm TLuft t → ∞ : Tdiff = 0 → TEisen = TLuft t dann herrscht thermisches Gleichgewicht Anwendung : Bestimmung von α (ggf. ln - Darstellung) Vergleich mit Entladekurve RC-Glied R : Abflußwiderstand (Rth) C : Speicherelement (CEisen) 1/αA cm UC ≡ Tdiff UC = U0 ⋅ e T Eisen R th C Eisen − 1 ⋅t RC T Luft RLuft (klein, Kurzschluß) Benefit: Aufgaben aus der Wärmelehre können mit Schaltungssimulations-Software gelöst werden ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 42 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 43 Praktisches Beispiel: In welchem Fall ist heißer Kaffee, welcher frisch in einen Styroporbecher gegossen wird nach 10 min. kälter ? Wenn die Milch sofort oder erst nach 10 min dazugegeben wird ? Werte für t = 0: Kaffee : TK = 70°C , mK = 100 g Milch : TM = 10°C , mM = 10 g TLuft = 20°C , cKaffee = cMilch = c Wärmekapazität und -leitung der Styroportasse vernachlässigt bzw. in TK enthalten (beim Eingießen war der Kaffee heißer) a) Milch sofort hinein Berechne TMisch c mK ∆T = c mM ∆T , dann Abkühlen cK mK (TK - TMisch) = cM mM (TMisch - TM) Kaffee wird kälter, Milch wärmer, cK mK TK + cM mM TM = (cM mM + cK mK)TMisch Mischtemperatur zweier Stoffe : TMisch = → TMisch = cK mK TK + cM mM TM cK mK + cM mM (WL - 1') 0,1 kg ⋅ 343 K + 0,01 kg ⋅ 283 K = 337,5 K = 65,5 °C 0,11 kg W ; A = 0,003 m² ( Wasseroberfläche, da Kaffeetasse Styroporbecher demzufo lg e vernachlässigt) m² K J c = 4200 ; m = 0,11 kg kg K α = 10 mit const = 1 αA ≈ 6 ⋅ 10− 5 cm s → Tdiff = 45,5 K ⋅ e − const. ⋅ t → Tdiff = 45,5 K ⋅ e − 0,04 ≈ 44 K → TKaffee nach 10 min ≈ 64°C b) Milch erst nach 10 min hinein → Tdiff = 50 K ⋅ e − 0,04 ≈ 48 K Erst Abkühlen, dann Mischen berechnen → TK nach 10 min = 341 K = 68° C Hier ist das Abkühlen während 10 min. schneller, da die Temperaturdifferenz größer ist ! TMisch nach10 min = 0,1 kg ⋅ 341K + 0,01 kg ⋅ 283 K ≈ 336 K = 63 °C 0,11 kg Kaffee ist kälter, wenn man die Milch erst 'zum Schluß'dazugibt ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 44 Dynamische Wärmeabgabe = permanente Wärmeentwicklung und -abgabe Bsp: Kühlkörper mit Transistor und ständiger Verlustleistung Gleichgewicht : TKühlkörper = const. (erreicht bei Abschluß des Aufheizprozesses, vgl. LCD-Tafel, s.o.) Nebenbedingung : - großes Reservoir der umgebenden Luft, d.h. TLuft = const. - kein Lüfter Ziel: Berechnung des thermischen Widerstandes Rth des Kühlkörpers in Abhängigkeit von der (erlaubten) Bauteile- und der Umgebungstemperatur (andere Aufgabenstellung : Berechnung der Gleichgewichtstemperatur eines elektrischen Gerätes bei gegebenem thermischen Widerstand und elektrischer Verlustleistung) Einerseits: Q = U I t → dQ = ∆U I dt → Φ = Q = ∆U ⋅I (*) Verlustleistung mit ∆U : Spannungsabfall am Bauteil andererseits: Φ= dQ ∆T =Q= dt R th (**) mit ∆T = (erlaubte maximale bzw. gewünschte) Bauteiletemperatur - Lufttemperatur → (*) Φ = Φ (**) : ∆U ⋅I = ∆T Rth → Thermischer Widerstand des Kühlkörpers in Abhängigkeit von Leistung und Temperatur R th = TBauelement − TLuft T − TLuft = Bauelement ; R th = R th Bauteil + R th Isolierung, Wärmeleitpaste + R th Kühlkörper ∆U⋅I Pelektrische Verlustleistung Bemerkung: - der Übergangswiderstand Kühlkörper - Luft 'steckt' in Rth - Rth wird üblicherweise im Datenblatt angegeben (s.u.) - Übergang Bauteil – Kühlkörper kann vernachlässigt werden, falls (die dringend empfohlene) Wärmeleitpaste eingesetzt wird. - TLuft stellt die maximal erlaubte Umgebungslufttemperatur dar, danach ist der Kühlkörper auszulegen ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 45 Bsp: TBE = 60°C (commercial 0 ... 70°C), TLuft = 40°C , ∆U = 1V , I = 1 A → R th = TBauelement − TLuft ∆U ⋅I = 20 K K = 20 1W W Praxis: Rth (Kühlkörper) muß kleiner sein als Rth (berechnet) wegen Kontaktwiderstand (Rthcontact Reduktion durch Wärmeleitpaste) etc. Rth / K/W 30 1 mm Alu 10 5 2 mm Alu 1 hier: minimal 30 cm² Alu 2 mm dick 10 30 thermische Widerstand bei gleicher Fläche A /cm² Kühlkörperfläche Rthcontact und PVerlust minimieren Warum ist für 1 mm dickes Alu der 100 punktförmige Wärmequelle größer ? Temperaturgefälle Wegen der dünneren Materialstärke kann die Wärme von einer punktförmigen Quelle (z.b. Transistor) in der Mitte nicht 'so gut' in Richtung Rand abgeleitet werden. Die Temperaturverteilung der Fläche ist inhomogen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 46 Einfaches Kühlkörperdatenblatt nichtlinearer Zusammenhang : - doppelte Kühlkörpergröße ≠ halber thermischer Widerstand Rth (50 mm) = 2,8 K/W aber Rth (100 mm) nicht Rth (50 mm)/2 - 'gilt auch für Preis' Grund: - Wärmeausbreitung von Punktquelle aus - Luftströmungsverhalten des Kühlkörpers (Einbauort und -lage beachten !) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 47 Maximal erlaubte Verlustleistung eines kleinen IC-SMD-Gehäuses in Abhängigkeit von der - a) Umgebungstemperatur - b) Luftgeschwindigkeit und Platinenkühlfläche a) linearer Zusammenhang zwischen maximaler Verlustleistung und Umgebungslufttemperatur mit Gehäusetyp als Parameter b) nichtlinearer Zusammenhang zwischen maximaler Verlustleistung und Kühlfläche mit Parameter Strömungsgeschwindigkeit für 25 °C (wenig praxisrelevant, da T meist höher) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 48 Berechnungen und Simulationen zur Temperaturverteilung sind wegen der Vielzahl von Parametern (Bauteile, Platine, Kühlkörper, Einbaulage, ...) und der dreidimensionalen Verteilung (mechanischer Aufbau, ...) sehr aufwändig. Die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen und sollten mit Messungen (z.B. IR bzw. Temperaturfühler oder –streifen) untermauert werden. Beispiel : Simulation einer DC/DC-Wandlerschaltung (http://power.national.com) Die Schaltung ‚reduziert‘ eine Eingangsspannung von 12 V auf 3,3 V und liefert ca. 2,5 A Ohne Kühlkörper Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 49 Mit Kühlköper Die heißesten Teile sind die Diode und der IC. Durch den Kühlkörper sinkt die Temperatur ‚nur‘ um 3 – 6 °C. Die lateralen Abmessungen der Platine erhöhen sich um jeweils ca. 12 mm ! Der Aufwand scheint hoch, es gilt aber zu beachten, daß bei einer Umgebungstemperatur von ‚nur‘ 30°C bereits Bauteile-Temperaturen von 60°C erreicht werden. Temperaturen /°C Diode Kühlkörper IC Ohne Mit Ohne Mit Umgebungs- 30 62 56 61 57 Temperatur 50 82 78 78 73 Zu beachten ist, daß die Simulation mit der Stromversogrung als einziges Bauteil durchgeführt wurde – in einem abgeschlossenen Gehäuse mit Verbrauchern erhöht sich die Temperatur, so daß hier mit einer ‚inneren‘ Umgebungstemperatur im Bereich 50°C zu rechnen ist. Kommerzielle Bauteile (0 ... +70°C) kommen dann bereits nicht mehr in Frage ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 50 Kleine Formelsammlung zur Elektronikkühlung (aus : www.flomerics.de) Luftaustrittstemperatur aus einem zwangsbelüfteten Gehäuse TAustritt = TE int ritt + 3,1 P V T : Lufttemperatur /°C TAustritt P : Elektrische Verlustleistung /W V : Volumenstrom des Lüfters /m³/h TEintritt Mittlere Lufttemperatur in einem geschlossenen Gehäuse TInnen = TAußen + P k Ak T : Lufttemperatur /°C P : Elektrische Verlustleistung /W k : Wärmedurchgangszahl, typisch k = 5,5 W/m²K Taußen Tinnen Ak : Wärmeübertragende Gehäusefläche (DIN 57660) Homogen bestückte Leiterplatte in freier Konvektion TPlatte = TUmgebung + 0,1 P A Ohne Strahlung : TPlatte = TUmgebung + 0,3 P A Mit Strahlung : 0,86 TPlatte 0,80 TPlatte : Durchschnittstemperatur der Platine /°C TUmgebung : Lufttemperatur /°C P : Elektrische Verlustleistung /W A : Fläche der Platine /m² T Umgebung Temperaturänderung bei Wärmedurchgang TWarm − TKalt = d P λA T.. : Temperatur /°C P d : Schichtdicke /m λ : Wärmeleitfähigkeit des Schichtmaterials /W/mK P : Wärmestrom durch Fläche A /W Twarm d Tkalt A : Fläche des Wärmedurchganges /m² Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 51 2 Thermodynamik (Einführung) (Thermodynamics) Aufgabe : Beschreibung makroskopischer (c, α, λ, k, ...) Materieeigenschaften durch physikalische Größen aus Kristallgitter, Atom- und Moleküleigenschaften. Beispiele : spezifische Wäremleitfähigkeit, molare Wärmekapazität, … Grundlage Statistik, da sonst pro Mol ca. 10 25 Gleichungen zu lösen wären ! Bsp: Wärmekapazität c Gase pro Freiheitsgrad 1 2 k B T → c = c(T) c1atomig = 3 2 kB T : 3 x Translation, z.B. He c2atomig = 5 2 kB T : 3 x Translation + 2 x Rotation, z.B. H2 2.1 System-Definitionen Thermodynamische Systeme sind Materieansammlung, deren Eigenschaften durch Zustandsvariablen (z.B. V, E, T, p, z.B. p V = N R T Ideales Gas) beschrieben werden können. System Ab- Definition keine Wechselwirkung (Ww) oder Materieaustausch geschlossenes (Teilchenzahl konstant) mit System Formel - Eges = W = const - n = const. Beispiel Technisch angenähert durch Dewar-Gefäß der Umgebung; (Thermoskanne) Gesamtenergie (mechanisch, kein Wärmetransport elektrisch, ...) konstant durch Strahlung oder Wärmeleitung Geschlossenes Energieaustausch mit der System Umgebung zugelassen, jedoch kein Materieaustausch Offenes Energieaustausch und System Materieaustausch mit der Umgebung zugelassen - Eges = W ≠ const. Wärmebad, - n = const - Eges = W ≠ const - n ≠ const Kühlkörper Gehäuse mit Lüfter wie geschlossenes System mit Materialtransport Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 52 2.6.2 Zustands-Definitionen • Gleichgewichtszustand - Zustand, welcher sich von selbst einstellt - 'Hineinlaufen' in den Gleichgewichtszustand meist ‘komplex’ (s.u. *) Bsp: Thermisches Gleichgewicht: Zusammenbringen zweier Teilsysteme im energetischem Kontakt (kein Materieaustausch), bis keine Energie mehr fließt (Nullter Hauptsatz der Thermodynamik), z.B. taktile Temperaturmessung (s.u. **) • Stationärer Zustand wie Gleichgewichtszustand aber mit Energiefluß Bsp: - Warmhalteplatte T = const, aber elektrische Energiezufuhr - Aufheizen Elektronikgehäuse (s.o.) Beispiel : Gleichgewichtszustand (Steady State, Equilibrum) und das Hineinlaufen (*) In eine Wanne werden aus einem Bottich 50 l mit 20 °C kaltem Wasser hineingegossen. Es werden dann mit einem anderen Bottich 50 l mit 40 °C dazugegeben. In der Badwanne befinden sich nach Durchmischen 100 l Wasser mit einer Temperatur von 30 °C. Der Anfangs- (2* 50 l, 20 bzw. 40°C) und Endzustand (100 l mit 30°C) ist leicht berechenbar. Unberechenbar ist hingegen das Hineinlaufen in den Gleichgewichtszustand, d.h. die zeitliche und räumliche Verteilung der Temperatur. Die Wasserströme können beispielsweise mit gefärbten Wasser sichtbar gemacht werden (weiteres Beispiel: Milch in Kaffee gießen ohne Umzurühren ergibt minutenlanges Strömen der Milch vor Gleichgewichtsverteilung). Ferner ist es nicht möglich, den ursprünglichen Zustand (2 Bottiche mit je 50 l und 20 bzw. 40 °C) aus dem Gemisch zu extrahieren. Das Zusammengießen stellt also einen irreversiblen Prozeß (s.u.) dar. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 53 Beispiel : Thermisches Gleichgewicht (**) (Thermal Equilibrum, - Balance) Die Temperaturmessung mit einem Thermometer geschieht dadurch, daß das zu messende Objekt in Kontakt mit dem Temperaturfühler gebracht wird. Nach einer gewissen Zeit stehen Objekt und Fühler im thermischen Gleichgewicht, d.h. sie besitzen dieselbe Temperatur. Dieser Prozeß, der einem Mischen entspricht, verfälscht das Meßergebnis : Konkretes Beispiel : Die Temperatur von 1 l Luft mit 330 K (z.B. per Infrarot-Messung bestimmt) soll mit einem Temperaturfühler aus Metall, der eine Temperatur von 300 K aufweist, gemessen werden. Wie groß ist die gemessene Temperatur in diesem Extremfall: c L mL TL + c F mF TF c L mL + c F mF aus (WL - 1') TMisch = hier : - Luft mL = 1,2 g ; cL = 1 J/gK - Fühler → mF = 10 g ; cF = 0,5 J/gK TMisch = 1,2 ⋅ 330 + 5 ⋅ 300 K = 306 K 1,2 + 5 Damit der Fehler also klein bleibt, darf muß 'Beitrag' des Fühlers genügend klein sein ! Rein rechnerisch (theoretisch) könnte die wahre Lufttemperatur errechnet werden: nach TL auflösen, Tmisch wurde gemessen, ‚Rest’ bekannt. Nachteile: Luft wird abgekühlt, Messgenaiugkeit relativ gering. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 54 2.6.3 Hauptsätze der Thermodynamik • Nullter Hauptsatz der Thermodynamik Alle Systeme, die mit einem System im thermischen Gleichgewicht stehen, sind auch untereinander im thermischen Gleichgewicht. Zur Erlangung des thermischen Gleichgewichtes findet solange ein Wärmetausch (-transport) statt, bis die Temperaturen der betroffenen Systeme gleich sind. Das ist der Fall bei taktilen (berührenden) Temperaturmessungen ! Thermisches Gleichgewicht Dies gilt auch für mehrere Körper (Systeme). Achtung : Die Alle untereinander im thermischen Gleichgewicht ‚Umwelt’ ist hier nicht betrachtet ! Zur Verdeutlichung als Ring • Erster Hauptsatz (law) der Thermodynamik Die Änderung der Inneren Energie U eines Systemes bei einer beliebigen Zustandsänderung ist die Summe der mit der Umgebung ausgetauschten Arbeit W und der Wärme Q : U = W + Q . Üblich ist die differentielle Formulierung : Innere Energie = 'Mechanische Arbeit + Wärmemenge' dU = dW + dQ (WL - 16) dW < 0 : Arbeit, welche vom System geleistet wird dW > 0 : Arbeit, welche am System geleistet wird, z.B. Luftpumpe wird warm Folgerung: Es gibt kein Perpetuum mobile erster Art! (Maschine, welche dauernd Arbeit leistet, ohne die Umgebung zu verändern) Innere Energie gibt’s auch in der Elektrotechnik : Entladen Akku (reversibel), Batterie (irreversibel) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 55 • Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik Wärme kann nur dann in Arbeit umgewandelt werden, wenn ein Teil der Wärme von einem wärmeren auf einen kälteres System übergeht (Wärmekraftmaschine). Wärme kann von einem kälteren auf ein wärmeres System nur mittels mechanischer Arbeit übertragen werden (Kältemaschine). Folgerung: Es gibt kein Perpetuum mobile 2. Art Durch Abkühlung kann Wärme nicht zu 100% in Arbeit umgewandelt werden ('Ein Körper kann nicht durch selbsttätige Abkühlung in die Luft springen') physikalische Formulierung über Entropie S (Maß für Ordnung) Entropie (Entropy) dS = [S] = J K dQ T (WL - 17) Je größer die Entropie S, desto größer die 'Unordnung' Fälle: dS = 0 reversibler Prozeß, kann in beide Richtungen ablaufen dS > 0 irreversibel, Prozeß läuft nur in eine Richtung ab, Unordnung nimmt zu dS < 0 nur möglich, wenn von außen Energie zugeführt wird. Ordnung kann also nur durch Energieaufwand erzeugt werden ! Abgeschlossene Systeme streben einen Gleichgewichtszustand an, der durch ein Maximum der Entropie gekennzeichnet ist. Mechanische und elektrische Systeme streben ein Minimum an potentielle Energie an (Stein fällt zur Erde / Ladungsdifferenzen gleichen sich aus) Alle Naturvorgänge verlaufen so, daß die gesamte Entropie aller beteiligten Systeme zunimmt. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 56 Beispiele : - Durch Expansion des Weltalls wird dessen Ordnung kleiner, S nimmt also zu - Zusammenmischen zweier Wassereimer erhöht die Unordnung, da zuvor zumindest der Ort der Moleküle (Eimer 1 oder 2) festgelegt war, danach kann dies nicht mehr 'gesagt' werden (s.o.) Alternative Formulierung 2. Hauptsatzes • dS ≥ 0 (WL - 18) Dritter Hauptsatz der Thermodynamik Die Entropie am absoluten Nullpunkt ist Null: S(0K) = 0 J/K Folgerungen: - die spezifische Wärmekapazität im Nullpunkt ist Null c (T=0) = 0 -6 - der absolute Nullpunkt ist experimentell nicht erreichbar, 'Rekord' ≈ 10 K 2.6.4 Zustandsänderungen • reversibel Durch Umkehr der Ablaufrichtung wird der Ausgangszustand wieder erreicht, ohne daß Energiezufuhr notwendig ist. Beispiele: Mechanisches Pendel, Entladen Akku • irreversibel Eine Umkehr des Ablaufes ist von alleine nicht möglich. Dies betrifft alle Übergänge vom Nichtgleichgewicht ins Gleichgewicht. Beispiele: - Temperaturausgleich zweier Systeme 2 Eimer werden zusammengeschüttet. Ein Trennen in den Ausgangszustand ist nicht mehr möglich (s.o.) ! - Ein Akku lädt sich nicht von ‚alleine‘ auf. Durch elektrische Energiezufuhr kann aber der ‚Ausgangszustand‘ wiederhergestellt werden - Entladen Batterie Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 57 2.6.5 Thermodynamik Idealer Gase reversible Arbeit beim 1. Hauptsatz V2 Wrev = p dV für p V = n R T (WL - 19) V1 Zustandsänderung Gleichung p - V - Diagramm p Isochor p = const. T V p Isobar V = const. T V p Isotherm Hyperbel p ~ 1/V p V = const. Boyle Mariotte V p Adiabatisch κ hier κ = p V = const cp cv einatomiges Gas: κ = adiabatisch isotherm 5 3 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 13.10.04 V 58 Zustandsänderung Isochor isobar isotherm adiabatisch polytrop Bedingung V = const p = const T = const S = const pVκ = const dQ = 0 Beispiel für Ideales Gas: Temperaturänderung in 'Luftpumpe' einem Behälter (frei) bei äußerer schnelle Prozesse Wärmebad Dewar-Gefäß T-Erhöhung Wärmeenergie Q = cv m ∆T in nichtisolierten Systemen Q = cp m ∆T Q=W Q=0 W = p ∆V W = p ∆V W = - cv m ∆T dU = dW + dQ dQ = dW dU = - dW W=0 V2 Arbeit Wrev = p dV V1 1. Hauptsatz (keine mechanische Arbeit, da V = const)) dU = dQ κ: Adiabaten- bzw. Polytropenkoeffizient dU = dW + dQ κ = 0 isobare Prozesse κ = 1 isotherme " κ → ∞ isochore " sonst adiabatisch Blankenbach / Wärme + Thermodynamik / 13.10.2004 11:28 59 / 139 2.6.6 Carnotscher Kreisprozeß (Carnot Cycle) periodisch arbeitende Maschine mit Idealem Gas als Arbeitsmedium in einem Kreisprozeß als Idealisierung realer Kreisprozesse z.B. Motor p Isotherm: T = const, isotherme Expansion d a adiabatische Kompression p∼ T hoch b adiabatische Expansion c isotherme Kompression 1 (Hyperbel) V adiabatisch: pVκ = const, T ≠ const T niedrig V Ziel: mechanische Energieerzeugung durch periodischen Wechsel zwischen warm und kalt ! Teilzyklen: Beschreibung a Innere Energie konstant Wärme wird zugeführt (Isothermal heat supply) b Formel ∆U = 0 → ∆ Q = N kB T ln V2 V1 durch Expansion geleistete Arbeit wird aus U entnommen, T sinkt ∆W = ∆U = cv m ∆T (isentropic expansion) c wie a, nur Wärme wird abgegeben (Isothermal heat rejection) d wie b, nur T steigt (isentropic compression) nach einem Umlauf muß die Summe aller Parameter Null sein → ∆ S = Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 dQ = 0 T 60 Definition : Entropie d S = dQ ; ∆S = T b dQ T a Entropie ist die bei der Temperatur T ausgetauschte Wärmemenge Energiebilanz ∆W = - ∆Q im Prozeß erzeugt Wärme = umgesetzte Wärmemenge Wärme(energie) wird in Arbeit umgewandelt Wirkungsgrad η =1 − [T] = K Tniedrig Thoch <1 (WL - 20) Wirkungsgrad ist hoch für große T- Differenzen reale Maschinen : ηreal < ηcarnot Der Carnotscher Kreisprozeß ermöglicht die Erzeugung von Arbeit durch Wärmetausch zwischen kalten und heißen Medien. Anwendung: Wärmepumpe, Kältemaschine, Motor Beispiel für Solarzellen bei Sonnentemperatur von 6.000 K : - Solarzelle bei Raumtemperatur : η = 1 − Tniedrig 300 K = 1− = 95 % Thoch 6.000 K - Durch Sonnestrahlung erwärmte Solarzelle : η = 1 − 400 K = 93 % 6.000 K Der theoretische Höchst-Wirkungsgrad verringert sich aufgrund der geringeren Temperaturdifferenz – Hochleistungs-Solarzellen werden deshalb mit einer Wärmeabfuhr versehen. Praktisch werden 10 – 20% erreicht. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 61 Anwendung des Carnotschen Kreisprozesses : Otto – Motor Beim Viertaktmotor werden vier Arbeitsgänge Ansaugen - Verdichten - Arbeiten - Ausstoßen in vier Bewegungen eines jeden Kolbens verrichtet. Bei allen Verbrennungsmotoren mit Ausnahme des Wankelmotors treiben die aufwärts – und abwärtsgleitenden Kolben über Pleuel eine Kurbelwelle an. Die Antriebskraft wird über die Kupplung, das Wechselgetriebe, die Kardanwelle, das Ausgleichsgetriebe und die Antriebswellen auf die Räder übertragen. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 62 Der Kreisprozeß im Otto – Motor soll durch folgenden Idealisierten Kreisprozeß angenähert werden: I Adiabatische Kompression des idealen Arbeitsgases vom Volumen V1, der Temperatur T1 und dem Druck p1 zum Volumen V2 II isochore Druckerhöhung, wobei das Gas mit einem Wärmebad der konstanten Temperatur T3 in Berührung gebracht und Temperaturausgleich abgewartet wird III adiabatische Expansion bis zum Anfangsvolumen V1 IV isochore Druckerniedrigung bis zum Anfangsdruck p1, wobei das Gas mit einem zweiten Wärmebad der konstanten Temperatur T1 in Berührung gebracht und Temperaturausgleich abgewartet wird p - V – Diagramm des Kreisprozesses p 3 II Die Ziffern 1 – 4 bezeichnen die Anfangszustände der vier Teilprozesse 2 ∆W III 4 I V2 Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 1 IV V1 V 63 Druck, Volumen und Temperatur für die Anfangspunkte der vier Teilprozesse 'Motorwerte' - Volumen aller Zylinder V1 = 1,5 dm³ V1 =8 V2 - Kompressionsverhältnis ε= - Umgebungstemperatur der angesaugten Luft T1 = 303 K - Umgebungsdruck der angesaugten Luft p1 = 1 bar - Höchsttemperatur des gezündeten Gemisches T3 = 1973 K , κ = 1,4 - cV konstant angenommen Anfangszustand 1 2 3 4 V /dm³ 1,5 0,1875 0,1875 1,5 p /bar 1,0 18,38 52,10 2,84 T /K 303 696,1 1973 858,9 Prozeß I Berechnung obiger Tabellendaten p1 V1κ = p2 V2κ ; p2 = p1 ⋅ ε κ = 1 bar ⋅ 81,4 = 18,38 bar T2 = T1 II III IV p3 = p2 p 4 = p3 V1 V2 κ −1 = T1 ε κ − 1 = 303 K ⋅ 80,4 = 696,1 K T3 1973,0 K = 18,38 bar ⋅ = 52,1 bar T2 696,1 K V3 V4 T4 = T1 κ = p3 52,10 bar = = 2,84 bar κ ε 81,4 p4 2,84 bar = 303 K ⋅ = 858,9 K p1 1 bar Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 64 Gewonnene Arbeit pro Umlauf im p V – Diagramm Arbeit ∆W = ∆Q 23 + ∆Q 41 Aufgenommene Wärmemenge ∆Q 23 = m c v (T3 − T2 ) > 0 Abgegebene Wärmemenge ∆Q 41 = m c v (T1 − T4 )< 0 Wärmekapazität des Arbeitsgases Cv = m c v Mit : m = Cv = p1 V1 p V c p V cv p V 1 = 1 1⋅ ; Cv = 1 1 ⋅ v = 1 1 ⋅ Rs T1 T1 Rs T1 c p − c v T1 κ − 1 105 1,5 103 N m3 J = 1,238 2 303 (1,4 − 1) K m K Wärmemengen : → ∆Q23 = 1,238 Nm ⋅ (1973 − 696,1) K = 1580,3 J K ∆Q23 = 1,238 Nm ⋅ (303 − 858,9 ) K = 688 J K ∆W = 1580,3 J − 688 J = 892,3 J Leistung des Viertakt – Motores bei einer Drehfrequenz f = 4500 min−1 P = ∆W ⋅ f 4500 = 892,3 J = 33,5 kW 2 60 ⋅ 2 s denn ∆W wird während zweier Umdrehungen des Motors erzeugt ! Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 65 Wirkungsgrad ηrev einer Carnot–Maschine, die mit den beiden Wärmebädern arbeitet : Thermodynamischer Wirkungsgrad ηrev = (1973 − 303)K = 84,6 % T3 − T1 = T3 1973 K Effektiver Wirkungsgrad des 'realen'Motors : Effektiver Wirkungsgrad η = ∆W ∆Q23 = 1+ ∆Q 41 T −T = 1+ 1 4 ∆Q23 T3 − T2 = 892,3 J = 56,5 % 1580,3 J aus den Formeln für die betreffenden Prozesse: I III folgt T1 = T2 V2 V1 T4 = T3 V2 V1 I – III T1 − T4 = V2 T2 − T3 V1 κ −1 κ −1 κ −1 = 1− 1 ε κ −1 = 1− 1 = 56,5 % 8 0, 4 Der Wirkungsgrad η hängt nur vom Kompressionsverhältnis ε ab ! Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 66 Entropieerzeugung pro Umlauf im p - V – Diagramm geg.: Abgeschlossenes System aus Arbeitsgas und Wärmebehältern Die Entropie des Gases ändert sich bei einem Umlauf im p – V – Diagramm nicht, weil S eine Zustandsgröße ist. Für die Wärmebehälter / - speicher gilt : Abgabe bei T3 = konst.: ∆S3 = − ∆S1 = − Aufnahme bei T1 = konst.: Resultierende Entropie – Erzeugung: → ∆Q23 1580,3 J J =− = − 0,801 T3 1973 K K ∆Q41 688 J J = = 2,271 T1 303 K K ∆S = ∆S1 + ∆S3 = (2,27 − 0,80) J J = 1,47 K K ∆S > 0 , weil die Prozesse II und IV irreversibel sind. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 67 Entropieänderungen des Arbeitsgases bei den einzelnen Zustandsänderungen I – IV Adiabatische Prozesse I und III ∆S = 0 Isochore Prozesse ∆SII = Cv ln T1 = − ∆SII T4 ∆SIV = Cv ln mit Division von T1 = T2 V2 V1 κ −1 durch T3 T2 V2 V1 T4 = T3 κ −1 siehe Wirkungsgrad T1 T2 = T4 T3 erhält man → ∆SII = 1,238 J 1973 K J ⋅ ln = 1,29 K 696,1K K Entropie S(T) – Temperatur - S III Diagramm IV II Der Wert von S(T1) braucht nicht bekannt zu sein. Die Kurven II und IV laufen I proportional zu ln(T) T1 Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 T2 T4 T3 68 T Übungsblatt Wärmelehre 1. Zeigen Sie: V = Lxo Lyo Lzo ( 1 + α ∆T)³ ≈ Vo ( 1 + 3α ∆T) 2. Eine Brücke hat eine Länge von 35,0 m bei - 30°C. Wie groß ist die von den Fugen ‘aufzufangende’ Längenänderung bei +50°C -6 (α = 10 10 1/K) ? 28 mm 3. Ein Schwimmbad hat eine unveränderliche angenommene Grundfläche von 20m * 50m . Es wurde mit 10°C kaltes Wasser auf genau 10,0 m gefüllt. Um wieviel höher steht das Wasser -3 nach dem Aufwärmen auf 30°C (γ = 0,18 10 1/K) ? 36 mm 4. Das Wasser in einer Badewanne (V = 600l = 600kg) wird von 20°C auf 50°C mit einem Tauchsieder erwärmt. a) Welche Energie muß dem Wasser zugeführt werden ? 75 MJ b) Wieviel Kilowattstunden elektrischer Energie sind das ? 21 kWh 5. Thermisches Gleichgewicht als Ergänzung zu den Beispielen: a) Wie groß ist der Fehler, wenn der Fühler auf 325 K vorgewärmt wurde ? b) Wieviel Liter Luft muß mindestens vorhanden sein, damit der Meßfehler bei Bedingungen wie im Skript (Fühler 10 g ; 300 K) kleiner als 0,5 K wird. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 69 3. Wellen (Waves) Wellen: - "Schwingungen", welche sich ausbreiten - räumliche und zeitliche Zustandsänderungen - Energietransport Versuche mit mechanischen und optischen Wellen im Internet : - http://www-pluto.informatik.uni- oldenburg.de/~geo/unterrichtsprojekte/physik/Schwingungen%20und%20Wellen/Wellenmaschine.html, - http://wwwfk.physik.uni-ulm.de/www_fk/german/OptikLinks/Optilink.htm Wer's genau wissen möchte: z.B. Langkau, Lindström, Schobel: Physik kompakt: Elektromagnetische Wellen, vieweg Anzahl der Form Ausbreitung Bsp wenige Schwingung ortsfest Pendel 1 Körper Eigenschwingung im Körper Stimmgabel, Hui-Maschine Fortpflanzung Schallwellen (Akustik) Komponenten 'stehende Wellen' viele Wellen Optik (em - Wellen) Beschreibung: Schwingung (Oscillation) y Welle Darstellungsarten: y 1 Ort x t t y Amplitude an einem Ort zu vielen Zeitpunkten 1 Zeitpunkt t Amplitude zu einem Zeitpunkt an x vielen Orten Ausbreitungsrichtung Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 70 Mechanik, Akustik: Deformation greift auf Nachbarbereich über → Fortschreiten der Deformation → Welle benötigt Übertragungsmedium z.B. Luft oder Metall Bsp.: - Schallwellen, Oberflächenwellen (Wasser) - Versuch: Stimmgabel Eigenschwingungen → Wellen Elektrotechnik (Funk), Optik : Elektromagnetische Wellen - funktioniert auch im Vakuum Grundlage Wellengleichung - aus den Maxwellgleichungen - 3D mit Vektoren d2 ξ 1 d2 ξ = dx2 c2 dt2 (WE - 1) ξ (x ± ct ) (WE - 2) - c: Ausbreitungsgeschwindigkeit Problem: Randbedingungen allgemeine Lösung Gesucht: Funktion mit 2. Ableitung nach Zeit ~ 2. Ableitung nach Weg x Fälle (Wellenformen, s.u.): - Kugelwellen (freie Ausbreitung, z.B. Böller in Luft) - Ebene Wellen (z.B. Laserstrahl) - Wellen in Hohlleitern - ... Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 71 3.1 Ebene Harmonische Wellen ‘einfachste’ Wellen mit kleiner, sinusmodulierter Amplitude sowie einer Richtung und Frequenz z.B. Laserpointer Ebene Harmonische Wellen 1D y = yo sin(ωt ± kx + ϕ) vektoriell y = yo sin ω t ± k ⋅ x + ϕ ( (WE - 3) ) mit Maximalamplitude yo Kreisfrequenz ω= 2π 1 1 ; ω = 2π f ; T = ; [ω]= T f s Periodendauer T ; [T] = s [] 2π 1 ; k= λ m Wellenzahl k= Wellenlänge λ ; [λ] = m Phase ϕ (Bogenmaß) + : nach links fortschreitend y yo Periodendauer T Wellenlänge λ 1 tx Wellental -berg (gem. DIN) - : nach rechts fortschreitend Bestimmung von Werten aus Skizze : - Wellenlänge = 4 (cm) → k = 2π 1 ≈ 157 0,04 m m - Periodendauer = 4 (s) → ω = 2π 1 ≈ 1,57 4s s - Amplitude z.B. : yo = 4 cm (Unterschiedliche Einheiten für Mechanik, Akustik, HF, Licht) - Wellengleichung : y(t) = 4 sin (1,57 t − 157 x ) (mit den entsprechenden Einheiten) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 72 Herleitung des Zusammenhanges zwischen Frequenz und Wellenlänge Frage: Erfüllt (WE - 3) die Wellengleichung (WE - 1) ? (Notation wie partielle Ableitung y t = (WE - 3) ableiten dy , 1D(), o.B.d.A, ϕ = 0) dt yt = ω yo cos(ωt - kx) sowie ytt = - ω² y0 sin(ωt - kx) = - ω² y yx = - k yo cos(ωt - kx) sowie yxx = - k² yo sin(ωt - kx) = - k² y in Wellengleichung (WE - 1) einsetzen: − k² y = − ω² y c² → k² = ω² c² mit Definitionen von (WE - 3): c → k= ω c 2π = 2 π f → Ausbreitungsgeschwindigkeit: c = f λ λ ω k Frequenz und Wellenlänge sind über die Ausbreitungsgeschwindigkeit verknüpft: Ausbreitungsgeschwindigkeit (velocity of propagation) [c] = m/s c hängt ab von c=fλ (WE - 4) - Typ akustische- oder em-Wellen - Medium (z.B. Luft, Wasser, ...) - Frequenz (Dispersion, z.B. Spektralzerlegung Prisma) - Wellenart (s.u.) Bem.: - c ist Materialgröße - em Welle im Vakuum c o = 1 εo µ o ≈ 300.000 km/s - co entspricht max. Geschwindigkeit gem. Relativitätstheorie - f bleibt konstant nach E = h ω , d.h. Wellenlänge 'passt' sich an Ausbreitungsgeschwindigkeit Beispiele Akustik (Schallgeschwindigkeit) Luft 330 m/s Eisen 5000 m/s Elektromagnetische Wellen Luft 300.000 km/s Glas 200.000 km/s (Lichtgeschwindigkeit) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 73 3.2 Wellenlänge und Frequenz (c = f λ) (alle Angaben ca.