2001 - Jura-Sternwarte Grenchen

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STIFTUNG
JURA – STERNWARTE GRENCHEN
Der Himmel Äber der Jurasternwarte
Zum
25j€hrigen Bestehen
der
Jurasternwarte Grenchenberg
Zum
15j€hrigem Bestehen
der Astronomiegruppe Jurasternwarte
2001
Impressum
Diese Jubil€umsschrift ist den
zwei Gr•ndern der Jurasternwarte,
Erich Wolf
und
Gerhart Klaus
gewidmet
Herausgeber
Stiftung Jurasternwarte Grenchen
Dezember 2001
BeitrÅge von
Hugo Jost, Gerhart Klaus,
Franz Conrad, Therese Jost, Erich Wolf
Fotos von
Fotos von GÅsten
Druck
Auflage
2
Gerhart Klaus, Hugo Jost, Franz Conrad,
Stefan und Linda Spahr
Michael J€ger, ‚sterreich
W. Lille, Staade, Deutschland
Manuel Lopez Alvarez, Buenos Aires
Buchdruckerei Paul Herzog, Langendorf
600 Exemplare
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Stiftung Jurasternwarte, Jahresbericht des Pr€sidenten
4
AJUG Vereinsjahr 2000, Jahresbericht des Pr€sidenten
6
25 Jahre – Unsere Geschichte
7
Aktuelles 2001
12
Die Jubil€umsausstellung mit Kinderaugen
Der Komet C/2001 A2 – Linear
Ein grosser Sonnenfleck und eine Protuberanz
Das Nordlicht vom 31. M€rz 2001
Das Sonnensystem mit den Augen der Jurasternwarte
19
Das weite Universum wie wir es sehen
32
Aktuelles 2001
39
K„rperbehinderte Kinder in der Sternwarte
Spannende und bereichernde Begegnungen
Saturnbedeckung durch den Mond
Ein sch„ner Sonnenflare
G„nnerliste 2000 / 2001
44
Aktuelles 2001
46
Kinderzeichnungen
Saturnbedeckung durch den Mond
Das Polarlicht vom 6. November 2001
Die Jubil€umsausstellung
Finanzieller Jahresbericht 2000
 Stiftung Jurasternwarte 2001
54
3
Jahresbericht Stiftung
Stiftung Jurasternwarte, Jahresbericht des Pr•sidenten
Liebe Leserinnen, Liebe Leser
konnten. Auch die fotografischen Bedingungen waren miserabel und so hatten
Dieses Jahr feiert die Stiftung Jurawir Zeit und Musse, uns der Verbessesternwarte ihr 25-j€hriges Jubil€um.
rung der Instrumente und den VorbereiNach 25 Jahren unerm•dlichem
tungen f•r unsere Jubil€umsausstellung
Einsatz f•r die Stiftung Jurasternwarte
zu widmen.
haben sich die zwei Gr•nder Erich Wolf
Unsere Energie steckten wir vorwie(Pr€sident der Stiftung) und Gerhart
gend in die Erneuerung und VerbesseKlaus (Vizepr€sident der Stiftung) entrung des Cassegrain-Teleskops. Zuerst
schlossen, ihre ‚mter in j•ngere H€nde
wurden die stark verschmutzen Spiegel
zu legen. Sie werden uns aber weiterdurch die Firma Kaltbrunner, Grenchen
hin als ordentliche Mitglieder des
in verdienstvoller Weise wiederum
Stiftungsrates unterst•tzen. Als neuer
kostenlos neu beschichtet. Wir danken
Pr€sident wurde Hugo Jost, Grenchen,
der Firma Kaltbrunner daf•r recht
als Vizepr€sident Franz Conrad,
herzlich.
Grenchen, gew€hlt.
Gleichzeitig bauten wir einen Tubus,
um die St„rungen
Lieber Erich, lieber Gerhart
durch schr€g einfallendes Licht zu
Im Namen aller Personen, die irgendwie von der Stiftung
eliminieren und
Jurasternwarte profitiert haben, danke Ich Euch recht herzlich.
eine
TubusheiOhne Euch g€be es heute keine Sternwarte, ohne Euch w€re
zung um das
Tausenden von Personen der Blick in die Geheimnisse des
Beschlagen des
Universums verwehrt geblieben, ohne Euch h€tten wir
Hauptspiegels zu
Amateurastronomen von der Astrogruppe kein Heim, keine
verhindern. Dann
Instrumente und auch manch guten Rat h€tten wir missen m•ssen.
bekam
der
Euer Einsatz und Eure Begeisterung haben uns angesteckt und
Cassegrain noch
angespornt. Ihr habt uns gezeigt, was man mit Willen und
ein neues GetrieAusdauer erreichen kann.
be und einen
Habt herzlichen Dank daf•r! M‚gt Ihr noch manche Stunden unter quarzgesteuerten
Schrittdem Sternhimmel verbringen k‚nnen und die Wunder des neuen
motor.
Nach
dem
Universums bestaunen.
Einbau der SpieHugo Jost, Pr€sident Stiftung Jurasternwarte
gel
und dem
Justieren des InWeiter
sind Georg Heimann,
struments sind wir nun ger•stet, um
Dr. Studer und Cƒcile Pierantozzi aus
auch langbrennweitige elektronische
dem Stiftungsrat zur•ckgetreten. Als
Aufnahmen von sehr kleinen HimmelsErsatz fanden sich Robert Baggenstos
objekten zu machen.
als Vertreter der Kantonsschule Solothurn und Therese Jost als Sekret€rin.
Ab dem Herbst 2000 wandten wir
Die Jahre 2000 / 2001 haben uns
dann
sehr
viel
Zeit
f•r
die
wetterm€ssig nicht eben verw„hnt.
Vorbereitungen der Jubil€umsausstelDementsprechend gering waren die
lung im M€rz 2001 auf. Unz€hlige
F•hrungen, die durchgef•hrt werden
Arbeitsstunden und auch recht viel Geld
4
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Jahresbericht Stiftung
waren n„tig, um dieses Vorhaben zu
verwirklichen. Der ganze Aufwand hat
sich aber gelohnt. Das Echo in der
Presse war gut und 20 Schulklassen
(gef•hrt) und rund 350 weitere
Besucher fanden den Weg in die Aula.
Sie alle waren von unseren M„glichkeiten und Leistungen beeindruckt.
An unseren 9 Tagen der offenen T•r
hatten wir einen sehr grossen
Besucherandrang zu bew€ltigen. Es
wurden lange N€chte in der K€lte, aber
die leuchtenden Kinderaugen und die
vielen interessanten Gespr€che haben
uns f•r alles entsch€digt. Zus€tzlich
hatten wir in den Jahren 2000/2001
noch ca. 40 Gruppenf•hrungen mit
etwa 800 Besuchern zu bew€ltigen.
Recht herzlichen Dank an alle Helfer
von der Astrogruppe.
Alle diese Veranstaltungen w€ren
nicht m„glich ohne unsere treuen
G„nner. Sie und der Beitrag der Stadt
Der Stiftungsrat der Stiftung
Jurasternwarte 2001
Pr€sident:
Vizepr€sdent:
Kassier:
Sekret€rin:
Jost Hugo
Conrad Franz
Derendinger Roland
Jost Therese
Mitglied seit 2000:
Mitglied seit 1975:
Gr•nder 1975:
Mitglied seit 2001:
Mitglied seit 1975:
Mitglied seit 1975:
Gr•nder 1975:
Baggenstos Robert
Bloesch Walter
Klaus Gerhart
Franz Schilt
Schreiber Ernst
Schuler Prof.Dr. Walter
Wolf Erich
Unsere Aufgabe
Sinn und Zweck der Stiftung
Jurasternwarte sind in den Statuten
vom 14. Oktober 1975 festgehalten.
 Die
Stiftung
besteht
auf
unbestimmte Zeit im Sinne von Art.
80ff des Zivilgesetzbuches. Der Sitz
der Stiftung ist Grenchen.
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Grenchen bilden das finanzielle R•ckgrat f•r die Sternwarte. Nur mit Ihrer
Hilfe ist es m„glich, die Sternwarte stets
zu erneuern, zu verbessern und auch
den Amateurastronomen die Instrumente in die Hand zu geben, um ihre
anspruchsvollen "Forschungen" weiter
zu treiben. Liebe G„nner, liebe Stadt
Grenchen: nehmt unseren Dank entgegen. Wir sch€tzen eure Unterst•tzung
und z€hlen auch in Zukunft darauf.
Wir werden uns auch in Zukunft
bem•hen, den herrschenden guten
Geist und die gute Kameradschaft in
der Jurasternwarte weiter zu pflegen.
Und nicht zuletzt werden wir uns auch
in Zukunft f•r die Astronomie und die
damit zusammenh€ngende …ffentlichkeitsarbeit einsetzen.
Hugo Jost-Hediger
Pr€sident des Stiftungsrates
Die Stiftung bezweckt:
 Bau und Betrieb einer Sternwarte
 F„rderung und Verbreitung astronomischer Kenntnisse
 Durchf•hrung von Kursen
Zur Verfolgung dieser Zwecke kann
sich die Stiftung auch an anderen Organisationen oder K„rperschaften beteiligen. Sie kann den Zweck auch jederzeit
ausdehnen.
 Sternwarte ist eine gemeinn•tzige
Institution und steht dem Publikum
und den Schulen im Rahmen eines
vom Stiftungsrat zu erlassenden
Reglementes unentgeltlich offen.
 Die Stiftung wird durch einen
Stiftungsrat verwaltet
5
Jahresbericht AJUG
AJUG, 14. Vereinsjahr 2000, Jahresbericht des Pr•sidenten
Liebe Astro- Kolleginnen und Kollegen,
Nachdem an der letzten Generalversammlung 13 Personen anwesend
waren, konnte man auf das runde Jahr
2000 gespannt sein. Nun, auch im Jahr
2000 waren die Beobachtungsabende
d•nn ges€t; Petrus wollte offensichtlich,
dass wir uns mehr um die Instrumente
und die Ausstellung 2001 k•mmern.
Sonnen- und Mondfinsternisse gab
es keine zu bewundern, aber ein nicht
minder attraktives Ereignis bescherte
uns der 7. April: das Polarlicht war bis
in unsere Breiten vorgedrungen und
konnte von Beatrice beobachtet werden.
Personell hat sich sowohl in der
AJUG wie im Stiftungsrat einiges getan.
In unserem Verein durfte ich an Stelle
von Hugo das Pr€sidentenamt •bernehmen. Hugo wird uns als Beisitzer zur
Seite stehen (oder sitzen?).
Im Stiftungsrat traten Gerhart Klaus
und Erich Wolf von ihren Verpflichtungen zur•ck; sie werden uns aber als
"normale" Mitglieder des Stiftungsrates
weiterhin unterst•tzen. Als Pr€sident
wurde Hugo gew€hlt, als Vizepr€sident
ich
selber.Weiter
haben
Georg
Heimann, Dr. Studer und Cƒcile
Pierantozzi ihre ‚mter niedergelegt. Als
Ersatz fanden sich Robert Baggenstos
als
Vertreter
der
Kantonsschule
Solothurn und Therese Jost als
Sekret€rin.
Bei dieser Gelegenheit m„chte ich
es nicht vers€umen, der Stiftung zu
danken. Wir bekommen mit der
Jurasternwarte eine Anlage zur Verf•gung gestellt, auf die wir stolz sein
k„nnen.
Ganz besonders danke ich Erich
Wolf und Gerhart Klaus. Ohne diese
6
beiden g€be es keine Jurasternwarte
und auch keine AJUG.
Gerhart installierte am Coelostat
einen neuen Motor mit Getriebe, dazu
einen Sicherheitsschalter, welcher die
Stromversorgung unterbricht, sobald
der Deckel der "Coelostatkiste" geschlossen wird.
Unser Cassegrain- Newton hat einige Neuerungen zu bieten:
 eine neue Spiegelbeschichtung einen Tubus - eine Heizung - eine
neue Steuerung mit Motor f•r den
Antrieb in Rektaszension
Instruktionen zum Gebrauch folgen
nach der GV; bitte achtet inzwischen
vor allem auf drei Dinge:
 die Kabel
 den Tubus (er dient zur Abwehr von
unben„tigtem Licht und hat keine
grosse mechanische Festigkeit)
 Nach Gebrauch bitte die Abdeckung
wieder vor die Teleskop„ffnung
schieben, die Nachf•hrung ausschalten und den Netzstecker (im
Sonnenlabor) ziehen
Ich w•nsche euch allen ein gutes
Vereinsjahr 2001
Der Pr€sident: Franz Conrad
Vorstand der AJUG 2001
PrÄsident:
VizeprÄsident:
Kassier:
SekretÄrin:
Technischer Leiter:
Beisitzer:
Franz Conrad
Beat LÅthi
HansjÇrg KÇchli
Therese Jost
Simon Fankhauser
Hugo Jost
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Unsere Geschichte
25 Jahre – Unsere Geschichte
Vor 26 Jahren, im Herbst 1975 wurde die Stiftung Jurasternwarte auf Initiative von
Erich Wolf und Gerhart Klaus gegr•ndet. Bereits ein Jahr sp€ter, im Herbst 1976, also vor
einem Viertel Jahrhundert konnte die Jurasternwarte ihrer Bestimmung •bergeben werden.
