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Alles über Kräuter
Arznei- und Gewürzpflanzen für den Kleingarten
1
Heilkräuter wurden seit Menschengedenken zu therapeutischen und
würzenden Zwecken der Natur entnommen. Dadurch wurden einerseits natürlich vorkommende Pflanzenbestände
teilweise stark reduziert, andererseits
kam es immer wieder zu gefährlichen
Verwechslungen mit giftigen Pflanzen.
Die Erfahrungen im Umgang mit ihnen
wurden von Generation zu Generation
weitergegeben. Aufgrund umwälzender
Entdeckungen in der pharmazeutischen
Industrie des 20. Jahrhunderts nahm der
Bedarf an Arzneipflanzen stetig ab.
2
Einleitung
Im Zuge des Wandels gesellschaftlicher
Werte, einhergehend mit der Rückbesinnung auf alte Traditionen, der „Wellness“
als Lebensstil sowie der zunehmenden
Bedeutung ganzheitlicher Medizin interessieren sich viele Menschen heute
wieder verstärkt für Heil- und Küchenkräuter. Im Gegensatz zu vergangenen
Zeiten werden Heilkräuter und Gewürzpflanzen heute größtenteils in Gärten
oder im kommerziellen Anbau kultiviert.
Die Nachfrage nach besonderen Arten
und Sorten nimmt zu – viele Gärtnereien
nehmen deshalb Kräuter in ihre Sortimente auf.
Für die Anlage eines Kräutergartens reichen schon
kleine Flächen aus. Blumenrabatten oder Gemüsebeete können in Kräutergärten umgewandelt
werden. Auch Hochbeete und Kräuterspiralen
sind ein idealer Standort für viele Gartenkräuter.
Halbsträucher wie Lavendel, Thymian, Ysop, Weinraute oder Salbei eignen sich als Strukturpflanzen
im Kräuterbeet oder können zum Einfassen von
Beeten verwendet werden. Stauden wie Minze, Melisse, Fenchel oder Liebstöckel werden in Gruppen
von mindestens drei Pflanzen gesetzt. Ein- oder
zweijährige Pflanzen wie Senf, Majoran, Kümmel,
Koriander oder Kapuzinerkresse werden in Reihen
oder in Tuffs gesät.
Bei der Neuanlage eines Kräutergartens ist darauf
zu achten, dass sich mehrjährige Pflanzen über
mehrere Jahre auch ungestört entwickeln können.
Gewürz- und Heilkräuter sind ideale Kulturen eines
ökologisch bewirtschafteten Kleingartens.
Aufgrund ihres hohen Anteils pflanzenwirksamer
Inhaltsstoffe sind Kräuter bei standortgerechtem
Anbau in der Regel weniger anfällig für Krankheiten
und Schädlinge als viele Obst- und Gemüsekulturen. Gleichzeitig können sie durch geschickten
Mischanbau den Befall andere Nutzkulturen mit
Krankheiten und Schädlingen teilweise reduzieren,
so dass der Einsatz synthetischer oder biologischer
Pflanzenschutzmittel minimiert wird.
Echter Baldrian (Valleriana officinalis)
Der deutsche Name „Baldrian“ ist angelehnt an den Namen des
nordischen Lichtgottes Balder. Baldrian ist eine der ältesten Heilpflanzen. Er wurde im Volksglauben als Schutz vor bösen Mächten
betrachtet. Wegen des starken Geruchs der Wurzel glaubte man,
dass Baldrian den Teufel, böse Geister und Hexen fernhalten kann.
Auf die nervenberuhigende Wirkung des Baldrians wurde man erst
Anfang des 17. Jahrhunderts aufmerksam. Er gilt auch heute noch
als hervorragendes Nervenentspannungsmittel ohne Nebenwirkungen. Baldrian ist sehr frostbeständig. Als Feuchtbodenpflanze
verträgt er auch gelegentliche Überschwemmungen und ist daher
häufig auf Wiesen entlang von Gewässerläufen zu finden.
Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat oder Teilung. An den Boden
stellt er keine besonderen Ansprüche. Er gedeiht sowohl in der
Sonne als auch halbschattig. Besonders dekorativ wirkt Baldrian im
Staudenbeet, bietet aber auch am Teichrand einen schönen Anblick.
Die intensiv süß duftenden Blüten locken im Sommer zahlreiche
Insekten wie Schmetterlinge, Käfer und Schwebfliegen an.
Soll Baldrian als Droge verwendet werden, müssen größere Bestände angebaut werden, da nur die unterirdischen Teile der Pflanze
arzneiwirksame Bestandteile enthalten und demzufolge zur Ernte
die ganzen Pflanze gerodet werden muss.
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Name, Herkunft
Echter Baldrian (Valleriana officinalis),
Familie: Baldriangewächse (Valerianaceae),
Heimat: Europa, Mittelasien, Kaukasus-Länder
Wuchs, Blatt, Blüte, Frucht
mehrjährig, krautige Staude, 100 bis 200 cm hoch
Blätter: Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
sattgrün, gefiedert, Blätter oval,
ganzrandig oder ungleich gesägt
hellrosa, süßlich duftende Einzelblüten,
in Trugdolden (schirmrispig) angeordnet
Juni bis September
Nüsschen; Früchte, bei denen alle
Schichten der Fruchtwand verholzen.
