Ausgabe 42 – Juli 2014 Themen: Malen heißt sehen lernen Pflanzenrätsel Das Element Wasser in der Pflanzenastrologie Minzen zaubern Frische und Kühlung in den Sommer Rosenblüten-Carpaccio Kleiner Botanikkurs: Die Grasartigen und Binsengewächse Sommerzeit - Seminarzeit Spinat mal wild Detox-Smoothie mit Gundermann Kulinarische Kräuter-Überraschung Kräuterkongress in Unterfranken Veranstaltungen mit Wildpflanzen Essbare-Wildpflanzen.de Malen heißt sehen lernen Über die botanische Malerei als Weg zur Pflanzenbestimmung führte Martine Schiller ein Interview mit Frau Eveline Sum-Preibisch. Nach alter Tradition unterrichtet Eveline Sum-Preibisch, Diplom-Biologin und botanische Malerin, die Kunst des botanischen Zeichnens und Malens, ein Grenzgebiet zwischen Kunst und Wissenschaft. M. Schiller: Frau Sum-Preibisch, Sie sind eine von nur drei Malerinnen in Deutschland, die botanische Malerei unterrichten. Wie sind Sie dazu gekommen? E. S.-Pr.: Meine Liebe zu den Pflanzen wurde schon früh geweckt. Ich erinnere mich, wie mich meine Großmutter in den Schrebergarten mitnahm. Der wunderbare Duft von geerntetem Obst und Gemüse ist mir bis heute lebhaft in Erinnerung. Zudem hatten meine Eltern ein altes Lexikon im Bücherschrank, das Schautafeln von Pflanzen enthielt. Dort habe ich zum ersten Mal den Löwenzahn und den Hahnenfuß mit den dazugehörigen botanischen Namen gesehen. Nach dem Abitur stand ich vor der Entscheidung: „Soll ich Biologie 1 oder Kunst studieren“? Ich entschied mich für die Biologie. Nach meinem Studium heiratete ich einen Ikonenmaler, was die Liebe zur Kunst wieder entfachte. Da mich Wissenschaft und Kunst gleichermaßen faszinierten, war die botanische Malerei genau die richtige Kombination für mich. M. Schiller: Wo haben Sie botanisches Malen gelernt? E. S.-Pr.: Nachdem ich mehrere Jahre im Selbststudium unterwegs war, absolvierte ich von 2008 bis 2011 ein Fernstudium (Distant Learning Diploma Course) bei der „Society of Botanical Artists“ in London, das ich im April 2011 mit einem Diplom mit Auszeichnung abschloss. Der theoretische Teil meiner Arbeiten wurde auf der Seite der „Société D’Illustration Botanique“ unter dem Titel „A un siècle de distance, deux illustrations botaniques“ veröffentlicht, aber leider von mir noch nicht ins Deutsche übersetzt. M. Schiller: Welchen Vorteil hat es für Pflanzenkenner oder solche, die es werden wollen, botanische Malerei zu erlernen? E. S.-Pr.: An der Uni wurde uns gesagt: „Kauft Pflanzenbestimmungsbücher mit Bildern, denn diese sind einprägsamer als Fotos. Beim Foto ist es oft schwierig, alle charakteristischen Merkmale der Pflanze in einem Foto zu vereinen, ein gemaltes Bild kann das.“ Meiner Erfahrung nach findet eine noch tiefere Verinnerlichung statt, wenn man die Pflanzen-Zeichnungen selber herstellt. Das liegt daran, dass beim Zeichnen oder Malen beide Gehirnhälften angeregt werden. Es werden ganz andere Verknüpfungen hergestellt. Durch dieses genaue Beobachten erlauben Sie der Pflanze, Platz zu nehmen in Ihrem Gedächtnis. Botanische Malerei ist auch eine Tragfläche, um sich dem Wesen der Pflanze zu nähern und somit auch ihrer heilenden Kraft. M. Schiller: Welche Techniken werden angewandt, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen? E. S.-Pr.: Um eine Pflanze möglichst naturgetreu darzustellen, müssen die Proportionen stimmen, d.h. der Maler/die Malerin muss die Pflanze bzw. die Pflanzenteile abmessen, um die Proportionen richtig zu Papier zu bringen. Die transparente Aquarelltechnik bietet dann die besten Möglichkeiten, die Licht- und Schattenfarben der Pflanze in ganz feinen Nuancen widerzugeben. M. Schiller: Warum ist es Ihnen wichtig, botanische Malerei zu unterrichten? E. S.-Pr.: Während zum Beispiel in England, Australien und Amerika die botanische Malerei breite Resonanz findet und viele Ausstellungen und die unterschiedlichsten Malkurse angeboten werden, ist diese Malerei in Deutschland vergessen und wenig bekannt, auch werden kaum Kurse zum Lernen und Fortbilden angeboten. Ich würde gerne dazu beitragen, dass sich das ändert. M. Schiller: Wo liegen die Anfänge der Botanischen Malerei? M. Schiller: Frau Sum-Preibisch, ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Malen und Unterrichten! E. S.-Pr.: Die „Materia Medica“ von Dioskurides (griechischer Arzt im 1. Jhdt.) ist das älteste Arzneimittelbuch in Europa mit botanischen Illustrationen. Es ist uns allerdings nur als Kopie überliefert, die Älteste stammt aus dem 6.Jhdt. Im Mittelalter waren es Leonhart Fuchs und Otto Brunsfeld, die sich mit ihren Kräuterbüchern in diesem Bereich verdient gemacht haben. Die Neuzeit der botanischen Malerei als eigenständige Kunstrichtung beginnt mit dem „Großen Rasenstück“ von Albrecht Dürer. M. Schiller: Sie stellen ihre Kunst auch aus. Unter welchem Motto läuft dann die Ausstellung? Pflanzenrätsel Wer erkennt diese Wildpflanze? Sie steht gerne an Gewässerufern und blüht nun bald im Hochsommer mit weißen kleinen Blüten. Wenn Sie die Antwort wissen, dann teilen Sie uns gerne Ihre Lösung mit. Am Ende auf der letzten Seite dieser Ausgabe finden Sie unseren Kontakt. Die Schnellste oder den Schnellsten mit der richtigen Lösung stellen wir im nächsten Monat hier kurz vor. Viel Spaß beim Mitraten! In der letzten Ausgabe hatten wir den Wundklee (Anthyllis vulneraria). Am schnellsten richtig erkannt hatte es: Wilma Werth 2 E. S.-Pr.: Der Ausstellungstitel lautet " Eberesche und Rosen rot - botanische Malerei heute". Ich möchte die botanische Malerei als lebendige Kunstrichtung vorstellen und zu Malkursen einladen. "Die Wunderwelt der Kräuter ist für mich noch relativ neu. Vor gut 2 Jahren wurde meine Neugier für Kräuter geweckt und es lies mich nicht mehr los. Kurz darauf hab ich mich dann bei der Gundermannschule angemeldet und bin heute zertifizierte Kräuterpädagogin. Die beeindruckende Welt der Wildkräuter bietet so viel , und ich bin nach wie vor mit Freude am Lernen in der Natur unterwegs. So geschah es, dass ich mit 2 Kolleginnen 2 Tage vor Erscheinen des Wildpflanzen-Magazins im Naturschutzgebiet "Garchinger Heide", nördlich von München den Wundklee "kennenlernen" durfte. Danke Irene - Danke Sabine für den schönen Tag! Viele sonnige Kräuter-Grüße“ Wilma Werth,[email protected] Liebe Leserin, lieber Leser: Vielleicht haben Sie Lust bekommen, einmal selbst zum Pinsel zu greifen und zu erleben, wie schön es ist, Pflanzen auf diese Weise zu erkunden, dann wenden Sie sich gerne an Eveline Sum-Preibisch. www.evelin-sum-preibisch.de Herzliche Grüße von Martine Schiller [email protected] Bild1: Zuckerahorn im Botanischen Garten Freiburg - ein Herbstblatt Bild2: Zierapfel - Darstellung der verschiedenen Arbeitsphasen des Aquarells Bild3:Phasen eines Löwenzahnblattes Bild4: Großes Wirsingkohlblatt Das Element Wasser in der Pflanzenastrologie In unserer Rubrik geht es „flüssig“ weiter, denn Sandra Kunz stellt uns das Wasserelement vor. schwankungen, sogenannte Heulsusen und Menschen, denen leicht Tränen kommen, Neigung zu Melancholie, Neigung zu Träumerei und Süchten, leichte Beeinflussbarkeit, emotionale Überreaktion und die Neigung, alles nur aus dem Bauch zu entscheiden und das Kognitive nicht zuzulassen, Wassereinlagerungen im Gewebe und Ödeme, evtl. Salzhunger. Der Frauenmantel und seine kristallklaren Guttationstropfen 3 Betrachten wir das Element Wasser, so werden wir eine fließende Energie feststellen, die immer in Bewegung ist. Wir verbinden mit Wasser auch eine wellenförmige Ausbreitung und eine Tiefgründigkeit. Des Weiteren