Ressourcenschutz in der Landwirtschaft

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02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.1 Flächennutzung und Biodiversität
2
Ressourcenschutz
in der Landwirtschaft
2.1
2.2
2.3
Flächennutzung und Biodiversität
Lebensgrundlage Boden
Boden- und Pachtmarkt
52
53
57
61
2.1 Flächennutzung und Biodiversität
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.1 Flächennutzung und Biodiversität
Grünes Deutschland
Grünes Deutschland - Flächennutzung 2013
52,1% Landwirtschaft
18,6 Mio. Hektar
30,3% Wald
10,8 Mio. Hektar
und Verkehr
13,6% Siedlung
4,8 Mio. Hektar
*Friedhöfe, Unland etc.
Die Land- und Forstwirtschaft
erhält und pflegt 29,4 Millionen
Hektar Acker, Wiesen und Wald.
Das sind gut 82 Prozent der Fläche Deutschlands. Sie erhält die
natürlichen Lebensgrundlagen und
sichert die Ernährung. Vielfältige
Landschaften, darunter auch die
von der Landwirtschaft gepflegten Kulturlandschaften, dienen
als Freizeit- und Erholungsräume
und stellen darüber hinaus einen
wichtigen Lebensraum für viele
Tier- und Pflanzenarten dar. Die
Land- und Forstwirtschaft stärkt
die ländlichen Siedlungs- und
Wirtschaftsräume.
2,4% Binnengewässer
0,9 Mio. Hektar
1,6% Sonstiges*
0,6 Mio. Hektar
Quelle: Statistisches Bundesamt
© Situationsbericht 2016-Gr21-8
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
1.470 Quadratmeter Ackerfläche
pro Kopf
2013 wurde eine Fläche von rund
16,8 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzt. Diese teilt sich
auf in 71,0 Prozent Ackerland, 27,8
Prozent Wiesen und Weiden sowie
1,2 Prozent Dauerkulturen.
Somit stehen in Deutschland je Einwohner 580 Quadratmeter Grünland
und 1.470 Quadratmeter Ackerfläche
zur Verfügung. Von diesen Flächen
müssen alle Versorgungsbedürfnisse
in der Ernährung und Tierfütterung
sowie für Bioenergie und andere
nachwachsende Rohstoffe erfüllt
werden. Zum Vergleich: Etwa 600
Quadratmeter wurden 2013 für
jeden Bundesbürger allein für
Siedlung und Verkehr benötigt. Im
Jahre 1992 waren es nur 490 Quadratmeter.
53
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.1 Flächennutzung und Biodiversität
Flächenverbrauch leicht
rückläufig, aber weiter hoch
Der Flächenverbrauch durch Siedlungs- und Verkehrsmaßnahmen
beträgt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes derzeit 73
Hektar pro Tag (Durchschnitt der
Jahre 2010-2013), was der Fläche
von 105 Fußballfeldern entspricht.
Es werden selbst in Regionen mit
Bevölkerungsrückgang mehr Flächen
neu versiegelt als entsiegelt. Die
für Siedlung und Verkehr genutzte
Fläche ist seit 1992 um 818.000
Hektar auf 4,85 Millionen Hektar
angewachsen. Die Gebäude- und
Freifläche, also Wohn- und Gewerbegebiete, macht mit rund 51
Prozent den größten Anteil der
überbauten Flächen aus.
Auf den Ackerflächen dominiert
Getreide
Flächenverbrauch statt
Ressourcenschutz
Auf den 11,9 Millionen Hektar
Ackerland wurden 2015 rund 6,6
Millionen Hektar Getreide angebaut,
vor allem Weizen (3,3 Millionen
Hektar).
Winterraps wurde auf 1,28 Millionen
Hektar angebaut, das sind 109.000
Hektar weniger als noch in 2014.