Meist wird je Frucht nur ein Samen
umschlossen
Standort
Sonnig bis halbschattig, frische bis feuchte, schwach
saure Böden mit normalem Nährstoffgehalt
Ernte, Verwendung
Ernte von August bis Oktober, verwendet werden getrocknete, unterirdische Pflanzenteile (Wurzelstock,
Wurzeln Ausläufer), medizinisch angewendet als Tee
oder Tinktur bei nervösen Erregungszuständen und
Einschlafstörungen
Basilikum (Ocimum basilicum)
Der Name Basilikum stammt aus dem Griechischen und bedeutet
„königlich“ – Grund ist der würzigen edle Duft.
Die Pflanze stammt ursprünglich vom afrikanischen Kontinent.
Schon im Altertum wurde sie in Vorderindien und Ägypten kultiviert.
Möglicherweise kam das Basilikum durch die Feldzüge Alexanders
des Großen nach Makedonien und Griechenland.
Name, Herkunft
Basilikum (Ocimum basilicum)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Heimat: Afrika, Indien
Wuchs, Blatt, Blüte, Frucht
einjährig, krautig, viele Sorten mit neuen Blattformen
und -farben sowie interessanten Geschmacksnoten
Blütezeit:
je nach Sorte grün oder rot, eiförmig,
Blattränder gesägt
lippige Einzelblüten in Scheinquirlen,
weiß, bei roten Sorten rosa blühend
Juni bis September
Frucht:
Klausenfrüchte
Blätter: Basilikum wird ab März unter Glas bei Temperaturen ab 20°C
ausgesät und später an die wärmste Stelle des Gartens gepflanzt.
Auch eine Freilandaussaat ist bis Ende Juni möglich. Da Basilikum
zu den Lichtkeimern gehört, darf der Samen nicht mit Erde bedeckt
sein. Eine Kultur in ausreichend großen Töpfen an windgeschützter
Stelle auf Balkon oder Terrasse ist für die Ausbildung des Aromas
besonders empfehlenswert und schützt vor übermäßigem Schneckenbefall.
Basilikum gibt es in zahlreichen Sorten, die sich im Aroma deutlich
unterscheiden: Griechischer Buschbasilikum schmeckt besonders
kräftig, Provenzalischer eher lieblich, Neapolitanischer pfeffrig.
Geerntet werden sollten nicht einzelne Blätter, sondern ganze Triebe.
Dadurch werden die Pflanzen an einer frühen Blüte gehindert und
wachsen zu kräftigen kleinen Büschen heran. Das Kraut verliert beim
Kochen und Trocknen sein Aroma, daher nur frisch verwenden.
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Blüte:
Standort
vollsonniger, warmer Standort, Temperaturen ab
20°C, humose nährstoffreiche Böden, sehr beliebt
bei Schnecken
Ernte, Verwendung
bei Bedarf frische Blätter und Triebe, während der
Blüte wird der Geschmack herber, daher durch Ernte
ganzer Triebe das Triebwachstum fördern, um die
Blüte hinauszuzögern, frisch zu allen Tomatenspeisen, unentbehrlich im berühmten Pesto, verliert
durch Trocknung sein Aroma
Bärlauch (Allium ursinum)
Bärlauch ist eine sehr alte Heilpflanze, die bereits den Kelten und
Germanen bekannt war. Sein Geruch ähnelt dem des Knoblauchs,
ist aber weniger stark ausgeprägt. In der Volksmedizin wird Bärlauch ähnlich wie Knoblauch bei Verdauungsstörungen und gegen
Bluthochdruck angewendet. Im Gegensatz zum Knoblauch wirkt er
ohne lästigen Geruch.
Bärlauch bevorzugt humose, lockere, feuchte Lehmböden. Er eignet
sich hervorragend als pflegeleichter Bodendecker für schattige Bereiche unter Gehölzen oder am Gehölzrand. Er wird durch Aussaat
oder Teilung vermehrt. Als Kaltkeimer müssen seine Samen eine
Frostperiode durchlebt haben, bevor sie aufgehen. Bärlauch sät sich
aber selbst oder über Verschleppung der Samen durch Ameisen aus.
Fühlt er sich wohl, muss er im Garten manchmal sogar von Hand
eingedämmt werden, um nicht überhand zu nehmen. Als typischer
Frühjahrsgeophyt (Pflanzen, die unterirdisch überdauern) beendet
der Bärlauch seinen Wachstumszyklus im Juni nach dem Abblühen,
und die Pflanze zieht wieder in die Erde ein. Beim Sammeln von
Bärlauch aus Wildbeständen soll es immer wieder zu Giftunfällen
durch Verwechslung mit Herbstzeitlosen oder Maiglöckchen gekommen sein. Wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist der typische
Knoblauchgeruch des Bärlauchs!
