Hilfe für die Helfer

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Garten
BAUERNBLATT | 14. November 2015 ■
Pflanzenschutz im Garten
Hilfe für die Helfer
Der Herbst ist die beste Zeit, an unsere fleißigen Helfer im Garten zu
denken und Überwinterungshilfen
sowie Nisthilfen zu planen. Manches ist dabei ganz einfach.
So sollte zum Beispiel nicht alles Schnittgrün weggeräumt, sondern ein Teil davon einfach an einer
geschützten Stelle aufgeschichtet
werden. Igel richten sich hier gern
ihr Überwinterungsversteck ein
und danken es uns im Frühjahr, indem sie bei der Eindämmung von
Nacktschnecken helfen. Sollen die
Haufen im Frühjahr dann entsorgt
werden, muss dies vor der Brutsaison der Vögel geschehen, da auch
einige Singvögel wie Amsel oder
Zaunkönig gerne ihre Nester in das
Geflecht aus Zweigen bauen.
Für die Höhlenbrüter unter den
Vögeln ist eine Vielzahl von Nistkästen im Handel erhältlich. Im Internet finden sich aber auch diverse Anleitungen zum Eigenbau. Um
es Katzen, Mardern und anderen
Feinden möglichst schwer zu machen, an die Brut zu gelangen, sollte auf Sitzstäbe als Anflughilfe verzichtet, der Dachüberstand möglichst groß gewählt und das Einflugloch mindestens 17 cm über
dem Nistkastenboden angebracht
werden. Die Auswahl des Nistkastens hängt von der Vogelart ab, der
ein Zuhause gegeben werden soll.
So gibt es Nistkästen für kleinere
Meisen wie Blau-, Hauben-, Weiden- oder Tannenmeisen mit einem Fluglochdurchmesser von 26
bis 28 mm. Kohlmeisen und Kleiber
benötigen schon 32 mm und Stare
45 mm, um in den Kasten zu gelangen. Für den Gartenrotschwanz
gibt es spezielle Nistkästen, deren
ovales Einflugloch 32 mm breit und
48 mm hoch ist. Alle aufgeführten
Arten ernähren sich von Insekten
und sind so willkommene Helfer
im Garten. Vor allem Meisen haben großen Appetit auf Blattläuse,
Kastanienminiermotten und andere Insekten.
Insekten als Helfer nicht
unterschätzen
Aber auch unter den Insekten
gibt es unverzichtbare Helfer. Bei
Nisthilfen für diese Tiergruppe handelt es sich meist um Unterkünfte
für Wildbienen und Grabwespen.
Keine Angst, die sehr friedlichen
Das Weibchen der Gemeinen Düsterbiene prüft ein Nest der Gemeinen
Löcherbiene.
Hautflügler stechen nicht. Ihr Giftstachel, mit dem sie ihre Beute –
andere Insekten – lähmen, ist zu
schwach, um die menschliche Haut
zu durchdringen. Anders als Honigbienen leben diese Bienen nicht in
Staaten, sondern solitär, sind aber
ebenfalls wichtig für die Bestäubung von Obstbäumen und Gartenblumen.
Damit die Hilfen angenommen
werden, gilt es einiges zu beachten. Vor der Aufstellung stellt sich
als Erstes die Frage nach dem richtigen Standort. Wichtig ist ein möglichst trockener Platz. Die Ausrichtung soll immer nach Süden erfolgen, da die Bienen und ihre Brut
es warm mögen. Ein überstehendes Dach hält Regen ab.
Immer häufiger werden in Baumärkten, Gartencentern oder im
Internet sogenannte Insektenhotels angeboten. Wer sich mit dem
Gedanken trägt, ein solches Hotel
zu eröffnen, sollte sich zunächst
mit der Biologie der erwarteten
Gäste beschäftigen, denn lange
nicht alle Angebote halten, was
sie versprechen. Wer sich selbst ein
Bienenhotel basteln möchte, kann
sich speziell angefertigte Bienensteine aus gebrannten Ton- und
Pappröhrchen oder Bienenbrettchen auch einzeln im Handel besorgen.