Der Anbau von Silomais stagniert
bei 2,1 Millionen Hektar. Der Anbau
von Leguminosen stieg um etwa
80.000 Hektar, die Flächenstilllegung um ca. 100.000 Hektar.
Durch den Flächenverbrauch geht
die unvermehrbare Ressource
Boden als Produktionsgrundlage
für den Anbau von Lebens- und
Futtermitteln sowie von nachwachsenden Rohstoffen verloren. Auch
der Natur- und Landschaftsschutz
ist betroffen, denn durch neue
Siedlungs- und Verkehrsflächen
werden Landschaften zersiedelt und
Lebensräume für Tiere und Pflanzen
bedroht.
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Rund 892.000 Hektar Flächenverlust zu Lasten der Landwirtschaft
Den amtlichen Liegenschaftskatastern zufolge hat die Landwirtschaftsfläche von 1992 bis 2013 um
etwa 892.000 Hektar abgenommen.
Im gleichen Zeitraum erfolgte eine
Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche um 818.000 Hektar. Das
ist mehr als die landwirtschaftlich
genutzte Fläche der Länder Rheinland-Pfalz und Saarland (776.000
Hektar).
2.1 Flächennutzung und Biodiversität
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz müssen Eingriffe in Natur und
Landschaft durch Baumaßnahmen
soweit wie möglich minimiert bzw.
ausgeglichen oder kompensiert werden. Die Kompensationsflächen für
diese Eingriffe betragen bisweilen
das Mehrfache der eigentlich versiegelten Fläche. Häufig werden gerade
die fruchtbarsten Böden als Kompensationsflächen für den Naturund Landschaftsschutz verwendet,
weil diesen aus Naturschutzsicht
eine geringe Wertigkeit und damit
ein großes Aufwertungspotenzial
beigemessen werden.
Hohe Flächenanteile unter
Natur- und Landschaftsschutz
Der Naturschutz in Deutschland
geht bis auf den Beginn des 20.
Jahrhunderts zurück. Ein Kerninstrument ist die Erhaltung der
Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten durch die Ausweisung von
Schutzgebieten. In den vergangenen Jahren kamen zahlreiche neue
Schutzgebiete hinzu. Vorrangiges
Ziel ist dabei häufig nicht mehr
ausschließlich der Schutz einzelner bedrohter Arten, sondern eine
großflächige Unterschutzstellung
von Lebensräumen. Im Vergleich zu
anderen dicht besiedelten Ländern
ist in Deutschland ein vergleichsweise hoher Anteil der Landesfläche
unter Schutz gestellt.
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
Ansatzpunkte zur Minderung des Flächenverbrauchs
• Innenentwicklung und Baulückenschließung statt Bauen auf der „Grünen
Wiese“
• Flächenrecycling und Entsiegelung
• Naturschutzrechtliche Kompensationsmaßnahmen flexibel und flächenneutral
durchführen (in die landwirtschaftliche Produktion integrierte Kompensationsmaßnahmen; Aufwertung vorhandener Biotope)
• Schutz landwirtschaftlicher Flächen analog zum Bundeswaldgesetz
Quelle: Deutscher Bauernverband
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02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.1 Flächennutzung und Biodiversität
Agrarumweltprogramme fördern
die Artenvielfalt
Etwa ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland oder gut 6 Millionen Hektar
werden über Agrarumweltmaßnahmen gefördert. Neben der Förderung
des ökologischen Landbaus ist
hierbei der Erhalt von Grünland
und vielfältigen Fruchtfolgen von
zentraler Bedeutung. Der Erhalt der
regional angepassten Sorten- und
Rassenvielfalt von Kulturpflanzen
und Nutztieren wird ebenfalls gefördert. Erfahrungen mit den Agrarumweltmaßnahmen zeigen, dass die
„Produktion“ von Biodiversität für
den Landwirt auch wirtschaftlich
interessant sein kann.
Agrarbiodiversität erhalten
Die Erhaltung der Vielfalt hergebrachter landwirtschaftlicher
Nutzpflanzen ist ein wichtiges Ziel.