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Name, Herkunft
Bärlauch (Allium ursinum)
Familie: Zwiebelgewächse (Alliaceae)
Heimat: Europa, Nordasien
Wuchs, Blatt, Blüte, Frucht
mehrjährige, krautige Zwiebelpflanze, aufrecht
horstig, 20 bis 50 cm hoch, Ausläufer bildend
Blätter: Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
langgestielt, ei-lanzettförmige, bis 5 cm
breite Blattspreiten
weiße, sternförmige Einzelblüten, die in
halbkugelförmigen Dolden aus 5 bis 20
Einzelblüten zusammenstehen
April bis Juni
Kapseln, bei Reifung platzen die Früchte
auf und verstreuen zahlreiche Samen
Standort
halbschattig bis schattig, kalkhaltige, frische bis
feuchte Böden mit guter Nährstoffversorgung
Ernte, Verwendung
frische Blätter von April bis Juni, zum Würzen von
Suppen, Salaten und Gemüse, auch zur Herstellung
eines Pestos geeignet, Einfrieren möglich, als Heilpflanze wirksam bei Verdauungsproblemen
Dill (Anethum graveolens)
Die Heimat des Dills ist „Persien“. Schon die alten Ägypter verwendeten Dill als Heilpflanze gegen Kopfschmerzen. Laut Aberglauben
soll ein Sträußchen Dill über der Tür vor bösen Menschen schützen,
als Badezusatz dagegen unwiderstehlich machen. Im Volksglauben
stand der Dill als „Samen des Merkur“ in dem Ruf, bösen Zauber zu
verhindern und Dämonen abzuwehren.
Name, Herkunft
Dill (Anethum graveolens)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Heimat: Zentralasien
Wuchs
einjährig, krautig, lockerer Aufbau,
je nach Sorte bis 120 cm
Blatt, Blüte, Frucht
Dill braucht man nicht auf gesonderten Beeten anzubauen.
Er wächst in jedem guten Gartenboden und wird im April direkt ins
Freiland ausgesät. Wer keine großen Mengen anbauen will, streut
den Samen weitläufig auf die Gemüsebeete. Folgeaussaaten sind bis
August möglich.
Besonders schön macht sich Dill in den Mischkulturbeeten stilvoller
Bauerngärten. Wenn Dill im Garten durch Selbstaussaat verwildern
kann, sind oft bessere Kulturergebnisse zu erwarten.
Dill ist ein beliebtes Küchengewürz und unerlässlich beim Gurkeneinlegen. Dill wird aber auch als Heilpflanze verwendet. Die ätherischen Öle des Dills wirken appetitanregend, verdauungsfördernd,
krampflösend und nervenberuhigend. Dill beugt Infektionen vor,
stärkt das Immunsystem und wirkt bei Verdauungsstörungen wie
Koliken und Blähungen. Er ist ein häufig Bestandteil von Mitteln
gegen Bauchschmerzen bei Kleinkindern.
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Blätter: Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
fein gefiedert
grünlich-gelbe Einzelblüten, in großen
gewölbten Dolden stehend
Juni bis August
Spaltfrüchte: das sind Früchte, die nach
der Reife in Teile zerfallen, die jeweils
einen Samen enthalten
Standort
sonnig; tiefgründige, frische und nahrhafte Böden
Ernte, Verwendung
Blätter und Blüten frisch oder getrocknet als Gewürz
für Salate, Fisch und Saucen,
medizinisch werden die Früchte als Teeaufguss
bei Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit
angewandt
Lavendel (Lavandula angustifolia)
Lavendel ist eine seit Urzeiten wegen ihres angenehmen Duftes
geschätzte Pflanze, deren Blüten man unter anderem zum Vertreiben von Kleidermotten einsetzte. Der Echte Lavendel wird in
Südfrankreich professionell zur Gewinnung seines ätherischen Öls
angebaut und ist Bestandteil der berühmten „herbes de Provence“.
Lavendel wächst im Laufe der Jahre zu einem knorrigen Gehölz
heran, das auch sehr starken Rückschnitt gut verträgt. Er war
Heilpflanze des Jahres 2008.
Lavendel ist auch in Mitteleuropa frosthart. Er benötigt einen
vollsonnigen Standort und bevorzugt kalkhaltige Böden – das Ausbringen von Gartenkalk im Frühjahr oder Herbst wirkt sich positiv
auf Wachstum und Pflanzengesundheit aus. Eine Vermehrung gelingt über Stecklinge, die gut wurzeln. Lavendel wird nach der Blüte
stark zurückgeschnitten, um einen kompakten Wuchs zu fördern
und Verkahlung vorzubeugen. Lavendel wird nur bis August zurück
geschnitten – sonst reift das Holz nicht mehr aus und die Pflanze
wird frostempfindlich.
Lavendelblüten werden als Tee bei Unruhe, nervöser Erschöpfung
oder Einschlafstörungen verwendet. Lavendelöl kommt als Badezusatz oder Einreibung zur Anwendung. Lavendel ist wirksam
gegen Motten und wird zusammen mit Hopfen und Melisse in
Schlaf- und Kräuterkissen verwendet.
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Name, Herkunft
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia),
Familie Lippenblütler (Lamiaceae),
Heimat: Westliches Mittelmeergebiet, Dalmatien bis
Griechenland
Wuchs
Halbstrauch, ausdauernd, bis 100 cm hoch
Blatt, Blüte, Frucht
Blätter: lanzettlich, graugrün, unterseits weißfilzig behaart, am Rand leicht einrollt,
Blüte:
blau bis violettfarbene, lippige Einzelblüten, ährig in Scheinquirlen angeordnet
Blütezeit:
Juni bis August
Frucht:
Klausenfrüchte (Früchte, die in Einzelteile
zerfallen, enthalten mehrere Samen)
Standort
vollsonnig; durchlässige, kalkhaltige Böden
Ernte, Verwendung
vollständig geöffnete Blüten werden mit Kelch
gesammelt und getrocknet; antiseptische und beruhigende Wirkung, innerlich bei Unruhezuständen,
Einschlafstörungen oder Oberbauchbeschwerden,
äußerlich bei niedrigem Blutdruck und Einschlafstörungen, Aromapflanze
Melisse, Zitronen-Melisse
(Melissa officinalis)
Die Melisse kam im 11. Jahrhundert mit den Arabern nach Spanien
und von dort in die Klostergärten Mitteleuropas. Schon bald wuchs
Melisse als Heil- und Gewürzpflanze in vielen Hausgärten. Dem
Aberglauben zufolge sollen aufs Herz gebundene Melissenblätter
Liebeskummer heilen.
