AGROjournal - Ministerium für Ländlichen Raum und

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AGROjournal
Ausgabe 7 | August 2015
AGROjournal
Aktuelles aus den landwirtschaftlichen Landesanstalten
Schwerpunktthema
Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen
Agr Journa
11
Bericht der landwirtschaftlichen Landesanstalten im
Geschäftsbereich des Ministeriums für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz
2
„Eine hohe Agrobiodiversität sichert
die Lebensgrundlagen des Menschen“
Sehr geehrte Leserinnen,
sehr geehrte Leser,
der Verlust der Agrobiodiversität geht uns alle an: Von
6.500 Nutztierrassen sind weltweit bereits 1.000 ausgestorben, jede Woche verschwinden zwei weitere. Auch die
Ackerfläche Deutschlands wird zu rund 75 Prozent von
nur fünf Kulturen – Weizen, Gerste, Mais, Raps, Roggen – dominiert. Beide Phänomene belegen beispielhaft
eine gefährliche Verarmung. Die biologische Vielfalt in
der Landwirtschaft ist zunehmend bedroht. Daher ist es
so wichtig, eine hohe Agrobiodiversität zu sichern. Denn
sie sichert die Stabilität der Agrarlebensräume und macht
diese – auch mit Blick auf den Klimawandel – leistungsfähiger.
Wir dürfen dem Verlust der Agrobiodiversität nicht tatenlos zusehen. Wir müssen handeln. Denn die Konzentration auf wenige, ertragsstarke Tierrassen und Pflanzensorten birgt langfristig große Risiken, wie eine hohe
Anfälligkeit für Krankheiten oder Schädlinge. Die Antwort auf aktuelle und künftige Herausforderungen liegt
nicht in wenigen anfälligen Hochleistungssorten und
-rassen, sondern in einem möglichst breiten Genpool.
Mit anderen Worten: Eine hohe Agrobiodiversität trägt
zur Erhaltung der zukünftigen Lebensgrundlagen für uns
Menschen bei. Wenn wir von Agrobiodiversität sprechen,
sind zwei Aspekte von Bedeutung: Erstens der Erhalt der
genetischen Ressourcen von Kulturpflanzen und Nutztierrassen. Zweitens alle weiteren Komponenten der biologischen Vielfalt, die für Ernährung und Landwirtschaft
von Bedeutung sind – von Bestäubern, wie Wildbienen
über Bodenfruchtbarkeit bis hin zu Nützlingen.
Dank des großen Engagements verschiedener Initiativen
in unserem Land ist es bereits gelungen, einige Schätze –
beispielsweise fast verschwundene Nutzpflanzen, wie die
Linsen von der Schwäbischen Alb – zu heben und zu erhalten. Doch dies reicht lange noch nicht aus. Viele alte traditionelle Sorten und Nutztierrassen werden nach wie vor in
ihrer Bedeutung verkannt. Das wollen wir ändern. Dafür
brauchen wir die Akteurinnen und Akteure vor Ort – die
Liebhaber, Pioniere sowie Züchter traditioneller Sorten und
Nutztierrassen. Sie sind der Motor des Ganzen. Ebenso
wichtig ist es, dass auch möglichst viele Verbraucherinnen
und Verbraucher alte Sorten und Nutztierrassen sowie die
vielfältigen Lebensmittel, die sich daraus herstellen lassen,
wieder neu für sich entdecken. So können sie Produkte
aus der Region gezielt unterstützen.
Erfahrungsgemäß steht am Anfang jeder Renaissance
von alten Sorten und Nutztierrassen die angewandte Forschung. Unsere Landesanstalten sind hier wichtige Ideenund Impulsgeber. Das AGROjournal präsentiert deshalb
in seiner neuen Ausgabe eine Auswahl der Forschungsergebnisse unserer Landesanstalten zum Thema „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“.
Daneben finden Sie viele weitere interessante Beiträge zu
anderen Themen im neuen AGROjournal.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und viele gute
Anregungen.
Alexander Bonde
Minister für Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz Baden-Württemberg
33
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Minister Alexander Bonde ......................... 3
 Wertvolle Pferderassen in Marbach
HuL Marbach ................................................................14
Inhaltsverzeichnis ......................................................... 4
Schwerpunktthema
„Agrobiodiversität –
Erhaltung von Sorten und
Nutztierrassen“
 Heimische Eiweißpflanzen – ein Beitrag zur
Erhöhung der Agrobiodiversität
LTZ Augustenberg .........................................................15
 Emmer & Einkorn – Alte Weizenarten
neu entdeckt
Landessaatzuchtanstalt, Universität Hohenheim ............... 16
 Gartenmelde – Renaissance einer vergessenen
Spinatsorte
LVG Heidelberg ..............................................................6
 Biodiversität braucht Landwirtschaft.
Landwirtschaft braucht Beratung
LEL Schwäbisch Gmünd .. ............................................ 1 7
 Bienenweidepflanzen – Von der Wiese auf
den Balkon
LVG Heidelberg ............................................................. 7
 Patenschaften für seltene Streuobstsorten
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) ...................18
 Hornlose Hinterwälder gezüchtet
LAZBW Aulendorf ........................................................ 8
 Alte Sorten schmecken
Ministerium für Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz Baden-Württemberg,
Abteilung Landwirtschaft .............................................. 21
 Forellen – Genetische Vielfalt in Gefahr
LAZBW Aulendorf, Langenargen .................................... 9
 Interview mit Minister Alexander Bonde ........ 22
 Mit alten Rebsorten neue Probleme lösen
LVWO Weinsberg ........................................................ 10
 Traditionelle Schweinerassen erhalten
LSZ Boxberg ................................................................ 26
 Rückkreuzung stärkt die Widerstandskraft
WBI Freiburg ................................................................11
 Muskat-Ottonel – seltene Rebsorte in
staatlicher Obhut
WBI Freiburg ............................................................... 27
 Alternativen zum Energiemais gesucht
LTZ Augustenberg .......................................................... 12
 Holzrücken mit Pferden – Wiederkehr
einer Tradition
Ministerium für Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz, Abteilung
Waldwirtschaft, Landesbetrieb ForstBW............................ 13
 Mit Wildapfelsorten gegen Schorf und Pilz
WBI Freiburg ............................................................... 28
 Schere ade – Nolana-Schafzucht in Aulendorf
LAZBW Aulendorf ........................................................ 29
 Milchziegenreport Baden-Württemberg
LEL Schwäbisch Gmünd .. .............................................30
4
 Wie lässt sich die Kirschessigfliege eindämmen?
WBI Freiburg ............................................................... 3 1
 Sorten molekularbiologisch unterscheiden
LTZ Augustenberg ........................................................ 3 6
 Sommer-Begrünung im Gemüsebau
LVG Heidelberg ............................................................ 3 2
 Kurzmeldungen aus den Landesanstalten ...... 37
 Schweine mögen auch heimisches Eiweiß
LSZ Boxberg ................................................................ 3 3
 Bekämpfung von Phytoplasmakrankheiten
LTZ Augustenberg ........................................................ 3 4
 Genomische Zuchtwertschätzung – ein Beitrag
zur Erhaltung reiner Schweinerassen
LSZ Boxberg ................................................................ 3 5
 Ausbildung und Praktika in den
Landwirtschaftlichen Landesanstalten ................ 42
 Alle Adressen im Überblick
Anschriften der Landesanstalten ................................ 43
Impressum .................................................................. 43
Für Ihre Notizen
55
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Gartenmelde – Renaissance einer vergessenen Spinatsorte
von zehn verschiedenen Meldesorten
in den Farbspektren grün, hellgrün,
gelb, rot bis violett und weiteren Salatbzw. Spinatgemüsen wie Hirschhornwegerich, Baby-Leaf-Salat, Portulak
und Neuseeländer Spinat. Geerntet
wurde Anfang bis Mitte Mai, so dass im
Gewächshaus noch eine Gurkenkultur
nachfolgen konnte. Kriterien zur Beurteilung der Sorten waren sowohl der
Ertrag als auch die Pflanzengesundheit.
Alle geprüften Meldesorten sind zum
Anbau geeignet, so lautet das Ergebnis
des Sortenscreenings. Grundsätzlich
entwickelten sich die gelben und grünen Sortentypen allerdings schneller
als die roten. Die Folge war, dass die
gelben Sorten der Gartenmelde mit
ca. 2 kg/m² doppelt so hohe Erträge
erzielten wie die roten Sorten. Spitzenreiter mit 2,1 kg/m² war eine grün-rote
gestreifte Sorte. Bei einem Ertragsniveau von 2 kg/m² erzielten die gelben Gartenmelden somit ähnlich hohe
Erträge wie Blattsalate. Pflanzenkrankheiten traten während des gesamten
Versuchszeitraumes nicht auf.
Gartenmelde in verschiedenen Farben
A
lte Gemüsearten und Sorten
erleben derzeit eine Renaissance. Dies gilt auch für die
Gartenmelde. Sie wurde als Spinatgemüse vor der Kultivierung des ertragreicheren Blattspinates im europäischen Raum angebaut. Bereits 300 v.
Christus beschrieb der griechische Arzt
Dioskurides dieses Spinatgemüse und
die Gesundheit fördernde Wirkung
ihrer Wurzeln.
Hoher Gesundheitswert
Tatsächlich weist die Gartenmelde im
Vergleich zu anderen Blattgemüsearten höhere Gehalte an Eiweiß, Mineralien sowie Vitamin C und Vitamin A
auf. Zu den Inhaltsstoffen der Melde
gehören auch die Schleimstoffe Saponine, weshalb sie früher zur Milderung
von Husten eingesetzt wurde. Außerdem ist in den buntlaubigen, rot- und
gelbgefärbten Sorten eine hohe Anzahl
6
Der gesundheitliche Wert der Gartenmelde und der Wunsch, die Vielfalt im
Gemüsesortiment zu steigern, waren
für die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt Heidelberg Grund genug, einen
Anbauversuch mit verschiedenen alten
und neuen Meldesorten zu starten. Ziel
war es, den regionalen Gartenbaubetrieben Empfehlungen zu Anbau und
Sortenwahl geben zu können.
Wie geht es weiter?
Der erfolgreiche Versuch im Foliengewächshaus gibt Anlass, den Anbau
der Gartenmelde auch in anderen
Anbauzeiträumen, wie zum Beispiel
den Sommeranbau im Freiland und die
Herbstkultur im Folienhaus, zu prüfen.
Künftige Forschung will auch herausfinden, wie viele Schnitte bei ähnlichem
Ertragsniveau und gleicher Qualität
bei nur einer Pflanzung möglich sind.
Denn jeder Pflanzvorgang kostet Geld.
Und noch eine Frage stellt sich: Sind
Farbmischungen aus grünen, gelben
und roten Sorten für Verbraucherinnen
und Verbraucher attraktiver oder kann
es - wegen des höheren Ertrages - bei
einer Farbe bleiben? Aber schon jetzt
ist klar: Gartenmelden machen das
Gemüsesortiment bunter!
Zum Anbau geeignet
Beim Anbauversuch im Foliengewächshaus erfolgte im März eine Pflanzung
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau, Heidelberg
(LVG)
von Farbstoffen zu finden, die dem
Zellschutz und der Krebsvorbeugung
dienen. Last but not least: Im Gegensatz zum gängigen Blattspinat liegt
der Oxalsäuregehalt der Gartenmelde
deutlich niedriger, so dass auch Gichtkranke dieses traditionelle Spinatgemüse genießen dürfen.
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Bienenweidepflanzen – Von der Wiese auf den Balkon
Artenreicher Blumenkasten
B
ienen füttern liegt im Trend.
Einige
Marketing-Konzepte
nach dem Muster „Bienen- und
Schmetterlingspflanzen – direkt vom
Gärtner“ greifen das Thema schon auf.
Informationen zum Nektar- und Pollenangebot bei züchterisch bearbeiteten
Beet- und Balkonpflanzen liegen dagegen nur spärlich vor. So sind im Pflanzenlexikon der Bienen-App nur vier von
128 aufgeführten bienenfreundlichen
Pflanzen einjährige Sommerblüher
– zum Beispiel Kapuzinerkresse und
Ringelblume. Solche Kräuter- und Wildpflanzen sind Trachtpflanzen mit einem
sehr guten Bienen-Nahrungsangebot
und werden deshalb – zusammen mit
vielen weiteren Pflanzen – im Bienenweidekatalog-Baden-Württemberg gelistet.
Wildblumen verwenden
Meist fehlen noch anschauliche Beispiele, wie Tracht- und Schmuckpflanzen
erfolgreich kombiniert werden können.
Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt Heidelberg stellt deshalb Pflanzkombinationen für Bienenweidekästen
zusammen, die bei der Kundschaft gut
ankommen und gleichzeitig einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. In verschiedenen Versuchen
hat sich gezeigt: Für reine Bienenweidekästen eignen sich gebietsheimische
Wildblumen am besten. Dazu gehören
niedrigwachsende Blütenstauden wie
die Großblütige Brunelle, die Knäuelglockenblume, die Tauben-Skabiose
oder auch die Gefleckte Taubnessel.
Größere Topf-Gefäße können auch
höherwachsende Blütenstauden, wie
etwa Acker-Witwenblume, Jakobsleiter
oder – für die Blüte im Herbst – die
Große Fetthenne aufnehmen.
Mit bunten Sommerblühern aufpeppen
Wildblumenkästen sind zwar nicht so
farbenfroh und blühfreudig wie klassische Kästen mit Petunien oder Geranien. Bienenkästen lassen sich aber mit
Kräutern und Gemüse, wie etwa Chili,
sehr gut aufpeppen. Auch Balkonblumen wie die blühfreudigen Salvia-Arten
(Salvia nemorosa) oder die neuen, bunten Zweizahn-Sorten (Bidens triplinervia) bringen Farbe in die Kombination.
Wichtig ist, dass im Kasten immer etwas
blüht.
Sonnige Standorte und regelmäßiges
Entfernen verblühter Stiele sorgen für
eine reichhaltige Nachblüte. Blumenkästen mit heimischen Wiesenblumen
benötigen außerdem weniger Nährstoffe als Kästen mit Erdbeeren und
Gemüse.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau, Heidelberg
(LVG)
77
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Hornlose Hinterwälder gezüchtet
buchkühen rund 2.000 Tiere in BadenWürttemberg.
Unfallrisiko mindern
Neben der Langlebigkeit und Fruchtbarkeit besticht die Vitalität der neugierigen Kühe, die ihr Umfeld stets mit
größter Wachsamkeit im Blick haben.
Die Kontrolle und das Kennzeichnen
der Kälber mit Ohrmarken fordern
das ausgeprägte mütterliche Verhalten der Kühe heraus, die mit Argusaugen über ihre Kälber wachen. Die
Hörner der Tiere bergen daher für die
betreuenden Personen ein erhebliches
Unfallrisiko.
Jungbulle SILTNAX P blickt selbstbewusst in die Runde (Foto M. Piecha)
D
ie Rasse Hinterwälder ist mit
einer Widerrishöhe von
115 bis 125 cm und einer
Lebendmasse von 380 bis 480 kg
die kleinste und leichteste regionale
Rinderrasse in Baden-Württemberg.
Dem im Südschwarzwald anzutreffenden „Hirschvieh“, wie die gelb bis
rot gescheckten agilen und trittfesten
Hinterwälder auch genannt werden,
machen Wind und Wetter nichts aus.
Die robusten Rinder fressen auch
holzartige Pflanzen und können diese in Leistung umwandeln, was gleichermaßen die Futterkosten und den
Aufwand bei der Weidepflege senkt.
Hinterwälder haben mit diesen Eigenschaften entscheidend zum heutigen
abwechslungsreichen Landschaftsbild
des Südschwarzwaldes beigetragen.
Sie beweiden die kargen Hanglagen,
ohne dass es zu Trittschäden kommt.
Das Gras und die Kräuter, die bei der
Beweidung gefressen werden, sorgen
8
für einen vergleichsweise hohen Anteil
an lebenswichtigen Omega-3-Fettsäuren in Fleisch und Milch.
Etwas für Feinschmecker
Feinschmecker schätzen das Fleisch
dieser anspruchslosen Rinder (Hinterwälder Weiderind), denn es ist
zart und aromatisch. Noch Mitte des
19. Jahrhunderts wurden Ochsen aus
dem Schwarzwald bis auf Märkte in
London exportiert, wo für das Fleisch
dieser Rinder im Vergleich zu Rindern
anderer Herkunft oft doppelt so hohe
Preise bezahlt wurden.
Leider ist seit den 1970er Jahren die
Zahl der Hinterwälder rückläufig. Die
bodenständige Rasse stand sogar kurz
vor dem Aussterben. Das Land BadenWürttemberg unterstützt deshalb seit
1972 die Zucht und Erhaltung dieser
alten kulturell bedeutsamen Rasse.
Aktuell umfasst der Bestand an Herd-
Am LAZBW Aulendorf wurde deshalb Ende der 1980er Jahre begonnen,
die Mutterkühe der Rasse „Fleckvieh
Zuchtrichtung Fleisch“ mit einem
hornlosen Bullen derselben Rasse zu
decken und erfolgreich auf natürliche
Hornlosigkeit zu züchten. Es zeigte
sich, dass die Tierhaltung nun wesentlich risikoärmer wurde. Die Hinterwälderkühe der Mutterkuhherde wurden
deshalb ebenfalls mit einem hornlosen
Bullen der Rasse Fleckvieh Zuchtrichtung Fleisch gedeckt und die Nachkommen mit Hinterwäldern zurückgekreuzt. 2003 wurde daraufhin beim
LAZBW Aulendorf der hornlose Hinterwälderbulle NAXTUS P geboren
(P steht für erblich verankerte Hornlosigkeit). Dieser ist der Urvater zweier
mischerbig hornloser Besamungsbullen, SILTNAX P und ARINAX P.
Beide Bullen sollen nun durch Besamung eine möglichst große Ausbreitung in den Hinterwälder-Zuchtbetrieben des Landes und über die
Landesgrenzen hinaus erreichen. Das
LAZBW hat damit einen wichtigen
Beitrag zum Erhalt der mit wertvollen
Eigenschaften ausgestatteten Hinterwälder und zur Verankerung der genetischen Hornlosigkeit geleistet.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Genetische Vielfalt der bewirtschafteten
Forellenstämme in Gefahr
I
n Baden-Württemberg werden
jährlich ca. 9.000 Tonnen Forellen
produziert. Die Hauptnutzungsarten sind Regenbogen- und Bachforellen. Baden-Württemberg hat hier
einen Anteil von mehr als einem Drittel der Forellenerzeugung in Deutschland. Produziert werden die Fische in
110 Vollerwerbsbetrieben und etwa
3.000 Nebenerwerbs- und Hobbyanlagen. Die Schwerpunkte der Forellenzucht liegen im Schwarzwald und in
Oberschwaben. Es handelt sich dabei
ausschließlich um Familienbetriebe, die
zum Teil seit Generationen Fischzucht
betreiben. Die Jahrestonnage der Vollerwerbsbetriebe reicht von wenigen
Tonnen bis zu 1.000 Tonnen Forellen.
Die überwiegende Menge der Speisefische wird regional vermarktet. Hier
handelt es sich vor allem um Regenbogenforellen. Der Bachforellenbesatz
stützt dagegen die Bestände der freien
Gewässer. Von dieser Art wird nur ein
kleiner Teil als Speisefische vermarktet.
In einem bundesweiten Projekt (Müller-Belecke et al. 2009), an dem die
Fischereiforschungsstelle des LAZBW
beteiligt war, wurde erhoben, von
welchen Fischarten in Aquakulturen
Laichfischstämme vorhanden sind, wie
ihre genetische Struktur aussieht und
ob sie – analog zu anderen Nutztierrassen – besonderen Schutz verdienen.
Es zeigte sich, dass bei beiden Forellenarten eine große Vielfalt an Laichfischstämmen vorhanden ist – in
Baden-Württemberg zum Beispiel
jeweils elf Stämme von Regenbogenund Bachforellen. In Baden-Württem-
berg verfügen damit 10 Prozent der
Fischzuchtbetriebe über eigene Laichfischstämme.
