Sternenhimmel 1611 Venus jagt scheinbar Mars Das Herbstviereck

Werbung
Sternenhimmel 1611
Venus jagt scheinbar Mars
Das Herbstviereck, das sich aus Sternen der
Sternbilder Pegasus und Andromeda zusammensetzt, steht am Abend hoch über dem Südosthorizont. Es zieht über den Nachthimmel gen Westen
und sinkt am Morgen unter den Nordwesthorizont.
In der ersten Nachthälfte kann man rechts davon
noch das Sommerdreieck aus den Sternen Wega,
Deneb und Atair hoch am Himmel erkennen. Darunter, knapp über dem Südwesthorizont, veranstalten Venus und Mars ein Planetenwettrennen. Im
Vergleich zu den entfernteren Planeten bewegen
sich unsere Nachbarplaneten wesentlich rascher vor
dem Sternenhintergrund. Die Veränderung ihrer
Positionen wird schon nach weniger als einer Woche erkennbar. Mars wandert dabei aus dem Schützen in den Steinbock und Venus wechselt vom
Schlangenträger in den Schützen. Diese Sternbilder
erscheinen erst spät in der Abenddämmerung und
stehen außerdem nur knapp über dem Horizont. Der
helle Stern Atair im Sommerdreieck ist ein geeigneterer Bezugspunkt, um die Bewegung unserer
Nachbarplaneten festzustellen. Noch einfacher kann
man erkennen, wie Venus immer weiter auf Mars
zusteuert. Wir sehen allerdings immer nur den Winkelabstand der Gestirne, da wir auf ihre Entfernung
nicht räumlich sehen können. Die Vermutung, dass
sich unsere Nachbarplaneten auch in Wirklichkeit
aufeinander zubewegen, ist allerdings falsch. Erst
bei genauerer Beobachtung wird deutlich, Mars
wird im Monatsverlauf lichtschwächer, während die
Helligkeit des „Abendsterns“ zunimmt. Im Fernrohr
erkennt man noch deutlicher Hinweise auf die Entfernungsänderungen: das Marsscheibchen wird
kleiner, während das der Venus zunimmt. Also
muss sich Mars von der Erde entfernen, während
Venus näher kommt. Daher müssen sich unsere
Nachbarplaneten voneinander entfernen, obwohl
auf den ersten Blick das Gegenteil der Fall zu sein
scheint.
Rechts von den Herbststernbildern zeigen sich
schon vor Mitternacht alle Wintersternbilder, nämlich Stier und Zwillinge, Orion, Kleiner und Großer
Hund. Mit dem Großen Hund geht auch Sirius als
hellster Stern auf und gibt zusammen mit den übrigen auffallenden Sternen in dieser Region einen
Vorgeschmack auf den prächtigen Winterhimmel.
Gegen Morgen wird Sirius in seiner Pracht von
Jupiter übertrumpft. Jupiter wandelt bereits im
Frühlingssternbild Jungfrau und gibt damit eine
Vorahnung, dass auch der bevorstehende Winter
vorbeigehen wird. Der Riesenplanet wandert langsam von Porrima, einem Stern in der Jungfrau, auf
Spica, ihrem Hauptstern, zu. Seine Bewegung ist im
Vergleich zu der unserer Nachbarplaneten gemächlicher und wird erst im Monatsverlauf erkennbar.
Der wohl berühmteste und schon seit dem Mittelalter bekannte Meteorstrom sind die Leoniden.
Jedes Jahr um den 18. November herum kreuzt die
Erde mit 30 km/s die Bahn des Kometen TempelTuttle, der sich bei jeder Annäherung an die Sonne
weiter in kleine Bruchstücke und Staubteile zerlegt.
Diese werden auf seiner Bahn verstreut und von der
Erde eingesammelt, wenn sie sie kreuzt. Die Meteorschauertätigkeit schwankt jedoch von Jahr zu Jahr
erheblich. Der letzte ergiebige Meteorschauer war
1999 zu bewundern, kurz nachdem Tempel-Tuttle
seinen sonnennächsten Bahnpunkt durchlaufen und
in der Sonnenbestrahlung einen ausgedehnten Kometenschweif entwickelt hatte. Dieses Jahr befindet
er sich tief gefroren weit hinter der Saturnbahn kurz
nach seinem sonnenfernsten Punkt, dem Aphel. Er
braucht noch bis zum Jahr 2031, um uns und der
Sonne wieder nah zu kommen. Trotz seiner großen
Entfernung hat er auf seiner gesamten Bahn einige
Erinnerungsstücke hinterlassen. Vom 13. bis 30.
verglühen sie vereinzelt als Sternschnuppen am
Morgenhimmel, die meisten in der Nacht vom 17.
auf den 18. Bis zum nächsten Sternschnuppensturm
ist also noch etwas Geduld nötig.
Saturn war das ganze Jahr über sichtbar. Jetzt
tritt er zum Monatsbeginn von der Himmelsbühne
ab. Unser Mond gibt die Gelegenheit, ihn bei seinem Abschied noch zweimal in schöner Konstellation zu sehen. Am 2. steht die schmale Mondsichel
abends rechts über dem Saturn und dieser rechts
über der Venus und am 3. steht der Mond links über
beiden Planeten. Eine freie Sicht nach Südwesten
ist nötig und ein Fernglas hilfreich. Am 4. und 5.
steht die Mondsichel zwischen Venus und Mars und
am 6. links über dem roten Planeten. Am 14. leuchtet uns der Vollmond besonders hell, denn seine
Entfernung ist mit 356 510 km in diesem Jahr so
kurz, wie seit dem 26.01.1948 nicht mehr. Wer
noch mal einen so großen und hellen Supervollmond bestaunen will, muss bis zum 25.11.2034
warten. Leider muss man diesmal in Kauf nehmen,
dass die Betrachtung der ohnehin spärlichen Leoniden in den Nächten nach dem Vollmond erschwert
wird. Am 24. steht die schmaler werdende Mondsichel morgens links über Jupiter und am folgenden
Morgen links unmittelbar neben dem Ringplaneten.
Am 29. ist Neumond.
Die Tageslänge nimmt von 9 Stunden und 30
Minuten auf 7 Stunden und 57 Minuten ab. Die
Sonnenaufgangs- und -untergangszeiten sind am
Monatsbeginn um 7.23 und 16.53 Uhr und am Monatsende um 8.15 und 16.12 Uhr. Alle Zeitangaben
sind wegen der Zeitumstellung am 30.10. in Normalzeit (MEZ) angegeben.
Die Internationale Raumstation (ISS) ist vom 2.
bis 20. morgens zu sehen. Ihr Überflug kann am 2.
ab 6.43 Uhr, am 3. ab 5.52 Uhr, am 4. ab 6.34 Uhr,
am 5. ab 5.42 Uhr, am 6. ab 4.52 und 6.25 Uhr, und
am 7. ab 5.34 Uhr für 5 Minuten verfolgt werden.
Herunterladen