Name, Herkunft
Zitronen-Melisse, Melisse (Melissa officinalis),
Familie Lippenblütler (Lamiaceae),
Heimat: Vorderasien, ostmediterraner Raum
Wuchs, Blatt, Blüte, Frucht
ausdauernde Staude mit buschigem Wuchs,
50 bis 80 cm hoch
Blätter: Die Melisse kann durch Teilung im Frühjahr oder durch Aussaat
vermehrt werden. Sie neigt im Garten zu Selbstaussaat, so dass
ständig neue Jungpflanzen zur Verfügung stehen. Geerntet wird
Melisse zur Trocknung im Juni kurz vor der Blüte, eine zweite Ernte
ist im September möglich. Die Stängel sollten am frühen Nachmittag geschnitten werden und die Blätter dabei möglichst wenig
angefasst werden. Die Trocknung erfolgt zügig und schonend im
Schatten – nur so bleibt das ätherische Öl erhalten. Eine Ernte
während der Blüte ist nicht ratsam, da Geruch und Geschmack in
dieser Zeit beeinträchtigt sind.
Melisse wirkt heilend bei Unruhe und Einschlafstörungen. Sie ist
Bestandteil von Präparaten zur Behandlung von Herpes simplex.
Frische Melisse passt wegen ihres zitronenartigen Geschmacks zu
fast allen grünen Salaten und Gemüsegerichten. Unübertrefflich
rundet sie den Geschmack von Obstsalaten, Bowlen und anderen
Süßspeisen ab.
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Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
grün bis hellgrün, eiförmig mit gezähntem Rand, Blattspitzen kurz zugespitzt
lippige Einzelblüten, weiß, ährig in
Scheinquirlen zusammenstehend
Juni bis August
Klausenfrüchte (Früchte, die in Einzelteile zerfallen, sie enthalten mehrere
Samen)
Standort
sonnig, frische, neutrale Böden mit normalem
Nährstoffgehalt
Kompostgaben im Frühjahr fördern einen kräftigen
Wuchs.
Ernte, Verwendung
frische oder getrocknete Blätter als Tee, wirkt
beruhigend und krampflösend, antibakteriell sowie
virushemmend, frisch ein beliebtes Salatgewürz
Petersilie (Petroselinum crispum)
In der Antike wurde die Petersilie mehr als Arznei- denn als Gewürzpflanze verwendet. In Europa und dem gesamten Mittelmeerraum
gehören die je nach Sorte glatten oder krausen Blätter ihrer Zuchtformen zu den verbreitetsten Küchenkräutern; beim Taboulé, einem
Salat aus der Küche der Levante (Morgenland), ist Petersilie neben
Minze und Weizengries die Hauptzutat.
Petersilie kommt im Garten in drei Formen vor – als glatte (mit
besonders würzigen, Blättern) und krause Form (mit dekorativen,
milder schmeckenden Blättern) sowie als Wurzelpetersilie. Die sehr
aromatische Wurzel ist Bestandteil des Suppengrüns.
Alle drei können prinzipiell im Frühjahr direkt im Freiland ausgesät
werden. Wichtig ist ein feinkrümeliges, nährstoffreiches Saatbeet,
in dem in den letzten vier bis sechs Jahren keine Petersilie stand.
An sonnigen Frühlingstagen empfiehlt sich zudem eine Abdeckung
mit Vlies, um ein Austrocknen der langsam keimenden Samen zu
verhindern.
Wer oft Pech hatte mit der Petersiliensaat, ist mit einer Vorkultur gut
beraten. So einfach geht’s: Vier bis sechs Samen in einen kleinen
Pflanztopf stecken und diesen an einen kühlen und sehr hellen Platz
stellen. Sobald die Pflänzchen kräftig genug sind, werden sie ins
Freiland verpflanzt.
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Name, Herkunft
Petersilie (Petroselinum crispum)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Heimat: Mittelmeerraum, Kanaren
Wuchs, Blatt, Blüte, Frucht
zweijährig, rosettig, Blütentriebe aufrecht, im oberen
Bereich verzweigt, 80 bis 120 cm hoch
Blätter: Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
dunkelgrün, doppelt bis dreifach
gefiedert, glattblättrig bis gekraust
grün bis gelb, Einzelblüten in Dolden
Juni bis Juli
Spaltfrüchte (Früchte, die nach der Reife
in Teile zerfallen, die je einen Samen
enthalten)
Standort
halbschattig, humusreiche, feuchte Böden mit guter
Nährstoffversorgung
Ernte, Verwendung
frische Blätter während der gesamten Vegetationszeit, bei Blühbeginn im zweiten Jahr werden die Blätter ungenießbar; passt gut zu Quark, Kartoffeln und
vielen Saucen, Blätter nicht mitgekochen, da sie wie
beim Trocknen oder Einfrieren ihr Aroma verlieren,
Früchte sind Bestandteil von Blasen- und Nierentees
Pfefferminze (Mentha x piperita)
Die Pfefferminze wurde erstmals Ende des 17. Jahrhunderts in
England beschrieben. Sie galt als Aphrodisiakum und Empfängnisverhütungsmittel. Die Volksmedizin kennt den Pfefferminztee als
Magen- und Gallemittel. Der Name der Pflanze stammt aus dem
Griechischen – Minthe war in der griechischen Mythologie eine
Nymphe.