-Werte) 3.2.1 Akustik cLuft = 330 m/s Bezeichnung Frequenzbereich Wellenlänge Infraschall < 20 Hz > 15 m Hörbereich 20 - 20.000 Hz 0,015 - 15 m Ultraschall > 20 kHz < 0,015 m 3.2.2 EM-Wellen Bezeichnung cLuft = 300.000 km/s Frequenz /Hz Wellenlänge γ - Strahlung 10 19 Röntgenstrahlung 10 17 3 nm UV 10 16 30 nm sichtbares Licht 5 * 10 14 3 10 -11 m 600 nm Infrarot 10 13 30 µm Mikrowellen 10 10 3 cm UKW 10 8 3m KW 10 7 30 m MW 10 6 300 m LW 10 5 3 km sichtbares Licht Frequenz /1012Hz Wellenlänge /nm Blau 630 475 Grün 550 550 Rot 460 650 Farbe Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 74 Typische Darstellungsweise von Wellen mit mehreren (vielen) Frequenzen: Spektrum Spektrum : Energie, Amplitude, Intensität, ... über der Frequenz bzw. Wellenlänge, ggf. logarithmisch Akustik Empfindlichkeit des menschlichen Ohres Schallintensität /W/m² Ohr: Kurven gleicher Lautstärke 1E+01 1E+00 1E-01 1E-02 1E-03 1E-04 1E-05 1E-06 1E-07 1E-08 1E-09 1E-10 1E-11 1E-12 1E-13 10 100 1000 Übertragungskennlinie Lautsprecher 100 Phon 50 Phon Hörschwelle 10000 Frequenz /Hz Elektrotechnik / Hochfrequenztechnik Frequenzgang OP - Tiefpass HF - Spektrum Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 75 Optik Empfindlichkeit des menschlichen Auges und LEDs und Laser Sonnenspektrum Glühlampe (A) und Normleuchtstoffröhre (D65) LCD-CCFL Problem des menschlichen Farbsehens: alle 3 Spektren werden als 'weiß' interpretiert ! Das bedeutet: Im Gegensatz zur 'deterministischen' Technik können hier unterschiedliche Eingangssignale dasselbe Ausgangssignal, nämlich 'weiß' hervorrufen. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 76 Definitionen bei Spektrallinien, Bandbreiten, ... Ua Grenzfrequenz Tiefpass (low pass filter) Ue Definition: 1 0,707 Abfall der Amplitude auf das 1 - fache (≈ 0,7) 2 bzw. um -3 dB des Maximalwertes fg Die zugehörige Frequenz wird als f Grenzfrequenz fg definiert. Bandbreite (bandwidth) / Güte rel. U a 1 Bandbreite B = fgo - fgu 0,707 Amplitudenabfall s.o. 'Güte' Q bei Schwingkreisen etc. mit Resonanzfrequenz fr : Q = fr B Halbwertsbreite f gu fr f go λm λ go f rel. A 1 typisch in der Optik, hier auch Linienbreite genannt 0,5 teilweise auch Definition mit 1/e bzw. halbe Fläche der Gesamtkurve Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 λ gu λ 77 3.3 Wellenformen Kugelwellen Geometrie Ebene Wellen →∞ Welle (weit weg) Theorie Beugung Welleneigenschaften berücksichtigen Bsp. 0 ← kleine Ab- Strahlen (Geometrische Optik) Wellencharakter vernachlässigt messungen - Sonne - Laser - China-Böller (in Luft) - Sonnenlicht auf Erde - Wasserwelle’ - Megaphon - Spalt Dies sind nur 2 ideale Fälle, es gibt viele weitere Abstrahlcharakteristik Formen Bsp.: Richtfunkantenne Antenne Geometrische Dämpfung bei Kugelwellen I (r ) ~ 1 r² Quellintensität breitet sich kugelförmig aus Beispiel : I(x = 1m) = 1 ; I(x = 2m) = 0,25 Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 78 Wellenausbreitung nach dem Huygensschen Prinzip Jeder Punkt einer Welle ist Ausgangspunkt einer Kugelwelle. Eine neue Wellenfront ergibt sich aus der Überlagerung aller Kugelwellen. Hiermit lassen sich viele Wellenphänomene wie Reflexion, Brechung und Beugung in einfacher Weise quantitativ beschreiben. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 Wellenfront bei sehr vielen Kugelwellen 79 3.4 Wellenarten Longitudinal (Longitudinal) Transversal (Transversal) Akustik (Schall) (acoustics) - em-Wellen (Funk, Licht) Bsp. - Seil, Wasser Ausbreitung Auslenkung / „Medium erforderlich“ „geht im Vakuum“ || (parallel) ⊥ (senkrecht) Fortpflanzungsrichtung 1 Zeitpunkt y niedriger hoher Druck y x N ∼ 0 t x p p Seil 2D Normaldruck y z Licht 3D y = po sin(ωt + kx) + pN Longitudinalwellen breiten sich als x Ausbreitungsrichtung 'Deformation' aus, die Amplitude hat dieselbe Richtung wie die E-Feld synchron und Ausbreitungsrichtung: senkrecht zu B-Feld - Stab nach Anschlagen Schwingungsrichtung ≡ Polarisation - Luft als Druckschwankungen Bsp.: - Polfilter - H bzw. V-Polarisation bei SAT-Signalen Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 80 Polarisation (Polarisation) P Polarisation = Orientierung des Amplitudenvektors zur Ausbreitungsrichtung k z.B. Richtung des E-Feldes bei em-Welle Polarisation Bem. k Skizze (Achtung k und P sind Vektoren) linear polarisiert nur eine Schwingungsrichtung z.B. Polfilter k zirkular polarisiert nur eine Schwingungsrichtung, die sich dreht k ' isotrop bei Glühlampen, d.h. alle Richtungen gleichverteilt k Polarisation kann durch Reflexion (Brewster-Winkel) erzeugt werden (s. ET-Beschreibung Brechung) oder durch Doppelbrechung (s.u.) erzeugt werden. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 81 Polarisation in der Elektrotechnik (1D) Dielektrische Verschiebung : D(ω) = εo εr(ω) E(ω) = εo E(ω) + P(ω) Vakuum + Materie Polarisation P = εo χ (ω) E(ω) Suszeptibilität χ Die Polarisation P kann nichtlinear sein, dies wird z.B. zur Laserfrequenzverdopplung ausgenutzt → Dielektrizitätskonstante εr(ω) = 1 + χ (ω) (kann auch anisotrop sein) Beispiel : Elektrisch neutraler 'Stab' wird durch äußeres E-Feld polarisiert, d.h. seine Ladungsverteilung wird durch ein äußeres Feld verändert Anwendung der Polarisation bei LCDs : Polarisation des Lichtes wird durch Flüssigkristalle gedreht : Light Polarizer Glass ITO Alignment layer Alignment direction Uon E Orientation of polarizer Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 82 3.5 Wichtige Begriffe und Definitionen der Wellenlehre (hier vereinfacht für Ebene Wellen): Intensität I = y² Quadrat der Amplitude (immer positiv) in der Optik Achtung rel. Wert (WE - 5) Intensität 1 Die Frequenz der Intensität ist 0,5 wegen des 'Gleichrichteffektes' 0 scheinbar doppelt so groß wie 0 2 4 die der Welle 6 Welle -0,5 nur kleine Amplituden, sonst nichtlineare Effekte sinx sinx^2 -1 Superpositionsprinzip 8 yr = y1 + y2 + ... = Σ yi 10 x, t (WE - 6) Interferenz Phänomene bei der Überlagerung von Wellen (siehe auch Gangunterschied) Gangunterschied ∆ ∆= ϕλ ϕ = 2π k (WE - 7) Bsp: 2 Wellen gleicher Frequenz und Richtung, 1D y1 = sin(ωt - kx) y y2 = sin(ωt - kx + ϕ) yr = y1 + y2 = ? Rechenregel: x sinα + sinβ = 2 sin[(α+β)/2] cos[(α-β)/2] → yr = 2 cos[ϕ/2] * sin(ωt - kx + ϕ/2) Amplitude * (ϕ hier 90°) Interferenzterm Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 83 typische Werte ϕ /° ϕ /rad yr ∆ 0 0 2 0 90 π/2 1,4 λ/4 180 π 0 λ/2 Bei der Überlagerung gelten für Wellen bzgl. Wellenlänge dieselben Gesetzmäßigkeiten wie für Schwingungen bzgl. ihrer Phase: Schwingungen Wellen m = 0, 1, 2, ... Gleichphasig konstruktive Interferenz ∆ ϕ = 0° ∆=mλ Gegenphasig destruktive Interferenz Verstärkung Auslöschung ∆ ϕ = 180° ∆= (WE - 8) 2m +1 λ 2 Anwendung: - Beugung - Interferometrie (Michelson - Morley, Relativitätstheorie) - Lärmreduktion mit gegenphasiger Schallerzeugung Bsp: Gangunterschied bei 2 Quellen in einer Ebene ebene Wellen mit gleicher Frequenz und Wellenlänge ( ω1 = ω2 k1 = k 2 ) Ir = (y1 + y2)² (binomische Formel) r1 = y1² + y2² + 2 y1 y2 erst quadrieren, dann summieren ! P Q1 (Erklärung auch mit Pythagoras s.u.) Phasendifferenz δ = (ωt -kr1) - (ωt -kr2 +ϕ) = k(r2 - r1) - ϕ = Gangunterschied r2 Q2 unterschiedliche Länge von r1 und r2 → Ir =I1 + I2 + 2 I1 I2 cos δ y 12 y 22 Interferen zterm Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 84 Beispiele für Interferenz Interferenz ebener Wellen Interferenz zweier radialer Wellen (Wasser) blau : Wellenberge Erläuterung der Überlagerungsformel mit Pythogoras: I² = {y1 cos(α1) + y2 cos(α2)}² + {y1 sin(α1) + y2 sin(α2)}² = y²1 cos²(α1) + 2y1 y2 cos(α1) cos(α2) +y²2 cos²(α2) rr r2 + y²1 sin²(α1) + 2y1 y2 sin(α1) sin(α2) +y²2 sin²(α2) mit sin² + cos² = 1 und sinα sinβ und cosα cosβ = y²1 + y²2 + 2y1 y2 cos(α1 - α2) r α2 1 α1 y1 sin(α1) y1 cos(α1) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 85 3.5.1 Überlagerung von Wellen (Superposition) Parallele Überlagerung: Schwebung Beachte Einhüllende mit niedrigerer Frequenz Frequenzverhältnis 9:10 Amplitude t Frequenzverhältnis 1:10 Amplitude Signalfrequenz Überlagerung t Rundfunkübertragung : - AM : Amplitudenmodulation (s.o.) - FM : Frequenzmodulation (Sendefrequenz ist amplitudenabhängig) Vorteil: Signalschwankungen beeinflussen Empfang nicht Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 86 Parallele Überlagerung von Wellen gleicher Frequenz Amplitude Gleiche