Speisefisch Regenbogenforelle
Die Elterntierstämme der Regenbogenforelle weisen eine breite genetische
Vielfalt auf. Damit ist für die weitere
züchterische Arbeit eine gute Basis
vorhanden und es sind große Züchtungsfortschritte möglich. Die Studie
ergab aber auch, dass bei Regenbogenforellen die Möglichkeiten der derzeit
praktizierten Massenselektion ausgereizt sind und moderne züchterische
Methoden, wie zum Beispiel Familienselektion, angewandt werden sollten.
Regionale Laichfischstämme haben im
Vergleich zu solchen aus entfernten
Gegenden deutliche Vorteile für die
regionale Forellenproduktion. Leider
sind viele Laichfischstämme aufgrund
starker europäischer und weltweiter
Konkurrenz kaum mehr wirtschaftlich. Sollte diese Entwicklung anhalten,
könnten regionale Laichfischstämme
unwiederbringlich verschwinden und
somit zur genetischen Verbesserung
nicht mehr zur Verfügung stehen.
Heimische BachforellenLaichfischstämme erhalten
Die in Baden-Württemberg natürlich
vorkommenden Bachforellen stammen
aus dem Donau- und Rheineinzugsgebiet. Anders als bei der Regenbogenforelle, die als Speisefisch genutzt wird,
geht es bei der Bachforelle darum, regionalspezifisches Besatzmaterial für die
freien Gewässer zu liefern. Die Bachforellen werden nicht weitergezüchtet, um bestimmte Leistungsmerkmale
zu verbessern. Ziel ist vielmehr, die
ursprünglichen Charakteristika und
die genetische Bandbreite zu erhalten.
Dementsprechend sind die Bachforellenlaichfischstämme in Form und
farblicher Ausprägung deutlich unterschiedlicher als die Regenbogenforellenstämme.
Genetische Vielfalt der regionalen
Laichfischstämme bedroht
Fazit: Die Erhaltung und Zucht regionaler Laichfischstämme ist kein nostalgisches Anliegen, sondern hat eine
große Bedeutung. Die Laichfischstämme können allerdings nur so lange
erhalten werden, wie sie wirtschaftlich
sind. Insbesondere bei den Regenbogenforellen ist dies vor dem Hintergrund der weltweiten genetischen
Weiterentwicklung leider nicht mehr
überall der Fall. Es besteht daher die
Gefahr, dass die regionalen Laichfischstämme der Regenbogenforelle und
auch der Bachforelle nach und nach
verschwinden. Die Laichfischstämme
der Regenbogen- und auch der Bachforellen, die an unsere naturräumlichen
Gegebenheiten angepasst sind, sind
daher ein kostbares Gut und sollten
erhalten werden.
Müller-Belecke et. al (2009): Aquatische genetische Ressourcen – Laichfischbestände von Wirtschaftsfischarten in Deutschland. Schriften des
Instituts für Binnenfischerei e. V. Potsdam-Sacrow, Bd. 25, 74 S.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
Fischereiforschungsstelle
Beispiele für verschiedene Bachforellenstämme
99
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Mit alten Rebsorten neue Probleme lösen
der so genannten „Reblauskrise“ im
19. Jahrhundert, die auch die französische Rotweinsorte Carménère betroffen hat, über die Rebflurbereinigungen
nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin
zur derzeitigen Konzentration von
Winzern und Verbrauchern auf wenige
klassische und neugezüchtete Sorten.
Tatsächlich finden sich jedoch viele der
alten Keltertrauben in den Stammbäumen moderner, leistungsfähiger Sorten
wieder und bilden noch immer deren
genetische Basis. Im Blick auf zukünftige Züchtungen ist daher zu erwarten,
dass wieder häufiger auf diese alte Sorten zurückgegriffen wird.
Carménère – eine traditionelle Rotweinsorte aus Frankreich
D
ie Bemühungen um den
Erhalt genetischer Ressourcen werden weltweit als sehr
wichtig angesehen. Auch Deutschland
ist Unterzeichnerstaat des Internationalen Abkommens zur Erhaltung
wichtiger genetischer Ressourcen und
die Deutsche Genbank Reben ist in
das Nationale Inventar Pflanzengenetischer Ressourcen eingebunden. Die
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau Weinsberg
(LVWO) leistet mit ihrem Rebsortiment einen wesentlichen Beitrag zu
diesen Programmen.
570 Rebsorten in Weinsberg
Obwohl – je nach Zählweise – weltweit zwischen 8.000 und 30.000 Rebsorten bekannt sind, belegen allein die
zehn häufigsten Keltertraubensorten
Deutschlands rund 75 Prozent der
Anbaufläche in Deutschland. Allein
diese Relation macht deutlich, wie
groß die Diskrepanz zwischen der
vorhandenen genetischen Vielfalt und
der praktischen Verwendung ist. Um
dieser „Gen-Erosion“ entgegenzuwirken, betreuen in Deutschland sieben
10
staatliche Institutionen eine Vielzahl
von Rebsammlungen. Viele seltene
Rebsorten finden sich dabei lediglich
in ein oder zwei Sammelbeständen im
In- oder Ausland. Eines dieser Rebsortimente steht auf Flächen der LVWO
Weinsberg. Die LVWO ist bereits
1989 eine Verpflichtung zum Erhalt
von genetischen Ressourcen der Rebe
eingegangen. Das Rebensortiment der
LVWO umfasst insgesamt 570 verschiedene Sorten von 25 der rund 60
weltweit vorkommenden Vitis-Arten.
Die Hauptaufgabe des Weinsberger
Rebsortiments liegt in der Erhaltung
von Landsorten, die in früheren Jahrhunderten eine wichtige Bedeutung
hatten, heute aber nur noch vereinzelt
zu finden sind.
Alte Sorten als genetische Basis
Zu den klassischen Landsorten Württembergs zählten einst Rebsorten wie
Blauer Affenthaler, Roter Urban und
Gelber Ortlieber. Sie sind aber weitgehend in Vergessenheit geraten und
haben nur in wenigen Beständen überlebt. Die Gründe für dieses Verschwinden sind vielfältig. Sie reichen von
Beispiel Klimawandel
Der Klimawandel führt z.B. zu einem
immer früheren Austrieb. Die Wetterstatistik zeigt aber auch, dass es keine
entsprechende Vorverschiebung der
letzten Frostnächte gibt. Daher ist
zukünftig mit erhöhten Schäden aufgrund von Spätfrösten zu rechnen.
Durch züchterischen Rückgriff auf
spät austreibende, alte Sorten kann
dem möglicherweise entgegengewirkt
werden.
Beispiel Kirschessigfliege
Ein weiteres Beispiel ist das Vordringen der Kirschessigfliege in den letzten Jahren. Die Kirschessigfliege hat
das Potential, neben dem Beerenobst
auch den Weinbau dauerhaft zu schädigen. Auch hier besteht die Hoffnung,
durch den Rückgriff auf widerstandsfähige Sorten mittelfristig neue Sorten
zu erhalten. In einem ersten Screening
hat sich bereits gezeigt, dass ein Potential bei widerstandsfähigen Sorten zu
finden ist, die im Anbau bisher keine
Rolle spielen.
Beide Beispiele zeigen: Die Pflege und
Erhaltung alter Rebsortimente ist wichtig, um für neue Herausforderungen
gewappnet zu sein.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Rückkreuzung stärkt die Widerstandskraft
zentralasiatischen Amurensis-Wildrebe versehen wurden. Diese Wildrebe
weist, neben einer sehr guten Pilzwiderstandsfähigkeit gegen Echten und
Falschen Mehltau, auch eine höhere
Frosthärte auf. Aus solchen Kreuzungen entstanden zum Beispiel die
weißen Sorten Solaris, Bronner, Souvignier gris, Muscaris und die roten
Sorten Monarch, Cabernet Cortis
und Cabernet Cantor.
Rückkreuzung zur
Qualitätsverbesserung
Durch zahlreiche Schritte der Rückkreuzung mit traditionellen Qualitätsweinsorten europäischer Herkunft
gelang es in der Folgezeit, die Weinqualität der verfügbaren Neuzüchtungen auf ein Niveau zu steigern, das
sich von der Weinqualität der traditionellen Qualitätsweinsorten nicht mehr
unterscheidet. Bei der Rückkreuzung
ergab sich, dass zum Beispiel die
Eltern der Rebsorte Prior Kreuzungen
aus Europäersorten (Blauer Spätburgunder und St. Laurent) mit mindestens einer pilzwiderstandsfähigen
Hybrid- oder Wildart sind. Dadurch
konnte die Pilzwiderstandsfähigkeit
der Hybrid- und Wildarten mit der
Traubenqualität der Europäersorten
verbunden werden.
Johanniter – eine pilzwiderstandsfähige Weissweinsorte (Foto WBI)
D
ie Züchtungsarbeit des
Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg begann bereits
1917. Seit 1950 wurde die Züchtung
von Keltertraubensorten ausschließlich auf die Resistenzzüchtung ausgerichtet. In den ersten Jahrzehnten
wurde überwiegend mit Hybriden
gekreuzt, die in Frankreich aus der
Kreuzung europäischer und amerikanischer Hybriden (Vitis rupestris, Vitis cinerea) entstanden sind.
Aus den Kreuzungen dieser Sorten
mit europäischen Sorten entstanden
pilzwiderstandsfähige Weißweinsorten wie der Johanniter und der Merz-
ling, die eine hohe Pilzwiderstandsfähigkeit gegen Echten und Falschen
Mehltau aufweisen.
Verbesserung der Frosthärte
In den 70er und 80er Jahren wurde die Kreuzungs- beziehungsweise
Kombinationszüchtung an Ertragsrebsorten zur Schaffung weiterer
pilzwiderstandsfähiger
Rebenneuzüchtungen weiter intensiviert. Ziel
war es nun, die Weinqualität zu verbessern. Neben der Nutzung der
Europäer-Amerikaner-Hybriden
verwendete man Zuchtstämme aus
Osteuropa, die mit dem Erbgut der
Viruskrankheiten verhindern
Seit 2004 wurde der Muscadinia-Genpool (Vitis rotundifolia, Vitis munsoniana) in die Züchtungsarbeit mit
einbezogen. Dieser Genpool zeigt
neben einer hohen Pilzwiderstandsfähigkeit gegen Echten und Falschen
Mehltau auch eine Resistenz gegenüber Nematoden (Fadenwürmer),
die als Überträger von Viruserkrankungen gelten. Die Verminderung
der Auswirkung von Viruserkrankungen auf Ertrag und Vitalität der
Reben ist eines der Hauptziele der
künftigen Rebenzüchtung.
Staatliches Weinbauinstitut Freiburg
(WBI)
11
11
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Alternativen zum Energiemais gesucht
verhältnisse nicht nutzen und waren
deshalb beim Ertrag dem Mais eindeutig unterlegen. Immerhin zeichnet
sich für Sorghumhirse ein deutlicher
Züchtungsfortschritt ab, der künftig
die Wettbewerbsfähigkeit verbessern
dürfte.
Auf kühlen und feuchten Standorten
in Baden-Württemberg sind mit Ganzpflanzengetreide (vor allem Wintertriticale) mittlerweile dieselben Erträge zu
erzielen wie mit Mais, so dass in diesen Gebieten weniger „maisbetonte“
Fruchtfolgen möglich sind.
Biogas-Blühmischung rechts, Sorghumhirse links (Foto: E.Walter)
D
ie Energiewende erfordert
den Ausbau erneuerbarer
Energien. Die Zahl der Biogasanlagen in Deutschland ist deshalb
seit 2004 stark angestiegen. Bisher
kommt bevorzugt Mais zum Einsatz,
der sehr hohe Biogaserträge liefert.
Der einseitige Anbau von Mais kann
sich jedoch negativ auf die Agrobiodiversität auswirken: Er wird von vielen
Menschen als Beeinträchtigung des
Landschaftsbildes empfunden und
birgt auch Risiken für die Umwelt.
Projekt EVA
Das bundesweite Projekt EVA (Entwicklung und Vergleich von optimierten Anbausystemen) machte es
sich deshalb zur Aufgabe, Alternativen zum Energiemais zu finden,
um den negativen Folgen des einseitigen Maisanbaus zu begegnen.
Gegenstand der mittlerweile seit über
10 Jahren am Landwirtschaftlichen
Technologiezentrum Augustenberg
12
laufenden Arbeiten sind alternative
Anbausysteme ohne und auch mit
Mais. Untersucht werden sowohl das
Biomassepotenzial der verschiedenen
Anbausysteme und die längerfristigen
Wirkungen auf die Umwelt als auch
deren Wirtschaftlichkeit.
Sorghumhirse und
Ganzpflanzengetreide
Als Alternative zu Energiemais wurden in den warmen Regionen des
Landes unter anderem Sorghumhirsen geprüft. Sorghumhirsen sind
wärmeliebend, aber trockenheitstoleranter als Mais. Sie werden zudem
vom
Maiswurzelbohrer,
einem
gefürchteten Schädling, nicht befallen. Das Ergebnis des Vergleichs:
Die Hirsen lieferten zwar hohe
Methanerträge, sie konnten aber den
Vorteil ihrer hohen Trockenheitstoleranz aufgrund der während der
Untersuchungsperiode herrschenden
günstigen Witterungs- und Standort-
Blühende Alternativen tun sich schwer
Pflanzen, die blütenbesuchenden
Insekten als Nahrungsgrundlage dienen, sind – abgesehen vom Raps – in
unseren Kulturlandschaften selten
geworden. Deshalb wurden am LTZ
auch Luzernegrasgemenge, Gemenge von Erbsen, Wicken und Getreide sowie verschiedene blütenreiche
Mischungen auf ihre Eignung als „Biogaspflanzen“ geprüft. Die „blühenden
Alternativen“ reichen hinsichtlich der
produzierten Biomasse allerdings noch
nicht an die Leistung von Mais heran.
Entsprechend ungünstig fällt die ökonomische Bewertung aus.
Fazit: Mais wird aufgrund seiner
Ertragsleistung und Wirtschaftlichkeit vor allem in wärmeren Regionen weiterhin eine tragende Rolle
im Energiepflanzenbau spielen. Eine
gleichermaßen ökologisch verträgliche und ökonomisch erfolgreiche
Alternative zu Energiemais ist noch
nicht gefunden. Sorghumhirse, Wintertriticale und Blühmischungen können jedoch durchaus Alternativen
darstellen, um die Attraktivität und
die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu verbessern.
Weitere Informationen zu diesem
Thema unter www.eva-verbund.de
und www.ltz-augustenberg.de
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Holzrücken mit Pferden – Wiederkehr einer Tradition
gen. Ein gut ausgebildetes „Team“
kann die angehängte Last vorwärts,
rückwärts und seitwärts bewegen.
Für Waldbesitzer kann diese Flexibilität wegen der geringeren Anzahl an
Rückeschäden den wirtschaftlichen
Ausschlag für den Einsatz eines Pferderückers geben, vor allem dann, wenn
sie die weiteren Vorteile betrachten:
Die höhere Bodenpfleglichkeit, die
geringe Umweltbelastung und die hohe
Akzeptanz der Waldbesucher.
Rückepferd „Domino“ in Aktion (Foto: A. Pfirrmann)
N
achdem die Mechanisierung
der Holzernte in den letzten
Jahren weiter fortgeschritten
ist, wird der Maschineneinsatz im Wald
von Waldbesuchern immer häufiger
kritisch betrachtet. Forstmaschinen
„stören“ die Erholungsuchenden und
Sporttreibenden durch ihre bedrohlich wirkenden Ausmaße, den Arbeitslärm und die Schäden an Wegen und
Rückegassen.
Ganz anders ist die Wahrnehmung,
wenn die Waldbesucherinnen und
Waldbesucher auf Rückepferde im
Einsatz treffen. Das Pferd ist ein Sympathieträger und ein Hauch von Nostalgie scheint die Arbeitspferde zu
umgeben. Erlebt das Holzrücken mit
Pferden also eine Renaissance?
Nichts für Romantiker
Eines gleich vorweg: Es braucht eine
besondere Gabe, um Holz mit Pferden
zu rücken. Denn es gehört eine Menge Einfühlungsvermögen, Geduld und
Enthusiasmus dazu, ein erfolgreiches
Team mit seinem Pferd zu werden.
Und anders als der Maschinenführer
kann der Pferderücker sein Gespann
auch nicht einfach nach Schichtende im
Wald abstellen, sondern der Feierabend
beginnt erst, wenn die Pferde im Stall
versorgt sind - und das sieben Tage die
Woche, einschließlich Feiertage.
Förderung möglich
Pferderücker sind Unternehmer, die
ihren Betrieb wirtschaftlich führen
und sich auf dem freien Markt gegen
motorisierte Wettbewerber behaupten
müssen. Um die wirtschaftliche Basis
der Pferderücker zu verbessern, hat das
Land in der laufenden EU-Förderperiode das Rücken mit Pferden als Fördermaßnahme aufgenommen. Grundlage zur Festsetzung des Förderbetrags
sind die am Jahresende vom Rückeunternehmen nachgewiesenen Holzmengen. Die Höhe der Zuwendung beträgt
etwa zwei Euro pro Erntefestmeter. Es
ist festgelegt, dass Holzrückeunternehmen, die ihren Betriebssitz in BadenWürttemberg haben, antragsberechtigt
sind.
Flexibel, bodenschonend,
akzeptiert
Rückepferde werden in der Regel zum
Vorliefern in Durchforstungen eingesetzt. Die Pferde können dabei im
Dauereinsatz etwa ein Fünftel ihres
Körpergewichts ziehen. Das Gewicht
schwankt je nach Rasse zwischen 500 kg
bei den kleineren Rassen, wie z.B. den
Schwarzwälder Füchsen, und bis zu
1.000 kg bei den schweren Kaltblütern,
z.B. den Ardennern. Im Wald kommen
zumeist mittelschwere, wendige Rassen
zum Einsatz.
Aufklärung tut Not
Förderung ist wichtig. Aber ebenso wichtig ist die Akzeptanz dieser
„neuen alten Technik“ bei Forstleuten und Waldbesitzenden. Um die
Vorteile des Pferderückens herauszustellen, wird der Landesbetrieb
ForstBW gemeinsam mit der unteren
Forstbehörde Böblingen vom 29. bis
31. Oktober 2015 ein Demonstrationsrücken organisieren. Ziel ist es,
den Pferderückern den Rücken zu
stärken und zu zeigen, welch wertvolle Arbeit Rückepferde heute leisten können.
In geeigneten Beständen können
Pferde im Vergleich mit dem Forstseilschlepper ähnliche Leistungen erbrin-
Ministerium für Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz, Abteilung
Waldwirtschaft, Landesbetrieb ForstBW
13
13
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Wertvolle Pferderassen in Marbach
alle pferdsportlichen Aktivitäten geeignet. Marbach hält derzeit drei Deckhengste, darunter einen französischen
Cob Normand im Zuchtversuch.
Schwarzwälder Kaltblutpferd
Der Schwarzwälder Fuchs – ein stolzes,
gedrungenes, mittelgroßes Kaltblutpferd aus dem südlichen Schwarzwald
– zeichnet sich durch besten Charakter, Zähigkeit, sowie schwungvolle
raumgreifende Bewegungen aus. Der
Pferdezuchtverband
Baden-Württemberg betreut bundesweit rund 650
Stuten und 30 Hengste. Marbach stellt
in seinem Erhaltungszuchtprogramm
25 zuchtaktive Hengste aller sechs
Hengstlinien.
Altwürttemberger Hengst Sorano (Foto: Kube)
D
ie Hebung der Landespferdezucht ist die Mission des
Haupt- und Landgestüts
Marbach. Der Erhalt der wertvollen
Kulturrassen Württemberger Warmblut, Altwürttemberger, Schwarzwälder Kaltblut, Weil-Marbacher Araber
und Trakehner spielt in der Arbeit des
Landesbetriebes aktuell eine immer
größere Rolle. Zu den Aufgaben gehören Zucht, Aufzucht und Bereitstellung geeigneter Deckhengste, Betrieb
von Deck- und Besamungsstationen,
Anlegen von Samenbanken, Durchführung von Leistungsprüfungen,
Zucht- und Haltungsversuche sowie
Erprobung neuer Zuchtverfahren.
