Zeitschrift der Sternfreunde Münster E.V. 22. Jahrgang V 2009 V Nr. 2 Aus dem Inhalt: Der Urknall und was aus ihm wurde Beobachtungserfahrungen mit einem 10‘‘ Dobson 40 Jahre Mondlandung 3.- Euro 2/09 Andromeda Inhalt Editorial ....................................................................................................... 4 „Bürgersteig-Astronomie“ auf dem Domplatz ............................................ 5 Sualocin und Rotanev .................................................................................. 8 Sternfreunde intern ...................................................................................... 9 Der Urknall und was aus ihm wurde ..........................................................10 Komet Lulin ............................................................................................... 21 Beobachtungserfahrungen mit dem 10 Zoll Galaxy Dobson ..................... 24 Bildnachweise .............................................................................................30 100 Stunden Astronomie ............................................................................ 31 Praktisches Einscheinern für Eilige ............................................................32 Deep Sky Reiseführer .................................................................................35 Deep Sky Reiseatlas ................................................................................... 37 Astroseminar 2009 der Universität Münster .............................................. 38 40 Jahre Mondlandung ............................................................................... 39 Was? Wann? Wo? ....................................................................................... 42 Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autoren verantwortlich. Impressum Herausgeber: Redaktion: Kontakt: Sternfreunde Münster e. V. Sentruper Straße 285, 48161 Münster Benno Balsfulland, Wolfgang Domberger, Michael Dütting, Ewald Segna (V.i.S.d.P.), Hermann Soester, Wolf Steinle, Philipp Stratmann Michael Dütting, Telemannstr. 26, 48147 Münster 02 51 98 746 68 Auflage: 200 / August 2009 Titelbild: 2. U-Seite: 3. U-Seite Rückseite M13 - Stargazer Observatory M13 o., Saturn u. - Mario Weigand Impressionen von der Bürgersteig - Astronomie auf dem Domplatz Bürgersteig Astronomie auf dem Domplatz - Jürgen Stockel Bildnachweise s. S. 30 3 2/09 Editorial ...und hallo... Halbzeit: Ein halbes Jahr „Jahr der Astronomie“ liegt jetzt hinter uns. Für ein abschließendes Fazit ist es natürlich noch zu früh, aber trotzdem lässt sich schon beurteilen, was bisher von den Angeboten der Sternfreunde Münster gut gelaufen ist, was die Münsteraner besonders angesprochen hat. Ein zweifellos großer Erfolg war die „Bürgersteig-Astronomie“ vor dem Dom in Münster. Viele verschiedene Teleskope weckten die Aufmerksamkeit des vorbeikommenden Publikums. Und so war es auch relativ einfach, mit den Einzelnen ins Gespräch zu kommen. DeepSky Objekte waren dabei natürlich außen vor, dafür ist es mitten in der Stadt einfach zu hell. Aber der Mond und der Planet Saturn konnten auch begeistern. Vor allem die Menschen, die noch nie durch ein Teleskop geschaut haben, waren doch sehr überrascht, welche Einzelheiten man auf dem Mond beobachten konnte. Der Grund für die Ausrufung des Jahr der Astronomie durch die UNO war ja das 400jährige Jubiläum, „Blick durch das Fernrohr“. Vor eben 400 Jahren richtete Galileo Galilei zum ersten Mal ein Fernrohr auf den Jupiter. Die „geheimnisvollen“ wandernden Himmelskörper verloren dadurch nach und nach ihre Mystik; sie wurden auf den Boden der Physik heruntergeholt und entschlüsselt. Heutzutage reisen Satelliten zu den fernen Planeten und ihren Monden, ja landen sogar auf ihnen und erforschen sie vor Ort. 4 Andromeda Eine weitere Säule der Öffentlichkeitsarbeit in diesem Jahr sind die einmal wöchentlich mittwochs stattfindenden Beobachtungen des Sternenhimmels vor dem LWL Museum für Naturkunde. Bis Anfang September sind sie zur Zeit aber ausgesetzt. Komme ich jetzt zu einem Programmpunkt, der Ende August steigen wird. Er verbindet etwas typisch münsterisches mit unserem Hobby Astronomie. Am 29.8.2009 findet eine Pättkestour (Fahrradtour) unter dem Motto „Planetenradtour“ von Osnabrück nach Münster, statt. Was ist darunter zu verstehen? Nun, in den Maßstab der Entfernung Osnabrück - Münster, ca. 72 Kilometer, werden wir das Planetensystem hineinpacken. Bei den dann errechneten Abständen der Planeten finden kurze Pausen statt, in denen etwas charakteristisches über sie erzählt wird. Last but not least, steht in diesem Jahr noch ein Jubiläum an, allerdings ein wesentlich jüngeres. Es ist die vor 40 Jahren am 20.7.1969 stattgefundene Mondlandung und das erstmalige Betreten des Mondes durch einen Menschen, Neil Armstrong. Insgesamt 12 Astronauten besuchten bis 1973 den Mond, untersuchten ihn, fuhren sogar mit einem Gefährt auf ihm herum, stellten Experimente auf, die von der Erde aus gesteuert werden konnten und brachten insgesamt über 350 kg Mondgestein mit zurück auf die Erde. Wer weiß, ob nicht in den nächsten Jahren die Mondfahrt wieder eine Renaissance erlebt - vielleicht sogar unter europäischer Flagge - einige Anzeichen deuten darauf hin. Ewald Segna 2/09 Andromeda Bürgersteig-Astronomie auf dem Domplatz Blick hindurchzuwerfen. Die Sidewalk Astronomers sind mittlerweile eine bekannte Organisation mit weltweiter Mitgliedschaft. Ihr Ziel ist es, die Astronomie einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Genau in diesem Sinne starteten wir, die Sternfreunde Münster, am 31. März, einem sternklaren Dienstagabend, zwei Tage vor Beginn der Aktion „100 Stunden Astronomie“ zum Internationalen Jahr der Astronomie, unsere spektakuläre Aktion auf dem Domplatz. Ziemlich genau dort, wo nur wenige Stunden später an den Marktständen von Wörmann, Thöben, Gröne, Gerding und Steinder, wie immer mittwochs und samstags, Obst, Gemüse, Pflanzen und Feinkost verkauft werden sollte, stellten wir unsere Teleskope auf. Ursprünglich hatte ich geplant, stilecht meinen 8“ Dobson mitzubringen, doch angesichts des Kopfsteinpflasters befürchtete ich eine zu große Wackelei und entschied mich für den 8“ SchmidtCassegrain auf einem einigermaßen stabilen Dreibein. Dafür war unser großer 15“ Vereinsdobson mit dabei, Hermann Soester Denkt man an den Begriff „völkstümliche Astronomie“, der ja immerhin den „Untertitel“ unseres Vereinsnamens bildet, fällt einem sicherlich früher oder später ein Name ein: John Dobson. Die „lebende Legende“ (*14.9. 1915) hat wirklich große Verdienste um die Popularität der Astronomie erworben. Mit dem nach ihm benannten Teleskopdesign schuf er die Möglichkeit, auch größere Öffnungen erschwinglich zu machen. Handwerklich begabte Sterngucker hat er sogar zum Teleskop-Selbstbau animiert. Die Montierung, also der Bestandteil des Fernrohres, der zu Recht seinen Namen trägt (die Optik ist schließlich ein „Newton“), ist in der Tat so einfach herzustellen, das selbst Menschen mit den sprichwörtlichen „zwei linken Händen“ in der Lage sind, funktionstüchtige, wenn auch ästhetisch nicht unbedingt glänzende Ergebnisse zustande zu bringen. Ich selbst bin ein lebendes Beispiel dafür. Darüber hinaus ist Dobson einer der Gründer der „Sidewalk Astronomers“ („Bürgersteig-Astronomen“) in San Francisco. Diese Gruppe von Amateurastronomen stellte ihre Teleskope einfach auf die Gehwege ihrer Stadt und bot jedem Passanten an, einen 5 2/09 Andromeda betreut von Christian Rieping. Auch Gerd Neumann hatte einen Dobson an den Start gebracht: 7“ / f 6, lauten die technischen Daten. Ferner wirkten mit: Klaus Kumbrink, wie immer begleitet von seiner „Assistentin“ und Ehefrau Ilona und natürlich seinem legendären und nahezu farbfehlerfreien 6“ Starfire Refraktor. Jochen Borgert und Michael Dütting steuerten jeweils einen etwas bescheideneren 4“ Refraktor bei und Jürgen Stockel trat, wie ich, mit einem 8“ SC an, allerdings von der Konkurrenzfirma. Benno Balsfulland und Andreas Bügler, der auch das „2009 – Jahr der Astronomie“ – Plakat aufstellte, unterstützten uns mit Worten auch ohne Teleskope nach Kräften. Statt, wie sonst üblich das interessierte Publikum zu einer öffentlichen Beobachtung auf den Vorplatz des Naturkundemuseums einzuladen, machten wir es diesmal umgekehrt und wagten uns mit unseren Optiken direkt ins Herz unserer Stadt. Dort standen vor allem Mond und Saturn auf dem Beobach6 tungsprogramm. Schwächer leuchtende Objekte, wie Gasnebel oder Galaxien stellen bei der starken Umgebungshelligkeit und der damit verbundenen Aufhellung des Himmels keine Attraktionen dar. Trotzdem wagte ich zwischendurch auch einmal einen kleinen Schwenk zum Orionnebel, doch der versank schon arg in der Umgebungshelligkeit. Zu erkennen war er jedenfalls. Auch Doppelstern Castor brachte zwischendurch ein wenig Abwechslung in das Beobachtungsprogramm. Immerhin hatten die Verantwortlichen ihr Versprechen gehalten und zumindest auf die Ausleuchtung des Doms verzichtet. So bekamen viele der zahlreichen überraschten Passanten zum ersten Mal die Gelegenheit, die Saturnringe und die mit Kratern übersäten Mondlandschaften sich einmal „aus der Nähe“ anzusehen. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass alle Besucher wirklich beeindruckt waren. Wie immer begeisterte Saturn mit seinen Ringen am meisten, auch wenn sie in diesem Jahr durch ihre aktuelle Stellung zu unserem Heimatplaneten sehr schmal erscheinen. Dies macht eine Anekdote, die mir Michael überlieferte, auf kuriose Weise deutlich: Ein Passant im Alter von etwa 20 Jahren kam mit seinen Freunden an unseren Teleskopen vorbei, offensichtlich hatten sie vor, einen Partyabend in Münster zu verbringen. Auf Michaels Hinweis „Saturn, heute für lau“ bekam dieser die Antwort: 2/09 Andromeda „Den kann man doch nicht sehen...“ . Nach einem Blick durch das Fernrohr, schaute er Michael mit großen Augen an und meinte: „Das ist doch ein Fake, da hängt vorne ein Bild im Rohr.“ Die Taschenlampenkontrolle durch das Objektiv offenbarte: Da ist nichts. Er konnte es immer noch nicht glauben und verbrachte weitere 5 Minuten hinter dem Okularauszug, wobei Michael ihn noch auf den Saturnmond Titan hinwies. Er und seine Freunde verbrachten dann noch etwa eine halbe Stunde an unseren verschiedenen Teleskopen. Ein anderer Passant verfasste sogar einen Blog, den er unter http://alexaus ms.blogspot.com/2009/03/saturn. html im Internet veröffentlichte: „Heute fand eine Veranstaltung vom Verein Sternfreunde Münster statt – am Domplatz konnte man verschiedene Himmelsobjekte durch Teleskope beobachten. Und als ich den Saturn beobachtete (faszinierend!), kam ein junger Mann zu mir und fragte, was ich da sehe. „Saturn“, sagte ich. „Saturn? Saturn ist doch dort“, - sagte der junge Mann und zeigte in Richtung Arkaden.