VLA - Moerser Astronomische Organisation eV

Werbung
Foto: Manfred Hufer
EUR 1,50
«
VLA - Kinderstube von ALMA (Seite 7)
Es tut sich etwas in New Mexico
«
Tag der Raumfahrt (Seite 12)
Ein Besuch bei der DLR in Köln-Porz
«
Visuelle Astronomie (Seite 19)
Teil 15: Deep-Sky am Herbsthimmel
«
Beobachtungsberichte
Sonne, Mond und vieles mehr
www.sternwarte-moers.de
der
wie it
m enum
Da i n o
k
AstroKurier Intern
Liebe Leserinnen und Leser,
wow, es lagen wieder eine Menge Artikel und Infos für den AstroKurier auf
meinem Schreibtisch. Ein Highlight ist sicherlich der Artikel über das ALMA-Projekt bzw. das VLA in New Mexico von Manfred Hufer. Wie schon im letzten Heft gibt
es auch diesmal wieder einen Bericht über den Mond, der zur Zeit eine echte Renaissance
erlebt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die vielen Artikel über die MAO-Aktivitäten, die
alle mit MAO-live gekennzeichnet sind. Für die Rubriken gibt es neue Logos. Sie wurden
von Thomas Marotzki entworfen. Danke Thomas! Insgesamt habe ich das Heft leicht neu
designed. Es ist jetzt etwas „runder“ geworden. Über Kommentare würde ich mich sehr
freuen. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des AstroKuriers viel Spaß.
Clear Skies! Helmut Gröll
Zwei Teleskope des VLA in Bewegung. Foto: Manfred Hufer. Näheres über dieses Array
im Artikel „VLA: Die Kinderstube von ALMA“ ab Seite 7.
Inhaltsverzeichnis
3
4
6
7
11
12
16
19
21
22
23
24
M.A.O.-Intern
Sternwarte Moers - Ein Update
Manfred Hufers Notizbuch
VLA: Die Kinderstube von ALMA
Schulfest der Geschwister-Scholl-Gesamtschule
Tag der offenen Tür bei der DLR
Eine fast perfekte Nacht auf dem Ö-Berg
Visuelle Astronomie (Teil 15)
Große Sonnenflecken
Krater Gassendi
AK-Rückblick
Buchbesprechungen
Nächster AstroKurier
(H. Gröll)
(H. Gröll)
(M. Hufer)
(M. Hufer)
(M. Shishido)
(H. Schremmer)
(H. Gröll)
(H. Gröll, V. Heesen)
(H. Gröll)
(V. Heesen)
(T.Marotzki)
Redaktionschluß: 15. Dez. 2002
Wer Bücher besprechen will, kann sich gerne an die Redaktion wenden. Wir erhalten
ständig Neuerscheinungen.
Impressum:
Fertigstellung: 30.09.2002
ASTRO-KURIER, Vereinszeitschrift der Moerser Astronomischen Organisation e.V.,
Postfach 101811, 47408 Moers, Telefon: 02841/170364,
eMail: [email protected], Home-Page: www.sternwarte-moers.de
Bankverbindung: Postbank Essen, Kto. 310481-432 (BLZ 360 100 43)
Spendenkto. Sternwarte Moers: Sparkasse Moers, Kto. 101 150 003 (BLZ 354 500 00)
Redaktion: H. Gröll, Tel.: 0177 / 2578 393, eMail: [email protected]
Erscheinungsweise: Vierteljährlich, Auflage: 200
2
ASTROKURIER 4 / 2002
ACHTUNG: Unabhängig von dem was Sie sehen,
Titelbild
dieses Produkt besteht zu 99,99999999% aus leerem Raum!
M.A.O.-Intern
von Helmut Gröll
Sternwarte Moers
Die Infos zur aktuellen Planung fallen in dieser Ausgabe etwas
kürzer als gewohnt aus (Seite 4). Über den Fortschritt der Arbeit an
der Kuppel wird Helge in der nächsten Ausgabe ausführlich berichten.