Phase : Maximale Verstärkung 2 Überlagerung 1 0 0 5 10 15 -1 20 t -2 Amplitude Phase 180° (gegenphasig) : Auslöschung 2 Überlagerung 1 0 0 5 10 15 -1 20 t -2 beliebige Phase Amplitude 2 Überlagerung 1 0 0 5 10 -1 15 20 t -2 Bei senkrechte Überlagerung : Lissajous-Figuren, z.B. Oszi im x-y-Betrieb (Normal y-t) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 87 Wichtige Messgrößen für Strahlung Unterschieden wird zwischen Physik (em Wellen) und Optik Def. Energie Leistung (Strom) Formel Strahlungsphysikalische Größen Q F= Q t Lichttechnische Größen Bez. Einheit Bez. Einheit Strahlungsenergie J = Ws Lichtmenge lm s Strahlungsleistung W Lichtstrom lm (luminous flux) Senderseitige Größen Leistung je Raumwinkel I= Q ω Strahlstärke W sr Lichtstärke Strahldichte W m2 sr Leuchtdichte W m2 Beleuchtungs- Leistung je Raumwinkel und Flächeneinheit (luminance) cd = lm sr cd m2 Empfängerseitige Größen Einfallende Leistung je Flächeneinheit F E= A Bestrahlungsstärke stärke lx = lm lx m2 Candela (cd) ist eine der 7 Basisgrößen (andere : m, kg, s, ...) sr : Steradiant = Raumwinkel z.B. Kugel : 4 π sr Beispiele Lichttechnischer Größen - Beleuchtungsstärke im Büro - Lichtstrom eines Beamer - Leuchtdichte eines LCDs 500 lx 1.000 lm (meist als American National Standards Institute ) 250 cd/m² Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 88 3.6 Reflexion und Brechung (Reflection and Refraction) Trifft eine Welle an der Grenze eines Medium auf ein anderes so wird sie völlig (z.B. Licht auf Spiegel) oder teilweise (Licht auf Wasser) reflektiert; der übrige Teil wird gebrochen; oder alles wird absorbiert (schwarze Oberfläche) Versuche: - Reflexion Laserstrahl Spiegel bzw. Leinwand - Brechung an Plastikplatten - Echo an Wand - Laser auf doppelte Fensterglasscheibe ergibt 4 sichtbare Reflexionen Bemerkungen: - Die nachfolgenden Gesetze gelten für akustische und em-Wellen. - Intensitätsverteilung Reflexion - Brechung kompliziert ! (z.B. Langkau, Lindström, Scobel: Physik kompakt: Elektromagnetische Wellen, vieweg) einfallender Strahl Reflexion α c1 n1 α' diffuse Reflexion ideal Intensitätsverteilung Reflexion Bsp.: Luft c 2 n2 > n1 Glas Brechung β Reflexion und Brechung treten auf, wenn eine Welle auf einen Übergang von einem Medium in ein anderes trifft. Die Intensitätsverteilung zwischen gebrochenem und reflektiertem Anteil ist nur mittels exakter Rechnung mit em-Wellen zu erhalten. Die räumliche Verteilung des reflektierten Anteils hängt von dem Material und der Oberfläche ab, wie z.B. bei Glas, Spiegel oder Leinwand. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 89 3.6.1 Reflexion Gerichtete Reflexion gilt nur Idealfall z.B. für Spiegel : Einfallswinkel = Ausfallswinkel α = α' (WE - 9) (Reflexion nur in einer einzigen Richtung sichtbar) Problem: Intensitätsverteilung bei Reflexion und Brechung (s.u.) Anwendung Reflexion: Parabolspiegel Wellenrichtung umkehrbar verstärkter Empfang von Wellen (em / akustisch) z.B. Sat-Schüssel, Vogelstimmen-Mikro Empfänger / Sender 1 m² Antennenfläche → 1 cm² Empfängerfläche Aussenden "gerichteter" Strahlen: Richtfunk (em), Megaphon, Autoscheinwerfer, Taschenlampe weitere: - Nierenlithotripter (Ellipse) - Funkwellen: Reflexion an oberen Luftschichten → Überreichweiten (‘round the world in 0,1s’) - Katakaustik bei Reflexion an Kreis, z.B. Kaffeetasse Diffuse Reflexion bei ‚unebenen‘ Grenzflächen z.B. bei Leinwänden und Papier (Reflexion von allen Seiten sichtbar) s.u. Weiterer Reflexionseffekt : Bi-directional Reflection Distribution Function (BRDF) : Tritt z.B. bei Mähen (Fußballplatz) auf. Ist ein größeres Problem bei Weltraumgestützter Landwirtschaft-Beobachtung. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 90 Leinwandarten 3 Oberflächentypen sind in der DIN 19405 bzgl. ihrer Reflexionseigenschaften definiert: Reflexionsverhalten Anwendung Ideal diffuse Type D Incident light (diffuse) Screen Homogene Reflexion Für Tisch- und Deckenprojektion Semiglossy Typ S Incident light (Glossy) Screen Glossy Incident light Nur für Deckenprojektion geeignet Screen Metallartige Oberfläche . Retroreflecting Typ B Incident light (Retroreflective) Screen Glasperlen, welche das Licht in Richtung des einfallenden Strahles reflektieren Nur für Tischprojektion geeignet Reflexion auf Displayoberflächen Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 91 3.6.2 Brechung Versuch: Reflexion Laserstrahl Beugung an Plastikplatten Brechung: Übergang von einem Medium in ein anderes Reflexion: α= α' Lot n2 > n1 (unten optisch dichter) c1 c1 > c2 (oben schneller) α s2 Weg s 1 und s 2 in gleicher Zeit zurückgelegt in Medium 1 und 2 s1 Wellenfront n 1 c1 Huygenssches Prinzip: n2 c2 unterschiedlicher zurückgelegter Weg in oberem und unteren Medium in derselben Zeit c2 wegen unterschiedlicher β Ausbreitungsgeschwindigkeit Gilt sinngemäß auch für Reflexion ! Snelliussches Brechungsgesetz sin α n2 c = = 1 sin β n1 c2 n: Brechungsindex (Index of Refraction) n≈ Optik (WE - 10) Akustik ε (ε : Dielektrizitätskonstante) : Zusammenhang Optik - ET / hoch- niedrigfrequent Wellenlängen- bzw. Frequenzabhängigkeit : Dispersion: n = n(λ) = n(f), z.B. Regenbogen Dielektrizitätskonstante : εr = εr(f) in der ET Bsp: Reflexion: Brechung: Bild im See, am Fenster, Echo, Reflexion an Fensterglas ca. 4% Stab ins Wasser, "Knick" Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 92 Medium Brechungsindex für λ = 600 nm n = cvakuum / cmedium ; n = n(λ) Glas 1,5 Luft 1,003 ≈ nVakuum = 1 Wasser 1,333 Diamant 2,4 Bsp: Luft → Wasser α = 30° → β = 22° Doppelbrechung (Birefringence) Aufteilung einer gebrochenen Welle in ordentlichen und außerordentlichen Strahl. Tritt auf, wenn Brechungsindex anisotrop, d.h. richtungsabhängig ist. Beispiel : Calcit Der Brechungsindex für den ordinären Strahl ist bei Calcit no=1,6583 und für den extraordinären Strahl ne=1,4864. Die Stärke der Doppelbrechung ergibt sich aus der Differenz no - ne: 1,4864 1,6583 = -0,1719 (optisch negativ). Die beiden Strahlen durchlaufen den Kristall mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 93 Totalreflexion (Total Reflectance) - tritt auf bei Übergang von optisch dichterem in optisch dünneres Medium - bei einem bestimmten Winkel wird der einfallende Strahl nur noch in der Grenzschicht geleitet - bei größeren Winkeln tritt der Strahl nicht ins dünnere Medium über → Totalreflexion Anwendung: Prisma αg Totalreflexion dichter n1 45° dünner n2 < n1 sin αg = n2 n1 Totalreflexion für alle α ≥ αg Lotwinkel hier 45° > αg (38°) nur Reflexion, keine Brechung, Erklärung: komplexe Wellenoptik Medium Grenzwinkel zu Luft Diamant 23° Glas 38° Wasser 49° Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 94 Anwendung der Totalreflexion Lichtleiter - Glasfaserkabel nicht, da Totalreflexion kann auch gebogen werden solange Totalreflexionsbedingung erfüllt bleibt 10 µm n1 n2 < n1 ‚Sprung‘ des Brechungsindexes Innen- ∅ typ. 62,5 µm Achtung: Unterschiedliche Laufzeiten ! ‚allmähliche‘ Änderung des Brechungsindexes ∅ typ. 62,5 µm ‚Sprung‘ des Brechungsindexes, ∅ typ. 9 µm, deshalb praktisch kein Reflexionseinfluß Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 95 3.6.3 Intensitätsverteilung reflektierter Anteil einfallende Intensität Breite = Intensität einfallender und transmittierter Strahl sind parallel versetzt 0 gebrochener Anteil z.B. Platte Absorption Eindringtiefe d Transmission Energieerhaltung Eein = Eref + Eabs + Etrans (Conservation of Energy) (WE - 11) Bsp: Durchgang durch Glas durch- einfallend tretend reflektiert I 1 Luft Glas Luft reflektiert absorbiert reflektiert (übertrieben dargestellt) x Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 96 Absorptionsgrad α (λ ) = Egeb Bsp: rotes Glas absorbiert 'alles' bis auf Eein rote Wellenlängen α Bsp: Schwarzer Strahler α = 1 für alle λ: 1 Sonnenkollektoren em Welle → Wärme IR Solarzellen: sollten schwarz sein Kirchhoffsches Gesetz: 600 nm 3 - 15 µm λ Absorptionsgrad = Emissionsgrad (Abstrahlung) Anwendung: schwarze Kühlkörper Bsp: rotes Glas läßt 'rot' durch Transmissionsgrad τ (durchgelassener Anteil) τ (λ ) = Etrans Eein Reflexionsgrad - ρ (λ ) = Eref Eein - ρ= ρ(λ, n, Oberfläche, ...) Normierung aus Energieerhaltung Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 ρ+α+τ=1 (WE - 12) 97 Beschreibung mit Ebener Welle (Richtung aus Reflexions- und Brechungsgesetz) ( ) ( ) ( A ein e ein sin ωt − k ein x = A ref eref sin ωt − k ref x + ϕref + A geb e geb sin ωt − k geb x ) A : Amplitude, e : Einheitsrichtungs-Vektor I Absorption durch Eindringen in Material Intensitätsabnahme bei Ausbreitung in einem Medium üblicherweise als e-Funktion Vakuum absorbierenden Medium d Absorption µ : Absorptionskoeffizient [µ] = 1/m d : Eindringtiefe [d] = m (WE - 13) A geb = (A ein − Aref ) ) e− µd Der Absorptionskoeffizient ist wellenlängenabhängig : µ = µ(λ) Beispiel: Der menschliche Körper ist für sichtbares Licht undurchdringbar, nicht aber für Röntgenstrahlung ! Laserbearbeitung: Eref und Etrans minimieren, Eabsorbiert maximieren Mehrschichtsysteme thickness komplexe optische Verhältnisse an Mehrschichtsystemen mit konstruktiver und glass 1 mm destruktiver Interferenz SiO2 175 nm Bsp: - Ölfilm auf Wasser (spektrale Auslöschung) n 1 1.5 ITO 30 nm 2 protection 50 nm 1.5 aligning 50 nm LC 6 µm 1.7 1.5 / 1.65 - ‘Farben dünner Plättchen’ - Seifenblase Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 (refraction omitted) 98 Effekte dünner Schichten auf die Transmission Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 99 Optisches Pendant zu elektrischen Filtern: Hoch- und Tiefpass Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 100 Reflexion in Abhängigkeit von der Polarisation und der 'Entspiegelung' n' − n senkrechter Einfall : Re flexionsgrad r = n' + n 2 n' − 1 Oberfläche gegen Luft r = n' + 1 2 typischer Wert Luft - Glas r ≈ 0,05 (5%) schräger Einfall : Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 101 λ/4 λ/4 Wirkungsweise der Entspiegelung Ambient light gegenphasige Wellen löschen sich aus: Reflections der Gangunterschied beträgt λ/2 bzw. λ Σ Glass Multi-LayerCoating Reflectivity /% Glass (n = 1.52) Senkrechter Einfall 4.5 Uncoated 4.0 3.5 Achtung: Die Reflexionstärke ist wellenlängenabhängig und 'erzeugt' 3.0 somit Farbeffekte ! 