“ War das nur ein kleiner Scherz oder verschieben sich astronomische Begrifflichkeiten wirklich klammheimlich in ganz andere Richtungen? Ein vom Gesicht her bekannter Straßenmusiker kam mehrfach mit der Gitarre im Koffer unter dem Arm vorbei und schaute begeistert durch unsere op- tischen Instrumente, um so nebenbei auch noch unser Fachenglisch auf die Probe zu stellen. Nicht wenige der Passanten nahmen sich vor, die „Lange Nacht der Sterne“ des Planetariums am folgenden Samstag zu besuchen, bei der wir Sternfreunde natürlich auch wieder unseren Beitrag zusteuerten. Übrigens ist dieser Artikel auch eine Trotzreaktion meinerseits: Eine meiner ersten Amtshandlungen als neuer Pressesprecher unseres Vereins war es, die Presse und das örtliche Radio auf unsere originelle Aktion aufmerksam zu machen. Keine Reaktion! Also habe ich einen kleinen Artikel geschrieben, ein paar schöne, stimmungsvolle Fotos eingefügt und der Lokalpresse angeboten. Keine Reaktion! So hab‘ ich es am Ende für die Andromeda eben selbst gemacht, genau wie die Montierung meines Dobsons, dessen Namensgeber sicherlich seine helle Freude an unserer Aktion gehabt hätte. 7 2/09 Andromeda Sualocin und Rotanev Onneb Dnallufslab Die Rede ist von den zwei Hauptsternen im Delphin (Alpha und Beta Del) mit den etwas merkwürdigen Namen „Sualocin“ und „Rotanev“. Wie kommt es zu diesen keineswegs arabischen Namen? Nun, es handelt sich um sogenannte Palindrome (Rückwärtsläufer), d.h. man muss die Worte von rechts nach links lesen, damit sie einen anderen, zweiten Sinn ergeben, z.B. „ROMA“ (Rom) = „AMOR“ (Liebe) - einst ein beliebtes Spielchen von Humanisten. In unserem Falle ergibt sich auf diese Weise „Nicolaus Venator“, die latinisierte Form von „Nikolaus Jäger“, der Name des sich darin verewigt habenden Astronomen. Eigentlich aber war er Italiener und hieß demnach Niccolò Cacciatore (Cacciatore = Jäger, wie englisch: The Catcher in the Rye = der Fänger im Roggen - bitte auch so aussprechen!) Cacciatore (1770-1841) war Mathematiker, Physiker und Leiter des Astronomischen Observatoriums in 8 Palermo auf Sizilien. Er wirkte mit an der Erstellung des Sternkataloges von Palermo. Nach der Veröffentlichung 1814 entdeckte man, daß Cacciatore die Sterne Alpha und Beta Delphini nach sich selbst benannt hatte. So erlangte er Unsterblichkeit. Vor einigen Jahren wurde übrigens der „Kleine Pauly“, Lexikon der Antike, von Konrad Ziegler u. Walter Sontheimer neu herausgegeben. Ein junger Mitarbeiter hat sich einen ähnlichen Scherz erlaubt. Er wurde allerdings nicht unsterblich, sondern musste seine Karriere beenden. Sein Name ist vergessener als der des Herostratos. Die Artikel aber liegen gedruckt vor. Manch einer hat sie unwissend für teures Geld erworben, und wer sie kennt, kann sich noch heute daran erfreuen. Rotanev ist ein Mehrfachsternsystem. Der Hauptstern (Beta Delphini A) besitzt vier Partner (Beta Delphini B / C / D / E). Physisch gehören nur Rotanev und Beta Delphini B zusammen, C, D und E sind nur optische Partner. Rotanev ist im Washington Double Star unter der Nummer WDC J20375+1436 verzeichnet. Sualocin ist ein siebenfacher Stern. Um den Hauptstern (Alpha Delphini A) befinden sich die Sterne Alpha Delphini B / C / D / E / F und G. Jedoch sind nur A und G echte Doppelsterne, die anderen sind optisch bedingt. Sualocin weist auch minimale Helligkeitsschwankungen im Bereich von 0,03 mag auf. 2/09 Andromeda Sualocin gehört der Spektralklasse B9IV an und besitzt eine scheinbare Helligkeit von +3,77 mag. Sualocin ist ca. 240 Lichtjahre von der Erde entfernt. bindung zu setzen. Die Hefte können dann nach Absprache bei mir zu den öffentlichen Treffen der Sternfreunde Münster am 2. Dienstag des Monats im LWL Museum für Naturkunde abgeholt werden. ES ☛ Startergruppe: Sternfreunde intern Die Startergruppe des Vereins wird in diesem Herbst wieder aktiviert. Am Dienstag, dem 15.September, findet die erste Veranstaltung im Seminarraum des Naturkundemuseums ab 19:00 Uhr statt. Die weiteren Treffen sind jeweils für den dritten Dienstag, 19:00 Uhr in diesem Räumlichkeiten geplant. Bei klarem Wetter finden auch Beobachtungen mit Fernrohr und Fernglas statt. Themen sind u.a.: Umgang mit der Drehbaren Sternkarte, Orientierung am Himmel, verschiedene Fernrohrtypen und deren Handhabung, Vorbereitung eines Beobachtungsabends etc. Interessenten können sich bei Stephan Plaßmann melden (0251-326723 / [email protected]). Bereits gemeldetet Interessenten werden/ wurden bereits über den Beginn der Startergruppe informiert. ☛ Eintritte: Veronika Böhm Claus Lorenzen Christian Saal Hermann Michels ☛ Austritte: Oliver Halsband Pia Wensing ☛ Coronado PST Das Sonnenteleskop kann von den Vereinsmitgliedern ausgeliehen werden. ☛ Okularkoffer Auch der Okularkoffer steht den Vereinsmitgliedern zwecks Ausleihe zur Verfügung. ☛ Homepage der Sternfreude Es hat sich viel getan auf der Internetseite www.sternfreunde-muenster.de. Schauen Sie doch mal wieder rein! ☛ Pättkestour der Sternfreunde findet am 5.9.2009 statt. Treffpunkt um ☛ Termine: 14:00 Uhr bei Stephan, Willingrott 52. ☛ Alte Ausgaben Andromeda: ☛ Planetenradtour Dank der Hilfe von Andreas Bügler können wir unseren Mitgliedern das Angebot machen, alte Ausgaben unserer Vereinszeitung „Andromeda“ kostenfrei zu erhalten. Dazu ist es erforderlich, sich telefonisch oder per Mail mit dem Vorstand in Ver- von Osnabrück nach Münster findet am Samstag, den 29.8.2009 statt. Nähere Einzelheiten werden noch bekannt gegeben. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Infos: www.sternfreunde-muenster.de 9 2/09 Der Urknall und was aus ihm wurde Philipp Stratmann Andromeda wieder beschäftigt. Man bekommt es in der heutigen hektischen Zeit wirklich nicht mehr hin, einfach mal abzuschalten. Denn leise drängt sich wieder die Stimme des ehemaligen Physiklehrers ins Gedächtnis, der uns immerhin klarzumachen versuchte, das ganze uns bekannte Universum sei aus einem Punkt entstanden. Wie ist das denn schon wieder zu verstehen? Spielen wir doch einfach mal einen dieser pädagogisch korrekten Lehrkörper und unternehmen einen praktischen Ausflug anstatt einer langweiligen Theoriestunde. Sehen wir uns den betreffenden Zeitpunkt selber an, sozusagen live. Drehen wir die Zeit ein wenig zurück, ca. 13,7 Milliarden Jahre. Und siehe da: Weder lag unser Physiklehrer vollkommen richtig, noch falsch. Doch dazu später. Hatten Sie heute Stress im Büro? Wieder einmal das Gefühl gehabt, dass die ganze Welt gegen Sie ist? Lehnen Sie sich einen kurzen Moment lang zurück. Legen Sie Ihre Lieblingsmusik auf, entspannen Sie sich und denken Sie einfach mal an (das) Nichts. An absolut gar nichts. Es fällt schwer, nicht wahr? Kein Wunder, selbst, wenn wir an das Nichts zu denken versuchen, unserer gewohnten Raumzeit entkommt man auch in Gedanken nicht, und so stellt man sich das Nichts doch an und für sich als leeres Koordinatensystem vor. Also denkt man selbst dann genau genommen an etwas. Deshalb nehmen wir stattdessen doch lieber ein simples Gedankenkonstrukt zur Entspannung. Wie wäre es mit einer kleinen Pyramide in einem leeren Koordinatensystem? Nein, noch zu komplex. Entfernen wir einfach die Dimensionen, und siehe da, ein Punkt ist entstanden. Wenn das nicht simpel genug ist. Wobei: Eigentlich doch schon ein ganz schön merkwürdiges Gebilde, solch ein Punkt. Außerdem wieder einmal so verflixt abstrakt, immerhin gibt es in Wirklichkeit doch wohl keinen Punkt. Egal, wie weit wir etwas verkleinern, Wir beginnen unsere Reise in die Phywirklich dimensionslos wird das Objekt sik am Rande des Denkbaren, sage und doch nie. Und schon ist das Gehirn schreibe 5,4·10−44 Sekunden nach der 10 2/09 Andromeda Entstehung des im Augenblick gerade erst 1,62·10−32 cm großen Universums. Als Vergleich: Ein Atom hat immer noch einen Durchmesser von knapp 10-12 cm, das Licht würde für das Zurücklegen solch einer Entfernung immer noch ca. 10-19 Sekunden benötigen. Eigentlich schwachsinnig: Da reist man schon mal 13,7 Milliarden Jahre, nur, um anschließend vor den letzten Sekundenbruchteilen in die Knie zu gehen. Doch so einfach ist es nicht. Diese gegebenen Daten stellen Planckzeit und Plancklänge dar. Unterhalb dieser Einheiten verlieren die uns bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten (Einsteins allg. Relativitätstheorie und die Quantenmechanik) vollständig ihre Gültigkeit. Genauso können wir uns auch im 21. Jhd. selbst theoretisch nicht vorstellen, was innerhalb von 5,4·10−44 Sekunden passiert, es ist nach unseren heutigen beschränkten Gesetzen somit ein Zeitschritt. Genauso verhält es sich mit der angegebenen Länge. Um hier noch einen Schritt weiterreisen zu können, wäre es vorerst nötig, eine neue Quantengravitationstheorie aufzustellen, die solche Größen und Zeitabschnitte beschreiben kann. Doch warum in die Ferne reisen, wenn das Gute liegt so nah? Wir haben hier vorerst gefunden, was wir brauchen. Wenn wir von dem Zeitpunkt, an dem wir uns jetzt befinden, uns theoretisch noch ein wenig zurückdenken würden, haben wir damit einen Zeitpunkt (t=0) erreicht, an dem alle Aussagen über Dimensionen sinnlos sind, in dem die benutzten Feldgleichungen der allg. Relativitätstheorie und die Quantenmechanik versagen. Hier ist alles auf einen Punkt, in einer Singularität zusammengefasst. Die Ehre unseres Physiklehrers anscheinend ist gerettet. Allerdings ist die Theorie, dass zu t=0, am Anfang, das Universum wirklich einen Punkt darstellte, auch schon lange strittig und viele andere Ansätze duellieren sich um die Vorherrschaft in dieser Frage. Eine davon soll noch vorgestellt werden, aber greifen wir in der Zeit nicht vor. Halten wir uns vorerst an den alten juristischen Satz „In dubio pro reo“ und stellen unseren ehemaligen Physikpädagogen von aller Schuld frei. Doch irgendwie stellt einen die wissenschaftliche Erklärung zum Anfang des Universums nicht zufrieden. Wir wissen doch intuitiv, dass alles einen Anfang hat, eine Ursache. Das Auto fährt (leider immer noch) aufgrund von Verbrennung fossiler Kraftstoffe im Motor, diese wiederum haben ihren Ursprung in der prähistorischen Flora und Fauna, die Fauna wiederum ernährte sich von der Flora… Wo bleibt diese Kausalität beim Urknall, woher stammt alles? Doch wie gesagt, die Wissenschaft wird hier auch im 21. Jahrhundert n. Chr. notwendigerweise 11 2/09 Andromeda immer passen. Vergessen Sie bei den zeitlichen Angaben nicht, dass wir uns in die Vergangenheit zurückversetzt haben. Wir reden zwar über das Zeitalter des 20./21. Jahrhunderts aus der Erinnerung, nichtsdestotrotz handelt es sich dabei gerade um die Zukunft. Die einen werden die Frage nach der ersten Ursache unbeantwortet lassen, andere werden hier unbeweisbare Branen eingesetzt haben, welche Blasen warfen und damit nebenbei unser Universum schufen, wieder andere Gott oder Manitu, und manche werden ganz unkonventionelle Wege gehen. So sollen z. B. angeblich Theoretiker der Pennsylvania State University mithilfe der Schleifen-Quantengravitation herausgefunden, vielmehr beweisen haben, dass unserem Universum ein weiteres vorausging, welches jedoch in einem „Big Crunch“, dem Gegenteil des „Big Bang“ unterging und unserem Universum den Weg ebnete. Also ein „Big Bounce“ statt des „Big Bang“? Seien wir dabei lieber vorsichtig. Denn die auch Loop-Quantengravitation genannte Theorie ähnelt nicht nur inhaltlich der Superstringtheorie, sondern dürfte auch in etwa so umstritten sein. Wie ihre Schwestertheorie basiert auch sie auf einem aus Schleifen aufgebauten Universums. Jedoch behauptet sie, nicht nur Elementarteilchen seien aus Strings aufgebaut, auch den Dimensionen erginge es nicht anders. Raum und Zeit seien hierbei jeweils in der Größe der schon genannten Planck-Einheiten quantisiert. Allerdings wird auch diese Theorie noch schwer zu kämpfen haben und noch alles andere als gesichert sein. Auch soll Ashtekar, Hauptinitiator der Simulation des Big Bounce, seinen Kritikern zufolge von einem sehr