AAP Astro-News - Sternwarte Bieselsberg

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Ausgabe 3/2010
Neue Theorie zum Kometenursprung
Abkühlung — Der Mond ist geschrumpft
Unser Teleskopprojekt — Fortschritt beim Bau
Konstruktion eines Wolkensensors
Porträt: Ejnar Hertzsprung
Die nächsten Veranstaltungen des AAP:
Vereinsinternes Sommerfest am 11. September
Kulinarische Wanderung in Bieselsberg am 12. September
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Vorwort des Vorstands
Vorwort des Vorstands
Liebe Vereinskollegen,
der Sommer ist ja typischerweise eher eine „astroruhige“ Zeit und durch die Urlaubszeit sind auch
meist die Vereinsaktivitäten etwas geringer, so
dass es auch weniger zu berichten gibt.
Dieses Jahr tat sich aber dann doch einiges in Bezug auf unser Teleskopprojekt! Wie sie in dieser
Ausgabe lesen können gab es einige Fortschritte
beim Bau des Teleskops selbst und mit einem weiteren samstäglichen Arbeitseinsatz sollte dieser
Teil vollendet sein. Aber auch bei der Montierung
gab es große Fortschritte. Die Konstruktion wurde
von Kay Niemzig weitergetrieben und Jürgen
Wummel hat auch kräftig weitergearbeitet, so dass
die Achsen zur weiteren Bearbeitung weggegeben
werden konnten. Beim Sockel müssen zwar noch
einige Details geklärt werden, aber auch dort stehen wir kurz davor, den Bau in Angriff zu nehmen. So bin ich zuversichtlich, dass es tatsächlich
nicht mehr lange dauert bis zum ersten Blick
durchs aufgebaute Teleskop! Drücken wir die Daumen, dass alle Beteiligten weiterhin ihre Zeit dafür investieren können.
Unsere zahlreichen Vorträge an unseren Vereinsabenden erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Besonders beim Vortrag von Herrn Zitt war
„die Bude voll“. Und bis Ende des Jahres gibt es
ja noch einige weitere schöne Vorträge zu hören
bei denen dann hoffenlich wieder ähnlich viele
aus dem Verein den Weg ins Osterfeld finden.
Wie schon bei der Planung des Jahresprogramms
festgestellt lässt uns das leider kaum Zeit für die
im letzten Jahr so beliebte Fragestunden. Aber der
Vortrag im November wird ein kurzer sein und im
Anschluss daran, werden wir dann viel Zeit für
die Beantwortung von Fragen haben. Ich hoffe, es
wird auch rege von dem Angebot Gebrauch gemacht!
Als nächstes steht die kulinarische Wanderung in
Bieselsberg an. Dort wird wirkich jeder Helfer gebraucht — sei es zum Vorkochen oder beim Verkauf selbst. Bitte meldet Euch bei Christian
Witzemann zum helfen, damit wir dieses (fürs Vereinsbudget wichtige!) Ereignis gut über die Bühne
bringen können.
Am Samstag davor werden wir ab 14 Uhr aufbauen und danach unser vereinsinternes Sommerfest feiern, zu dem ich Euch alle ganz
herzlich einladen möchte!
Bis zur nächsten Ausgabe
Euer Martin Tischhäuser
Editorial
Liebe Leser,
man möchte meinen, dass wir unsere kosmische
Nachbarschaft, unser eigenes Sonnensystem, mittlerweile ganz gut verstanden haben bei all den Forschungen und den Ergebnissen daraus. Aber dem
ist doch nicht so, wie wir auch wieder ganz gut in
dieser Ausgabe erfahren. Immer wieder gibt es neues zu entdecken und genau das macht die Forschung so interessant und spannend. Selbst unser
Mond hält noch ein paar Überraschungen für uns
bereit — Altersfalten. So langsam können wir vielleicht wieder die Analogie vom Gesicht herauskramen ☺
Auch in unserem Verein gibt es ja einige Forscher.
Auch unser neuestes Mitglied ist darunter und er
präsentiert uns Ergebnisse eines Wolkensensors.
Das wäre auch vielleicht mal etwas für uns zur
Wetterbeurteilung ohne vor Ort sein zu müssen.
Ein Wolkenbohrer, wie er mal als Aprilscherz in
Sterne und Weltraum war, wäre mir ja noch lieber,
aber auf den müssen wir wohl leider noch ewig
warten... Wobei ich kein Freund von größerer Wetterbeeinflussung bin, das möchte ich an dieser
Stelle doch betonen. Die Abschätzung der Folgen
solcher Enigriffe in die Natur haben wir sicher
noch nicht im Griff.
Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe
Martin Tischhäuser
Titelbild: Der erste Schritt zum Einbau des Spiegels in den Tubus
(Foto: W. Löffler)
Aus Wissenschaft und Forschung
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Aus Wissenschaft und Forschung
Alles nur geklaut — Neue Theorie
zum Kometenursprung
Viele der bekannten Kometen in unserem Sonnensystem sind offenbar in der Nähe anderer Sterne
entstanden. Sie wurden erst von der Gravitation
der jungen Sonne eingefangen. Zu diesem Schluss
kommt ein internationales Forscherteam nach Computersimulationen. Die Kometen in der sogenannten Oortschen Wolke, die die Sonne in großem
Abstand umgibt, stammen demnach von Hunderten verschiedenen Sternen.
Die Sonne habe die Kometen eingefangen, als sich
der Sternen–Cluster auflöste, in dem unser Stern zuvor entstanden war. Innerhalb der Wolke dürften
sich daher wertvolle Materialproben einer Vielzahl
anderer Sterne befinden, berichten die Wissenschaftler um Harold Levison vom Southwest Research Institute in Boulder im Fachmagazin Science.
Die Oortsche Wolke ist eine riesige Ansammlung
von Kometen und umgibt das Sonnensystem wie eine Kugelschale mit einer Ausdehnung von etwa eineinhalb Lichtjahren. Bekannte kosmische Objekte
wie die Kometen Halley oder Hale–Bopp stammen von dort. Auch der grün schimmernde Komet
McNaught 2009 R1, der diesen Juni im Sternbild
Perseus am Nordost-Himmel zu sehen war, kommt
aus der Wolke.
Die Kometen der Oortschen Wolke sollen sich
nach gängiger Meinung in der sogenannten protoplanetaren Scheibe der Sonne gebildet haben. Das
Komet C/2009 R1 (McNaught)
ist eine rotierende Ansammlung von Gas und
Staub, die sich um junge Sterne bildet. Aus ihr
sind auch die Planeten entstanden. Nach bisherigen Vermutungen wurden die meisten Kometen
durch die Gravitationskräfte der großen Planeten
aus der Scheibe hinausgeschleudert.
Doch mit dieser Vermutung gab es bisher ein ganz
entscheidendes Problem: Es gab zu viele derartige
Himmelskörper. Die Oortsche Wolke war nämlich
weitaus dichter von Kometen besiedelt, als die Berechnungen der Astronomen vorhersagten.
Die Wissenschaftler um Harold Levison entwickelten nun eine neue Theorie, die auf der Annahme
basiert, dass die Sonne in einer dichten Wolke aus
Hunderten von anderen Sternen entstanden ist.
Während ihrer Entstehung hat sich in den protoplanetaren Scheiben der Sterne neben den Planeten
auch eine Vielzahl von kleineren Eiskörpern gebildet, die Kometen.
Die Computersimulationen ergaben, dass die Sonne offenbar die eisigen Objekte ihrer Schwestersterne einfing, als sich der gigantische
Sternen–Cluster auflöste. Im Chaos der expandierenden Sternenwolke wurden die Kometen durch
die Gravitation der Sonne eingefangen und bildeten schließlich die Oortsche Wolke.
Dieser Prozess sei überraschend effizient und eröffne die spannende Möglichkeit, dass die Oortsche Wolke ein Potpourri aus Material vieler
anderer Sterne enthalte, sagt Levison. Die Wissenschaftler vermuten, dass mehr als neunzig Prozent
der bekannten Kometen der Oortschen Wolke nicht von unserer
Sonne stammen. Dies erklärt,
warum die Anzahl der Kometen
in der Wolke größer ist, als bisherige Modelle vorhersagen konnten. Somit sei das seit sechzig
Jahren bestehende Rätsel der Entstehung der riesigen Wolke gelöst, die das Sonnensystem
umschließt.
