MEDIZINFORUM Fälle aus der Reisemedizin Trichinose (Trichinellose), eine ne fast vergessene Parasitose Trichinen sind kleine Fadenwürmer (Nematoden), die Säugetiere (Fische, Bären, Schweine etc.) inkl. Menschen befallen. Man infiziert sich durch den Genuss von mit Larven von Trichinelle spiralis befallenem rohen oder ungenügend gegarn Trichi tem Fleisch. Kochen und grosse Kälte töten Trichinen ab, nicht aber Räuchern. Die Larven entwickeln sich im Dünnd darm zu adulten Würmern (0,5–4 mm lang), paaren sich und nd gebären Larven. Letztere bohren sich durch die Darmwand kuund lassen sich in gut durchbluteter, quergestreifter Muskulatur (auch Lunge, Zwerchfell) nieder, wo sie Symptome verursachen, sich dann enzystieren und jahrelang überleben können. eim Menschen wird die Parasitose vorallem durch den Verzehr hwein) akquiriert. Sie von rohem Schweinefleisch (inkl. Wildschwein) n, Übelk äussert sich in Schwäche, Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall om Darm in den Körper und in einer 2. Phase, wenn die Larven vom latur wandern (nach ( und bevorzugt in die quergestreifte Muskulatur ca. zen und Ödemen demen der Aug 3 Wochen) mit Fieber, Muskelschmerzen Augention ab. Sogar lider. Die Symptome hängen vom Ausmass der Infektion en können könne vorkommen. tödlich verlaufende Erkrankungen B Take-Home Home Message fü für Reisende ◆ in muslimischen Ländern gibt es ke keine Trichinellose, da Mohammed den verboten hat. Sogar in der Türkei n Verzehr von Schweinefleisch verbot mehr, die Schweinefleisch vergibt es keine griechischen Metzgereien me dürfen. kaufen dür ◆ Der Verzehr von nicht gekochtem, son sondern nur geräuchertem Schweinefl efleisch und rohe rohen Würsten, die nicht durch die offizielle Fleischschau kontrolliert werde werden, sollten gemieden werden. 10 D med. Cl Dr. Claudia Sigg-Farner Zürich Folgend uchu Folgende Laboruntersuchungen führen zur Diagnostik. Eosinohilie, Serologie und Anst philie, Anstieg des Muskelkreatinin, Muskelbiopsien n den Nachweis vvon Larven. Dank der guten Fleischschau erlauben ankung in D ist die Erkrankung Deutschland von geschätzten 15‘000 Fällen n auf vereinzelte gesunken. Die Krankheit ist melvor vielen Jahren dep S depflichtig. In der Schweiz wurden 2010 2 Erkrankungen, 2011 nur 1 Erkrankung Erkr gemeldet (alle importiert). Eine Therapie ist möglich mit Alb Albendazol (Zentel) 14 Tage 2 x 400 mg. tgl. Kasuistiken • Historische Kasui Vor 30 Jahren lebte der lokale Leiter eines grossen Schweizerkonzerns mit seiner Frau und 2 kleinen Kindern in Kairo. Die Familie kaufte bei einem koptischen Metzger geräucherten SSchinken. Nach einigen Tagen wurden alle krank, sie wurden wegen Status febrilis mit der Diagnose Typhus abdominalis in Kairo hospitalisiert und mit Chloromycetin behandelt, aber ohne Erfolg. Es persistierten Fieber und Muskelschmerzen. Die deutlich geschwächte Familie setzte sich in den Flieger nach Zürich, fuhr von Kloten direkt in die Praxis der Tropenärztin und von dort notfallmässig in den Kreisspital. Der erfahrene Chefarzt, welcher seine Dissertation über Trichinen verfasst hatte, stellt auf Anhieb die Verdachtsdiagnose einer Trichinellose, welche er mittels positiver Serologie und hoher Bluteosinophilie bestätigen kann. Es folgt eine lange, aber wirksame Therapie mit Mebendazol. „Hier trafen sich Wissen und Zufall!“ «Wildschweine in Spanien» (siehe medizinisches Bulletin Nr. 03/03/2011) Im Februar 2011 erkrankten 6 Personen in der Gegend von Aragon, Spanien, an einer Trichinellose nach dem Geniessen von Fleisch eines Wildschweines. Eine Person verstarb. Wildschweine sind häufiger befallen als Schweine, weil sie weniger kontrolliert werden. 