stark vereinfachten Fall ausgegangen sein, der so gut wie nichts mit der Realität zu tun habe. Vertagen wir also diese Diskussion lieber noch ein wenig, bis mehr Licht in das Dunkel dieser Theorie und ihrer Umsetzung gefallen ist und kehren wir stattdessen zu unserem jungen Universum – und damit unserem Aufenthaltsplatz - zurück. Wie gesagt, die Ausmaße und das Alter des Universums haben just die PlanckEinheiten erreicht, wir befinden uns demnach in der Planckzeit, also zeitlich betrachtet knapp 10-43 Sekunden hinter dem Urknall. Und merken Sie etwas? Es ist nicht nur unglaublich heiß - wir haben eine Temperatur von ungefähr 1032 K erreicht (wobei, zugegebener Maßen dies keine Temperatur im Sinne von sich bewegenden Atomen/ Molekülen, sondern von der Energie der Teilchen darstellt)-, sondern Ihre Augenlider dürften sich unglaublich schwer anfühlen. Das liegt aber ausnahmsweise nicht an der langen Reise, sondern an der Schwerkraft. Noch in der Planck-Ära dürften nicht etwa die uns bekannten Kräfte (starke Wechselwirkung, schwache Wechselwirkung, 12 2/09 Andromeda elektromagnetische Wechselwirkung und Gravitation) separat existiert haben, sie bildeten den heutigen Theorien zufolge eine einzige Kraft. Doch mit dem Anfang der sogenannten GUT-Ära spaltete sich schon die Gravitation als erste Kraft ab und hinterließ die übrigen, vereint als GUT-Kraft. Hierbei ist GUT allerdings weder eine moralische Bewertung der Kraft oder der Ära, sondern es ist die Abkürzung für „Grand Unified Theories“, der Name einer theoretischen Zusammenfassung dieser drei Kräfte. Die nun separate Gravitation kann jetzt also ungehindert ihr Spiel mit unseren materiellen Körpern treiben. Die Dichte, die nur wenige Größenordnungen unter einem Googol Gramm pro Kubikzentimeter (genauer bei knapp 1093 g/cm3) liegt, tut ihr übriges. Eine enorme Kompression, bedenkt man, was für Probleme es alljährlich bereitet, wenige Kleidungsstücke in einen Koffer von vielleicht 90 Litern Inhalt zu zwängen. Durch diesen extremen Zustand jedoch ist nun ein Effekt zu beobachten, der sich später – zumindest für uns – als sehr wichtig herausstellen wird: Die hohe Energiedichte ermöglicht die Entstehung von Teilchen-Antiteilchen Paaren aus reiner Energie. Wenn man jedoch sein Dasein unter weniger energiereichen Zuständen fristet, wie es einmal im 20./21. Jahrhundert n. Chr. der Fall sein wird, wird dieser Prozess nur noch in Teilchenbeschleunigern nachvollziehbar sein. Stattdessen annihilieren sich Teilchen-Antiteilchen-Paare (von nun an der Einfachheit halber von mir TAP bezeichnet) wieder, wo immer sie sich treffen, d. h., sie zerstrahlen zu Gammastrahlen. Allerdings tritt damit ein Problem auf: Denn, wie sich im 20. Jahrhundert n. Chr. herausstellen wird, erzeugt Energie immer exakt ein TAP. Ebenso zerstrahlt auch immer exakt ein TAP wieder zu reiner Energie. Auch die Theorie macht hier keinen Unterschied. Wenn dies jedoch der Fall sein sollte, so müssten wir in wenigen Augenblicken auch schon eine komplette Zerstrahlung aller Materie miterleben. Dies allerdings hätte katastrophale Auswirkungen auf unsere spätere Existenz, schließlich bestehen wir aus Materie. Sozusagen eine Apokalypse, noch bevor der Mensch überhaupt auftreten wird und dieses Wort erfinden kann. Da wir allerdings materiebasierte Wesen sind, ist die Spannung dieser Geschichte von Anfang an nicht mehr 13 2/09 Andromeda gegeben: Wir können sicher davon ausgehen, dass Materie übrig bleiben wird; wir entstehen werden und uns fragen können, warum dies der Fall ist. Aber eine Erklärung für das Phänomen bietet es dennoch nicht. Gehen wir einmal einzelne Lösungsstrategien dieses gedanklichen Dilemmas durch. Beginnen wir mit dem anthropischen Prinzip. Es besagt, dass das Universum so sein muss, wie es ist, weil ansonsten kein intelligentes Leben existieren würde, welches sich fragen kann, warum das Universum so ist. Dies stellt jedoch eine Lösung dar, die genauso elegant wie sinnlos ist. Schließlich wissen wir, dass das Universum nach der Planck-Zeit vermutlich wissenschaftlich beschreibbar ist. Also suchen wir uns doch lieber eine wissenschaftliche Methode. Die erste Möglichkeit, die einem da einfiele, ist genauso einfach wie brillant. Wenn TAPs immer zerstrahlen, wenn sie sich räumlich zu nahe kommen, so trennen wir sie doch schlicht. Wir leben im 21. Jahrhundert augenscheinlich in einer Welt aus Materie, also wird es dann wohl irgendwo auch Welten aus Antimaterie geben. Suchen wir ein wenig danach. Die Erde kann ganz sicher nicht teilweise aus Antimaterie bestehen, sonst hätte die Menschheit ein großes Problem. Den Mond können wir auch ausschließen, sonst würden Neil Armstrong, Edward Aldrin und die zehn übrigen Männer, die eines Tages den Mond betreten werden, ein Problem haben. Auch die übrigen Planeten, Asteroiden, Kometen und ähnliche Himmelskörper in unserem Sonnensystem kann man mit Sicherheit ausschließen. Zum einen haben sie bis dato schon Besuch von Sonden von unserer Erde bekommen, die damit ganz sicherlich aus (baryonischer) Materie bestanden haben. Wenn diese Objekte selber aus Antimaterie bestehen würden, würden die Sonden zerstrahlen. Dies ist allerdings nach unserer Kenntnis nicht der Fall. Zum anderen ist der Sonnenwind baryonisch und würde damit bei Auftreffen auf die Objekte zu starker Gammastrahlung führen. Bevor wir nun unsere Suche auf größeren Skalen fortsetzen, scheint hier aber vorerst eine kleine Begriffserklärung von Nöten zu sein. Baryonische Materie ist solche, die wer hätte es gedacht – aus Baryonen besteht. Diese wiederum sind aus drei Quarks aufgebaut. Den Zusatz „baryonisch“ verleiht man Materie aufgrund 14 2/09 Andromeda einer Unterscheidung zwischen solcher Materie und z. B. dunkler Materie. Hier allerdings hat diese Beifügung exakt an dieser Stelle noch einen weiteren Sinn, der mit der Fachterminologie zusammenhängt. Aber dazu später, kehren wir nun vorerst zu unserer Untersuchung zurück. Nun stellen wir uns vor, die Milchstraße bestehe aus Antimaterie. Allerdings müsste es dann damit irgendwo außerhalb unseres solaren Systems eine Grenze zwischen baryonischer Materie und Antimaterie geben. Diese würde sich als eine starke Lichtquelle zu erkennen geben müssen, immerhin würden dort Gammastrahlen gigantischen Ausmaßes entstehen. Das Phänomen ist allerdings nirgendwo feststellbar. Deswegen müssen wir einen weiteren Schritt gehen und andere Galaxien untersuchen. Doch auch hier besteht das Problem solch einer Grenze, die jederzeit via Untersuchung von Gammastrahlung in der kosmischen Hintergrundstrahlung feststellbar sein müsste, aber nicht gefunden wird. Denn selbst wenn der Raum zwischen Galaxien relativ frei von jedweder Art baryonischer Materie (oder auch Antimaterie) sein wird, so wird er dennoch nicht vollkommen frei sein. Und erst recht ist er es einige Milliarden Jahre früher noch nicht. Also können wir auch antimaterische Welten auf diesen Skalen ausschließen. Blieben uns noch Welten außerhalb unseres Erkenntnis- horizonts. Natürlich wäre dies eine Erklärung für die fehlende Antimaterie, aber per Definition schon eine, die wir nicht beweisen könnten. Auch ist die Frage berechtigt, wieso solche Systeme erst hinter dieser Schwelle auftreten sollten. Nein, nein, suchen wir lieber eine andere Erklärung. Eine weitere Möglichkeit wird der ehemalige russische Nuklearwissenschaftler Andrej Sacharow 1967 finden. Er stellt die These auf, dass eine gewisse Baryonenasymmetrie zwischen Materie und Antimaterie kurz nach dem Urknall herrschen. Dabei reicht es schon, wenn auf eine Milliarde Antiteilchen eine Milliarde und ein Teilchen kommen. Hierfür erkannte er drei notwendige Bedingungen: Es muss eine Nichterhaltung der Baryonenzahl stattfinden. Ein Baryon hat der Terminologie zufolge eine Quantenzahl von 1/3, Antiquarks -1/3. Um die Baryonenasymmetrie zu erklären, werden Wissenschaftler nach der GUTTheorie ein X-Boson anwenden, ein Elementarteilchen aus der Gruppe der Eichbosonen, welche Interaktionen zwischen Kräften erlauben. Diese theoretischen Teilchen bilden sich, mitsamt ihrer Antiteilchen, in den Bedingungen des Urknalls massenweise. Nun wird angenommen, dass ein X-Boson in 51% der Fälle in zwei up-Quarks zerfällt und in 49% der Fälle in ein downAntiquark und ein Positron. Die zwei Antiquarks haben eine Baryonenzahl 15 2/09 Andromeda von jeweils 1/3, das Antiquark von -1/3. Demnach erzeugt solch ein X-Zerfall im Durchschnitt 2/3*0,51 – 1/3*0,49 = 0,177 Baryonen. Das Antiteilchen jedoch zerfällt nur in 49% der Fälle in zwei up-Antiquarks, dafür in 51% der Fälle in ein down-Quark und ein Elektron. Dies ergibt nach der gleichen Rechnung -0,157 Baryonen. Deshalb bliebe durchschnittlich bei jedem Zerfall 0,02 Baryonen übrig, sogar mehr, als benötigt. Allerdings ist hierfür eine notwendige Bedingung, dass das XTeilchen sowohl in zwei Quarks mit der Gesamtbaryonenzahl 2/3 zerfallen kann, als auch in ein Antiquark und ein Positron mit der Baryonenzahl 1/3. Bei dem X-Antiteilchen gilt das gleiche umgekehrt. Ergo bleibt an dieser Stelle die Baryonenzahl nicht erhalten und die erste Sacharow-Bedingung ist begründet. Allerdings wird solch ein X-Boson auch am Anfang des 21. Jhd. nicht entdeckt sein. Die Hoffnungen beruhen zu diesem Zeitpunkt in erster Linie auf dem LHC („Large Hadron Collider“, Teilchenbeschleuniger) in Genf, welcher Ende 2008 in Betrieb genommen werden soll (siehe auch Andromeda 1/2008, „Wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält“). Die CP-Symmetrie (C = „Charge“ & P = „Parity“) muss verletzt werden. Diese Symmetrie sagt lediglich aus, dass sich physikalische Gesetzmäßigkeiten nicht ändern würden, wenn man alle Teilchen in einem System durch ihre Antiteilchen tauschen und alle Raumkoordinaten spiegeln würde. 1964 wird man basierend auf Experimenten davon ausgehen, dass es zwar auf Teilchenebene einen Unterschied machte, wenn man die Raumkoordinaten oder die Ladung eines Systems komplett tauschte, wenn man aber beides zusammen tauschte, sollte keine Veränderung der physikalischen Zusammenhänge feststellbar sein. Allerdings wird in diesem Jahr eine CP-Verletzung in dem Zerfall von neutralen Kaonen und Antikaonen entdeckt werden. Dieser Symmetriebruch widerspricht eigentlich der Intuition, allerdings könnte er unter gegebenen Umständen dennoch lebensrettend sein. Stellen wir uns vor, wir würden, obwohl wir es vorhin noch generell ausgeschlossen haben, einem System begegnen, welches aus Antimaterie bestünde. Ferner würden wir mit den dort existierenden Wesen in Verbindung treten. Dank der CPVerletzung könnten wir vor dem ersten Händedruck feststellen, dass wir aus sich gegenseitig annihilierenden Materialien bestehen. Ein diplomatischer Zwischenfall schlösse sich damit aus. Aber schweifen wir nicht vom Thema in Richtung unwahrscheinlicher Gedankenkonstrukte ab. Es muss ein Verlust des thermischen Gleichgewichts zu Stande kommen. In der Literatur wird als Beispiel für ein solches Gleichgewicht gerne ein Schnellkochtopf zu Hilfe genommen 16 2/09 Andromeda (vgl. z. B. „Spektrum der Wissenschaft“ 3/2005). Wenn in diesem durchgehend eine gleich bleibende Temperatur herrscht, gehen durchgehend gleich viele Teilchen in den gasförmigen Zustand über, wie Moleküle kondensieren. Wenn der Deckel nun geöffnet wird, entweicht der Dampf. Wenn nun noch weiter Energie (= Wärme) hinzugefügt wird, verdampft das Wasser komplett. Nun ist das thermische Gleichgewicht zerstört, denn die Verdampfungsrate ist größer als die Kondensationsrate. Ohne dieses thermische Gleichgewicht würde sich eine eventuelle Baryonenasymmetrie direkt durch Teilchenzerfälle auslöschen. Im frühen Universum ist dieses Ungleichgewicht mit einer raschen Expansion und der damit verbundenen Abkühlung erklärbar. Bevor wir weitergehen, wollen wir allerdings noch einen weiteren großen, allerdings unbekannteren Physiker ehren. Im Jahre 1970 wird auch Wadim Kuzmin unabhängig von Sacharow die beschriebenen Kriterien erkennen. Obwohl ihm sein russischer Kollege drei Jahre voraus ist, hinkt ihm die übrige wissenschaftliche Welt, die sie erst 1977 international wahrnehmen wird, dennoch um gut sieben Jahre nach. Allerdings können die heutigen Erklärungsmodelle ausgehend von diesen Voraussetzungen die benötigte Baryonenasymmetrie nicht genügend erklären. Die letzten Anhänger einer solchen Erklärung werden 2008 sehnsüchtig auf die Fertigstellung des LHCs in Genf warten, der Hinweise auf neue Teilchen liefern soll, welche eine bessere Erklärung anbieten soll. Stattdessen wird zu diesem Zeitpunkt eine Erläuterung der Baryogenese aufbauend auf einer Theorie der Leptogenese vorgezogen. „Einspruch“, werden jetzt die ersten rufen. „Zu den Leptonen gehören lediglich Elektronen, Myonen, Tauonen und Neutrinos! Das hat doch nichts mit Baryonen zu tun, welche aus Quarks und damit vollkommen anderen Teilchen bestehen!