Die vorhandenen genetischen Ressourcen sind eine wichtige Basis
für künftige Tier- und Pflanzenzüchtungen, z.B. zur Anpassung
an den Klimawandel. Nicht zuletzt
wird auch ein Beitrag für vielfältige
Kulturlandschaften geleistet.
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2.2 Lebensgrundlage Boden
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.2 Lebensgrundlage Boden
Böden als Grundlage der Landund Forstwirtschaft
Außerhalb der Gewässer hängt
alles Leben vom Boden ab, denn
Böden bieten Pflanzen Verankerung
und versorgen sie mit Wasser und
Nährstoffen. Seit Jahrtausenden
erzeugen Menschen auf Böden
gezielt Nahrungsmittel und nutzen
nachwachsende Rohstoffe. Böden
bilden weltweit die Grundlage für
über 90 Prozent der erzeugten
Nahrung.
Der Boden lebt
Allein unter der Fläche einer
Schuhsohle tummeln sich mehr Bodenorganismen als es Menschen auf
der Erde gibt. Auf nur einem Hektar
Ackerboden erreichen alle lebenden
Organismen zusammen ein Gewicht
von bis zu 5 Tonnen, in Waldböden
sogar bis zu 25 Tonnen.
Guter Boden ist ertragreich
Boden hat Eigenschaften, die sich
durch übliche und ordnungsgemäße
Bewirtschaftung nicht oder kaum
ändern (z. B. die Bodenzusammensetzung oder das Wasserhaltungsvermögen im Wurzelraum).
Bestimmte Eigenschaften wie z. B.
Humusgehalt, biologische Aktivität,
Regenwurmbesatz, Bodenversauerung sind mittelfristig veränderlich. Schließlich gibt es kurzfristig
veränderliche Bodeneigenschaften
infolge von Witterungseinflüssen,
Düngung und etwa der Bodenbearbeitung.
Elementares Kriterium für die Bewertung von Bodenqualität ist die
Fähigkeit, Pflanzen hervorzubringen
und mit diesen Mensch und Tier zu
ernähren.
Humus – Herz des Bodens
Humus bezeichnet die Gesamtheit
der toten organischen Materie
(Kohlenstoff) eines Bodens. Dieser
macht auf Ackerböden nur einen
geringen Teil der Masse aus, ist
aber ein entscheidender Stoff, der
dem Boden Struktur und Fruchtbarkeit verleiht. Der Humusstatus
der deutschen Ackerböden wird
nach aktuellen Untersuchungen als
gut eingestuft. Das zeigen sowohl
die Dauerfeldversuche als auch die
Ergebnisse der Humusbilanzierung.
Dies liegt auch daran, dass es schon
seit langem erprobte Verfahren der
Landwirtschaft zum Humusaufbau
in Ackerböden gibt: Fruchtfolge-
Elemente der Bodenqualität in
der Landwirtschaft
• Dauerhaftes Ertragspotenzial (Ertragsfähigkeit), wird limitiert im
Wesentlichen durch die Wasserversorgung im Wurzelraum
• Mechanische Stabilität des Bodens:
Bearbeitbarkeit, Tragfähigkeit,
Erosionsanfälligkeit
• Bewirtschaftungserschwernisse, die
zusätzliche Kosten verursachen,
z. B. hoher Tongehalt, Steinanteil,
Vernässung, Hangneigung, ungünstiger Kulturzustand
• Kulturzustand des Bodens, der
kurz- bzw. mittelfristig veränderlich
ist (bodenchemische, -physikalische und -biologische Aspekte
sowie Humusstatus)
Quelle: Prof. Harrach, Universität Gießen
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02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.2 Lebensgrundlage Boden
4 Promille-Initiative zum Klima- und Bodenschutz
Initiative Frankreichs zur Klimakonferenz im Dezember 2015 in Paris – Erhöhung der Kohlenstoff-Bindung im Boden
Fakten:
• Jährlich wächst der Kohlenstoffgehalt der Atmosphäre durch CO2-Emissionen
um 4,3 Milliarden Tonnen.