Viel Zeit ist seither verflossen und immer noch geh‚rt die Jurasternwarte zu einer der am
besten ausger•steten Privatsternwarten weit und breit. Und auch unsere fotografischen
Arbeiten geniessen einen ausgezeichneten Ruf. Zeit also, sich etwas zu erinnern, wie es wohl
fr•her war, welche Hindernisse zu •berwinden waren, wie wir es schafften, das Werk
dauernd zu erweitern und wie auch die Bev‚lkerung von der Sternwarte profitieren konnte.
Der geplante Standort auf dem
Grenchenberg (1300 m•M) mitten in
der Juraschutzzone, erschwerte das
Vorhaben enorm. Da in der Juraschutzzone nur Bauwerke erlaubt sind, die f•r
die eigentliche Zweckbestimmung auf
diesen Standort angewiesen sind, galt
es vorerst die diversen ‚mter davon zu
•berzeugen, dass die Sternwarte auf
diesen Standort angewiesen ist. Danach folgte der H•rdenlauf der Baubewilligung. Die Auflagen waren vielf€ltig
und beinahe h€tte noch eine Attrappe
eines Miststockes zur Bereicherung der
Sternwarte gebaut werden m•ssen.
Dann kamen die Einsprachen des Anwohners und all derer, die sich dazu
berufen f•hlten das Werk zu verhindern."Da wird eine zweite Beiz gebaut",
sagte der P€chter der gegen•berliegenden Gastst€tte. "Wolf will ein
Ferienhaus bauen", meinten alle Neider. "Die Aussicht auf den Grenchenberg wird verschandelt", sagten alle, die
sonst nichts zu sagen wussten.
Trotzdem, hier steht die Sternwarte
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Dies und viele andere Hindernisse
(zum Beispiel Geld sammeln) brachte
die zwei Gr•nder mehrmals fast zum
Aufgeben und waren auch ihrer Gesundheit nicht eben zutr€glich. Und
trotz allem: Sie gaben nicht auf und
konnten im September 1976 die Einweihung der Sternwarte feiern.
Erich Wolf bei der Demonstration der Sonne
Namhafte Spenden von Kanton und
Stadt, Industrie und Gewerbe erm„glichten den Bau und erlaubten eine beachtliche Instrumentierung, welche im
Laufe der Zeit dauernd erweitert und
modernisiert wurde. Den Baugrund
stellte die B•rgergemeinde gratis im
Baurecht f•r 60 Jahre zur Verf•gung
und die Stadt Grenchen hilft mit einem
j€hrlichen Beitrag den Betrieb zu
sichern.
Vom Beginn an war uns die
…ffentlichkeitsarbeit ein besonderes Anliegen. W€hrend den ersten 10 Jahren
nach der Gr•ndung wurden alle
F•hrungen durch die Herren Wolf und
7
Unsere Geschichte
Klaus bestritten. Es verwundert eigentlich nicht, dass die grosse Zahl der
F•hrungen schliesslich f•r die zwei
Gr•nder zu viel wurde. Abhilfe fand
Erich Wolf: Er notierte bei allen F•hrungen Personen, die "dumme Fragen "
stellten und lud uns dann alle zu einer
unverbindlichen Versammlung
ein.
Daraus entstand 1986 innerhalb von 3
Monaten als Verein die "Astro Gruppe
der Jurasternwarte".
und Zeitschriften haben wir nicht gez€hlt. Sie haben aber alle dazu beigetragen, die Jurasternwarte bekannt zu
machen.
Astro-Gruppe der Jurasternwarte
Die AJUG ist mit momentan 14
Mitgliedern wohl eine der kleinsten
Sektionen der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft.
Unser Hauptzweck
besteht darin, f•r
die Stiftung Jurasternwarte den Betrieb und Weiterausbau der SternEmblem der AJUG
warte sicherzustellen sowie die F•hrungen durchzuf•hren. Als Entsch€digung d•rfen wir die
bestens eingerichtete Jurasternwarte
unentgeltlich benutzen.
Gerhart Klaus an der Schmidt Kamera
Von 1976-2001 wurden in der
Jurasternwarte ca. 1‘000 F•hrungen mit
ca. 20‘000 Besuchern durchgef•hrt.
Weiter f•hrten wir ca. 10 Kurse mit total
rund 150 Kursteilnehmern durch. Alles
getreu unseren Statuten unentgeltlich
auf freiwilliger Basis. Sicher, nicht alle
F•hrungen waren angenehm (vor allem
dann, wenn die Besucher vorher zu tief
ins Glas geguckt hatten). Aber alles in
allem •berwiegen die positiven Erlebnisse bei weitem und die leuchtenden
Kinderaugen beim Beobachten des
Mondes oder des Berner M•nsters sind
f•r uns Demonstratoren Dank genug.
…ffentlichkkeitsarbeit heisst auch,
den Kontakt mit der Presse pflegen und
Ihre Anliegen ernst zu nehmen. Die
vielen Presseartikel, Radio- Interviews
und auch die Erw€hnung der Jurasternwarte in verschiedenen B•chern
8
Sonnenbeobachtung
Von allem Anfang an r€umten wir
bei den F•hrungen der Sonne den ihr
geb•hrenden grossen Raum ein, ist sie
doch unser eigentlicher Lebensspender.
Sonnenuntergang •ber dem B„zinger Berg
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Unsere Geschichte
F•r Demonstrationen steht uns ein
Coelostat, der das Sonnenlicht in das
verdunkelte Sonnenlabor wirft, zur
Verf•gung.
Der Coelostat
Mit Hilfe des dort montierten
Refraktors von 225 cm Brennweite wird
das 1m grosse Projektionsbild der
Sonne mit den Sonnenflecken erzeugt.
Es hat noch jeden Besucher beeindruckt.
Der Refraktor
mit einer
Brennweite
von 2250 mm
Auch das Sonnenspektrum mit den
Fraunhoferlinien kann mit einem Gitterspektrographen demonstriert werden
und mit Hilfe des Day-Star-Filters
lassen sich die Protuberanzen und
Filamente zeigen.
Als Erg€nzung und f•r Schlechtwetter
Demonstrationen stehen uns zus€tzlich
eine grosse Anzahl von Videofilmen
sowie selbst gemachte Sonnenaufnahmen zur Verf•gung.
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Nachthimmelbeobachtung
Auch bei uns in der Jurasternwarte
bedienen wir uns zuerst des wichtigsten
und hochkomplexen Instrumentes, das
jeder Besucher selber mitbringt: Des
Auges. Von blossem Auge kann
man ohne weitere
Hilfsmittel so interessante
Dinge
wie die Sternbilder sowie die Bewegungen
der
Unser gutes Auge
Planeten
eindr•cklich beobachten.
F•r weiterf•hrende Beobachtungen
stehen verschiedene Feldstecher zur
Verf•gung, mit denen sich schon
wesentlich mehr beobachten l€sst als
man gemeinhin annimmt, kann man
doch nebst offenen Sternhaufen und
Nebeln selbst Kugelsternhaufen recht
sch„n beobachten.
Der Kugelsternhaufen M13.
Einige Millionen
Sterne stehen
auf engstem
Raum beisammen.
Deep-Sky-Beobachtungen wurden
w€hrend der ersten 10 Jahre mit einem
Newton-Teleskop von 1600 mm Brennweite und 300 mm …ffnung durchgef•hrt.
Die altersschwache Verspiegelung
f•hrte nach l€ngeren Diskussionen
1986 zum Totalersatz dieses Teleskops
durch ein Cassegrain-Teleskop von 6m
Brennweite und 50cm …ffnung. Die
nicht ganz optimale Montierung wurde
vor drei Jahren durch eine massive
9
Unsere Geschichte
Gabelmontierung ersetzt. Schlussendlich bekam das Instrument im letzten
Herbst noch einen Tubus und nun sind
die optischen Eigenschaften hervorragend. Trotzdem: Ein Instrument wird nie
fertig. Um lang belichtete CCD Aufnahmen machen zu k„nnen sind wir auf
eine enorm stabile Nachf•hrung angewiesen. Im Moment haben wir neue
Schrittmotoren mit einer Schrittweite
von ca. 0,1 Bogensekunden montiert
und die gesamte Nachf•hrelektronik
durch eine qurzgesteuerte Geschwindigkeitsregelung mit Mikro - Controllern
ersetzt. Dies wird uns nach der genauen Justierung hoffentlich erlauben,
Aufnahmen von bis zu 30 Minuten mit
einer Abweichung von weniger als einer
Bogensekunde zu machen. Wir werden
sehen.
Unser
erstes
Instrument:
Der gute
alte Newton.
Dieses selbst gebaute Instrument
wurde, um bei F•hrungen rascher
arbeiten zu k„nnen mit einer computergesteuerten Nachf•hrhilfe versehen.
Die Beobachtung des Mondes und der
Planeten, Galaxien und anderen deepsky Objekten befriedigt selbst verw„hnte Amateurastronomen.
10
Das Cassegrain Teleskop mit
einer
Brennweite
von
6000mm
und einem
Spiegeldurchmesser von
500 mm.
Photographische Beobachtungen
Photographische
Beobachtungen
nehmen in der Jurasternwarte seit der
Gr•ndung einen grossen Raum ein. Vor
allem das Gr•ndungsmitglied Gerhart
Klaus ist durch seine hervorragenden
Aufnahmen nicht nur in der Schweiz
bekannt.
Er war es denn auch, der in uns das
Interesse und schlussendlich die
Begeisterung f•r die Astrofotografie
weckte. Er lehrte uns das eigentliche
fotografische Handwerk. In seiner
enorm exakten Art zeigte er uns, dass
bei Astronaufnahmen nur ein Motto gilt:
Besser als m‚glich! Er half uns bei
allen auftauchenden Problemen. Sei es
bei instrumentellen Schwierigkeiten,
beim Entwickeln oder Vergr„ssern von
Aufnahmen oder dann auch bei vermeintlichen Entdeckungen.
Unser wichtigstes Instrument zum
fotografieren ist die Schmidt-Kamera
von Dr. Vehrenberg mit welcher der
Grossteil der Aufnahmen im " Atlas der
sch„nsten Himmelsobjekte " gewonnen
wurden. Diese Kamera hat eine Brennweite von 1000 mm, eine …ffnung von
300 mm und einen Kugelspiegel von
400 mm Durchmesser. Sie liefert
hervorragende Aufnahmen und ist zu
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Unsere Geschichte
unserem eigentlichen "Liebling" geworden.
Als weitere Aufnahmeoptiken verwenden wir eine Lichtenknecker
Flatfield-Kamera von 500mm Brennweite mit einem …ffnungsverh€ltnis von 1
zu 3,5 sowie eine Vielzahl weiterer
Grossformat- Objektive (4“ x 5“ Filmformat), Maksutow Kameras und auch
diverse Foto Objektive. Wir haben in
unserer Sternwarte ein Sortiment von
Optiken, das f•r die Aufnahme von fast
allen denkbaren Objekten optimal
geeignet ist.
Die SchmidtKamera mit
einer
Brennweite von
1000 mm,
einem
Spiegeldurchmesser von
400 mm und
einer …ffnung
von 300 mm.
Eine absolute
Spitzen Optik!
f•r eingescannte Film-Negative dieselben Techniken angewandt werden.
Es zeigt sich dabei je l€nger je
mehr, dass durch den Einsatz von hoch
aufl„senden Scannern in den Negativen verborgene Sch€tze durch leistungsf€hige Bildverarbeitung zum Vorschein gebracht werden. So verschmelzen, zumindest bei der Bildverarbeitung, die zwei unterschiedlichen
Aufnahmemethoden Film und CCD
immer mehr.
Einsatz von Personal-Computern
Vor 15 Jahren begann auch in der
Jurasternwarte das Computer-Zeitalter.
Standen wir alle der Entwicklung am
Anfang skeptisch gegen•ber, so stehen
heute schon 4 PC mit mehreren
Bildschirmen in der Sternwarte und wir
k„nnen uns die Amateurastronomie
ohne Computer schon fast nicht mehr
vorstellen. Nicht nur f•r die Positionierung der Instrumente, die vollautomatische Aufzeichnung der Daten der
Wetterstation, nein auch f•r Demonstrationszwecke oder f•r Bildverarbeitung werden die PC heute bei uns
routinem€ssig eingesetzt.
- HJ -
Die Vielzahl der uns heute zur
Verf•gung stehenden Aufnahmetechniken sind kaum mehr zu •berblicken. So
fotografieren wir in der Jurasternwarte
heute mit Schwarz- Weiss- Filmen,
(hyper-sensibilisiert), Farbfilmen (vorzugsweise Dia - Film) im Kleinbildformat, Mittelformat und dann auch im
Grossformat 4“ x 5“. Selbstverst€ndlich
werden die Filme selber entwickelt und
auch die Abz•ge selbst hergestellt.
Dann wird nat•rlich auch mit den
zwei elektronischen CCD-Kameras
(LYNXX2 und ST7) fleissig fotografiert
und im PC "entwickelt". Dabei k„nnen
sowohl f•r CCD Aufnahmen wie auch
 Stiftung Jurasternwarte 2001
11
Aktuelles 2001
Die Jubil•umsausstellung mit Kinderaugen
Auch f•r Kindergartenkinder ist das
Unsiversum ein spannendes und unersch„pfliches Thema. Ein Teil meiner
Arbeit im Vorfeld der Ausstellung war,
mit Leuchtfarben Sternbilder, Milchstrasse und Galaxien auf ein schwarzes Tuch von 9 x 1.5 Meter zu malen.