“ Fast richtig. Aber ruhig mit den jungen Pferden, benutzen wir unser altes Schema und fangen wir vorne an. Die Leptogenese hat zuerst einmal ein ähnliches Ziel wie die Baryogenese: Sie versucht das Durchsetzen der heute noch in großen Massen existierenden Leptonen im Gegensatz zu ihren Antiteilchen zu erklären. Um dieses Ungleichgewicht zu begründen, werden hypothetische Neutrinos großer Masse postuliert. Diese wiederum zerfallen zu Higgs-Bosonen (wiederum bisher nur theoretisch existierende Teilchen) und Leptonen. Weil sie dabei eine CPVerletzung schaffen, entstehen mehr Leptonen als Anti-Leptonen. Dieses 17 2/09 Andromeda Ungleichgewicht an Leptonen kann sich allerdings auch über einen so genannten Sphaleron-Prozess auf das Gleichgewicht zwischen Quarks und Anti-Quarks auswirken. Hierbei reagieren jeweils drei Quarks aus jeder der drei Teilchenfamilien und jeweils ein Lepton aus jeder der entsprechenden Lepton-Familien. Alle diesen Teilchen haben einen rechtshändigen Spin, man könnte also sagen, sie drehen sich in eine Richtung. Auch wenn mir jeder Physiker für diesen Vergleich quantenmechanischer Zustände mit einer Art der Eigenrotation klassischer Objekte den Kopf abreißen würde, so ist es für den Anfang dennoch ein verständlicher und deshalb guter Vergleich. Der Sphaleron-Prozess wirkt nun wie ein Ventil, welches Leptonen- und Baryonensymmetrie angleicht. Aber auch dieser Prozess ist, wie könnte es anders sein, zu dem Zeitpunkt, an dem wir unsere gewohnte Zeit verlassen haben, nur theoretischer Natur. Nehmen wir diesen Prozess also erst einmal, als eine mögliche, wenn auch bisher oberflächlich beschriebene, Erklärung für die Baryogenese an und kehren wir wieder zu unserem momentanen Aufenthaltspunkt zurück. Schon vergessen? Wir befinden uns immer noch in der Frühphase unseres Universums. Bei einer Temperatur von jetzt lediglich noch 1027 Kelvin spaltet sich auch schon die nächste Kraft aus der ursprüng- lichen allgemeinen ab: Die Starke Wechselwirkung wird selbstständig. Und wiederum fällt uns etwas auf: Wir wachsen! Durch die bei der Abspaltung freigewordene Energie hat sich die Expansion des Universums exponentiell gesteigert, wir befinden uns nicht mehr in der GUT-Ära, sondern mitten in der inflationären Phase. In den nächsten 9,9*10-34 Sekunden bläht sich das Universum um einen unglaublichen Faktor von ca. 1050 auf! Diese schnelle Inflation hat erstens den Vorteil, dass sich das Universum schnell abkühlt, und zweitens machen sich so spontane Entstehungen von Teilchen-AntiteilchenPaaren aus dem Vakuum (Vakuum-/ Quantenfluktuationen) makroskopisch bemerkbar und erzeugen (gewaltige) Dichteschwankungen. Unter normalen Umständen würden sie sich wieder annihilieren und keine Spuren ihrer Existenz hinterlassen. Bevor hier allerdings ein Missverständnis entsteht: Körper dehnen sich NICHT durch die Expansion des Raumes aus. Lediglich eine Beschleunigung der Expansion (und die haben wir hier ja deutlich erlebt) vermag dies zu vollbringen. Vergleichbar ist das mit einem Auto. Eine Kraft, die uns in die Sitze drückt, merken wir auch nur, wenn der Wagen beschleunigt. Behält er seine Geschwindigkeit bei, bemerken wir nichts mehr von ihr. Und auch ein weiteres mögliches Missverständnis beseitigen wir lieber von Anfang an: 18 2/09 Andromeda Das Universum hat mit seiner Expansionsrate zwar gerade locker die Lichtgeschwindigkeit hinter sich gelassen, allerdings nicht Einsteins Relativitätstheorie. Denn diese verbietet lediglich eine überlichtschnelle Bewegung innerhalb des Raumes, nicht die überlichtschnelle Ausbreitung des Raumes selber. Dieser Unterschied wird noch wichtiger, wenn man sich einmal im 21. Jahrhundert a. D. die Geschwindigkeit ansehen wird, mit denen sich manche Sterne von der Erde wegbewegen. Denn selbst manche Sonnen und Galaxien erreichen, relativ zu uns eine Überlichtgeschwindigkeit! Allerdings sind es nicht sie, die sich im Raum bewegen (oder wenn dann nur minimal). Der Raum zwischen unseren beiden Systemen dehnt sich aus. Das nächste Ziel unserer Reise ist, im Verhältnis zu unseren bisherigen Zeitsprüngen, eine Ewigkeit entfernt: Wir begeben uns in eine Zeit 10-12 Sekunden nach t=0. Die Temperatur der Strahlung ist inzwischen auf den niedrigen Wert von gerade einmal 1016 Kelvin abgekühlt, was dazu führt, dass sich die noch existierende Elektroschwache Kraft – die Überreste der Urkraft – in die Schwache Wechselwirkung und die Elektromagnetische Kraft aufspaltet. Nach 10-6 Sekunden bekommen die aus dem oben beschriebenen Vorgang übrig gebliebenen Quarks ein Problem: Aufgrund der geringen Energiedichte können sie nicht mehr alleine existieren. Ergebnis: Sie vereinigen sich zu so genannten Hadronen. Als einzige stabilere Teilchen aus dieser Gattung bleiben daraufhin Protonen und Neutronen im Verhältnis 1:1 übrig. Da die Masse eines freien Neutrons etwas größer ist als die eines Protons, ist es bedeutend instabiler. Das hat zur Folge, dass das Verhältnis Neutronen : Protonen auf 1:6 sinkt. Nachdem sich folgend die Neutrinos (beinahe) auf Nimmerwiedersehen von den anderen Teilchen entkoppelten, werden wir jetzt Zeuge, wie sich Leptonen – also z. B. Elektronen – als letzter Bestandteil der Materie in Form von Teilchen-Antiteilchen-Paaren bilden. Durch diesen langen Entstehungszeitraum sind Leptonen von nun an die zahlenmäßig vorherrschende Form von Materie – sehen wir einmal von dunkler Materie ab. Und mit dem Fallen der Temperatur auf angenehme 1010 Grad Kelvin ist endlich die Entstehung der Materie abgeschlossen. Herzlichen Glückwunsch, sie haben soeben die erste Sekunde unseres Weltalls miterlebt. Doch loben wir den Tag nicht vor dem Abend (wobei es, wohlgemerkt, zu diesem Zeitpunkt noch weder Tag noch Abend gibt). Die erste Sekunde haben wir ausführlich genossen, was jetzt geschieht, dauert seine Zeit. Innerhalb der nächsten 180 Sekunden ist der nächste wichtige Schritt erkennbar: Das Weltall ist inzwischen auf 109 Kelvin abgekühlt, sodass sich jeweils ein Neutron mit einem 19 2/09 Andromeda Proton zusammenlegen kann, um den Kern von schwerem Wasserstoff (Deuterium) zu bilden. Deuterium jedoch ist als Neutronenabsorber bekannt und soll deshalb einmal im 20./21. Jahrhundert aufgrund dieser Eigenschaft in Kernreaktoren Verwendung finden. Kein Wunder also, dass die meisten Deuteriumkerne schnell durch Hinzunahme eines weiteren Neutrons zu Tritium werden. Als letzten Schritt wird noch ein weiteres Proton eingefangen, und siehe da: Ein Heliumkern ist entstanden. Ein Heliumkern besteht also aus zwei Protonen und zwei Neutronen. Da wir bereits wissen, dass wir ein Protonen-Neutronen-Verhältnis von 6:1 erhalten haben, ist es logisch, dass wir nun auf je einen Heliumkern zehn Wasserstoffkerne vorfinden. Und ein besonderer Leckerbissen für Physiker: Dieses Verhältnis findet man noch heute in entfernten Galaxien, aber auch in ganz leichter Abänderung in unserer Nähe. Die Abwandlung dieses Verhältnisses ist dabei kein Wunder, denn das Verhältnis wird durch die nuklearen Prozesse in Sternen teilweise verändert. Trotzdem findet man nur sehr leichte Unterschiede zu dem vorhergesagten Verhältnis. Helium, Deuterium und Tritium und in Spuren schwerere Kerne. Mehr Erscheinungsformen der Materie brauchte es also nicht, um die spätere Komplexität der Stoffe zu erschaffen – der Kernfusion in Sternen sei dank. Um die Atomkerne endlich aus ihrem plasmatischem Zustand zu erlösen, wollen wir den bisher größten Zeitsprung (natürlich nach unserer Reise in die Vergangenheit) unternehmen: Wir reisen ins Jahr 400.000 a. U. (anno Universi). Bei erfreulich kühlen 3000 Kelvin können sich die Neutronen und Protonen endlich mit Elektronen zu neutralen Elementen zusammenschließen. Und wie als Dankeschön erstrahlt das Universum plötzlich: Die bisher durch die ionisierte Materie stark wechselwirkende elektromagnetische Strahlung entkommt ihren Fesseln und findet sich nun in einem relativ durchsichtigen Universum wieder. Erst knapp 13,7 Milliarden Jahre nach ihrem ersten Auftauchen soll diese Strahlung wieder ein Mensch vorfinden werden: Im Jahre 1964 a. D. werden sie Robert Wilson und Arno Penzias zuerst als Störung ihrer Antennen wiederentdecken. 14 Jahre später, 1978 werden sie für diese Entdeckung, die inzwischen kosmische Hintergrundstrahlung getauft ist – den Nobelpreis in Physik erlangen. Bis dahin wird diese Strahlung auf gerade einmal 2,75 Kelvin heruntergekühlt sein. Und durch dieses Licht erleben wir nun das wohl großartigste Ereignis dieses Universums: Die langsame Entstehung der materiellen Strukturen, ausgehend von den Dichteschwankungen aus der Inflationsphase. Ein atemberaubender Anblick, die Entstehung der ersten 20 2/09 Andromeda Masseansammlungen, die Entzündung des ersten Sternes, die allmähliche Bildung der ersten Galaxien und Nebel. Es dauert noch Milliarden von Jahren, bis sie wieder zu Ihrem Chef ins Büro müssen oder anderweitig verlangt werden. Lehnen Sie sich also zurück. Summen Sie leise Ihre Lieblingsmusik und betrachten Sie schlicht die um Sie herum stattfindende Sinfonie. Glauben Sie mir, Sie haben Zeit genug. Komet Lulin Benno Balsfulland Der Komet mit dem Namen Lulin führt eigentlich die Bezeichnung C/2007 N3 und zählt nicht zu den periodischen Kometen. Er wurde von dem 19 jährigen Studenten Quanzhi Ye an der chinesischen Festlandsuniversität Sun Yat-sen als sternartiges Objekt entdeckt, und zwar auf Aufnahmen, die ein gewisser Chi Sheng Lin von der National Central University in Taiwan mit einem 16-Zoll (40,64 cm) Teleskop am Lulin Observatorium in der Nacht vom 11. Juli 2007 gewonnen hatte. Von daher firmiert der Himmelskörper unter dem schönen chinesischen Namen Lulin. Seine Magnitude betrug damals 18,9. Von Januar bis März 2009 durchlief er seine Bahn von uns aus gesehen beschleunigt durch die Sternbilder Waage, Jungfrau, Löwe und Krebs. Lulin bewegte sich da mit einer Geschwindigkeit von ca. 5 Grad pro Nacht über den Himmel. Seine größte Annäherung an die Erde erreichte Lulin am 24. Februar, als er im Sternbild Löwe den Planeten Saturn passierte. Lulin war zu diesem Zeitpunkt 61 Millionen Kilometer von uns entfernt. Am 26. Februar befand er sich in einer Entfernung von etwa 62 Millionen Kilometern in direkter Opposition zur Sonne und war fast die ganze Nacht lang sichtbar. In Münster störte jedoch das schlechte Wetter. Sei- ne maximale scheinbare Helligkeit von 4 Magnituden reichte ohnehin kaum aus, um den Kometen mit bloßem Auge zu erkennen. Man brauchte schon ein Fernglas. 