• Global sind 1.500 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in den Böden gespeichert.
Schlussfolgerung:
Die Erhöhung des Kohlenstoffgehaltes der Böden um 4 Promille jährlich kann
den CO2-Anstieg der Atmosphäre stoppen durch z.B.:
• Pfluglose Bodenbearbeitung
•Zwischenfrüchte
• Verbesserte Weidewirtschaft
Quelle: Landwirtschaftsministerium Frankreich
und von Zuckerrüben um 48 Prozent
zu steigern. Hinzu kommt, dass
diese Leistungssteigerungen mit
einer immer umweltfreundlicheren
und schonenderen Produktionsweise
einhergehen. So sinkt die Nährstoffbilanz zusehends bei gleichzeitig
steigendem Flächenertrag.
Die landwirtschaftliche Erzeugung
findet im „offenen System“ statt,
daher können die eingesetzte Energie und die Nährstoffe nicht vollständig ausgenutzt werden. Durch
ständige technische Weiterentwicklung werden Düngemittel aber
immer sparsamer und punktgenauer
und damit pflanzengerechter eingesetzt. So werden Düngemittel eingesetzt, die den Stickstoff langsam
und über einen längeren Zeitraum
abgeben, so dass er sich weniger im
Boden anreichert. Im sogenannten
„Precision Farming“ werden bodenund pflanzenspezifisch Dünge- und
Pflanzenschutzmittel in jeweils
angepassten Mengen ausgebracht.
Bodenschutz wird in Deutschland groß geschrieben
rotationen, Einsatz von Wirtschaftsdüngern, Stroh und Kompost sowie
Zwischenfruchtanbau.
Ökoeffizienz: Mehr Ertrag mit
weniger Ressourceneinsatz
Zwischen 1990 und 2014 ist es den
Landwirten gelungen, durch verbesserte Pflanzenzüchtung, neuere
Technik und genauere Düngung die
Ertragsleistung von Getreide um 37
Prozent, von Kartoffeln um 73 Prozent, von Ölfrüchten um 50 Prozent
58
Bodenschutz ist in Deutschland
im Unterschied zu vielen anderen
EU-Staaten sowohl ein eigenständiger Rechtsbereich als auch in einer
Vielzahl von Politikbereichen integriert. Das Bodenschutzgesetz legt
die Grundsätze der guten fachlichen
Praxis der landwirtschaftlichen
Bodennutzung fest. Daneben sind
auch im Wasserrecht, im Naturschutzrecht, in der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung,
im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz, im Düngemittel- und
Pflanzenschutzrecht, im Immissionsschutzrecht und im Baurecht
Anforderungen zum Bodenschutz
festgeschrieben.
2.2 Lebensgrundlage Boden
Pflugeinsatz dominiert bei der
Bodenbearbeitung
Nach zuletzt für 2010 vorliegenden
Daten der Agrarstatistik werden
59 Prozent des Ackerlandes in
einer konventionellen wendenden
Bodenbearbeitung mit dem Pflug
beackert. Der Pflug wird damit auf
6,6 Millionen Hektar Ackerfläche
eingesetzt und ist damit das dominierende Verfahren.
34 Prozent der landwirtschaftlichen
Betriebe verzichten auf ihren Ackerflächen zumindest teilweise auf das
Pflügen und setzen auf die konservierende Bodenbearbeitung, z. B.
mit oberflächlichem Grubbern oder
Eggen. Diese reduzierte Form der
Bodenbearbeitung wird auf 40 Prozent der Ackerfläche angewendet.
Direktsaatverfahren ohne Bodenbearbeitung sind bisher kaum verbreitet (1 Prozent der Ackerfläche).