(ms)
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Abkühlung —
Der Mond ist geschrumpft
Der Mond war einst um etwa 100 Meter größer als
heute: Neu entdeckte Verwerfungen und Schluchten auf seiner Oberfläche belegen den Schrumpfungsprozess. Schuld daran ist wahrscheinlich eine
schwächelnde Heizung im Inneren des Himmelskörpers.
Nein, so richtig viel größer als heute war er nie,
aber eben zumindest ein bisschen größer. Charakteristische Verwerfungen auf der Mondoberfläche belegen, dass unser kosmischer Begleiter in der
jüngeren Vergangenheit um etwa 100 Meter geschrumpft ist. Bei einem Durchmesser von ungefähr 3476 Kilometern mag das nicht viel
erscheinen, doch Astronomen sind wegen der Entdeckung trotzdem verzückt.
Ein Team um Thomas Watters vom Center for
Earth and Planetary Studies der Smithsonian Institution berichtet darüber im Wissenschaftsblatt
Science. Insgesamt 14 bisher unbekannte Spalten
belegen demnach das Schrumpfen unseres Erdtrabanten.
Das erste Mal wurden die charakteristischen Verwerfungen und Abhänge während der Apollo–Missionen in den Jahren 1971 und 1972
fotografiert. Damals waren die Strukturen, wegen
des Landeplatzes der Fähren, nur in der Nähe des
Mondäquators nachgewiesen worden. Die nun veröffentlichten Aufnahmen belegen, dass es die Formationen auch andernorts auf dem Mond gibt.
Die Fotografien stammen von der Lunar Reconnaissance Orbiter–Kamera. Sie liefert aus 30 bis
50 Kilometern Kilometer Höhe Bilder in bisher unerreichter Auflösung. Co-Autor Mark Robinson,
Projektleiter für die Kamera, sagte, die ultrahoch
aufgelösten Fotografien der Kamera änderten ihre
Sicht auf den Mond. Sie hätten nicht nur vorher unbekannte Abhänge entdeckt, sondern sie sähen auf
den Aufnahmen auch viel mehr Details als auf den
alten Apollo-Bildern.
Geologisch gesehen sind die nun gefundenen Strukturen noch jung: Mulden, Gräben, Spalten, Abhänge und Schluchten. Sie scheinen über die gesamte
Oberfläche des Mondes verteilt zu sein. An den
Strukturveränderungen konnten die Wissenschaftler die Schrumpfung des Mondes abschätzen: Das
gesamte Ausmaß der Kontraktion des Mondes betrage vermutlich etwa 100 Meter, sagt Studienau-
Aus Wissenschaft und Forschung
tor Watters.
Der Himmelskörper scheint dabei geschrumpelt
zu sein wie ein alter Apfel. Die relativ jungen und
weit verteilten Abhänge ließen auf eine Kontraktion des gesamten Mondes schließen.
Modelle zur Entwicklungsgeschichte des Mondes
erlauben Vermutungen zur Frage, wie es eigentlich zu dem Volumenverlust kam: Der Erdbegleiter entstand vor etwa 4,5 Milliarden Jahren.
Vermutlich kollidierte damals ein Himmelskörper
von der Größe des Mars mit unserer gerade entstehenden Erde. Auf der Oberfläche des Mondes gab
es wahrscheinlich ein riesiges Magmameer. Nach
Ansicht der Forscher sorgte später eine Abkühlung
des Mondinneren für die nun nachgewiesene
Schrumpfkur.
Mit seinen Runzeln und Falten ist der Mond übrigens nicht allein im Sonnensystem. So weiß man
zum Beispiel seit der Mission der Raumsonde Mariner 10, dass wohl auch der Merkur geschrumpft
ist — und das noch weiter tut. Weil sein Eisenkern
immer kälter wird, hat er von seinen 4880 Kilometern Durchmesser wohl etwa sechs eingebüßt.
(ms)
Verwerfung Gregory Scarp: Das erste Mal wurden
die charakteristischen Verwerfungen und Abhänge
dieser Art während der Apollo–Missionen in den
Jahren 1971 und 1972 fotografiert.
Aus Wissenschaft und Forschung
Ferndiagnose — Plutos Nachbar hat
eine eisige Kruste
Still und leise ziehen sie ihre Bahn in den äußeren
Regionen des Sonnensystems: Mehr als fünfzigmal weiter von der Sonne entfernt als die Erde kreisen jenseits des Planeten Neptuns im sogenannten
Kuipergürtel zahllose Gesteinsbrocken unterschiedlichen Durchmessers. Rund 1000 Himmelskörper
kennen Astronomen in der Region. Auch der mittlerweile zum Zwergplaneten degradierte Pluto gehört dazu.
Doch die Zahl der Objekte ist weit höher. Die Wissenschaftler vermuten, dass es allein 70.000 Objekte gibt, die größer als 100 Kilometer sind. Nur
lassen sich die stillen Begleiter normalerweise extrem schlecht beobachten. Klein und lichtschwach
lassen sie sich von der Erde aus nicht mit Teleskopen aufspüren, bestenfalls mit dem Weltraumteleskop Hubble kann man mit viel Glück fündig
werden.
Dank einer besonderen Planeten–Sterne–Konstellation ist es Forschern aus den USA und Frankreich
nun aber trotzdem gelungen, einen Verwandten
des Pluto von der Erde aus genau zu vermessen.
Forscher um James Elliot vom Massachusetts Institute of Technology berichten im Fachmagazin Nature von ihren Erkenntnissen.
Die Forscher hatten den sechs Milliarden Kilometer von der Erde entfernten KBO 55636 mit Hilfe
einer sogenannten stellaren Okkultation genauestens zu vermessen. Eine stellare Okkultation ist
ein selten beobachtbares kosmisches Ereignis. ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis zieht der zu beobachtende Himmelskörper dabei vor einem
hellen Stern vorbei. So lässt sich beispielsweise
Lutetia — Europäischer
Kometenjäger fotografiert Asteroiden
Die europäische Raumsonde Rosetta hat Mitte Juli
den Asteroiden Lutetia passiert. Mit ferngesteuerten Kameras und Messgeräten nahmen Wissenschaftler im Kontrollzentrum in Darmstadt den
134 Kilometer großen Gesteinsbrocken zwischen
Mars und Jupiter etwa zwei Stunden lang unter die
Lupe. Bilder der Sonde zeigten, dass Lutetia mit
Kratern übersat ist und in den rund 4,5 Milliarden
Jahren seit seiner Entstehung viele Einschläge erleiden musste. Der Vorbeiflug erfolgte im Abstand
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die Größe des Objekts bis auf Kilometer genau
messen. Ebenso können Wissenschaftler Rückschlüsse auf die Beschaffenheit seiner Oberfläche
und Atmosphäre ziehen.
Die Okkultation durch KBO 55636 wurde im Oktober 2009 von Teleskopen auf Hawaii beobachtet. Die Auswertung der Daten der Teleskope
ergab für das Objekt einen Radius von 143 Kilometern mit einer Unsicherheit von nur fünf Kilometern. Damit ist KBO 55636 das bisher kleinste
mit dieser Methode vermessene Objekt.
Außerdem stellten die Astronomen eine sehr hohe
Oberflächenreflexion fest, ein Hinweis auf die
Existenz von Eis auf der Oberfläche. Dies unterstützt eine Hypothese über die Entstehung des
Himmelskörpers aus dem Kuipergürtel: Manche
Astronomen sind der Ansicht, dass beim Zusammenstoß zwischen einem Zwergplaneten namens
Haumea und einem anderen Objekt die Eiskruste
Haumeas in Dutzende kleinerer Stücke gerissen
wurde. Glaubt man dieser These, dann wäre auf
KBO 55636 wohl der Rest eines Teils davon zu sehen.