Auch der Wissenstransfer in Berufsausbildung und Fortbildung sowie
einige Hochschulkooperationen dienen diesem Ziel.
Württemberger Warmblut
Marbach hat maßgeblichen Anteil
am Umzüchtungsprozess des schwe-
14
ren Warmblutpferdes Württemberger
Warmblut zum sportlichen Reitpferd.
Nachkommen Marbacher Landbeschäler sind amtierende Olympiasieger,
Welt- und Europameister und international nachgefragt. Im Hauptgestüt
wird eine Herde von rund 30 Mutterstuten aus wertvollen Stutenfamilien
gepflegt. Derzeit befinden sich vier im
Hauptgestüt geborene Landbeschäler
im Deckeinsatz.
Altwürttemberger Pferd
Nach der Umzüchtungsphase zum
Sportpferd steht auch der Altwürttemberger auf der roten Liste der bedrohten Nutztierrassen. Im Erhaltungszuchtprogramm in Marbach soll diese
Pferderasse deshalb als Kulturgut und
als vielseitig verwendbares Warmblutpferd erhalten werden. Die Population ist mit rund 50 Stuten und fünf
Hengsten äußerst klein. Altwürttemberger sind mittelschwer, genügsam,
umgänglich, leistungsbereit und für
Trakehner
Der Austausch von Zuchtpferden mit
dem Hauptgestüt Trakehnen ist eine
jahrhundertelange Erfolgsgeschichte,
bis hin zur Umzüchtung des Württembergers zum modernen Sportpferd.
Marbach trägt zum Erhalt der Rasse
für die Weiterentwicklung der Reinzucht und zur Veredelung der Landespferdezucht bei.
Weil-Marbacher Vollblutaraber
Im Jahr 1817 begann König Wilhelm I.
von Württemberg mit Originalarabern
seine weltberühmte Zucht im Gestüt
Weil. Seit 1932 wird die Herde mit
rund 20 Mutterstuten, sechs Hengsten und Nachzucht als Hauptgestütsherde in drei wertvollen Stutenfamilien
gepflegt. Die Weil-Marbacher Zucht
ist die älteste lückenlos dokumentierte
Vollblutaraberzucht der Welt.
Der Weil-Marbacher Vollblutaraber
ist nicht nur Kulturgut des Landes,
sondern anerkannter, konsolidierter
Genpool für die weltweite Araberpopulation. Einzelne Hengste erfreuen
sich wachsender Beliebtheit mit Blick
auf die Veredelung der Landespferdezucht.
Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Heimische Eiweißpflanzen – ein Beitrag zur Erhöhung
der Agrobiodiversität
Dazu gehört die bessere Nährstoffverfügbarkeit für Folgekulturen, die Bindung von Stickstoff aus der Luft, die
leichtere Bearbeitbarkeit des Bodens,
positive phytosanitäre Wirkungen
und – als Folge dieser Faktoren – ein
Mehrertrag der Folgefrucht. Eiweißpflanzen bringen zudem Abwechslung in die Fruchtfolge, sie steigern
die Bodenfruchtbarkeit und tragen zur
Erhöhung der Agrobiodiversität bei.
Viele Eiweißpflanzen sind zudem für
blütenbesuchende Insekten attraktiv.
Alblinse mit Stützfrucht (Foto: S. Michelsburg)
E
iweißpflanzen spielen in der
menschlichen Ernährung, aber
auch als Tierfutter eine wichtige
Rolle. Eiweißpflanzen sind beispielsweise Ackerbohnen, Futtererbsen,
Lupinen, Linsen und Soja. Man nennt
sie auch Hülsenfrüchte oder Körnerleguminosen, da die Samen genutzt werden. Das Problem dabei: Sojabohnen
und andere Eiweißfuttermittel werden
heute EU-weit zu 70 Prozent importiert und stammen nicht selten aus ökologisch sensiblen Regionen. Zum Glück
können Eiweißpflanzen aber auch bei
uns in Baden-Württemberg erfolgreich
angebaut werden.
Wie kann man den hohen Sojaimport
senken und den heimischen Anbau von
Eiweißpflanzen attraktiver gestalten?
Dieser Frage geht das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) im Rahmen des Projekts
Eiweißinitiative nach.
Die Eiweißinitiative
Baden-Württemberg
Die Eiweißinitiative der baden-württembergischen Landesregierung läuft
seit Juni 2012 bis Dezember 2015.
Ziel ist es, den Anbau von Körnerleguminosen zur Nutzung als Futterund Lebensmittel auszudehnen und
den Eiweißertrag von Grünland- und
Ackerfutterflächen durch eine gezielte
Förderung von Futterleguminosen zu
steigern. Das LTZ bearbeitet dabei
den Bereich der Körnerleguminosen. Die Erforschung von Grünland
und Ackerfutter obliegt dagegen
dem Landwirtschaftlichen Zentrum
Baden-Württemberg in Aulendorf.
Vorteile von Eiweißpflanzen
Im Vergleich zu den klassischen
Ackerkulturen wie Weizen oder Mais
haben Eiweißpflanzen einige Vorteile,
die sich leider nur schwer quantifizieren und monetär bewerten lassen.
Wiederentdeckung der Alblinse
Mitte der 1950er Jahre verschwand
der Linsenanbau auf der Schwäbischen Alb und damit auch die damaligen Sorten. Das hatte Folgen: Als
der Landwirt Woldemar Mammel
1985 wieder mit dem Linsenanbau
auf der Alb anfing, gab es kein Saatgut
der typischen Sorten Späths Alblinse
I und II. Fritz Späth hatte sie zuletzt
in den 1930er Jahren gezüchtet. Zum
Glück wurden 2006 diese beiden Sorten in der Wawilow-Saatgutbank in St.
Petersburg wiederentdeckt, und einige
Samen konnten auf die Alb zurückgeholt werden. Die Linsen wurden mithilfe der Hochschule für Wirtschaft
und Umwelt Nürtingen-Geislingen
vermehrt und können heute wieder
im Anbau genutzt werden. Derzeit
gehören 70 Landwirte der Erzeugergemeinschaft „Alb-Leisa“ an, die die
Verarbeitung und Vermarktung der
Alblinse koordiniert. In Baden-Württemberg werden Linsen wieder auf
340 Hektar angebaut, Eiweißpflanzen
sogar auf 8.000 Hektar – Tendenz
weiter steigend. Es wird erwartet, dass
der Anbau von Eiweißpflanzen durch
die Greening-Anforderungen der
neuen EU-Agrarförderung weitere
Impulse bekommen wird.
Mehr Informationen zum Thema
unter www.ltz-augustenberg.de und
www.eiweiss-initiative-bw.de.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
15
15
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Emmer & Einkorn – Alte Weizenarten neu entdeckt
beispielsweise gehören zu den ältesten
Kulturpflanzen der Menschheit und
sind entfernt verwandt mit unserem
heutigen Brotweizen. Die Landessaatzuchtanstalt hat in den letzten
15 Jahren viele hundert Genbankakzessionen von Einkorn und Emmer
auf deren Anbaupotential getestet.
Ziel ist es, diese alten Kulturarten für
einen größerflächigen Anbau attraktiv
zu machen - so wie es bereits beim
Dinkel gelungen ist.
Ähren von Emmer (Foto: B. Habeck)
V
on den weltweit rund 380.000
Pflanzenarten sind etwa
30.000 essbar. Die deutsche
Ackerfläche wird jedoch zu rund
75 Prozent von nur fünf Kulturen –
Weizen, Gerste, Mais, Raps, Roggen –
dominiert. Die Gründe für den Rückgang der Vielfalt an Pflanzenarten und
Sorten sind vielfältig. Vielfältig sind
auch die Risiken, wenn nur wenige
Kulturen genutzt werden. Etwa das
Risiko von Krankheitsepidemien, wie
das Auftreten des Gelbrosts im Jahr
2014 zeigte.
Die Arbeitsweise der
Landessaatzuchtanstalt
Die Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim (LSA) arbeitet
deshalb seit Jahren daran, das Anbauund Marktpotential alternativer Kulturarten abzuschätzen und ggf. durch
Entwicklung von Zuchtmaterial zu
unterstützen. Einkorn und Emmer
16
Geringe Standfestigkeit
und mäßiger Ertrag
Die meisten Einkorn- und Emmersorten erreichen eine sehr hohe Wuchshöhe. Das hat zur Folge, dass sie bei
starkem Regen oder Gewitter leicht
umkippen. Es konnten zwar erste
Sorten identifiziert werden, die etwas
weniger „lagern“. Dennoch bedeutet
dies, dass beim Anbau von Einkorn
und Emmer dringend die Standfestigkeit gesteigert werden muss – etwa
durch weniger Düngung, einen späteren Fruchtfolgeplatz oder durch den
Einsatz von Wachstumsreglern.
Um das Anbaupotential von Einkorn
und Emmer noch besser abschätzen
zu können, hat die Landessaatzuchtanstalt einen großen Spezialversuch
unternommen, in dem je 15 Sorten und Zuchtstämme von Einkorn
und Emmer an vier Standorten in
Deutschland mit 15 Sorten von Dinkel, Hartweizen und Brotweizen verglichen wurden. Das Ergebnis: Der
Kornertrag von Einkorn und Emmer
lag deutlich unter dem des Weizens.
Überraschenderweise konnten jedoch
die besten Emmersorten das Ertragsniveau der alten Dinkelsorte „Oberkulmer Rotkorn“ erreichen. Einkorn
hingegen hatte mit durchschnittlich
26 Dezitonnen pro Hektar einen sehr
geringen Kornertrag. Übrigens sind
Einkorn und Emmer sogenannte
Spelzweizen, so wie der Dinkel auch.
Das bedeutet, dass die Körner fest
von einer Hüllspelze umschlossen
sind, von der sie erst in der Mühle
beim Gerben freigelegt werden.
Gesund und wohlschmeckend
Einkorn und Emmer haben beide
einen hohen Rohproteingehalt. Die
Qualität des Proteins ist zwar mäßig,
dennoch kann man mit Einkorn und
Emmer gute Gebäcke erzeugen, wenn
man sich an die Back-Tricks unserer
Großeltern erinnert: Mit reduzierter
Teigtemperatur (20°C anstelle 30°C)
und deutlich geringerem Energieeintrag in den Teig (nur mischen, nicht
kneten) sowie Beigabe von Ascorbinsäure oder Acerolakirschsaftpulver
lässt sich die mangelhafte Backeignung
von Einkorn und Emmer deutlich verbessern.
Gut für Augen und Nerven
Anhand der genannten Ergebnisse
und seiner besonders schönen schwarzen Ähren erscheint vor allem Emmer
für eine Markteinführung attraktiv zu
sein. Aber auch Einkorn hat Einiges
zu bieten: Im Vergleich zu Brotweizen
enthält Einkorn fast achtmal so viel
Lutein im Korn, was zu tief gelben
Gebäcken führt. Lutein ist von zentraler Bedeutung für die Augen und
das gesamte zentrale Nervensystem.
Außerdem enthält Einkorn im Vergleich zu anderen Weizenarten weit
mehr Mineralstoffe (Zink, Eisen, Selen
u.a.), ein besseres Fettsäuremuster und
höhere Gehalte an weiteren sekundären Inhaltstoffen. Kurzum, Einkorn ist
sehr gesund und geschmacksintensiv.
Auf einem guten Weg
Um die Einführung dieser attraktiven
Weizenarten im Markt zu erleichtern,
versucht die Landessaatzuchtanstalt
nun mit klassischer Pflanzenzüchtung
und ohne Nutzung von Gentechnik
vor allem die Standfestigkeit und den
Ertrag von Emmer und Einkorn zu
steigern.
Landessaatzuchtanstalt
Universität Hohenheim
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Biodiversität braucht Landwirtschaft.
Landwirtschaft braucht Beratung
Blühstreifen (Foto: M. Hauk)
V
iele fragen sich: Biodiversität
- was ist das? Einfach ausgedrückt: Es geht um den Erhalt
der Tier- und Pflanzenwelt, um den
Erhalt der Artenvielfalt. Tatsächlich
handelt es sich hier um ein ernstes Problem. In Baden-Württemberg sind beispielsweise fast 40 Prozent der Vogelarten, 50 Prozent der Säugetiere, über
60 Prozent der Amphibien und Fische,
70 Prozent der Reptilien und fast
40 Prozent der Pflanzenarten bedroht.
Die Erhaltung der biologischen Vielfalt
ist damit zu einer zentralen Herausforderung geworden – auch für die Landwirtschaft.
Die Landwirtschaft – mitverantwortlich am Artenrückgang
Baden-Württemberg ist seit jeher
geprägt von einer Vielzahl von Kulturlandschaften mit einer großen Vielfalt
an Arten und Biotopen. „Schützen
durch Nützen“ – so lautete die For-
mel. Aber diese Formel stimmt heute
nur noch bedingt. Die intensive Landwirtschaft von heute ist kein Garant
mehr für Artenvielfalt, sondern trägt
selbst zum Artenrückgang bei. Erfreulicherweise sind viele Landwirtinnen
und Landwirte zunehmend sensibel
für dieses Thema. Viele stehen zwar
der Durchführung von Biodiversitätsmaßnahmen auf dem eigenen Betrieb
anfangs oft skeptisch gegenüber.
Sobald sie aber erste positive Erfahrungen gesammelt haben, entwickeln
sie nicht selten ein vertieftes Interesse
an der Erhaltung der Artenvielfalt.
Biodiversitätsberatung –
ein neues Angebot
Um mehr Landwirtinnen und Landwirten zu ermöglichen, einen Beitrag zur
Erhaltung der Artenvielfalt zu leisten,
braucht es neben ansprechenden Agrarumwelt-Förderprogrammen vor allem
auch eine gute Beratung. Landwirt-
schaftliche Betriebe in Baden-Württemberg können deshalb nun die vom Land
geförderte Gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung in Anspruch nehmen.
Für die teilnehmenden Betriebe ergibt
sich aus der Biodiversitätsberatung zwar
häufig kein unmittelbarer monetärer
Vorteil. Je nach betrieblicher Situation profitieren sie dennoch davon, z.B.
durch die fachgerechte Umsetzung der
Natura 2000- und Greening-Anforderungen oder auch durch die Erschließung eines neuen Geschäftsbereichs
Landschaftspflege.
Das Themenspektrum der Beratung
reicht vom Erhalt extensiver Landnutzungsformen über die Offenhaltung
der Landschaft bis hin zur Förderung
der Artenvielfalt in intensiv bewirtschafteten Betrieben. Es werden Vorschläge zur Verbesserung der Biodiversität erarbeitet, die arbeitswirtschaftlich,
produktionstechnisch und ökonomisch
zum jeweiligen Betrieb passen. Das Einstiegsmodul beinhaltet im Wesentlichen
die Erarbeitung des betriebsindividuellen Maßnahmenplans. Das Spezialmodul dient dann vor allem der Umsetzung
und der Verbesserung der Kenntnisse
im Bereich Biodiversität.
Die LEL hat – in Zusammenarbeit mit
der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg – im Rahmen des Modellprojekts „Gesamtbetriebliche Beratung zur
Biologischen Vielfalt“ und durch die
Teilnahme am Projekt Fokus-Naturtag
wichtige Grundlagenarbeit geleistet.
Die Ergebnisse des Modellprojekts fließen nun in die Beraterqualifikation ein.
Bleibt zu hoffen, dass viele Interessierte
das Beratungsangebot nutzen und sich
eine ausreichende Zahl kompetenter
Beratungsanbieter findet.
Weitere Informationen zur Biodiversitätsberatung finden Sie unter
www.beratung-bw.de und www.gbb.
lel-bw.de.
Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der ländlichen
Räume (LEL)
17
17
Patenschaften für je drei Streuobstsorten übernommen. Initiiert wurden die
Streuobst-Patenschaften
durch das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee. Die
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten
und Nutztierrassen“
Patenschaften sollen auf die große Sortenvielfalt aufmerksam machen, die in den
Obstwiesen Baden-Württembergs noch immer vorhanden ist. Einen Eindruck von
dem Reichtum an Formen, Farben und Geschmacksrichtungen vermittelt ein Plaka
auf dem 32 Sorten vorgestellt werden.
Patenschaften für seltene Streuobstsorten
E
rsinger Frühzwetschge, Wildling von Einsiedel, Nußlocher
Kotäckerle - das sind nur einige
der 96 Obstsorten, die für das Projekt
„Streuobst-Patenschaften“ ausgewählt
wurden. 32 Landkreise in Baden-Württemberg haben darin Patenschaften für
je drei Streuobstsorten übernommen.
Initiiert wurden die Streuobst-Patenschaften durch das Kompetenzzentrum
Obstbau Bodensee. Die Patenschaften
sollen auf die große Sortenvielfalt aufmerksam machen, die in den Obstwiesen Baden-Württembergs noch immer
vorhanden ist. Einen Eindruck von
dem Reichtum an Formen, Farben und
Geschmacksrichtungen vermittelt ein
Plakat, auf dem 32 Sorten vorgestellt
werden.
Ausgewählt wurden die Sorten von den
Obstbauberatern der Landkreise und
der Sortenerhaltungszentrale BadenWürttemberg. Viele dieser Sorten tragen den Herkunftsort oder die Region
bereits in ihrem Namen. Neben sehr
anpassungsfähigen und robusten Sorten finden sich auch Liebhabersorten
mit besonderen Anforderungen an den
Standort oder mit speziellen Verwertungseigenschaften.
Regionale Sorten
als Kulturgut erhalten
Traditionelle Obstsorten sind ein Kulturgut. Sie sind häufig eng mit der
Ulmer Butterbirne
18
Sorte
Ulmer Butterbirne
Böblinger Straßenapfel, Rosenapfel vom
Schönbuch
Salemer Klosterapfel, Sipplinger Klosterbirne
Kiechlinsberger Kracher
Landkreis
Alb-Donau-Kreis
Böblingen
Effringer Kurzstiel, Rotfelder Kurzstiel
Birkenfelder Hakenbirne, Renette aus Serres,
Ersinger Frühzwetschge
Linsenhofer Sämling
Börtlinger Weinapfel, Göppinger Musch,
Gingener Luiken
Brettacher Schlacken, Frankenbacher
Dauerapfel, Zabergäurenette
Öhringer Blutstreifling, Masselbacher Mostbirne,
Kirchensaller Mostbirne
Eggener Schwarze
Eberdinger Sämling
Dundenheimer Schätzler, Hofstetter
Lorcher Sämling
Wintersdorfer Haferapfel, Auer Straßenapfel
Oberländer Himbeerapfel, Doppelter Roter
Bellefleur (Schussentäler)
Weissacher Glaserle, Schorndorfer Dornbirne
Reutlinger Streifling, Ermstaler Knorpelkirsche,
Betzinger Grünapfel
Schöner aus Wiesloch, Nußlocher Kotäckerle
Wildling von Einsiedel, Nehrener Kernapfel
Säckinger Birne
Bodenseekreis
BreisgauHochschwarzwald
Calw
Enzkreis
Esslingen
Göppingen
Heilbronn
Hohenlohekreis
Lörrach
Ludwigsburg
Ortenaukreis
Ostalbkreis
Rastatt
Ravensburg
Rems-Murr-Kreis
Reutlingen
Rhein-Neckar-Kreis
Tübingen
Waldshut
Tabelle: Sorten, die nach Ort oder Region benannt wurden
Nußlocher Kotäckerle
Böblinger Straßenapfel
Wildling von Einsiedel
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
aus Ulm, einem Ortsteil von Renchen
im Ortenaukreis. Der Ortspolizist Otto
Sutterer hatte ihn einst von Rumänien
nach Ulm mitgebracht.
Die ’Birkenfelder Hakenbirne‘ gab
sogar einer Narrenzunft den Namen.