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Jeder kennt Geschmack und Geruch der Pfefferminze. Das ätherische Öl ruft auf der Haut ein Kältegefühl hervor und setzt die
Schmerzempfindlichkeit herab. Wichtigster Aromastoff ist das
Menthol.
Da sich Menthol in den Blättern vor allem bei starker Sonneneinstrahlung bildet, wird Minze im Sommer kurz vor der Blütezeit
geerntet. In arabischen und nordafrikanischen Ländern ist Pfefferminztee ein Nationalgetränk.
Pfefferminze liebt einen humusreichen, sonnigen und nicht zu
trockenen Standort, wächst aber auch gut im Halbschatten. Durch
Züchtung wurden zahlreiche Varietäten und Formen hervorgebracht,
die sich sowohl durch äußere Eigenschaften als auch durch die
Inhaltsstoffzusammensetzung unterscheiden.
Eine sortenechte Vermehrung ist lediglich vegetativ möglich.
Vermehrt wird durch Stolonen (unterirdisch kriechende, verlängerte
Seitensprosse) oder Teilung. Durch Teilung der Wurzelstöcke wird
die Pfefferminze alle drei bis vier Jahre verjüngt.
Name, Herkunft
Pfefferminze (Mentha x piperita)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Heimat: kosmopolitisch
Wuchs
mehrjährig, ausdauernde Staude, 30 bis 50 cm hoch
Blatt, Blüte, Frucht
Blätter: Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
dunkelgrün gefärbt, lanzettlich eiförmig,
Blattspitzen zugespitzt
lippige Einzelblüte, rötlich-violett bis
violett, ährig in Scheinquirlen angeordnet
Juli bis September
Klausenfrüchte (Früchte, die entlang von
Scheidewänden in Einzelteile zerfallen,
enthalten mehrere Samen)
Standort
sonnig bis halbschattig, frische bis feuchte, neutrale
Böden mit hohem bis sehr hohem Nährstoffgehalt
Ernte, Verwendung
verwendet werden kurz vor der Blüte geerntete,
getrocknete Laubblätter, ganze Triebe, auch frisch als
Tee zubereitet; als Arzneipflanze krampflösend, galleanregend, antimikrobiell und antiviral, das ätherische
Öl hat zusätzlich anästhesierende Wirkung
Ringelblume (Calendula officinalis))
Die Ringelblume symbolisieren Anmut und Schönheit sowie treue
Liebe. Sie ist ein Symbol für die Unvergänglichkeit und wird daher
gern als Friedhofspflanze verwendet. Bei Bauern stand die Ringelblume in hohem Ansehen, weil sich mit ihrer Hilfe das Tageswetter
voraussagen ließ. Waren die Blüten zwischen 6 und 7 Uhr bereits
geöffnet, so versprach dies einen sonnigen Tag. Waren sie jedoch
nach 7 Uhr noch geschlossen, so musste mit Regen gerechnet
werden.
Die Ringelblume ist eine anspruchslose Kultur. Sie wird von März
bis Mai durch Aussaat an Ort und Stelle vermehrt. Einmal im
Garten kultiviert, sät sich die Ringelblume immer wieder selbst aus,
so dass ständig Jungpflanzen zur Verfügung stehen. Stängel und
Blätter der Ringelblume fühlen sich klebrig an. Aus den weiblichen
Randblüten bilden sich die nach innen geringelten Samen, der die
Pflanze ihren Namen verdankt.
Die Ringelblume ist in der Volksmedizin sehr beliebt. Bei Wunden
und Entzündungen hilft sie in Salbenform. Das ätherische Öl der
Blüten enthält Cadinol, dessen antibakteriellen und wundheilenden
Eigenschaften verhindern, dass sich Verletzungen und offene Wunden entzünden und eitern. Es besteht eine Ähnlichkeit zur Wirkung
der Arnika. Die Blätter sind in der Kosmetik Bestandteil vieler
pflegender Hautcremes.
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Name, Herkunft
Ringelblume (Calendula officinalis)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Heimat: Mittelmeergebiet
Wuchs
einjährig, aufrecht, stark verzweigt,
20 bis 60 cm hoch
Blatt, Blüte, Frucht
Blätter: Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
blassgrün, länglich, glattrandig, behaart
gelb oder orangefarbene Strahlenblüten,
es gibt gefüllt blühende Sorten
Juni bis Oktober
Achänen (Spaltfrüchte)
Standort
sonnig, gut durchlässige Böden mit guter
Nährstoffversorgung
Ernte, Verwendung
Ernte während des ganzen Sommers, Verwendung
der Blüten und Blätter zum Würzen und zur Dekoration von Speisen; medizinisch als Salbe oder Tinktur
bei schlecht heilenden Wunden, Entzündungen oder
Verbrennungen; Ringelblumentee wird zum Gurgeln
bei Mund- und Rachenentzündungen angewendet.