Allerdings soll sich die Kollision bereits vor einer
Milliarde Jahren ereignet haben. In diesem Fall
müsste die Eiskruste auf dem Himmelskörper
nach gängigen Vermutungen aber nachgedunkelt
sein und wäre nicht so hell und strahlend, wie von
den Forschern beobachtet. Nach Ansicht der Forscher gibt es nun zwei Varianten: Entweder es gibt
einen Mechanismus, der die Oberfläche von
KBO 55636 regelmäßig blankpoliert, oder Wassereis hält sich in dieser fernen Region des Sonnensystems
weit
länger
frisch
als
bisher
angenommen.
(ms)
von rund 3200 Kilometern.
Endgültiges Ziel der Weltraumsonde Rosetta ist
der Komet Tschurjumow-Gerassimenko. Dort soll
im Jahr 2014 auch ein Landegerät abgesetzt werden, um die Oberfläche zu erkunden. Ihre Energie
bekommt Rosetta von 32 Quadratmetern Solarzellen — obwohl sie sich extrem weit von der Sonne
wegbewegt.
Die drei Tonnen schwere Sonde wurde bereits im
Jahr 2004 von einer Ariane–Trägerrakete ins
Weltall geschossen. Um die nötige Geschwindigkeit für die Reise zum 480 Millionen Kilometer
von der Erde entfernten Kometen zu erreichen, hat
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Aus Wissenschaft und Forschung
Rosetta bereits mehrfach die Sonne umkreist und
dabei dreimal die Schwungkraft des planetaren
Schwerkraftfeldes der Erde und einmal die des
Mars ausgenutzt.
Bei einem ersten Durchkreuzen des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter konnte im September 2008 bereits der wesentlich kleinere Asteroid
Steins ins Visier genommen werden.
Asteroiden und Kometen sind laut ESA besonders
attraktive Forschungsziele, da es sich bei ihnen
um weitgehend unbeeinflusste Körper aus der Entstehung unseres Sonnensystems handelt. Die bei
der Rosetta–Mission gewonnenen Bilder und Daten könnten demnach aufschlussreiche Rückschlüsse auf dessen Entwicklung ermöglichen.
(ms)
Extrem schwer, extrem hell —
Leuchtender Riese verblüfft
Sternenforscher
Vielfaches übertrifft: Der Feuerball mit der nüchternen Katalognummer R136a1 leuchtet zehn Millionen Mal heller als unsere Sonne. Und R136a1
ist nicht nur der hellste Vertreter seiner Art, den
Forscher bisher aufgespürt haben, sondern auch
der schwerste. Er besitzt die 265-fache Masse un-
Ein internationales Astronomenteam hat einen Riesenstern entdeckt, der bisherige Rekorde um ein
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Aus Wissenschaft und Forschung
Infrarotaufnahme des Sternenhaufens R136:
Hier stießen Astronomen gleich auf vier Sterne,
die mehr als 150 Sonnenmassen haben —
darunter das Rekord-Exemplar R136a1
serer Sonne.
Am Nachthimmel fällt er dennoch kaum auf, weil
er rund zehn Milliarden Mal weiter von der Erde
entfernt ist als unser Zentralgestirn. Entdeckt wurde er von den Astronomen um Paul Crowther von
der University of Sheffield, die ihren Fund dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwar-
te (VLT/ESO) zu verdanken haben. Die
Beobachtungsdaten wurden im britischen Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical
Society veröffentlicht.
Der Riesenstern stellt die Forscher vor ein großes
Rätsel: Denn nach der gängigen Theorie dürfte es
ihn eigentlich gar nicht geben. 150 Sonnenmassen
galten bisher als theoretische Obergrenze für einen
stabilen Stern. Im Sternhaufen R136 in der
Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie unserer Milchstraße, stießen die Wissenschaftler jedoch gleich auf vier Sterne, die mehr
als 150 Sonnenmassen haben. Sie pusten permanent starke Sternwinde ins All und verlieren damit
beständig an Masse.
Den Astronomen zufolge dürfte R136a1 deshalb
bei seiner Entstehung sogar mehr als die 300fache
Masse der Sonne gehabt haben. Im Gegensatz zu
Menschen würden solche Sterne als Schwergewichte geboren, sagte Crowther. Anstatt zu wachsen, nähmen sie ab. R136a1 habe auf diese Weise
in seiner eine Million Jahre währenden Existenz
bereits etwa 50 Sonnenmassen verloren.
Auch in der Sternenfabrik NGC 3603 in unserer
Heimatgalaxie stießen die Astronomen auf Riesensterne, die bei ihrer Entstehung mehr als 150
Sonnenmassen gehabt haben müssen. Wie sich allerdings solche Massemonster bilden, ist nicht
klar. Entweder seien sie tatsächlich in dieser Grö-
Größenvergleich: R136a1 besitzt die 265fache Masse unserer Sonne
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Aus Wissenschaft und Forschung
Eingezoomt: Der Sternenhaufen R136 befindet sich in der Großen Magellanschen Wolke, einer
Satellitengalaxie unserer Milchstraße
ße entstanden, oder aber sie hätten sich aus mehreren kleineren Sternen gebildet, sagt Crowther.
Klar sei aber, dass die Stabilitätsgrenze für Sterne
neu bestimmt werden müsse. Ihre Ergebnisse bestätigten die gängige Ansicht, dass es eine Obergrenze für die Masse von Sternen gebe, sagte Olivier
Schnurr vom Astrophysikalischen Institut Potsdam, der an der Studie beteiligt ist. Allerdings habe sich der Zahlenwert für diese Obergrenze um
den Faktor zwei auf etwa 300 Sonnenmassen nach
oben verschoben.
(ms)
Erfolg für privates Rechnernetz —
Amateurforscher entdecken
spektakulären Pulsar
Puerto Rico, dem weltgrößten und empfindlichsten Radioteleskop. Die Datenflut aus der Anlage
wurde in kleine Pakete zerlegt und an All–Enthusiasten rund um den Globus verschickt. Nun haben drei von ihnen im Wust der Messergebnisse
den ersten wichtigen Fund des Projekts gemacht:
Eben PSR J2007+2722.
Die Astro–Enthusiasten Daniel Gebhardt von der
Universität Mainz sowie Chris und Helen Colvin
aus Ames (US–Bundesstaat Iowa) können sich darüber freuen, einen besonderen Pulsar aufgespürt
zu haben. Zwar kennen Forscher schon rund 1900
dieser geheimnisvollen Objekte, doch ist die Neuentdeckung keine gewöhnliche: Im Zoo der Pulsare gebe es verschiedene Arten. Dieser hier gehöre
zu einer besonders seltenen, so Benjamin Knispel
vom Max–Planck–Institut für Gravitationsphysik.
Er ist Co–Autor der wissenschaftlichen Veröffentlichung zur Pulsar–Entdeckung, die gerade im
Fachmagazin Science erschienen ist.
Wer verstehen will, was PSR J2007+2722 so interessant macht, muss sich seine Geschichte ansehen.
Der strahlende Neutronenstern, überbleibsel einer
gigantischen Supernova, ist offenbar einst Teil eines Doppelsternsystems gewesen, jetzt aber allein
unterwegs. Von einem in der Nähe kreisenden
Nachbarstern hat er noch Masse und Drehimpuls
aufgenommen, bevor auch dieser in einer riesigen
Explosion aufging und dabei von seinem Zwilling
Ein globales Netz von Astronomie–Fans feiert
einen spektakulären Erfolg. Mit Hilfe unterbeschäftigter Heim- und Bürocomputer hat das Projekt Einstein@Home einen Pulsar aufgespürt. Dabei war
der kosmische Leuchtturm gar nicht das Hauptziel
der Suche.
Für seine alten Tage hat PSR J2007+2722 einen beachtlichen Bewegungsdrang. 41-mal in jeder Sekunde dreht sich der Neutronenstern um seine eigene
Achse. Außerdem sendet der sogenannte Radioplusar an zwei gegenüberliegenden Seiten gebündelte Strahlung aus und wirkt damit von der Erde
aus gesehen wie ein kosmischer Leuchtturm.