ist Wasser formend, denn es gab den Erdteilen ihre Form, aber auch anpassungsfähig und formbar, denn es passt sich jedem Gefäß an. Die Farbe des Wassers ist blau oder weiß. In der Astrologie betrachten wir aber nicht nur die physische Wirkung, sondern sehen auch die feinstofflichen Energien. Das Wasserelement zeigt unser Gefühlsleben an. Der Spruch „nahe am Wasser gebaut sein“ drückt dies aus. Wasser steht für Gefühlstiefe, es ist empfindend, passiv aufnehmend und beeinflusst Gemüt und Empfinden. Das Element Wasser wird in der Astrologie dem Planeten Mond zugeordnet, welcher auch den weiblichen Zyklus regelt und die „Wässer“ im Körper regiert. So regelt der Mond mit seinem Rhythmus auch den Wassergehalt in den Pflanzen. Dabei gilt es außerdem zu beachten, welchen Tierkreis der Mond gerade durchläuft. Für Kräutersammlerinnen hat dies eine sehr große Bedeutung. Mehr zu diesem Thema dann bei den Planetenbeschreibungen zu einem späteren Zeitpunkt dieser Rubrik. Im Menschen zeigt sich ein ausgewogenes Wasserelement dadurch: • Menschen, denen ihre Gefühle vertraut und bewusst sind. • Menschen, die ihr inneres Wohlbefinden pflegen und sich oft selbst genug sind. • Wenn es ihnen gut geht, steht als nächstes ihre direkte Familie im Vordergrund. Ihnen ist das Wohl der Familie sehr wichtig. Sie sind familienbezogen und brauchen keine anderen Menschen, um glücklich zu sein. • Können sie mit ihrer Familie diese Tiefe nicht teilen, so lieben Wassermenschen enge, intensive Freundschaften. • Es sind Menschen mit starkem Einfühlungsvermögen, der Fähigkeit zuzuhören und ein „natürlicher Psychologe“ zu sein, der nicht immer warmherzig ist • Sie haben die Fähigkeit zu Einsicht und Weisheit. • Sie sind phantasiebegabt. • Sie haben ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis. Das Wasserelement kann natürlich auch im Ungleichgewicht sein. Es kann der ganze Mensch oder auch nur ein bestimmter Bereich zu viel oder zu wenig Wasser haben. Zu viel Wasser kann sich durch folgende Symptome zeigen: Stimmungs- Zu wenig Wasser kann sich durch folgende Symptome zeigen: Menschen mit Gefühlsarmut und kaum Zugang zu ihren Gefühlen, bequeme Menschen, schutzbedürftige und ängstliche Menschen, die zurückhaltend passiv und abwartend sind und auch launenhaft, sie können rissige, trockene Haut und Schleimhäute haben, zu wenig Speichelbildung, Kopfschmerzen aufgrund des Wassermangels, zu dickes Blut, Zeichen der Austrocknung (Dehydration) wie stehende Hautfalten, blasse bläuliche Haut, trockene, borkige Zunge und niedriger Blutdruck. Wasser ist immer in Bewegung und weicht Hindernissen problemlos aus Das Wasserelement kann, wie auch alle anderen Elemente, noch weiter unterschieden werden: Auch beim Wasserelement gibt es verschiedene Grade. Es gibt das veränderliche, das beständige, und das kardinale Wasser. Das veränderliche Wasser steigt auf als Nebel, bildet Wolken und zeigt sich wieder im Niederschlag. Das beständige Wasser tritt als Grundwasser auf, auch unsere Zellen schwimmen im Urmeer und haben ebenfalls „Wasser“ in sich selbst - das sogenannte körpereigene Grundwasser. Das kardinale Wasser könnte man als Geysir sehen oder auch in artesischen Quellen, das als reifes Wasser gegen die Erdan- ziehung nach oben sprudelt. Im Tierkreis zeigen sich diese drei Unterscheidungen so: Der Krebs entspricht dem kardinalen Wasser, der Skorpion repräsentiert das beständige Wasser und in den Fischen ist das veränderliche Wasser sichtbar. Wie schon erwähnt, kommen im Laufe der Rubrik noch mehr Informationen zu den einzelnen Planeten und Tierkreiszeichen. Das Venusbecken der Wilden Karde Daran sind „Wasserpflanzen“ erkennbar: • fleischige Blätter wie bei der Fetten Henne, der Aloe vera und dem Hauswurz • Pflanzen, die ein Wasserreservoir bilden, wie das sog. Venusbecken der wilden Karde oder Kakteen wie die Königin der Nacht mit einem guten Wasserspeicher • Pflanzen oder Pflanzenteile, die einen hohen Wassergehalt in sich haben wie die Ringelblume und Früchte wie Beeren, Äpfel und Birnen sowie Gurken, Melonen etc. • Pflanzen, die gerne am Wasser wachsen wie die Erzengelwurz, die Weide, das Mädesüß, die Schwertlilie, der Sonnentau, die Brunnenkresse • Pflanzen mit weißer oder blauer Blütenfarbe, wie die weiße Taubnessel, der Baldrian, die Borke der Birke, der Blauweiderich, die deutsche und sibirische Schwertlilie • Pflanzen, die kühle, schmerzlindernde sowie entzündungshemmende Wirkung haben wie die Aloe vera • Pflanzen, die selbst ein Wasser bilden wie die Guttationstropfen des Frauenmantels oder der „Tau“ des Sonnentaus • Pflanzen, die wasserziehende Fähigkeiten haben wie die Birke und die Goldrute • Pflanzen, die im Wasser leben wie die Seerose, Algen und Wasserlinsen 4 • Pflanzen, welche die Wassersignatur im Namen haben wie die Wasserlinsen oder der Wasserdost Bei den Pflanzen können ebenso drei verschiedene Grade des Wassers unterschieden werden: 1.) Kardinale Wasserpflanzen überwinden die Erdanziehung leicht und sprudeln sozusagen nach oben. Das wäre im Frühjahr der Stammsaft in den Birken und im Ahorn, den man zum Teil mit einem Stethoskop am Stamm hören kann. Sie versorgen sich mit Wasser und füllen ihr Reservoir auf, wie das Venusbecken der Karde oder das Schleimig-wässrige der Aloe vera. 2.) Beständige Erdpflanzen leben im und am Wasser, der Pegel ist dabei stets gleich. Sie haben ihre „Füße“ im Wasser wie die Weide und widerstehen dem kalten Wasserelement wie auch das Mädesüß, die Erzengelwurz, der Sonnentau und der Wasserdost. Viele dieser Pflanzen haben eine immunstärkende Wirkung und sind gute Heiler bei Erkältungen (wenn wir kalte Füße haben). In der Weidenrinde und dem Mädesüß wurde die Salicylsäure entdeckt, welche heute chemisch nachgebaut als ASS oder Acetylsalicylsäure und im bekannten Aspirin vorkommt. Dieses Mittel wird ja sehr gerne bei grippalen Infekten und Erkältungskrankheiten verordnet, die bekanntermaßen oft mit kalten Füßen einhergehen. 3.) Veränderliche Wasserpflanzen lieben den Wandel und den Rhythmus: Ein gutes Beispiel dafür sind die morgendlichen Guttationstropfen des Frauenmantels oder Bartflechten, die sich nur vom Nebel „ernähren“, wozu auch isländisch Moos gehört. Einige dieser Pflanzen befeuchten die Lunge bei trockenem Husten. Der Sonnentau, welcher eher als warm und feucht bezeichnet werden kann, lockt mit seinem Tau die Fliegen und Insekten an, die dann kleben bleiben und die er sich dann einverleibt. Der Sonnentau (auch Drosera) ist ein bekanntes Mittel der Homöopathie bei trockenen, abgenützten, arthrotischen Gelenken, denen die Wärme und die „Schmiere“ fehlen. Sonnentau mit selbst hergestellten Tautropfen Der Einsatz von Wasserpflanzen, hier drei Beispiele: Ein Rezept bei Wassereinlagerungen und um die Nierentätigkeit anzuregen Goldrutenkraut, Birkenblätter, Ackerschachtelhalmkraut zu gleichen Teilen mischen und 2 Teel. mit einem ¼ Liter heißem Wasser übergießen, 10 min. ziehen lassen und 2 Tassen pro Tag trinken. Als Kur über einen Mondzyklus anwenden. Ein Teerezept für Menschen, die nahe am Wasser gebaut sind Augentrostkraut, Odermennigkraut, Stiefmütterchenkraut, Birkenblätter zu gleichen Teilen mischen und wie unter 1) anwenden. Leichte Sommercreme bei trockener, spröder Haut 24 g destilliertes Wasser auf etwa 65° erwärmen, in einem extra Gefäß 2,5 g Mandelöl und 2,5 g Aprikosenkernöl mit 1,5 g Emulsan mischen und ebenso auf 65° erwärmen. Beide Flüssigkeiten bei dieser Temperatur zusammenbringen, dabei das Wasser zu dem warmen Öl geben und kräftig rühren. Bevor die Creme