Aus Platzgr•nden arbeitete ich jeweils
an freien Nachmittagen und Abenden
im Kindergarten daran. Nat•rlich kam
dann immer wieder die Frage von
meinen Kindern, was denn die geheimnisvolle schwarze Rolle auf dem
Fenstersims zu bedeuten habe. Es
seien Sterne darauf, und es werde eine
ˆberraschung f•r alle Leute, auch f•r
Kindergartenkinder, bekamen sie jeweils als Antwort von mir.
Kinder im "Universum"
Als eine der Ersten von 20 Klassen,
f•r die wir F•hrungen durch die
Ausstellung anboten, durften dann meine Kindergartenkinder kommen. Ich
gab mir M•he, ihnen die "wichtigsten
Rosinen" zu zeigen und zu erkl€ren.
Besonders gut gefiel ihnen, wie dann
auch allen kleinen und grossen
Sch•lern sowie auch den Erwachsenen, das dunkle Universum . Dieses
12
haben wir im Teamwork auf die Beine
gestellt. Alle Planeten mit ihren Monden
(verschieden grosse Styroporkugeln)
vor einem Sternenhimmel. Der grosse
Clou war, dass der Raum finster war
und die Sterne und Planeten, die wir mit
Leuchtfarben bemalt hatten, durch die
Beleuchtung mit ultraviolettem Licht
f„rmlich strahlten. Es sah also aus wie
der wirkliche Nachthimmel.
Es war sehr beeindruckend, was die dort alles
gebastelt und fotografiert haben. Was ich sehr
gut fand, war die B•hne mit den Planeten (Patrick)
Sie hatten sich sehr M•he gegeben, finde ich.
Hinten auf der B•hne fand ich es am besten. Aber
beim Pullover hatte man so weisse Flecken aber
dann, wenn man draussen war, waren sie weg.
(Daniela)
Ein 6- j€hriger Knabe, Korab, kam am
anderen Tag mit der
Mutter und der grossen Schwester nochmals f•r eine Stunde
an die Ausstellung. Es
war ganz erstaunlich
wie viel er nun schon
wusste und die Fragen
die er mir stellte waren
durchdacht. Am Sonntag r•ckte er zu meiner
grossen Freude nochmals mit seinem grossen Bruder an, der die
Bezirksschule besucht. Es fiel mir auf,
dass die Beiden bei vielen Tafeln
ausserordentlich lange standen und der
€ltere Bruder alles las.
Am Montag schliesslich kam es
dann: Korab hatte an mir n€mlich gar
nicht viel Freude gehabt. Ich h€tte an
der F•hrung f•r die Kindergartenklasse
zu schnell gemacht und zu wenig
erz€hlt. Ich h€tte einzelne Tafeln
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Aktuelles 2001
einfach weg gelassen, so seine Vorw•rfe. Deshalb habe ihm der grosse
Bruder noch den Rest vorlesen m•s-sen! Erneut wollte er von mir noch
verschiedenes wissen und es zeigte
sich, dass auch ein 6 - J€hriger von
Astronomie begeistert sein kann und
schon viele Zusammenh€nge erkennen
kann.
- ThJ -
Kleine Besucher
Warten auf die F•hrung
Kinderstimmen zur Ausstellung
Ich war wirklich in sehr vielen Ausstellungen,
aber das war die beste Ausstellung, die ich bis
jetzt gesehen habe. Das war auch wirklich sehr
gut organisiert. Vor allem das hinter der
B•hne, das war unglaublich sch‚n. Ich habe
auch sehr viel gelernt. Zum Beispiel, ich wusste
gar nicht so viel •ber die Sonne. Und die Fotos
waren auch unglaublich sch‚n. Alles war
wirklich super, ich danke Euch. (Yasmin)
Es hat mir gefallen wie die 5 Personen sich
so bem•ht haben eine Ausstellung zu
organisieren. Am beste haben mir die
Sternbilder und Kometen auf der B•hne
gefallen. (Thomas)
Es hat mir gut gefallen, und es war auch sehr
interessant; am sch‚nsten fand ich es hinter der
B•hne. (Ilkar)
Ich fand es sehr beeindruckend, weil man
zu manchen Themen viele Fotos hatte und
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Erkl€rungen. Ich fand es sehr sch„n
aufgebaut. Ich war einmal schon auf dem
Untergrenchenberg zu dem Thema.
(Janine)
Es ist alles gut erkl€rt worden, und es war sehr
gut organisiert. Mir haben besonders die Fotos
gefallen. Und es ist von allen Planeten etwas
erz€hlt worden. Sch‚n war auch, wenn man
etwas kaufen wollte, dann h€tte man es kaufen
k‚nnen. (Daniele)
Als wir am Anfang in den Raum
hineinkamen, dachte ich, dass es sicher
sehr langweilig sein w•rde. Als es dann
anfing, wurde es von Minute zu Minute
immer wie interessanter. Am wenigsten
interessant fand ich es, als wir alle
Planeten aufsagen musste. Sehr
interessant fand ich es in dem Raum, in
dem alle Planeten aufgeh€ngt waren. Es
war sch„n anzusehen wie die Kleider eine
andere Farbe bekamen. (Samantha)
13
Aktuelles 2001
Der Komet C/2001 A2 - Linear
Mit einem automatisierten 1 Meter Teleskop bei Socorro/New Mexico
fanden die Astronomen des Lincoln
Laboratory (LI.... ) am 15. Januar 2001
einen kleinen bewegten Himmelsk„rper
19. Gr„sse. Diese Entdeckung geschah
nicht zuf€llig, sondern erfolgte im
Rahmen eines Suchprogramms f•r
erdnahe Kleinplaneten ( . .NEAR). Der
Winzling, anf€nglich als Asteroid
eingestuft, entpuppte sich bald als
Komet, die 54. Kometenentdeckung
des LINEAR-Teams. Viel Spektakul€res
war aber von ihm nicht zu erwarten,
blieb doch seine Helligkeit bis Mitte
M€rz unter 15 Mag. In der letzten
M€rzwoche sprang seine Leuchtkraft
aber pl„tzlich von 12.5 Mag auf 7.5
Mag, also um den Faktor 100 nach
oben und stieg dann langsam
kontinuierlich bis Mitte Juni auf 4.5 Mag
an. Schon Ende April zeigte sich der
Kometenkern doppelt, er war also
offenbar in mindestens zwei St•cke
zerfallen, was den grossen Helligkeitsanstieg erkl€ren k„nnte. Das Aufbrechen hatte die Freisetzung von
fl•chtigen Bestandteilen aus dem zuvor
fest verschlossenen Innern erm„glicht.
Leider stand damals f•r uns der Komet
zu weit s•dlich und erst im Juli ergaben
sich g•nstigere Beobachtungsm„glichkeiten, allerdings war dann die
Kometenhelligkeit schon wieder auf 6
Mag zur•ckgegangen.
Meine erste Aufnahme des Kometen
entstand am 22. Juli um 23:30 UT mit
einem gew„hnlichen Teleobjektiv (Zeiss
Sonnar) 4/300 mm bei 25 Minuten
Belichtung auf hypersensibilisiertem
Technical Pan Film. Das zweite Foto
machte ich mit der Flatfieldkamera
3.5/500 mm der Jurasternwarte am
Abend des 25. Juli bei 20 Minuten
Belichtungszeit auf dieselbe Filmsorte.
Es ist wesentlich besser in der Sch€rfe
und wurde w€hrend der Belichtung der
Eigenbewegung des Kometen nachgef•hrt. Darum sind die Sterne des
Hintergrundes zu kurzen Strichen
ausgezogen, die zeigen, wie weit der
Schweifstern innerhalb der Belichtungszeit gewandert ist. Auf den Aufnahmen
ist ein kurzer gedrungener Schweifansatz und eine runde Koma von
ca. 6.5‘ = 125‘OOO km Durchmesser
sichtbar. Es ist auch deutlich zu
erkennen, dass der Komet in den drei
dazwischenliegenden Tagen etwas kleiner und lichtschw€cher geworden ist. Er
hat sich von uns weiter entfernt.
Die beiden nebeneinander montierten Bilder sind Kopien desselben Negativs. Die Positivdarstellung rechts erm„glichte das Einsetzen von erkl€renden Daten:
 N = Norden , ‰ = Richtung zur Sonne
 K = Kometenbewegung.
Der Bildmassstab von 30‘ entspricht
dabei gerade dem scheinbaren Durchmesser der Mondscheibe am Himmel.
- GK -
Die Sterne
Die begehrt man nicht
Man freut sich
Ihrer Pracht
14
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Aktuelles 2001
 Stiftung Jurasternwarte 2001
15
Aktuelles 2001
Ein grosser Sonnenfleck und eine grosse Protuberanz
Unser Berichtsjahr 2001 lag innerhalb des elfj€hrigen Sonnenzyklus nahe
beim Maximum der Aktivit€t. In der
letzten M€rzwoche war diese besonders hoch, als eine Sonnenfleckengruppe von 240 000 km L€nge, die
gr„sste der letzten 10 Jahre, den Zentralmeridian •berquerte. Meine beiden
hier wiedergegebenen Aufnahmen wurden am 28. M€rz um 14:05 UT mit
einem 90/13 50 mm Refraktor durch ein
einseitig verspiegeltes Pentaprisma und
ein gelbes Interferenzfilter auf Technical
Pan Kleinbildfilm belichtet. Das prim€re
Sonnenbild musste dabei f•r die
Aufnahme der ganzen Scheibe mit einer Barlowlinse auf 20 mm Durchmesser vergr„ssert werden, die Ausschnittaufnahme
entstand
mittels
Okularprojektion durch ein 12.5 mm
Pl„sslokular bei 100 mm Sonnenbilddurchmesser.
In dieser sich sehr lebhaft entwickelnden Fleckengruppe konnten mit
speziellen, engbandigen Filtern eine
grosse Zahl von Flares, das sind
enorme Helligkeitsausbr•che, beobachtet werden, die dann einige Tage sp€ter, nachdem der Sonnenwind in Form
der ausgeworfenen Gasteilchen die
Erde erreicht hatte, aussergew„hnlich
sch„ne Nordlichter erzeugten, die
selbst bei uns auf dem Grenchenberg
beobachtet werden konnten. In der
letzten Juliwoche zeigte sich dann •ber
dem Westrand der Sonne eine Riesenprotuberanz, also eine im Magnetfeld
innerhalb der Korona schwebende
Wasserstoffwolke, die mehrere Tage
lang wie ein langgestreckter Riesenballon •ber der Sonnenoberfl€che hing
und sich mit deren Rotation langsam
16
•ber diesen Rand hin•ber bewegte, um
schlieslich hinter dem Horizont der
Sonnenkugel zu verschwinden. Mein
Foto vom Morgen des 26. Juli ist aber
trotz der ‚hnlichkeit mit einer Sonnenfinsternisaufnahme keine solche, denn
sie wurde hier in Grenchen gemacht
und an diesem Datum hatten wir ja
leider keine Finsternis. Das Bild
entstand in einer besonderen Fernrohrkonstruktion, bei der im Brennpunkt
eine runde Kegelblende das Sonnenbild
abdeckt und so nur die h„her liegenden
Teile sichtbar werden l€sst, also eine
Art k•nstliche Sonnenfinsternis erzeugt.
Durch ein strenges Rotfilter wird dann
der Kontrast der Protuberanzen zum
restlichen Streulicht erheblich gesteigert, so dass sie deutlich hervortreten.
Die Korona selbst ist aber damit nicht
sichtbar.
Ich
m„chte
es
dem
Leser
•berlassen mit einem Massstab die
Aufnahme zu vermessen und daraus zu
berechnen, wie hoch und vor allem
auch wie lang dieser “Sonnendynosaurier“ wirklich war. Dazu m•ssen wir nur
beachten, dass der Durchmesser der
hier verdeckten Sonnenscheibe 1.4 Mio
km betr€gt. Vergleiche das Resultat
dann noch mit der Gr„sse der Erdkugel,
die 13 000 km misst. Viel Spass beim
Rechnen!
– GK -
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Aktuelles 2001
 Stiftung Jurasternwarte 2001
17
Aktuelles 2001
Die grosse Protuberanz vom 26.7.2001
Das Nordlicht vom
31. M•rz 2001
Nein! Es ist kein verfr•hter April
Scherz dass uns Beatrice am Vormittag
des 31. M€rz anruft und „NordlichtAlarm“ gibt.
Nun ist erst mal warten auf die
Nacht angesagt. Die Wettervoraussage
f•r die Nacht l€sst nichts Gutes ahnen.
W€hrend der Nacht soll eine Wolkenfront •ber der Nordschweiz vor•ber
ziehen. Endlich bricht die lang ersehnte
Nacht herein. Im Nordwesten t•rmen
sich Wolken auf und verh•llen den
Himmel . Trotzdem k„nnen wir es kaum
erwarten, auf unseren Grenchenberg zu
kommen. Therese, Barbara und ich
18
erreichen
die
Sternwarte
um
21:40 wo uns
Beatrice und ein
wundersch„nes,
rotes
Polarlicht
erwarten.