Rund 17.000 Lichtjahre ist der bizarre Himmelskörper von uns entfernt. Er ist im Sternbild Vulpecula
(Füchschen) zu finden und der jüngste Zugang auf
den Himmelskarten der Astronomen. Entdeckt wurde er nur, weil Freiwillige die Ressourcen ihrer
Computer zur Verfügung gestellt haben. Einstein@Home heißt das Projekt, bei dem gut
500.000 Freiwillige die ungenutzte Rechenzeit ihrer Computer mit der Analyse astronomischer Daten ausfüllen.
Die zugrundeliegenden Beobachtungen vom Februar 2007 stammen vom Arecibo Observatorium in
Aus Wissenschaft und Forschung
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ler zur positiven Wirkung der Astro–PR
aufzugehen. Wegen der Berichterstattung
über den neu entdeckten Pulsar hätten sich
in den 24 Stunden nach der Veröffentlichung des Fachartikels insgesamt 4614
Freiwillige bei Einstein@Home registriert,
erklärte
Bruce
Allen,
Chef
des
Max–Planck–Instituts für Gravitationsphysik und zusammen mit Jim Cordes von der
Cornell University der geistige Vater des
Projekts. Zum Vergleich: An einem normalen Tag kommen etwa 80 Freiwillige hinzu.
Gerade Astronomen setzen gern auf die
Macht der Massen. In manchen Fällen wie
Einstein@Home oder Seti@Home, wo unBruce Allen (links, Chef des MPI für Gravitationsphysik) terbeschäftigte Computer nach Signalen
und Benjamin Knispel (rechts) mit der Visualisierung des fremder Zivilisationen lauschen, geht es
Datensatzes, in dem sich PSR J2007+2722 fand
ganz einfach um verteilte Rechenleistung.
Bei anderen Projekten ist eher der Kopf
getrennt wurde. Von dieser Art kennt man mit ihm
nur 13 Stück und das ist derjenige, der am schnells- der Hobbyforscher gefragt. Bei Galaxy Zoo müssen Fotos von Galaxien per Hand klassifiziert und
ten rotiert.
Eigentlich sollte Einstein@Home, gestartet im katalogisiert werden. Auch hier konnte eine HobJahr 2005, nur in den Daten des Ligo–Observatori- by–Forscherin übrigens schon einen aufsehenerreums in den USA nach sogenannten Gravitationswel- genden Erfolg feiern (siehe Astro-News 3/2008).
len suchen. Diese hatte Albert Einstein im Jahr Die niederländische Lehrerin Hanny van Arkel ent1916 auf Basis seiner Allgemeinen Relativitätstheo- deckte auf den Bildern im Sommer 2008 gleich eirie vorhergesagt, ohne dass sie seitdem jemals beob- ne ganz neue Klasse von Himmelskörpern.
achtet werden konnten. Pulsare standen Anfangs Arbeitstitel der grünen Formation: Hannys Ding.
(ms)
gar nicht auf der Suchliste des Projekts. Dass die
Hobby–Astronomen–Community trotzdem seit
März 2009 nach ihnen fahndet, hat auch etwas mit
öffentlichkeitsarbeit zu tun.
Die Idee: Weil Pulsare in den Datenpaketen eher
aufzuspüren sind, können sich die Forscher schneller über positive Schlagzeilen freuen und damit
über neue Freiwillige, die ihre Computer zur Verfügung stellen. Sie wüssten, dass die Suche nach Gravitationswellen extrem schwierig sei und lange
dauern könne, sagt Knispel. Deswegen wird mittlerweile ein Drittel der Rechenkapazität für die Pulsar–Suche genutzt.
Pulsare und Gravitationswellen haben aber auch inhaltlich etwas miteinander zu tun. Eine bestimmte
Art der geheimnisvollen Wellen kann nämlich von
Doppelneutronensternsystemen stammen. Und
weil Pulsare eben eine spezielle Art von Neutronensternen sind, ist die Suche nach ihnen für die
Gravitationswellenforscher durchaus sinnvoll.
In jedem Fall scheint das Kalkül der WissenschaftEntdecker Daniel Gebhardt an der Uni Mainz
10
Sternwarten
Sternwarte Bieselsberg
Unser Teleskopprojekt
An einem sehr heissen Samstag Nachmittag, dem
10. Juli, trafen sich drei arbeitswütige Mitglieder
an der Sternwarte. Ihre Mission: Die eingelagerten
Einzelteile unseres neuen Teleskops zu einem Ganzen zusammenfügen! Ein sehr hochgestecktes
Ziel, wie sich noch herausstellen sollte...
Aber beginnen wir am Anfang — gut, nicht ganz
am Anfang, sondern nur einige Wochen vorher bei
der Geburt der Idee am Beobachterstammtisch.
Nachdem die Nachrichten vom Bau der Montierung doch schon recht zuversichtlich stimmen,
dass sich dieser Teil des Bauprojektes langsam seinem Ende nähert wollten wir uns um die noch ausstehenden Massnahmen unterhalten. Da gibt es
zum einen den Sockel, den es noch zu fertigen gilt
und zum anderen die ganzen Einzelteile, aus denen unser eigentliches Teleskop besteht, die es
noch zusammenzubauen gilt.
Nachdem man diskutiert hatte, wie der Sockel in etwa aussehen sollte wurde beschlossen, für die endgültige Entscheidung noch ein paar Maße zu
besorgen, damit die endgültige Form und Höhe festgelegt werden kann und damit musste dieses Thema erst einmal noch ein wenig verschoben werden.
Damit blieb noch das Teleskop selbst und voller Tatendrang war man sich einig, diesen Teil bald in Angriff nehmen zu wollen. Seit dem Kauf der
Einzelteile ist nun aber schon einige Zeit vergangen und die Technik bzw. die Kosten derselben haben sich seit dieser Zeit stark verändert. So ist
heutzutage der manuelle 2"–Okularauszug doch
eher Unterklasse für solch ein Teleskop und bei
den Dimensionen auch recht umständlich zu bedienen. Außerdem hätte man damit auch einige Probleme mit Abschattung des Bildes, so dass die volle
Leistung des Teleskops nicht richtig auszunutzen
wäre. Nach ein paar Recherchen und EMails war
man sich schnell einig, dass ein motorgetriebener
3"–Okularauszug das geeignete wäre und auch das
Budget das noch hergibt.
Ausgerüstet mit dem neuen Auszug und den vielen
Kartons trafen wir uns also an dem besagten Samstag um das Teleskop zu bauen und danach den
Abend mit Grillen ausklingen zu lassen.
Zuallererst wurden die Einzelteile gesichtet und deren Zustand geprüft. Erfreulicherweise hatten alle
Bernd beim Innenanstrich
Teile die mehrfachen Umzüge und Lagerungen
sehr gut überstanden! Aber dann kam die Ernüchterung: Wo war die Fangspiegelhalterung? Bernd
meinte sich zu erinnern, dass es so etwas gegeben
haben muss, aber sie war nicht aufzufinden. Auch
auf Nachfrage (und später erfolgten Telefonaten)
konnte sich keiner erinnern, wo sie geblieben sein
könnte bzw. ob sie jemals wirklich bei ihm gelagert war.
Da wir aber nun „schon mal da waren“ beschlossen wir, den Einbau wenigstens so weit zu treiben
wie wir konnten. Der Teleskoptubus wurde auf der
Bierbank mit Hilfe der vom Bau der Beobachtungsplattform übrig gebliebenen Holzlatten festgeschnallt und von ihnen geschwärzt, damit das
Streulicht keine Chance hat.
Dann wurde akribisch gemessen und diskutiert bis
der optimale Einbaupunkt der Hauptspiegelhalterung gefunden war. Ganz vorsichtig (wie ein rohes
Ei) wurde der Spiegel aus der Fassung genommen
um diese in den Tubus einzupassen. Da diese wirklich sehr exakt in den Tubus passt mussten wir sie
später mit Spiegel mit einiger Kraftanstrengung
die Halterung an die gebohrten Löcher schieben
Beim Spiegel lässt man besser Vorsicht walten!
11
Sternwarten, Regionaltagung
— eine sehr Schweiss treibende Angelegenheit bei
diesen Temperaturen! Aber dann war es geschafft,
der Spiegel war an Ort und Stelle angekommen.
Leider war dann an diesem Punkt Schluss wegen
der fehlenden Fangspiegelspinne und wir gingen
zum gemütlichen Teil über — dieses Mal ohne
Schwierigkeiten beim Anfeuern des Grills.