Astronomisches Jugendlager AAC 2003
Die Planungen für das AAC 2003 sind angelaufen. Dankenswerterweise übernimmt Felix Kröger die Gesamtorganisation unseres
Jugendlagers. Das AAC wird vom 12. bis zum 20. April 2003 stattfinden.
Stern-Patenschaft
Die Stern-Patenschaften laufen gut an. Bestellungen kommen z.B.
aus Bochum, Köln und Höxter. Es gibt also nicht nur Interessenten
aus Moers und Umgebung. Wer Interesse hat, der findet Infos auf
unserer Webseite www.Sternwarte-Moers.de.
MAO-live
Die Rubrik MAO-live ist aufgrund der vielen Berichte über unsere
Aktivitäten in dieser Ausgabe auf mehrere Artikel aufgeteilt.
DLR - Tag der Raumfahrt 2002 (MAO-live)
Am 8. September fand der diesjährige Tag der Raumfahrt statt. Die
DLR hatte aus diesem Grund ihre Pforten geöffnet und nach KölnPorz eingeladen. Die M.A.O. war natürlich dort. Bilder findet Ihr auf
Seite 12.
Schulfest am 6.9.2002 (MAO-live)
Am 6. September fand ein Schulfest der Geschwister-Scholl-Schule statt. Die M.A.O. hatte sich dort mit einem Stand präsentiert. Infos
ab Seite 11.
VLA und Daumenkino
Manfred Hufer hat das VLA in New Mexico beruflich besucht.
Einen Artikel über das VLA und das ALMA-Projekt gibt es ab Seite 7.
Die Bewegung der VLA-Antennen könnt Ihr mit Hilfe des Daumenkinos in diesem Heft verfolgen.
2002NY40 und der Ö-Berg (MAO-live)
Der Kleinplanet 2002NY40 flog am 17./18. August nahe an der
Erde vorbei. Es war ein aufregendes Erlebnis. Bericht: Seite 16.
Sammelpostkarte 3 ist erschienen
Die MAO-Sammelpostkarte 3 ist erschienen. Sie zeigt ein Foto des
Skorpions. Bildautor ist Michael Kunze. Sie ist ab sofort im MAOShop für 1,25 EUR (Mitglieder 1 EUR) erhältlich. (Info: Seite 20).
INA-Klönabend in Moers
Am 20. September trafen sich ca. 20 Mitglieder der INA-Vereine
im Biercafé Jedermann in Moers.
ASTROKURIER 4 / 2002
3
Helmut
Gröll
Sternwarte
Moers
Ein Update
Im Moment gibt es einige „versteckte“
Aktivitäten zum Sternwarten-Projekt. So
wird intensiv verfolgt, wie die Renovierung
der Schule fortschreitet. Abhängig von den
Fertigstellungsterminen müssen auch unsere Planungen korrigiert werden. Zur Zeit
sieht es so aus, als könnte der Vereinsraum
ab Mitte 2003 bezogen werden. Der Raum
für das Planetarium wird vielleicht früher
fertig, jedoch macht ein vorzeitiger Umzug
keinen Sinn. Als Termin für die Sternwarte
käme evtl. Ende 2003 in Frage. Da dieser
Termin noch nicht sicher ist und der Bau
langfristig geplant werden muß, denken wir
eher an das Frühjahr 2004.
Helge Philipp arbeitet kräftig an Teilen
der Kuppel. Wie der Stand dieser Arbeiten
ist, wird Helge in der nächsten Ausgabe ausführlich berichten.
An den Aktivitäten der Schule werden wir
kräftig beteiligt. So fand am 6. September
4
ein Schulfest statt auf dem die MAO sich mit
einem Stand präsentierte. Einen Bericht darüber findet Ihr natürlich in diesem
AstroKurier.