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
Gute fachliche Praxis bei der landwirtschaftlichen Bodennutzung
• Jegliche Bearbeitung soll die Verbesserung oder zumindest Erhaltung der
Bodenstruktur ermöglichen.
• Bodenverdichtungen, etwa durch zu intensives Befahren oder unsachgemäße
Bearbeitung, sollen generell vermieden werden.
• Bodenabtragung und damit der Verlust von fruchtbarem Boden soll durch eine
standortangepasste Nutzung vermieden werden.
• Naturbetonte Strukturelemente der Feldflur (Hecken, Feldgehölze, Feldraine
und Ackerterrassen), die zum Schutz des Bodens notwendig sind, sollen erhalten bleiben.
• Die biologische Aktivität des Bodens soll durch entsprechende Fruchtfolgegestaltung gefördert oder zumindest erhalten werden.
• Der standorttypische Humusgehalt des Bodens soll erhalten werden.
Quelle: aid-Broschüre „Gute fachliche Praxis“
Bodenbearbeitung ist auch eine
Frage der Betriebsgröße
Mit zunehmender Größe der Betriebe werden weniger intensive
Bearbeitungsverfahren eingesetzt.
Werden beispielsweise in Betrieben
bis zu einer Größe von 30 Hektar
Ackerland 85 Prozent der Flächen
mit konventioneller Bodenbearbeitung mit Pflugeinsatz bewirtschaftet, so setzen Betriebe mit einer
Größe ab 200 Hektar Ackerland
schon auf 54 Prozent ihrer Flächen
konservierende und damit auch
zeit- und kostensparende Bodenbearbeitungsverfahren ein.
81 Prozent des Ackerlandes im
Winter mit Bodenbedeckung
Von den 11,8 Millionen Hektar
Ackerland im Freiland waren in
der Winterzeit nach der Landwirtschaftszählung 2010 60 Prozent
mit Winterkulturen wie Getreide
bestellt. Weitere knapp 22 Prozent
der Ackerflächen waren mit Restbewuchs der vorangegangenen Kultur,
Schutzbepflanzung, Winterzwischenfrüchten oder mit nicht umgebrochenen Ackerbaukulturen bedeckt.
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02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.2 Lebensgrundlage Boden
Nur 2 Prozent der LF werden
bewässert
Nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2013 wurden im
Jahr 2012 rund 366.000 Hektar
tatsächlich bewässert. Das sind 2
Prozent der Gesamt-LF in 13.700
Betrieben (5 Prozent aller Betriebe). Mit 207.000 Hektar liegen die
meisten Beregnungsflächen (57
Prozent) in Niedersachsen. Danach
folgen Nordrhein-Westfalen (27.000
ha) und Brandenburg (21.000 ha).
Jährlich werden etwa 300 Millionen
Kubikmeter Wasser für landwirtschaftliche Bewässerungszwecke
eingesetzt. Das sind nur 1 Prozent
des Wasserverbrauchs in Deutschland.
Das Bodengefüge schonen
Nur 19 Prozent der Ackerflächen
waren im Winter 2009/10 ohne
Bodenbedeckung.
38 Prozent aller Ackerbaubetriebe bauen Zwischenfrüchte an
Der Anbau von Zwischenfrüchten
zwischen zwei aufeinander folgenden Hauptfrüchten machte 2010
60
rund 1,3 Millionen Hektar aus (11
Prozent der Gesamt-Ackerfläche).
86 Prozent des Zwischenfruchtanbaus dienen der Gründüngung, 9
Prozent der Futtergewinnung und
5 Prozent der Energiegewinnung.
Mit der Einführung des „Greening“
ist der Zwischenfruchtanbau 2015
weiter gewachsen (siehe Kapitel 4.3
Greening).