Von
Nordwesten bis
Nordosten zeigt
sich der Himmel
bis ca. 10 Grad
•ber den Horizont
mal mehr mal
wieder weniger im
roten Licht eines
weit ausgedehnten Nordlichts bis
es um 22:10 verblasst.
In dicke Milit€rm€ntel eingeh•llt sitzen wir da
und warten in der
K€lte schlotternd
auf weitere Polarlichter.
Mitternacht! Und
immer noch nichts. Um 00:30 sind wir
sicher, dass nichts mehr zu erwarten ist
und machen uns auf den Heimweg.
Und was sehen wir da im Nordwesten
eben aufleuchten? Richtig, ein weiteres
Polarlicht. Mit einem zarten Rot beginnt
es, wird st€rker und st€rker, bis
pl„tzlich zwei gr•ne Lichtstrahlen am
Horizont auftauchen, sich hin und her
bewegen und urpl„tzlich wieder verblassen. Das rote Licht wabert hin und
her, ver€ndert sich dauernd, wird
zun€chst fast unmerklich, dann immer
rascher schw€cher und schw€cher bis
es verschwindet. Nur der ganze
Nordhimmel wird noch von einem
zarten, hauchd•nnen roten Licht
beleuchtet um uns daran zu erinnern,
dass nicht alles ein Spuk war.
– HJ  Stiftung Jurasternwarte 2001
Sonnensystem
Das Sonnensystem mit den Augen der Jurasternwarte
Seit Tausenden von Jahren beobachten die Menschen verschiedener Kulturen die Gestirne.
Sie verehren die Sonne als Gott, benutzen den Lauf des Mond als Kalender und versuchen
mit Hilfe der Stellung der Planeten ihr Schicksal zu ergr•nden. Auch f•r uns hat das
Sonnensystem mit seinen unz€hligen Beobachtungsm‚glichkeiten nichts an Faszination
eingeb•sst. Auch wenn wir heute wissen, dass die Gestirne keinen berechenbaren Einfluss
auf unser pers‚nliches Schicksal haben.
– HJ -
Unser Sonnensystem
Unsere Sonne und alle Himmelsk„rper, welche sie umkreisen, bilden das
Sonnensystem. Auch unsere Erde geh„rt dazu. Unsere Sonne, das Zentralgestirn, ist mit Abstand das gr„Œte,
schwerste und heiŒeste Mitglied des
Sonnensystems. Sie ist f•r das ganze
System die Licht- und Energiequelle.
Ohne Sonne w€re Leben nicht m„glich.
Der einzige Fixstern des Sonnensystems, die Sonne, beherrscht mit seiner Anziehungskraft alle Mitglieder der
Planetenfamilie. Selbst der ferne und
kleine Pluto, der rund 6 Milliarden
Kilometer vom Zentralgestirn entfernt
 Stiftung Jurasternwarte 2001
kreist, wird von der Sonne auf seiner
Bahn gehalten.
Die Planeten heissen von Innen
nach Aussen: Merkur, Venus, Erde,
Mars, Jupiter, Saturn, Neptun, Uranus,
Pluto.
Nebst
den
Planeten
(vom
griechischen Wort "Wanderer") wird die
Sonnen noch von unz€hligen Kleink„rpern, Planetoiden oder Kleinplaneten, die man auch Asteroiden nennt,
umkreist. Ausserdem gibt es Millionen
von Kometen, deren Kerne schmutzige
Eisbrocken sind, die ebenso um die
Sonne kreisen.
19
Sonnensystem
Unsere Sonne – Ein Stern
Unsere Sonne ist, verglichen mit
den anderen Sternen des Weltalls, nur
ein Durchschnittsstern. Sie ist nicht
gr„sser, heisser oder heller als andere
Sterne, die man in einer klaren Nacht
sehen
kann.
Ihr
eindrucksvolles
Erscheinungsbild wird nur durch ihre
geringe Entfernung von nur rund 149
Millionen Kilometern hervorgerufen. Die
n€chsten Sterne dagegen sind mehr als
300'000 mal weiter von uns entfernt als
die Sonne.
Die Sonne ist ein riesiger Ball aus
heissen Gasen. Mehr als eine Million
Erdkugeln w•rden in sie hineinpassen.
Ihre Oberfl€chentemperatur betr€gt
etwa 5'600 •C. Im Zentralbereich der
Sonne herrschen hingegen rund 15
Millionen Grad.
Die Sonne besteht haupts€chlich
Der grosse
Sonnenfleck vom
22. 5. 1992
Diese weltweit beste
Amateuraufnahme
eines Sonnenflecks
stammt von W. Lille ,
Staade, Deutschland. Sie wurde mit
einem Spezialrefraktor von 30 cm …ffnung und Brennweitenverl€ngerung
auf 45 m durch ein
engbandiges Gr•nfilter belichtet.Sehr
sch„n aufgel„st sind
die Strukturen der
Paenumbrafilamente,
d.h. des den Fleckenkern umgebendenen
Hofes sowie die
Granulation auf der
ungest„rten Sonnenoberfl€che, also die
durchschnittlich
1000 km grossen aus
der Tiefe aufsteigenden Gasblasen zu
sehen.
20
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Sonnensystem
aus Wasserstoff und Helium. Wasserstoff ist der Kernbrennstoff der Sonne.
In jeder Sekunde verwandelt sie 564
Millionen Tonnen Wasserstoff in
Helium, wobei rund 4 Millionen Tonnen
Materie durch Kernfusion in Strahlung
umgewandelt werden. Das heisst, die
Sonne verliert pro Sekunde rund 4
Millionen Tonnen an Gewicht. Die Erde
erh€lt nur einen winzigen Bruchteil
dieser Energie. Und trotzdem ist die
Sonnenenergie die Grundlage allen
Lebens auf der Erde.
Die sichtbare Sonnenoberfl€che
wird Photosph€re genannt. Sie ist verh€ltnism€ssig d•nn und strahlt das
Sonnenlicht ab. Die untere Sonnenatmosph€re wird Chromosph€re ge-
nannt. Sie erhebt sich einige Tausend
Kilometer •ber die Photosph€re. Die
Korona ist die €ussere Sonnenatmosph€re. Sie erstreckt sich •ber Millionen
von Kilometern ins Weltall hinaus. Sie
ist von blossem Auge nur bei einer
Sonnenfinsternis zu sehen.
Sonnenflecken sind k•hlere und daher dunklere Stellen auf der Sonnenoberfl€che. Protuberanzen sind gewaltige Gasausbr•che. Manchmal ragen sie
Hunderttausende von Kilometern hoch.
Unter einem Flare versteht man
gewaltige Explosionen, welche riesige
Mengen von Strahlung und Materie ins
All schleudern. Trifft diese Materie und
Strahlung auf die Erde, so k„nnen
Polarlichter auftreten.
Die Sonne im Licht
des Wasserstoffs
am 11.2.1989
Die nebenstehende
Aufnahme zeigt einen
Sonnenfleck im roten
Licht des Wasserstoffs
(656 nm).
Die Aufnahme wurde
mit Hilfe eines
speziellen Filters, das
nur Licht mit einer
Wellenl€nge von 656
nm durchl€sst,
gewonnen.
Sehr sch„n sind die
schwarzen Umbren der
Sonnenflecken sowie
die grauen Penumbren
zu sehen. Die weissen
Flare Gebiete
(Explosionen) sowie
die fadenartigen
Filamentstrukturen
kommen
ausgezeichnet zur
Geltung.
 Stiftung Jurasternwarte 2001
21
Sonnensystem
Der Mond – ein Licht in der Nacht
Stellung im Sonnensystem: Umkreist
die Erde in 29,5 Tagen (synodischer
Monat von Vollmond zu Vollmond)
Durchschnittliche Entfernung
der Erde: 384'400 km.
von
ƒquatordurchmesser: 3476 km
Rotationszeit: 29.5 Tage
Anblick im Fernrohr: Der Mond ist ein
ideales Objekt f•r Feldstecher und
Kleinfernrohr. Am besten beobachtet
man den Mond im ersten Viertel. Bei
Vollmond ist er so hell, dass man viele
Dinge wegen des kleinen Kontrastes
nicht sehen kann.
Mond 9 Tage alt
Das nordwestliche Mondgebiet
Neumond
22
Erstes Viertel
Vollmond
Letztes Viertel
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Sonnensystem
Mondfinsternis – der rote Mond
Eine Mondfinsternis entsteht, wenn
Sonne, Erde und Vollmond genau in einer Linie stehen. Wenn der Vollmond
zusehends in den Kernschatten der
Erde wandert verdunkelt er sich mehr
und mehr. Die Phase der Totalit€t, w€hrend der der Mond vollst€ndig im Kernschatten der Erde steht, kann •ber eine
Stunde dauern. Der Mond leuchtet w€hrend dieser Zeit noch ganz schwach in
einem r„tlichen Licht.
Die Mondfinsternis kann •berall da
beobachtet werden, wo der Mond zur
Zeit der Finsternis •ber dem Horizont
steht.
Die n€chste bei uns sichtbare Mondfinsternis findet am 16. Mai 2003 statt.
Die Fotos stammen von der Mondfinsternis vom 9. Februar 1990. Soweit
ich mich entsinnen kann, war es eine
kalte, feuchte Februarnacht in der
Jurasternwarte, Aber nichts desto trotz
hat das Schauspiel uns alle begeistert.
19:45 Kurz vor der Totalit€t
18:38 Die Finsternis beginnt
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Der Mond zeigt wieder sein Gesicht
23
Sonnensystem
Merkur und Venus – die Inneren Planeten
Merkur
Venus
Stellung im Sonnensystem:
Erster Planet im Sonnensystem.
Durchschnittlicher Abstand von der
Sonne: 58'000'000 km.
Stellung im Sonnensystem:
Zweiter Planet im Sonnensystem.
Durchschnittlicher Abstand von der
Sonne: 108'200'000 km.
ƒquatordurchmesser: 4'880 km
ƒquatordurchmesser: 12'100 km
Merkur umkreist die Sonne in:
88 Tagen
Rotationszeit: 59 Tage
Venus umkreist die Sonne in:
225 Tagen
Rotationszeit: 243 Tage
Anblick im Fernrohr: Merkur ist
schwer zu finden. Er ist klein und steht
immer sehr nahe bei der Sonne. Von
blossem Auge sieht er wie ein Stern
aus. Im Fernrohr sieht man seine
Phasengestalt
Anblick im Fernrohr: Venus, unser
"Abendstern" und "Morgenstern" ist von
allen Planeten am besten zu sehen.
Nach Sonne und Mond ist sie das
hellste Gestirn am Himmel, da ihre
Wolkenoberfl€che die Sonnenstrahlen
stark reflektiert. Im Fernrohr zeigt sie
uns ihre Phasengestalt.
24
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Sonnensystem
Jupiter, Saturn – die Riesenplaneten
Jupiter
Saturn
Stellung im Sonnensystem:
F•nfter Planet im Sonnensystem.
Durchschnittlicher Abstand von der
Sonne: 778'400'000 km.
ƒquatordurchmesser: 143'200 km
Stellung im Sonnensystem:
Sechster Planet im Sonnensystem.
Durchschnittlicher Abstand von der
Sonne: 1'425'600'000 km.
ƒquatordurchmesser: 120'000 km
Jupiter umkreist die Sonne in:
11,9 Jahren
Jupiter umkreist die Sonne in:
29,5 Jahren
Rotationszeit: 9 Sunden 56 Minuten
Bekannte Monde: Mehr als 20,
darunter seine vier gr„ssten Monde IO,
Europa, Ganymed, Kallisto.
Anblick im Fernrohr: Jupiter leuchtet
nach Venus heller als alle anderen
Planeten. Im Riesenplanet k„nnten
rund 1'000 Erdkugeln verstaut werden.
Man erkennt im Fernrohr seine
Wolkenb€nder und mit viel Gl•ck den
"Grossen Roten Fleck", einen riesigen
Wirbelsturm der schon seit mehr als
300 Jahren beobachtet werden kann.
Rotationszeit: 10 Sunden 40 Minuten
Bekannte Monde: Mehr als 22
Anblick im Fernrohr: Jahrtausende
glaubten die Menschen, Saturn sei der
entfernteste Planet. Er ist der am weitesten entfernte Planet, den man von
blossem Auge erkennen kann. Saturn
bietet uns mit seinem Ringsystem einen
atemberaubenden Anblick. Da die Erde
und Saturn nicht in derselben Ebene
um die Sonne kreisen, sehen wir das
Ringsystem von Jahr zu Jahr aus einer
anderen Perspektive.

Saturn, der wundersch„ne
Ringplanet
 Jupiter
Mein
Vater
Erkl€rt
Mir
Jeden
Merkur
Venus
Erde
Mars
Jupiter
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Sonntag
Unsere
Neun
Planeten
Saturn
Uranus
Neptun
Pluto
25
Sonnensystem
Kometen – Besucher aus den Tiefen des Sonnensystems
W€hrend Jahrtausenden wurden
Kometen, die "Schweifsterne", als
Ungl•cksboten gesehen. Man glaubte,
sie seien f•r Kriege, Hungersn„te,
Krankheiten und andere Katastrophen
verantwortlich.