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Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
Name, Herkunft
Rosmarin galt lange Zeit als Symbol der Liebe; in Deutschland
trugen Bräute, bevor die Myrte in Mode kam, Rosmarinkränze.
Rosmarin begleitete auch das Gedenken an die Toten. Rosmarin und
Thymian trug man als Sträußchen bei Begräbnissen und Prozessionen, um auf diese Weise gegen ansteckende Krankheiten gefeit
zu sein.
Wuchs, Blatt, Blüte, Frucht
Da Rosmarin wie viele seiner Kräuterverwandten aus dem Mittelmeerraum stammt, braucht er ein sonniges Plätzchen. Je reichlicher
die Sonneneinstrahlung, desto höher ist der Anteil an ätherischen
Ölen – und desto intensiver sein Aroma. Ordentlich drainierte Erde
tut ihm ebenfalls gut. Ist der Boden zu lehmig, kann dieser mit Sand
leichter gemacht werden. So kann das Wasser gut versickern.
Eine Vermehrung über Aussaat empfiehlt sich aufgrund der langen
Entwicklungszeit der jungen Pflänzchen nicht.
Schneller und unkomplizierter als eine Aussaat ist die Vermehrung
über Stecklinge, die im Frühjahr recht leicht bewurzeln. Eine Alternative ist das Pflanzen vorkultivierter, getopfter Jungpflanzen.
Nach der Ernte kann Rosmarin bedenkenlos bevorratet werden.
Beim Trocknen verliert er nur wenig Aroma und kann ganzjährig
zum Würzen mediterraner Gerichte verwendet werden. Allerdings
ist der Lippenblütler nur bedingt winterhart. Empfehlenswert ist
es daher, einen guten Winterschutz anzulegen, zum Beispiel aus
Fichtenreisig.
Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Heimat: Mittelmeerraum (Portugal bis Kleinasien),
auch am Schwarzen Meer
ausdauernder, buschig-verzweigter, immergrüner
Halbstrauch, 50 bis 200 cm hoch
Blätter:
Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
immergrün, gegenständig sitzend und
schmal-linearisch, Blattränder nach
unten umgerollt,
lippige, blassblaue Einzelblüten, in
Scheinquirlen angeordnet
in der Heimat ganzjährig,
hier Mai bis Juni
Klausenfrüchte (Früchte, die entlang
von Scheidewänden in Einzelteile
zerfallen, enthalten mehrere Samen)
Standort
sonnig, magere, humose, durchlässige Böden
Ernte, Verwendung
junge Triebe oder Zweige ganzjährig zum Würzen
aller mediterranen Gerichte, verliert durch Trocknung
nur wenig Aroma; Rosmarin wirkt krampflösend und
entzündungshemmend
Echter Salbei (Salvia officinalis)
Die Blätter des Salbeis galten in der Antike als Sinnbild des ewigen
Lebens. Lange Zeit war Salbei die Heilpflanze schlechthin. Die
Druiden schrieben ihm so starke magische Wirkung zu, dass sie
glaubten, er könne Tote erwecken. Salbei soll – dem Aberglauben
zufolge – nur in den Gärten von Weisen gedeihen und dort, wo die
Frau den Haushalt beherrscht.
Name, Herkunft
Echter Salbei (Salvia officinalis)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Heimat: Mittelmeerraum
Wuchs
Halbstrauch, mehrjährig, buschiger Wuchs,
40 bis 60 cm hoch
Blatt, Blüte, Frucht
Salbei wächst am besten an sonnigen Standorten auf leichten, nicht
zu nassen Böden. Gesät werden kann ab Anfang März unter Glas
oder von Anfang bis Ende Mai im Freiland. Die Keimzeit beträgt 7
bis 21 Tage. Während der Keimung benötigt der Salbei viel Feuchtigkeit. Ab Mitte Mai kann vorkultivierter Salbei ausgepflanzt werden.
Junge Blätter und Triebspitzen können laufend geerntet werden, die
Haupternte erfolgt kurz vor Blütenbeginn. Im ersten Jahr wird nur
bis Mitte August geerntet. Den vollen Ertrag bringt Salbei im zweiten Jahr. Im Herbst werden die Triebe bis zur Hälfte eingekürzt und
mit Reisig gegen Fröste geschützt. Im Frühjahr werden die Triebe
nochmals bis auf 15 cm über dem Boden zurückgeschnitten.
Salbei wird als Tee, als alkoholischer Extrakt oder ätherisches Öl bei
Verdauungsbeschwerden und zum Gurgeln bei Entzündungen im
Mund- und Rachenraum verwendet. Frische Salbeiblätter sind ein
beliebtes Gewürz für viele mediterrane Speisen.