Zu den wichtigsten Aspekten einer guten Bodenstruktur gehören
der Boden- und Lufthaushalt, die
Durchwurzelbarkeit und die Verfügbarkeit der Nährstoffe, etwa für
Pflanzen. Als Faustregel gilt hierbei: Je dichter ein Boden ist, desto
ungünstiger sind dessen Bodeneigenschaften.
Um den Boden zu schonen und Verdichtungen vorzubeugen, sind z.B.
breite Reifen oder sogar Raupenfahrwerke für Schlepper und Erntefahrzeuge üblich, die das Gewicht
auf eine größere Fläche verteilen.
Die gleiche Wirkung erzielen Reifendruckregelanlagen, mit denen auf
dem Acker per Knopfdruck der Reifendruck gesenkt wird. Das vergrößert die Aufstandsfläche der Reifen
und verringert den Bodendruck.
2.3 Boden- und Pachtmarkt
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.3 Boden- und Pachtmarkt
Preise für Agrarland kräftig
gestiegen
Die Preise für Agrarland sind im
Jahr 2014 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes weiter
kräftig gestiegen, und zwar im
Bundesdurchschnitt um 10 Prozent
auf rund 18.100 Euro je Hektar. Die
Preise kletterten allerdings etwas
weniger stark als im Vorjahr (+ 14
Prozent). Mit Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt
und Thüringen verzeichneten vor
allem viele der neuen Bundesländer
neben Nordrhein-Westfalen die
höchsten Preissteigerungen. Im
Durchschnitt der neuen Länder lag
der Preis für Agrarflächen 2014 bei
12.300 Euro je Hektar (gegenüber
Vorjahr + 17 Prozent), im Westen
Deutschlands bei 28.400 Euro (+
13 Prozent). Beim Verhältnis von
Pacht- zu Bodenpreis nähern sich
der Osten und der Westen Deutschlands weiter an.
Flächenumsatz nur bei 0,7 Prozent der gesamten Agrarfläche
Insgesamt sind 2014 etwa 108.900
Hektar Agrarland verkauft worden
(Vorjahr 101.600 Hektar). Gemessen an der gesamten Agrarfläche
Deutschlands sind das 0,7 Prozent. In den neuen Bundesländern
stieg die veräußerte Agrarfläche
gegenüber dem Vorjahr um gut
14 Prozent auf 69.600 Hektar an,
davon entfallen 33.700 Hektar auf
BVVG-Flächen. Demgegenüber ging
der Flächenumsatz in Westdeutschland mit 39.300 Hektar gegenüber
61
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.3 Boden- und Pachtmarkt
Kaufwerte-Statistik
Die Statistik der Kaufwerte für landwirtschaftliche Grundstücke basiert
auf Angaben der Finanzämter oder
der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte. Erfasst werden die
Verkäufe von landwirtschaftlichen
Grundstücken, bei denen die veräußerte Fläche der landwirtschaftlichen
Nutzung mindestens 0,1 ha groß ist.
Die durchschnittlichen Kaufwerte
für landwirtschaftliche Grundstücke
werden in der Bundesstatistik nach
Bundesländern/Regierungsbezirken
und Merkmalen wie Ertragsmesszahlund Flächengrößenklassen dargestellt.
Eine Differenzierung nach Acker- und
Grünland erfolgt nicht. Die Ertragsmesszahl (EMZ) kennzeichnet die
naturale Ertragsfähigkeit des Bodens
aufgrund der natürlichen Ertragsbedingungen, insbesondere der Bodenbeschaffenheit, der Geländegestaltung
und der klimatischen Verhältnisse.
Nähere Einzelheiten zur Kaufwertestatistik unter www.destatis.de.
Vorjahr um 3 Prozent zurück.
An der Spitze in Sachen Bodenmobilität lagen 2014 erneut
Brandenburg mit einer verkauften
Fläche von 24.800 Hektar, Mecklenburg-Vorpommern mit 15.800
Hektar, Sachsen-Anhalt mit 12.300
Hektar sowie Niedersachsen mit
11.900 Hektar. Mit 4,60 Hektar
lag die durchschnittliche Fläche je
Veräußerungsfall im Osten Deutschlands wesentlich höher als im Westen mit 1,27 Hektar.