Heute wissen wir, das Kometen
Mitglieder unseres Sonnensystems
sind. Sie bewegen sich auf langgestreckten Bahnen um die Sonne. Aber
immer noch geben uns die faszinierenden Schweifsterne viele R€tsel auf.
Weit von der Sonne entfernt ist ein
Komet nur ein riesiger "schmutziger
Schneeball". Ein Eisklotz der aus
Kohlendioxid,
Ammoniak,
Methan,
Wasser, (dem "Schnee") und Steinen
sowie Staubteilchen (dem "Schmutz")
besteht. Seine Temperatur ist sehr
niedrig und er leuchtet, weil er Sonnenlicht reflektiert.
N€hert er sich der Sonne, so
entwickelt er eine "Koma" aus Gas und
Staub. Der Sonnenwind bl€st diese
Teilchen weg wodurch sich der Kometenschweif bildet. Er kann •ber 100
Millionen Kilometer lang werden und
dann den halben Himmel •berspannen.
Ein heller Komet sieht wie ein Stern mit
"Haaren" aus. Das Wort "Komet" bedeutet denn auch "Haarstern".
Neue Kometen k„nnen unvermittelt
auftauchen . Bereits bekannte Kometen
halten einen genauen Fahrplan ein.
Dabei k„nnen zwischen zwei Erscheinungen Tausende von Jahren liegen.
Eine Kometenerscheinung kann viele
Wochen dauern.
Eine Kometenerscheinung besteht aus
 Dem unsichtbaren Kern des Kometen,
der nur einige Kilometer gross ist.
 Der Koma, die den Kern umh•llt und die
auf das Hundertfache des Erddurchmessers anwachsen kann.
 Dem wundersch„nen Schweif, der
Millionen von Kilometern lang werden
kann.
Die Gasmolek•le
bewegen sich unter dem
Einfluss des
Sonnenwindes und des
von der Sonne
ausgehenden
Strahlungsdruckes von
der Sonne weg.
Merke:
Der Kometenschweif
zeigt immer von der
Sonne weg.
26
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Sonnensystem
Komet Halley am 10. Januar 1986, 17:34 – 17:38 WZ.
Fotografiert von Michael J€ger, …sterreich mit einer Schmidtkamera 200 / 200 / 300 mm
 Stiftung Jurasternwarte 2001
27
Sonnensystem
Komet Halley am 12. April 1986
Der Halleysche Komet ist der auff€lligste der wiederkehrenden Kometen
und der einzige, der regelm€Œig mit
bloŒem Auge gesehen wurde. Der
Halleysche Komet wurde mehr als 3000
28
Jahre lang beobachtet. Er umrundet die
Sonne im Mittel alle 76,08 Jahre. Der
Komet ist nach E. Halley benannt, nicht,
weil er ihn entdeckte, sondern als erster
seine Bahn um die Sonne berechnete.
Er erkannte, daΠdie Kometen von 1531
und 1607 dasselbe Objekt waren wie
jenes von 1682, und er sagte seine
Wiederkehr f•r 1759 vorher, was tats€chlich eintrat.
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Sonnensystem
Komet Swift-Tuttle
hat sich vom 26.11.1992 bis zum 27.11.1992 am Himmel schon ein sch„nes St•ck weiter bewegt.
 Stiftung Jurasternwarte 2001
29
Sonnensystem
Sternschnuppen – Steine die vom Himmel fallen
Ein Meteor (aus dem Griechischen
meteoros " in der Luft schwebend") ist
eine Leuchterscheinung, die durch ein
vom Weltall in die Erdatmosph€re
eindringendes Teilchen hervorgerufen
wird. Meist verbrennen diese Partikel
v„llig. Gr„Œere Stein- oder Eisenbrocken k„nnen aber die Erdoberfl€che
erreichen
und werden
Meteorite
genannt.
Gl•cklicherweise
st•rzen
die
Brocken aus dem Weltall meist auf
unbewohnte Gebiete. In den letzten
hundert Jahren gab es nur 20 bis 30
Einschl€ge in der N€he von menschlichen Siedlungen.
Meteorite sind sehr wertvoll. Vor den
Mondexpeditionen stellten sie das einzige Material aus dem Weltall dar, das
man im Labor untersuchen konnte. Ein
bei Murchison in Australien im Jahre
1969
niedergegangener
Meteorit
enthielt einfache Aminos€uren, also
Grundbausteine des Lebens. Diese
Tatsache beweist erneut, daŒ f•r den
Aufbau des Lebens n„tige Stoffe im
Weltall vorhanden sind.
GroŒe Meteorite bilden gewaltige
Einschlagkrater, wenn sie mit dem
Mond oder einem Planeten zusammenstoŒen. Auch auf der Erde wurden
viele solcher Krater gefunden. Gl•cklicherweise sch•tzt uns unsere Lufth•lle
vor den meisten Meteoriten. Merkur und
Mond besitzen keine Atmosph€re und
sind den Geschossen aus dem All
schutzlos ausgesetzt.
Bei der Sternbeobachtung kann
man gelegentlich Leuchtspuren am
Himmel sehen. Diese Sternschnuppen
sind keine echten Sterne, sondern
Meteore, also Spuren von kleinen
Teilchen, die mit Geschwindigkeiten
von bis zu 72 km/s in die Lufth•lle
30
rasen und verbrennen. Die Leuchtspuren treten in der Regel in H„hen von 80
bis 100 km auf, echte Sterne sind
dagegen Billionen von Kilometern
entfernt.
Ein einsamer Perseide in der N€he des
Himmelspols am 11.8.1993
Feuerkugeln sind besonders helle
Meteore. Sie k„nnen erschreckend hell
wirken und sind meilenweit zu sehen.
Die Meteorite sind feste Teilchen
und Brocken, die sich wie kleine
Planeten im Sonnensystem bewegen.
Viele stammen von Kometen, die selbst
wieder in den Tiefen des Alls verschwunden sind. Kreuzt die Erde auf
ihrer Bahn um die Sonne einen Meteoritenschwarm, so gibt es regelrechte
Sternschnuppenschauer. Man beobachtet dann viele Meteore, die von einem bestimmten Sternbild zu kommen
scheinen, nach dem der Schauer dann
auch benannt wird.
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Sonnensystem

Leonidenschauer
am 17.11.1998 um
03:17

Ein Kappa- Cygnide (aus dem
Sternbild Schwan) im Adler
fotografiert von Gerhart Klaus am
12. August 1993 um 00:34 in
Puimichel (S•dfrankreich).
Der Anfang der Spur ist in 95 km
H„he, die Explosion am Kopf in
23 km H„he.
Die Dauer war 1,2 Sekunden
Die Geschwindigkeit des Meteores
betrug 18,7 km pro Sekunde.
Der Ort lag ca. 15 km s•dlich der
Rhonem•ndung
 Stiftung Jurasternwarte 2001
31
Das Universum
Das weite Universum wie wir es sehen
Das weite Universum, wie wir es sehen. Ein schier unersch‚pfliches Thema ohne Anfang
und ohne Ende. Wo sollen wir beginnen? Was sollen wir vor dem Hintergrund der
unendlichen Gr‚sse und der ewigen Zeit zu erkl€ren versuchen, wo doch jedwelche
Erkl€rung nur ein unvollkommenes Bruchst•ck eines unerkl€rbaren Ganzen sein kann?
Bruchst•ck eines Universums, das sich dauernd auf spontane und unvorhersagbare Art und
Weise ver€ndert und sich deshalb nie nur in Formeln erkl€ren lassen wird. Eines
Universums, das sich durch seine Evolution in Raum und Zeit selber erkl€rt und das f•r uns
Menschen, die wir nur eine beschr€nkte Zeit, einen unendlich kleinen Augenblick in der
Ewigkeit leben, f•r immer unfassbar bleiben wird. Werden wir uns doch angesichts der
Unendlichkeit in Raum und Zeit unserer Kleinheit bewusst und freuen uns •ber das, was
wir glauben, verstehen und erkl€ren zu k‚nnen.
– HJ -
Die Milchstrasse – unsere
Heimatgalaxie
In einer klaren, mondlosen Nacht
sieht man die Milchstrasse als Band,
das sich quer •ber den Himmel zieht.
Am besten ist sie von der S•dhalbkugel
aus zu sehen, doch auch im Norden ist
sie in einer Sommernacht sehr eindrucksvoll.
nenverteilung und bildet eine fast
sph€rische Verdickung, den Bauch.
Innerhalb der d•nnen Scheibe aus Gas
und Staub befinden sich die riesigen
Wolken aus Wasserstoff, meistens in
molekularer Form, aus denen sich neue
Sterne bilden. Die Sternentstehung
scheint sich auf die Spiralarme zu konzentrieren, die vom Zentrum der Galaxis ausgehen. Am besten kann man die
Spiralarme bei anderen Galaxien beobachten, aber auch in unserer eigenen
Galaxis hat man sie mit grosser Sorgfalt
aufgesp•rt, insbesondere im Radiobereich. In dieser ungeheuren Sternenwolke aus rund 200 Milliarden Sternen
hat die Sonne einen Platz im €usseren
Drittel der Galaxis, also in einem Spiralarm, den wir in einer klaren Nacht als
Milchstrasse wahrnehmen.
Das Bild, das wir heute von unserer
Galaxis haben, ist recht komplex. Die
Grundstruktur ist eine Scheibe aus
Sternen, Gas und Staub, wobei das
Gas und der Staub eine d•nne Schicht
innerhalb der eher dickeren stellaren
Scheibe bilden. Zum Zentrum der
Scheibe hin verbreitert sich die Ster-
32
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Das Universum
Der Andromeda Nebel – Zwilling unserer Galaxis
Der Andromeda Nebel ist mit
blossem Auge als kleines, verwaschenes Objekt im Sternbild Andromeda zu sehen. Als erste entdeckten ihn
arabische Astronomen im 10. Jahrhundert. Messier nahm in als die Nummer 31 in seinen 1784 erstellten "Katalog der nebelartigen Objekte" auf.
Seit den Beobachtungen von Edwin
Hubble mit dem 2,54 Meter- Teleskop
auf dem Mount Wilson 1923 wissen wir,
dass die Andromeda Galaxie weit
ausserhalb unserer Galaxis liegt. Die
heute g•ltige Entfernung betr€gt 2,2
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Millionen Lichtjahre. Dies bedeutet, das
das Licht, welches wir heute vom
Andromeda Nebel sehen, vor 2,2 Millionen Jahren auf die Reise geschickt
wurde.
Die Andromeda Galaxie ist fast ein
Zwilling unserer eigenen Galaxis. Sie
enth€lt einige hundert Milliarden einzelne Sterne, und ihre Masse betr€gt
mindestens hundert Milliarden Sonnenmassen. Die Spiralarme die von der
Zentralregion der Galaxie ausgehen,
sind markiert durch zahlreiche aktive
Sternentstehungsgebiete.
33
Das Universum
Der Kugelsternhaufen Omega Centauri
Mit seinem Celestron 14“ Teleskop
erhielt unser Sternfreund Manuel
Lopez Alvarez aus Buenos Aires dieses Superfoto des gr„ssten, leider nur
von der s•dlichen Erdh€lfte aus sichtbaren Kugelsternhaufens des gesamten
Himmels, die bis ins Zentrum hinein in
Myriaden von Einzelsternen aufgel„st
ist.
34
Kann man sich vorstellen, wie der
Sternenhimmel von einem Planeten
einer dieser unz€hligen Sonnen aus gesehen erscheinen w•rde? Tausende
und abertausende heller Lichtpunkte
m•ssten •ber ihn verstreut sein, dicht
an dicht gedr€ngt wie Sand am Meer
oder wie Ameisen auf ihrem eigenen
Haufen...
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Das Universum
Der Orion Nebel - Geburtsst•tte neuer Sterne
Das helle Sternbild des Orion, der
Himmelsj€ger, ist von allen bewohnten
Gebieten der Erde zu sehen. Auf der
n„rdlichen Halbkugel beherrscht er den
s•dlichen Winterhimmel, auf der S•dhalbkugel ist es ein n„rdliches Sommersternbild.
Der Nebel mitten im Schwert des
Orion, der "Grosse Orion Nebel" zeigt
die Welt der Sterne in einem v„llig neuen Licht. Statt der starren Anordnung in
Sternbildern beobachten wir einen
Zyklus der Sternentwicklung, bei dem
sich Gas- und Staubwolken bilden und
 Stiftung Jurasternwarte 2001
zu neuen Sternen kondensieren, die
sich entwickeln und H•llen aus Gas und
Staub abstossen, so dass der Zyklus
schliesslich aufs neue beginnen kann.
Da Sterne sehr lange leben, im allgemeinen Millionen bis Milliarden Jahre,
l€uft f•r menschliche Begriffe dieser
Zyklus sehr langsam ab. Selbst der
relativ schnelle Prozess der Kondensation neuer Sterne in einer Gas- und
Staubwolke, wie wir ihn im Orion
verfolgen k„nnen, dauert mindestens
hunderttausend Jahre.