Die Finanzierung der Sternwarte ist noch
ein Problem. Eine Aktion, die nicht nur jetzt
Geld in die Kasse bringen soll, sondern auch
später den Betrieb der Sternwarte finanzieren soll sind die Stern-Patenschaften. Hier
könnt Ihr alle mithelfen. Macht Werbung
dafür. Mit jeder Stern-Patenschaft macht
man jemandem eine Freude und Ihr helft
unserem großartigen Projekt. Information
dazu findet Ihr im Verein oder unter
www.Sternwarte-Moers.de.
Astronomie auf Samos
Lichtbildervortrag von Michael Kunze
Fr., 16. Oktober 2002, 20 Uhr
Vereinsräume der M.A.O.
ASTROKURIER 4 / 2002
Anzeige
ASTROKURIER 4 / 2002
5
s
Nicht
r
e
f
u
ganz ernst
H
d buch zu nehmende
e
r
f
Kommentare
n otiz
a
zur Astronomie
M
N
Der Linsensuppen-Effekt
Einer der schönsten Anblicke für
Astronomen und sonstige Optikfreaks ist ein gut gefüllter
Beobachtungskoffer mit allen erdenklichen Okularbrennweiten.
Doch bei genauer Betrachtung
stockt dem pingeligen Glaspedanten der Atem. Auf nahezu
allen optischen Flächen - und derer gibt es zahllose - befinden sich
irgendwelche unerwünschten Details. So finden sich auf den dem
Auge zugewandten Linsen neben
Fingerabdrücken in tadelloser Qualität für Spurensicherungszwecke
auch Staubablagerungen und
Wimpernspuren. Doch das ist noch
nicht alles! Tief im Inneren der
Okulare befinden sich die Hinterlassenschaften ganzer Kondenswasserströme und selbstverständlich der obligatorische Staub.
Leider sind handelsübliche Okulare weder tropen- noch tiefseefest!
Das kann ja so nicht bleiben. Eine
gründliche Reinigung ist angesagt.
6
Zum Glück sind die Optiken geschraubt, so daß man sie komplett
zum Sandstrahlen zerlegen kann.
Und als praktisch denkender
Heimwerker ist man natürlich rationelles Arbeiten gewohnt.
Folglich werden zuerst alle Okulare zerlegt und dann Glasfläche für
Glasfläche gereinigt. Plötzlich klingelt das Telefon - ein Mitstreiter aus
der Beobachtergruppe fragt nach
dem nächsten Termin für ein Treffen. Die Folgen sind fatal. Was gehört wohin und wie herum muß
es eingesetzt werden?
Nach mehreren Stunden Puzzlearbeit und unzähligen Flüchen ist
alles zusammengebaut und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine
völlig neuartige Okulargeneration
mit nahezu unbeschreiblichen optischen Eigenschaften ist entstanden. Und mit blitzeblanken Linsen.
Das ist nicht nur gut sondern sogar vergütet, nicht wahr?
ASTROKURIER 4 / 2002
VLA:
Die Kinderstube
von ALMA
Manfred Hufer, M.A.O.
Besuch beim Very Large Array
New Mexico, USA
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit
wurde ich am 16.08.2002 in die Plains of San
Agustin nahe Socorro New Mexico entsandt,
um dort die amerikanischen Kollegen als
Supervisor für die Elektroinstallation beim
Aufbau des 12 m Radioteleskop-Prototyps für
das ALMA-Projekt zu unterstützen. Das in
Duisburg-Homberg entwickelte Teleskop
soll auf dem Gelände des VLA aufgebaut
und neben zwei weiteren Prototypen getestet werden. Sollten die Tests erfolgreich verlaufen - bisher spricht nichts dagegen -, wird
dieses Gerät bald neben 63 baugleichen seinen Dienst im geplanten Atacama Large
Millimeter Array (ALMA) in Chile leisten.