2.5 Triple layer Entspiegelungsschichten sind relativ Double layer 2.0 Single layer 1.5 'kritisch' in Ihrer Funktion. Bsp: Fingerabdruck oder 1.0 Wassertropfen auf gut entspiegelter 0.5 Oberfläche 'schillert' ! 0 400 500 600 700 Wavelength /nm Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 102 3.6.4 Wellenbetrachtung der Reflexion Festes Ende (mechanisch) bzw. optisch Loses Ende (mechanisch) bzw. optisch dichteres Medium dünneres Medium t t Phasensprung um π keine Phasensprung Wellenknoten Wellenbauch Wellenknoten : Amplitude immer Null, auch Schwingungsknoten Wellenbauch : hier tritt die Maximalamplitude auf, auch Schwingungsbauch genannt Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 103 Versuch: mechanische Transversal-Wellenmaschine (fest: unten festhalten bzw. lose) hieraus ergeben sich die Gesetze für Wellen in begrenzten Medien. Eine gute Simulation und Visulisierung in Internet findet sich unter : http://www.muk.uni-hannover.de/~finke/physlet/waves/wave_refl.html Zeitlicher Verlauf : Bei T = T/4 ist der Phasensprung um π bei festem Ende zu erkennen Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 104 Impulsübertragung auf Leitungen R+Ri = Z0 ; RL = 0 R+Ri = 10 < Z0 ; RL = 0 R+Ri = Z0 ; RL = ∞ Reflexion am Kurzschluß mit Die Leitungsimpedanz beträgt Reflexion am Leitungsende am Phasensprung (‚festes‘ Ende, ca. 90 Ω, der ‚Innenwiderstand‘ ‚losen‘ Ende (Abschluß offen), Vorzeichenumkehr) und am ‚linken‘ Ende entspreicht d.h. kein Phasensprung bzw. Auslöschen. Restspannung also einem ‚festen‘ Ende. Vorzeichenwechsel. Somit durch Kabeldämpfung Reflexion an 2 ‚festen‘ Enden ergibt sich eine konstruktive mit Phasensprung. Die Überlagerung (doppelte Amplitude nimmt durch Amplitude) Kabeldämpfung ab. Fazit : Bei Anpassung des Kabels (Z0) an den Innenwiderstand der Quelle tritt praktisch keine Reflexion auf. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 105 3.7 Wellen in begrenzten Medien Def: Wellen (hier 2) die gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung das gleiche Medium durchlaufen überlagern sich zu einer stehenden Welle. Voraussetzung: Amplitude, Frequenz konstant und feste Phase Am häufigsten geschieht dies durch Reflexion einer ebenen Welle an einer Grenzfläche; dies gilt sowohl an dichteren/festen als auch an dünneren/losem Medium/Ende. Beispielrechnung: y1 = sin(ωt - kx) nach rechts y2 = sin(ωt + kx) nach links yr = y1 + y2 = 2 coskx sinωt Das ist eine Sinusschwingung mit ortsabhängiger Maximal-Amplitude (k = 2π /λ) y sin(ω t) = 1 2 sin(ω t) = 0 x cos(kx) = 0 Wellenknoten Simulation im Web : =1 λ 2 -bauch - http://www.physiknetz.de/special/java/physik/phys/stlwellen.htm - http://www.schulphysik.de/physik/mech/swell/ Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 106 Was passiert, wenn man beispielsweise eine Saite anzupft ? Die Phänomene der Eigenschwingung bei festem und losem Ende können sehr schön mit einem Stab oder Lineal ausprobiert werden. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 107 In einem Medium begrenzter Länge L kann sich eine Stehende Welle (zeitlich und örtlich konstante Überlagerung einer Welle mit sich selbst) nur ausbilden, wenn nachfolgende Bedingungen erfüllt sind: 'Enden' Eigenschwingung 1. Oberwelle Wellenlänge (Eigenfrequency)) (Second Harmonic) (Wave Length) Wellenbauch A 2 freie 2 feste Bsp.: Gitarrensaite λ o = 2L (WE - 14) x L Bsp.: Rohr -knoten fo = c 2L λ1 = L f1 = 2 fo Fest + frei λn = 2L n+1 fn = c λn n = 0, 1 , 2 λn = 4L 2n +1 fn = c λn Bsp.: Blasen über Sprudelflasche λ o = 4L fo = c 4L λ1 = 4 L 3 f1 = 3 fo Obige 'Bilder' erhält man durch Erfüllen der Randbedingungen (fest, lose) unter Berücksichtigung von Wellenknoten (Intensitätsminimum) und -bäuchen (Intensitätsmaximum) sowie Einpassen der Wellenlängen bzw. deren Bruchteilen. Anwendung: - Musikinstrumente (z.B. Orgelpfeifen, Klavier, Gitarre) - Optik : Resonator, Laser - Antennen (z.B. UKW : 100 MHz ≡ 3 m → λ/4-Antenne l = 75 cm) Warum singen Männer lieber in der Badewanne (L = 1,8 m) , Frauen im WC (L = 1 m) ? Resonanz mit 2 festen Enden: Männer haben eine tiefere Stimme → größere Wellenlänge f1 = c ergibt Stehende Welle für Badewanne mit 180 Hz bzw. WC mit 330 Hz, etc. L Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 108 Warum kann man Musikinstrumente unterscheiden, auch wenn sie alle denselben Ton (z.B. Kammerton 440 Hz) spielen ? Die unterschiedliche Verteilung der Oberwellenintensitäten 'macht' den Klang eines Musikinstrumentes (Skizziert, real keine scharfen Peaks). rel. Lautstärke fo Trompete 2fo 3fo 4fo rel. Lautstärke fo 5fo Horn 2fo 3fo 4fo Frequenz Frequenz rel. Lautstärke fo Oboe 2fo 3fo rel. Lautstärke 4fo 5fo 5fo Frequenz Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 fo Clarinette 2fo 3fo 4fo 5fo Frequenz 109 3.8 Doppler - Effekt (Doppler Effect) tritt auf, wenn sich Wellenerreger (Quelle) und Beobachter relativ zueinander bewegen Versuch: Simulation am PC, bewegte Stimmgabel auf Pendel Web : - http://www.physik.uni-stuttgart.de/PINGPONG/gallery/kap48/2/index.html - http://library.thinkquest.org/19537/java/Doppler.html Es gibt 2 Fälle a) Ruhende Quelle, bewegter Beobachter fB = fQ 1± + : Beobachter nähert sich der Quelle vB c - : Beobachter entfernt sich von Quelle (WE - 15) ruh en de Q ue lle T : Z e i t zw is ch e n 2 W e ll e n b ä u c h e n T = T = λ c λ c + v ruh en de r B eo ba ch ter v b ew e gte r B eo ba ch te r Frequenz relativ zur ausgesandten Frequenz Doppler Effekt : Ruhende Quelle - Bewegter Beobachter (B) 2 B entfernt sich B nähert sich 1,5 1 0,5 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Geschwindigkeit relativ zur Ausbreitungsgeschwindigkeit Bsp: Zug - Übergangs-Glocke fQ = 440 Hz (a) ; vB = 30 m/s , c = 330 m/s → Zug nähert sich: fB = 480 Hz ; Zug entfernt sich: fB = 400 Hz → Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 ∆f = 80 Hz ≈ Terz 110 b) Bewegte Quelle, ruhender Beobachter fB = + : Quelle entfernt sich vom Beobachter - : Quelle nähert sich zum Beobachter fQ v 1± Q c (WE - 16) b e w e g te Q u e lle ru he n d er B e ob a c h te r v pro Zeiteinheit kommen mehr Wellen an als bei ruhender Quelle Doppler Effekt bei bewegter Quelle ist nichtlinear : 2 Doppler Effekt : Bewegte Quelle (Q) - Ruhender Beobachter Frequenz relativ zur ausgesandten Frequenz Frequenz relativ zur ausgesandten Frequenz Doppler Effekt : Bewegte Quelle (Q) - Ruhender Beobachter Q entfernt sich Q nähert sich 1,5 1 0,5 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Geschwindigkeit relativ zur Ausbreitungsgeschwindigkeit 20 Q entfernt sich Q nähert sich 16 12 8 4 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 Geschwindigkeit relativ zur Ausbreitungsgeschwindigkeit Bsp: Verkehrs-Radar 8 fQ = 10 GHz , vQ = 30 m/s , c = 3 10 m/s Beispiel: → fB = 10,000001 GHz → ∆f = 1 kHz - Durchbrechen der Schallmauer (s.u.) - Einsatzfahrzeuge (Martinshorn) Anwendung: - Geschw. Messung Radar - Astronomie zur Bestimmung von Planetengeschwindigkeiten Diese Gesetze für den Doppler Effekt gelten - für akustische und em-Wellen - nur Spezialfall : Quelle und Beobachter auf einer Geraden, einer ruht, anderer bewegt sich! Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 111 1 Machscher Kegel () / Schallmauer (Sonic Barrier) Bei schnell fliegenden Flugzeugen entsteht der sog. Machsche Kegel, dessen Spitze beim Durchbrechen der Schallmauer 'durchstoßen' wird, d.h. 