fest wird, Wirkstoffe wie 2 g Aloe Vera Extrakt, D-Panthenol sowie 2 Tropfen ätherisches Bergamott-Minzeöl hinzugeben und in einen Tiegel füllen. Fertig ist die Creme. Im Kühlschrank aufbewahrt und täglich frisch verwendet, hält die Creme einige Wochen. àHinweis: Manche Menschen vertragen kein ätherisches Öl, dann einfach weglassen oder stattdessen ein Teil des Wassers durch das Minz-Hydrolat ersetzen. Viel Freude beim Rühren und Entdecken der Wasserpflanzen wünscht Ihnen Ihre Sandra Kunz Minzen zaubern Frische und Kühlung in den Sommer Erfrischend und kühlend – das sind die Haupteigenschaften der artenreichen Pflanze, die Corinna Prestele uns hier beschreibt. es von einer Tochter des Flussgottes auch erwartet – da, wo der Boden feucht und nährstoffreich ist. Ist der Boden feucht genug, dann findet mancher Garten-Besitzer für seine „Gourmet-Minze“ mittlerweile nur noch das Wort „Unkraut“, weil sie sich kräftig über unterirdische Ausläufer oder Rhizome vermehren. Eine Granita mit Minze Wassermelone sorgt garantiert für Frische. Das Rezept finden Sie im Text. Die Minze verdanken wir einem untreuen Ehemann: Hades, dem Gott der Unterwelt. Er verliebte sich in die schöne griechische Nymphe Minthe, die Tochter des Flussgottes, und verführte sie. Allerdings war Hades verheiratet und als seine Gattin Persephone von dem Techtelmechtel ihres Mannes erfuhr, raste sie vor Eifersucht. Schließlich verwandelte Persephone ihre junge Rivalin in eine Minze. Der Körper der schönen Minthe starb, aber sie lebt trotzdem weiter, nur nicht mehr als Nymphe, sondern als Pflanze. 5 Die Minzen, botanisch Mentha, sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Lippenblütengewächse, der Lamiaceae. Alle Minze-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Sie werden ungefähr 40 cm hoch, können aber auch bis etwa einen Meter hoch werden. Das bekannteste Familienmitglied ist die Pfefferminze, eine zufällige Kreuzung zwischen wilder Bachminze und Krauseminze, die erst Ende des 17. Jahrhunderts entdeckt wurde. Minze-Arten, Spezies und Varietäten gibt es viele. Mittlerweile werden auch viele Gourmet-Minzen angeboten, etwa Mojito-, Schokoladen- oder Erdbeer-Minze. Bereits im 9. Jahrhundert stand über diese Vielfalt schon im „Hortulus“: "…Wenn aber einer die Kräfte und Arten und Namen der Minze samt und sonders zu nennen vermöchte, so müsste er gleich auch wissen, wie viele Fische im Roten Meere wohl schwimmen…“. Acker-Minze Ähren-Minze Die am häufigsten vorkommenden heimischen Minzen sind vor allem die Acker-Minze (Mentha arvensis) und die Ähren-Minze (Mentha spicata). Beide können im Geschmack und den Inhaltsstoffen bestens mit den „Gourmet-Minzen“ mithalten. Minze wächst dort am liebsten, wo man Minze wirkt auch so wie ein Mitglied der Flussgott-Familie – erfrischend und kühlend. Deswegen ist die Minze im Sommer ein schöner Badezusatz, sie kann gut zu einem Voll- oder Fußbad gegeben werden. Sie wirkt anregend, belebt den Kreislauf und spendet an heißen Tagen frappierende Frische. An kalten Tagen ist sie jedoch weniger geeignet, da das Wasser kühl wirken kann. Auch ein Minze-Tee hat kühlende Wirkung. In der Sahara wird er deswegen gerne i n kleinen Schlucken lauwarm gegen die Hitze getrunken, entweder pur oder als Aroma für Schwarzen Tee. Der lauwarme Tee erzeugt ein leichtes Schwitzen und dies kühlt den Körper ab. Auch Barkeeper lieben die Minze, weil sie Cocktails, wie zum Beispiel den „Mojito“ oder den „Hugo“ erst abrundet und ihnen angenehme Frische verleiht. In der feinen Küche ist die Minze gern gesehen, ihre Zweige aromatisieren Obstsalate und Erfrischungsgetränke mit einer raffinierten Note. Sie harmoniert hervorragend mit Gurken und grünen Erbsen und eignet sich für Salatvinaigrette mit frischen Kräutern. Vor allem in Rezepten aus dem Mittelmeerraum wird Minze genutzt, z. B. für Minze-Pesto. Auch die Minzsauce der englischen Küche ist eine weltberühmte Spezialität. Bei Minze darf man nur zwei Dinge nicht: In der Schwangerschaft sollte man lieber auf sie verzichten, weil sie Fehlgeburten auslösen kann. Und die Poleiminze sollte man meiden, weil sie das Gift „Pulegon“ enthält. Die Gefahr ist aber nicht allzu groß, sie steht auf der „Roten Liste und kommt daher nur selten vor. Minze-Tee Ein Tee aus frischen Blättern schmeckt äußerst erfrischend und gut. Er sieht appetitlich aus, wenn er ein einer Glaskanne serviert wird. Minze-Sirup Im Sommer ist eine Granita oder ein Getränk mit dem kühlen, klaren Geschmack der Minze herrlich erfrischend. Der Sirup ist - mit kaltem, klarem Wasser verdünnt - bereits ein Hochgenuss. Er rundet auch Orangensaft und andere Kaltgetränke ab. So geht’s: Läuterzucker* aus gleicher Menge Wasser wie Zucker herstellen, ca. jeweils 250 g. Soviel Minze in ein Sirup-Glas schichten, dass das Glas voll ist, aber die Minze nicht gedrückt wird. In das Glas den kalten Läuterzucker geben und 1-2 Tage stehen lassen. Falls die Menge an Läuterzucker nicht genau stimmt und etwas übrig bleibt, kann dieser problemlos für den nächsten Sirup aufbewahrt werden. Dann die Minze herausnehmen, den Läuterzucker durch ein Sieb laufen lassen, und pro Pfund Läuterzucker 1 Päckchen Zitronensäure zugeben. Alles zusammen 1 Mal aufkochen lassen, damit eventuelle winzige Pflanzenreste nicht anfangen zu schimmeln. * Unter Läuterzucker versteht man eine Zuckerlösung, die durch das Aufkochen von Zucker und Wasser entsteht. Minze-Granita 700 Gramm Wassermelone schälen und entkernen. Dann mit dem Mixer pürieren. 1/8 Liter trockenen Weißwein und einen kräftigen Spritzer Zitronensaft dazugeben. Abschließend ½ Bund kleingeschnittene Minzeblätter und ca. 2 Esslöffel Minze-Sirup hinzufügen. Jetzt unbedingt abschmecken, die Granita soll vom Minze-Aroma profitieren, aber es darf nicht dominieren! Nochmals mischen. Dann kommt die Granita in den Tiefkühler. Nun nur noch 4 Mal alle halbe Stunde mit dem Mixer das bereits Festgefrorene immer wieder pürieren. Die Granita ist fertig, wenn sie von der Konsistenz wie „Firn-Schnee“ ist. Corinna Prestele Rosenblüten-Carpaccio Wildrosenarten blühen bis weit in den Juli hinein. Margarete Vogl kennt das passende Rezept. Kräutersalz, Pfeffer 5 EL Olivenöl 50 g Haselnüsse geröstet (ohne Haut), grob gehackt Zubereitung: Kohlrabi und Orange in dünne Scheiben schneiden und fächerartig anrichten. Zwischen den Lagen die klein geschnittenen Kräuter streuen. Die restlichen Zutaten mit Schneebesen gut aufschlagen und darüber gießen. Zuletzt die grob gehackten Nüsse und die Rosenblüten darüber streuen. 6 Zutaten: 1 Kohlrabi, geschält und in Scheiben geschnitten 1 Orange, geschält und in Scheiben geschnitten 1 Handvoll Kräuter wie Vogelmiere, Giersch, Brennnesseln, klein geschnitten 1 Handvoll Rosenblüten 1 TL Honig 2 EL Zitronensaft 2 TL Mangosenf Schafgarbe, Anmerkung: Sie können natürlich auch Blüten von Zuchtrosen verwenden. Achten Sie aber bitte darauf, dass deren Blüten intensiv duften und dass sie nicht mit Pestiziden und anderen Giften „behandelt“ wurden. Geeignete Rosen finden Sie in Bio-Gärtnereien. Kleiner Botanikkurs: Die Grasartigen und Binsengewächse Dieses Mal stellt uns Rita Lüder die Familien der Gräser und Binsen vor. Alle drei Familien gehören zu den Einkeimblättrigen und haben Blätter mit Parallelnervatur. Ihr Blütenaufbau unterscheidet sich stark, doch sind alle windblütig. Grundsätzlich ist die Bestimmung von Gräsern nicht schwieriger als von anderen Pflanzen auch - es gibt kniffelige Gattungen und einfachere. Da ihre Blüten jedoch viel kleiner sind, sollten Sie eine gute Ausrüstung haben, um diese gut betrachten zu können. Eine gute Lupe mit mindestens 10facher Vergrößerung ist eine Voraussetzung, um überhaupt etwas im Blütenaufbau zu erkennen. Noch mehr Freude werden Sie an der Grasbestimmung bekommen, wenn Sie die Gräser mit einem Stereomikroskop (Binokular) mit Auflicht betrachten. Ihre faszinierende und einzigartige Schönheit wird Sie begeistern! Die Bestimmung gelingt auch am einfachsten zur Blütezeit, da die Blütenmerkmale dann ohne Präparieren zu erkennen sind. Für die Präparation sind eine Präpariernadel und eine Pinzette mit feiner Spitze hilfreich. Wenn die Bestimmung nicht gleich gelingt, ist es bei den Gräsern meist sehr unproblematisch, diese aufzubewahren. Sie lassen sich auch im getrockneten (herbarisierten) Zustand gut bestimmen und im Kühlschrank lange frisch halten. Getrocknete Spelze quellen innerhalb von Minuten wieder auf, wenn sie in mit Spülmittel versetztes Wasser gelegt werden. 