Mittlerweile ist eine Fangspiegelhalterung bestellt
und sobald diese eingetroffen ist und wir wieder
Zeit haben werden wir dann den Fangspiegel und
den Okularauszug montieren. Dann wäre das Teleskop selbst bereit für den Einbau und Justierung.
(wl, mt)
Führungen
Die Sonnenführungen mussten in diesem Jahr
leider fast komplett wegen schlechten Wetters
ausfallen. Leidiglich bei der Juni–Führung war das
Wetter leidlich, so dass trotz Terminkollisionen bis
15 Uhr anvisiert wurde. Leider war vor Ort dann
der Himmel zu großen Teilen bedeckt, so dass
zum einen kaum Besucher da waren und sehr
lange Wartezeiten in Kauf genommen werden
mussten. So zog mancher Besucher ohne
Werner fotografiert sein Spiegelbild
Sonennblick wieder ab und die Sternwarte wurde
um 15:30 Uhr wieder geschlossen.
Der Herbst wird sganz im Zeichen von Jupiter
stehen, der den Abendhimmel dominiert und noch
bis Ende des Jahres beobachtet werden kann.
Daneben werden wie immer weitere Objekte des
Herbsthimmels gezeigt.
Die Führungen beginnen im September wie üblich
ab 21 Uhr, ab Oktober dann wieder ab 20 Uhr und
finden wie immer nur bei klarem Wetter statt.
(mt)
Sternwarte Keplergymnasium
Führungen
Ab Oktober finden auch wieder die monatlichen
Führungen der Sternwarte auf dem Kepler–Gymnasium statt. Ab 20 Uhr kann man sich von unserem
Führungsteam um Wolfgang Schatz und Werner
Löffler auch aus der Stadt einen Eindruck von unse-
rem Nachthimmel vermitteln lassen. Trotz Streulichts der immer heller werdenden Beleuchtung
lassen sich viele interessante Objekte beobachten,
allen voran natürlich der Riesenplanet Jupiter mit
seinen vielen Monden, von denen man vier schon
ohne größere Anstrengungen sehen kann.
(mt)
Regionaltagung
Regionaltagung in Durmersheim
Traditionell findet die Regionaltagung dieses Jahr
wieder in Durmersheim statt. Am 23. Oktober treffen sich wieder Sternfreunde der Vereine, Sternwarten und losen Astrogruppen aus dem Südwestdeutschen Raum um sich in lockerer Atmosphäre
auszutauschen und auch den ein oder anderen Vortrag aus ihren Reihen anzuhören. Die Kontaktpflege steht hier sehr im Vordergrund und alle
Beteiligten hoffen, dass aus jeder Gruppe wieder
einige anreisen werden, so dass es wie immer ein
voller Erfolg wird. Details zum Programm werden
noch festgelegt und Interessierte können sich bei
Werner Löffler, Bernd Weisheit oder mir informieren, wie der Tagesverlauf aussieht und auch wann,
wie und wo Fahrgemeinschaften zustande kommen.
(mt)
12
Beobachtergruppe
Beobachtergruppe
Jupiterbeobachtungen
Überall in dieser Astro–News Ausgabe liest man
von der diesjährigen Jupiteropposition. Selbstverständlich ist dieses Thema auch bei unserer Beobachtergruppe aktuell. Obwohl wir in den letzten
Wochen nicht gerade von tollem Astrowetter verwöhnt waren, gab es dennoch Gelegenheiten den
Gasriesen ins Visier zu nehmen. Sowohl visuell als
auch fotografisch sind einige gute Beobachtungen
gelungen.
Im Juni hatte ich erstmalig Jupiter auf meiner Beobachtungsliste. Meine Beobachtungszeit war leider
beschränkt, so dass ich mich nur kurz der visuellen
Beobachtung widmete. Das Seeing war nicht allzu
gut und somit nur wenige Details der Wolkenbänder erkennbar. So versuchte ich, wenigstens ein
paar Filmaufnahmen zu starten und diese dann später genauer zu studieren.
In der Nacht vom 13. auf den 14. August gab es
einen zusätzlichen Anreiz zur Beobachtung, da der
Schatten von Europa, einem der vier großen Jupitermonde, auf den Jupiter fiel und der Mond selbst
später dann noch vor die Jupiterscheibe trat.
Während es bei mir leicht neblig wurde und somit
an eine Beobachtung leider nicht zu denken war, berichtete Bernd Weisheit, dass es bei ihm zwar auch
diesig und feucht war, aber eine Beobachtung trotzdem möglich war. Gerade wegen dieser Wetterlage
war die Luftunruhe sehr klein und betrug zeitweise
nur 1–2 Bogensekunden, ein ausgezeichneter Wert
für unsere Region. Nachfolgend sein Beobachtungsbericht für diese Nacht:
Von Mitternacht bis gegen 4 Uhr konnte ich aus-
Äquatorialband SEB war an seinen Rändern noch
mit jeweils hauchfeinen Strichen sichtbar. Die
dunklen Nord- und Südkappen zerfielen in jeweils
4 bis 5 zarte Einzelbänder. Das noch sichtbare
nördliche Äquatorialband zeigte einige schöne
Einbuchtungen, die in der ruhigen Luft stabil und
permanent visuell gehalten werden konnten. In
der hellen mittleren Äquatorialzone waren einige
graue Girlanden zu sehen, die leicht zu erfassen
waren. Am Rand der dunklen Südpolregion waren
zudem noch zwei große dunkle Ovale erkennbar,
die merklich die dortige Bänder/Zonnenstruktur
störten.
Die rechts neben Jupiter übereinander stehenden
Monde Io und Ganymed konnten zweifelsfrei als
unterschiedlich große Scheibchen beobachtet werden. Die links von Jupiter stehenden Europa warf
ab 2 Uhr ihren Schatten auf die Jupiteroberfläche,
der als tiefschwarzer, scharfer Fleck sichtbar war.
Gegen drei Uhr trat Europa dann auch selbst vor
die Jupiterscheibe und blieb als deutlich helleres,
kleines "Sternchen" vor dem jetzt hellen SEB erkennbar. Zeitgleich rotierte jetzt auch der blasse
GRF auf die beobachtbare Jupiterseite.
Für mich kam dann ein guter Abend genau eine
Woche später, am 20. auf den 21. August. Auch
hier war die Luftunruhe sehr klein und Jupiter bot
einen wirklich detailreichen Anblick im Okular.
Selbst bei großen Vergrößerungen konnte ich noch
bequem beobachten und die Einzelheiten studieren. Auffallend war sofort das immer noch „fehlende“ südliche Äquatorband SEB (im dem der große
rote Fleck zu finden ist) sowie das ausgeprägte
nördliche Gegenstück. In diesem war ein leichter,
Jupiter mit Schatten von Europa. Europa selbst ist links, Io rechts oben und Ganymed rechts unten
diagonaler Streifen erkennbar und helle Reführlich Jupter beobachten. Das verschwundene
Foto: Berndheller
Weisheit
13
Beobachtergruppe, Vorträge
gionen Richtung Äquator. Noch weiter nördlich im
NTB waren einige dunkle Flecke zu sehen. Im Süden war ein dunkles Band zu sehen, das sich aber
nicht komplett von Rand zu Rand erstreckte, sondern nur etwa die Hälfte des sichtbaren Bereichs
überdeckte.
Alle vier galileischen Monde befanden sich in dieser Nacht nahe bei Jupiter, drei davon recht nahe
beieinander auf einer Seite.
So packte ich auch meine Kameras aus und nutzte
die Gunst der Stunde für ein paar Aufnahmen. Zunächst bemühte ich meine (eigentlich als Nachführkamera gekaufte) QHY5 zusammen mit diversen
Filtern von Blau über Orange nach Rot und H–Alpha (6nm). Danach kam auch noch meine gute
WebCam ToUCam zum Einsatz für ein paar schöne Farbaufnahmen. Bei der Auswertung der Bilder
am Wochenende danach wurde klar, dass ein paar
sehr schöne Aufnahmen herausgekommen sind,
die Lust auf mehr Jupiter machen.