Die Reflektoroberfläche soll Dank einer
CFRP-Unterkonstruktion (eine auf CarbonFasern beruhende Technologie) bezüglich
der Temperaturstabilität und der Steifigkeit
gegenüber Windeinflüssen eine bisher nicht
erreichte Konstanz in Ihrer Formgebung einhalten.
Desweiteren ist die Oberfläche selbst von
einer einzigartigen Präzision, gefordert ist
eine Oberflächengenauigkeit von 25 µm über
Daumenkino: Antennen des VLA
Konstruktionsprinzip von ALMA
Dabei handelt es sich um eine Herausforderung der besonderen Art: Das Teleskop
besitzt ein völlig neuartiges Konstruktionsprinzip mit enormer Genauigkeit.
ASTROKURIER 4 / 2002
7
Der Autor dieses Artikels vor dem
Gelände des VLA.
den gesamten Durchmesser von 12 m. Somit
ist ALMA 20x genauer als das VLA.
Die Nachführung sucht
mit max. 0,6 arcsec Fehlertoleranz ebenfalls Ihresgleichen.
Standort
Die Bedingungen, unter
welchen es zum Einsatz
kommen wird, sind extrem
widrig
Der Standort von
ALMA wird die Chajnantor-Hochebene in der
Atacama-Wüste NordChiles sein. Diese Ebene befindet sich in
5000 m Höhe über dem Meeresspiegel, was
enorme Belastungen für Mensch und Technik zur Folge hat. Arbeiten können nur mit
Sauerstoffmasken und über eng begrenzte Zeiträume durchgeführt
werden, die klimatischen Verhältnisse entsprechen denen im Hochgebirge. Es handelt sich um einen
der trockensten Orte auf unserem
Planeten. Dies ermöglicht nahezu
störungsfreien Empfang der gewünschten Wellenlängen und macht
den Standort zur ersten Wahl für das Projekt.
Kooperation
Der Prototyp entsteht in
Kooperation mit den amerikanischen Partnern des Entwicklers.
Er wird von amerikanischen Fachkräften in New
Mexico nach deutschen
Normen aufgebaut. Daraus
resultieren diverse Schwierigkeiten bezüglich des Verständnisses der Planungsunterlagen und der stark von
amerikanischen Standards abweichenden
deutschen Vorschriften. Allein die Tatsache,
das ALMA in Chile mit 230 V Wechselspannung und 50 Hz Netzfrequenz betrieben
werden soll, die USA jedoch mit 110 V / 60 Hz arLinks Mitte: Der ALMAPrototyp in einer Zeichnung.
Links: ALMA, wie es im
Endausbau aussieht.
Rechts: Die ALMA-Baustelle im Morgenlicht. Der
Reflektor liegt noch neben
dem Unterbau.
8
ASTROKURIER 4 / 2002
Der Standort von ALMA in
der Atacama-Wüste.
beiten, sorgt für Probleme bei der Materialbeschaffung vor Ort.
Desweiteren gibt es noch das leidige Problem mit metrischen und
zölligen Maßen, die Folgen sind aus
der Raumfahrt bekannt. Trotz all dieser Umstände konnten bisher alle
Schwierigkeiten gemeistert und die
Zusammenarbeit als hervorragend bezeichnet werden.
Das Very Large Array
Während meines fast dreiwöchigen
Aufenthalts im VLA ließ ich mir natürlich eine kurze Exkursion nicht entgehen.