Weil das Klima in Birkenfeld im Enzkreis nicht für den Weinanbau geeignet
war, wurde stattdessen Obst angebaut.
Darunter war auch die „Hakenbirne“
oder „Hogebier“ mit dem charakteristischen, hakenförmigen Stiel. Sie eignet
sich besonders gut zum Mosten. Daher
lautet der Schlachtruf der Narrenzunft
„Hogebier – Moscht i mir“.
‘Birkenfelder Hakenbirne‘ und Holzlarve der Narrenzunft
Region verbunden, in der sie gefunden
oder gezogen wurden. Früher trugen
sie wesentlich zur Sicherung der Ernährung bei. Die Herstellung von Most und
das Einkochen bzw. Dörren von Obst
hatte damals eine große Bedeutung für
die Vorratshaltung. Durch die Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten
verloren die Obstsorten allerdings
zunehmend an Bedeutung. Zum Glück
konnten viele regionale und lokale Sorten gerade noch rechtzeitig vor dem
endgültigen Verschwinden bewahrt
werden.
Ulmer Polizeiapfel
Nägelesbirne
Sorten mit besonderer Geschichte
Manche Sorte mit lokaler Bezeichnung
entpuppt sich allerdings bei näherer
Prüfung als altbekannte Sorte mit größerem Verbreitungsgebiet. Eine sorgfältige Prüfung der Sorten ist deshalb
sehr wichtig. Einen wesentlichen Beitrag
hat dazu die Sortenerhaltungszentrale
Baden-Württemberg mit dem Pomologen Eckhart Fritz geleistet. Die robuste
und lange lagerfähige Apfelsorte ‘Ulmer
Polizeiapfel‘ zum Beispiel kommt, im
Gegensatz zur ‘Ulmer Butterbirne‘,
nicht aus Ulm an der Donau, sondern
Weissacher Glaserle
Der ‘Palmapfel‘ (‘Synonym ‘Nägeliapfel‘) wurde für den Landkreis Lörrach
ausgewählt. Er ist vor allem in den
Streuobstwiesen des Hochrheingebietes noch immer verbreitet und auch
in der Schweiz beheimatet. Der kleine
bis mittelgroße, kugelige Apfel zeigt an
besonnten Stellen eine markante rote
Färbung. Außerdem ist er lange haltbar.
Er eignete sich gut für das Schmücken
von Palmwedeln, die in katholischen
Gegenden noch heute am Palmsonntag
verwendet werden.
Alte Apfelsorten mit
gefragten Eigenschaften
Alte Obstsorten weisen eine sehr breite
genetische Vielfalt auf. Ihre speziellen
Eigenschaften, zum Beispiel Krankheitsresistenzen, können daher für
den Obstbau der Zukunft von großer
Bedeutung sein. So hat sich beispielsweise der ‘Böblinger Straßenapfel‘ als
Sülibirne
19
19
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
besonders feuerbrandrobust erwiesen.
Dieser starkwachsende, robuste Wirtschafts- und Mostapfel ist über die
Böblinger Region hinaus anzutreffen.
Das ’Weissacher Glaserle‘ hat schon
einen weiteren Schritt zur neuen Nutzung geschafft. Diese Sorte wird nicht
nur erhalten, sondern für ein Apfeldestillat verwendet, das zu besonderen
Anlässen von der Gemeinde Weissach
im Tal verschenkt wird.
Landschaftsprägende
Wirtschaftsbirnen
Neben der Obstverwertung sollte auch
die Bedeutung der alten Obstsorten für
das Landschaftsbild nicht vergessen
werden. Unter den ausgewählten Birnensorten finden sich z.B. einige Wirtschaftsbirnen, deren mächtige Kronen
die Landschaft prägen können. Dazu
zählen die ‘Bayerische Weinbirne‘,
‘Guntershauser Mostbirne‘, ‘Palmischbirne‘, ‘Nägelesbirne‘, ‘Karcherbirne‘,
‘Kirchensaller Mostbirne‘, ‘Sülibirne‘,
‘Wildling von Einsiedel‘. Auch hier
wäre es wünschenswert, wenn sie für
die Herstellung von Most, Destillaten
oder Dörrbirnen wieder verwendet
und nachgepflanzt würden.
Weitere Informationen
Eine Übersicht der ausgewählten Sorten gibt ein Flyer, der - wie auch das Plakat - kostenlos bei den Landratsämtern
erhältlich ist. Die Informationen dazu
sind auch ins Internet eingestellt. Dort
können von allen Obstsorten Kurz-
porträts abgerufen werden (www.
kob-bavendorf.de - Arbeitsbereich
- Streuobst - Sortenpatenschaften).
Das Projekt der Streuobst-Patenschaften konnte nur dank der Unterstützung
der Stiftung Naturschutzfonds BadenWürttemberg und der Förderung
durch die Glücksspirale durchgeführt
werden.
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee
(KOB)
Ulmer Butterbirne
Jakob Fischer
Salemer Klosterapfel
Böblinger Straßenapfel
Landele
Raafs Liebling
Champagner Renette
Birkenfelder Hakenbirne
Landkreis Alb-Donau-Kreis
Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Landkreis Biberach
Landkreis Calw
Landkreis Bodenseekreis
Landkreis Emmendingen
Landkreis Böblingen
Landkreis Enzkreis
Streuobstvielfalt
in Baden-Württemberg
Linsenhofer Sämling
Transparent aus Croncels
Börtlinger Weinapfel
Brettacher Schlacken
Öhringer Blutstreifling
Winterprinzenapfel
Sülibirne
Eggener Schwarze
Häckerapfel
Schwaikheimer Rambur
Goldparmäne
Ulmer Polizeiapfel
Maiersapfel
Wintersdorfer Haferapfel
Josef Musch
Sonnenwirtsapfel
Reutlinger Streifling
Schöner aus Wiesloch
Berner Rosenapfel
Wahlsche Schnapsbirne
Ontario
Wildling von Einsiedel
Säckinger Birne
Weidenblättrige Herbstbirne
Landkreis Esslingen
Landkreis Hohenlohekreis
Landkreis Ludwigsburg
Ein Projekt
des Kompetenzzentrums
Obstbau-Bodensee zur
Erhaltung der Obstvielfalt.
Landkreise in BadenWürttemberg übernehmen
die Patenschaft für Streuobstsorten.
Nähere Informationen
finden Sie unter
www.kob-bavendorf.de.
Mit Unterstützung der
Stiftung Naturschutzfonds
gefördert aus zweckgebundenen Erträgen der
Glücksspirale.
Landkreis Ostalbkreis
Landkreis Reutlingen
Landkreis Sigmaringen
20
Landkreis Freudenstadt
Landkreis Karlsruhe
Landkreis Main-Tauber-Kreis
Landkreis Rastatt
Landkreis Rhein-Neckar-Kreis
Landkreis Tübingen
Landkreis Göppingen
Landkreis Konstanz
Landkreis Neckar-Odenwald-Kreis
Landkreis Ravensburg
Landkreis Rottweil
Landkreis Waldshut
Landkreis Heilbronn
Landkreis Lörrach
Landkreis Ortenaukreis
Landkreis Rems-Murr-Kreis
Landkreis Schwäbisch Hall
Landkreis Zollernalbkreis
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Alte Sorten schmecken
Wirtschaftlichkeit für die Erzeuger und
der Forderung nach ökologischer und
sozialer Nachhaltigkeit bewegt.
Kulinarische Spurensuche
Anlässlich des 2. Genussgipfels, der
unter dem Motto „Alte Sorten für neue
Zeiten – Genuss und Verantwortung“
im Oktober 2014 stattfand, wurden die
Baden-Württemberger zu einer kulinarischen Spurensuche aufgerufen, deren
Ergebnisse auf dem Genussgipfel vorgestellt wurden. Die kulinarische Spurensuche hat zum Ziel, aus dem kulinarischen Erbe Baden-Württembergs alte
Sorten und Agrarerzeugnisse, regionale
Rezepte und traditionelle Zubereitungsund Verarbeitungsverfahren, die in Vergessenheit geraten waren, zu bergen und
vorzustellen. Die eingereichten Rezepte,
zum Beispiel Badische Grünkernsuppe,
Gerstensuppe, Schwarzkrut und Balmischbirahutzl, spiegeln die Bedeutung
dieser alten Sorten in der Alltagsküche
vor ca. 100 Jahren wider und finden
heute wieder vermehrten Anklang.
Filderspitzkraut (Foto: MBW Marketinggesellschaft)
D
er Anbau alter Sorten macht
es erforderlich, dass es für
die entsprechenden Agrarerzeugnisse auch eine Nachfrage gibt. Da
einem Großteil der Verbraucherinnen
und Verbraucher der Begriff und die
Bedeutung von Agrobiodiversität nicht
oder kaum bewusst ist, gilt es zuerst
Interesse und Verantwortungsbewusstsein zu wecken, um eine vermehrte
Nachfrage zu erreichen.
Sensibilisierung der Verbraucher
Die Sensibilisierung von Konsumenten
gelingt erfahrungsgemäß unter Verweis
auf spezielle Vorzüge von Produkten:
Geschmack, regionale Erzeugung sowie
Transparenz und Heimatbewusstsein.
Auch die Erlebbarkeit regionaler Wertschöpfungsketten in der Land- und
Ernährungswirtschaft und der Hinweis
auf die große Bedeutung der Agrobiodiversität sind sehr wichtig. Erste Erfolge
sind bereits erkennbar. Viele Verbrau-
cherinnen und Verbraucher entdecken
wieder den Wert alter Sorten und Kulturen: Kürbis und Quitte zum Beispiel
finden wieder reges Interesse. Auch
Apfelchips aus alten Streuobstsorten,
Alblinsen, der Fränkische Grünkern,
Dinkel, Emmer und Einkorn stoßen
auf wachsende Nachfrage.
Genussgipfel
Das Land Baden-Württemberg versteht
sich als Genießerland. Um die heimische
Lebensmittelkultur zu unterstützen,
startete daher das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im
Jahr 2012 - zusammen mit der Marketinggesellschaft Baden-Württemberg,
der TMBW und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg - die Veranstaltungsreihe Genussgipfel. Im Mittelpunkt des Gipfels steht die heimische
Lebensmittelkultur, die sich heute im
Spannungsfeld zwischen den Wünschen
der Verbraucher, der erforderlichen
Unter dem Motto „Alte Sorten für neue
Zeiten“ wird künftig in Baden-Württemberg schrittweise die Vernetzung aller
Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorangetrieben und
mit den Instrumenten des Agrarmarketings unterstützt. Zu den Akteuren
gehören die regionale Gastronomie, die
Land- und Ernährungswirtschaft, Slow
Food, die landwirtschaftlichen Landesanstalten und Hochschulen sowie
das Forum Kulinarisches Erbe BadenWürttemberg.
Der Erfolg der Alblinsen, der Höri Bülle, des Filderspitzkrauts, des Fränkischen
Grünkerns und der Streuobstbirnen
(als Obstbrand veredelt) zeigt es ganz
deutlich: Agrobiodiversität ist nicht nur
nützlich für Natur und Landwirtschaft.
Agrobiodiversität schmeckt auch!
Ministerium für Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz Baden-Württemberg,
Abteilung Landwirtschaft
21
21
Ministerinterview
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
(Foto: N. Haber)
„Die Erhaltung einer Vielzahl von Sorten und
Nutztierrassen ist eine wichtige Zukunftsaufgabe“
Interview mit Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
AGROjournal: Warum ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt so wichtig?
Minister Bonde: Weil die biologische
Vielfalt weltweit dramatisch bedroht
ist, auch bei uns in Baden-Württemberg. Die Ursachen dafür sind vielfäl-
Limpurger Rind
22
tig: Oft ist es schlicht fehlendes Wissen
um ökologische Zusammenhänge, oft
sind es aber auch knallharte wirtschaftliche Interessen, die auf biologische
Vielfalt wenig Rücksicht nehmen. Die
Folgen sind unabsehbar, denn mit
dem Aussterben von Pflanzen- und
Tierarten gehen wertvolle genetische
Ressourcen unwiederbringlich verloren. Wir gefährden damit eine wichtige
Lebensgrundlage künftiger Generationen.
AGROjournal: Was meint eigentlich
der Begriff Agrobiodiversität?
Bonde: Agrobiodiversität hat zwei
Dimensionen, die eng miteinander
zusammenhängen: Zum einen die
Vielfalt der unmittelbar genutzten
Tierarten und -rassen sowie Kulturarten und Sorten unserer Pflanzen. Und
zum anderen die Erhaltung der Tiere
und Pflanzen, die zwar selbst nicht
genutzt werden, die aber Teil der
Naturkreisläufe sind und wichtige Aufgaben erfüllen (etwa Wildbienen oder
Schlupfwespen). Im Laufe der Jahrhunderte wurden viele Pflanzensorten
und Tierrassen gezüchtet, die an die
jeweiligen regionalen Gegebenheiten
optimal angepasst waren. So entstanden in Deutschland Hunderte Getreide-, Kartoffel- und Apfelsorten. Auch
Ministerinterview
Baden-Württemberg hat einen reichen
biologischen Schatz an regionalen
Besonderheiten wie Alblinse, Dinkel
oder das Hinterwälder Rind. Weil aber
in den vergangenen 100 Jahren vor
allem Ertrag und Leistung im Mittelpunkt der Nahrungsmittelerzeugung
standen, ist auch bei uns ein Rückgang
der Agrobiodiversität zu beklagen.
AGROjournal: Wozu brauchen wir
noch alte Sorten und traditionelle
Nutztierrassen?
Bonde: Nehmen wir das Beispiel
der Kulturpflanzen: Von den weltweit
bekannten knapp 300.000 Pflanzenarten
wurden im Verlauf der Menschheitsgeschichte etwa 7.000 Arten genutzt.
Heute spielen global nur noch etwa 150
Arten eine größere Rolle. Die großen
drei – Mais, Weizen und Reis – haben
inzwischen allein schon einen Anteil
von über 50 Prozent. Wir müssen diese
Verengung dringend stoppen, denn eine
hohe Agrobiodiversität ist und bleibt
auch in Zukunft das Fundament neuer,
erfolgreicher Züchtungen. Unter veränderten Umweltbedingungen, zum Bei-
Schaugarten (Foto: J. Jenrich)
AGROjournal: Welche Aktivitäten
gibt es im Land zum Erhalt der Agrobiodiversität?
Bonde: Im Zuge der jüngsten Agrarreform der EU sind die landwirtschaftlichen Betriebe nun verpflichtet, drei
Greening-Anforderungen zu erfüllen: Anbaudiversifizierung, Erhalt des
willigen Maßnahmen eingeführt, die
häufig auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt abzielen. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum
Augustenberg begleitet die Umsetzung
der ÖVF- und FAKT-Maßnahmen im
Ackerbau, verbunden mit Versuchstätigkeiten und gezielten Informationen
zu Eiweißpflanzen, Zwischenfrüchten
und Blühmischungen. Außerdem fördert das Land ein Beratungsmodul zur
gesamtbetrieblichen Biodiversitätsberatung.
AGROjournal: Welche konkreten
Maßnahmen zum Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt gibt es in BadenWürttemberg?
Bonde: Ich kann Ihnen einige Beispiele nennen: Die Landessaatzuchtanstalt in Hohenheim nutzt eine Vielzahl
von alten Sorten, um alte Getreidearten wie Emmer, Einkorn und Dinkel weiterzuentwickeln. Emmer und
Einkorn wurden bereits vor 10.000
Jahren angebaut und bestimmten den
Kulturartenvielfalt (Foto: J. Laible)
spiel bei längeren Trockenzeiten, werden alte Sorten und ihr genetisches Erbe
wieder sehr wichtig werden. Schon jetzt
gewinnen bei der Erhaltung der vielfältigen Kulturlandschaften in BadenWürttemberg alte, robuste Weidetierrassen wieder an Bedeutung.
bestehenden Dauergrünlandes und die
Bereitstellung von Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF). Zeitgleich hat das
Land Baden-Württemberg mit dem
neuen Förderprogramm Agrarumwelt,
Klimaschutz und Tierwohl (FAKT)
ein umfangreiches Angebot an frei-
Schwarzwälder Kaltblut (Foto: Kube)
23
23
Ministerinterview
am Kompetenzzentrum Obstbau in
Bavendorf angesiedelte Sortenerhaltungszentrale identifiziert landesweit
alte Obstsorten und stellt sicher, dass
diese erhalten bleiben. Daneben gibt
es noch zahlreiche regionale und überregionale Initiativen, die alte Streuobstsorten bewahren.
Dinkel (Foto: E. Unterseher)
Speiseplan unserer frühen Vorfahren.
Demonstrationsparzellen, Versuche
sowie die Herstellung von Brot und
Gebäcken in engagierten Bäckereien
tragen nun dazu bei, diese Vielfalt wieder zum Leben zu erwecken. Das ist
vor allem auch für den Ökolandbau
sehr interessant.
Zweites Beispiel: Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) bearbeitet das vom Bund
geförderte Projekt Sojanetzwerk und
– zusammen mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg
Aulendorf – die Eiweißinitiative des
Landes Baden-Württemberg. Um die
Kulturpflanzenvielfalt zu erhöhen,
konzentrieren sich die Aktivitäten
dabei nicht nur auf Sojabohne, Erbse, Ackerbohne oder Luzerne und
Klee, sondern beziehen auch weniger
bekannte Arten wie Lupine, Linse und
Platterbse ein. Unser Ziel ist es, durch
die Wiederbelebung heimischer Leguminosen unsere von Getreide, Mais
oder Raps dominierten Fruchtfolgen
zu bereichern und gleichzeitig einen
wichtigen Beitrag zur Eiweißversorgung von Mensch und Tier zu leisten.
Als drittes Beispiel möchte ich die
artenreichen Wiesen nennen, von
denen es in Baden-Württemberg noch
etwa 100.000 Hektar gibt und die wegen
ihres breiten Blütenangebots eine
wichtige Rolle bei der Ernährung von
Bienen spielen. Das LAZBW beschäf-
24
tigt sich seit vielen Jahren mit dem
Erhalt dieser artenreichen Wiesen. Die
Kopplung der Agrarförderung an den
Erhalt der biologischen Vielfalt ist ein
neuer Ansatz, der entscheidend vom
LAZBW mit entwickelt wurde und
der mittlerweile auch in anderen Bundesländern verfolgt wird. So fällt die
Agrarförderung höher aus, wenn nicht
mehr nur vier, sondern sechs Kennpflanzenarten auf der Wiese vorhanden sind. Aktuell werden am LAZBW
auch Methoden zur Wiederherstellung
ehemals artenreicher Wiesen erforscht.
Eine große Sortenvielfalt gilt es auch
beim Streuobst zu bewahren. Die
Kornblumen im Gerstenfeld (Foto: S. Michelsburg)
AGROjournal: Und welche Maßnahmen unternimmt das Land für die
Erhaltung gefährdeter Nutztierrassen?
Bonde: Auch dazu einige Beispiele:
Die Schweinezucht mit lokalen
Schweinerassen wurde über viele Jahrzehnte in bäuerlichen Züchtervereinigungen betrieben. Inzwischen findet
die Schweinezucht jedoch zunehmend
in großen, meist internationalen
Zuchtunternehmen über Hybridzuchtprogramme statt. Der Bestand
an reinrassigen Tieren ging daraufhin stark zurück und viele Rassen mit
ihren rassentypischen Merkmalen sind
mittlerweile in ihrem Bestand bedroht.
Das Problem dabei: Das Wissen über
die speziellen Merkmale dieser Rassen
geht zunehmend verloren. Das könnte
langfristig dazu führen, dass die genetischen Veranlagungen für künftige
Anpassungen an sich verändernde
Umweltsituationen wie den Klimawandel oder neue Krankheitserreger
schlicht nicht mehr zur Verfügung
stehen. Die Erhaltung von gefähr-
Ministerinterview
deten Schweinerassen, zu denen neben
dem Schwäbisch Hällischen Schwein
auch das Deutsche Edelschwein und
die Deutsche Landrasse zählen, ist
uns daher ein wichtiges Anliegen.
Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Reinzucht traditioneller
Rassen in bäuerlichen Züchtervereinigungen, indem es unter anderem
den Züchtern an der Landesanstalt
für Schweinezucht in Boxberg die Leistungsprüfungen auf Station und im
Feld ermöglicht. Dort werden unter
standardisierten Umweltbedingungen
Daten der Mast- und Schlachtleistung sowie aktuell gefragte Kriterien
zu Fleischqualität und Fruchtbarkeit
erhoben und anschließend zu Zuchtwerten verrechnet. Auf dieser Grundlage können dann für die einzelnen
Rassen fundierte züchterische Entscheidungen getroffen werden.
Vergleichbares gilt auch für die Hinterwälder, eine alte, bodenständige und
wehrhafte Rinderrasse, die sich durch
Vitalität, Genügsamkeit und Robustheit auszeichnet. Die leichtfüßigen
und trittfesten Rinder sind bestens
an die Beweidung der schwierigsten
Lagen des Hochschwarzwaldes angepasst. Auch hier hat die geringere Leistung an Milch und Fleisch zu einem
Rückgang der Rasse geführt - obwohl
Hinterwälder über eine hervorragende
und besondere Fleischqualität verfügen. Das Land Baden-Württemberg
unterstützt den Erhalt dieser bedrohten Rasse über das Förderprogramm
FAKT. Denn für die Pflege und
Offenhaltung der Landschaft in der
Fremdenverkehrsregion Schwarzwald
ist die Mutterkuhhaltung mit Hinterwälder geradezu prädestiniert. Einen
unschätzbaren Beitrag zur Erhaltung
alter Geflügel- und Hauskaninchenrassen leisten auch die zahlreichen Mitglieder der Kleintierzuchtvereine im
Land, die vom Land für ihr ehrenamtliches Engagement unterstützt werden.
AGROjournal: Welche Aktivitäten gibt
es zum Erhalt der Vielfalt der genetischen Ressourcen im Saatgutbereich?
Bonde: Das Bundesministerium für
Ernährung und Landwirtschaft arbeitet derzeit ein nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhal-
tigen Nutzung genetischer Ressourcen
aus. Schädlinge und vor allem deren
Gegenspieler sollen systematisch
untersucht werden, um deren genetische Ressourcen besser nutzbar zu
machen. An der Ausarbeitung dieses
Fachprogrammes ist auch das LTZ
Augustenberg beteiligt. Das gilt insbesondere für die molekulare Bestimmung von Schädlingen und Nützlingen, das sogenannte Barcoding.
Das LTZ setzt diese Methode bei der
Bestimmung von Quarantäneschaderregern und deren Gegenspielern ein.
Dieses Barcoding wird mit Blick auf
die Erhaltung der Agrobiodiversität
sicherlich noch an Bedeutung gewinnen.
region bedeutsam ist. Bisher wurden
so in Baden-Württemberg sechs Weizen-, zwei Dinkel- und eine Senfsorte
zugelassen.
AGROjournal: Erhalt der Artenvielfalt in der Landwirtschaft klingt gut.
Aber rechnet sich das für unsere landwirtschaftlichen Betriebe?
Bonde: Nicht zuletzt durch die Initiative von engagierten Mitbürgerinnen
und Mitbürgern ist es gelungen, vom
Aussterben bedrohte Pflanzenarten,
-sorten oder Tierrassen zu einer
Renaissance zu verhelfen. Im Falle
des Dinkels, der Alblinse oder des
Schwäbisch Hällischen Schweins ist
dieses Engagement auch wirtschaft-
Blaue Lupinen (Foto: S. Michelsburg)
AGROjournal: Welche Probleme gibt
es bei den traditionellen Landsorten?
Bonde: Alte, traditionelle Landsorten
leisten ohne Zweifel einen wichtigen
Beitrag zur Agrobiodiversität. Im
Rahmen des geltenden Saatgutrechts
ist es jedoch nicht möglich, solches
Saatgut in Verkehr zu bringen. Auch
sind die Kosten für ein Zulassungsverfahren beim Bundessortenamt
sehr hoch. Deshalb hat die EU die
Zulassung und das Inverkehrbringen von Landsorten erleichtert. Die
Saatgutanerkennungsstelle im LTZ
bescheinigt nun gegenüber dem Bundessortenamt, dass es sich bei einer
Landsorte um eine Sorte handelt,
deren Erhaltung als pflanzengenetische Ressource in der Ursprungs-
lich ein Erfolg geworden. Der Erhalt
von alten Sorten und Nutztierrassen
sollte sich für die landwirtschaftlichen Erzeuger auch wirtschaftlich
lohnen. Hier liegt eine große Chance
für unsere – im Vergleich zu anderen
Ländern – eher kleinräumig strukturierte Agrarlandschaft und die bäuerlichen Familienbetriebe. Das Land
wird solche Initiativen gerne unterstützen, etwa durch Absatzförderung.
Das Qualitätszeichen Baden-Württemberg und das Bio-Zeichen BadenWürttemberg sind hier ganz wichtige
Instrumente. Schmeck den Süden
heißt der Slogan des Genießerlandes
Baden-Württemberg. Und da gehören
Dinkel, Alblinse und Schwäbisch Hällisches Schwein unbedingt dazu.
25
25
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Traditionelle Schweinerassen erhalten
Durchführung von Leistungsprüfungen
und Zuchtwertschätzungen für die in
Baden-Württemberg ansässigen Züchtervereinigungen sowie mit Aufgaben
der Zuchtleitung beauftragt. Die Ergebnisse der Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung werden den Züchtervereinigungen zur Verfügung gestellt.
Deutsche Landrasse
D
ie
Schweinehaltung
in
Deutschland hat sich in den
vergangenen
Jahrzehnten
enorm verändert. Die Schweinefleischerzeugung erfolgt heute überwiegend
in leistungsfähigen, spezialisierten Mastbetrieben mit Beständen von mehreren
hundert bis mehreren tausend Tieren.
Ausgelöst wurde diese Entwicklung insbesondere durch die Forderungen der
Schlachtindustrie und des Lebensmittelhandels nach großen einheitlichen Partien mit definierten Produkteigenschaften - zu einem günstigen Preis.
Rückgang der Schweinerassen
Diese Entwicklung blieb nicht ohne
Folgen für das Rassespektrum innerhalb der Schweinezucht. Lokale Rassen,
die traditionell in bäuerlichen Züchtervereinigungen unter Erhaltung rassetypischer Besonderheiten züchterisch
weiterentwickelt wurden, verloren an
Bedeutung. Inzwischen konzentriert
sich die wirtschaftliche Erzeugung von
einheitlichen Schweinefleischqualitäten
auf wenige international verbreitete
Rassen und Zuchtlinien.
Seit wenigen Jahren zeichnet sich in vielen europäischen Ländern aber auch ein
Gegentrend ab. Neben den standardi-
26
sierten, preisgünstigen Produkten entwickelt der Lebensmittelsektor ein Interesse an mehr Vielfalt und an Schweinen
mit regionalem Bezug. Damit erfahren
auch Initiativen zur Erhaltung und Kultivierung lokaler Nutztierrassen eine
kleine Renaissance.
Neues Interesse am Schwäbisch
Hällischen Schwein
Paradebeispiel für die neue Wertschätzung und Wiederbelebung beinahe
ausgestorbener Nutztierrassen ist das
Schwäbisch Hällische Schwein. Die
Fleischprodukte vom Schwäbisch Hällischen Schwein finden im PremiumSektor des Lebensmitteleinzelhandels
und der Gastronomie immer mehr
Anklang. Grundlage dieses Erfolgs war
der Wiederaufbau einer leistungsfähigen bäuerlichen Züchtervereinigung,
verbunden mit Zuchtprogramm, Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung.
Aufgaben der Landesanstalt
für Schweinezucht
Die Landesanstalt für Schweinezucht
(LSZ) in Boxberg ist vom Ministerium
für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit der
Gemeinsames Engagement
Nach wie vor wird die Zucht reiner
Rassen in bäuerlichen Zuchtbetrieben
durchgeführt. In Baden-Württemberg
sind zwei Züchtervereinigungen mit
bundesweiter Ausdehnung anerkannt,
die Reinzuchtprogramme umsetzen.
Der Schweinezuchtverband BadenWürttemberg e.V. betreut die Rassen
Deutsche Landrasse, Deutsches Edelschwein und Piétrain, die Züchtervereinigung Schwäbisch Hällisches Schwein
e.V. betreut das Schwäbisch Hällische
Schwein.
Der Schweinezuchtverband BadenWürttemberg hat im Rahmen länderübergreifender
Kooperationsvereinbarungen außerdem zahlreiche Schweinezüchter aus anderen Bundesländern
aufgenommen, da dort kaum noch
funktionsfähige Züchtervereinigungen
existieren und somit eine Reinzucht
nicht mehr betrieben werden kann. Die
LSZ erfasst deshalb Leistungsdaten von
reinrassigen Zuchtschweinen aus dem
gesamten Bundesgebiet.
Leider werden neben dem Schwäbisch
Hällischen Schwein inzwischen auch das
Deutsche Edelschwein und die Deutsche Landrasse vom „Fachbeirat Tiergenetische Ressourcen“ als gefährdet
eingestuft. Dem Engagement der LSZ
Boxberg und der Züchtervereinigungen
zur Erhaltung reiner Schweinerassen
kommt damit eine noch größere Bedeutung zu. Denn auch in Zukunft bleibt
die Erhaltung reiner Rassen eine wichtige Grundlage für eine nachhaltige und
erfolgreiche Schweinezucht.
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
(LSZ)
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Muskat-Ottonel – seltene Rebsorte in staatlicher Obhut
D
ie traditionelle Rebsorte Muskat-Ottonel wird heute noch
in Deutschland, Österreich,
Luxemburg und im Elsass angebaut.
In Baden hat sie allerdings mit einer
Anbaufläche von 5 Hektar nur noch
einen Anteil von 0,03 Prozent der Rebfläche und auch in Deutschland insgesamt sind es lediglich 9 Hektar.
Gutes Aroma
Die mittelgroße Traube MuskatOttonel ist dicht gepackt und das
Beerenfleisch hat einen feinen Muskatgeschmack. Die Rebe stellt aber
hohe Ansprüche an die Lage, ist sehr
empfindlich in der Blüte und verrieselt häufig. Der Ertrag ist dadurch
unregelmäßig und oft recht niedrig,
weshalb die Rebsorte keine größere
Verbreitung gefunden hat. Der Wein
hat aber von allen Muskat-Sorten das
vornehmste Aroma. Reife Weine sind
daher gesuchte Spezialitäten.
Engagement des
Weinbauinstituts Freiburg
Das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg (WBI) ist bundesweit der einzige
Erhaltungszüchter für diese seltene
Rebsorte. Das WBI kümmert sich um
die Erhaltung der Leistungsfähigkeit
der fünf derzeit beim Bundessortenamt gelisteten Klone. Klone sind mit
der Mutterpflanze genetisch identisch. Um Klone zu bewahren, sind
aufwändige visuelle Kontrollen der
Mutterrebenbestände und Virusuntersuchungen der Mutterpflanzen notwendig.
Die finanziellen Aufwendungen können zum Teil aus den Erlösen aus
Züchterlizenzen und Edelreisverkäufen gedeckt werden. Die fünf Klone sind unterschiedliche vegetative
Vermehrungen von Einzelpflanzen
und stammen zum größten Teil vom
1991 aufgelösten Weinbauversuchsgut in Karlsruhe-Durlach. Dort wurde
diese Rebsorte über viele Jahrzehnte
gepflegt.
Muskat-Ottonel Traube (Foto: J. Schmid)
Muskat-Ottonel sehr geschätzt
Im Staatsweingut Freiburg des WBI
wird derzeit eine Fläche von rund 30 Ar
mit der traditionellen Rebsorte MuskatOttonel angebaut. Der Wein wird von
einer ausgewählten Kundschaft sehr
geschätzt und entsprechend hochpreisig
vermarktet. Die Nachfrage nach bukettierten Weinen mit Muskateller-Aroma
ist in den letzten Jahren sogar weiter
angestiegen. Dieser Umstand und das
Bemühen um Artenvielfalt sind für das
Staatliche Weinbauinstitut Freiburg weiterhin Ansporn, diese seltene Rebsorte
zu erhalten und zu pflegen.
Staatliches Weinbauinstitut Freiburg (WBI)
27
27
Schwerpunkt „Agrobiodiversität – Erhaltung von Sorten und Nutztierrassen“
Mit Wildapfelsorten gegen Schorf und Pilz
wie z.B. dem Kompetenzzentrum für
Obstbau in Bavendorf (KOB), findet
daher seit einigen Jahren ein Sortenscreening hinsichtlich der Robustheit
von Streuobstsorten und ihrer Eignung
für züchterische Zwecke statt. Dort hat
sich gezeigt: Besonders robuste Sorten
aus dem Streuobstsegment sind zum
Beispiel Prinz Albrecht von Preußen,
Seestermüher Zitronenapfel, Champagner Renette und Antonowka.
Summercrisp – eine
pilzwiderstandsfähige Apfelsorte
Die LVWO Weinsberg züchtet seit 1997
auch pilzwiderstandsfähige Apfelsorten
im frühen Reifesegment. Die Zuchtziele sind ein sehr früher Erntezeitpunkt (zwei bis drei Wochen vor Reife
der Hauptsorte Delbarestivale), gute
Fruchtqualität, Ertragssicherheit und
eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber den wichtigsten pilzlichen Schaderregern Apfelschorf und Mehltau.
Apfelsorte Summercrisp
I
m Laufe der letzten Jahre wurde
durch die gängige züchterische
Praxis die genetische Basis unserer
Apfelsorten stark eingeengt. Fast alle
Sorten, die in den vergangenen sieben
Jahrzehnten gezüchtet worden sind,
stammen von den drei Ahnensorten
Golden Delicious, Cox Orange und
Jonathan ab – so zum Beispiel der
Elstar- und Gala-Apfel.
Geringe genetische
Vielfalt birgt Probleme
Je geringer die genetische Vielfalt, desto
größer ist jedoch die Gefahr von Krankheiten und die Anfälligkeit gegenüber
Schädlingen sowie Resistenzbildungen
bei Krankheitserregern und Schädlingen. Auch die massenhafte, weltweite
Verwendung des Resistenzgens aus
der Wildapfelsorte Malus floribunda
28
gegenüber Apfelschorf stellt eine genetische Verarmung dar: Nach 100 Jahren
züchterischer Verwendung dieses Gens
wurde die Resistenz mittlerweile europaweit durchbrochen.
Mit Wildapfelsorten gegen Apfelschorf
In der Apfelzüchtung hat daher ein
Umdenken eingesetzt. Derzeit versuchen Züchter, verschiedene Resistenzgene von Wildapfelsorten miteinander
zu kombinieren und die Robustheit
von geeigneten alten Streuobstsorten
in die Züchtungsprogramme zu integrieren. Manche der alten Apfelsorten
verfügen über eine polygene Resistenz,
die besser vor Apfelschorf schützt als
die heutigen Resistenzzüchtungen und
die sich bei einigen Sorten bereits über
Jahrhunderte bewährt hat. In den Sortenerhaltungszentralen des Landes,
Im Rahmen dieser Züchtung entstand
die neue Apfelsorte Summercrisp, die
seit 2014 beim Bundessortenamt zum
Zweck des Sortenschutzes angemeldet
ist und die sich seit 2015 im Handel
befindet. Summercrisp ist eine Mehrfach-Kreuzung aus (Nela x Rebekka) x
Delbarestivale. Von den Muttersorten
Nela und Rebekka hat Summercrisp
die Schorftoleranz geerbt und vereint
damit die monogene Resistenz der
Wildapfelsorte Malus floribunda 821
mit der Toleranz der alten europäischen
Streuobstsorte Antonowka. Von der
Vatersorte Delbarestivale stammt der
hervorragende Geschmack. Der Erntetermin liegt zwei bis drei Wochen vor
Delbarestivale. Summercrisp hat bisher
jeder neuen Schorfrasse getrotzt, die
seit nunmehr zehn Jahren in der mittleren Neckarregion den Resistenzdurchbruch geschafft hat und dort große
Probleme im biologischen Apfelanbau
verursacht.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
Agrarforschung
Schere ade – Nolana-Schafzucht in Aulendorf
Nolana-Jungschafe bei der Entwollung (Foto: Jilg)
D
as Schafscheren ist für die
meisten Schafhalter, vor allem
für diejenigen mit kleinen
Herden, ein wirtschaftliches Verlustgeschäft. Am Landwirtschaftlichen Zentrum Aulendorf wird deshalb seit 1998
an der züchterischen Entwicklung einer
Schafrasse ohne Scherbedürfnis gearbeitet. Nolana bedeutet „ohne Wolle“.
„Nolana“-Schafe stoßen im Frühsommer ihre Wolle ab wie andere Tiere ihr
Winterfell.
Hohe Fruchtbarkeit
und gute Mastleistung
Nolana-Schafe sind eine Kreuzung
aus Merinolandschafen und WiltshireSchafen – mit mindestens 75 Prozent
Wiltshire-Blutanteil. Sie haben von der
Wiltshire-Rasse das saisonale Brunstverhalten geerbt und die Anzahl geborener Lämmer ist mit 1,54 auf hohem
Niveau. Die Lämmer sind vital und der
Anteil an Mehrlingsgeburten liegt aktuell bei 60 Prozent.
Das Nolana-Kreuzungsprogramm
Grundlage der Zuchtaktivitäten in
Aulendorf sind Merinolandschafe und
Wiltshire-Horn Schafe. Wiltshire-Schafe sind behornte Schafe mit einer weißen Kurzwolle und einem saisonalen
Brunstzyklus. Sie stammen ursprünglich aus der Grafschaft Wiltshire in
England, aber es gibt seit langem auch
Populationen in den Niederlanden,
Australien, in den USA und in Norddeutschland. Merinolandschafe sind
dagegen eine hornlose, bodenständige
Rasse mit guter Fruchtbarkeit. Das
Zuchtprogramm in Aulendorf verfolgt
daher zwei Ziele: Selektion auf selbständige Entwollung und auf Hornlosigkeit.
Die Mastendgewichte der Bocklämmer
lagen im Versuch bei 43 Kilogramm,
die der weiblichen Lämmer bei 39 Kilogramm. Die Gewichtszunahmen der
Lämmer lagen 2008 bei 230 bis 240
Gramm pro Tag, im Jahrgang 2014 bei
220 Gramm pro Tag. Die so genannte
„Ausschlachtung“ ist vergleichbar mit der
von Merinolandschafen. Die Mastdauer
liegt bei unter sechs Monaten. Damit ist
das Nolana-Lammfleisch als Fleisch von
sehr jungen Lämmern einzuordnen.
Resistent gegen die Traberkrankheit
Zum Selektionsprogramm des LAZBW
gehört auch eine Genotypisierung im
Hinblick auf Scrapieresistenz. Bei Scrapie, auch Traberkrankheit genannt,
handelt es sich um eine Erkrankung
des Gehirns, welche ein potentielles
Risiko für die menschliche Ernährung
darstellt. Scrapie ist daher eine anzeigepflichtige Tierseuche. Die ScrapieResistenz wird in 5 Klassen eingeteilt.
Erwünscht sind die Resistenzklassen
G1 und G2. Im Jahr 2008 wurden 94
Prozent der NOLANA-Lämmer in die
Genotypklasse G1 und G2 eingestuft.
Lämmer mit den unerwünschten Genotypklassen G3 und G5 waren dagegen
nicht vorhanden.