(mt, bw)
Jupiter am 21.8. im Blaufilter. Dominant ist das
dunkle nördliche Äquatorialband mit dem leicht
hellen Streifen rechts nahe des Randes
Foto: Martin Tischhäuser
Jupiter mit den Monden Europa (links), Io (rechts), Ganymed (rechts unten) und Callisto (rechts oben)
aufgenommen mit der WebCam; Foto: Martin Tischhäuser
Vorträge
3.September: Unser Kosmos – das
neue Bild vom Universum
Bernd Weisheit nimmt uns mit auf eine Reise vom
1.Oktober: Titan: Die
Cassini/Huygens–Mission
Bernd Vogt wird uns einen Überblick über die Ergebnisse der Saturn-Doppelmission Cassini/Huy-
Sonnensytem bis hinaus in die Weiten des Weltraums. Die Show mit vielen aktuellen Grafiken
und Weltraumbildern zeigt uns unsere heutige Vorstellung vom Weltraum.
gens geben, bei denen die Muttersonde Cassini die
kleine Huygens–Sonde auf den Mond Titan abstürzen lies und als Relaisstation dessen Bilder an die
Erde funkte. Cassini selbst forscht heute noch im
Saturnsystem.
14
Beobachtungsobjekte
Beobachtungsobjekte
Himmelsansicht am 1. Oktober um 22 Uhr MESZ
Beobachtungsobjekte im Herbst
Der Herbst präsentiert uns in diesem Jahr den größten Planeten unseres Sonnensystems, Jupiter, zur
abendlichen Beobachtung. Am 21. September
steht er in Opposition und ist damit sogar die ganze Nacht durch bestens zu beobachten. Schon mit
kleineren Geräten lassen sich Wolkenstrukturen erkennen und bei guter Luftruhe, die man ja im
Herbst des öfteren geniessen kann, sollte man die
Vergrößerung bis zur Grenze des Instruments ausreizen um immer feinere Details zu erkennen. Wer
ausdauernd ist kann während der Nacht das komplette Antlitz anschauen, da er sich in knapp 10
Stunden einmal um die eigene Achse gedreht hat.
Nahe bei Jupiter findet man in diesem Jahr auch
Uranus, der nur ein wenig nördlicher seine Oppositionsschleife zieht. Im September kann man den
3,7" groß erscheinenden Gasplaneten knapp ein
Grad nördlich des Jupiter als grünliches, 5,7m hel-
les Scheibchen entdecken. Damit ist er auch mit
kleinen Instrumenten gut zu sehen.
Als dritten im Planetenbunde kann man den Frühaufstehern Merkur ans Herz legen. In den Tagen
um den 19. September lässt er sich kurz vor der
Morgendämmerung tief im Osten erspähen.
Wer schon mal so früh auf ist kann noch ein paar
Minuten drauflegen und den Kometen 103P/Hartley 2 anschauen. Er bewegt sich nördlich des Pegasus durch Andromeda Richtung Cassiopeia und
erreicht etwa die 7.–8. Größe.
Für den Wassermann ist nun eine gute Beobachtungszeit und dort befinden sich auch einige interessante Objekte. Der Kugelsternhaufen M2 und
der Helixnebel NGC7293 sind schöne Beobachtungsziele, aber auch der Saturnnebel NGC7009
sowie der naheliegende schwache Kugelsternhaufen M72 liegen in diesem Sternbild.
(mt)
Verschiedenes
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Verschiedenes
Ejnar Hertzsprung (1873-1967)
wurde am 8. Oktober 1873 in Frederiksborg nahe
der dänischen Hauptstadt Kopenhagen geboren
und starb am 21.10. 1967 in Tollose (Dänemark).
Da sein Vater, obwohl selbst studierter Astronom,
die Himmelskunde für wenig einträglich hielt —
schließlich hatte er den Beruf zugunsten der sicheren Stellung als Finanzbeamter aufgegeben —
drängte er seinen Sohn, statt des angestrebten Astronomie- und Mathematikstudiums am Kopenhagener Polytechnikum Chemie zu studieren.
Nach dem Staatsexamen (1898) und einigen Jahren Tätigkeit als Chemiker in St. Petersburg zog es
Ejnar Hertzsprung 1901 nach Leipzig, wo er bei
Prof.
Wilhelm
Ostwald
(1853–1932)
Grundkenntnisse
der Photochemie erwarb. Doch
schon ein halbes Jahr danach
kehrte er nach Kopenhagen zurück, entschlossen, sich nun
doch der Astronomie zu widmen.
Der deutsche Astrophysiker Karl
Schwarzschild (1873-1916) erfuhr bald von der Begabung
Hertzsprungs auf astrophysikalischem Gebiet und sorgte dafür,
dass dieser 1909 zum außerordentlichen Professor der Universität Göttingen ernannt wurde.
Wenige Monate später wechselte
Schwarzschild als Direktor zum
Astrophysikalischen Observatorium nach Potsdam und nahm Hertzsprung als Observator mit.
Die sehr fruchtbare Zusammenarbeit beider Wissenschaftler dauerte leider nur sehr kurze Zeit, denn
am 11. Mai 1916 starb Schwarzschild in Potsdam.
Hertzsprung hat mit seiner Forschung wichtige Beiträge zur Entwicklung der modernen Astrophysik
geleistet. Bereits 1905 definierte er mit der absoluten Helligkeit ein Maß für die Leuchtkraft eines
Sterns. Außerdem entdeckte er, dass bei Sternen
gleicher Oberflächentemperatur Riesensterne und
Zwergsterne auftreten können, womit er ein Klassifizierungsmerkmal schuf. 1909 arbeitete Hertzsprung an Oberflächentemperatur–Leuchtkraft–
Beziehungen. Um die Frage zu klären, ob es kalte
und heiße leuchtkräftige Sterne gibt, entwickelte
er ein Temperatur-Leuchtkraft-Diagramm. 1911
entdeckte Hertzsprung geringe Helligkeitsschwankungen des Polarsterns, womit er ihn den DeltaCepheiden (Sterne mit periodischem Wechsel der
Helligkeiten) zuordnen konnte. 1913 gelang ihm
die erste Entfernungsbestimmung der Kleinen Magellanschen Wolke anhand der Perioden-Leuchtkraft-Beziehung von Henrietta Swan Leavitt. Die
berechnete Entfernung von etwa 3000 Lichtjahren
war jedoch fehlerhaft. Ebenfalls 1913 erfuhr sein
Temperatur-Leuchtkraft-Diagramm durch Henry
Norris Russell eine Überarbeitung und angemessene Publikation (Hertzsprung-Russell-Diagramm,
HRD). 1915 widmete sich Hertzsprung den Doppelsternen, zu deren Beobachtung er ein fotografisches
Präzisionsverfahren entwickelte.
Dabei entdeckte Hertzsprung
auch den Asteroiden (1702) Kalahari. Außerdem fand er eine Beziehung zwischen Masse und
Leuchtkraft, die er 1919 in allgemeiner Form für die Hauptreihensterne des HRD formulierte.
Er selbst bestimmte die Lichtkurve von über 10 000 veränderlichen Sternen.
Ejnar Hertzsprung, der sich in seinem langen Forscherleben vielen
Teilbereichen der Astronomie gewidmet hatte, wie der Photometrie, den absoluten Sterngrößen,
den Eigenbewegungen und Radialgeschwindigkeiten von Sternen, den Parallaxen weit entfernter
Sterne oder der Bestimmung der Entfernung zur
kleinen Magellanschen Wolke und ab 1938 den
Doppelsternen, hatte 1909 im Ansatz richtig erkannt, dass für die meisten Sterne ein Zusammenhang zwischen seiner Leuchtkraft und seiner
Spektralklasse besteht. Er hatte die Entwicklung
der Stellarastronomie Anfang des 20. Jahrhunderts
auf fast allen Gebieten beeinflusst und weiterentwickelt.
1929 wurde er mit der Goldmedaille der Royal
Astronomical Society ausgezeichnet.
Ejnar Hertzsprung starb am 21. Oktober 1967 in
Tollose auf der dänischen Insel Seeland.
