66 Garten BAUERNBLATT | 14. November 2015 ■ Pflanzenschutz im Garten Hilfe für die Helfer Der Herbst ist die beste Zeit, an unsere fleißigen Helfer im Garten zu denken und Überwinterungshilfen sowie Nisthilfen zu planen. Manches ist dabei ganz einfach. So sollte zum Beispiel nicht alles Schnittgrün weggeräumt, sondern ein Teil davon einfach an einer geschützten Stelle aufgeschichtet werden. Igel richten sich hier gern ihr Überwinterungsversteck ein und danken es uns im Frühjahr, indem sie bei der Eindämmung von Nacktschnecken helfen. Sollen die Haufen im Frühjahr dann entsorgt werden, muss dies vor der Brutsaison der Vögel geschehen, da auch einige Singvögel wie Amsel oder Zaunkönig gerne ihre Nester in das Geflecht aus Zweigen bauen. Für die Höhlenbrüter unter den Vögeln ist eine Vielzahl von Nistkästen im Handel erhältlich. Im Internet finden sich aber auch diverse Anleitungen zum Eigenbau. Um es Katzen, Mardern und anderen Feinden möglichst schwer zu machen, an die Brut zu gelangen, sollte auf Sitzstäbe als Anflughilfe verzichtet, der Dachüberstand möglichst groß gewählt und das Einflugloch mindestens 17 cm über dem Nistkastenboden angebracht werden. Die Auswahl des Nistkastens hängt von der Vogelart ab, der ein Zuhause gegeben werden soll. So gibt es Nistkästen für kleinere Meisen wie Blau-, Hauben-, Weiden- oder Tannenmeisen mit einem Fluglochdurchmesser von 26 bis 28 mm. Kohlmeisen und Kleiber benötigen schon 32 mm und Stare 45 mm, um in den Kasten zu gelangen. Für den Gartenrotschwanz gibt es spezielle Nistkästen, deren ovales Einflugloch 32 mm breit und 48 mm hoch ist. Alle aufgeführten Arten ernähren sich von Insekten und sind so willkommene Helfer im Garten. Vor allem Meisen haben großen Appetit auf Blattläuse, Kastanienminiermotten und andere Insekten. Insekten als Helfer nicht unterschätzen Aber auch unter den Insekten gibt es unverzichtbare Helfer. Bei Nisthilfen für diese Tiergruppe handelt es sich meist um Unterkünfte für Wildbienen und Grabwespen. Keine Angst, die sehr friedlichen Das Weibchen der Gemeinen Düsterbiene prüft ein Nest der Gemeinen Löcherbiene. Hautflügler stechen nicht. Ihr Giftstachel, mit dem sie ihre Beute – andere Insekten – lähmen, ist zu schwach, um die menschliche Haut zu durchdringen. Anders als Honigbienen leben diese Bienen nicht in Staaten, sondern solitär, sind aber ebenfalls wichtig für die Bestäubung von Obstbäumen und Gartenblumen. Damit die Hilfen angenommen werden, gilt es einiges zu beachten. Vor der Aufstellung stellt sich als Erstes die Frage nach dem richtigen Standort. Wichtig ist ein möglichst trockener Platz. Die Ausrichtung soll immer nach Süden erfolgen, da die Bienen und ihre Brut es warm mögen. Ein überstehendes Dach hält Regen ab. Immer häufiger werden in Baumärkten, Gartencentern oder im Internet sogenannte Insektenhotels angeboten. Wer sich mit dem Gedanken trägt, ein solches Hotel zu eröffnen, sollte sich zunächst mit der Biologie der erwarteten Gäste beschäftigen, denn lange nicht alle Angebote halten, was sie versprechen. Wer sich selbst ein Bienenhotel basteln möchte, kann sich speziell angefertigte Bienensteine aus gebrannten Ton- und Pappröhrchen oder Bienenbrettchen auch einzeln im Handel besorgen. Während einige Pelz-, Seidenund Maskenbienen Wände aus lockerem Lößlehm annehmen, bleiben harter Lehm oder Ton unge- nutzt, da die Bienen nicht in der