'der Schall kommt nicht mehr nach !' ‚Klappt‘ auch im Wasser : Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 112 4. Optik (Optics) 4.1 Anwendung von Reflexion und Brechung in der Optik Effekt: Reflexion und Brechung → Richtungsumlenkung Spektralzerlegung durch Dispersion n = n(λ): gilt auch für Linsen und das Auge → Unschärfe bei Farbbildern ! spektral zerlegt weiß Dispersion Prisma Beispiel: 'virtuelle' 3D - Wirkung von Computerbildern rote Buchstaben auf blauem bzw. grünen Hintergrund, teilweise 'unangenehme' Wirkung 3D - Test 3D - Test 3D - Test 3D - Test rot vor schwarz weiß vor rot Der gleichmäßig graue Rahmen wirkt abhängig von der Hintergrundfarbe unterschiedlich Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 113 Reflexion an Spiegel Brechung an planparallelen Platten in Luft Strahlengang mit Reflexionen Durchgehender Strahl mit Winkeln α d Vakuum (Luft) n = 1 n> 1 β γ s Vakuum (Luft) austretender Strahl parallel zum einfallenden versetzt oben: sin α n = sin β 1 ; unten: sin β = 1 sin γ Parallelversetzung (Näherung nLuft = nVakuum) s= n → d sin(α − β ) cos β sinα = sinγ → γ = α (entspricht Parallelversatz) = Brechung β über n mit α d sin α ⋅ 1− cos α n² − sin ²α (OP - 1) Probe: α = 0° → s = 0 √ Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 114 4.1.1 Optische Effekte in der Atmosphäre Prinzip: wellenlängenabhängige Brechung des Sonnenlichtes (Dispersion) Himmelsblau Sonnenauf- / untergang weiß Luft weiß Luft Erde Erde Rayleigh - Streuung (vereinfachende Erklärung) Regenbogen (Rainbow) weiß 42° weiß Regentropfen Sonne rotationssymmetrisch Nebenbogen 52° Farbabfolge umgekehrt Hauptregenbogen 42° 1 Reflexion 2 Reflexionen (intensitätsschwächer) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 115 Regenbogen Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 116 Spektrum des weißen Sonnenlichtes inkl. Treibhausproblematik (CO2) Spektralzerlegung von weißem Licht Der rechte und linke Rand (li.) erscheint dunkel, da das Auge dort relativ unempfindlich ist im Gegensatz zu Photodioden (re). Die Spektralzerlegung (d.h. Zerlegung nach 'Frequenzen' - Analogie zur Fouriertransformation) geht auch mit (optischen) Spalten oder Gittern ! Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 117 4.2 Geometrische Optik Definition / Näherung: - Licht breitet sich strahlenförmig und geradlinig aus, - 'Licht' besitze keine Welleneigenschaften, d.h. λ → 0 Bsp: Laser und Sonnenlicht erfüllen die Näherung gut Grenze der Geometrischen Optik: kleine Abmessungen im Bereich der Wellenlänge, z.B. Spalte Näherung dicke Linsen (real) → dünne Linsen Prinzip von Linsen (lens): durch geschickte Formgebung unter Anwendung der Brechung (s.o.) werden nutzbare Effekte erzielt ! Wichtigste Linsenformen bikonvex Bikonkav Sammellinse Zerstreuungslinse Zerstreuungslinse Sammellinse Symbol Funktion: (Normalfall) Umgebung optisch dünner " Effekte an Linsen " dichter Erwünscht Entsteht durch Abhilfe Brechung + Versch. Brechungsindices Reflexion - Vorder- und Rückseite Vergütung Absorption - molekulare Absorption Spezialglas Streuung - Verunreinigungen Hochreines Glas Dispersion - Material Spezialglas Thermische Ausdehnung - Material Spezialglas Optimierungsmöglichkeiten meist nicht gleichzeitig realisierbar Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 118 Allgemeine Regeln zur Linsenkonstruktion (DIN 1335) - Lichtrichtung von links nach rechts - Gegenstand: y (früher G) - Bild y' (früher B) - y-Achse nach oben positiv - f Brennweite - F Brennpunkt - a Gegenstandsweite (früher g) - a' Bildweite (früher b) - Lichtweg umkehrbar Abbildungsgleichung nur je ein Brechungsindex 1 1 1 = − f a' a für Linse und Umgebung (OP - 2) Abbildungsmaßstab β= Abbildungsgleichung y ' a' = y a Bildweite a' 10 8 6 Objektiv : Objekt reell, Bild reell, umgekehrt 4 Objekt virtuell, Bild reell, aufrecht 2 0 -10 -8 -6 -4 -2 0 -2 2 4 6 8 10 Gegenstandsweite a -4 Lupe : Objekt reell, Bild virtuell, aufrecht -6 normiert auf f = +1 -8 -10 Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 119 4.2.1 Sammellinse Kennzeichen: Brennweite f > 0 ; z.B. + 30mm - Parallelstrahl → F' - (Brennpunkts-) Strahl Konstruktionsprinzip: - Gegenstandsstrahl durch Optische Achse behält Richtung bei Fall Konstruktion y' a<f optische F virtuell, Lupe a' vergrößert F' f a y 2f Beispiel y Achse f < a < 2f Bild reell, F' Projektor vergrößert F y' f a' a a > 2f y reell, F' F 2f Fernrohr verkleinert y' f a Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 a' 120 4.2.2 Zerstreuungslinse Kennzeichen f < 0 ; z.B. - 30 mm Anwendung z.B. Galileisches Fernrohr Aufrechtes virtuelles Bild ; verkleinert y' y Konstruktionsprinzip: F' F - Parallelstrahl mit Strahl von F (Brennpunkt) ausgehend f a - Gegenstandsstrahl durch Optische Achse unverändert a' weiterer Linsentyp: Fresnel-Linsen (flach, z.B. Overhead-Projektor, Campingbus) Links Strahlengang : Entscheidend für die Wirkung einer Sammellinse ist nicht deren Dicke, sondern die Oberflächenkrümmung. Im Prinzip stellt die Fresnel-Linse eine konvexe Sammellinse dar, bei der außerhalb der Mittellinse nur dünne ‚Oberflächenteile‘ verwendet werden Mitte Draufsicht Rechts Anwendung bei Leuchttürmen als 360° Linse Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 121 4.2.3 Linsensysteme Zweck Vergrößerung: Mikroskop, Lupe kleine Gegenstände ; Fernrohr kleine Winkel Limitierung: Beugung (Wellencharakter kann nicht vernachlässigt werden, s.u.) Lupe (Magnifier) Vergrößerung der Lupe v= s f mit s als deutliche Sehweite des unbewaffneten Auges üblicher Wert : s = 25 cm Die Lupe ist das einfachste optische Instrument zur Vergrößerung von Gegenständen, die sich Endlichen befinden. Am einfachsten wird der Gegenstand in der Brennebene einer Sammellinse positioniert. Diese Lupenlinse verwandelt dann die Lichtstrahlen von allen Gegenstandspunkten zu Parallelstrahlen, die von der Augenlinse wieder auf ihre bildseitige Brennebene abgebildet werden. Damit wir dieses Bild scharf sehen, muß die Augenlinse so akkomodiert sein, daß sich diese Brennebene gerade auf der Ebene der Retina befindet. D.h. wir stellen unser Auge auf das Sehen von Gegenstände im Unendlichen ein. Die ist die Ruhestellung des Auges und daher am wenigsten anstrengend. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 122 Mikroskop (Microscope) Vergrößerung des Mikroskopes v= ts fObjektiv fOkular mit s als deutliche Sehweite des unbewaffneten Auges üblicher Wert : s = 25 cm Bei einem Mikroskop (2* Sammellinse) ist ein Gegenstand sehr nahe am Brennpunkt der sog. Objektivlinse, es wird ein stark vergrössertes Bild erzeugt. Dieses Bild (Zwischenbild) wird in einer Ebene im Abstand t vom zweiten Brennpunkt des Okulars erzeugt. Dieses Zwischenbild wird von der zweiten Linse (Okular) weiterverarbeitet. Das Okular ist so plaziert, dass das von der ersten Linse erzeugte Bild genau auf seinem Brennpunkt erzeugt wird. Die Strahlen aus der er-sten Linse, dem Objektiv, werden nun so gebrochen, dass sie divergent sind. Dies entspricht der Lupen - Funktion. Das Auge formt wieder ein reelles Bild, das nun aber sehr stark vergrössert ist. Fernrohr (Telescope) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 123 Vergrößerung des Fernrohres v= fObjektiv fOkular Je größer die Objektivbrennweite und je kleiner die Okularbrennweite desto (Keplersches Fernrohr) größer die Vergrößerung. Annahme : Gegenstände befinden sich im Unendlichen, d.h. die Lichtstrahlen von diesen Gegenständen erreichen das Fernrohr als Parallelstrahlen. Die Objektivlinse ist eine Sammellinse, die ein reelles Bild des Gegenstands in ihrer bildseitigen Brennebene entwirft. Dieses Zwischenbild liegt in der Brennebene der Okkukarlinse. Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 124 4.3 Beugung (Diffraction) Geometrische Optik: : Wellenausbreitung mit geradlinigen Strahlen 4.3.1 Prinzip Exp: Laser - Licht geradlinig - Geräteachse - kreisrunder Fleck auf Wand -Schirm Spalt in Strahlengang Geom. Optik: kleinerer Fleck aufgrund Abschattung Spalt verkleinern: Aufweitung mit helle und dunkle Streifen Beobachtung: - Abweichungen von der geradlinigen Ausbreitung an Hindernissen - Licht als Welle Mathematische Behandlung komplex. Qualitatives Verständnis: Überlagerungs- und Ausbreitungseigenschaften von Wellen mit - Superpositionsprinzip Überlagerung mehrerer Wellen an einem Ort analog Überlagerung von Schwingungen I = I1 + I2 + I3 + ... -Interferenz: Wechselwirkung einer Welle mit sich selbst Extremfälle 2 Wellen gleicher Frequenz - effektiver Gangunterschied ∆ = 0 in Phase → max. Verstärkung - Einzelamplituden gegenphasig ∆ = λ/2 : Auslöschung --Ausbreitung von Lichtwellen - Huygensches Prinzip: Bsp: Wasserwellen - hineingeworfener Stein Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 125 Abweichung von Geometrischer Optik x → Licht als Welle xmax → optischen Instrumente mit endlichen Optik Öffnungsweiten: Beugung beschränkt 0 Beugung Auflösungsvermögen a Spalt Beugungsart a, b Licht Fresnel klein divergent ∞ parallel a, b < ∞ ggf. Sammellinsen Fraunhofer geom. α b Schirm Beschreibung Komplex Winkel 'einfach' 4.3.3 Fraunhofersche Beugung 4.3.3.1 Einzelspalt Beugungswinkel α gebeugte Wellenfront A einfallende Wellenfront d ∆ = BC = d * sinα α C B Gangunterschied der Randstrahlen α Näherung: Spaltbreite d << Spaltlänge l nicht gebeugte Wellenfront Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 126 Erklärung für die dunklen Stellen Auslöschung ! A α min Auslöschung ! d/2 B C λ Huygensches Prinzip: Oberer und mittlerer sowie mittlerer und Jeder Punkt im Spalt ist Quelle einer neuen unterer Strahl sind gegenphasig und Elementarwelle. Am Hindernis werden die löschen sich somit aus ! Wellen abgelenkt Auslöschung bei Abstand d/2 → BC = λ d.h. Gangunterschied ∆ = λ/2 BC: λ = d sinαmin = 1. Minimum Bsp: d = 10 λ → αmin ≈ 6° Geometrische Optik d >> λ oder λ → 0 Strahlen weiteren Minima Gangunterschied ganzzahliges Vielfaches von λ Minima (dunkel) n λ = d sinαmin (OP - 3) Beugungsordnung n = ±1, ±2, ... Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 127 Beobachtung Versuch : Zwischen Minima helle Stellen : Maxima A α max Verstärkung ! Auslöschung ! d/3 C B 3 2 λ Superpositionsprinzip: Gangunterschied zwischen max. Verstärkung und Auslöschung λ/2 Maxima (hell) 1 (n + /2)λ = d sinαmax Beugungsordnung n = 0, ±1, ±2, ... (OP - 4) Die Intensität der Beugungsmaxima - noch deren Verlauf können aber (rein geometrisch) nicht hergeleitet werden. Zu vermuten ist aber ein geringere Helligkeit des 1. Maximums, da sich die beiden unteren Strahlen auslöschen ! Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 128 Beispiel CCD - Digitalkamera - Chip 5 mm breit = 1000 Pixel, d.h. 1 Pixel = 5 µm breit - Linsendurchmesser d = 5 mm (als Spalt) - Abstand Linse - CCD : b = 10 mm - Annahme: Heller Spot in Pixelmitte - Trifft das 1. Beugungsmaximum ein danebenliegendes Pixel ? Entspricht der Ort für das erste Maximum (xmax) der Pixelbreite (5 µm) ? - Geometrie : tanα = xmax/b 1. Maximum 1 1 /2 λ = d sinαmax =d tanα für kleine Winkel : /2 λ = d xmax / b grünes Licht : 0,550 µm /2= 5mm xmax / 10mm → xmax = 0,55 µm → d.h. Pixelpitch liegt um einen Faktor von 10 über dem 1. Beugungmaximum ! selbst wenn gebeugtes Licht auf ein benachbartes fällt, wäre die Intensität max. 5% des durchgehenden Strahles (s.u.). Dies wird relevant, wenn ein Pixel 100% 'hell' und das benachbarte ganz 'dunkel' sein soll, was üblicherweise nur bei Testbildern vorkommt. Beugung von polychromatischem Licht polychromatisch: Licht mit 'vielen' verschiedenen Wellenlängen, z.B. Sonnenlicht jede Wellenlänge wird an einen anderen Orte gebeugt, d.h. weißes Licht wird ‘farbig’ analog zur Spektralzerlegung durch Dispersion (s.o.) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 129 Intensität winkelabhängiger Intensitätsverlauf nicht ermittelbar aus den bisherigen Überlegungen mathematische Herleitung aus Kirchhoffschen Formeln ist komplex, nachfolgend vereinfacht: z Berechne die in P ankommende Wellen (auf '1' normierte Amplitude) : P r0 + d/2 r1 α 0 ∆ Gangunterschied ro : yo = sin(ωt - kro) r1 : y1 = sin(ωt - kr1) Gangunterschied ∆ = z sinα mit z als Koordinate r1 mit r0 ausgedrückt - d/2 r1 = sin(ωt - k{ro + ∆}) r1 = sin(ωt - kro – k z sinα) Überlagerung aller Elementarwellen des Spaltes: - Aufsummieren aller Wellen - für 'sehr viele' Wellen Übergang Summe - Integral : → (Vgl. Herleitung Integral durch Ober- und Untersummen von Rechtecken) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 130 + d 2 − d 2 y = sin(ωt − kro − k z sin α ) dz = = β + d 2 − d 2 1 cos ωt − kro − k z sin α ksin α 1 kd kd cos β − sin α − cos β + sin α ksin α 2 2 mit cos(β-γ) - cos(β+γ) = 2 sinβ sinγ y= I 2 kd sin (ωt − kro ) sin sin α ksin α 2 = sin(ωt − kro )⋅ d ⋅ sin x y~ d x kd sin α 2 kd sin α 2 Geometrische sin ~ Optik 1 x2 Beugung 5% kd πd mit x = sin α = sin α 2 λ xmax 0 x Intensitätsverlauf Einzelspalt I~ hyperbolische Abnahme der Helligkeitsmaxima mit 1/x² x = 0 nach L'Hopitalscher Regel I = 1 x entspricht Formel für Minima * π wegen Sinus sinx x 2 πd x= sin α λ (OP - 6) (I(0) ∼ 1) Babinetsches Prinzip Öffnungen und Hindernisse haben komplementäre Beugungsbilder Versuch Spalt mit Draht vertauscht → es ergibt sich dasselbe Beugungsbild, nur ist 'hell' und 'dunkel' vertauscht Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 131 4.3.3.2 Gitter (Grid) Versuch: Einzelspalt - breite Streifen Gitter: scharfe Punkte, α groß = Hauptmaxima Verstärkung :Gangunterschied = λ analog Minimum Einzelspalt A g >> d : Spaltbreite << Spaltabstand Verstärkung ! → Spalte = Punktquellen g d B C αmax λ Hauptmaxima beim Gitter m = 0, ±1, ±2, ... (OP - 7) m λ = g sinαmax durchgehender Strahl m = 0 = Hauptmaximum 0. Ordnung Anwendung : - Messung von λ - Strukturuntersuchungen mit Röntgenstrahlung Kristallgitter Bsp: Gesucht: Beugungswinkel für Maximum 1. Ordnung bzw. Wellenlänge aus Ort g = 1/500 mm, m = 1 , λ = 500 nm xmax → λ = g sinαmax -9 -3 → αmax = arcsin(λ/g) = arcsin(500 10 500 10 ) α 0 = arcsin(0,25) ≈ 0,25 → αmax ≈ 15° b Schirm tanαmax = xmax / b und λ = g sinαmax Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 132 Moiré - Streifen werden erzeugt durch zwei nicht deckungsgleich aufeinanderliegende Gitter Teilungsmoiré Die Gitterkonstanten sind leicht unterschiedlich - also 'verstimmt'. Wie bei einer niederfrequenten Schwebung (s.o.) im Zeitbereich tritt hier eine 'niedrigere' Ortsfrequenz auf. Moiré-Streifenabstand: aM = g2 ⋅ g1 g2 − g1 am δ Verdrehungsmoiré entstehen, wenn 2 Gitter mit gleicher Gitterkonstante um den Winkel δ gegeneinander verdreht sind. Moiré-Streifenabstand: aM ≈ g δ am Auftreten der Moiré-Streifen bei Bildschirmen mit 'festen' Pixelraster (= Gitter) und Darstellung von Bildinhalten mit gitterähnlicher Struktur - 'Pepita' - Anzüge im Fernsehen - schlechter Abgleich / Einstellung bei LCD-Videobeamern mit Analogeingang - Digitale Bildaufnahme (Foto, Scanner [Pixel per Inch]) und Wiedergabe (Pixelraster) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 133 Moire bei sw-Bildern aufgrund von Rasterung. Beispiel: Eingescanntes Bild bei hoher Scan-Auflösung (links) und bei ScanAuflösung im Bereich der Druckauflösung (rechts) Moiré verursacht bei Farbbildern außerdem Farbrauschen Vergrößert Original ← Bilder mit Digitalkamera von Bildschirm Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 Streifenmuster 134 Zusammenfassung Fraunhofersche Einzelspalt Gitter (viele Spalte / mm) Beugung I I Intensitätsverlauf geometrische Optik geometrische Optik Beugung xmax 0 sin x I~ x Formel für Maxima α = arc tan sin α = ± n + x max b n = 1, 2, 3, ... 0 x xmax x 2 ; ( I(0) ≡ 1 ) 1 2 λ d (OP - 2) scharfe, diskrete Maxima sin α = ± n λ g (OP - 3) g: Abstand Gitterlinien d: Spaltbreite b : Abstand Spalt Schirm Fouriertransformation als Analogie zur optischen Beugung mathematische Transformation eines y(t) Rechtecksignales im Zeitbereich → | F(f) | Fouriertransformation Spaltfunktion im Frequenzbereich t f Beugungsbild eines Spaltes entspricht Fouriertransformation eines Rechteckes mit der Durchlässigkeit (0 1 0) Die geometrische Optik erzeugt ein schmales und scharfes Rechteck, hier als Linie dargestellt Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 135 Gegenüberstellung von Fouriertransformation und Beugung Fourier / Beugung Zeit- / Ortsbereich Frequenz- / Wellenlängenbereich A Rechtecksignal Gitter A ... ... t, x A Frequenz, Wellenlänge A 2 Reckeckimpulse Doppeltspalt t, x A Frequenz, Wellenlänge A 1 Rechteckpuls Einzelspalt t, x Frequenz, Wellenlänge Hieraus ist ersichtlich, daß das zugrundeliegende physikalische Prinzip dasselbe ist ! Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 136 Bsp: Beugung an Linsen begrenzt das Auflösungsvermögen Fernrohr auf 2 dicht benachbarte Sterne (Lichtquellen) gerichtet Beugung führt zur Verbreiterung der Bilder im Grenzfall überlagern sich dicht benachbarte Zentral-Maxima → nur 1 hellen Fleck ; Analoges gilt für das Mikroskop Intensität Beugungsbild zweier benachbarter Quellen Überlagerung Licht zweier benachbarter Objekte z.B. Sterne Überlagerung in einem verbreiterten Linse 'Punkt' Bildebene praktisch nicht unterscheidbar ! Fernrohr 2 dicht benachbarte Sterne 2 Lichtquellen Beugung Verbreiterung der Bilder Grenzfall überlagern sich dicht benachbarte ZentralMaxima → nur 1 hellen Fleck (Mikroskop analog) Beugungsbild einer Linse mit 2 Lichtquellen (z.B. Sterne) ‚Rutschen‘ die Lichtquellen enger zusammen (unten links und rechts) können Sie nicht mehr unterschieden (‚aufgelöst‘) werden ! Anwendung der Beugung Meßtechnik, Röntgenuntersuchung (Werkstoffkunde), DNA (Watson-Crick) Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 137 Materialuntersuchungen mit Röntgenstrahlen Voraussetzung: Beugung am Punktgitter θ Bragg-Bedingung für konstruktive Interferenz muß erfüllt sein: n λ = 2 d sinθ θ d mit n = 1, 2, 3, ... Laue-Aufnahme von NaCl schwarze Punkte = Interferenzen Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 138 Beispiel für Untersuchungen mit Beugung: Muskel Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 139 Übungsblatt Wellen/Optik 1. Berechnen Sie die erhöhte Eingangsleistung eines Parabolspiegels (A = 1m²) für einen 1cm² großen Empfänger bei parallel einfallender Strahlung. Wie hoch ist der Gewinn (dB) bei 1W Leistung. Versuchen Sie die geometrischen Verhältnisse mittels Computer nachzubilden (y=x², Tangentensteigung - Reflexionsbedingung). 60dB 2. Zeichnen Sie das Reflexionsbild für einen Halbkreis für senkrecht einfallende parallele Strahlen (Katakaustik). Gut zu erkennen bei seitlich beleuchteter Kaffetasse. 3. Zeichnen Sie die Winkel für das 1. Maximum eines Einzelspaltes für die Wellenlänge 300nm 500nm und 700nm in Abhängigkeit von der Spaltbreite (0-30mm) auf. Warum wird bei der Waferbelichtung möglichst kurzwelliges Licht verwendet? Berechnen Sie dies für eine Leiterbahnbreite = Leiterbahnabstand von 0,5µm und einen „Schirm“abstand (Masken Waferabstand) von 1mm in Abhängigkeit von λ. Optimierungsmöglichkeiten ? 4. Sie wollen die Wellenlänge von monochromatischem Licht mit einem Gitter bestimmen. Bei einer Gitterkonstanten von 10000 (Linien/cm) messen Sie im Abstand von 1m hinter dem Gitter einen Abstand von 0,5m zwischen dem Hauptmaximum und dem 1. Maximum. λ ? 477nm 5. Vergegenwärtigen Sie sich die Beugungserscheinungen an einem Doppelspalt ausgehend von dem Huygensschen Prinzip. 6. Skizzieren Sie einzeln die 3 Fälle für die Sammellinse und vergleichen Sie. 7. Welche Extremfälle treten beim Auftreffen von Licht auf eine keilförmige Platte auf a) monochromatisch Licht b) polychromatisch (Beugung und Keilwinkel vernachlässigen) Luft idealer Spiegel Blankenbach / FH Pf / Wärme - Einführung / 13.10.04 140