7 Gras ist ein weiter Begriff. Ursprünglich wird er für Rasen- und Wiesenpflanzen verwendet und volkstümlich heißt alles, was Halme statt Blätter besitzt, Gras. Auch in der modernen Umgangssprache ist dies immer noch so. Botanisch gesehen unterscheidet sich der Bauplan der Binsengewächse und der Sauer- und Süßgräser jedoch stark voneinander. Die Bestimmung gelingt wesentlich leichter, wenn Sie sich von Anfang an mit dem Blütenaufbau vertraut machen und diese Unterschiede vor der Bestimmung eines Grases berücksichtigen. So können Sie das Gras von Anfang an in die richtige Kategorie einordnen. Mit ein wenig Übung gelingt Ihnen das bei den meisten Vertretern dieser drei Familien auch recht leicht. Hier sehen Sie eine Übersicht, die Ihnen diese Einteilung erleichtern kann. Binsengewächse Binsengewächse sind grasähnliche Kräuter oder Stauden mit knotenlosem Stängel. Von einer Binse haben Sie eine Vorstellung, wenn Sie sich die in Mitteleuropa weit verbreitete FlatterBinse (Juncus effusus) anschauen. In dieser Familie der Binsengewächse (Juncaceae) gibt es jedoch noch einige andere Arten. Weltweit sind es 10 Gattungen mit über 300 Arten. Davon heimisch sind bei uns die beiden Gattungen Hainsimse (Luzula) und Binse (Juncus) mit etwa 15 bzw. 25 Arten. Die beiden in diese Familie gehörenden Gattungen Hainsimse und Binse weichen von ihrer Gestalt erheblich voneinander ab, vom Blütenaufbau her sind sie jedoch identisch. Die Vertreter der gibt es eine derartige Behaarung nicht. Die Hainsimsen sind nicht so sehr wie die Vertreter der Gattung Binse auf feuchte Standorte festgelegt. Sie besiedeln vorwiegend bodensaure Wälder und mageres Grünland. Da ihre Blätter eher denen der Süßgräser ähneln, entsprechen sie nicht dem, was landläufig unter einer „Binse“ verstanden wird. Mit Ausnahme des Pfeifengrases (Molinia) sind die Stängel der Süßgräser jedoch alle deutlich durch Knoten gegliedert – und ihre Blattstellung ist nicht dreizeilig sondern zweizeilig. Die Vertreter der Gattung Binse sind vor allem auf feuchten Standorten verbreitet. Sie haben stängelähnliche Blätter mit offenen oder verwachsenen Blattscheiden. Die Hainsimse (Luzula campestris) 8 Gattung Hainsimse würden Sie auf den ersten Blick vielleicht gar nicht zu den Binsengewächsen zählen, sondern eher zu den Süßgräsern. Ein gutes Merkmal ist die dreizeilige Blattstellung (die Blätter werden in drei Richtungen ausgebildet und nicht wie bei Süßgräsern nur nach „rechts und links“) und die mehr oder weniger starke Bewimperung am Blattrand. Die Merkmale dieser Haare (Wimpern) dienen oft als Bestimmungsmerkmal. Bei Süßgräsern Gemeinsames Merkmal dieser auf den ersten Blick so verschiedenen Gattungen ist der Blütenstand: Es ist bei beiden eine aus mehreren Einzelblüten aufgebaute „Spirre“, deren einzelne Blüten köpfchenförmig, doldig oder rispenartig zusammen stehen. Meist befinden sie sich in der Achsel eines Tragblattes, das auch als Hüllblatt bezeichnet wird. Daher scheint der Blütenstand vieler Binsen-Arten auch scheinbar seitlich an einem blattlosen Stängel zu stehen - tatsächlich handelt es sich dabei aber auch um ein Tragblatt, das scheinbar den Stängel fortsetzt. Als Bestimmungsmerkmal dient dabei die relative Länge des Tragblattes zum gesamten Blütenstand. Die Flatter-Binse (Juncus effusus) wächst als Nässezeiger an Gewässerufern, auf Feuchtwiesen und Moorrändern auf nährstoffreichen und kalkarmen Lehm- und Tonböden. Sie ist an den glatten, runden Stängeln mit dem durchgehenden Mark leicht zu erkennen. Das Mark aus dem Inneren der Stängel wurde früher als Lampendocht verflochten. Für das Vieh liefert diese immergrüne Horstpflanze mit dem kräftigen Rhizom kein gesundes und wertvolles Futter und wird meist gemieden. Die Binse wurde früher vor allem als Flechtmaterial (jungere = lat. binden) für Matten, Körbe und Fischreusen verwendet. Bei beiden Gattungen sind die einzelnen kleinen und unscheinbaren Blüten grün bis bräunlich. Ihre Blütenblätter werden als Perigon bezeichnet, d.h. die Hüllblätter sind gleichgestaltet und bleiben an der reifen Frucht erhalten. Sie sind meist trockenhäutig, d.h. nicht grün und fleischig. Der Aufbau der Blüten entspricht dem „typischen“ Bauplan der Einkeimblättrigen mit mehreren „Kreisen“ dreizähliger Blütenelemente. So gibt es dementsprechend entweder drei oder sechs Staubblätter, je nachdem ob in beiden Kreisen oder nur in dem inneren oder äußeren Staubblätter angelegt sind. Die Frucht ist eine aus drei miteinander verwachsenen, oberständigen Fruchtblättern aufgebaute Kapsel. Diese und weitere Informationen finden Sie in dem „Grundkurs Pflanzenbestimmung“ von Dr. Rita Lüder, 7. Auflage, ISBN: 978-3-494-014975, Quelle & Meyer Verlag und Tipps und Rezepte zur Verwendung finden Sie in „Wildpflanzen zum Genießen...“ von Dr. Rita und Frank Lüder, kreativpinsel-Verlag, ISBN: 978-3-9814612-0-6, Preis: 19,95 €, www.kreativpinsel.de Sommerzeit - Seminarzeit Eine Botanikerin, die gerne ihr Wissen weitergibt. Christine Volm erzählt uns von ihrer Arbeit. Doldenblütler, Foto: wildundroh, Sindelfingen „Jetzt ist es Zeit“, so denken viele und melden sich für Seminare und Exkursionen an. Für mich ist es spannend, all die neuen Menschen und ihre Ernährungsgewohnheiten und oft auch ihre Krankengeschichte kennenzulernen – das ist die eine Seite, warum ich meine Seminare wirklich gerne mache. Die andere Seite ist die meiner BeRUFung. Seit ich denken kann, habe ich mit Pflanzen zu tun – das scheint natürlich, als Kind einer Gärtnerfamilie. Aber: Mein Blick ging schon immer mehr an den Rand des Gärtnerischen, das Abseitige, Kleine, Unscheinbare zog mich schon immer an. Ein Glück, dass ich damals an der TU München in Weihenstephan dann auch die meisten bei uns heimischen Pflanzenarten genau kennenlernen durfte – erst als Studentin, später als Dozentin. 