35
Das Universum
Die Plejaden – ein junger Sternhaufen
Die Plejaden, das Siebengestirn, sind
der ber•hmteste Sternhaufen und
Gegenstand vieler Mythen seit dem
fr•hesten Altertum. Die ersten schriftlichen Hinweise auf sie findet man in
den chinesischen Jahrb•chern aus dem
Jahr 2357 vor Christus. In der griechischen Sage waren sie die Halbschwestern der Hyaden und wurden von Zeus
vor der Verfolgung durch den Riesen
Orion gerettet, indem er sie in eine
Gruppe himmlischer Tauben verwandelte.
36
Sie sind ein Beispiel eines offenen
oder galaktischen Sternhaufens. Es
sind lockere Ansammlungen von Sternen, die sich erst vor relativ kurzer Zeit,
gebildet haben. Der Haufen ist etwa 20
Millionen Jahre alt, f•r astronomische
Verh€ltnisse also sehr jung. Die Sterne
sind immer noch von d•nnen Gasresten
umgeben, die von der Gas- und Staubwolke stammen, aus der sie sich gebildet haben. Die Plajden sind etwa 300
Lichtjahre von uns entfernt.
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Das Universum
Der Ring- Nebel - "Todeskampf" eines sonnen•hnlichen Sterns
Der franz„sische Astronom Antoine
Darquier aus Toulouse entdeckte 1779
den ersten "planetarischen Nebel", den
Ringnebel im Sternbild Leier. Er beschrieb ihn als "Scheibe so gross wie
Jupiter, die aber nur schwach leuchtet
und wie ein verblasster Planet
aussieht." Kurze Zeit sp€ter fand ihn
auch der franz„sische Astronom
Charles Mesier, als er nach dem Kometen des Jahres 1179 Ausschau hielt. In
seinem Katalog nebelartiger Objekte
erhielt er die Nummer 57.
Der Name "planetarischer Nebel" ist
h„chst irref•hrend, weil diese Nebel
nicht das geringste mit Planeten zu tun
haben. Es handelt sich vielmehr um
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Gash•llen, die einen Zentralstern umgeben. Der Ringnebel selber besteht
aus leuchtendem Gas das sich mit
grosser Geschwindigkeit von seinem
Zentralstern, einem bl€ulichen Zwergstern mit einer Temperatur von 100'000
Grad wegbewegt. Beim Zentralstern
handelt es sich um den freigelegten
Kern eines sonnen€hnlichen Sterns,
der seine €usseren Schichten w€hrend
der letzten Zuckungen abgestossen
hat. Die nuklearen Brennstoffe sind
ersch„pft und so wird er sich bis zu
seinem endg•ltigen Tod immer weiter
abk•hlen, bis er als Schwarzer Zwerg
schliesslich unsichtbar werden wird.
37
Das Universum
Supernovae und was davon „brig bleibt
Supernovae stellen den Todeskampf von Sternen dar, die wesentlich
massereicher sind als die Sonne. Die
sp€ten Entwicklungsphasen eines solchen Sterns sind sehr komplex. Das
Zentrum des Sterns wird immer heisser,
und bei den nuklearen Reaktionen
entstehen immer schwerere Elemente –
Helium, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Silicium, Eisen. Doch wenn das
Zentrum des Sterns aus Eisen besteht,
tritt eine Energiekrise ein, da die Fusion
von Eisen nach schwereren Elementen
Energie
verbraucht
statt
welche
freizusetzen. Der Stern beginnt zu
kollabieren.
Die Stosswelle, die beim Zusammenbruch der zentralen Regionen entsteht, l€uft durch die weniger dichten
€usseren Schichten und treibt sie mit
enormer Geschwindigkeit (mehr als
10'000 Kilometer pro Sekunde) nach
aussen. Dabei z•ndet eine ganze Reihe
thermonuklearer Reaktionen und es
kommt zum pl„tzlichen Aufleuchten der
Supernova. Eine helle Supernova kann
heller als eine ganze Galaxie leuchten
und oftmals sogar am Tageshimmel
gesehen werden. Der Rest der Supernova
besteht aus einem zentralen
Neutronernstern oder einem schwarzen
Loch und den weggeschleuderten Gasmassen.
Der Cygnusbogen, ˆberreste einer gewaltigen Supernovaexplosion
38
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Aktuelles 2001
K‚rperbehinderte Kinder in
der Sternwarte
Ein stetes Bestreben der Stiftung
Jurasternwarte ist es, nicht nur den
Normalb•rgern die Wunder des Universums zu zeigen. Wir sind jederzeit
bereit, auch G€ste zu empfangen, bei
denen eine F•hrung etwas mehr M•he
und Geduld als sonst erfordert. Als
Motto gilt: Das Universum ist f•r alle da.
So war es mir denn Ende Oktober
auch nicht ganz wohl dabei, als ich am
Nachmittag infolge schlechten Wetters
die geplante F•hrung f•r die sieben
Kinder vom "Schulheim f•r K„rperbehinderte" in Solothurn absagen musste.
Am Abend um 19:00 kam dann
nochmals das Telefon der Lehrerin: Ob
man es nicht trotz allem versuchen
k„nnte, vielleicht werde das Wetter ja
noch etwas besser und die Kinder
h€tten sich sehr auf den Ausflug
gefreut. So sagte ich ja, versuchen
k„nne man es allemal und wir w•rden
uns um 20:30 auf dem Parkplatz vor
der Sternwarte treffen.
P•nktlich trafen die Kinder mit ihren
drei Begleitern ein. Zwei davon im
Rollstuhl und auch die f•nf anderen
waren nicht allzu gut zu Fuss. Da wurde
mir erst recht bewusst was es heisst,
k„rperbehindert zu sein. F•r alle waren
die paar Meter vom Parkplatz zur
Sternwarte eine echt anstrengende
Tour, die zwei im Rollstuhl mussten gar
getragen werden.
 Stiftung Jurasternwarte 2001
In der Sternwarte dann das n€chste
Hindernis: Die enge Treppe zur Beobachtungsplattform. Da hiess es, die
Rollstuhlfahrer tragen, die Rollst•hle
zusammenklappen, rauftragen, die
Kinder wieder reinsetzen und jetzt erst
konnte die F•hrung beginnen.
Auch das ein neues Erlebnis! Die
Beobachtungen mussten alle im Sitzen
gemacht werden. Es brauchte viel
Geduld den Kindern zu zeigen, wie man
durchs Okular beobachtet. Ihnen den
Kopf langsam so zu drehen, bis das
Auge vor dem Okular ist und dann ruhig
zu versuchen, ihnen die Objekte zu
zeigen.
Doch, sie sahen den Mond mit
seinen Kratern, den roten Planeten
Mars und sogar so schwierige Dinge
wie den Ringnebel in der Leier.
Nach zwei Stunden Anstrengungen
f•r die Kinder wie auch f•r mich wurde
die F•hrung beendet. Dass die Kinder
am Ende der F•hrung f•r's Ausharren
je eine Foto auslesen durften, ist selbstverst€ndlich.
Das Leuchten der Kinderaugen und
die Freude •ber das Gesehene waren
ein Genuss. Es war eine der sch„nsten
und befriedigensten F•hrungen die ich
je durchf•hren durfte.
– HJ -
39
Aktuelles 2001
Spannende und bereichernde
Begegnungen
Die verschiedenen Anl€sse der
Schweizerischen
Astronomischen
Gesellschaft bieten immer wieder gute
Gelegenheiten, untereinander Ideen
und Erfahrungen auszutauschen. Eine
gute M„glichkeit zu schauen, was und
wie es andere machen.
Spannend wird es aber jeweils,
wenn man im Ausland gute Begegnungen hat. So im Sommer 2001 in
Edmonton, Kanada. Aus dem speziellen Reisef•hrer haben wir die
Adresse und …ffnungszeit entnommen
und versuchen nun mit Bus und zu
Fuss hinzukommen. Wir sind fast da,
unsere Spannung steigt: was hat eine
Stadt mit mehreren hunderttausend
Einwohnern an astronomischen Einrichtungen zu bieten? Da die Sternwarte direkt mit dem "Space and Science
Center" zusammenarbeitet sind unsere
Erwartungen hoch.
Endlich sind wir am Ziel und sind
entt€uscht. Das Observatorium besteht
aus einer besseren Baracke, bei der
das Blechdach mit eigener Muskelkraft
weggeschoben werden muss. Darin
befinden sich ein paar ach so kleine
Instrumente. Ganz anders, als wir es
erwartet hatten.
Wir kommen mit dem Freiwilligen,
der an diesem Tag Dienst hat, ins
Gespr€ch und schenken ihm ein paar
40
unserer mit der Schmidtkamera gewonnenen Farbaufnahmen. Er ist v„llig
•berrascht und vergleicht sie nicht mit
Aufnahmen ihrer eigenen Instrumente
sondern mit Hubble- Aufnahmen. So
gute Amateuraufnahmen h€tte er noch
nie gesehen.
Kurz darauf gehen wir weiter und
sind einmal mehr gl•cklich und stolz auf
das weitsichtige Werk unserer Gr•nder
Gerhart Klaus und Erich Wolf.
- Th. J. -
UFO schl•gt in den Mond ein
oder
Saturnbedeckung durch den
Mond
In der Nacht vom 3. November 2001
befinden sich vier Mitglieder unserer
Astro- Gruppe auf der Platform der
Sternwarte. Warm gekleidet warten wir
voller Vorfreude auf das grosse Ereignis. Die CCD- Kamera ist am Leitrohr
der Schmidt montiert, der Fotoapparat
wartet auf der Optischen Bank im
Sonnenlabor ( das Mondlicht wird mit
dem Coelostaten eingefangen ). Auch
die Feldstecher auf den Stativen stehen
bereit und es kann los gehen.
Die Freude ist gross denn heute ist
uns das Wetter ausnahmsweise wohl
gesonnen. Fasziniert beobachtet jedes
in seinem Instrument, wie sich der
Mond langsam aber stetig dem Saturn
n€hert und ihn schliesslich zu verschlucken scheint. P•nktlich wie
vorhergesagt um 22:05 ist die Saturn
Bedeckung komplett und nur noch der
Mond allein sichtbar. Zeit also, sich bei
einem Kaffee im Restaurant aufzuw€rmen und dann rechtzeitig zum zweiten
Teil der Vorstellung wieder bereit zu
sein.
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Aktuelles 2001
Eine Stunde sp€ter erscheint Saturn
langsam wieder am Rand der dunklen
Mondscheibe. Da im Feldstecher der
Saturn Ring nicht erkannt werden kann
war nur eine helle Ellipse zu sehen. Es
schien, als ob hinter dem Mond ein
UFO erscheinen w•rde.
Wir sind alle •bergl•cklich, dass wir
dieses seltene Ereignis beobachten
konnten.
- Th.J –
Gl•cklicherweise stehen uns Amateurastronomen seit einigen Jahren
leistungsf€hige elektronische CCDKameras zur Verf•gung die es uns
erlauben, auch in sehr schwierigen
Situationen (grosse
Helligkeitsunterschiede) brauchbare Aufnahmen zu
gewinnen.
Fotografische Beobachtung
der Saturnbedeckung
Die fotografische Beobachtung einer
Saturnbedeckung ist nicht ganz einfach.
Der Helligkeitsunterschied zwischen
Saturn und dem Mond ist recht gross
und sobald der Mond in die N€he von
Saturn kommt, wird Saturn von ihm
v„llig •berstrahlt. Er ist in diesen letzten
Minuten von blossem Auge nicht mehr
sichtbar und sogar im Feldstecher nur
sehr schwer erkennbar.
Saturn wird vom Mond "verschluckt"
Die "Rohaufnahmen" k„nnen nach
der Aufnahme im PC weiter verarbeitet
werden, wobei helle Stellen und dunkle
Stellen des Bildes separat mit unterschiedlichen Verfahren bearbeitet und
dann wieder zusammengesetzt werden
k„nnen. Die Aufnahmen dieser Saturnbedeckung wurden so im Computer
verarbeitet, dass sowohl der Mond als
auch Saturn zu sehen sind. Die hellen
R€nder am Mond stammen von der
Verarbeitung und sind am Mond selber
in dieser Form nicht sichtbar. - HJ –
Der Mond im Anflug auf Saturn
 Stiftung Jurasternwarte 2001
41
Aktuelles 2001
Ein sch‚ner Sonnenflare
Am Morgen des 9. November dieses
Jahres erschien in einer ausgedehnten,
komplizierten Fleckengruppe, die einige
Tage vorher am Ostrand der Sonne
aufgetaucht war, ein aussergew„hnlicher Flare von 200‘000 km L€nge. Im
Unterschied zu den Sonnenflecken, die
auf der hellen Scheibe dunkel erscheinen, weil sie an die 1500• weniger
heiss sind als die ungest„rte Sonne,
leuchten die Flares sehr viel st€rker als
diese, sehen also aus wie helle
Sonnenflecken, wenn sie durch sehr
engbandige Rotfilter beobachtet werden, welche nur das Licht durchlassen,
das vom heissen Wasserstoffgas der
•ber der Photosph€re liegenden
Schichten ausgesandt wird.
Dieser Flare k„nnte also etwa mit
einem Gewitterblitz bei uns auf der
Erde verglichen werden, nur mit dem
Unterschied, dass seine Ausdehnung
rund 15 Erddurchmesser betrug, was
etwas mehr ist als die Durchschnittsentfernung des Mondes von uns.