21 2/09 Andromeda Auf Fotografien erscheint der Schweif des Kometen zweigeteilt; neben dem Hauptschweif ist ein Gegenschweif zu sehen, der in die entgegengesetzte lich, wenn die flüchtigen Substanzen aus der Materie des Kometen bei seiner Bahnannäherung an die Sonne durch Temperaturerhöhung sublimieren. Der Plasmaschweif erreicht leicht eine Ausdehnung von 100 Millionen Kilometern. Daraus resultierte nun im Falle von Lulin eine spezielle Befürchtung: Eine weitere Besonderheit des Kometen war nämlich nach NASA-Berichten seine extrem giftgrüne Farbe, hervorgerufen einerseits durch einen zweiatomigen Kohlenstoff, der grün leuchtet, wenn er durch die Sonne im Vakuum des Alls angestrahlt wird, andererseits aber durch das toxische Gas Dicyan (Summenformel C2N2), aus dem Lulin hauptsächlich besteht, ein Pseudohalogen, das bei -28 Grad schmilzt und bei -21 Grad gasförmig wird, mit Wasser zu Blausäure (HCN) reagiert, und dessen Kaliumsalz Cyankali (KCN) ist. Richtung zeigt, und den die Experten als Typ-III-Schweif bezeichnen, ein sehr seltenes Phänomen, das nur bei besonderen Bahnkonstellationen zu beobachten ist. Es handelt sich um einen geometrischen Projektionseffekt, der dann eintritt, wenn der Komet mit Erde und Sonne annähernd auf einer gemeinsamen Linie steht. Aufgrund der Krümmung des Staubschweifs ragt So geisterte durch Teile der Presse die dann ein Teil davon scheinbar über den Möglichkeit einer Massenvergiftung, Kometenkopf hinaus. falls die Erdbahn mit dem Schweif des Kometen in Berührung komme. Eine Gewöhnlich beobachten wir nur den ähnliche Furcht hatten Astronomen im Typ-I Schweif, einen in der Regel schma- Jahre 1910 mit der Vorhersage verbreilen, lang gestreckten Plasmaschweif, tet, der Komet Halley werde mit einem der vom Sonnenwind angetrieben wird, ebenfalls zyanreichen Schweif die Erdund der darum stets von der Sonne bahn kreuzen. Vorsicht Gift! wegzeigt, sowie den Typ-II Schweif, einen diffusen, gekrümmten Schweif In der Tat starb einen Tag nach dem aus Staubteilchen, dessen Teilchen dem Periheldurchgang des Kometen der Strahlungsdruck der Sonne nachgeben. amerikanische Autor Samuel LanghorKometenschweife entstehen bekannt- ne Clemens, weltbekannt unter seinem 22 2/09 Andromeda Pseudonym, das soviel bedeutet wie der Ruf: „Zwei Faden (Wassertiefe)!“ Sein Dasein war allerdings in merkwürdiger Weise mit dem Erscheinen des Kometen verknüpft. In seiner Biographie prophezeite er richtig: parations for a Possible Encounter With the Comet“, (http://www.twainquotes. com/interviews/CometInterview.html)! Sie erfahren hier in überraschender Weise, wie Kometenschweife an Kern und Koma befestigt sind, woraus genau sie bestehen und wozu er bei der Beob„Ich kam im Jahre 1835 zur Erde, zur achtung neben seinem Teleskop einen gleichen Zeit wie Halleys Komet. Im Bootshaken (a long pole) brauchte. nächsten Jahr wird dieser zur Erde zurückkehren. Ich rechne damit, mit ihm Leider kann ich Ihnen nicht wie etwa gemeinsam auch wieder verschwinden für „Die Abenteuer des Huckleberry zu dürfen. Sollte das unterbleiben, so Finn“ eine deutsche Übersetzung anwäre dies die größte Enttäuschung bieten, aber mit Hilfe von http://leo. meines Lebens. Vermutlich hat sich der org werden Sie sich schon durchfinden. Allmächtige gedacht: Ach, diese bei- Es ist mir übrigens noch unbekannt, den komischen Käuze (unaccountable von welchem Kometen hier „sieben freaks)! Sie sind zusammen gekommen, Jahre nach Coggia‘s Kometen“ die so sollen sie auch zusammen wieder Rede ist. Über einen Tipp wäre ich sehr verschwinden.“ dankbar. Die Kometenspezialisten unter den Sternfreunden wissen sicher, um wen Links: es sich handelt. Was sie möglicherweise http://www.lulin.ncu.edu.tw/index_ nicht wissen ist, dass der Mann nicht english.htm nur ein gefeierter Schriftsteller, sondern http://panther-observatory.com/ auch ein berühmter Amateuerastronom http://de.wikipedia.org/wiki/C/2007_ war, der sich, dieweil seine Mitbürger N3_(Lulin) in sorgloser Unbesonnenheit tagsüber http://www.kometen.info/lexikon.htm das Bruttosozialprodukt steigerten, http://www.astrodrayer.com/lulin/Lunächtens „in einem wahren Geiste der linN3-1.gif Selbstverleugnung“ an ihrer Stelle der http://www.astrodrayer.com/lulin/LuKometenüberwachung widmete. So linN3-2.gif entnehmen wir es jedenfalls seinem http://www.dokuplanet.de/2/komet_02. „Kometen-Interview“ aus der Washing- html ton Post, das er im Beobachtungstürm- http://www.spiegel.de/wissenschaft/ chen seines Hauses in Hartford gegeben weltall/0,1518,606237,00.html haben will. Lesen Sie dazu seine „Pre- http://www.twainquotes.com/interviews/CometInterview.html 23 2/09 Andromeda Beobachtungserfahrungen mit dem 10 Zoll Galaxy Dobson von Intercon-Spacetec Newton zeigt und inwieweit er insbesondere kontrastmäßig mit meinen 6“-FH-Refraktor mithält oder ihn gar übertrifft. Als Refraktorfan war ich zunächst einmal auf den Vergleich an Planeten gespannt. Saturn bot sich an: Zunächst beobachtete ich den Ringplaneten mit dem Baader Hyperion Zoom Okular von 24mm bis 8mm herunter: ein tolles kontrastreiches und knackscharfes Bild, die Cassini-Teilung durchgängig auch vor dem Planeten sichtbar, deutlich ein Wolkenband und fünf Monde (trotz 50 m entfernter nur durch einen Baum abgeschatteter Straßenlaterne), gegenüber dem 6“-Refraktor kein Kontrastabfall, im Gegenteil, die größere Öffnung und die höhere Auflösung machen sich positiv insbesondere auf der Planetenoberfläche bemerkbar. Hans-Georg Pellengahr Auf der ATT 2008 in Essen habe ich von Intercon-Spacetec nach vorzüglicher Beratung einen Galaxy - 10-Zoll Dobson mit Pyrex-Hauptspiegel, im Verhältnis 1:10 mikrountersetztem Okularauszug und serienmäßigem Kühler am Tubusende erstanden. Gleich am folgenden Abend (01.06.) habe ich die erste Beobachtung gestartet. Das Seeing war zwar nur leidlich, aber ich wollte wissen, was ein 10“ Die Fotos des durch zahlreiche Bildveröffentlichungen in Sterne und Weltraum, Interstellarum u. VdS-Journal bekannten Astrofotografen Mario Weigand geben in etwa das wieder, was der 10“-Newton visuell erfahrbar macht, zeigen allerdings noch zwei weitere Monde und etwas mehr Struktur und Farbe in der Planetenatmosphäre. 24 2/09 Andromeda naler Tiefe und scharf bis zum Rand, die Sterne sind feine Nadelspitzen, also hereingezoomt und schließlich wiederum bis 250-fach vergrößert. Tausende von Sternen und ich als Beobachter quasi mittendrin!! Dass das visuell so möglich ist, vor allem aufgelöst bis ins Saturn mit Monden am 15.02.2007, Feldberg/ Zentrum. Wow!!! Taunus, C 14, DMK 21 BF04 FireWire, Composit, Registax 4, (www.skytrip.de) ©Mario Weigand, Abdruck mit Genehmigung des Bildautors Auch noch bei 250-facher Vergrößerung mit dem Pentax XW 5mm - Okular zeigt der Dobson ein scharfes Bild bis zum Rand, obwohl die XW-Okulare für lichtstärkere Instrumente nicht optimal sein sollen. Am f/5 Newton jedenfalls ist deren Einsatz ganz offensichtlich noch völlig unkritisch. Ich bin sehr gut auch mit diesem Okular zufrieden. Hauptspiegel und Fangspiegel des Galaxy sind (wie ich schon beim Aufbau und Lasertest bemerkt habe) von Intercon Spacetec vor Auslieferung optimal justiert worden. Hieran hat sich durch den Autotransport (ca. 80 km) ins Münsterland nichts geändert. Auch war der Hauptspiegel bereits mit einer Mittenmarkierung versehen und der Fangspiegel wurde (wie ich einer Kontrollnotiz auf der Verpackung entnehmen konnte) ausgetauscht und wie gesagt: alles supergenau justiert. Dann aber kam der absolute Hammer: M 13. Ein Waaahnsinnsbild, wirklich beeindruckend mit fast dreidimensio- M 13 (Wikipedia Commons*) * Stargazer Observatory, Fellow of the Royal Astronomical Society, 9“-TMB Apo f/7 (0,8 Televue Reducer, CCD: SXV M25C, aufgenommen am 20.05.2007, 2,8 Std. belichtet Gleich weiter zu M92. Nochmals wow!!! So toll hab’ ich Kugelsternhaufen noch nie zuvor gesehen. Die Fotos im Oculum Messier-Atlas, aber auch z. B. das vorstehende Astrofoto gibt genau das wieder, was ich sehe, wobei die Farbwahrnehmung rein visuell natürlich nicht so stark ist. Das Pentax XW 5 mm Okular kann ich an meinem 6“-Refraktor / f 1.200mm nur bei allerbestem Seeing gewinnbringend einsetzen, mit dem 10“- Newton gibt’s 25 2/09 Andromeda da selbst bei den heutigen suboptimalen Verhältnissen kein Problem. Größere Öffnung und demzufolge höhere Auflösung machen sich doch stark bemerkbar. Meine orthoskopischen Planetenokulare von Kasai, aber auch das Televue-Radian 10mm geben nicht nur am Saturn, sondern auch hier im Deep Sky-Bereich ein Superbild. Noch stärkere Vergrößerungen habe ich in der ersten Nacht nicht probiert, ich hatte aber den Eindruck, dass da durchaus noch Luft nach oben war. Bei gutem Seeing dürfte eine 400 - 500-fache Vergrößerung kein Problem sein. nichts. Sowohl der 1 1/4-Zoll Adapter als auch der 2“ Einschub sind mit Spannringen ausgestattet, was am Astromarkt keineswegs selbstverständlich ist. Einen solchen Okularauszug sollten wir gelegentlich am 8“ - Dobson unserer Astrokids nachrüsten. Der Fangspiegel des Galaxy befindet sich in einer geschwärzten Fassung mit drei Justierschrauben, der Hauptspiegel ist mit drei Justier- und drei Klemmschrauben ebenfalls optimal für die Handjustage gelagert und ganz offensichtlich in Top-Qualität. Der vollständig aus Metall gefertigte Crayford-Okularauszug mit 1:10 Microfocuser des Galaxy macht das Scharfstellen zum Kinderspiel. Der Auszug läuft absolut stabil, da kippelt Der serienmäßige Ventilator hinter dem Hauptspiegel sorgt für schnelle Temperaturanpassung. Beide Spiegel sind sehr einfach zu justieren, wobei die ausführliche deutschsprachige Anleitung von Martin Birkmaier keine Fragen offen lässt. 26 2/09 Andromeda Die im Internet veröffentlichten Galaxy-Spiegel-Testergebnisse von Wolfgang Rohr sprechen im Übrigen für sich. Die Galaxy-Spiegel kommen, soweit mir bekannt ist, von GSO. Intercon Spacetec macht für deren Qualität und Genauigkeit anscheinend eigene strengere Vorgaben und garantiert damit eine hohe Serienqualität, für die ich persönlich gern ein paar Euro mehr bezahle, zumal ich darüber hinaus die Erfahrung machen konnte, dass Hilfe und Beratung bei ICS nicht mit dem Teleskopverkauf enden. Knappe 800.