Lage sind, Löcher hineinzubohren. Der Lochdurchmesser leerer Lochziegel, wie sie häufig in fertigen Insektenhäusern zu finden sind, ist viel zu groß. Solche Hilfen sind daher ebenso wenig geeignet wie Steine aus Gasbeton oder Ytong. Diese Materialien ziehen viel Feuchtigkeit, was dazu führt, dass die Brut verpilzt und abstirbt. Mauerbienen und die meisten Grabwespen benutzen ausgehöhlte Niststängel, die sie allerdings nicht selber frei räumen. Deshalb müssen in Insektenhäusern verwendete Materialien vom Mark befreit, aber hinten geschlossen sein. Bambusrohre in einer Länge von etwa 12 cm mit einem Innendurchmesser von 3 bis 9 mm, kurz hinter einem Knoten abgesägt, erfüllen diese Voraussetzung. Sie werden gern von Obst bestäubenden Mauerbienen angenommen. Wichtig ist zusätzlich eine glatt abgesägte Schnittkante. Bei Benutzung einer Schere würden die Enden zu sehr gequetscht werden. Einige diese Nisthilfe besiedelnde Bienen kriechen zum Abstreifen ihrer Pollenfracht rückwärts in die Brutkammer und würden sich andernfalls der Gefahr aussetzen, ihre Flügel zu verletzen. Noch mit Mark gefüllte Stängel können für Keulhornbienen sowie einige Mauer- und Blattschneiderbienen mit Abstand zueinander senkrecht an Gartenzäunen oder Mauern befestigt werden, allerdings nicht frei schwingend, die Biene würde ihre Brutröhre nicht wiederfinden. Hohle, senkrecht angebrachte Stängel werden nicht angenommen. Nach dem Ausschlupf der Tiere im Frühjahr müssen diese Hilfen also ausgetauscht werden. Kuckucksbienen und andere Parasiten Kaum haben die Wildbienen ihr neues Domizil bezogen, kommen auch schon die Untermieter. Die sogenannten Kuckucksbienen machen es sich leicht, indem sie in einem unbeobachteten Moment ihr Ei in die schon belegte Kammer legen und ihre Brut von den eigentlichen Bewohnern versorgen lasSchmalbauchwespe (Gasteruption assectator) auf der Suche nach dem Nest sen. Die Gemeine Düsterbiene (Stelis breviuscula) ist dabei auf die einer Wildbiene. Garten 67 ■ BAUERNBLATT | 14. November 2015 Eine Schlupfwespe (Ephialtes manifestator) prüft ein schon verschlossenes Bienennest auf Eignung zur Eiablage. Nester der Gemeinen Löcherbiene (Osmia truncorum) spezialisiert und sieht dieser zum Verwechseln ähnlich. Dem Weibchen fehlt allerdings die Bauchbürste; da es ja keine Brut versorgt, braucht es auch keinen Pollen zu sammeln. Zahlreiche weitere Insekten parasitieren Eier und Larven der Gäste des Wildbienenhotels. Schlupfwespen legen ihr Ei ins Holz in die Nähe der Bienenlarven. Dabei sind einige Arten nicht wirtsspezifisch und erweisen uns einen guten Dienst, indem sie auch die Larven von Bockkäfern im Inneren des Holzes aufspüren und als Nahrungsquelle für die eigene Brut nutzen. Die Vertreter der Familie der Schmalbauchwespen legen je ein Ei in ein Bienennest. Ihre Larven verzehren zunächst das Ei oder die Junglarve der Wirtsbienen und danach den angelegten Proviant. Sie können auch die Wände zu Nachbarzellen durchbrechen und so mehrere Zellen leeren. Einige Erzwespen legen ihre Eier direkt in Mauerbienenlarven ab. Im Frühjahr fliegt Cacoxenus indagator, eine Taufliegenart, und legt ihre Eier in die Brutröhren einiger Mauerbienenarten. Ihre Larven fressen später den Vorrat sowie gelegentlich auch die jungen Larven der ursprünglichen Bewohner. Einige Wohngemeinschaften vermeiden Viele fertige Insektenhotels enthalten einen Hohlraum