62
2.3 Boden- und Pachtmarkt
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
Stark differierende Bodenpreise
Je nach Bodengüte, Nutzungsart oder regionaler Lage sind die
Preisunterschiede beim Kauf von
Agrarflächen erheblich. Für den
relativ hohen Preisstand in Bayern
(besonders Regierungsbezirke Oberund Niederbayern mit 66.100 bzw.
62.300 Euro) und Nordrhein-Westfalen (besonders Regierungsbezirke
Münster und Düsseldorf mit 55.900
bzw. 51.100 Euro) sind auch die
starke Nachfrage nach Bebauungs-,
Verkehrs- und Ausgleichsflächen
maßgebend. Umgekehrt finden
sich die niedrigsten Kaufwerte je
Hektar in Thüringen (9.400 Euro),
im Saarland (10.100 Euro), in Brandenburg (10.200 Euro), Sachsen
(10.300 Euro) sowie in den Regierungsbezirken Gießen (10.100 Euro)
und Kassel (11.700 Euro). Es folgen
Rheinland-Pfalz (12.100 Euro) und
Sachsen-Anhalt (13.000 Euro).
Für 2014 ergibt sich bei Agrarlandverkäufen ein Gesamtumsatz von
1,972 Milliarden Euro. Das sind
gegenüber dem Vorjahr fast 19
Prozent mehr.
60 Prozent der Agrarflächen sind
gepachtet
Der Boden wird als Eigentums- oder
Pachtfläche im Verhältnis von 38,4
Prozent Eigentums- zu 60,0 Prozent
Pachtflächen genutzt. Die übrigen
1,6 Prozent der Fläche haben die
Landwirte nach zuletzt verfügbaren
Ergebnissen aus der Agrarstrukturerhebung 2013 unentgeltlich zur
Bewirtschaftung erhalten. Aufgrund
der agrarstrukturellen Entwicklung
gibt es regionale Unterschiede.
63
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
2.3 Boden- und Pachtmarkt
Unterschiedliche Pachtpreisentwicklungen
Anstieg des Eigenflächenanteils
im Osten, Rückgang im Westen
Unterschiede zwischen den
Betriebs- und Rechtsformen
Im früheren Bundesgebiet befanden sich 2013 55 Prozent der LF in
Pacht und 44 Prozent in Eigentum.
In den neuen Bundesländern waren
dagegen 71 Prozent in Pacht und 28
Prozent in Eigentum. Die in der Bewirtschaftung befindlichen Eigenflächen sind zwischen 2010 und 2013
in den neuen Bundesländern um 3,0
Prozentpunkte angestiegen. Anders
in den alten Bundesländern. Hier
ging Eigentumsanteil zugunsten des
Pachtanteils um 1,8 Prozentpunkte
zurück. Für Deutschland insgesamt
ist der Pachtflächenanteil mit 60
Prozent gegenüber 2010 nahezu
unverändert geblieben.
Betriebe mit weniger als 10 Hektar
LF hatten 2013 im Durchschnitt nur
28 Prozent ihrer Flächen gepachtet. Bei Betrieben mit 500 Hektar
und mehr waren es 73 Prozent.
In Haupterwerbsbetrieben waren
durchschnittlich 57 Prozent der
Flächen gepachtet, in Nebenerwerbsbetrieben 47 Prozent. In den
Personengesellschaften betrug der
durchschnittliche Pachtanteil 64
Prozent und in juristischen Personen sogar 76 Prozent.