- € für dieses Spiegelteleskop sind absolut gerechtfertigt. Dessen wirklich hervorragende optische Leistung ist jeden Euro wert!!! Es ist gut, dass es auf dem heiß umkämpften und mit immer mehr Massenware überschwemmten Astromarkt noch Unternehmen gibt, die Wert auf Qualität und Kundenservice legen. Meines Erachtens lohnt es sich, den „richtigen“ Händler auszuwählen und von diesem auch bei auftretenden Problemen - wie ich bereits früher bei meinem Miyauchi-Fernglas erfahren durfte - schnelle und unbürokratische Hilfe zu erhalten. Gegenüber unserem 15“ Vereins-Gitterrohr-Dobson, einem natürlich tollen und leistungsstarken - aber auch gegen Luftunruhe deutlich empfindlicheren Instrument, bei dessen Transport, Zusammenbau und Justierung man allerdings zu zweit sein muss, ist der - natürlich lichtschwächere - 10“-Galaxy-Dobson in seiner Handhabung erheblich einfacher und dennoch auch bereits eine „Himmelskanone“, mit der „sich neue Sternenhorizonte öffnen“. Im Gegensatz zu noch größeren Instrumenten ist der 10-Zöller (Optik 16 kg, Rockerbox 14 kg) noch problemlos in jedem Normal-PKW zu transportieren und auch von einer Person allein zu handeln. Darüber hinaus scheint er mir, im Gegensatz zu Gitterrohrtuben, sehr justierungsstabil zu sein (Nach mehr als einem halben Jahr Beobachtungsbetrieb war trotz mehrfachen Transports noch keine Nachjustage erforderlich). Das ist ein „Feldgerät“, wie man es sich wünscht, in bester optischer und mechanischer Qualität und es ist wirklich innerhalb weniger Minuten einsatzbereit. Lüfter und Pyrexspiegel sorgen schnell für optimale Temperatur und bestmögliches Seeing. Von unserer Garage aus auf die Terrasse habe ich das Gerät schon mehrmals komplett ohne Trennung von Tubus und Rockerbox herausgetragen, was, wenn man an den richtigen Stellen anfasst, noch ohne weiteres möglich ist. Ein Gerät für schnelles „Spechteln“, das rentiert sich auch schon für kürzere Beobachtungen, bei noch größeren Geräten hingegen lohnt sich der Aufund Abbauaufwand nur für eine ganze Nacht, da überlegt man sich den Einsatz doch etwas länger und nicht selten lässt man’s dann bleiben … 27 2/09 Andromeda Aber weiter mit der Beobachtung: M 57 war mein nächstes Beobachtungsobjekt, ebenfalls beeindruckend: das Nebelinnere nicht mehr wie beim Sechszöller einfach schwarz wie die Umgebung, sondern deutlich heller, der „Rauchring“ stellte sich zudem besser aufgelöst dar als im kleineren Refraktor. 10“- Öffnung (das erlebe ich schon bei diesem ersten Test mehr als deutlich) bringen unheimlich viel, die Beobachtungsgrenzen werden erheblich ausgeweitet und man kann locker und entspannt beobachten mit angenehm „viel Luft“ zum optischen Limit, man operiert nicht ständig an der Grenze. Ringnebel M57, Münster, 11.10.2002, Foto: Michael Dütting, CCD 10 Min., Starlight Xpress MX7C mit Deepsky-Filter, 2007 nachbearbeitet (Im Original handelt es sich um eine Farbaufnahme, die hier zur Illustration der visuellen Wahrnehmung in Graustufen konvertiert wurde.) Dieses Instrument wird bei den öffentlichen Beobachtungen der Sternfreunde Münster auch unter den in Stadtnähe nicht optimalen Bedingungen schon recht viel zeigen können. Was mag da erst unter wirklich dunklem Himmel und bei optimalem Seeing mit diesem Instrument möglich sein? Test am zunehmenden Mond und am Saturn (08.06.2008): Von meinem 6“ FH-Refraktor (f/8 mit Baader-Fringekiller-Filter) bin ich, was Mond- und Planetenbeobachtungen angeht, durchaus verwöhnt, vor allem, wenn ich ihn mit der Abbildungsleistung so manches Schmidt-CassegrainSystems vergleiche. Allerdings sind Spitzenvergrößerungen mit dem Sechszoll-Refraktor nur bei besonders gutem Seeing möglich und effizient nutzbar. Nicht selten ist aufgrund der äußeren Bedingungen bereits bei V 150 oder spätestens V 200 Schluss. Schon bei der ersten Saturnbeobachtung mit dem neuen 10“-Galaxy-Newton hatte ich festgestellt, dass damit schon bei mäßigem Seeing eine Vergrößerung von 250 x problemlos möglich ist. 250 mm Öffnung machen sich hier deutlich bemerkbar und geben Spielraum. Bei gegenüber dem „First Light“ verbesserten Beobachtungsbedingungen wollte ich nun am 5 Tage alten Mond, aber auch am Saturn mal ausreizen, was geht. Beim Saturn setzten natürlich sowohl der Mond als auch die sommertags selbst um 23:30 h noch nicht abgeschlossene Dämmerung gewisse Einschränkungen. Dennoch waren neben dem hellen Titan (8,46 mag) auch 28 2/09 Andromeda Japetus (11,25 mag), näher am Planeten dicht nebeneinander die Monde Rhea (9,84 mag) und Dione (10,54 mag) schon zu sehen, die lichtschwächeren Monde wegen der noch nicht völligen Dunkelheit am deutlichsten bei Vergrößerungen ab 200 (stärkerer HellDunkel-Kontrast). Westlich von Saturn zeigte sich Thetys (10,34 mag). Ob unter wirklich dunklem Himmel auch Hyperion (14,37 mag) sichtbar sein würde? Saturn selbst zeigt sich heute noch schöner, bereits ohne Filter sind mehrere Wolkenbänder wahrnehmbar, die Cassiniteilung ist wie schon beim „First Light“ auch vor dem Planeten deutlich zu erkennen. Mein eigentliches Testobjekt soll heute Abend aber der 5-Tage alte Mond sein. Barocius, Maurolycus, Stöfler Foto: Hans-Georg Pellengahr, Laer, März 2007, 6‘‘ FH-Refraktor, f=1.200 mm, f/8, mit Philips ToUcam Pro II Webcam PCVC 840 K Die „Teleskopfahrt“ ist fast ein Flugerlebnis (bei wunderbar leichtgängiger Dobsonbewegung; der Gleit-Nachrüstsatz macht sich positiv bemerkbar, ebenso das von mir in mehreren Versuchen optimal austarierte Anzugsmoment der Verbindungsschraube/-mutter zwischen Bodenplatte und Rockerboxbasis!). Hierzu hatte ich noch einige praktische Tipps von ICS erhalten. Toll: die Zoomannäherung mit dem Baader Hyperion Okular 8 - 24 mm, zunächst ohne, dann noch mal mit vorgesteckter 2-fach-Barlowlinse mit einer Endvergrößerung von 312 x. Als nächstes kam das Pentax XW 5 – Okular zum Einsatz, ohne Barlow 250-fache Vergrößerung, mit Barlow V = 500, da wird die Erddrehung unmittelbar erfahrbar und ich muss ständig nachführen, was aber nach kurzer Eingewöhnung noch ganz gut geht. Als mögliche Optimierung bieten Intercon-Spacetec und Teleskop-Service für den Dobson Rohrschellen und Prismenschienen an, mit denen diese parallaktisch montiert und demzufolge dann auch elektrisch nachgeführt werden können. Da ich mit der Vixen NewAtlux über eine ausreichend tragfähige Montierung verfüge, werde ich mir diesen Komfort irgendwann gönnen. Aber wie gesagt: Mit etwas Feingefühl und „zarter Hand“ lassen sich hohe Vergrößerungen durchaus auch auf der Dobson-Montierung „schubsen“. Das Kraterinnere von Posidonius, Rima G. Bond, Capella, Isidorus, Vallis Capella, Rimae Chacornac und Gutenberg, Montes Vitruvius, Argaeus, Taurus, Janssen, Vallis Rheita, usw. usw., Details ohne Ende, mehr, als der „Virtual 29 2/09 Andromeda Moon Atlas“ und der „Rükl“ darstellen und benennen. Da muss man für weitere Details schon mal auf den „Consolidated Lunar Atlas“ der NASA (im Internet frei verfügbar) zurückgreifen. Das absolute Highlight zum Schluss: die Mondbeobachtung mit meinem 45 Grad-Baader-Bino, bei dessen Einsatz ich allerdings einen Glaswegkorrektor benötige, um in den Fokus zu gelangen. Wie im Mondorbit fliege ich nun über den Terminator, zunächst mit 12mm Kasai-Planetenokularen, trotz nur V 210 x wirkt alles noch näher, größer und räumlicher als bei einäugiger Beobachtung. Und der Bino-Einsatz lässt sich noch gewaltig steigern mit Televue Radian 10mm - Okularen (V 250 x), 7,5mm ED-Okularen (V 333 x) und zuletzt mit den Vixen LV 6mm Okularen (V 416 x). Das kann man nicht mehr beschreiben, das muss man sich anschauen. Schlussbemerkung: Ich bin mir sehr wohl im Klaren darüber, dass der hier von mir angestellte Vergleich eines trotz Baader Fringkiller-Einsatzes mit Restfarbfehlern behafteten 6“-FHRefraktors f/8 mit einem farbreinen 10“ Newton letztendlich unfair ist. Für mich als Besitzer eben dieser beiden Instrumente war er gleichwohl spannend und aufschlussreich. Und eines kann ich jetzt schon feststellen: der Newton mit seinen 10“ eröffnet vor allem visuell einen neuen Himmel. Bildnachweise: S. 5 S. 6 S. 7 S. 21 S. 22 S. 24 S. 24 S. 25 S. 25 S. 26 S. 26 S. 28 S. 29 S. 31 S. 32 S. 33 S. 33 S. 34 S. 35 S. 37 S. 39 S. 40 S. 41 S. 43 S. 43 S. 43 S. 43 S. 43 S. 43 S. 43 30 Domplatz I, öffentliche Beobachtnug KK Domplatz II, KK Domplatz III, GN o. Komet Lulin GN u. Helligkeitsverlauf Lulin SYES Komet Lulin mit Gegenschweif ME l. 10 Zoll Dobson HGP r. Saturn mit Monden MW l. Saturn mit bezeichneten Monden MW M13 SO l. 1 : 10 Microfocuser HGP r. Hauptspiegelzelle mit Ventilator HGP Ringnebel M57 MD Mondkrater HGP l. o. Nacht der Sterne I IK l. u. Nacht der Sterne II IK r. o. Nacht der Sterne III KK r. u. Nacht der Sterne IV JMT Skalen des Micro Guide Okulars MD l. Skala Abweichung des Sterns MD r. Programmanzeige MD Einstellen des Korrekturwertes MD Deep Sky Reiseführer OV Deep Sky Reiseatlas OV Missionslogo Apollo 11 NASA Apollo 11 Mannschaft NASA Landestelle der 1. Mondlandefähre NASA l. o. Domplatzimpressionen I JS r. o. Domplatzimpressionen II GN l. m. Domplatzimpressionen III GN r. m. Domplatzimpressionen IV IK r. m. u. Domplatzimpressionen V KK l. u. Domplatzimpressionen VI JS r. u. Domplatzimpressionen VII JS GN - Gerd Neumann, HGP - Hans-Georg Pellengahr, IK - Ilona Kumbrink, JMT - Jean-Marie Tronquet, JS - Jürgen Stockel, KK - Klaus Kumbrink, MD - Michael Dütting, ME - Martin Elsässer, Wikipedia, MW - Mario Weigand, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Bildautors, NASA - National Aeronautics and Space Administration, die US-amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde, OV - Oculum Verlag, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Oculum Verlags, SO - Stargazer Observatory, Wikipedia, SYES - Seiichi Yoshida, Ewald Segna 2/09 Andromeda 100 Stunden Astronomie Klaus Kumbrink Das gelang uns wider Erwarten doch in den meisten Fällen, wenn auch einige Interessierte schon mal fünf Minuten auf die nächste Wolkenlücke warten mussten. Die erstaunten Äußerungen über die trotz Wolkenschleiern zu entdeckenden Details, waren uns dann Trost für die Mühe. Leider waren Planeten nicht zu sehen - keine Chance angesichts der fast geschlossenen Wolken- Am 4.4.09 stand die „Lange Nacht der Sterne“ auf dem Programm des Naturkundemuseums - und war natürlich damit auch ein Programmpunkt für uns. Während drinnen -neben den gut besuchten Planetariums-Veranstaltungen - viele Informationen zu verschiedenen astronomischen Bereichen gezeigt wurden, hatten wir (Ilona + Klaus) trotz der bescheidenen Wetteraussichten beschlossen, unseren großen Refraktor, 6 Zoll Astrophysics-Starfire, aufzubauen, um den in den Veranstaltungen im Planetarium angeheizten Besuchern wenigstens den Mond mal im Original decke. Aber schon mit den paar Blicken zeigen zu können. auf den Mond waren die meisten recht zufrieden - hatten sie doch ähnliches meist noch nie gesehen. Informationen zur Mond- und Kraterentstehung rundeten dann das Bild ab. So verging für uns die Zeit zwischen 19 Uhr bis ca. 24 Uhr wie im Fluge und war wieder einmal Bestätigung für die wichtige Funktion öffentlicher Beobachtungen. 31 2/09 Andromeda Praktisches Einscheinern für Eilige Michael Dütting Um eine parallaktische Montierung möglichst exakt aufzustellen, bietet sich für die Anhänger der Astrofotografie und alle Balkon-Beobachter ohne freien Blick auf den Polarstern die ScheinerMethode an. David Troyer hat in der Ausgabe 1/2007 unserer Mitgliederzeitung eine sehr ausführliche Anleitung dazu gegeben [1]. Je nach Erfahrung dauert der Vorgang zwischen 30 Minuten und einer Stundees geht aber schneller! Wenn man die Abweichung in Azimut und Polhöhe genau messen kann und damit das Maß der Korrekturen ermittelt, ist der Vorgang auch für Anfänger in weniger als 30 Minuten abgeschlos- Abb. 1: Die Skalen des Micro-Guide Okulars sen. Ein solches Verfahren, basierend auf einer Idee von Franz Kersche und Gerald Rhemann, beschreibt Dr. Matthias Knülle in [2]. Wie immer sind solche Anleitungen recht lang und der Leser ahnt: neben einem Micro-Guide Messokular ist ein wenig Mathematik notwendig- aber wozu gibt es Laptops?! [3] Zunächst sei nochmal die ScheinerMethode in aller Kürze aufgeführt: Azimut-Einstellung 1. Stern in Meridian-Nähe mit einer Deklination von +/- 8 Grad 2. Ausrichtung von Skala/Messfaden in Deklination 3. Abweichung nach Norden: Azimut schraube auf der Westseite der Mon tierung anziehen (u. u.) Polhöhen-Einstellung 1. Stern im Westen 2. Ausrichtung von Skala/Messfaden in Deklination 3. Abweichung nach Norden: Polhöhen schraube auf der Südseite anziehen(u. u.) Der ausgewählte Stern wird in der Mitte der Messskala positioniert (Skalenwert 30 ST [4]) und bei laufender Nachführung solange gewartet, bis eine Abweichung von 1ST erreicht ist. Bei einer Fehlstellung der Montierung von 16 Bogenminuten in Azimut/Polhöhe ist der Stern nach etwa 6 Minuten an dieser Position angelangt. 