9 Durch die Umstellung meiner Ernährung aus gesundheitlichen Gründen auf Rohkost mit essbaren Wildpflanzen rückten auch die Wildpflanzen als kulinarische und gesundheitsfördernde Bereicherung in meinen Fokus. Und seit dieser Zeit versuche ich das, was ich gelernt und erfahren habe, weiterzugeben. Und ich bin bei Weitem noch nicht am Ende mit dem Lernen. Auch, wer die Pflanzen in seiner Region oder sagen wir mal die verbreitetsten Arten in Deutschland alle mit Namen kennt, braucht dennoch ein Bestimmungs- buch, wenn er in ungewohntes Terrain vorstößt. Das heißt, auch ich fange dann wieder ganz vorne an: Einordnung in die Pflanzenfamilie und bestimmen. Schritt für Schritt, Frage für Frage wird dann im Bestimmungsbuch abgearbeitet. Das können sich Anfänger mitunter gar nicht vorstellen, dass auch ich manchmal mit einem Staunen vor einer Pflanze stehe. In den üblichen Exkursionen erleben sie so etwas ja nicht. Da benenne ich die Pflanze und nenne Merkmale, mit deren Hilfe sie identifiziert werden kann. Aber zum Beispiel im Doldenblütlerkurs, der immer im Juli stattfindet, üben wir das Bestimmen gemeinsam. Und jedes Jahr ist es dieselbe Erfahrung, die ich dann mache: Kaum habe ich angefangen in die Systematik der Doldenblütler einzusteigen und besondere Merkmale von Blüten und Früchten erklärt, da sehe ich pure Verzweiflung auf den Gesichtern der Teilnehmer. Dann muss ich ein bisschen beruhigen, Blütenaufbau und alle wichtigen Merkmale wie Griffeläste, Schnabel, Hüllblättchen und was es alles sonst noch Besonderes in dieser Familie der Apiaceae zu erklären gibt, nochmal ganz langsam erklären. Wenn meine Teilnehmer dann die Pflanzenteile auch noch mit der Lupe betrachtet haben, erhellen sich die Gesichter wieder und es kann losgehen. Dann bricht bei den ein oder anderen doch der Entdeckerinstinkt durch und jeder Doldenblütler wird genau untersucht. Und da stellen wir dann fest, dass die Welt noch viel bunter und vielseitiger ist, als wir uns das manchmal vorstellen. Für Anfänger sehen zunächst einmal alle Doldenblütler gleich aus, da wird auch munter die Schafgarbe als Korbblütler und der Holunder (Moschuskrautgewächs) gleich mit in den Doldenblütlertopf geworfen und das Staunen ist groß, wenn wir diese Pflanzen dann wieder umsortieren. Früher habe ich nur weit Fortgeschrittene mit auf solche Exkursionen genom- men, heute auch gerne einmal besonders Lernwillige, die erst auf wenigen Exkursionen dabei waren. Zeigt mir ihr Interesse doch, dass die Botanik und das Pflanzenbestimmen noch immer Freunde haben. Und auch bei der Bestimmung von Doldenblütlern lernt man, dass es manchmal Abkürzungen gibt, dass der Giersch gut an den Blättern, die wilde Möhre am „Mohr“ (der blutroten bis schwarzen Blüte in der Mitte der Dolde) und der Knollige Kälberkropf an der Knolle über der Wurzel leicht zu erkennen sind. Letzterer ist übrigens zum rohen Verzehr nicht zu empfehlen, er enthält giftige Alkaloide. Wenn wir dann freilich Ende Juli in die Alpen gehen, dann warten da auch noch einige andere Arten auf uns, wobei das nicht für die Doldenblütler alleine gilt. Da sind es dann auch viele Arten aus anderen Familien, die eben erst ab einer bestimmten Höhenstufe vorkommen oder nur in besonderen Vegetationsformen. Das Leben als Botanikerin bleibt also immer spannend, es wird immer Neues zu entdecken geben und es gibt noch Vieles von den Pflanzen zu lernen. Wenn meine Exkursionsteilnehmer das am Ende des Tages oder am Ende des Seminars verstanden haben und danach immer noch oder vielleicht sogar noch mehr Spaß am Bestimmen haben, dann bin ich zufrieden und glücklich. Mehr Informationen zur Ernährung mit Rohkost und essbaren Wildpflanzen und zahlreiche Rezepte gibt es in den Büchern von Dr. Christine Volm „Rohköstliches - gesund durchs Leben mit Rohkost und Wildpflanzen“ (Ulmer Verlag 2013) und „Meine liebsten Wildpflanzen – rohköstlich: sicher erkennen, vegan genießen“ (Ulmer Verlag 2013). Beide Bücher sind im Handel erhältlich oder signiert/mit persönlicher Widmung zu bestellen unter [email protected]. Zusätzliche Infos und Rezepte im Blog: http://tine-taufrisch.blogspot.com oder bei Dr. Christine Volm, Wurmbergstr. 27, D-71063 Sindelfingen, Tel. 07031/811954, www.christine-volm.de, [email protected], https://www.facebook.com/wildundroh.by.christi ne.volm oder in der Facebook-Gruppe „Essbare Wildpflanzen roh-vegan“. Hier sind alle willkommen, die sich über roh-vegane Wildpflanzenthemen austauschen möchten. Spinat mal wild Karin Greiner weiß jede Menge darüber zu berichten. Und bei den angefügten Rezepten ist sowohl für Veganer als auch für Mürbeteigfreunde etwas dabei. Schnell auf dem Tisch, mit ein paar Kartoffeln oder zu Risotto – saisonal und regional verfügbar. Fuchsschwanz (Amaranthus), Melden (Atriplex) und Gänsefußarten (Chenopodium) zeigen aufgrund familiärer Bande ganz ähnliche Eigenschaften. Aufsteigender Fuchsschwanz (Amaranthus blitum) – bereits im „Capitulare de villis“ von Kaiser Karl dem Großen erwähnt – Gartenmelde (Atriplex hortensis), eine unserer ältesten Kulturpflanzen, Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) – früher in jedem Dorf griffbereit, sicherten die Ernährung vieler Generationen. Wilder Spinat - der Wiesenknöterich Heute gehört Spinat zu den mit am meisten verzehrten Gemüsen, vor allem in Begleitung von Kartoffeln und Spiegelei. Nicht alle aber sind dem Blattgemüse immer grün. Warum also nicht zu Alternativen greifen? 10 Spinat (Spinacia oleracea) gehört botanisch zur Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae), die heute zu den Fuchsschwanzgewächsen (Amaranthaceae) gerechnet werden. Sie tragen unauffällige, sehr kleine Blüten und haben auch sonst kaum etwas Spektakuläres zu bieten. Die meisten finden sich auf Schutt und Ödland, gelten als klassische „Unkräuter“. Außer Spinat werden auch Mangold, Rote Bete und Quinoa als Gemüse genutzt. Spinat und Mangold gelten als besonders mit Nitrat belastete Kulturpflanzen, enthalten außerdem Oxalsäure in größeren Mengen. Und nicht jedem munden sie, vor allem Spinat hat einen etwas metallisch-bitteren, leicht zusammenziehenden Geschmack. Nitrat, selbst ungiftig, wird mit der Zeit durch Mikroorganismen zu Nitrit umgewandelt. Nitrit wiederum stört den Sauerstofftransport im Körper, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkin- dern. Kritischer ist die weitere Umwandlung von Nitrit zu Nitrosaminen zu sehen, die nachweislich die Gesundheit schädigen. Oxalsäure ist in größeren Mengen für die Nieren gefährlich, behindert zudem die Eisenaufnahme ins Blut. Dennoch bleiben Spinat wie Mangold dank vieler Vitamine gesunde Gemüse. Als Basis für eine Wildpflanzenmahlzeit sind beide bestens geeignet, Spinat wird durch Beimengung von Kräutern viel würziger und interessanter. Wilder Spinat - der Fuchsschwanz Wilder Spinat - der Gute Heinrich Prinzipiell sind sämtliche Arten der beiden Gattungen essbar, wenn sie auch nicht alle gleich gut schmecken. Neben sehr milden gibt es bitter schmeckende und durch ihren abstoßenden Geruch auch wenig Appetit anregende Formen. Probieren geht hier über studieren. Immer sollte man die Pflanzen von wenig gedüngten Stellen ernten, so frisch wie möglich zubereiten und schnell verzehren, um einer unnötigen Belastung durch Nitrate zu entgehen. Blanchieren in reichlich Salzwasser und Abschütten des Kochwassers reduziert den Oxalsäuregehalt, da dieser Stoff wasserlöslich ist. Leider gehen dabei aber auch viele andere Inhaltsstoffe verloren. Zitronensäure verhindert, dass Oxalsäure in den Nieren Grieß- oder Steinbildung verursacht und verbessert gleichzeitig die Eisenverwertung. Dafür schmeckt man das Gemüse z.B. mit Zitronensaft ab oder reicht frische Früchte dazu. Wildes Spinatmischgemüse mit Brennnesseln 11 Entferntere Verwandte Knöterichgewächse (Polygonaceae) tragen als typisches Merkmal eine sog. Ochra oder Tute, eine häutige Nebenblattscheide um die Knoten (Blattansatzstellen). Auch sie blühen nicht besonders prunkvoll, sind aber wiederum sehr häufig in unserer Wildpflanzenflora zu finden. Buchweizen (Fagopyrum esculentum) erlebt gerade eine kleine Renaissance als Pseudogetreide. Neben Rhabarber (Rheum), derzeit im Szenegetränk Rhabarberschorle beliebt, hat fast jeder schon einmal den Kleinen Sauerampfer (Rumex acetosella) oder den Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa) probiert. Der Alpen-Ampfer (Rumex alpinus) lieferte nicht nur hochwertiges Schweinefutter, sondern in Notzeiten auch eiweißreiche Überlebenskost. Manche Ampfer-Arten lässt man besser wachsen, ihre Blätter enthalten derart viele Bitterstoffe, dass sie Magen und Darm gehörig durcheinander bringen können – aber sie bringen auch keinerlei kulinarischen Genuss. Das Vieh meidet viele Ampfersorten deshalb wie die Pest. Wiesenknöterich (Bistorta officinalis) ist leicht erkennbar an seinen rosaroten Zahnbürsten-Blütenständen, die großen Grundblätter schmecken fein mild. Sogar der in Pflasterritzen und Rinnsteinen wuchernde Vogelknöterich (Polygonum aviculare) lässt sich für Spinatgemüse nutzen. Leider gibt es auch bei den Knöterichgewächsen einen missliebigen Nebeneffekt: Sie enthalten viel Oxalsäure, sollten also nicht über längeren Zeitraum in größeren Mengen gegessen werden. Doldenblütler Vielleicht war er tatsächlich der Spinat unserer Ahnen, der Giersch (Aegopodium podagraria). Warum sonst ist er wohl in so vielen Gärten flächendeckend vorhanden. Er fordert geradezu auf, ihn zu ernten und zu verspeisen. Die jungen Blätter ergeben ein famoses Gemüse, ganz ohne Mühe und Plage gedeiht dieser Wildspinat wie von selbst und ist immer verfügbar. Auch das Blattwerk von Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), Großer Bibernelle (Pimpinella major) und wild wachsendem Pastinak (Pastinaca sativa) liefert schnell eine gute und wohlschmeckende Portion Spinatgemüse – wenn man die Arten sicher kennt und erkennt. Weitere Spinatpflanzen Alles, was große, nicht zu derbe Blätter trägt und essbar ist, lässt sich wie Spinat in der Küche verwenden. Je milder im Geschmack, desto beliebter sind die Kräuter – Würze kommt durch Zugabe von Gewürzen oder wenigen Wildpflanzen mit kräftigem Geschmack, z.B. Gundermann (Glechoma hederacea) oder Schafgarbe (Achillea millefolium). Wilder Spinat - der Hohlzahn Meine Favoriten unter den vielen Wildkräutern, die ich sogar im eigenen Garten immer pflückbereit habe, sind großblättrige Malven (Malva), Nachtkerzen (Oenothera), Rainkohl (Lapsana communis), Taubnesseln (Lamium), Brennnesseln (Urtica) und Franzosenkraut (Galinsoga). Von draußen hole ich mir für eine Spinatzubereitung gerne die jungen, noch zarten Blätter von Gewöhnlichem Hohlzahn (Galeopsis tetrahit), auch schon mal vom Pfennigkraut (Lysimachia nummularia), Lichtnelken (Silene) oder von Ähriger Teufelskralle (Phyteuma spicata) dazu. Wilder Spinat - die Malve Spinat, Spinat! Was kann man mit grünem Blattgemüse nicht alles in der Küche zaubern! Die Zubereitung von Wildpflanzenspinat ist kinderleicht. Blätter verlesen und waschen, grob zerpflücken. Etwas Pflanzenöl oder Butterschmalz in einer großen Pfanne oder einem Topf erhitzen, Blätter hineingeben und bei milder Hitze zusammenfallen lassen. Aus gut zwei Handvoll Blattmasse bleibt nicht allzu viel übrig, gerade einmal eine Portion. Man kann die Blätter ebenso kurz im Dampf garen oder blanchieren, um sie dann weiter zu verarbeiten, z.B. für Füllungen. Schlichter Blattspinat, ob nur aus einer Pflanzenart oder aus mehreren gemischt, ergibt eine besondere Beilage oder gar ganze Mahlzeit – wenn man das Gemüse raffiniert würzt: Rahm, Sahne, Frischkäse, kurzum Milchprodukte machen das Gemüse mild und cremig. Zitronenschale und Zitronensaft, ersatzweise auch Sanddornsaft oder Berberitzenfrüchte, machen den Wildpflanzenspinat schön frisch, was sich vor allem bei Brennnesseln und Taubnesseln mit ihrem eher erdigen Aroma positiv auswirkt. Chili gibt dem Blattgemüse Pfiff und eine freche Schärfe, besonders gerne verwende ich hier Sauerampfer-Chili von Leonto (www.leonto.com). Zwiebeln und Knoblauch zählen zu den klassischen Spinatwürzen, passen immer auch zu Wildkräuterspinat. Nachdrücklich für Knoblaucharoma sorgen auch manche Früchte oder Samen, etwa von Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) oder Bärlauch (Allium ursinum). Ingwer gibt den Spinatpflanzen eine würzige, duftende Schärfe. Gemörserte Sesamsaat und Sojasauce sorgen für eine fernöstliche Note. Curry mit Kokosraspel und/oder Kokosmilch schmecken besonders raffiniert – die Kokosraspel sollte man vorab in der Pfanne ohne Fett etwas anrösten. Wilder Spinat ganz fein Wer es puristisch liebt, der reicht Salzkartoffeln, Kartoffelpüree oder Bratkartoffeln zum Spinat, eventuell noch Spiegeleier oder verlorene Eier. Wer experimentierfreudiger ist, nutzt den Wildpflanzenspinat für die weitere Verarbeitung zu… Da lässt sich eine lange, fast unendliche Liste an Gerichten aufstellen. Hier mal eine Auswahl: Pfannkuchen mit Spinatfüllung, Spinat-Lasagne, Spinat-Auflauf, Spinat-Tarte, Spinat-Quiche, Spinat-Strudel, SpinatSpätzle, Spinat-Gnocchi, Spinat-Knödel, Spinat-Tortillawraps, Spinat-Ravioli, Spinat-Risotto, Spinat-Pizza, Spinat-Nudeln. Guten Spinat-Appetit, einen wilden! 12 Wilder Spinat im Klatschmohnrand Zutaten für 2 Personen: 4 Handvoll wilde Spinatkräuter (z.B. Guter Heinrich, Melde, Malve, Brennnessel) 2 Lauchzwiebeln 4 Aprikosen Pflanzenöl etwas Kräuter- oder Gemüsebrühe Salz, Sauerampfer-Chili (Leonto) Klatschmohn, Kornblumen, Kamille zur Garnierung 100 g Bergkäse, gerieben Pflanzenöl Salz, Pfeffer, Muskat Zubereitung: Spinatkräuter verlesen, waschen und abtropfen, große Blätter zerzupfen. Lauchzwiebeln putzen und in feine Ringe schneiden. Aprikosen entsteinen und in schmale Spalten schneiden. Zwiebeln in Öl andünsten, Spinatkräuter dazu geben. Kurz dünsten, eventuell mit etwas Brühe ablöschen. Aprikosen untermischen, ebenfalls nur kurz mitziehen lassen. Mit Salz und Sauerampfer-Chili würzen, ruhig pikant abschmecken. Klatschmohnblüten in feine Streifen schneiden, Kornblumenblüten auszupfen, Kamillenblüten von den Stängeln trennen. Spinatgemüse mit den Blüten anrichten. Zubereitung: Aus Mehl, Honig, einer guten Prise Salz, Ei und Butter (kalt, in kleine Flocken geschnitten) schnell einen Mürbteig kneten, in Klarsichtfolie für eine Stunde kalt stellen. Ausrollen und sechs ausgefettete Tortelett-Förmchen mit dem Teig auskleiden. Mit einer Gabel mehrmals einstechen, im Backofen bei 180 °C (Umluft) 15- 20 Minuten backen. Wilde Spinattörtchen (mit zusätzlicher veganer Variante) Zutaten für 2 Personen: 200 g Mehl ½ Teelöffel Honig 1 Ei 100 g Butter 3 Handvoll Spinatkräuter(z.B. Brennnessel, Giersch, Sauerampfer zu etwa gleichen Teilen gemischt) 5-6 Schafgarbenblättchen 1 kleine Zwiebel 1 Knoblauchzehe 2 Esslöffel Sonnenblumenkerne Spinatkräuter verlesen, waschen, abtropfen und fein hacken. Schafgarbenblättchen von der Mittelrippe streifen, ebenfalls fein hacken. Zwiebel und Knoblauchzehe schälen, fein würfeln. Zuerst Sonnenblumenkerne ohne Fett anrösten, aus der Pfanne nehmen. Zwiebel und Knoblauch in Öl andünsten, Spinatkräuter und Schafgarbe zugeben. Kurz dünsten, mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen, Sonnenblumenkerne unterheben. Wilden Spinat auf die Mürbteigtorteletts verteilen, mit Reibekäse bestreuen und im Backofen 5 Minuten überbacken. Für die vegane Variante: Mürbteig statt mit Butter und Ei mit Pflanzenmargarine und drei Esslöffeln Apfelmus zubereiten. Anstelle vom Käse kann man die Törtchen mit Tofuwürfelchen überbacken.! Karin Greiner www.pflanzenlust-blog.de Detox-Smoothie mit Gundermann Einen gesunden Wildpflanzen-Drink zum entschlacken präsentiert uns Gabriele Bräutigam. „Detox“ heißt die Zauberformel für alle, die gesund, fit und jung bleiben möchten. „Entgiften“, „entschlacken“, „blutreinigen“ nannte man