64
Im Durchschnitt des Bundesgebietes sind die durchschnittlichen
Pachtpreise zwischen 2010 und
2013 um 19 Prozent auf 243 Euro je
Hektar angestiegen, bei Ackerland
etwas stärker (+ 20 Prozent) als bei
Grünland (+ 18 Prozent). Von einem
niedrigeren Niveau ausgehend fiel
der Anstieg der Pachtpreise in Ostdeutschland prozentual stärker aus
(+ 21 Prozent auf 171 Euro je Hektar) als im früheren Bundesgebiet
(+ 14 Prozent auf 290 Euro). Damit
bleiben die Preisunterschiede zwischen dem Westen und dem Osten
weiterhin beachtlich. Wesentlich
stärker als die Durchschnittspachten sind die Preise für Neupachten
(Pachten in den letzten 2 Jahren)
angestiegen, nämlich zwischen
2010 und 2013 um fast ein Drittel (+ 32 Prozent) auf 313 Euro
je Hektar. In den neuen Ländern
fiel der prozentuale Anstieg etwas
schwächer aus als in den westdeutschen Bundesländern. Angaben und
Hinweise außerhalb der amtlichen
Statistik gehen davon aus, dass sich
der Anstieg der Pachtpreise in 2014
noch fortgesetzt hat.
Große regionale Unterschiede
Die durchschnittlich gezahlten
Preise für Neupachten lagen in den
neuen Ländern 2013 mit 206 Euro
je Hektar bei etwa knapp der Hälfte
des Pachtpreisniveaus im Westen
Deutschlands von 442 Euro je
Hektar. Die höchsten durchschnittlichen Neupachtpreise mit Werten
zwischen 490 und 520 Euro je Hektar werden in den Bundesländern
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen
und Schleswig-Holstein verzeichnet.
2.3 Boden- und Pachtmarkt
Mehr oder minder deutlich unter
200 Euro liegt dagegen das Preisniveau für Neupachten in den Ländern
Brandenburg, Sachsen, Thüringen
sowie im Saarland.
In den einzelnen Bundesländern unterschiedlich sind auch die Entwicklungen für Grünland und Ackerland.
Im Bundesdurchschnitt stiegen die
Neupachten für Ackerland in 2013
auf 345 Euro je Hektar (gegenüber
2010 plus 32 Prozent) und für Grünland auf 200 Euro je Hektar (plus
35 Prozent). Die amtliche Statistik
wird erst im Rahmen der Agrarstrukturerhebung 2016 mit aktuelleren
Pachtpreisangaben aufwarten.
Landwirtschaftlicher Pachtmarkt unterliegt vielfältigen
Einflüssen
Die Pachtzahlungen der aktiv wirtschaftenden Landwirte an Verpächter betrugen 2013 2,4 Mrd. Euro.
Damit sind die Pachten seit Anfang
der 90er Jahre (1992) um etwa
1,0 Milliarden Euro gestiegen. Zum
Vergleich: Die landwirtschaftlichen
Direktzahlungen machten 2013
02 Ressourcenschutz in der Landwirtschaft
etwa 5,2 Milliarden Euro aus.
Ausschlaggebend ist auf dem
landwirtschaftlichen Boden- und
Pachtmarkt die Rentabilität der
Flächennutzung. Aktuelle Pachtpreissteigerungen sind vor allem
auf verbesserte Erlöserwartungen
zurückzuführen. In Abhängigkeit
verschiedener landwirtschaftlicher
und außerlandwirtschaftlicher
Einflüsse (z.B. gestiegene Agrarpreise, EEG-geförderte Biogasanlagen,
Verwertung von Wirtschaftsdünger,
Flächenverbrauch, Ausgleichsflächen), die sich gegenseitig überlagern und/oder kumulieren können,
resultieren auch bei den landwirtschaftlichen Pachtpreisen große
regionale Unterschiede.
Gut 30 Milliarden Euro Bodenkapital
Wird die Eigentumsfläche der
Landwirte mit dem kapitalisierten
durchschnittlichen Pachtpreis multipliziert, beläuft sich der Bodenkapitalstock der deutschen Landwirtschaft auf 30,2 Milliarden Euro.
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