32 2/09 Andromeda Abb. 2: Abweichung des Sterns Richtung Süden nach 6 Minuten Für die Korrektur wird die Skala um 90 Grad gedreht und der Leitstern auf dem 0-Punkt der Skala positioniert. Wie kommt man nun an den Wert, um den der Stern auf der Skala in Polhöhe Abb. 3: Programm-Anzeige oder Azimut verstellt werden muss? In diesem Beispiel ist ein Korrekturwert Benötigt werden folgende Daten: von etwa 48ST nach ungefähr 6 Minuten erreicht. Wie oben beschrieben, 1. geografische Breite des Beobachwird die Skala nun um 90 Grad gedreht tungsstandortes auf 10 Bogenminu- und der Stern auf den 0-Punkt gesetzt. ten genau (Google Earth fragen) Bei einem Stern in Meridiannähe muss 2. Deklination des Sterns, Genauigkeit die auf der Ostseite der Montierung 1 Bogenminute liegende Azimutschraube soweit ange3. Messzeit in Minuten zogen werden, bis der Stern den Wert 48ST erreicht hat. Aus eigener Erfahrung ist das Rumrechnen und Hantieren mit einer Stopp- Bereits nach dem ersten Korrekturuhr in der Finsternis wenig erbaulich Durchlauf ist die Azimutausrichtung und so habe ich ein kleines Programm der Montierung so gut, dass eine Abgeschrieben, das im Webbrowser ausge- weichung um 1ST erst nach 15 Minuten führt wird und einem sämtliche Arbeit registriert wird (Azimutfehler 20ST/5‘). abnimmt. Lediglich die Deklination Das Ziel ist, eine Abweichung von mades Sterns und die geografische Breite ximal 1ST/Stunde zu erreichen, was werden eingetragen. Ist der Leitstern bei einer Teleskop-Brennweite von auf dem Skalenwert 30 positioniert, 1000mm 19 Bogensekunden entspricht. wird die Start/Stop-Taste gedrückt. Die Zum Vergleich: Der periodische Fehler Brennweite des Teleskops wird nur be- der von mir verwendeten Montierung nötigt, falls man Korrekturen und Ab- Vixen SP-DX wird mit 15 Bogensekunweichung in Bogenminuten angezeigt den angegeben. Das Ergebnis liegt also haben möchte, was aber keine Auswir- nur knapp darüber und ist weit besser kungen auf die Skalenwerte hat. als bei Verwendung eines Polsuchers. 33 2/09 Andromeda Für andere Messokulare oder Nachführsysteme wie dem Vixen GA-4 müssen die realen Abstände der Skalen in Mikrometer bekannt sein und die Formeln zur Berechnung im Programmcode entsprechend geändert werden [5]. Falls die Abstände nicht bekannt sind, ist auch folgende, weniger genaue Vorgehensweise möglich, um diese zu ermitteln: Die Brennweiten (F) von Amateurteleskopen werden i. R. nicht auf den Millimeter genau angegeben. Sind die Dimensionen einer Messskala bekannt, kann F aber hinreichend gemessen werden, in dem man einen Stern mit bekannter Deklination bei ausgeschalteter Nachführung durch das Gesichtsfeld laufen lässt. Aus der zurückgelegten Strecke in Einheiten der Messskala, Deklination und Messzeit kann man die exakte Brennweite berechnen (bei meinem Teleskop 1063 statt 1000mm). Sind die Dimensionen der Skala nicht bekannt, setzt man die Brennweitenangabe des Herstellers als zutreffend voraus und berechnet daraus die ungefähren Abstände der Skala in Mikrometer. Die Formel: F = 82506 / t x cosd F = Teleskopbrennweite t = Messzeit, cosδ = Cosinus der Deklination des Sterns Die Werte für ein Vixen GA-2 vom innersten zum äußersten Kreis sind (in mm): 0.0490, 0.0930, 0.1825, 0.3635, 0.7210, 2.0035. Ob diese auch für die anderen Modelle zutreffen, ist mir leider nicht bekannt. Das Programm kann man von der Webseite der Sternfreunde herunterladen [6] und läuft unabhängig vom verwendeten Betriebssystem, lediglich Javascript muss im Browser aktiviert sein. [1] (Andromeda 1/2007, Seite 21-27) [2] „Die Scheinermthode, Anleitung zur schnellen Justierung parallaktischer Montierungen mit dem Micro-Guide Okular“ (baader-planetarium. de/download/scheiner.pdf) [3] Balkon-Astronomen und Astrofotografen haben i. R. einen Rechner in Reichweite [4] ST = Skalenteil [5] beim Micro-Guide betragen die Abstände 100μm für 1ST [6] sternfreunde-muenster.de/content/microscheiner.zip 34 Abb.4: Einstellen des Korrekturwerts 2/09 Andromeda Deep Sky Reiseführer Sternhaufen, Nebel und Galaxien mit den eigenen Augen entdecken Ronald Stoyan, 3. Aufl., 2004, Oculum Verlag, Erlangen, ISBN 978-3-9807540-7-1 Hans-Georg Pellengahr Nach zwei erfolgreichen und dementsprechend rasch vergriffenen Auflagen hat Ronald Stoyan seinen „Deep Sky Reiseführer“ grundlegend überarbeitet und dabei zugleich wesentlich erweitert. Seit Dez. 2004 ist das Werk nunmehr in seiner 3. Auflage erhältlich. Es hat 308 Seiten, ist mit 364 Zeichnungen und Fotos, 35 Sternübersichts-, Detailund Fotokarten sowie 21 Grafiken ausgestattet und enthält 146 Tabellen mit allen wesentlichen Objektdaten. Das in der Neuauflage um 50% vergrößerte Format hat dem Buch sehr gut getan, ebenso das eingefügte RegisterSuchsystem. Selbst für Besitzer einer früheren Auflage lohnt sich eine Neuanschaffung, denn die Objektempfehlungen wurden auf 666 Deep-Sky-Objekte ausgedehnt und damit mehr als verdoppelt. Sie umfassen also wesentlich mehr als die (natürlich auch vollständig enthaltenen) 110 Messier-Objekte. Ronald Stoyan definiert die Deep-SkyObjekte als Objekte außerhalb unseres Planetensystems, also Sterne, Sternhaufen, Gas- und Staubnebel, Galaxien und Quasare. Deep-Sky-Beobachtung ist für ihn das visuelle (nicht fotografische) Erleben dieser Objekte mit bloßem Auge, Fernglas und / oder Amateurteleskop. Dem entsprechen die bildlichen Darstellungen im Reiseführer. Sternbilder und helle Deep-Sky-Objekte werden zunächst in Übersichtsfotos dargestellt, diesen unmittelbar zugeordnet sind Detaildarstellungen, die die im jeweiligen Sternbild mit bloßem Auge bzw. kleinem bis mittlerem Amateurequipment beobachtbaren Einzelobjekte in Fotos oder Zeichnungen jeweils so darstellen, wie Sie von einem Beobachter visuell wahrgenommen werden können. 35 2/09 Andromeda Die meisten der beschriebenen und mit Aufsuchtipps versehenen Deep-SkyObjekte sind bereits für Besitzer kleiner Teleskope (Refraktoren unter 4“ und 114 mm - Reflektoren) erreichbar. Mit 150 mm Öffnung schließlich lassen sich unter dunklem Himmel alle im Reiseführer aufgeführten und beschriebenen Objekte beobachten. Sowohl das fotografische als auch das zeichnerische Bildmaterial ist mit Hinweisen auf das Equipment versehen, mit bzw. an dem es gewonnen wurde. Viele Objekte sind mehrfach abgebildet, sodass der Leser sehr schön nachvollziehen kann, wie sich diese in unterschiedlichen Teleskopen zeigen. Anhand des Bildmaterials gewinnt der Sternfreund eine recht genaue Vorstellung, wonach er in seinem Instrument suchen muss. Mir selbst waren die Fotos, aber auch die sehr wirklichkeitsnahen Zeichnungen schon häufig sowohl beim Aufsuchen (Tipps fürs Starhoppping) als auch bei der Objektidentifikation eine wertvolle Hilfe. Die Objektdarstellung in verschiedenen Versionen (gewonnen an unterschiedlichem Equipment und mit unterschiedlichen Vergrößerungen) macht die Abhängigkeit der sichtbaren Details von der Lichtstärke des zur Verfügung stehenden Beobachtungsinstruments, aber auch von der eingesetzten Vergrößerung, den Seeing-Bedingungen etc. deutlich und nachvollziehbar. Die textlichen Beschreibungen beinhalten regelmäßig auch Geräte- u. Vergrößerungsempfehlungen für die beste Detailauflösung des jeweiligen Objekts. Unbedingt lesenswert ist die ausführliche Einleitung des Deep Sky Reiseführers. Ausgehend vom bloßen Auge als „Beobachtungsinstrument“ über das Fernglas zu verschiedenen Teleskopen und deren Leistungsvermögen gibt Ronald Stoyan zahlreiche wertvolle Hinweise für eine erfolgreiche DeepSky-Beobachtung. Zu Recht weist er darauf hin, dass kleine Öffnungen häufig unterschätzt werden. Neben dem von der Öffnung abhängigen Auflösungs- und Lichtsammelvermögen spielen u. a. die Transportabilität und insbesondere das Erreichen einer großen Austrittspupille eine wichtige Rolle. Das beste Teleskop ist demnach jenes, mit dem am meisten beobachtet werden kann – und das ist in den seltensten Fällen ein besonders großes Instrument. Der Autor liefert sehr konkrete Kriterien für einen sinnvollen Okular- und Filtereinsatz, aber auch zur förderlichen Vergrößerung sowie zur maximalen Grenzgröße, zur Beziehung zwischen Austrittspupille und Minimalvergrößerung, zu Auflösung, Seeing und Maximalvergrößerung, Flächenhelligkeit und Nutzung von Kontrastreserven (Abdunklung des Himmelshintergrundes durch stärkere Vergrößerung, dadurch Kontrastanhebung für lichtschwache Objekte). Auch gibt Stoyan 36 2/09 Andromeda Anleitungen zu Beobachtungstechniken wie dem indirekten Sehen und dem teleskopischen Sehen überhaupt und untermauert diese in leicht verständlicher Weise mit dem notwendigen theoretischen Hintergrund. Mit diesem Buch lassen sich wunderbare Beobachtungsabende vor-, aber auch getätigte Beobachtungen nachbereiten. Dabei ergeben sich nicht selten Ansätze für weitere vertiefende Beobachtungen und Entdeckungen. Sehr schnell öffnen sich dem Sternfreund mit dem Deep Sky Reiseführer neue Beobachtungshorizonte. Selbst in schon bekannten Objekten habe ich mit Stoyans Hilfe noch Neues entdeckt, indem ich z. B. seinen Vergrößerungstipps gefolgt bin oder indirekt beobachtet habe. Es macht einen Riesenspaß, mit diesem Werk zu arbeiten. Es ist jeden Cent seines Preises wert, ich möchte es nicht mehr missen, übrigens auch nicht dessen Ergänzung, den nachfolgend beschriebenen „Deep Sky Reiseatlas“. Spiralbindung, laminierte wasserabweisende Oberfläche, im April 2008 in 2. verbesserter Auflage erschienen, Oculum Verlag, Erlangen ISBN 978-3-938469-21-7 Hans-Georg Pellengahr Der „Deep Sky Reiseatlas“ stellt die ideale Ergänzung des „Deep Sky Reiseführers“ dar . Er ist sowohl von dem bei Rotlicht problemlos lesbaren Druckbild her als auch wegen seiner robusten wasserabweisenden Verarbeitung für den nächtlichen Einsatz am Teleskop konzipiert und absolut praxistauglich. 