Darum dauerte sein Leuchten auch
nicht nur einen Sekundenbruchteil, sondern hielt f•r eine runde halbe Stunde
an.
Solche Flares sind sehr heftige und
komplizierte Ausbr•che und sie werfen
neben dem Licht auch eine Menge
elektrisch geladener Elementarteilchen
in den Raum hinaus, die wenn sie nach
einigen Tagen die Erde erreichen,
St„rungen des Erdmagnetfeldes und
damit verbunden Polarlichter erzeugen
k„nnen, wie sie in den letzten Monaten
h€ufig beobachtet werden konnten.
Das alles hat mit der gesteigerten
Sonnenaktivit€t der letzten Jahre zu
tun, welche in einem 11-j€hrigen Wechsel, wie Grippeanf€lle, unseren Zentralstem bef€llt. Aber das Maximum dieser
periodischen St„rungen ist nun schon
bald vor•ber und es stehen wieder
ruhigere Zeiten vor der T•r.
Leider, f•r uns Astroamateure...
Zum Vergleich steht neben dem
Flarebild noch eine Foto des gleichen
Ausschnitts der Sonnenscheibe, aufgenommen im normalen weissen Licht der
Photosph€re. Leider war die Luft zur
Aufnahmezeit
f•rchterlich
unruhig,
darum sind die Details der Flecken
nicht so sch„n sichtbar, wie man es
gerne h€tte.
– GK –
H€ufigkeit der Sonnenflecken (Sonnenflecken Relativzahl) von 1850 bis 1980. Die Spitzenwerte
wie auch die Dauer einer Fleckenperiode sind ganz unterschiedlich.
42
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Aktuelles 2001
 Stiftung Jurasternwarte 2001
43
G„nner 2000 / 2001
Wie wir nicht fragen, zu welch nÄtzlichem Zweck
die VÅgel singen, da sie zum Singen erschaffen worden und der
Gesang fÄr sie eine Lust;
So sollten wir auch nicht fragen,
warum sich der menschliche Geist damit mÄht,
die Geheimnisse des Himmels auszuloten ...
Sind doch die Naturerscheinungen deshalb so mannigfaltig
Und die am Himmel verborgenen SchÇtze so reich,
damit es dem menschlichen Geiste nie an frischer Nahrung mangle.
Johannes Kepler, Mysterium Cosmographicum
Unsere G‚nner 2000 / 2001
Erwin Ackermann- Z•rcher, Wolfwi
H. und und M. Aebi-Rohner , Grenchen
Eduard Allemann, Grenchen
Rudolf Bachmann, Olten
H. und M. Aebi-Rohner, Grenchen
Eduard Allemann, Grenchen
F. und U. Berger- Imhof, Grenchen
Firma Bi Deco, Toni Bieli, Grenchen
Walter Bloesch, Grenchen
Louise Brunner, Solothurn
Max Brunner-Oppliger, Hasle- R•egsau
Dr. Willi Brutschin, Grenchen
B•rgergemeinde Grenchen
Pierre Colombo, Grenchen
F. und M, Conrad- Blaser, Grenchen
Armin Daester-Schild, Grenchen
Walter Eicher, Grenchen
44
Einwohnergemeinde Grenchen
Graziella Eisenring, Grenchen
Dr. Franz Eng, G•nsberg
Dr. Jur Hans Erzer, Lohn-Ammansegg
Walter Ess, Stallikon
Simon Fankhauser, Bern
Paul L Feser, Solothurn
Ernst Fiechter- Gasser, Grenchen
Kurt Fluri, Solothurn
Franz Fournier, Gerlafingen
Werner Gasser, R•ttenen
Paul Gerspacher, Aeschi
Dr. Rudolf Gfeller- Miesch, Langendorf
Marco Ghisoni, Orpund
Dr. Thedi Glatzfelder, Grenchen
Hans Graf, Grenchen
Dr. Martin Gugelmann, Luterbach
 Stiftung Jurasternwarte 2001
G„nner 2000 / 2001
Unsere G‚nner 2000 / 2001
H.U. und A.M. Guggisberg, Messen
Firma Hans Gurtner AG, Grenchen
Arthur Haefliger, Lausanne
Dr. Ernst Hauser, Biberist
Hanni Hediger-Vogt, Reinach
Georg Heimann, Grenchen
Firma Hamo AG, Pieterlen
Firma Paul Herzog Langendorf
Fritz Hofmann, 2572 Moerigen/Sutz
Firma Horisberger Optik, Grenchen
Wylli Hug, Grenchen
Roland Jeker, Bellach
H. und T. Jost- Hediger, Grenchen
Firma Kaltbrunner AG, Grenchen
Kantonspolizei, Grenchen
Ueli K€ser, Grenchen
Dr. Hans Kaufmann, Langendorf
Hugo Kaufmann, Lengnau
Dr. Jur. Adolf Kellerhans Sen., Olten
Gerhart Klaus, Grenchen
Robert Koch- Caditsch, Grenchen
Peter Kummer, Grenchen
RenŽ Kunz, Solothurn
Firma Erwin Kunz AG, Lengnau
Roland Ledergerber, Grenchen
M. und M. Lehmann, Recherswil
W. und H. Lehmann, Grenchen
Robert Lischer, Grenchen
F.F. Lobsiger USA Naples FL
Ludwig Looser-Regner, Langendorf
Felix Luterbacher, Subigen
Hans Maetzener- Wolf, Starrkirch-Wil
Firma Hetzel Maler + Gipser, Grenchen
Lotti Marti, Grenchen
Dr. Robert Mathys, Bettlach
Firma Mathys Medizinaltechn., Bettlach
Lisbeth Mathys-Sieber, Bettlach
Stefan Mauerhofer, Grenchen
T. Mauerhofer – Wilhelmi, Grenchen
Dr. Hans- Rudolf. Meyer Advokaturb•ro
Grenchen
Markus Moser, Grenchen
Dr. Ernst M•ller, Grenchen
Walter Muster, Worblaufen
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Edwin Neher, Wangen b. Olten
Fred Nicolet, Solothurn
Jean Michel Notz, Grenchen
Roger Nyffeler- Rentsch, Selzach
Roman Pfund, Solothurn
Annemarie Probst, Grenchen
Friedrich Ramser, Grenchen
Dr. Max Reber, Solothurn
Dr. Alfred Roetheli, Solothurn
Rosa Maria Rotach, Biel
Hans Roth, Sch„nenwerd
Eduard Rothen, Grenchen
Hans Ryser- Moser, Selzach
Franz Schilt, Grenchen
Nathalie Schindler, Grenchen
B. und H. Schneider, Grenchen
Schneider AG, Grenchen
Ernst Schreiber, Grenchen
Dr. Jur. Leo Sch•rmann, Olten
Otto Singer, Grenchen
SoBa Solothurner Bank, Solothurn
Anton Stuedi, Bettlach
Peter Travaglini Maler, B•ren A.A
Prof. Dr. Charles Trefzger, Metzerlen
Richard Tschaggelar, Grenchen
Heinz P. V„geli, Solothurn
Josef Von Rohr, Egerkingen
Firma Renƒ Vuilleumier Galvanik
Grenchen
Mario E. Walter, Gr•ningen
Hans-Jakob Weber, Solothurn
Erich Wolf, Grenchen
Rudolf Wullimann, Z•rich
Dr. Werner Wyler, Solothurn
Dr. Alfred Wyser- Staedeli, Olten
Gottfried Wyss, Gerlafingen
Robert Wyss, Grenchen
Elio Zanon, Grenchen
Wim Zanstra N-9903 Appingedam
Rolf Z•rcher, Luterbach
P. und K. Zurschmiede, Feldbrunnen
Georg Zweifel, Grenchen
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Kinderzeichnungen
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 Stiftung Jurasternwarte 2001
Aktuelles 2001
Saturnbedeckung durch den Mond
Wir schreiben Samstag, den dritten
November 2001 Sternzeit. Es ist
Abend, der Autor dieses Berichtes
hungrig und die Frau des Hauses mag
nicht kochen. Eine ganz normale Situation in einer Familie. Also gebe ich nach
und mache den Vorschlag, im Restaurant Unterberg ein Fondue zu verzehren. Huldvoll wird dieser Vorschlag
angenommen, der h€usliche Frieden ist
vorerst gerettet. Schnell ist der Nachwuchs eingepackt, und fast so schnell
haben wir schon den Unterberg erreicht.
Kaum haben wir parkiert, stellt ein
anderer Fahrer seinen Kombi neben
unseren. Die Kleber auf dem Heck
kommen mir so bekannt vor. Und wer
steigt aus? Richtig, Hugo und Therese
haben den Weg zur Sternwarte
ebenfalls gefunden. Allerdings nicht um
das leibliche Wohl zu erhalten, sondern
wegen einer F•hrung.
So im Gespr€ch stellt sich heraus,
dass eine Saturnbedeckung durch den
Mond stattfinden soll. Und tats€chlich:
der "Sternenhimmel" sagt den Bedeckungsbeginn um etwa 22:00 Uhr
voraus, die "Ent-Deckung" eine Stunde
sp€ter. Es bleibt uns also gen•gend
Zeit f•r das Fondue, aber ich habe keine Kamera und nichts dabei. Das
heisst: nochmals den Berg hinunterfahren, Frau und Kind abladen, Fotoausr•stung aufladen, Beatrice abholen
und wieder zur Sternwarte fahren. Was
tut man nicht alles f•r die Astronomie!
Als ich die Sternwarte betrete, hat
Hugo bereits die CCD Kamera montiert
und sucht den Scharfpunkt. Hugo
benutzt den Refraktor der Schmidt
Kamera, denn vom Cassegrain aus gesehen stehen Mond und Saturn hinter
dem Dach. Aber man kann nicht alles
 Stiftung Jurasternwarte 2001
haben, schliesslich ist es wolkenlos und
die Luft ruhig.
Inzwischen hat Beatrice ihr Fernglas
aufgebaut. Trotz nur 20-facher Vergr„sserung erkennt man die Trennung
von Planetenscheibe und Ringen
deutlich. Von Auge erkennt man den
Lichtpunkt, der immer n€her an den
47
Aktuelles 2001
Mond r•ckt. Mittlerweile hat Hugo die
optimalen Einstellungen gefunden. N€her und n€her r•ckt die beleuchtete
Mondscheibe an den beringten Planeten. Schliesslich wird der Planet f•r das
blosse Auge vom Mond •berstrahlt; die
Bedeckung steht unmittelbar bevor.
S€mtliche verf•gbaren Instrumente sind
nun auf die beiden Himmelsk„rper
gerichtet. Jetzt! Der €usserste Teil der
Ringe ber•hrt die Mondscheibe. Unaufhaltsam wird der im Vergleich zum
Mond winzige Planet vom Erdtrabanten
"verschluckt". Keine zwei Minuten
dauert es, bis der Planet mitsamt
seinen Ringen vollst€ndig bedeckt ist.
Wir k„nnen aufatmen, zumindest f•r
eine Stunde.
Hugo demontiert die CCD Kamera,
daf•r setze ich meine konventionelle
Spiegelreflexkamera in den Okular-
stutzen. Die Brennweite des Refraktors
ist f•r diese Kamera und f•r Saturn
allerdings zu klein, ich vergr„ssere deshalb die Brennweite mit einem Okular
auf etwa sechs Meter. Saturn wird am
unbeleuchteten Mondrand auftauchen.
Haben wir wohl richtig gezielt oder
spielen uns Mond und Saturn einen
Streich? Wer weiss? Da, ein Lichtschimmer im Sucher der Kamera. Tats€chlich, es ist ein Ringteil. St•ck f•r
St•ck tritt der Planet wieder hervor.
Wieder und wieder dr•cke ich auf den
Ausl„ser der Kamera. Zwei Minuten
sp€ter sind die beiden Himmelsk„rper
wieder voneinander gel„st. Zufrieden
und erleichtert k„nnen wir unsere Ausr•stung wieder verstauen und den
Heimweg antreten. Es hat sich gelohnt,
wir werden weiterhin Astronomie betreiben.
– FC -
Polarlicht „ber Grenchen
Drring. Drrring. Drrring. M•hsam
w€lze ich mich zum Wecker, um ihn
zum Schweigen zu bringen. Endlich
finde ich den entsprechenden Knopf
und schaffe es auch, ihn zu dr•cken.
Drring. Na so was, ich habe den St„renfried doch abgestellt. Da bemerke
ich schlaftrunken, wie Margrit sich zum
Telefon beugt. Verwundert schaue ich
nach der Uhr. Halb f•nf Uhr morgens!
Da kann nur Beatrice am Telefon sein.
Und tats€chlich h„re ich meine Margrit
sagen: "Hallo Beatrice".
Ich bekomme den H„rer zu fassen
und h„re gleich darauf die aufgeregte
Stimme von Beatrice: "Das Polarlicht!
Es ist da!". Sofort bin ich hellwach und
eile die Treppe hinunter ins Badezimmer. Flugs „ffne ich das Fenster. Da
ist es! Trotz Strassenlampe und Bew„lkung schimmert eine rote Krone in
sattem Rot •ber dem Jura. Meinen
markersch•tternden Schrei quittieren
48
unser Nachwuchs mit eben so lautem
Gebr•ll und Margrit mit missbilligenden
Worten. Aber dann ist meine Frau
ebenso fasziniert von dem seltenen
Ereignis.