Nolana-Schafe mit Zukunft
Die Zucht von Nolana-Schafen hat bei
den derzeitigen niedrigen Wollpreisen
durchaus Zukunft. Das zeigt auch das
Interesse ausländischer Züchter. Wenn
es jetzt noch gelingt, gutes Wachstum
mit selbständiger Entwollung und
Hornlosigkeit zu kombinieren, werden
sich Nolana-Schafe in der Koppelschafhaltung allgemein etablieren. Langfristig ist auch daran zu denken, NolanaMütter mit Böcken von fleischbetonten
Rassen zu paaren, um die Schlachtkörperqualität weiter zu verbessern.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
29
29
Agrarforschung
Milchziegenreport Baden-Württemberg
Weiße Milchziegen (Foto: P. Herold)
D
er Betriebszweig Milchziegenhaltung erlebt in BadenWürttemberg erst seit Ende
der 1980er Jahre einen Aufschwung.
Bisher lagen für diesen Sektor aber
nur wenige betriebswirtschaftliche und
produktionstechnische Daten vor. Aus
diesem Grund initiierten der Ziegenzuchtverband Baden-Württemberg e.V.,
die Bioland-Beratung GmbH und die
LEL Schwäbisch Gmünd ein Projekt
zur umfassenden Erhebung von Daten
zur Milchziegenhaltung, um Informationen für eine qualifizierte Beratung der
Erwerbsmilchziegenhalter zu gewinnen.
Milchleistung je Ziege
sehr unterschiedlich
Insgesamt nahmen 18 Betriebe am
Projekt teil, davon elf Ökobetriebe.
Ebenfalls elf Betriebe verarbeiten und
vermarkten ihre Milch selbst, vier liefern ihre Milch an Molkereien ab. Drei
Betriebe befinden sich noch im Aufbau.
Die Milchleistung je Ziege lag zwischen
368 und 758 kg im Jahr, die erzeugte
Milch pro Betrieb zwischen 11.614 und
108.450 kg. Die Flächenausstattung
der einzelnen Betriebe lag zwischen 12
und 63 Hektar, davon 10 bis 34 Hektar
Grünland. Milchziegenbetriebe sind in
30
aller Regel grünlandbetont, Ackerfutter
spielt nur bei wenigen Betrieben eine
Rolle. Die Ergebnisse des Ziegenreports zeigen, dass in der Grundfutterleistung noch deutliche Reserven liegen.
Es gibt Betriebe, die 500 kg Milch aus
Grundfutter erzeugen, bei anderen sind
es weniger als 100 kg Milch je Ziege und
Jahr.
Vollkostenkalkulation
Bei Vollkostenkalkulationen konnte
ein kostendeckender Erlös von durchschnittlich 0,94 Euro je kg Milch brutto bzw. 18,02 Euro je kg Käse errechnet werden. Daraus ergibt sich, dass
ein Milchpreis von mindestens 0,90
bis 1,00 Euro/kg brutto notwendig ist,
um eine annähernd kostendeckende
Ziegenmilchproduktion zu gewährleisten. Die Buchführungsauswertung von
neun Milchziegenbetrieben zeigt einen
Gewinn von durchschnittlich 49.453
Euro je Betrieb – bei hoher Schwankungsbreite. Im Vergleich zu anderen
Betriebsformen erreichen die Ziegenbetriebe eine sehr hohe Flächenverwertung (1.545 Euro Gewinn/ha LF).
Zudem ist ein deutlich geringerer Anteil
der Prämien am Gewinn (30 Prozent)
festzustellen.
Milchziegenhaltung hat Zukunft
Das Fazit des Ziegenreports lautet: Die
Milchziegenhaltung bietet durchaus eine
Einkommensalternative – insbesondere
für kleine und mittlere Betriebe. Sowohl
in der Milch- als auch in der Grundfutterleistung stecken allerdings noch
erhebliche Reserven. Leider ist eine
Vollkostendeckung in den Betrieben
derzeit nicht gegeben, da der am Markt
zu erzielende Erzeugerpreis unter dem
notwendigen kostendeckenden Milchpreis liegt. Staatliche Prämien sind demnach unverzichtbar. Grundfutter- und
Arbeitskosten machen den größten Teil
der Betriebskosten aus. Die Wirtschaftlichkeit wird zudem durch die hohen
Kosten der Kitzaufzucht und deren
schwierige, in der Regel nicht kostendeckende Vermarktung beeinträchtigt. Die
Beratung wird daher an folgenden Punkten ansetzen müssen: Verbesserung der
Grundfutterqualität, effizienteres Fütterungsmanagement im Stall sowie eine
leistungsangepasste Kraftfutterzuteilung.
Landesanstalt für Entwicklung
der Landwirtschaft und der ländlichen
Räume (LEL), Ziegenzuchtverband
Baden-Württemberg e.V.,
Bioland-Beratung GmbH
Agrarforschung
Wie lässt sich die Kirschessigfliege eindämmen?
D
ie Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) wurde im Jahr
2011 erstmalig in Deutschland nachgewiesen. Die Schäden, die
die Weibchen beim Ablegen ihrer Eier
verursachen, konnten erstmals im Jahr
2014 – vor allem im Obstbau – nachgewiesen werden. Rote, weichschalige
Früchte wie beispielsweise Himbeeren, Brombeeren, Kirschen oder auch
Holunder werden bevorzugt zur Eiablage genutzt, aber auch bestimmte
Rebsorten sind mögliche Wirtspflanzen der Kirschessigfliege.
Symposium in Offenburg
Um Wein- und Obstbauern möglichst
gut über den Schädling Kirschessigfliege und den aktuellen Forschungstand
in Ländern, die bereits Erfahrung
mit der Kirschessigfliege haben, zu
informieren, hat das Ministerium
für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg am
20. Februar 2015 in Offenburg ein
internationales Symposium zur Kirschessigfliege ausgerichtet. Das Symposium
wurde vom Ministerium gemeinsam
mit dem Staatlichen Weinbauinstitut
Freiburg (WBI), dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg, der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau
Weinsberg und dem Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee veranstaltet.
Milde Winter und feuchte Sommer
Bereits im Frühjahr 2014 zeichnete sich ab, dass in diesem Jahr mit
einer deutlich höheren Population der
Kirschessigfliege zu rechnen war als
in den vorangegangenen Jahren. Die
Vermutung, dass vor allem der milde
Winter ausschlaggebend gewesen ist
für das frühe und starke Auftreten der
Kirschessigfliege, bestätigte Prof. Dr.
Peter Shearer von der Oregon State
University (USA), der verschiedene
Studien zum Überwinterungsverhalten
der Fliegen durchgeführt hatte. Neben
dem milden Winter standen 2014
erste Früchte für die Eiablage auch
sehr frühzeitig zur Verfügung und das
Fruchtangebot während des weiteren
Jahresverlaufs war immens. Auch der
eher feuchte, nicht allzu warme Sommer 2014 lieferte dem Schädling ideale
Bedingungen, um sich stark vermehren zu können. Einige Rebsorten wurden dabei besonders gerne befallen,
andere Sorten hingegen wurden nur
bei Vorschädigungen der Beerenhaut
mit Eiern belegt. Neben der Sorte ist
auch die Umgebung der Obst- beziehungsweise Rebanlagen von großer
Bedeutung. In Randlagen mit Hecken
oder in Waldnähe ist oftmals ein stärkerer Befall zu beobachten.
Kombination von Bekämpfungsverfahren erforderlich
Der alleinige Einsatz von Insektiziden
ist für eine erfolgreiche Bekämpfung
nicht ausreichend. Vielmehr müssen
direkte und indirekte Bekämpfungsverfahren kombiniert werden. Kirschessigfliegen haben bei guten Bedingungen einen Entwicklungszyklus von
nur 10 bis 14 Tagen. Der Einsatz von
Insektiziden müsste daher sehr oft
erfolgen, was neben einem großen
Aufwand auch die Gefahr der Resistenzbildung in sich birgt. Verschie-
dene Versuche im Weinbau zeigen,
dass Hygienemaßnahmen, wie etwa die
gute Entblätterung der Anlagen sowie
das Niedrighalten der Vegetation im
Unterstockbereich, die Kirschessigfliege eindämmen können. Auch im Obstbau sind das Entfernen und Entsorgen
befallener oder überreifer Früchte aus
der Anlage wichtige Voraussetzungen
für die Eindämmung des Befalls. Die
wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Kirschessigfliege liegen daher
im Bereich der Vorbeugung.
Die im Obstbau bisher wirksamste
Methode, die in Südtirol erfolgreich
betrieben wird, ist das Einnetzen ganzer Anlagen mit engmaschigen Insektenschutznetzen. Auch an alternativen
Verfahren, wie beispielsweise Köderverfahren und Massenfang, wird mit
Hochdruck geforscht. Leider ist es
noch nicht gelungen, Köder zu entwickeln, die die Fliegen von der Frucht
weglocken. Auch die erfolgreiche
Bekämpfung durch natürliche Gegenspieler, wie beispielsweise parasitoide
Schlupfwespen, ist bisher weder in
Europa noch in den USA gelungen.
Staatliches Weinbauinstitut Freiburg (WBI)
Kirschessigfliege (Foto: M. Breuer)
31
31
Agrarforschung
Sommer-Begrünung im Gemüsebau
bis 330 dt ha-1, während Phacelia empfindlich auf vorherrschende Bodenverdichtung reagierte. Die Mischung SZB
100 konnte - bedingt auch durch den
hohen Anteil an Leguminosen – in acht
Wochen Kulturzeit 100 kg N ha-1 für
die Folgekultur bereitstellen.
SZB 100 - eine Mischung mit hohem Leguminosenanteil
I
m intensiven Gemüseanbau ist im
Sommer – aufgrund von Absatzschwierigkeiten – der Anbau einer
neuen Gemüsekultur ökonomisch
nicht attraktiv. Die Flächen bleiben
dann häufig ohne Bewuchs. In dieser
Zeit besteht dann die Gefahr, dass der
Boden austrocknet, an Struktur verliert, von unerwünschten Wildkräutern
erobert wird oder der Erosion ausgesetzt ist. Bei Regen können Nährstoffe
zudem leicht in untere Bodenschichten
oder sogar ins Grundwasser ausgewaschen werden. Um dies zu verhindern,
kam die Idee der Sommer-Begrünung
auf.
Anforderungen an
die Begrünungen
Der Gemüsebau stellt besondere
Anforderungen an die Begrünungen:
Eine gute Wildkrautunterdrückung der
Zwischenfrüchte kann z.B. den Ein-
32
satz von Herbiziden in der Folgekultur
deutlich reduzieren. Die Begrünung
sollte auch frei sein von Arten aus der
Pflanzenfamilie Brassicaceae, damit die
Übertragung unerwünschter Krankheiten vermieden wird.
Verschiedene Zwischenfrüchte
im Test
In einem Projekt zur Umsetzung der
Wasserrahmenrichtlinie, welches das
Ziel verfolgt, die Stickstoffausnutzung
im Gemüsebau zu verbessern, wurden
im Jahr 2013 fünf Begrünungsarten
im gefährdeten Grundwasserkörper
Rhein-Neckar auf ihre Eignung untersucht. Ergebnis: Voraussetzung für
die gute Frischmasse-Entwicklung der
Begrünungen war die Beregnung gleich
nach der Aussaat. Ramtillkraut erzielte
mit 490 dt ha-1 den höchsten Ertrag.
Die Begrünungsmischungen AquaPro,
SZB 100 und SolaRigol schafften 230
Die Stickstoffaufnahme der anderen
Arten lag bei 60 bis 70 kg N ha-1. Die
Bodenbearbeitung vor Aussaat der
Begrünung hatte zwar zunächst einen
Anstieg der Stickstoffgehalte im Boden
auf ein Niveau von 65 bis 75 kg N ha-1
zur Folge. Die Begrünungen konnten
aber innerhalb von acht Wochen den
Stickstoffgehalt im Boden auf unter
20 kg N ha-1 reduzieren. Auf der nicht
begrünten Vergleichsfläche verblieben
dagegen 50 Prozent des Stickstoffs
unterhalb von 30 cm Bodentiefe und
konnten von der Nachfolgekultur nicht
aufgenommen werden. In der Beikrautunterdrückung war Ramtillkraut
aufgrund schneller Jugendentwicklung
und dichtem Bestand am effektivsten.
Auch AquaPro, SZB 100 und SolaRigol zeigten eine wirksame Beikrautunterdrückung, nur bei Phacelia war sie
unbefriedigend.
Gute Aussichten im Gemüsebau für
eine Sommer-Begrünung
Fazit: Die Begrünungen Terralife ‘SolaRigol‘, Terralife ‚AquaPro‘, SZB 100
und Ramtillkraut konnten hinsichtlich
Stickstoffaufnahme, Stickstoff-Entleerung des Bodens und Beikrautunterdrückung überzeugen. Die Ausnahme
bildete Phacelia. Diese BegrünungsMaßnahmen finden mittlerweile hohe
Akzeptanz in der Praxis und werden
auch im Grundwasserkörper RheinNeckar erfolgreich umgesetzt. Eine
Übertragung auf andere Anbaugebiete und gefährdete Grundwasserkörper ist wünschenswert und kann über
die Wasserschutzberatung in BadenWürttemberg umgesetzt werden.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau Heidelberg (LVG)
Agrarforschung
Schweine mögen auch heimisches Eiweiß
F
utterrationen für Schweine bestehen in Süddeutschland zum
überwiegenden Teil aus eigenbetrieblich erzeugtem Getreide, das
als Energielieferant dient. Als Eiweißkomponente wird aber auch in großem
Umfang Sojaschrot eingesetzt. Da der
Bedarf an Eiweiß aus heimischer Produktion bei weitem nicht gedeckt werden
kann, wird dieses Sojaschrot vor allem
aus Nord- und Südamerika importiert.
Dabei handelt es sich vorwiegend um
Sojaschrot, das aus gentechnisch veränderten Pflanzen gewonnen wird. Dieser
Import von Sojaschrot wird vor dem
Hintergrund der Forderung nach einer
nachhaltigen Lebens- und Futtermittelproduktion und aufgrund zunehmender
Bedenken der Verbraucher gegenüber
gentechnisch veränderten Futtermitteln
zunehmend kritisch hinterfragt. Damit
rücken neuerdings heimische Eiweißfuttermittel wieder in den Mittelpunkt
des Interesses.
Ackerbohnen, Erbsen,
Rapsprodukte und Sojabohnen
Derzeit stehen dazu in Baden-Württemberg im wesentlichen Ackerbohnen,
Erbsen sowie Rapsprodukte, andere Ölsaaten und Sojabohnen aus heimischem Anbau zur Verfügung. Im
Vergleich zu importiertem Sojaschrot
haben diese heimischen Futtermittel
jedoch geringere Gehalte an Protein und
an essentiellen Aminosäuren, und auch
die Verdaulichkeit ist geringer. Darüber
hinaus weisen heimische Eiweißfuttermittel sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe
auf, die die Futteraufnahme und die
Verdaulichkeit der Nährstoffe herabsetzen können und damit den Einsatz in
Schweinerationen begrenzen.
Import-Soja durch
heimisches Eiweiß ergänzen
Heimische Eiweißfuttermittel können daher als alleinige Proteinträger
Sojaschrot nicht vollständig ersetzen,
wenn eine bedarfs- und leistungsgerechte Versorgung der Schweine
sichergestellt sein soll. Bei geschick-
Erbse (Foto: S. Michelsburg)
ter Kombination und Ergänzung mit
synthetischen Aminosäuren sind die
heimischen Eiweißfuttermittel dennoch geeignete Komponenten, um den
Einsatz von importiertem Sojaschrot
bei der Fütterung von Schweinen in
gewissem Umfang zu begrenzen.
erbsofit
Im Rahmen der Eiweißinitiative BadenWürttemberg wurde vom Kraichgau
Raiffeisen Zentrum eG (KRZ) das Proteinfuttermittel „erbsofit“ konzipiert,
das aus heimischen Körnerleguminosen besteht (60 Prozent Erbsen / 40
Prozent Sojavollbohnen, getoastet). In
Zusammenarbeit mit dem KRZ wurden
an der LSZ Boxberg Rationen für Mastschweine entwickelt, in denen Sojaschrot
teilweise durch erbsofit ersetzt wird.
6 Prozent Sojaschrot in der Vormast und
5 Prozent in der Endmast wurden
jeweils durch 10 Prozent erbsofit ersetzt.
Insgesamt 250 Mastschweine erhielten
in Boxberg dieses Futter. Die Tiere wurden anschließend im eigenen Schlachthaus geschlachtet und die Mast- und
Schlachtleistung sowie die Fleischqualität der beiden Fütterungsvarianten verglichen. Dabei zeigte sich: Der Einsatz
von erbsofit hat keinen negativen Einfluss auf die Mast- und Schlachtleistung
und die Fleischqualität. Derzeit werden
deshalb – zusammen mit dem KRZ
und weiteren Beteiligten - weitere Proteinergänzer konzipiert, die Sojaschrot
in größerem Umfang ersetzen sollen.
Dazu werden mehrere heimische Proteinfuttermittel kombiniert und mit synthetischen Aminosäuren ergänzt. Die
Versuche sind bereits angelaufen. Erste
Ergebnisse werden im Laufe des Jahres
2015 erwartet.
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
(LSZ)
33
33
Agrarforschung
Bekämpfung von Phytoplasmakrankheiten
Reiserschnittbäume. Obwohl keine
resistenten Edelsorten zur Verfügung
stehen, kann die Verwendung solcher
resistenter Unterlagen den Phytoplasmenbefall des Obstbaumes dennoch
vermindern. Das geschieht auf folgende
Weise: Infolge der besonderen Schaderregerbiologie können Phytoplasmen
den Winter nur in der Unterlage bzw.
Wurzel überdauern. Von dort aus findet im Frühjahr eine Neubesiedlung der
oberirdischen Pflanzenteile statt. Bei
einem hohen Resistenzgrad der Unterlage kann dieser Prozess jedoch gehemmt
bzw. stark verzögert werden, so dass
eine deutliche Minderung der Schadwirkung zu erwarten ist.
Rotverfärbung durch Birnenverfall (Foto: M. Petruschke)
D
ie Obstbestände Süd- und
Südwestdeutschlands
sind
zunehmend durch Phytoplasmen (bakterienähnliche Schaderreger)
gefährdet – zum Beispiel der Apfelanbau durch die Apfeltriebsucht und der
Birnenanbau durch den Birnenverfall.
Betroffen ist vor allem der Streuobstbau, aber auch Erwerbsobstanlagen,
Baumschulen sowie Reiserschnittgärten sind bereits befallen. Bei letzteren
kommt erschwerend hinzu, dass die
Phytoplasmen Schaderreger als sogenannte „Quarantäneschadorganismen“
eingestuft sind, was besondere pflanzenschutzrechtliche
Anforderungen
für den Vertrieb von Anbau- und Vermehrungsmaterial mit sich bringt. Viele
Streuobstsorten reagieren mit Ertragseinbußen und Kleinfrüchtigkeit, Birnenbäume auch mit Absterben.
Eingeschränkte
Bekämpfungsmöglichkeiten
Phytoplasmen sind nicht direkt durch
Pflanzenschutzmittel bekämpfbar. Die
34
Bekämpfung ihrer Überträger (verschiedene Blattsaugerarten) mit chemischen Mitteln ist im Streuobstanbau
ebenfalls keine realistische Option.
Auch in Reiserschnittgärten können die
Blattsauger mit den verfügbaren Pflanzenschutzmitteln nur eingeschränkt
bekämpft werden. Die Verwendung
von zertifiziertem, gesundem Anbauund Vermehrungsmaterial ist zwar eine
wichtige prophylaktische Maßnahme
beim Aufbau von Obstanlagen. Dies
alleine ist jedoch nicht ausreichend, um
die Bestände längerfristig gesund und
ertragreich zu halten, da jederzeit Infektionen hineingetragen werden können.
Nutzung von Resistenzen
Was also tun? In langjährigen Untersuchungen des Julius Kühn-Instituts
wurden verschiedene Selektionen bzw.