es früher. Die Prozesse, die durch die jeweiligen Pflanzen im Körper angestoßen werden, sind höchst unterschiedlich. Mal werden die Nieren aktiviert, mal die Leber, mal wirkt die Pflanze eher harntreibend. Bereits im Mittelalter dachte man über „Detox“ nach. Gundermann (Glechoma hederacea) ist abgeleitet von „Gund“, was auf mittelhochdeutsch so viel bedeutet wie „Schleim, Eiter“. Mit diesen Substanzen reagiert der Körper, um gesundheitsschädliche Übergriffe abzufangen. Heute reicht uns schon die Vorstellung, dass die durch Umweltbelastungen jeglicher Art entstandenen Schadstoffe sich in unserem Körper sammeln und die Zellalterung beschleunigen, um etwas für unsere Gesundheit zu tun. Doch was ist dran am Gundermann? Von der Kommission E wurde er jedenfalls nicht als Arzneipflanze anerkannt. Verwendung in der Heilkunde Seit der Zeit der Kelten wird der Gundermann zum „Entgiften, Ausleiten & Regenerieren“ eingesetzt. Er enthält Gerbstoffe, Bitterstoffe (Glechomin), ätherisches Öl und Saponine. Der Gundermann fördert die akute Bindung von giftigen Körpersekreten und Schwermetallen, so dass diese schnell ausgeschwemmt werden können. Früher tranken z.B. Maler Gundermanntee, um Vergiftungen durch bleihaltige Farben vorzubeugen. Und da haben wir den Grund, warum der Gundermann keine Medizinalpflanze sein kann: Er ist dafür da, dass wir NICHT krank werden. Also eine „Gesundbleibepflanze“. Vor allem sorgt er dafür, das Störende adhoc auszuleiten und gar nicht erst krank zu werden. Gesundbringende Wirkungen werden ihm viele nachgesagt, vor allem bei eher chronisch anmutenden Gesundheitsstörungen wie Heuschnupfen, Magenschleimhautentzündungen, chronischer Bronchitis, chronischem 13 Schnupfen. Die bekannte Phytotherapeutin Ursel Bühring empfiehlt den Gundermann aufgrund seines hohen Gerbstoffgehalts zum akuten Binden von Schwermetallen (z.B. Quecksilber beim Entfernen von Amalgam-Plomben: gleich Gundermanntee zum Ausspülen verwenden und an diesem und dem folgenden Tag mehrere Tassen Gundermann-Tee trinken). Zudem berichtet sie über eine lange Tradition zur Vorbeugung von Blei- Foto: Sammy Hart vergiftungen bei Büchsenmachern (Bleikugeln) und Malern (Bleiweiß). Diese tranken gern Gundermanntee als Präventionsmaßnahme. Diesem Gedanken folgend, würde ich die Verwendung von 4-5 Blättchen in Tee oder Smoothie vor allem denjenigen Bewohnern von Altbauten (Baujahr bis ca. 1930) empfehlen, die nicht sicher sind, ob ihr Wasser noch durch Bleirohre fließt. Was die wenigsten wissen: Auch Pestizide werden durch Gerbstoffe gebunden. Das ist wiederum für alle interessant, die auf dem Land wohnen, wo Felder in konventioneller Landwirtschaft bestellt werden. Lecker in der Küche Gundermann schmeckt ausgeprägt herb-aromatisch. Er ist ideal für Kräutersalze, Pestos, Würzöle, Kräuteraufstriche, Quiches, zum Würzen herzhafter Speisen und Grillgerichte und in Kräuterlikören. Besonders delikat ist der Gundermann als Dessert, mit Schokolade überzogen. Früher wurde der Gundermann auch Gartenhopfen, engl. „Ale-hoof“ genannt, was ihn als wichtige Zutat für das Bierbrauen (speziell das englische „Ale“) ausweist. Falls Sie keinen Garten haben, pflanzen Sie sich das wohlschmeckende und nützliche Pflänzchen am besten einfach in einen Balkonkasten, dort bildet er dekorative Ranken. Auch in der Natur ist er häufig zu finden. Er bevorzugt feuchte, fruchtbare sowie kalkhaltige Böden. Zudem ist er in Mischwäldern und auf bewirtschafteten Wiesen zu finden. Natürlich sind biologisch bewirtschaftete Wiesen zum Sammeln besser geeignet. Rezept Detox-Smoothie Die enzymreiche Ananas, bekannt für ihren Detox-Effekt, unterstützt die Wirkung des Gundermanns und schmeckt herrlich exotisch. Zutaten: ca. 10 bis 15 Blättchen Gundermann (Mehr ist davon aufgrund der starken ätherischen Öle nicht zu empfehlen.) 1 Handvoll grünen Pflücksalat alternativ 1 Handvoll Kohldistel, 1 Baby-Ananas, 1 Esslöffel Kokosraspeln (am besten Rohkostqualität), 0,1 Liter Wasser (zum Einweichen der Kokosraspeln), 1 Handvoll Crushed Ice Alle Zutatenin den Mixer geben und fein pürireren. Ergibt etwa 0,4 Liter. Rezept aus dem neuen Buch „Wilde Grüne Smoothies“, Gabriele L. Bräutigam, Hans Nietsch-Verlag, 2014, 208 Seiten, 50 heimische Wildkräuter – 50 Rezepte – 50 Seiten Tipps für Selbstversorger. Ab sofort im Buchhandel Gabriele Leonie Bräutigam M.A. - zert.Kräuterführerin - http://www.herbalista.eu http://www.facebook.com/kraeuterwanderung.nu ernberg, Oedmühle, Am Weinberg 2-4, 91249 Weigendorf, Tel.: (09154) 9148-15 Kulinarische Kräuter-Überraschung Brigitt Waser-Bürgi inspiriert zu Sammeleifer auf Kräuterwanderungen und leckeren Gerichten. Mehrmals jeden Sommer werde ich für Kräuterspaziergänge angefragt. Diese führen mich in verschiedene Gegenden der deutschsprachigen Schweiz zu Frauenvereinen oder Naturgruppen. Wir gehen dann normalerweise ca. 2 Std. auf einen Spaziergang rund um das Dorf-Zentrum. Dabei erkläre ich die Heilpflanzen, welche eben gerade in der Umgebung wachsen. Viele dieser Pflanzen, die direkt vor unseren Haustüren wachsen, helfen uns das Jahr hindurch, gesund zu bleiben - auch mit kleinem Budget. Auf den Kräuterspaziergängen lernen vorwiegend interessierte Frauen die Heilwirkungen und Gefahren der verschiedenen Wildpflanzen kennen. Es wird erklärt, wie wir die Kräuter in der Küche verwenden und welche Hausmittel daraus gemacht werden können. Anschließend findet jeweils noch ein gemütliches Beisammensein im Vereinslokal statt. Dabei können die Teilnehmenden an der Sirup-Bar mindestens ein Dutzend der von mir mitgebrachten Kräuter-Sirupe ausprobieren. Außerdem bitte ich jeweils die Veranstalterin, dass jemand einen Kuchen backen sollte. So hatte im vergangenen Sommer Annemarie Brunner aus Erstfeld (Kanton Uri in der Schweiz) den Auftrag vom Verein, einen Kuchen mitzubringen. Da sie eine völlig begeisterte Kräuterfrau ist, ließ sie sich einiges dazu einfallen. Sie richtete, zur Überraschung aller, gleich ein herrliches SpezialitätenBuffet ein mit sehr feinen Kräuterleckereien. Die Köstlichkeiten seien nicht schwierig zu machen, erklärte sie. Es brauche einfach etwas Zeit und beim Dicksaft noch etwas mehr Geduld, denn dieser gelinge nicht immer auf Anhieb. Die Kursteilnehmenden ließen sich mit allen Sinnen verwöhnen. So erhielten sie an diesem Nachmittag viele Kräuter-Inspirationen nicht nur theoretisch, sondern vor allem auch kulinarisch. diversen Viel Freude, Geduld und Sinnesvergnügen beim Nachmachen der Leckereien von Annemarie Brunner aus Erstfeld wünscht Ihnen Ihre Heilpflanzenfrau Brigitt Waser-Bürgi, www.heilpflanzenfrau.ch. Von links nach rechts: Holundergelee, Löwenzahndicksaft, Tannenspitzendicksaft, Bärlauch- und Kräuterdipp, Bärlauchpesto, diverse getrocknete essbare Blüten, Kräuterknäckebrot mit Ruchmehl*, Bärlauch, Taubnessel, Brennnessel und Giersch (*Das Ruchmehl wird aus Weißmehl gewonnen und enthält einen Teil der äußeren Schalenschicht. Es beinhaltet mehr Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine aus der Randschicht des Korns. Deshalb ist Ruchmehl in seinem biologischen Nährwert dem Weißmehl überlegen. Außerdem verfügt es über einen ausgeprägteren Geschmack als Weißmehl.) Blüten-Muffin, SpeckKräuterbrot mit Brennnessel und Taubnessel, salzige Roulade mit Kräuterquark und Käse-Wähen (Blechkuchen) mit Giersch. Kräuterkongress in Unterfranken Pflanzenliebhaber in einer fachlich fundierten und gleichzeitig harmonischen Atmosphäre. 