Während einige Pelz-, Seidenund Maskenbienen Wände aus lockerem Lößlehm annehmen, bleiben harter Lehm oder Ton unge-
nutzt, da die Bienen nicht in der
Lage sind, Löcher hineinzubohren. Der Lochdurchmesser leerer
Lochziegel, wie sie häufig in fertigen Insektenhäusern zu finden
sind, ist viel zu groß. Solche Hilfen
sind daher ebenso wenig geeignet wie Steine aus Gasbeton oder
Ytong. Diese Materialien ziehen
viel Feuchtigkeit, was dazu führt,
dass die Brut verpilzt und abstirbt.
Mauerbienen und die meisten
Grabwespen benutzen ausgehöhlte Niststängel, die sie allerdings
nicht selber frei räumen. Deshalb
müssen in Insektenhäusern verwendete Materialien vom Mark befreit, aber hinten geschlossen sein.
Bambusrohre in einer Länge von
etwa 12 cm mit einem Innendurchmesser von 3 bis 9 mm, kurz hinter einem Knoten abgesägt, erfüllen diese Voraussetzung. Sie werden gern von Obst bestäubenden
Mauerbienen angenommen. Wichtig ist zusätzlich eine glatt abgesägte Schnittkante. Bei Benutzung
einer Schere würden die Enden zu
sehr gequetscht werden. Einige
diese Nisthilfe besiedelnde Bienen
kriechen zum Abstreifen ihrer Pollenfracht rückwärts in die Brutkammer und würden sich andernfalls
der Gefahr aussetzen, ihre Flügel
zu verletzen.
Noch mit Mark gefüllte Stängel
können für Keulhornbienen sowie
einige Mauer- und Blattschneiderbienen mit Abstand zueinander
senkrecht an Gartenzäunen oder
Mauern befestigt werden, allerdings nicht frei schwingend, die
Biene würde ihre Brutröhre nicht
wiederfinden. Hohle, senkrecht
angebrachte Stängel werden nicht
angenommen. Nach dem Ausschlupf der Tiere im Frühjahr müssen diese Hilfen also ausgetauscht
werden.
Kuckucksbienen und
andere Parasiten
Kaum haben die Wildbienen ihr
neues Domizil bezogen, kommen
auch schon die Untermieter. Die
sogenannten Kuckucksbienen machen es sich leicht, indem sie in einem unbeobachteten Moment ihr
Ei in die schon belegte Kammer legen und ihre Brut von den eigentlichen Bewohnern versorgen lasSchmalbauchwespe (Gasteruption assectator) auf der Suche nach dem Nest sen. Die Gemeine Düsterbiene
(Stelis breviuscula) ist dabei auf die
einer Wildbiene.
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■ BAUERNBLATT | 14. November 2015
Eine Schlupfwespe (Ephialtes manifestator) prüft ein schon verschlossenes Bienennest auf Eignung zur
Eiablage.
Nester der Gemeinen Löcherbiene (Osmia truncorum) spezialisiert
und sieht dieser zum Verwechseln
ähnlich. Dem Weibchen fehlt allerdings die Bauchbürste; da es ja keine Brut versorgt, braucht es auch
keinen Pollen zu sammeln.
Zahlreiche weitere Insekten parasitieren Eier und Larven der Gäste des Wildbienenhotels. Schlupfwespen legen ihr Ei ins Holz in
die Nähe der Bienenlarven. Dabei sind einige Arten nicht wirtsspezifisch und erweisen uns einen guten Dienst, indem sie auch
die Larven von Bockkäfern im Inneren des Holzes aufspüren und
als Nahrungsquelle für die eigene
Brut nutzen. Die Vertreter der Familie der Schmalbauchwespen legen je ein Ei in ein Bienennest. Ihre
Larven verzehren zunächst das Ei
oder die Junglarve der Wirtsbienen und danach den angelegten
Proviant. Sie können auch die Wände zu Nachbarzellen durchbrechen
und so mehrere Zellen leeren. Einige Erzwespen legen ihre Eier direkt
in Mauerbienenlarven ab.
Im Frühjahr fliegt Cacoxenus indagator, eine Taufliegenart, und
legt ihre Eier in die Brutröhren einiger Mauerbienenarten. Ihre Larven
fressen später den Vorrat sowie gelegentlich auch die jungen Larven
der ursprünglichen Bewohner.