Wildformen gefunden, die nur eine
sehr geringe Anfälligkeit bezüglich Phytoplasmen aufweisen. Aufgrund ihrer
Wuchsstärke eignen sich diese jedoch
nur als Unterlagen für Streuobst- und
Besenwuchs beim Apfel
(Foto: M. Petruschke)
Im Rahmen eines vom Ministerium für
Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unterstützten Kooperationsprojektes des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg mit dem
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee und der Reiserschnittgarten BadenWürttemberg GmbH & Co. KG wird
derzeit untersucht, wie sich bestimmte
resistente Selektionen als Unterlagen in
Kombination mit verschiedenen Edelsorten für die Anbaupraxis eignen. Erste
Ergebnisse werden für 2016 erwartet.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
Agrarforschung
Genomische Zuchtwertschätzung – ein Beitrag zur
Erhaltung reiner Schweinerassen
E
ine umfassende Leistungsprüfung ist Voraussetzung für eine
korrekte und aussagestarke
Zuchtwertschätzung. Bei der Schweinerasse Piétrain wird dies durch eine Kombination von Nachkommenprüfung auf
Station und im Feld erreicht. Die Datenerhebung im Feld erfolgt beim Schweinezuchtverband Baden-Württemberg.
Die Auswertung, also die Zuchtwertschätzung, ist Aufgabe des Bildungsund Wissenszentrums Schweinehaltung
und Schweinezucht in Boxberg.
Die Prüfung der Reinzuchttiere hat
zum Ziel, die optimalen Elterntiere
für die Weiterentwicklung der Rasse
Piétrain zu finden. Die Prüftiere stammen von Herdbuchzuchtbetrieben, die
Prüfung wird an den Stationen Boxberg, Haus Düsse, Quakenbrück und
Futterkamp durchgeführt. Auf diesen
Stationen werden Daten der Mast- und
Schlachtleistung und der Fleischqualität detailliert ermittelt.
Zwei Formen der Zuchtwertschätzung
Die Zuchtwertschätzung für die Piétrain ist eine so genannte „genomische
Zuchtwertschätzung“, da nicht nur die
Daten der Leistungsprüfungen auf
Station und im Feld, sondern auch die
Genotypisierungsergebnisse verwendet
werden. Genotypisierung heißt: Das
Erbmaterial wird an vielen charakteristischen, über die gesamte Erbsubstanz
verteilten Stellen untersucht. Für die
Auswertung dieser Ergebnisse müssen
zuerst Tiere mit einem sicher geschätzten BLUP-Zuchtwert (Beste Lineare
Unverzerrte Vorhersage; Schätzung)
untersucht werden, damit zwischen
dem Genotyp und dem Zuchtwert eine
Beziehung hergestellt werden kann. Im
Anschluss kann die ermittelte Relation
auf den Genotyp junger Tiere übertragen werden. Auf diese Weise kann
ein sichererer geschätzter Zuchtwert
erreicht werden, als dies bei der bloßen
BLUP-Zuchtwertschätzung der Fall ist.
Bei der bloßen BLUP-Zuchtwertschätzung wird der Zuchtwert eines Tieres
ohne Eigen- und Nachkommenleistung als arithmetisches Mittel der
Elternzuchtwerte gebildet. Dies führt
dazu, dass Vollgeschwister denselben
Zuchtwert erhalten, ohne dass die
Unterschiede bei der Vererbung zwischen den Geschwistern berücksichtigt
werden können.
Vorgehensweise
Bei der Umsetzung der genomischen
Zuchtwertschätzung werden zuerst
vorhandene Leistungsdaten zusammengeführt und dann für die einzelnen
Merkmale naturale BLUP-Zuchtwerte
berechnet. Nach der BLUP-Zuchtwertschätzung folgt anschließend die
Auswertung der Genotypisierungsdaten. Genotypisierungsergebnisse liegen mittlerweile für ca. 3.200 Jungtiere
vor - überwiegend Eber. Im Gegensatz
zur BLUP-Zuchtwertschätzung, bei
der jedes Leistungsdatum die Zuchtwerte aller Verwandten des Leistungstiers beeinflusst, hat das Genotypisierungsergebnis Einfluss auf den
genomischen Zuchtwert jedes betroffenen Tieres. Das Ergebnis dieses
Verarbeitungsschrittes ist der Direkte
genomische Wert (DGV). Abschließend werden der BLUP-Zuchtwert
und der direkte genomische Wert dann
zum genomisch optimierten Zuchtwert (gZW) zusammengeführt.
Vorteil der genomischen
Zuchtwertschätzung
Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung sind für Zuchtprogramme
der Züchtervereinigungen von elementarer Bedeutung. Der Vorteil der
genomischen
Zuchtwertschätzung
liegt in erster Linie darin, dass zum
Zeitpunkt der Entscheidung über den
Zuchteinsatz eines Tiers ein sicherer
Zuchtwert vorliegt. Die Zuchtauswahl wird somit auf eine verlässlichere
Basis gestellt. Die rasche Umsetzung
der wissenschaftlichen Erkenntnisse
in die Routinearbeit des Bildungsund Wissenszentrums Boxberg bildet
somit die Grundlage für eine neutrale,
objektiv ermittelte Information über
die Merkmalsausprägung von reinen
Schweinerassen.
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
(LSZ)
Schweinerasse Piétrain
35
35
Agrarforschung
Sorten molekularbiologisch unterscheiden
Ansetzen von PCR-Reaktionen im molekularbiologischen Labor (Foto: W. Wagner)
D
ie Vielfalt an heimischem
Obst, Gemüse und Getreide
ist ein wertvolles Gut. Diese
Vielfalt ist nicht nur Folge natürlicher
Selektion. Dahinter steckt auch eine
langjährige, akribische, züchterische
Arbeit. Bei manchen Kulturarten ist es
jedoch selbst für Fachleute schwer, einzelne Sorten zu identifizieren, weil es oft
nur geringe, manchmal auch gar keine
optische Unterschiede zu anderen Sorten gibt. Für die Landwirtschaft ist eine
eindeutige Sortenbestimmung jedoch
von zentraler Bedeutung, denn die
Eigenschaften bestimmter Sorten entscheiden darüber, ob sie für den Anbau
in einer bestimmten Region geeignet
sind, welchen Ertrag sie erbringen, über
welche Resistenzen sie verfügen, wann
der richtige Erntezeitpunkt ist und mit
welchem Geschmack zu rechnen ist.
Wenn sich Sorten äußerlich nicht unterscheiden lassen, hilft der genetische Fingerabdruck. Die molekularbiologische
Methode erkennt Erbinformationen
der DNA, die sich von Sorte zu Sorte
geringfügig unterscheiden. Mit dieser
Technik lassen sich Sorten eindeutig
identifizieren. Das Landwirtschaftliche
Technologiezentrum Augustenberg verfügt inzwischen über reichlich Erfahrungen und technische Möglichkeiten
36
zur molekularbiologischen Sortenbestimmung: Die zentralen Werkzeuge im
Labor sind die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) und deren Abwandlungen.
Sie dienen der Analyse von sogenannten
Mikrosatelliten.
Vom Sortenpass zum molekularbiologischen Steckbrief
Erste molekularbiologische Untersuchungen zur Sortenbestimmung führte
das LTZ Augustenberg bei Topinambur durch. Diese mit der Sonnenblume verwandte Pflanze wird seit dem
17. Jahrhundert in Deutschland angebaut
und weist ein breites Nutzungsspektrum auf: als Lebens- oder Futtermittel,
als Festbrennstoff oder als Grundsubstanz zur Herstellung von Branntwein
oder Biogas. Seit 1994 kultiviert das
LTZ Augustenberg 24 TopinamburSorten, deren unterschiedliche Eigenschaften in Sortenpässen beschrieben
wurden. Neuerdings werden die Sortenpässe durch molekularbiologische
Steckbriefe ergänzt, die für jede Sorte
das charakteristische DNA-Profil festhalten. Dieses Profil ist insbesondere in
den Fällen wertvoll, in denen eine zweifelsfreie Sortenbestimmung mit herkömmlichen Methoden nicht möglich
ist. Der Umstand, dass bei der Sortenbestimmung alle Pflanzenteile und jedes
Entwicklungsstadium
herangezogen
werden kann, ist ein weiterer Vorteil der
molekularbiologischen Methode.
Zweifelsfreie Sortenbestimmung
bei Mais
Ein Beispiel: Das LTZ Augustenberg
überprüft seit langem bei Mais die Sortenechtheit, die Homogenität und die
Hybridqualität des Saatgutes. Dies erfolgt
auf biochemischem Wege mittels Proteinanalytik. Einige Sorten können allerdings auch hier nur im Anbau oder eben
molekularbiologisch unterschieden werden. 43 Maissorten wurden deshalb mit
der PCR-Methode untersucht und können nun zweifelsfrei identifiziert werden.
Eine Methode mit Zukunft
Mit der PCR-Methode hat das LTZ
Augustenberg ein Sortenidentifizierungssystem etabliert, das im Bedarfsfall
auf neue Varietäten innerhalb einer Kulturart angepasst werden kann. Auch die
Sortendifferenzierung bei Sojabohnen
und verschiedenen Getreidearten wäre
damit möglich. Dem LTZ Augustenberg steht somit eine Untersuchungsmethode zur Verfügung, die für viele
Fragestellungen geeignet ist.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
Kurzmeldungen
Informationsportal
„Bio aus Baden-Württemberg“
Tabletnutzer auf „Bio aus Baden-Württemberg“
Seit dem Sommer 2014 können sich
Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Erzeugerinnen und Erzeuger online über den Ökologischen Landbau
Baden-Württembergs informieren. Das
Portal www.bio-aus-bw.de wurde an der
LEL Schwäbisch Gmünd entwickelt.
Ziel des Portals ist es, das Informationsangebot zum Ökolandbau in BadenWürttemberg zu bündeln. Gleichzeitig
können sich Interessierte über die Aktivitäten der Landesregierung und den
Aktionsplan Bio aus Baden-Württemberg informieren. Das Portal greift zentrale Themen rund um den Ökolandbau
in Baden-Württemberg auf:
- Was kennzeichnet den
ökologischen Landbau?
- Welche Förderung gibt es?
- Was bedeuten die verschiedenen
Biosiegel?
Das Portal erläutert auf leicht
verständliche Weise die Hintergründe und Zusammenhänge der ökologischen Produktionsweise. Über Verlinkungen gelangt man zu weiteren
fachspezifischen Angeboten im Infodienst und auf die Webseiten der landwirtschaftlichen Landesanstalten in
Baden-Württemberg. Neuerdings gibt
es auch eine Veranstaltungsübersicht
und aktuelle Bio-Meldungen aus Baden-Württemberg. Das Portal ist unter
www.bio-aus-bw.de abrufbar.
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Wildschweine senden SMS
Jagdliche Einschränkungen in Schutzgebieten können beim Schwarzwild
immer wieder zu Konflikten führen:
Die für Wildschäden ersatzpflichtigen
Jäger befürchten, dass sich die Tiere
einer effektiven Bestandsregulierung
entziehen könnten. Die Landwirtschaft
wiederum befürchtet eine Zunahme der Schwarzwildschäden im Umfeld von Schutzgebieten. Das Projekt
„Schwarzwildproblematik im Umfeld
von Schutzgebieten“, das von der Wildforschungsstelle des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg
(LAZBW) in Aulendorf durchgeführt
wird, soll helfen, diese Konflikte zu lösen. Projektpartner sind die Universität
Freiburg, die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets (BG) Schwäbische Alb,
die Forstämter Ravensburg und Reutlingen sowie der Bundesforst.
Besenderte Bache
In drei Untersuchungsgebieten mit
unterschiedlichem jagdlichem Management (Altdorfer Wald, BG Schwäbische
Alb und NSG Wurzacher Ried) wurden
über 50 Wildschweine mit GPS-GSMSatelliten-Halsbandsendern ausgestattet. Die Sender erfassen 36 mal am Tag
den Standort der Tiere und senden die
Koordinaten per SMS an den Rechner
der Wildforschungsstelle. Ziel ist es,
das Raum-Zeit-Verhalten der Tiere genau zu untersuchen, um daraus Rückschlüsse für die landwirtschaftliche
Nutzung und für die Jagdstrategie ziehen zu können.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
Halbtrockenrasen mulchen
und wenig düngen
Kalkmagerrasen haben eine herausragende Bedeutung für die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren und stehen deshalb unter Naturschutz. Das
LAZBW Aulendorf untersucht daher
seit 31 Jahren in einem Langzeitprojekt,
erstens, wie sich Mulchen im Vergleich
zu Mähen, und zweitens, wie sich unterschiedliche Düngermengen auf den
Halbtrockenrasen
Artenreichtum eines Kalkmagerrasens
auf der Schwäbischen Alb auswirken.
Es zeigte sich, dass alle geprüften Varianten im Zeitverlauf hinsichtlich ihrer Vegetationszusammensetzung einer
gewissen Dynamik unterworfen waren.
Mulchen führte zu einem Bestand, der
der ungedüngten Variante sehr ähnlich
ist. Beide Varianten scheinen am besten zur Erhaltung von Orchideen und
Enzianen geeignet. Die Artenvielfalt
insgesamt und die Vielfalt der für diesen Lebensraum typischen Arten wurden jedoch am besten in den Parzellen
mit geringer Phosphor/Kalium- bzw.
Stickstoff/Phosphor/Kalium-Düngung (10/16 bzw. 10/10/16 kg/ha/a)
erhalten.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
Asiatische Hornisse und
Bläulingszikade im Vormarsch
Im September 2014 wurde in Waghäusel bei Karlsruhe erstmals in Deutschland die Asiatische Hornisse Vespa velutina entdeckt. Sie ist etwa 2 cm groß,
sehr dunkel, gelbbeinig und baut große,
runde Nester in Baumkronen. Die Einschleppung nach Europa erfolgte 2004
über Bordeaux/Frankreich. Seitdem hat
Bläulingszikade
sie sich schneller als erwartet ausgebreitet. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), das
unter anderem für die Forschung an
Quarantäne-Schadorganismen zuständig ist, untersucht die Genetik der Asi-
37
37
Kurzmeldungen
atischen Hornisse, um sie mit den französischen Populationen zu vergleichen.
Die Risikobewertung der Asiatischen
Hornisse fällt international noch sehr
unterschiedlich aus. Die Bewertungen
reichen von „harmlos“ bis hin zu einem
„potenziellen Bienenschädling“. Auch
die Bläulingszikade Metcalfa pruinosa ist in Baden-Württemberg und in
Rheinland-Pfalz von vier Befallsstellen
bekannt. Das LTZ Augustenberg hat
mittlerweile 66 Wirtspflanzen aus 38 Familien von Kräutern und Gehölzen dokumentiert, was auf ein großes Schadpotenzial dieses neuen invasiven Tieres
hindeutet. Zum Glück wurde auch eine
spezielle Zikadenschlupfwespe nachgewiesen, die in Europa bereits als natürlicher Gegenspieler der Bläulingszikade
eingesetzt wurde. Derzeit werden deshalb Möglichkeiten einer integrierten
biologischen Bekämpfung der eingeschleppten Bäulingszikade geprüft.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
Schafreport 2014
Die Zahl der schafhaltenden Betriebe
in Baden-Württemberg geht seit Jahren
kontinuierlich zurück. Der Erhalt einer
ausreichend großen Zahl an Schäfereien ist jedoch sehr wichtig, insbesondere für die Nutzung der vielen extensiven Grünlandflächen im Land. Die
Hüteschafhaltung ist unverzichtbar für
die Kulturlandschaftspflege.
Die LEL Schwäbisch Gmünd hat
deshalb gemeinsam mit dem Landes-
schafzuchtverband und dem Beratungsbüro Dr. Wagner & Partner
30 Haupterwerbsschäfereien in BadenWürttemberg auf ihre ökonomischen
und produktionstechnischen Ergebnisse hin untersucht. Die untersuchten
Betriebe halten im Durchschnitt
722 Mutterschafe und bewirtschaften
38
224 Hektar Land, davon weit überwiegend extensiv bewirtschaftetes Grünland. Die Auswertung der Vollkosten
erbrachte nur in wenigen Betrieben
eine Deckung der Produktionskosten.
Es zeigte sich, dass für eine wirtschaftliche Schafhaltung die staatlichen Ausgleichsleistungen, die im Rahmen von
Flächenprämien und Agrarumweltmaßnahmen an die Schäfereien ausgezahlt werden, überaus wichtig sind. Die
ausgewerteten Daten sind im Schafreport 2014 zusammengefasst.
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Schulung zur Verbesserung
des Tierwohls
Am Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg werden regelmäßig Sachkundeschulungen zu Fragen des guten
Stallklimas und der Tränkewasserversorgung in der Schweinehaltung durchgeführt. Diese Sachkundeschulung
wird vor allem für Personen angeboten, die sich bei der Trägergesellschaft
„Initiative Tierwohl“ als sachkundiges
Personal (Stallklimaexperten) registrieren lassen wollen. Das Bildungs- und
Wissenszentrum Boxberg ist eine von
mehreren eingetragenen Schulungseinrichtungen, die eine solche Ausbildung
zum Stallklimaexperten durchführen
kann. In der Schulung wird fachliches
Wissen über die Grundlagen der Lüftungstechnik, die Handhabung von
Lüftungscomputern sowie NotfallAlarmierungsvorkehrungen vermittelt
und praktisch angewandt. Außerdem
werden unterschiedliche Wasserleitungssysteme, Tränke-Techniken sowie
die korrekte Wasserprobenentnahme
vorgestellt. Die Teilnehmer erhalten
am Ende der Schulung ein Zertifikat,
das ihnen die erworbenen Fachkenntnisse und Fertigkeiten bescheinigt.
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
(LSZ)
Prickelnder a-Apfelsecco
Am Staatsweingut Weinsberg konnte
durch intensive Zusammenarbeit der
Fachbereiche Obstbau, Frucht- und
Brennereitechnologie,
Kellerwirt-
schaft und Marketing ein neuartiges,
hoch innovatives Produkt entwickelt
werden. Verschiedene Apfelsorten
wurden verarbeitet und sortenrein
zu Apfel-Fruchtweinen veredelt. Die
alkoholische Gärung wurde dabei
entsprechend den Anforderungen
der modernen Weißweinbereitung
durchgeführt. Durch Mostvorklärung und gezügelte Gärführung mit
anschließendem Feinhefelager
entstanden feingliedrige Apfel-Fruchtweine mit ausgeprägtem Sortencharakter. Aus
den Apfelsorten Topaz, Rubinette, Gold Rush, Golden
Delicious und Bittenfelder
wurden edle und fein abgestimmte Cuvee zusammengestellt. Die Eigenschaften der Apfelsorten
ergänzen sich hervorragend. a-Apfelsecco regt
an und ist sehr erfrischend
- ideal geeignet als Aperitif und Essensbegleiter zu
leichten Gerichten.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
Gemeinsame Lernplattform
im Milchsektor
2014 haben sich das Berufliche Schulzentrum Wangen, das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg
– Milchwirtschaft Wangen und die
milchverarbeitenden Ausbildungsbetriebe das Ziel gesetzt, eine gemeinsame
Kommunikations- und Lernplattform
aufzubauen. Für die beiden Ausbildungsberufe „Milchwirtschaftliche/r
Laborant/in“ und „Milchtechnologe/in“ sollte eine Plattform geschaffen werden, in der die Kommunikation der drei
Akteure gebündelt und ein Lernangebot
eingerichtet wird, das die einzelnen Aus-
Kurzmeldungen
bildungsabschnitte
(Blockunterricht)
von Berufsschule und überbetrieblicher
Lehrwerkstätte in Wangen verbindet.
Als Lernplattform wurde das so genannte
OpenOLAT
ausgewählt,
welches verschiedene Formen von webbasiertem Lernen, Lehren und Moderieren unterstützt. Der Produktname
OLAT steht für Online Learning And
Training – OpenOLAT. Es wird seit
2006 vom SpinOff-Unternehmen frentix entwickelt und basiert auf einem
Studienprojekt der Universität Zürich.
