Das Amthaus Laufen Das Gebäude trägt eine fast tausendjährige Geschichte eingeschrieben in seinen Mauern Das Amthaus in Laufen trägt seine Geschichte in heraldischer Form auf seiner Fassade: Der Bischofsstab und der Berner Bär haben seine Geschichte geprägt. Die eigenartige Birnenform des sonst symmetrisch geplanten Städtchens Laufen geht darauf zurück, dass am Ort, wo heute das Amthaus steht, ein Gebäude gestanden hat, bevor die Stadt im 13. Jh. unter der Herrschaft des Fürstbischofs geplant und gebaut worden war. Plan von 1820 Die Berner Archäologie konnte bei der gründlichen Renovation und Untersuchung des Gebäudes 1989/1990 nachweisen, dass eine hölzerne Mottenburg auf einem Steinfundament hier bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts bestanden haben muss. Als Burggraben dienten in der Ebene mäandrierende Birsarme. Als 1141 die Burg unter die Herrschaft des Bischofs kam, diente sie als Sitz eines bischöflichen Ministerialen, der die Verbindung zum bereits bestehenden bischöflichen Herrschaftsbereich Moutier-Grandval und zu den Eisenvorkommen im oberen Birstal sichern sollte. Im Lauf der Territorialbildung des fürstbischöflichen Staates im Hochmittelalter wurde die Stadt Laufen auf dem linken Birsufer gegründet, und die Burg wurde mit einer eigenen inneren Ummauerung in die Stadt integriert. Rekonstruktionsversuch der Siedlung Laufen vor und nach 1295, aus: Hellinger, "700 Jahre Stadt Laufen“ Als Sitz des Meiers, des Repräsentanten des Bischofs in der Stadt und des Vorsitzenden des Rates, wurde der hölzerne Bau im 15. Jh. durch ein zeitgemässes, gemauertes Herrenhaus ersetzt. Dieser "Hof" hatte bereits die Grundmasse des heutigen Baus und war schon damals wohl das mächtigste Gebäude der Stadt. Als Vorsitzender des Rates spielte der Meier eine zentrale Rolle, sowohl in der Reformation als auch in der Gegenreformation: Im engen Bündnis mit Basel wurde im frühen 16. Jh. die Reformation eingeführt, sechs Jahrzehnte später konnte ein erstarkter Bischof im Birseck, im Laufental und im nördlichen Jura den alten Glauben wieder einführen und seine Macht zurückgewinnen - im Gegensatz zum benachbarten Basel und seinem Untertanenland, die der Herrschaft des Bischofs in weltlicher und geistlicher Hinsicht endgültig verloren gingen. Damit gingen Stadt und Landschaft Basel grundsätzlich andere Wege als das Laufental und das Birseck, die für weitere Jahrhunderte zum Fürstbistum und damit zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehören sollten. Nach diesen Turbulenzen baute sich der Schwager des Bischofs, gleichzeitig Vogt in Zwingen, den heutigen "Hof" neu als schlossartigen Privatsitz. Als der "Hof" zwei Generationen später über Heirat in die Hände des Solothurner Adeligen Franz Athanasius von Staal kam, wurde er zum "Staalschen Hof". Im 17. Jahrhundert, vor und nach den Zerstörungen des Dreissigjährigen Krieges, der das Tal - im Gegensatz zum benachbarten eidgenössischen Baselbiet - stark in Mitleidenschaft zog, entstanden die drei prächtigsten Gebäude Laufens: eben der "Staalsche Hof", das Roggenbachsche Palais, heute Stadthaus, und die barocke Katharinenkirche. Die letzteren zwei entstanden zur Zeit, als das Domkapitel von Freiburg im Breisgau nach Arlesheim zog und der erste, barocke Arlesheimer Dom erbaut wurde. Es war eine Zeit der Macht- und Prachtentfaltung des Bischofs in seinem Herrschaftsbereich - und damit auch in Laufen. Emanuel Büchel 1755 (Kupferstichkabinett Basel) Mit dem Einmarsch der französischen Revolutionsarmee 1792 ging das Fürstentum unter. Nach einer kurzen Übergangszeit wurde es ins französische Département Haut-Rhin integriert. Der "Staalsche Hof" wurde, wie das meiste Kirchengut, enteignet und verkauft. Bern, das 1815 den Kanton Jura mit Ausnahme des Birseck aus der Konkursmasse des Napoleonischen Reiches übernahm, schuf 1846 aus der ehemaligen Vogtei Zwingen das Amt Laufen. 1910 konnte der Kanton den "Hof" erwerben und zum Amthaus, den Sitz der Administration, umbauen. Viele Ausstattungselemente gingen bei diesem Umbau verloren, aber das äussere Aussehen, der mächtige viergeschossige Kubus mit halbintegriertem Treppenhausturm und hohem Satteldach wurde weitgehend erhalten. Bei der letzten Renovation von 1990 wurden im Innern die Kreuzgratgewölbe in den Korridoren und die Tonnengewölbe in einzelnen Erdgeschossräumen wieder sichtund das Raumerlebnis spürbar gemacht. Seit seinen Ursprüngen residierten im "Hof" meist die Vertreter der Territorialherren; somit steht der heutige Bau in seiner bisherigen Funktion als Amthaus in einer fast tausendjährigen Tradition, vom Sitz des fürstbischöflichen Ministerialen über den Stadtmeier bis zum Berner Statthalter und - seit 1994 - der basel-landschaftlichen Bezirksverwaltung. Die majestätische Strenge und die schlossartige Grösse symbolisiert die Geschichte der Herrschaft im Laufental über fast ein Jahrtausend. Vor einem Jahr zog der Kanton seine Administration von Laufen ab. Seither ist das Haus unbenutzt und steht zum Verkauf, ein Schicksal, das ihm das letzte Mal die französische Besetzung beschert hatte. Hansjörg Stalder