mit etwas größerem Einflugloch für Hummeln. Eine Besiedlung durch Baumhummeln, die auch manchmal Meisenkästen beziehen, ist Wie alle Mauerbienen gehört die Gemeine Löcherbiene (Heriades truncorum) zu den Bauchsammlern. Fotos: Susanne Höhnl hier am wahrscheinlichsten. Dient das Insektenhotel zum Kennenlernen und zur Beobachtung heimischer Wildbienen, sollte von einer Kombination mit Hummelvölkern allerdings abgesehen werden, da die sonst friedlichen Hummeln in der Nähe ihres Nestes durchaus stechbereit sind. Unterschlupfhilfen für Ohrwürmer gehören an eine Stelle im Garten, wo Blattläuse bekämpft werden sollen, aber auf keinen Fall ins Insektenhotel, in dem Wildbienen erwarten werden. Die alles fressenden Nützlinge würden sich hier gleich an der Brut ihrer Nachbarn bedienen. Als Versteck eignen sich zum Beispiel umgekehrt aufgehängte, mit Heu oder Stroh gefüllte Tonblumentöpfe. Susanne Höhnl Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94 53-373 [email protected] Berberitzen als Wildobst Robust, zäh, anspruchslos Im Herbst gibt es eine Menge roter Früchte, von Preiselbeeren, Mehlbeeren, Rosen, Sorbusarten, Ilex, Cotoneaster, nicht zuletzt Berberitzen. Berberis vulgaris ist für vieles gut. Je nach Standort wird er 1 bis 3 m hoch, mitunter noch ein bisschen höher, wächst wild gern an sonnigen Waldrändern, auf ebensolchen Hängen, gern in Nähe von Trockenrasen über durchlässigem Untergrund in kalkhaltigem, lehmig-humosem Boden, schätzt es eher trocken als nass und ist im Übrigen ein zähes Gewächs, vulgaris eben, gewöhnlich und anspruchslos. Wer sich Berberis vulgaris in den Garten holt, tut dies, weil er ein robustes Heckengehölz braucht. Zunächst blüht er im Mai/Juni recht hübsch mit kleinen, gelben, etwas streng riechenden Blüten in traubigen Blütenständen. Gute teiligen. Sie sind essbar, allerdings ziemlich sauer. Man sollte sie bis zu den ersten Frösten hängen lassen, wohlwissend, dass Vögel sie, sofern sie genug anderes zu fressen haben, gern bis in den Winter hängen lassen. Man mischt sie passiert ohne Kerne zum Beispiel für Marmelade unter anderes Obst, das wie recht süße Birnen ein bisschen Aufpeppen vertraDie lang haftenden, roten Früchte von Berberis vul- gen kann. Die kerngaris locken Vögel an, denen der bedornte Strauch lose Sorte ,Asperma‘ auch als Schutzgehölz dient. Foto: Ilse Jaehner wird in Frankreich zu einer besondeBienenweide! Aus den Blüten ge- ren Berberitzen-Spezialität, Le Vehen rote Früchte hervor, die sich nettier ou l´pine-vinette, verarbeiam allgemeinen Herbstzauber be- tet. (Rezeptsuche verlief ergebnis- los.) Die Früchte lassen sich außerdem trocknen und so länger lagern. Im Oktober färben sich die Blätter von Gelb bis Orange und Rot. Der Strauch ist hitzeimmun und trockenresistent, verträgt selbst längere Trockenheit und hält eine Menge Wind aus. Widerstandsfähige Wurzeln haben daran Anteil, kommen selbst in schottrigen Böden zurecht, da sie weit und tief gehen. Erstaunlich ist, dass Berberitzen Erdaufschüttungen, die manche Gehölze überhaupt nicht vertragen, bis 150 cm und mehr aushalten. Das ist wichtig überall dort, wo größere Erdbewegungen stattfinden. Gelegentlich wird aus im Juni geernteten Blättern und aus im Herbst gesammelter Wurzelrinde Tee zubereitet, zur Behandlung von Gallenbeschwerden, Appetitlosigkeit und Verstopfung, aber nie ohne sachkundige Anordnung. Ilse Jaehner