Einige Wohngemeinschaften
vermeiden
Viele fertige Insektenhotels enthalten einen Hohlraum mit etwas größerem Einflugloch für
Hummeln. Eine Besiedlung durch
Baumhummeln, die auch manchmal Meisenkästen beziehen, ist
Wie alle Mauerbienen gehört die Gemeine Löcherbiene (Heriades truncorum) zu den Bauchsammlern.
Fotos: Susanne Höhnl
hier am wahrscheinlichsten. Dient
das Insektenhotel zum Kennenlernen und zur Beobachtung heimischer Wildbienen, sollte von einer Kombination mit Hummelvölkern allerdings abgesehen werden,
da die sonst friedlichen Hummeln
in der Nähe ihres Nestes durchaus
stechbereit sind.
Unterschlupfhilfen für Ohrwürmer gehören an eine Stelle im Garten, wo Blattläuse bekämpft werden sollen, aber auf keinen Fall ins
Insektenhotel, in dem Wildbienen
erwarten werden. Die alles fressenden Nützlinge würden sich hier
gleich an der Brut ihrer Nachbarn
bedienen. Als Versteck eignen sich
zum Beispiel umgekehrt aufgehängte, mit Heu oder Stroh gefüllte Tonblumentöpfe.
Susanne Höhnl
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 43 31-94 53-373
[email protected]
Berberitzen als Wildobst
Robust, zäh, anspruchslos
Im Herbst gibt es eine Menge roter
Früchte, von Preiselbeeren, Mehlbeeren, Rosen, Sorbusarten, Ilex,
Cotoneaster, nicht zuletzt Berberitzen. Berberis vulgaris ist für vieles gut.
Je nach Standort wird er 1 bis
3 m hoch, mitunter noch ein bisschen höher, wächst wild gern an
sonnigen Waldrändern, auf ebensolchen Hängen, gern in Nähe von
Trockenrasen über durchlässigem
Untergrund in kalkhaltigem, lehmig-humosem Boden, schätzt es
eher trocken als nass und ist im
Übrigen ein zähes Gewächs, vulgaris eben, gewöhnlich und anspruchslos. Wer sich Berberis vulgaris in den Garten holt, tut dies,
weil er ein robustes Heckengehölz
braucht.
Zunächst blüht er im Mai/Juni
recht hübsch mit kleinen, gelben,
etwas streng riechenden Blüten
in traubigen Blütenständen. Gute
teiligen. Sie sind essbar, allerdings ziemlich sauer. Man sollte sie bis zu den ersten Frösten hängen
lassen, wohlwissend,
dass Vögel sie, sofern sie genug anderes zu fressen haben, gern bis in den
Winter hängen lassen. Man mischt sie
passiert ohne Kerne zum Beispiel für
Marmelade unter
anderes Obst, das
wie recht süße Birnen ein bisschen
Aufpeppen vertraDie lang haftenden, roten Früchte von Berberis vul- gen kann. Die kerngaris locken Vögel an, denen der bedornte Strauch lose Sorte ,Asperma‘
auch als Schutzgehölz dient.
Foto: Ilse Jaehner wird in Frankreich
zu einer besondeBienenweide! Aus den Blüten ge- ren Berberitzen-Spezialität, Le Vehen rote Früchte hervor, die sich nettier ou l´pine-vinette, verarbeiam allgemeinen Herbstzauber be- tet. (Rezeptsuche verlief ergebnis-
los.) Die Früchte lassen sich außerdem trocknen und so länger lagern.
Im Oktober färben sich die Blätter von Gelb bis Orange und Rot.
Der Strauch ist hitzeimmun und
trockenresistent, verträgt selbst
längere Trockenheit und hält eine
Menge Wind aus. Widerstandsfähige Wurzeln haben daran Anteil,
kommen selbst in schottrigen Böden zurecht, da sie weit und tief
gehen. Erstaunlich ist, dass Berberitzen Erdaufschüttungen, die
manche Gehölze überhaupt nicht
vertragen, bis 150 cm und mehr
aushalten. Das ist wichtig überall
dort, wo größere Erdbewegungen
stattfinden.
Gelegentlich wird aus im Juni
geernteten Blättern und aus im
Herbst gesammelter Wurzelrinde
Tee zubereitet, zur Behandlung
von Gallenbeschwerden, Appetitlosigkeit und Verstopfung, aber nie
ohne sachkundige Anordnung.
Ilse Jaehner
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