(ws)
16
Heiter bis wolkig
Über die Konstruktion eines Bewölkungssensors
Amateurastronomen haben früher mit einem einfachen Teleskop und einer Sternkarte in Papierform
auf dem Feld beobachtet. Seit längerer Zeit bedient man sich umfangreicher Computertechnik,
um die Beobachtungen mit dem eigenen Instrument zu vereinfachen. Auf dem Laptop steht ein
kompletter Sternkatalog zur Verfügung, der den aktuellen Himmel und die Konstellationen über dem
Beobachter, mit Hilfe der Ortszeit und den Längenund Breitengraden eines Standortes, berechnen
kann. Das Anfahren von Objekten und die Nachführung werden von kleinen Schrittmotoren an der Teleskopmontierung gesteuert. Für astrofotografische
Aufnahmen kommen digitale Spiegelreflexkameras oder Webcams zum Einsatz. Einzig die automatische Erfassung der Bewölkung, eine der
wichtigsten praktischen Kenngrößen für Amateurastronomen, verschließt sich noch der computergestützten Datenerfassung.
Da es in unseren Breiten nur wenige wirklich klare
Beobachtungsnächte gibt, muss der Amateurastronom sehr spontan auf Wetterveränderungen reagieren können und er muss in der Lage sein, diese im
Voraus möglichst genau einzuschätzen. Das im Folgenden dargestellte Sensorkonzept nimmt sich dieser Herausforderung an.
Wie scannt man eine Wolke?
Im Rahmen einer Projektarbeit an der Hochschule
Pforzheim wurde ein Sensor zur Erfassung des Bewölkungsgrades am Himmel entwickelt. Dadurch
wird eine automatische Erfassung und Einschätzung der Himmelsqualität, insbesonders die Sichtbarkeit der Sterne, über einem Standort möglich.
Das ist immer dann von Vorteil, wenn man die
Sichtverhältnisse an einem Beobachtungsort einschätzen will, an dem man sich gerade nicht befindet, um etwa herauszufinden ob sich eine Anfahrt
dorthin lohnt oder nicht. Außerdem kann der Sensor auch im heimischen Garten wertvolle Dienste
leisten, da er über den gesamten Tagesverlauf die
Wolkenbedeckung erfasst, und so hilft die Stabilität des Wetters besser einzuschätzen und eine klare
Beobachtungsnacht frühzeitig zu erkennen und zu
planen. Es ist außerdem möglich bei Langzeitbelichtungen, wie sie etwa für Deepsky-Aufnahmen
Verschiedenes
nötig sind, das Gerät auch mal kurz zu verlassen
und vor aufziehenden Wolken dann durch einen
Alarm benachrichtigt zu werden, um die Ausrüstung noch rechtzeitig abbauen zu können.
Das Sensorkonzept beruht auf der Forschungsarbeit von Teresa Spreitzer, von der McGill University, Department Of Physics in Montreal, Canada.
Sie hat in ihrer Masterthesis die Möglichkeiten untersucht, wie mit Hilfe von Thermopile-Elementen
und der von Wolken emittierten Infrarotstrahlung,
eine Aussage über die Qualität des Nachthimmels
gemacht werden kann. Dasselbe Konzept nutzt
auch Thomas Tuchan aus Ulm für seine Astrowetterstation. (siehe Literaturangaben)
Physikalische Rahmenbedingungen
Eine Wolke ist nichts weiter als Wasserdampf, also Wasser in gasförmigem Zustand. In der wolkenlosen Atmosphäre befinden sich zwar auch in
nicht unerheblicher Menge Wassermoleküle in gasförmigem Zustand, in einer Wolke ist die Konzentration aber noch wesentlich höher. Wasser ist
außerdem ein nahezu idealer Wärmespeicher, er
kann Wärmeenergie sehr schnell aufnehmen und
auf längere Zeit speichern. Dies funktioniert umso
besser, je größer die Menge des Wassers — und
damit die Kapazität des Wärmespeichers — ist.
Wolken nehmen die Wärmestrahlung vom Boden,
von Molekülen in der Atmosphäre und natürlich
von der Sonne auf und erwärmen sich. Ein Teil
der Wärmestrahlung wird von den Wolken einfach
nur reflektiert und zum Boden zurück geworfen
(Treibhauseffekt). Das funktioniert so gut, dass
Wasserdampf als sogar noch schlimmeres Treibhausgas als CO2 gilt, da es in erheblichem Maße
zur Erwärmung der Erdatmosphäre beiträgt. Wenn
man das Prinzip ausnutzt, dass Wolken Wärmestrahlung emittieren, kann man warme Bereiche
am Himmel als Wolken und kalte Bereiche als
wolkenlos interpretieren.
Der Thermopile
Als Sensorelement kommt der TPS334 von Perkin
Elmer zum Einsatz. Im Gehäuse ist der Thermopile-Sensor sowie ein herkömmlicher NTC-Widerstand untergebracht. Letzterer kann benutzt
werden um die Temperatur des Sensorgehäuses
selbst zu messen.
Der Thermopile besteht im Inneren aus einer Serienschaltung von etwa 100 winzigen Thermoelementen (engl. Thermocouples). Diese bestehen
17
Verschiedenes
aus zwei unterschiedlichen Metallen und machen
sich den Umstand zu Nutze, dass in einem Metall,
welches ein Temperaturgefälle aufweißt, eine elektrische Spannung entsteht (Thermoelektrischer Effekt oder Seebeck-Effekt, siehe Literaturangaben).
Der Thermopile funktioniert also als Spannungsquelle in Abhängigkeit von der einfallenden IRStrahlung.
Vorbereitende Testmessungen
In einem Zeitraum von November 2009 bis Anfang März 2010 wurde mit einem kommerziell erhältlichen Infrarot-Temperaturmessgerät mehrfach
täglich die Himmelstemperatur erfasst. Dabei wurden Referenzdaten für die unterschiedlichsten Wetterbedingungen und Umgebungstemperaturen
gesammelt.
Durch die manuelle Datenerfassung zeigte sich
schnell, dass der Temperaturunterschied zwischen
bewölktem und unbewölktem Himmel recht groß
ist. Selbst unter ungünstigen Bedingungen, etwa
bei Schleierwolken die teilweise transparent waren, betrug dieser Unterschied mindestens 10 Kelvin. Die wärmste Wolke, die erfasst wurde, war
+9°C warm, während die kälteste gemessene Temperatur eines klaren Himmels im Januar -40°C betrug. Tiefere Werte konnte das Handmessgerät
nicht erfassen. Die klare Himmelstemperatur im
April bei 10°C Umgebungstemperatur betrug immerhin -22°C. Nachts konnte ein klarer Himmel
dann noch mal um ein paar Grade absinken, im Vergleich zum gleichklaren Himmel am Tag.
Durch die vorbereitenden Referenzmessungen
konnte somit gezeigt werden, dass eine Unterscheidung zwischen klarem und bewölktem Himmel unter allen Witterunsbedingungen möglich ist.
Das Sensorsystem
Aus der Planung für die Konstruktion eines Prototyps ergaben sich drei Hauptkomponenten, welche
entwickelt, aufgebaut und die nötige Software implementiert wurde: Eine analoge Sensoreinheit
kümmert sich um die Verstärkung und Filterung
der Signale vom Thermopile. Eine digitale Mikrocontrollerschaltung übernimmt das Einlesen und
Umwandeln der Messwerte in eine maschinenlesbare Form sowie die Weitergabe an den PC. Beide
Platinen sind nicht viel größer als eine Kreditkarte
und werden in Sandwichbauweise übereinander gesteckt. Zur Spannungsversorgung reicht ein 9VBlock aus, die den gesamten Aufbau einen Tag
Das Sensorsystem mit den zwei Platinen
lang mit Strom versorgen kann. Die Messdaten
werden über eine serielle Schnittstelle an die PCSoftware übertragen und dort grafisch aufbereitet
bzw. auf der Festplatte abgespeichert.
Firstlight
Schon bei ersten Tests im Raum zeigte sich dass
der Sensor sehr empfindlich auf Veränderungen
seiner Wärmeumgebung reagiert. Eine menschliche Hand in einer Höhe von über einem Meter
über der Sensoröffnung war als deutlicher Spannungsanstieg auf dem Oszilloskop zu erkennen.
Dann ging es daran den Sensor endlich unter freiem Himmel zu testen. Die Spannung war natürlich
groß. Würde er empfindlich genug sein um Wolken detektieren zu können? Wie groß war die Dynamik zwischen bewölktem und unbewölktem
Himmel mit der aufgebauten Schaltung?