08_ 2012 _ der informierte arzt «Verschleppte» Trichinose Eine 36-jährige Thailänderin, welche seit 8 Jahren in der Schweiz lebt und seit 3 Jahren nie mehr zu Hause gewesen ist, kommt in die Sprechstunde wegen einem subcutan „wandernden“ Parasiten am rechten Oberschenkel, den sie seit 5 Jahren beobachtet hat. Angeblich erhielt sie vor 2 Jahren kurz Albendazol. Trotzdem tritt alle 3 Monate oberhalb des rechten Kniegelenkes eine juckende, rote und harte Schwellung auf. Die Eosinophilie beträgt 8% (bei 8370 Lc). Der Helminthensuchtest im Diagnostik Zentrum des Tropeninstitut Basel (neu Swiss TPH) ergibt eine deutlich positive Trichinellenserologie (und eine wahrscheinlich kreuzreaktiv bedingte positive Strongyloidesserologie). Die IgE sind erhöht. Damit steht die Diagnose einer Trichinellose fest. In Nordthailand wird viel Schweinefleisch geräuchert. Es gibt zwar eine staatliche Fleischschau. Es gibt aber auch private Einzelschlachtungen. Der Schinken wird dann direkt dem Konsumenten angeboten. Die Thailänderin hat sich vermutlich im privaten Kreis in Nordhailand infiziert und die Krankheit jahrelang mit sich herumgetragen. Eine erste Albendazolkur (14 Tage 2 x 400 mg tgl.) verkleinerte en der PalpaP den Knoten, aber erst nach einer 2. analogen Kur waren n. tismusbefund und die Symptome ganz verschwunden. Take-Home Message ◆ Bei unklarer Eosinophilie (ohne bekannte Allergie) insbesondere nach Tropenreisen, bietet das Tropeninstitut Basel (Swiss TPH) einen Helminthen- oder Parasitensuchtest an, der in den meisten Fällen diagnostisch weiterhilft ◆ Intestinale Parasiten werden aber auf diese Weise nicht erfasst, rfasst, da sie keine Antikörper-Reaktion auslösen Dr. med. Claudia Sigg-Farner Innere Medizin und Tropenkrankheiten FMH Dolderstrasse 30, 8032 Zürich B Weitere Information: Swiss TPH, Diagnostik-Zentrum für importierte ortierte Parasitosen Postfach, 4002 Basel www.sti-lab.ch der informierte arzt _ 08 _ 2012 0° Japanische apanische Enz Enzephalitis, 2008 Gemässs WHO 2008 (IT (ITH 2011) Länder oder Gebiete mit Übertragungs Übertragungsrisiko Ein Schweizer mit japanischer Encephalitis panischer Enceph Ein 33-jähriger Schweizer hat im Juni 2011 20 seine Schwester in iese lebt mit ihrer Fa China besucht. Diese Familie südlich von Shanghai in einer Gegend, welche wegen d dem vielen Wasser das „Venedig von vo China“ genannt wird. Der D Ehemann arbeitet für ein Schweizer-U ine Woche nach der Rückkehr in Schweizer-Unternehmen. Eine die Schweiz fühlte sich der Patient unwohl, hatte Augenbrenen heissen Kopf un nen, einen und schwere Beine. Sein früheres Fitm konnte er e nessprogramm w wäche in wegen einer Schwäche den Beinen nicht ht mehr durchf durchführen. Vers Verschiedene Abkläungen beim Hausarzt rungen achten keine Erkläbrachten ung. N rung. Nach einer vorübergeh bergehenden Besserung nahm die Muskelschwäch che im Januar 2012 wie- Stechmücke (Culex) der zu. Mitte März 2012 konsultierte der Patient den Tropenarzt. Klinisch konnte kein pathologischer Befund erhoben werden. Die veranlassten Serologien zeigten Antikörper auf japanische Encephalitis und Polio (geimpft). FSME und Dengue waren negativ. Eine spezifische Therapie der durch eine Stechmücke übertragenen Viruskrankheit existiert nicht. Der Patient erholte sich spontan. Bei der letzten Konsultation anfangs Mai gab der Patient an, sich wieder ganz gesund zu fühlen. Er konnte wieder joggen und trainieren. Es ist anzunehmen, dass die Infektion vollständig abgeklungen ist. 11