14 Jährlich findet in Schwebheim, einem Kräuterdorf in Unterfranken, der Kräuterkongress „Wildes Grün“ statt. Der Fortbildungsgedanke aus dem Verein „Kräuter-Vielfalt-Franken“, der ca. 130 Mitglieder zählt, hat die beiden Initiatorinnen, Simone Engelmann und Ute Solf angeregt, einen Raum der Wissenserweiterung zu schaffen. Diese und viele andere Ideen haben dazu geführt, diesen Wildkräuterkongress auf die Beine zu stellen. Allen wissbegierigen Naturkundlern wird mit diesem Kongress, der erstmals 2013 stattfand, Tür und Tor zu altem und neuem Pflanzenwissen geöffnet. Moderne Phytotherapie, Klostermedizin und Selbstversorgung mit Wildpflanzen sind hier zu erfahren und zu erleben. Namhafte und versierte Re- ferenten und Buchautoren vermitteln altes Kräuterwissen, zeigen „Handwerk“, wie das Herstellen von Tinkturen, und Räuchern mit Heilpflanzen. Ein reger Austausch unter den Teilnehmer und natürlich mit den Pflanzenexperten ist Programm. Im vergangenen Jahr schätzten die Teilnehmer ganz besonders auch die liebevolle Gestaltung der Pausen und Essenszeiten. Es gab Musik, Tanz und delikate Zubereitungen aus Kräutern. Besonders beliebt waren die herausragenden Torten und Kuchen aus Wildbeeren, veredelt zum Beispiel mit Hagebuttensahne oder Bucheckerncreme. Kreiert wurden diese Leckereien von Barbara Proske, der Köchin am Benedictus-Hof in Holzkirchen. Ebenso gab es ein Showkochen und Probierhäppchen von Dr. Markus Strauß. Er ist Fachmann in Sachen Selbstversorgung aus der Natur und hat dazu einen Ausbildungslehrgang entwickelt. Mit dem Veranstaltungsort Schwebheim, auch das „Apothekergärtlein Frankens“ genannt, hat sich eine WinWin-Situation für Kongress und Gemeinde ergeben. In Schwebheim entwickelte sich seit dem letzten Jahrhundert eine Kräuteranbautradition. Heute ver- arbeiten mehrere Kräuterfirmen am Ort bis zu 40 Pflanzen-Arten zu Arzneimitteln und Gewürzen. Diese „andere“ Art der Landwirtschaft hat den Ort zusammengeschweißt. Im Rahmen des Kongresses können die Teilnehmer an Schwebheims Tradition teilhaben und den modernen Heilkräuteranbau kennenlernen, z.B. bei einer Planwagenfahrt oder im Kräutermuseum bei einer Führung. Man spürt die Gemeinschaft im Ort, die sich auch auf dem Umweltsektor einen Namen gemacht hat. Beispielsweise wird hier seit Mitte der 80er Jahre eine „ökologische Flurbereinigung“ betrie- ben. Der Umweltschutzgedanke wird auch auf dem Wildkräuterkongress weitergetragen. So fand im letzten Jahr eine ökologische Wanderung auf der Pfeifengraswiese statt. Diese ist einzigartig in Deutschland. Den Initiatorinnen liegt besonders am Herzen, mithilfe des Kongresses endlich einen direkten Austausch auf dem Fachgebiet der Wildkräuter zu ermöglichen. Ein Thema, das glücklicherweise immer mehr Begeisterte findet. In diesem Jahr findet der Kräuterkongress „Wildes Grün“ am 25. und 26.10 2014 statt. Viele interessante Buchauto- ren, wie z. B. Magret Madejsky und Ursula Stumpf, präsentieren hier spannende Themen. Dieses Jahr steht beim Kongress in hohem Maße der Fortbildungscharakter im Vordergrund – sowohl für Kräuterkundige als auch für alle Menschen, die tiefer in dieses Wissen einsteigen wollen. Zudem machen jede Menge liebevolle Details den Kongress zu einem genussvollen und lehrreichen Ereignis. Jeder Interessierte ist herzlich willkommen. Ute Solf Weitere Infos unter: www.wildes-grün.de oder unter www.kraeuter-vielfalt-franken.de Veranstaltungen mit Wildpflanzen Ein tabellarischer Überblick über eingesandte Wildpflanzenkurse und -seminare Formular dazu auf unserer Webseite unter www.essbare-wildpflanzen.de/veranstaltungsformular.rtf 15 08.07.14 D-71063 Sindelfingen Exkursion: Wildes am Waldrand Für Anfänger und Fortgeschrittene. Di. 08. Juli – 17 -19:30 Uhr An einem warmen Sommerabend gibt es keinen schöneren Platz als am Waldrand, wo wir allerlei Essbares finden können. Dr. Chr. Volm, Sindelfingen, Tel.: 07031/811954, [email protected], www.christine-volm.de 11.07.14 D-71063 Sindelfingen Exkursion: Doldenblütler Für Fortgeschrittene, Fr. 11. Juli – 16:30 -19 Uhr Eine Exkursion für alle, die schon fit sind in Sachen Wildpflanzen und sich nun einmal die Familie der Doldenblütler genauer anschauen wollen. In diesem Kurs wird ein Einblick ins botanische Bestimmen gegeben und geübt, die giftigen von den ungiftigen Doldenblütler-Arten zu unterscheiden. Dr. Christine Volm, Sindelfingen, Tel.: 07031/811954, [email protected], www.christine-volm.de 12.07.14 D-71063 Sindelfingen Exkursion: Essbare Wildpflanzen – die ersten 20 Arten im Sommer Für Anfänger und Auffrischer. Sa. 12. Juli – 10-12:30 Uhr. Wir widmen uns den häufigsten 20 Arten und wollen Bekanntschaft machen mit den typischen Sommerpflanzen. Wir wollen auf dieser Exkursion Wildkräuter und andere Wildpflanzen an ihrem Naturstandort kennen lernen. Auch die giftigen Pflanzen werden wir betrachten, so dass Sicherheit im Umgang mit Essbaren Wildpflanzen erworben werden kann. Es gibt Empfehlungen für die Verwendung von Wildpflanzen und für ihre Zubereitung. Dr. Chr. Volm, Sindelfingen, Tel.: 07031/811954, [email protected], www.christine-volm.de 31.07.1403.08.14 A- 6105 Leutasch, Tirol, Österreich Seminar „Gesund in den Bergen mit essbaren Wildpflanzen und veganer Rohkost“ Ein Seminar, bei dem du lernst, dich ganz natürlich zu ernähren. Wir werden gemeinsam die essbaren Wildpflanzen des Leutaschtals und der Wettersteinregion kennenlernen. Wir werden uns rohköstlich, vegan und von Wildpflanzen ernähren. Neben dem Kennenlernen der Pflanzen steht das gemeinsame Zubereiten unserer Mahlzeiten auf dem Programm: Aus feinem Obst und Gemüse, Nüssen, Samen und Ölfrüchten – ergänzt um das wilde Grün aus der Natur. Dr. Chr. Volm, Sindelfingen, T. 07031/811954, [email protected], www.christine-volm.de 30.08.14 D-79348 Freiamt Wilde-Pflanzen Lehrgang mit Kochgeflüster Eine botanisch-kulinarische Entdeckungstour in die heimische "Wildnis".Ganztagesveranstaltung mit ausführlichem Kochen und Genießen. Weitere Informationen unter: www.essbare-wildpflanzen-freiamt.de 18.09.14 08.05.16 D-94032 Passau Ausbildung in Heilpflanzenkunde – 2 jähriger Kurs Donnerstag bis Sonntag von 10-17 Uhr. Sandra Kunz, Passau, Tel.0851-9290916, [email protected] Ab 24.09.14 D-83075 Bad Feilnbach Meine naturheilkundliche Hausapotheke im Jahreslauf Monat für Monat (12xmittwochs) – eingebettet im Kreislauf des Jahres – spüren wir dem Rhythmus in Natur und im Leben nach und lernen Rezepturen kennen mit Mineralstoffen nach Dr. Schüßler, homöopathischen Akutmitteln und Hausmitteln aus der Kräuterheilkunde – zur vorbeugenden Stärkung bzw. für entsprechende Beschwerden. Pflanzen und Mineralstoffe werden ausführlich vorgestellt. Für Laien und als Einstieg für Therapeuten. HP Ingeborg Mayer, Tel. 0176-2048 0043, [email protected] Ab 26.09.14 D-83071 Stephans kirchen Meine naturheilkundliche Hausapotheke im Jahreslauf Monat für Monat (12xfreitags) – eingebettet im Kreislauf des Jahres – spüren wir dem Rhythmus in Natur und im Leben nach und lernen Rezepturen kennen mit Mineralstoffen nach Dr. Schüßler, homöopathischen Akutmitteln und Hausmitteln aus der Kräuterheilkunde – zur vorbeugenden Stärkung bzw. für entsprechende Beschwerden. Pflanzen und Mineralstoffe werden ausführlich vorgestellt. Für Laien und als Einstieg für Therapeuten. HP Ingeborg Mayer, Tel. 0716-2048 0043, [email protected] Impressum: Essbare Wildpflanzen, Postfach 1132, D-85311 Freising, Tel. +49(0)8161-9368586, [email protected] www.essbare-wildpflanzen.de. Für Inhalte, Text- und Bildrechte sind die jeweiligen Autoren selbst verantwortlich. 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