Rasch wird noch Hugo informiert; er
ist ebenso •berrascht von diesem
Telefon wie ich es vor ein paar Minuten
war.
Sofort schl•pfe ich in die Kleider und
mache mich auf den weg zur Sternwarte; Hugo will Richtung Aare fahren,
weil dort eventuell die Bew„lkung
weniger st„rt.
Endlos scheint mir die Fahrt auf den
Berg, doch um f•nf Uhr erreiche ich
meine zweite Heimat. Beatrice wartet
schon, und wir eilen zusammen in die
Sternwarte. ‚chzend schiebt sich das
Dach zur Seite und gibt den Blick nach
Norden frei. Da ist es immer noch,
schw€cher zwar, doch eindeutig erkennbar. Rasch befestige ich die Kame Stiftung Jurasternwarte 2001
Aktuelles 2001
ra auf der Montierung der Schmidt
Kamera. Das Mondlicht st„rt noch, also
darf ich nicht zu lange belichten. Aber
zu kurz darf es auch nicht sein, sonst
erkennt man das Polarlicht auf dem
Foto nicht. Auf gut Gl•ck schiesse ich
ein paar Aufnahmen. Sie sollten meine
ersten brauchbaren Fotos von einem
Polarlicht werden.
Nach einer guten Viertelstunde
schw€cht sich die Erscheinung ab, und
um f•nf Uhr ist von rotem Himmel keine
Rede mehr. Vielleicht sind die dichteren
Wolken schuld? Jedenfalls treten wir
kurz darauf den Heimweg an und
berichten den Zur•ckgebliebenen von
unseren Beobachtungen.
Noch vor dem Arbeitsantritt im B•ro
bringe ich den Film ins Labor. In der
Mittagspause kann ich die entwickelten
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Dias abholen. Ich kann es kaum
erwarten. Endlich ist es soweit! Auf dem
Leuchtpult strahlt mir das charakteristische Rot entgegen. Viel intensiver als
wir es von Auge sehen, hat der Film
das Licht eingefangen. Die Bilder sind
gelungen, der Tag gerettet. Wann wird
sich wohl wieder so eine Gelegenheit
ergeben? Wir stellen uns aufs Warten
ein.
Leider gibt das hier abgedruckte
Schwarz-weiss Bild den visuellen Eindruck und erst recht die Qualit€t des
Farbbildes v„llig unzureichend wieder.
Trotzdem erkennt man den Leuchtvorhang
des
Polarlichtes.
Die
Kassiopeia liegt oben links auf der
Seite, rechts daneben Kepheus und am
oberen Bildrand rechts der Polarstern.
- FC -
49
Aktuelles 2001
Die JubilÄumsausstellung 2001
Wie es begann
25 Jahre wird die Jurasternwarte
und 15 Jahre Astrogruppe im n€chsten
Jahr existieren. So ein Jubil€um darf
doch nicht ohne eine Feier oder sonst
eine Aktion verstreichen, so dachten wir
im Fr•hjahr 2000. Schon bald war klar,
dass eine Ausstellung wohl das Richtige sei. Ebenso klar war aber auch,
dass die Jurasternwarte f•r eine Ausstellung zu klein ist. Die Aula des Schulhauses 4 b„te gen•gend Raum f•r einen solchen Anlass. Ein Thema war
auch schon gefunden: Astronomie zum
Anfassen.
Ein Zeitpunkt war – Fasnacht,
Schulferien und so weiter ber•cksichtigt
– auch bald gefunden: von Donnerstag,
15. M€rz 2001 bis Sonntag, 18. M€rz
2001. Dabei w•rden Donnerstag und
Freitag tags•ber f•r Schulklassen vor-
50
gesehen, die restliche Zeit f•r die
…ffentlichkeit. Therese unterh€lt bekanntlich beste Beziehungen zur Schuldirektion, so dass sie sich sofort um die
Reservation der Aula k•mmerte.
Ein gutes Gelingen eines Projekts
setzt eine effiziente Organisation voraus. Das hiess f•r uns, dass die Familien Jost und Conrad die Organisation
•bernahmen.
Die Vorbereitungen
In der Folge hielten wir in unregelm€ssigen Abst€nden Besprechungen
ab. Dabei reiften die Ideen zu konkreten
Vorstellungen. Der Zuschauerraum der
Aula sollte f•r eine eher konventionelle
Ausstellung genutzt werden. F•r die
B•hne stellte sich Margrit etwas Besonderes vor: der Vorhang sollte geschlossen bleiben und im entstehenden,
abgedunkelten Raum, das Planetensystem dargestellt werden. Dabei sollten
die Planeten im einigermassen richtigen
Gr„ssenverh€ltnis dargestellt sein und
man sollte sich zwischen ihnen bewegen k„nnen. Ultraviolettlicht sollte die
spezielle Farbe der Planeten zum
Leuchten bringen.
Im Herbst 2000 war es dann soweit,
dass wir konkret Arbeiten in Angriff
nehmen konnten. Eine ellenlange Liste
der zu erledigenden Arbeiten wurde so
St•ck f•r St•ck abgearbeitet. Basteln
war in grossem Stil angesagt, und die
Wohnungen der Beteiligten glichen
K•nstlerwerkst€tten. W•rden unsere
 Stiftung Jurasternwarte 2001
Aktuelles 2001
Erwartungen erf•llt werden, wenn alle
diese Einzelteile in der Aula an ihrem
Platz stehen? Nur die Zeit konnte diese
Frage beantworten.
W€hrend das Jahr sich seinem
Ende zuneigte, wuchs auch die Menge
an Material sowie unsere Familie. Aber
dies konnte unseren Eifer kaum bremsen. Mit einer Hand schaukelte Margrit
den Kleinen, mit der anderen verlieh sie
mit Leuchtfarbe einer vormals simplen
weissen Styroporkugel das vertraute
Antlitz der Erde.
Ihr Mann war derweil, nebst dem
Kritisieren, damit besch€ftigt, den
vonder Frau in die Ehe eingebrachten
Leuchtglobus kunstvoll zu zerlegen.
Diese Arbeit gelang sehr gut, aber das
Zusammenbauen erwies sich als kompliziert. Gerhart erwies sich hier einmal
mehr als Retter in der Not; so dass
schon bald eine rotierende Erde mit
einem sie umkreisenden Mond ihren
Betrieb aufnehmen konnte.
In der Familie Jost ging es ebenso
hektisch zu. Hugo beanspruchte den
PC bis zum letzten Megahertz und
Therese bemalte quadratmeterweise
Stoff mit Sternen und Galaxien. Auch
Barbara war stets zugegen, sei es um
Sonnenuhren zu basteln oder Prospekte mit den aktuellen Daten zu versehen.
Auch die ganze Administration wurde
 Stiftung Jurasternwarte 2001
von der Familie Jost erledigt; Antr€ge,
Briefe, Einladungen und Flugbl€tter
wollten geschrieben und verteilt werden.
Auch die Werbetrommel wollte ger•hrt werden, und so luden wir einen
Monat vor Beginn der Ausstellung
Journalisten verschiedener Zeitungen
zu einer Pressekonferenz ein. Allerdings verbrachten die Autoren einen
Abend ohne Journalisten im Parktheater; eine etwas entt€uschende, wenn
auch nicht ganz unerwartete Situation.
Eine Woche vor dem Start meldete
sich schliesslich doch noch ein Schreiber, den wir sogleich in die Sternwarte
einluden. In str„menden Regen holten
wir Christoph Schmutz ab. Sein d•nnes
J€ckchen stand im Kontrast zu den
dicken M€nteln von Hugo und mir.
Offensichtlich hatte er vor der Abfahrt
nicht beachtet, dass die Wetterstation
der Gemeinschaftsantenne eine Temperatur von minus drei Grad auf dem
Unterberg meldete. So wechselte denn
auch auf der H„he des Stierenberges
die Farbe des fallenden Wassers langsam aber sicher von transparent nach
weiss. Und unserem Passagier wurde
es zusehends ungem•tlicher. Aber
Wenden kam nicht mehr in Frage. In
dichtem Schneetreiben fanden wir
schliesslich die Sternwarte, und Herr
Schmutz bekam einen Einblick in unse-
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Aktuelles 2001
re Anlage. Mit M•he und Not bahnten
wir uns schliesslich den Weg durch den
Schnee zur•ck nach Grenchen. Dabei
kreuzten wir einen Wahnsinnigen, der
bei diesem Wetter noch bergw€rts fuhr.
Erst sp€ter erfuhren wir, dass es Beat
war, der noch Instrumente aus der
Sternwarte
holte. Gl•cklicherweise
schafften wir es alle, noch am selben
Abend wieder in Grenchen zu sein. Der
Journalist war von dem Erlebten so
beeindruckt, dass er gleich einen
l€ngeren, wohlwollenden Bericht im
Tagblatt publizierte. Nat•rlich sehr zu
unserer Freude.
Eine gr„ssere H•rde f•r die Ausstellung stellten die gesetzlichen Vorschriften dar. Gem€ss irgendwelchen Paragraphen darf eine Ausstellung nur bis
zu den Ladenschlusszeiten ge„ffnet
sein. So deklarierten wir unsere Aktivit€ten als Fest. Aber dann braucht es
von Paragraphes wegen eine Festwirtschaft. Zum Gl•ck ist aber nicht definiert, wie so eine Festwirtschaft auszusehen hat, und so konnten wir uns
auf einen Tisch voller Getr€nke
beschr€nken. Schliesslich war noch das
wohl Wichtigste zu erledigen: der
Obolus f•r so ein Fest betr€gt Fr. 60.-pro Tag.
Der Grosse Tag
Schliesslich kam der grosse Tag,
der Tag der Wahrheit, der Tag vor
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Ausstellungsbeginn, an dem alle Einzelteile zu einem Ganzen zusammengestellt werden. Hatten wir nichts
vergessen, nichts falsch gemessen und
nichts •bersehen? Heute w•rde es sich
weisen. Fast die ganze AJUG fand sich
ein; jeder und jede Einzelne trug seinen
Teil am Aufbau bei. Das Planetensystem wollte im Universum montiert, die
Tafeln mit Bildern best•ckt und die
elektrischen Installationen verlegt werden. Dabei ging es nicht ganz ohne
Probleme ab. Zum Beispiel wollte sich
die Sonne im Universum nicht unseren
Vorstellungen anpassen und begann
von ihrer Tr€gerfolie abzubr„ckeln. So
verzichteten wir ganz auf diese Sonne.
Um 22:00 war es soweit: alle Ausstellungsst•cke waren fast erdbebensicher an ihrem Platz und die Funktionen •berpr•ft.
M•de, aber zufrieden durften wir
uns schlafen legen. Morgen um neun
w•rde die erste Schulklasse unsere
Ausstellung bewundern oder kritisieren
d•rfen. Gleichzeitig w•rde dieser erste
Tag letzte Korrekturen erm„glichen.
Die Ausstellung
P•nktlich war unsere Demo Mannund Frauschaft an diesem Donnerstagmorgen bereit f•r den Ansturm. Mit
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Aktuelles 2001
unseren Jurasternwarte T-Shirts waren
wir leicht zu erkennen. Drei Gruppen
konnten wir maximal gleichzeitig betreuen, ohne einander ernstlich zu
st„ren. So waren den ganzen Tag
Schulklassen gebucht. Anschliessend,
von 18:00 bis 20:30, w•rde dann die
…ffentlichkeit Zutritt haben.
Der Freitag war nochmals in diesem
Stil geplant, nur ein Apƒro vor dem
„ffentlichen Teil w•rde zus€tzliche
Arbeit verlangen. Wir hatten die
Gr„ssen aus Politik und Wirtschaft eingeladen, schliesslich verdient unsere
Sternwarte auch deren Beachtung.
Samstag und Sonntag waren „ffentlich, wobei wir am Sonntag bis Mittag
ge„ffnet hatten, weil wir die Aula am
Abend wieder im nicht-astronomischen
Zustand dem Abwart •bergeben muss-
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ten. Der Abbau ging wesentlich z•giger
vonstatten als der Aufbau, so dass wir
bereits am sp€teren Nachmittag die
gesamte Ausstellung von der Aula in
unsere Kombis bzw. Wohnungen
verfrachtet hatten.
Das Ende
Ausgepumpt liessen wir uns im
Parktheater etwas verw„hnen und
liessen die vergangenen Tage Revue
passieren. Ja, es hatte sich gelohnt. 20
Schulklassen mit rund 500 Kindern und
Jugendlichen besuchten unser Werk
und fast 400 Personen trugen sich im
G€stebuch ein.
So konnten wir vielen Menschen
das All etwas n€her bringen und eine
Freude bereiten. Die n€chste Ausstellung? Die steht noch in den Sternen!
Ausblick
Unsere Ausstellung mag vor•ber
sein, aber unsere Hunderte von Arbeitsstunden sollen nicht in einem Keller
verstauben.
So ziert das Planetensystem momentan die Kantonsschule Solothurn
und das Universum hinter dem Planetensystem mit seinen Sternen und
Galaxien war schon ein idealer Hintergrund f•r eine Schulauff•hrung.- FC -
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Finanzen
Betriebsrechnung 2000
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Finanzen
Bilanz 31.12.2000
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Sternwarte
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