Unterstützt wird das Vorhaben von der
Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau (LVG) Heidelberg. Die
LVG Heidelberg befasst sich schon seit
2002 sehr erfolgreich mit dem Thema
E-learning und OpenOLAT und erhielt
dafür 2014 den E-learning Award. An
einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung im März 2015 konnten sich die
Lehrkräfte des Beruflichen Schulzentrums Wangen und des LAZBW über
die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
der Lernplattform informieren. Holger
Strunk von der LVG Heidelberg stellte verschiedene Lernanwendungen vor
und erläuterte die technischen Details
von OpenOLAT. Im zweiten Teil der
Veranstaltung durften die Lehrkräfte
Kursbausteine, Tests und Aufgaben am
Rechner selbst erstellen. Die Lernplattform wird voraussichtlich mit Beginn
des neuen Ausbildungsjahrs 2015/2016
online gehen.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
500 Jahre Gestüt Marbach
Das Haupt- und Landgestüt Marbach
feierte 2014 sein 500-jähriges Jubiläum.
Höhepunkte waren ein großes Festwochenende mit offiziellem Festakt und
Tag der offenen Tür sowie die Konzertveranstaltung Marbach Classics Open
Air. Zum offiziellen Festakt empfing
das Gestüt Ministerpräsident Winfried
Kretschmann und Landwirtschaftsminister Alexander Bonde, die in ihren
Ansprachen die Bedeutung des Gestüts
herausstellten. Zum Tag der offenen
Tür kamen über 20.000 Besucher auf
die drei Gestütshöfe. Die Besucher bekamen Einblicke in die Arbeit des Ge-
stüts und vielseitige Programmpunkte
geboten, wie etwa die Schauprogramme
mit der Quadrille der deutschen Landgestüte in Marbach oder die Kutschfahrten in St. Johann.
Auch die Konzertveranstaltung Marbach Classics Open Air war im Jubiläumsjahr ein ganz besonderes Ereignis:
An zwei Veranstaltungsabenden bot
die Arena Platz für 6.000 Zuschauer
unter freiem Himmel. Über 80 Pferde
aus zwölf Nationalgestüten und acht
Ländern präsentierten zu Klängen der
Württembergischen Philharmonie Reutlingen die klassische Reit- und Fahrkultur und eine Vielzahl von Pferderassen
der europäischen Staatsgestüte.
2014 gaben noch viele weitere Veranstaltungen Gelegenheit, die 500-jährige
Gestütsgeschichte zu beleuchten: Die
Internationale Marbacher Vielseitigkeit,
die Kinderuni in der Marbacher Reithalle, das Bundesjungzüchterfestival,
das Blasmusikfest, der Herbstgold-Auftakt und das Kartoffelfest in St. Johann
lockten viele kleine und große Besucher
ins älteste staatliche Gestüt Deutschlands. Und auch außerhalb der historischen Mauern präsentierten die „Marbacher“ mit ihren Pferden die große
Tradition, die in Marbach gepflegt und
erhalten wird: Bei der Messe Pferd Bodensee, beim Mannheimer Maimarkt,
beim Sinsheimer Fohlenmarkt, bei der
Messe Eurocheval in Offenburg, beim
Bundespferdefestival in Ellwangen und
schließlich, als krönenden Abschluss
des Jubiläumsjahres, beim Landwirtschaftlichen Hauptfest in Stuttgart.
Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)
Gestüt Marbach auf
dem Rad erkunden
Pünktlich zum Jubiläumsjahr 2014
wurde der Gestütsradweg des Hauptund Landgestüts Marbach fertiggestellt. Der Radweg wurde mit den
bestehenden Radwegen im Landkreis
Reutlingen verbunden und führt im
Herzen des Biosphärengebiets Schwäbischen Alb an den drei historischen
Gestütshöfen und den vier Vorwerken des Gestüts Marbach entlang. Der
neue Radweg wurde auf Antrag der
Gemeinde Gomadingen mit Unterstützung des Biosphärengebiets und „Mythos Schwäbische Alb“ unter Leitung
des Haupt- und Landgestüts Marbach
umgesetzt. Entlang der 60 km langen
Route informieren Übersichts- und
Thementafeln über das älteste staatliche Gestüt Deutschlands, über Naturschutzthemen wie Flora und Fauna auf
Pferdeweiden und über andere Besonderheiten. Der Gestütsradweg wurde
anlässlich der 500-Jahr-Feierlichkeiten
im Mai 2014 von Vertretern der kommunalen Politik und des Haupt- und
Landgestüts Marbach eröffnet.
Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)
Gerüttelt, nicht gespritzt
Nur die wenigsten Blumenliebhaber
wissen wohl, dass ihre Petunie oder
ihr Weihnachtsstern mit Wuchshemmstoffen behandelt wurden. Grund der
Behandlung: Erzeuger, Handel und
auch Kunden wünschen möglichst
kompakte Pflanzen. Doch es geht
auch anders, wie das Forschungsprojekt „Thigmo“ – eine Kooperation
zwischen der LVG Heidelberg und der
Universität Hohenheim – auf der Internationalen Grünen Woche im Januar
2015 in Berlin zeigte. Die Behandlung
erfolgt hierbei nicht durch Spritzen
von Wuchshemmstoffen, sondern per
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Kurzmeldungen
Luftstrom. „Der Luftstrom tut den
Pflanzen gut – sie reagieren, indem
sie den Abstand zwischen den Blättern verkürzen und stabiler wachsen“,
erklärt Yasemin Tasdemir von der
Universität Hohenheim. Je starrer die
Pflanzen sind, desto stärker muss der
Luftstrom sein, 80 bis 120 Mal pro Tag
setzen sich die Düsen des Luftwagens
in Bewegung. Das System hat denselben Effekt wie die chemische Behandlung, ist aber wesentlich umweltfreundlicher und zudem für den biologischen
Pflanzenbau geeignet.
Woher kam die Idee? Man hat einfach
der Natur auf die Finger geschaut.
In windigen Lagen sind die Pflanzen
schließlich auch viel kompakter. Das
Projekt wird gefördert durch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau
und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Gartenbau Heidelberg (LVG)
Mehr als nur Wetterdaten
Die Agrarmeteorologie Baden-Württemberg, die vom Landwirtschaftlichen
Technologiezentrum Augustenberg koordiniert wird, hat ihren Internetauftritt
neu gestaltet. Unter www.wetter-bw.de
stehen Wetterdaten und wichtige In-
formationen zur Pflanzenproduktion
für Landwirtschaft, Garten-, Obst- und
Weinbau sowie für alle Wetterinteressierten zur Verfügung. Das bisherige
Angebot wurde um landesweite Wettervorhersagen und Wetterwarnungen
für die über 100 Wetterstationen im
Netz erweitert. Hinzugekommen sind
auch historische und aktuelle Daten von
mehr als 50 Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes, die regional einen
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Blick auf die Klimaentwicklung der letzten Jahrzehnte ermöglichen. Beratung
und Praxis finden damit ein vielseitiges
Angebot mit direktem Zugriff auf Prognosemodelle für die einzelnen Kulturgruppen. Ebenfalls neu sind spezielle
Informationen für Imkerinnen und Imker, wie z. B. das „Varroawetter“. Damit ist www.wetter-bw.de ein wichtiger
Baustein im integrierten Pflanzenschutz
und für den sachgerechten Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
„Clickern“ im Weinbauinstitut
Im Rahmen der Weiterbildung des
Kellerpersonals veranstaltet das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg (WBI)
alljährlich Seminare zum Thema „Kellerwirtschaft und Sensorik“. Die Palette reicht dabei von oenologischen und
mikrobiologischen Themen bis hin zu
jahrgangsspezifischen Fragen und aktuellen Weinstilen. Didaktisches Mittel
sind die von der WBI-Versuchskellerei
zu jedem Thema eigens ausgebauten
Wein-Varianten.
Aufgabe der Seminarteilnehmer ist es,
die einzelnen Wein-Varianten in eine
bewertende Rangfolge zu bringen.
Neuerdings werden die individuellen
Voten dieser Rangordnungsprüfungen
mittels elektronischer Abstimmgeräte
(„Clicker“) erfasst, automatisch verrechnet und mittels PowerPoint unmittelbar nach der Verkostung graphisch
sichtbar gemacht. Die Vorteile dieser
interaktiven Abstimmgeräte liegen auf
der Hand: Die Teilnehmer werden ak-
„Clicker“ erfassen die Voten
tiv einbezogen, sie erhalten in Echtzeit
ein Feedback und für die Veranstalter
entfällt das nachträgliche Erfassen von
mehreren hundert Verkostungslisten.
Staatliches Weinbauinstitut (WBI Freiburg)
Fortbildungskatalog
für Beratungskräfte
Die landwirtschaftlichen Landesanstalten
haben ein neues Kapitel in der Unterstützung der Beratung in Baden-Württemberg aufgeschlagen. Der gemeinsame
Fortbildungskatalog für Beratungskräfte
2015, der unter Federführung der LEL
entstanden ist, spricht erstmals alle Beratungskräfte im Agrarbereich an. Den
Impuls dazu gab die Neuausrichtung
der Beratungsförderung. Künftig müssen geförderte Beratungskräfte eine regelmäßige Fortbildung nachweisen. Der
neue Katalog enthält deshalb neben vielfältigen fachlichen Fortbildungen auch
die verpflichtenden methodischen und
fachrechtlichen Qualifizierungen. Die
meisten Fortbildungen sprechen sowohl
externe Berater als auch die Offizialberatung an. Download des Fortbildungskatalogs unter www.fortbildung.lel-bw.de.
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Dem Chlorat auf der Spur
2014 wurden vom Chemischen und
Veterinäruntersuchungsamt (CVUA)
Stuttgart verschiedene Lebensmittel
pflanzlichen Ursprungs in- und ausländischer Herkunft einem ChloratMonitoring unterzogen. Chlorate sind
Salze der Chlorsäure, die beispielsweise
in chloriertem Wasser enthalten sind.
In ca. 25 Prozent der Proben fand
das CVUA Chlorat-Rückstände. Um
die Ursachen und Eintrittswege der
Chlorat-Rückstände zu ergründen, hat
das LTZ Augustenberg sowohl eine
Vor-Ort-Fundaufklärung in einzelnen Betrieben als auch einen eigenen
Versuch im Forschungsgewächshaus
an Salat und Basilikum durchgeführt.
Dabei wurden verschiedene Substrate
sowie Gießwasser mit verschiedenen
Chlorat-Konzentrationen verwendet.
Kurzmeldungen
Aussagen darüber, ob Proben gentechnisch veränderte Bakterien enthalten
und ob diese noch lebensfähig sind.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
Chlorosen an einem Basilikumblatt
Es zeigte sich dabei, dass das Chlorat
nahezu vollständig von der Pflanze
aufgenommen und nicht im Boden
angereichert wurde. Pflanzen, die mit
hoch chlorathaltigem Wasser gegossen
wurden, zeigten dagegen Chlorosen
und andere Schädigungen. Als mögliche Eintragspfade in Gemüsekulturen
wurden Düngemittel, Produktionswasser, belastete Jungpflanzen und Desinfektionsanlagen identifiziert. Eine unsachgemäße Anwendung von Chlorat
als Pflanzenschutzmittelwirkstoff wurde jedoch in keinem Fall nachgewiesen.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
Vitamin B 2 als Zusatzstoff
für Futtermittel
Vitamin B 2 wird in Fermentern mit
Hilfe von Bakterien gewonnen, die gentechnisch so verändert sind, dass sie
vermehrt Vitamin B 2 produzieren. Als
Zusatzstoff für Futtermittel darf das so
gewonnene Vitamin B 2 allerdings keine
Bakterien oder deren DNA mehr enthalten. Die Erzeugung von Vitamin B 2 ist
daher bislang sehr aufwändig. Mitte des
Jahres 2014 bekam das LTZ Augustenberg im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle den Auftrag, Proben des
Zusatzstoffes Vitamin B 2 auf gentechnisch veränderte Organismen zu untersuchen. Das LTZ entwickelte dazu eine
neue Methode, in der mikrobiologische
und molekularbiologischen Untersuchungsmethoden gekoppelt werden.
Die neue Methode erlaubt jetzt konkrete
Erhöhte Vitamin B 2-Produktion färbt das
Nährmedium gelb
Internationale und heimische
Rebsorten im Vergleich
Die LVWO Weinsberg hat bereits 2008
ein Rebensortiment mit international
bekannten Rebsorten angepflanzt. Die
LVWO geht seitdem zwei Fragen nach:
Welchen Einfluss hat der Klimawandel
auf unsere traditionellen Rebsorten? Und
wie steht es um die Wettbewerbsfähigkeit
internationaler Rebsorten in Württemberg? In diesem Zusammenhang wird
auch eine neue Generation von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PIWI) getestet. Am Weinsberger Schemelsberg
Nebbiolo
werden die klassische Rebsorte Lemberger und die neuen Rebsorten Cabernet
Cubin sowie PIWI-Rebsorten mit den
internationalen Rebsorten Syrah, Tempranillo, Malbec, Nebbiolo, Sangiovese
und Pinotage untersucht und verglichen.
Alle Rebsorten werden in einem der
wirtschaftlichen Praxis entsprechenden
Flächenumfang angebaut, um Aussagen
zur strategischen Rebsortenentwicklung
treffen zu können. Mit ersten Ergebnissen wird noch im Jahr 2015 gerechnet.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
Wellness im Schweinestall
Am Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg wird derzeit zur Verbesserung
des Tierwohls der Einsatz von verschiedenen organischen Beschäftigungsmaterialien bzw. Einstreu für Schweine
untersucht. Zur Ausbringung dieser
Materialien steht eine „Spotmix-Welfare-Anlage“ der Firma Schauer Agroto-
nic GmbH zur Verfügung. Diese Anlage
ist Bestandteil des neu errichteten Aufzucht- und Maststalls in Boxberg und
kann organische Materialien, wie z.B.
trockenes Stroh oder Maissilage, unter
Eingabe von definierten Zeiten und
Mengen pneumatisch fördern. Über ein
Ventil gelangt dann das Material in die
einzelnen Stallabteile. Im Rahmen weiterer Untersuchungen geht es neben der
Ausdosierungstechnik im Stall primär
um die tatsächlich vom Tier benötigten
Mengen an Beschäftigungs- und Einstreumaterialien. Die Untersuchungsergebnisse sollen Aussagen zu Kriterien
des Tierwohls und damit zur Verbesserung des Tierwohls ermöglichen.
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
(LSZ)
Mehr Bewegungsfreiheit
für Schweine
Am Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg werden in den Stallungen der
konventionellen Schweinehaltung derzeit neue, auf dem Markt erhältliche
Buchtensysteme zur Abferkelung mit
nur zeitweiser Fixierung der Sau (sogenannte Bewegungsbuchten) sowie
Buchten mit vollständig freier Abferkelung installiert. Die Stallungen der
alternativen Schweinehaltung sind bereits seit einigen Jahren mit solchen freien Abferkelbuchten ausgestattet. Nun
sollen auch in den Stallungen der konventionellen Haltung mit diesen Buchtensystemen Erfahrungen gesammelt
werden. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung werden darüber hinaus
Fragen der optimalen Bodengestaltung
in den Buchtensystemen sowie weitere
Möglichkeiten zur Steigerung des Wohlbefindens der Tiere und der Funktionalität der Haltungssysteme untersucht.
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
(LSZ)
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Ausbildung
Ausbildung und Praktika in den Landwirtschaftlichen
Landesanstalten
Haupt- und Landgestüt Marbach
(HUL)
• Auszubildende:
– Landwirt: 2
– Pferdewirt/in: 40
– Hufschmied-Praktikant: 1
• Praktikant/innen: 50
Landwirtschaftliches Zentrum für
Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft,
Milchwirtschaft, Wild und Fischerei
Baden-Württemberg (LAZBW)
• Auszubildende:
– Landwirtschaft: 4
–Milchwirtschaftliche
Laboranten/innen: 14
– Milchtechnologen: 3
– Hauswirtschaft: 3
– Bachelor of Arts (B.A.),
Studiengang Soziale Arbeit: 4
– Bachelor of Science (B.Sc.),
Studiengang Agrarwirtschaft: 1
• Praktikant/innen: 6
Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der Ländlichen
Räume (LEL)
• Praktikant/innen: 5
Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg – Schweinehaltung,
Schweinezucht – (LSZ)
• Auszubildende:
– Landwirte/Tierwirte: 4
• Praktikant/innen: 10
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau Heidelberg (LVG)
• Auszubildende:
– Gärtner/in: 11
– Fachinformatiker/in: 1
• Studentische Praktikanten: 13
• Schulpraktikanten: 8
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Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Staatliches Weinbauinstitut Freiburg
(WBI)
• Auszubildende:
–Gärtner/in
Fachrichtung Obstbau: 6
– Landwirtin: 1
– Chemielaborant/in: 6
– Biologielaborant/in: 6
• Praktikant/innen: 40 (9 Schüler/
innen; 31 Studenten/innen)
• Auszubildende:
– Winzer/in: 14
– Weinküfer/in: 1
–Einzelhandelskaufmann/
-kauffrau: 1
– Studiengang Weinbau
und Oenologie: 5
– Studiengang BWL – Handel und Dienstleistungsmanagement: 2
–Hauswirtschafterin/
Hauswirtschafter: 1
–Einzelhandelskaufmann/
-kauffrau: 1
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau Weinsberg
(LVWO)
• Auszubildende: 22
• Praktikant/innen: 31
• Praktikant/innen: 62
Langfristige Praktika
(Studienpraktika): 5
Kurzpraktika (BOGY, BORS u.a.): 57
Alle Adressen im Überblick
Anschriften der Landesanstalten
HUL Marbach
Haupt- und Landgestüt Marbach
72532 Gomadingen-Marbach, Kreis Reutlingen
Telefon: 07385 9695-0
Fax: 07385 9695-10
E-Mail: [email protected]
Internet: www.gestuet-marbach.de
LAZBW
Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung,
Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild
und Fischerei Baden-Württemberg
Atzenberger Weg 99
88326 Aulendorf
Telefon: 07525 942-300
Fax: 07525 942-333
E-Mail: [email protected]
Internet: www.lazbw.de
LEL Schwäbisch Gmünd
Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der ländlichen Räume
Oberbettringer Str. 162
73525 Schwäbisch Gmünd
Telefon: 07171 917-100
Fax: 07171 917-101
E-Mail: [email protected]
Internet: www.lel-bw.de
LSZ Boxberg
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
Schweinehaltung, Schweinezucht
Seehöfer Str. 50
97944 Boxberg-Windischbuch
Telefon: 07930 9928-0
Fax: 07930 9928-111
E-Mail: [email protected]
Internet: www.lsz-bw.de
LTZ Augustenberg
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg
Neßlerstr. 25
76227 Karlsruhe
Telefon: 0721 9468-0
Fax: 0721 9468-112
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ltz-augustenberg.de
LVG Heidelberg
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Gartenbau Heidelberg
Diebsweg 2
69123 Heidelberg
Telefon: 06221 7484-0
Fax: 06221 7484-13
E-Mail: [email protected]
Internet: www.lvg-heidelberg.de
LVWO Weinsberg
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau Weinsberg
Traubenplatz 5
74189 Weinsberg
Telefon: 07134 504-0
Fax: 07134 504-133
E-Mail: [email protected]
Internet: www.lvwo-weinsberg.de
WBI Freiburg
Staatliches Weinbauinstitut
Merzhauserstrasse 119
79100 Freiburg
Telefon: 0761 40165-0
Fax: 0761 40165-70
E-Mail: [email protected]
Internet: www.wbi-freiburg.de
Impressum
Herausgeber:
Ministerium für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart
Tel. 0711/126-0; [email protected]
Konzeption, Text und Redaktion: Landwirtschaftliche Landesanstalten,
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Abteilung Landwirtschaft
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= Sitz der
Landesanstalt
LSZ
Boxberg
LVG
Heidelberg
LVWO
Weinsberg
LTZ
Augustenberg
LEL
Schwäbisch Gmünd
HUL
Marbach
WBI
FREIBURG
LAZBW
Aulendorf
Die landwirtschaftlichen Landesanstalten im Geschäftsbereich
des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.
www.mlr-bw.de
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) · Kernerplatz 10 · 70182 Stuttgart
Telefon: +49(0)711/126-0 · Telefax: +49(0)711/126-2255 · www.mlr-bw.de
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