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Blätter: Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
weißfilzig behaart, lanzettlich bis
eiförmig, Blattoberfläche runzelig
lippige, violette Einzelblüten, in fünf bis
acht lockeren Quirlen
Mai bis Juli
Klausenfrüchte
Standort
sonnig; trockene, neutrale bis alkalische Böden mit
normalem Nährstoffgehalt
Ernte, Verwendung
reich an ätherischen Ölen und Flavonoiden, wirkt
entzündungshemmend und keimtötend; in der
Küche sparsam verwenden, da sehr starke Würzkraft;
sehr gut zum Trocknen geeignet; Ernte möglichst an
sonnigen Tagen, dann ist der Ölgehalt am höchsten
Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
Schnittlauch spielte im Aberglauben früherer Zeiten eine große
Rolle. Ein Sträußchen aus Schnittlauchblüten ans Fenster gebunden
sollte vor Unglück bewahren. Außerdem galt das Zwiebelgewächs
als Mittel gegen Hexerei und wurde daher bevorzugt in Klostergärten angebaut.
Schnittlauch ist ein anspruchsloses Küchenkraut. Er schmeckt nicht
nur, sondern wirkt mit seinen violetten Blüten auch sehr dekorativ.
Schnittlauch wird durch Aussaat im Frühjahr oder durch Teilung des
Wurzelstocks im Frühjahr bzw. Herbst vermehrt. Die Aussaat erfolgt
direkt ins Beet.
Um ein Überaltern zu verhindern, werden die Bestände durch Teilung alle 2 bis 3 Jahre verjüngt.
Vom Schnittlauch werden nur die oberirdischen Pflanzenteile geerntet, wobei auch die Blüte essbar ist. Der Geschmack von Schnittlauch ist zwiebelartig, aber erheblich feiner als der der Speisezwiebel
oder des Lauchs.
Schnittlauch enthält reichlich Vitamine. Er wirkt bakterienhemmend,
reguliert erhöhten Blutdruck und senkt den Cholesterinspiegel.
Schnittlauch verhindert die Ansammlung von Wasser im Gewebe
und die Bildung von Harnsäure.
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Name, Herkunft
Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
Familie: Zwiebelgewächse (Alliaceae)
Heimat: Kanada und Sibirien
Wuchs, Blatt, Blüte, Frucht
ausdauerndes Zwiebelgewächs, aufrecht horstig,
20 bis 30 cm hoch
Blätter: röhrig
Blüte:
rötlich bis lilafarbene Einzelblüten, in
kugeligen Dolden zusammenstehend
Juni bis Juli
Blütezeit:
Frucht:
Kapseln (Öffnungsfrüchte, d. h. bei
Reifung platzen die Früchte auf und
verstreuen die zahlreichen Samen)
Standort
sonnig bis halbschattig; nahrhafte, nicht zu feuchte
Böden
Ernte, Verwendung
frisch die ganze Vegetationsperiode über, am
würzigsten sind die Blätter des ersten Frühjahrsaustriebes; zum Trocknen nicht geeignet;
Verwendung als Gewürz für Salate, Suppen, Quark
und Rührei, die essbaren Blüten eignen sich gut zum
Garnieren und Dekorieren von Speisen
Süßdolde (Myrrhis odorata)
Die Süßdolde wird auch spanischer Kerbel genannt. Sie wurde
bereits im Mittelalter von Klostermönchen zu Würz- und heilenden
Zwecken verwendet. Ihre Blätter können laufend geerntet und
ähnlich wie Kerbel für Soßen, Suppen und Kräuterdips verwendet
werden. Interessant sind die großen Samen, die grün gegessen sehr
intensiv nach Lakritz schmecken.
Die Süßdolde ist eine anspruchslose Kultur und wirkt besonders
schön in naturnahen Gärten. Sie wird direkt an Ort und Stelle im
Herbst (Frostkeimer) ausgesät oder im Frühjahr durch Teilung
vermehrt. Alle Teile der Pflanze schmecken süßlich nach Anis oder
Lakritz. Die Stängel konzentrieren das süße Aroma besonders.
Wer selbst Brot backt, kann die zerstoßenen Samen dem Brotteig
zusetzen und sich dann fühlen wie in Südtirol. Auch Saucen und
Fleischgerichte lassen sich mit den zerstoßenen Samen auf ungewöhnliche Art variieren. Die anisduftenden jungen Blätter sind eine
willkommene Zugabe zu Frühlingssalaten.
In der Volksheilkunde wird die Süßdolde als Mittel zur Blutreinigung
beschrieben und hierfür in Wein oder Branntwein eingelegt. Die
Süßdolde kann als natürliches Süßungsmittel verwendet werden.
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Name, Herkunft
Süßdolde, Myrrhenkerbel (Myrrhis odorata)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Heimat: ursprünglich zwischen Pyrenäen und
Balkan, heute hauptsächlich Nordeuropa
Wuchs
mehrjährig, ausdauernde Staude mit
locker-buschigem Wuchs, 60 bis 150 cm hoch
Blatt, Blüte, Frucht
Blätter: grün, groß, weich, mehrfach gefiedert,
farnartig wirkend, Blattränder gezähnt
Blüte:
kleine, cremefarbene Einzelblüten, in
flachen Dolden zusammengefasst
Mai bis Juli
4 bis 10 mm lange Schnabelfrüchte
Blütezeit:
Frucht:
Standort
halbschattig; feuchte, leicht saure, humose Böden
Ernte, Verwendung
Blätter und Samen werden frisch verwendet, unreife
Früchte können auch in Essig eingelegt, reife Samen
getrocknet werden; zum Süßen und Aromatisieren,
Naschkraut; die Pflanzeninhaltsstoffe wirken verdauungsfördernd, harntreibend, blutreinigend
Thymian (Thymus vulgaris)
Der Thymian, auch Römischer Quendel genannt, war bereits bei
den Römern und Griechen als Heilpflanze bekannt. Bei uns wurde
Thymian schon in Klostergärten angebaut und bei allen frühen
Autoren wie Kräutervater Bock oder Hildegard von Bingen erwähnt.