38 Karten decken den gesamten Himmel in einem einheitlichen Maßstab von 2° /cm ab. Sie enthalten mehr als 20.000 Sterne bis zur Größenklasse Sternhaufen, Nebel und Gala- 7m,5, sowie die 666 lohnendsten Sternxien schnell und sicher finden haufen, Nebel und Galaxien für kleine Michael Feiler, Philip Noack bis mittlere Fernrohre. Die Neuauflage wurde durch Detailkarten im Maßstab der gesamte Himmel auf 38 Sternkarten von 0,5°/cm bis zur Grenzgröße von mit Daten zu 666 Deep-Sky-Objekten 10m,0 ergänzt, die dem Sternfreund den 80 Seiten, 38 Sternkarten mit Telrad- Weg zu über 300 Deep-Sky-Objekten Kreisen, 141 Detailkarten, Softcover, erleichtern. Deep Sky Reiseatlas 37 2/09 Andromeda Für die große Mehrzahl der DeepSky-Objekte enthält der Atlas TelradZielkreise, die das sichere Aufsuchen von Himmelsobjekten mit einem TelradPeilsucher ermöglichen. Ich persönlich empfinde dies als ganz besonders hilfreich beim Suchen von Objekten, die sich erst bei stärkerer Vergrößerung zeigen wie beispielsweise der Eskimonebel (NGC 2392). Man richtet das Teleskop anhand der mit bloßem Auge sichtbaren Nachbarsterne aus und steigert dann die Vergrößerung, bis das gesuchte Objekt zu erkennen ist. Jeder Kartenseite steht eine umfangreiche Datenseite gegenüber mit den wichtigsten Objektdaten und Anhaltspunkten für die eigene Objektauswahl, darüber hinaus findet sich zu jedem Objekt ein Querverweis (Seitenangabe) zum „Deep Sky Reiseführer“, sodass die Daten beider Werke unmittelbar und problemlos zusammengeführt werden können. „Deep Sky Reiseführer“ und „Deep Sky Reiseatlas“ ergänzen einander geradezu ideal. Ich benutze sie in jeder Beobachtungsnacht und könnte nicht mehr darauf verzichten. In der Kombination erschließen sie dem Sternfreund auch ohne Goto-Montierung die Tiefen des Universums, einerseits durch das übersichtliche und zugleich detaillierte Kartenwerk mit Aufsuchhilfen, anderseits durch Fotos und Zeichnungen, die mir die Deep-Sky-Objekte genau so zeigen, wie ich sie im Teleskopokular erleben kann. Textliche Beschreibungen und ergänzende Objektdaten liefern zusätzliche Informationen. Zusammengefasst: Alles, was der Sternfreund braucht! Astroseminar 2009 der Universität Münster Matthias Prall Der diesjährige Termin ist der 11. & 12. September 2009 Das Thema des Seminares ist „Unser Blick auf das Universum“. Beim „Astroseminar“ handelt es sich um ein Wochenendseminar zur Astrophysik für Schüler und Studenten aller Fachbereiche. Es sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich. Jedes Jahr laden wir Experten aus der Astronomie ein, die allgemeinverständlich, aber dennoch nahe an der aktuellen Forschung über Experimente, Ergebnisse und Fragen der modernen Astronomie berichten. Natürlich wird es zwischendurch, in den zahlreichen Kaffeepausen, auch möglich sein, zusammen über die Vorträge zu diskutieren und Fragen zu stellen. Wir freuen uns schon, diesen Sommer auch wieder viele Gäste bei uns zu begrüßen! Programm unter der Internetadresse: http://www.uni-muenster.de/Physik/ Astroseminar/programm.html 38 2/09 Andromeda 40 Jahre Mondlandungeine persönliche Rückschau Ewald Segna „That‘s one small step for [a] man, one giant leap for mankind. „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit.“ 1 40 Jahre sind seit dem 21.7.1969 vergangen, dem Tag, an dem der erste Mensch, Neil Armstrong, den Mond betrat. Das Interesse der Öffentlichkeit an der bemannten Raumfahrt ist nach den stürmischen Jahren der Apollo-Missionen spürbar zurück gegangen. Erst durch die Marsmissionen der Amerikaner Mitte der 90iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist es wieder ins Bewusstsein der Menschen gerückt, kommt allmählich wieder so etwas wie Spannung auf. Die Frage ist nur, wann wird der Mensch das erste Mal seinen Fuß auf die Oberfläche des Nachbarplaneten Mars setzen. Finanziell wie risikobehaftet ist es aber doch eine ungleich komplexere Angelegenheit als seinerzeit die Mondlandung. Wie war das noch damals. Als am 25. Mai 1961, der amerikanische Präsident John F. Kennedy vor dem Kongress seine berühmte Rede hielt, in der er das Ziel vorgab, noch im gleichen Jahrzehnt einen Menschen zum Mond und wieder sicher zurückbringen zu lassen, war der Startschuss für das „Unternehmen Apollo“, Mondlandung der Amerikaner, gegeben, aber eben erst nachdem die Sowjetunion den ersten Kosmonauten Juri Gagarin am 12.4.1961 für eine Erdumrundung ins Weltall geschickt und somit den Wettlauf der Supermächte entfacht hatte. Klar, das dann ein Kampf der politischen Systeme einsetzte. Es stand die Führerschaft - technologisch wie kulturell - der Amerikaner auf dem Spiel und die wollten der Welt beweisen, dass sie in der Lage waren, noch das Ruder herumzureißen. Das gesamte Programm verschlang die gewaltige Summe von 25 Milliarden Dollar. Es beschränke sich ja auch nicht auf die Apollo-Mission. Die Mercury- (mit den Nummern 3 - 9)- und die Gemini- Missionen (mit den Nummern 3 -12 ) waren der Einstieg der Amerikaner in die bemannte Raumfahrt. Durch sie wurde der Weg frei für das ambitioniertere Programm der Apollo-Missionen. „I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the moon and returning him safely 39 2/09 Andromeda to the earth. No single space project in this period will be more impressive to mankind, or more important for the long-range exploration of space; and none will be so difficult or expensive to accomplish.“ 2 „Ich glaube, dass dieses Land sich dem Ziel widmen sollte, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen und ihn wieder sicher zur Erde zurück zu bringen. Kein einziges Weltraumprojekt wird in dieser Zeitspanne die Menschheit mehr beeindrucken, oder wichtiger für die Erforschung des entfernteren Weltraums sein; und keines wird so schwierig oder kostspielig zu erreichen sein.“ Ich war damals 14 Jahre alt und interessierte mich sehr für die Raumfahrt. Alles was es über die bemannten Flüge im Fernsehen zu sehen gab, wurde begierig von mir aufgesogen. Und so konnte ich es auch kaum erwarten, dass es am 16. Juli mit dem Start der Apollo 11 zur ersten Landung von Menschen auf dem Mond kommen sollte. Ich saß am Abend des 20. Juli 1969 mit meinen Eltern vor dem Fernseher und wir starrten gebannt auf die Dinge die da kommen sollten. Im ersten Programm führte Günter Siefarth als leitender Redakteur (natürlich hatte das 1.- wie das 2. Programm extra ein Sonderstudio für dieses Ereignis eingerichtet, in der die naturgetreue Nachbildung der Mondlandefähre Eagle zu bestaunen war) und Ernst von Khuon als Moderator einer Expertenrunde von 8 Personen, durch die Sendung. Hinzugeschaltet via Satellit war noch Werner Büdeler, der vor Ort in Houston, aus dem Kontrollzentrum der Nasa live berichtete. Das 2. Programm hatte Heinrich Schiemann ins Rennen geschickt. Wie auch immer, meine Eltern schauten das 2. Programm und ich musste mich wohl oder übel fügen. Um die Zeit bis zur Landung der Astronauten auf dem Mond zu überbrücken, wurde noch mehrmals ausführlich mit einem Modell der Saturnrakete die Reise von Apollo 11 in den Erdorbit und dann aus der Parkbahn durch ein kurzes Zünden der Düsen, die neue Route bis zum Mond simuliert. Da dem verantwortlichen Redakteur im Studio wohl nicht der genaue Zeitablaufplan der Mission bekannt war, gab es viel Improvisation mit Hin und Her Liveschaltungen. Aber endlich war es soweit. 8 Jahre nach J. F. Kennedys Aufruf an die Nation, landete am 20.7.2009 um 21:17 Uhr der „Eagle“ mit den Astronauten Neil Armstrong und Edwin „Buzz“ Aldrin auf der Mondoberfläche. Michael Collins umkreiste derweil den Mond. 40 2/09 Andromeda „Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed!“ - „Houston, hier ist der Stützpunkt ‚Meer der Ruhe‘. Der Adler ist gelandet!“ waren die ersten Worte eines Menschen von der Mondoberfläche. Nun begann für mich die nervenaufreibende Diskussion mit meinen Eltern, ob ich noch bis zum Ausstieg der beiden Astronauten aufbleiben durfte. Dass die Verantwortlichen im Studio des ausführlicher. Sechs Stunden nach der Landung, am 21. Juli um 03:56:20 Uhr MEZ, betrat Neil Armstrong im Mare Tranquillitatis als erster Mensch den Mondboden, für mich ein paar Stunden später, dem Fernsehen sei Dank. Versehn mit ungefähr 22,5 kg Mondgestein machte sich die Mondlandefähre „Eagle“auf den Rückweg zur Erde und wasserte am 24. Juli 1969 um 16:50 Uhr MEZ im Pazifik. Anschließend kamen die drei Astronauten noch für ca. drei Wochen auf eine Quarantänestation, um auf ganz sicher zu gehen, keine Mondbakterien eingeschleppt zu haben ;-)). Die häufig gestellte Frage: Hat denn die Mondlandung mein Interesse an der Astronomie geweckt, kann ich aber mit einem eindeutigen „Nein“ beantworten. Das Interesse war schon im Alter von ca. 5 Jahren vorhanden und kam einfach daher, dass mich der (damals noch 2. Programms keine Uhrzeit für diesen eindrucksvolle) Sternenhimmel über Ausstieg nennen konnten und auch aus Hiltrup gefangen nahm und auch bis Houston widersprüchliche Meldungen jetzt nicht wieder losgelassen hat. kursierten, 2 Uhr morgens oder auch später, sprachen meine Eltern ein 1 Neil Armstrong, als er seinen ersten Machtwort, das damit endete, dass ich Fuß auf die Mondoberfläche setzte mich grummelnd ins Bett verziehen 2 der amerikanische Präsident John F. musste. „Das kannst du dir auch morgen Kennedy am 25. Mai 1961 vor dem noch ausgeschlafen vor dem Fernseher Kongress. anschauen. Das wird garantiert wiederholt“ ;-((. So habe ich den „Sprung“ des ersten Menschen auf dem Mond, Neil Armstrong nicht live miterleben können, aber am nächsten Tag dafür um so 41 2/09 Was? Wann? Wo? Andromeda Astronomie - Unser Hobby: Gemeinsame Beobachtung • Astrofotografie • Startergruppe • Mond & Sonnenbeobachtung • Beratung beim Fernrohrkauf • öffentliche Vorträge über astronomische Themen • Vereinszeitung Wer sich mit dem faszinierenden Gebiet der Astronomie näher beschäftigen möchte, ist herzlich eingeladen, zu einem unserer öffentlichen Treffen zu kommen. Unsere Mitglieder beantworten gerne Ihre Fragen. Öffentliche Veranstaltungen Wir veranstalten Vorträge über aktuelle astronomische Themen an jedem 2. Dienstag des Monats. Öffentliche Beobachtung vor dem Museum für Naturkunde. Aktuelle Infos über unsere „Homepage“. www.sternfreunde-muenster.de. Alle Veranstaltungen sind kostenlos! Vortragsthemen (A): Anfänger 8. Sept.: Die längste Sonnenfinsternis des 21. Jahrhunderts (A) Björn Voss Mit einer maximalen Totalitätsdauer von 6 Minuten und 39 Sekunden ist die Sonnenfinsternis vom 22. Juli 2009 die längste des 21. Jahrhunderts - aber leider für Europäer nicht zu sehen. Die idealen Standorte für Beobachter liegen auf einer Linie, die sich vom nördlichen Indien bis zur chinesischen Stadt Shanghai erstreckt. Unser Mitglied Björn Voß hat das Glück, bei diesem Jahrhundertereignis live dabei zu sein und wird von den Eindrücken seiner SoFi-Exkursion in das Reich der Mitte berichten. 13. Okt.: Astronomie alter Kulturen (A) Andreas Bügler Bereits die alten Völker verfügten über erstaunliche astronomische Kenntnisse. Mit Beginn der systematischen Landwirtschaft entstanden dann Bauwerke mit astronomischer Ausrichtung. Aus diesen kann man schließen, welche Himmelsereignisse den jeweiligen Völkern besonders wichtig waren und wie das astronomische Wis- (F): Fortgeschrittene sen in ihr Weltbild eingefügt war. Der Vortrag vergleicht Kulturen aus verschiedenen Zeiten und Regionen. 10. Nov.: Die Kosmologische Konstante (A) Wolfgang Domberger In Albert Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie beschreibt die kosmologische Konstante die Gravitationskraft als geometrische Krümmung der Raumzeit. Lange wurde angenommen, dass ihr Wert 0 sei, neuere Beobachtungen deuten jedoch auf einen sehr kleinen positiven Wert hin. Der Vortrag erläutert auf allgemein verständliche Weise dieses spannende Thema der Kosmologie. 08. Dez.: Astronomische Ereignisse des Jahres 2010 (A) Michael Dütting, Stephan Plassmann, Ewald Segna In diesem Vortrag bieten die Sternfreunde eine Vorschau auf die interessanten Ereignisse am Sternenhimmel des kommenden Jahres. Die Veranstaltung findet im Kuppelsaal des Planetariums statt, der Eintritt ist frei. Ort und Zeit: Seminarraum des Westfälischen Museums für Naturkunde / 19.30 Uhr 42