Am Tag der ersten Messungen unter freiem Himmel zeigten sich einige dünne und dickere Quellwolken am Himmel, sowie wolkenlose Ausschnitte mit tiefblauer Färbung. Durch manuelles
Ausrichten des Sensors war es also nun möglich
verschiedene Bewölkungssituationen zu vergleichen. Und tatsächlich, die Veränderung der Messkurve auf dem Laptop war mit einem Spannungsunterschied von über 100mV riesig. Die Wolken
konnten also problemlos detektiert werden und es
gab mehr als genug Spielraum für Zwischenwerte.
Kalibrierung und Kompensation der
Umgebungstemperatur
Im Folgenden wurde außerdem eine einfache Kali-
18
Verschiedenes
brierung der Sensorwerte vorgenommen, sodass
auch eine Aussage über die tatsächliche gemessene
Temperatur gemacht werden kann - bisher wurden
ja lediglich Spannungswerte miteinander verglichen.
Der Thermopile kann lediglich den Unterschied
zwischen seiner eigenen Temperatur und der des
zu messenden Objektes ermitteln. Verändert sich
nun die Temperatur des Sensors selbst, etwa durch
Abkühlung in der Nacht und durch Aufheizen am
Tage, so sind die Werte natürlich nicht mehr miteinander vergleichbar. Außerdem ergibt sich bei angenommener gleicher Bewölkungssituation eine
instabile Messkurve über der Zeit. Darum wurde eine softwareseitige Kompensation der Umgebungstemperatur vorgenommen. Gehäusetemperatur
und Messwert des Thermopile werden nun so miteinander verrechnet, dass sich bei gleich bleibender Bewölkungssituation eine stabile Kurve
einstellt.
ren und bedeckten Himmel ermittelt werden. Hier
sind dann Zusammenhänge mit Umgebungstemperatur, Luftdruck und Luftfeuchte zu finden, um
durch Einbeziehung dieser Werte noch bessere
Aussagen über den Bewölkungsgrad machen zu
können.
Sobald die Daten bei allen Wetterlagen vergleichbar sind, könnte man daran gehen eine feste Umrechenvorschrift zwischen Bewölkungsgrad und der
visuellen Grenzgröße zu finden. Daraus könnte
man dann sogar eine Abschätzung der momentan
sichtbaren Sterne ableiten. Um den Sensor wirklich in der Praxis einsetzen zu können sind außerdem zwei Wege denkbar: Entweder die
Weiterentwicklung zu einer mobilen Variante, beispielsweise mit integrierter Alarmfunktion für aufziehende Wolkenfronten oder als stationäre
Variante, welche beispielsweise ihre aufgezeichneten Daten einer Gruppe von Benutzern über eine
Webseite zugänglich macht.
Ausblick
Literaturangaben
Inzwischen wurde der Sensoraufbau in den Prototyp eines wetterfesten Gehäuses verpackt um auch
über längere Zeit Messungen unter freiem Himmel
durchführen zu können.
Sobald eine größere Menge von Messdaten über
einen längeren Zeitraum vorliegt, können auch die
zu erwartenden Schwankungen der Werte für kla-
Der vorliegende Beitrag umreißt das Projekt nur
ganz grob. Wer sich für die physikalische Wirkungsweise des Sensors und für die technische
Realisierung, sowie einige Fotos interessiert, findet eine umfangreiche Dokumentation auf meiner
Webseite: http://meweb.bplaced.net/meweb
(me)
Weitere Literaturangaben:
Artikel zum Seebeck-Effekt auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Thermoelektrizität
Systematik des Sensorkonzepts: http://hep.physics.utoronto.ca/TeresaSpreitzer/thesis_final.ps.gz
Astrowetterstation von T. Tuchan (Vorlage und Inspiration): http://www.sternhimmel-ueber-ulm.de/
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Termine
Termine
Astronomische Vorschau
14. September Pluto stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife)
18. September Mond bedeckt Rho Cap (4,9m), Eintritt an dunkler Seite (19.35 MESZ)
18. September Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet)
19. September Jupiter nahe Uranus (Abstand 48,5')
19. September Merkur: maximale Elongation, Morgensichtbarkeit
21. September Uranus in Opposition (Entfernung 19 AE, Helligkeit 5,7m)
21. September Jupiter in Opposition (Entfernung 4 AE, Helligkeit -2,9m)
23. September Mond bedeckt 19 Psc (5,0m) Austritt an dunkler Seite (2.23-3.30 MESZ)
23. September Tagundnachtgleiche (5.09 MESZ)
27. September Venus: größte Helligkeit (-4,6m)
27. Oktober
Mond bedeckt Propus (1 Gem, 4,3m), Austritt an dunkler Seite (21.50–22.26 MESZ)
7. November
Neptun stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife)
16. November Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet)
16. November Mond bedeckt 19 Psc (5,0m), Eintritt an dunkler Seite (20.59–22.16 MEZ)
18. November Jupiter stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife)
21. November Mond bedeckt Zeta Ari (4,9m), Eintritt an dunkler Seite (06.02–06.56 MEZ)
24. November Mond bedeckt Propus (1 Gem, 4,3m), Austritt an dunkler Seite (04.22–05.18 MEZ)
25. November Mond bedeckt 81 Gem (4,9m), Austritt an dunkler Seite (21.03–21.50 MEZ)
30. November Mond bedeckt 87 Leo (4,8m), Austritt an dunkler Seite (02.09–03.04 MEZ)
2. Dezember
Venus: größte Helligkeit (-4,7m)
6. Dezember
Uranus stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife)
12. Dezember Frühester Sonnenuntergang des Jahres (16.29 MEZ)
16. Dezember Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet)
21. Dezember Teilweise Mondfinsternis (totale Phase nach Monduntergang) 8.19 MEZ
21. Dezember Mond bedeckt Tejat Posterior (Mu Gem, 2,9m), Austritt dunkle Seite (18.16–19.11 MEZ)
22. Dezember Wintersonnenwende (0.39 MEZ)
23. Dezember Mond bedeckt 81 Gem (4,9m), Austritt an dunkler Seite (06.08–06.59 MEZ)
Veranstaltungen und Treffen
3. September
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Unser Kosmos – das neue Bild vom Universum" (20 Uhr) von B. Weisheit
8. September
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 21 Uhr)
11. September Vereinsinternes Sommerfest des AAP (ab 14 Uhr)
12. September 4. Bieselsberger Spezialitätenwanderung (10 – 18 Uhr)
Impressum
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15. September Beobachterstammtisch im Gasthaus Erzkopf, Huchenfeld (20 Uhr)
22. September Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 21 Uhr)
1. Oktober
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Titan: Die Cassini/Huygens–Mission" (20 Uhr) von B. Vogt
6. Oktober
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
13. Oktober
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr)
20. Oktober
Beobachterstammtisch im Gasthaus Erzkopf, Huchenfeld (20 Uhr)
23. Oktober
Regionaltagung in Durmersheim (ab 10 Uhr)
27. Oktober
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr)
3. November
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
5. November
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Kurzvortrag "Das Teleskopprojekt in Bieselsberg" (20 Uhr),
anschließend Fragestunde
10. November Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr)
17. November Beobachterstammtisch im Gasthaus Erzkopf, Huchenfeld (20 Uhr)
24. November Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr)
1. Dezember
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
3. Dezember
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – kein Vortragsprogramm
8. Dezember
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr)
15. Dezember Beobachterstammtisch im Gasthaus Erzkopf, Huchenfeld (20 Uhr)
Impressum
Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur
Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim
1982 e. V. (AAP)
Vereinsanschrift:
Redaktion:
Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
Martin Tischhäuser
z.Hd. Sylja Baalmann
Silcherstraße 7
Rotestraße 22
72218 Wildberg
75334 Straubenhardt
Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85)
Redakteure:
Martin Tischhäuser (mt), Martin Stuhlinger (ms), Wolfgang Schatz (ws),
Bernd Weisheit (bw), Maximilian Engelsberger (me), Werner Löffler (wl)
Auflage:
150 Exemplare
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 20. November 2010
Der AAP im Internet:
http://www.aap-pforzheim.de
http://www.sternwarte-bieselsberg.de
http://www.sternwarte-nordschwarzwald.de
© 2010 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
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