Thymian benötigt einen trockenen, warmen Standort in vollsonniger Lage. Am besten gedeiht er auf steinigen, kalkhaltigen Böden.
Der Boden darf nicht mit frischem Stallmist gedüngt sein. Generell
sollte mit Dünger sparsam umgegangen werden. Thymian wird
durch Aussaat vermehrt, eine Vorkultur erfolgt ab Mitte Februar
unter Glas. Freilandaussaaten sind von Mitte April bis Mitte August
möglich.
Der Samen wird nur leicht angedrückt, aber nicht mit Erde abgedeckt , da Thymian ein Lichtkeimer ist. Die Keimzeit beträgt 7 bis
21 Tage. Ab Mitte Mai kann Thymian gepflanzt werden. Thymian
benötigt in rauen Lagen einen Winterschutz. Alle drei bis vier Jahre
sollte der Bestand erneuert werden, da alte Pflanzen stark verholzen
und an Würzkraft verlieren.
Verwendet werden die jungen Blätter und Triebspitzen. Zum Blütenbeginn besitzt Thymian die stärkste Würzkraft. Wird das Kraut
zur Mittagszeit geschnitten, ist der Anteil an ätherischen Ölen am
höchsten.
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Name, Herkunft
Echter Thymian (Thymus vulgaris),
Familie Lippenblütler (Lamiaceae),
Heimat: Südeuropa und östlicher Mittelmeerraum
Wuchs, Blatt, Blüte, Frucht
mehrjährig, Halbstrauch, Polster bildend,
10 bis 40 cm hoch
Blätter: Blüte:
Blütezeit:
Frucht:
immergrün, rundlich bis eiförmig,
unterseits behaart, eingerollt
weiß bis lilarosa
Juni bis September
Klausenfrüchte (Früchte, die entlang
von Scheidewänden in Einzelteile
zerfallen, enthalten mehrere Samen)
Standort
sonnig; trockene, durchlässige, kalkhaltige Böden
mit geringem Nährstoffgehalt
Ernte, Verwendung
frische Triebe und Blätter nach Bedarf, zum Anlegen von Wintervorräten wird zur Blüte das ganze
Kraut geschnitten und schonend getrocknet; zum
Würzen kleine Mengen verwenden, wirkt als Tee bei
Entzündungen der oberen Luftwege, schleimlösend,
auswurffördernd, entzündungshemmend
Waldmeister (Galium odoratum)
Im Aberglauben wurde Waldmeister als Mittel gegen dämonische
Kräfte verwendet. Kühen, die nicht fressen wollten, gab man Waldmeister mit etwas Salz. Hexen ließen sich durch eine Mischung
aus Waldmeister, Johanniskraut und Polei-Minze (eine europäische
Wildart, die in Deutschland stark gefährdet bzw. vom Aussterben
bedroht ist) vertreiben. Die Verwendung von Waldmeister als
Maiwein wurde erstmals im 9. Jahrhundert von einem Benediktinermönch erwähnt.
Die Vermehrung des Waldmeisters durch Aussaat ist langwierig
und schwierig, da die Keimrate nicht besonders hoch ist. Besser
funktioniert die Teilung der Wurzelstöcke im zeitigen Frühjahr oder
nach der Blüte im Frühsommer. Waldmeister liebt als typische
Waldstaude die Streuschicht (Laub, Zweige) unter Gehölzen und
kann daher als Bodendecker an Gehölzrändern verwendet werden.
Geerntet wird das ganze Kraut zur Blütezeit. Der typische, heuartige Geruch des Waldmeisters wird durch das in der Pflanze
enthaltene Cumarin verursacht. Zur Aromatisierung von Getränken
muss das Kraut vor seiner Verwendung einige Stunden welken.
Durch den einsetzenden Fermentationsprozess wird das Cumarin
freigesetzt und kommt in den zu würzenden Getränken und Speisen besser zur Wirkung.
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Name, Herkunft
Waldmeister (Galium odoratum)
Familie: Rötegewächse (Rubiaceae)
Heimat: Europa
Wuchs, Blatt, Blüte, Frucht
mehrjährig, krautige Pflanze, aufrecht, 20 bis 30 cm
hoch, bildet durch Ausläufer dichte Teppiche, kann
wuchern
Blätter: anfangs hell- später dunkelgrün,
am Rande mit feinen Borsten besetzt,
lanzettlich in Quirlen stehend
Blüte:
schneeweiß, in lockeren Trugdolden
stehend
April bis Juni
Nüsschen (nur ein einzelner Samen
wird von einer verholzten Fruchtwand
umschlossen)
Blütezeit:
Frucht:
Standort
schattig, nahrhafte, frische bis feuchte Böden
Ernte, Verwendung
das ganze Kraut ab dem zweiten Standjahr, Ernte
zur Blütezeit, klassisches Maibowle-Gewürz oder
als Zusatz von Obstsalaten, zur Aromatisierung von
Götterspeisen und Limonaden
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Herausgeber: Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG)
Text: Thomas Wagner
Fotos: Thomas Wagner
Layout & Satz: Uta Hartleb
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