Dank der Tatsache, dass ich auf dem Gelände beschäftigt war, konnte ich viele der nicht
gerade kurzen Wege mit dem Auto zurücklegen (authorized personnel only). Immerhin sind die drei mit jeweils neun 25 m-Antennen bestückten Schienenstränge des VLA
mehrere Kilometer lang (max. Distanz
36km). Das Array erreicht eine maximale
Auflösung , die der eines 36 km-Reflektors
entspricht. Leider habe ich den Termin
verpasst, an welchem die Antennen mittels
spezieller Schienenfahrzeuge zu einer neuen Konfiguration umgesetzt wurden. Dies
geschieht in regelmäßigen Abständen. Insgesamt gibt es 72 Stationen mit Fundamen-
ten und Anschlüssen für die Geräte, wodurch
verschiedene Zusammenstellungen je nach
Aufgabenstellung ermöglicht werden. Jede
der Antennen ist transportabel ausgeführt,
was natürlich hohe Ansprüche an die Technik stellt. Den Transport einer einzelnen Antenne konnte ich allerdings an meinem vorletzten Tag sowohl beobachten als auch fotografieren. In ähnlicher Weise sollen die
Teleskope des ALMA-Projektes bewegt werden können, womit die Verwandtschaft
ALMAs mit dem VLA deutlich wird.
Auch das VLA ist recht widrigen Wetterbedingungen ausgesetzt – während es im
Sommer mit bis zu 40 °C recht warm wird,
sind die Winter umso kälter. Gewitter sind
Daumenkino: Antennen des VLA
ASTROKURIER 4 / 2002
9
natürlich auch optische Beobachtungen, sofern es nicht bewölkt ist (dies ist oft der Fall).
Leider ließ es meine Transportkapazität
nicht zu, größere Gerätschaften mitzuführen.
So war ich darauf beschränkt, nicht nachgeführte Aufnahmen zu machen.
sehr häufig und der Höhenlage (2124 m) entsprechend heftig. Dennoch ist das im Sommer trockenheiße Klima sehr angenehm.
Während meines Aufenthaltes gab es nahezu pünktlich ab ca. 14.00 Uhr Ortszeit
(GMT-7 Std.) starke Gewitter mit aufkommenden sturmartigen Windböen. Gegen
Abend beruhigte sich das Wetter und es war
meistens bis mindestens 23.00 Uhr bewölkt.
Informationen über das VLA
Ausführliche Informationen über die Anlage und deren Betreiber erhält man in einer
Ausstellung im Visitor-Center bzw. im
Internet (homepage des VLA) unter
www.aoc.nrao.edu/vla/html/
VLAhome.shtml
und auf einer selfguided Tour durch das
Array. Dazu fehlte mir wegen der zeitraubenden beruflichen Tätigkeit leider die Gelegenheit.
Die Trockenheit begünstigt neben dem
nahezu vollständigen Fehlen von Kunstlicht
Eine VLA-Antenne auf dem Transporter
(oben) und beide vor der Wartungshalle.
10
Klapperschlangen
Dies war jedoch nicht ungefährlich, da es
Klapperschlangen gibt. Über eines dieser
netten Reptilien stolperte ich auf dem Weg
zur Unterkunft. Wenn man die großen Distanzen zu den nächsten Orten mit medizinischer Versorgung bedenkt, könnte die Zeit
im Falle eines Bisses sehr knapp werden.
Doch der Eindruck, den das VLA unter einem mit der Emberger Alm vergleichbaren
Sternhimmel in einer warmen Sommernacht
bei absoluter Stille hinterließ, entschädigte
für entgangene Fotos. Sehr eindrucksvoll waren auch die Sonnenauf- und Untergänge in
diesem einzigartigen Antennenareal. Diese
Erfahrung selbst zu machen kann ich jedem
interessierten und reisefreudigen Amateurastronomen nur empfehlen. In der näheren
Umgebung (Nähe in amerikanischen Maßstäben) gibt es noch einiges mehr zu sehen,
wie z.B. das White Sands National Monument, die Trinity Site (Ort der ersten Atomwaffen-Explosion, zweimal im Jahr für die
Öffentlichkeit zugängig), den Rio Grande
mit den angrenzenden Vogelschutzgebieten.
Zu diesem Thema gibt es natürlich eine
entsprechende Überblend-Diashow.
ASTROKURIER 4 / 2002
Die MAO auf dem Schulfest
der Geschwister-SchollGesamtschule
Bilder: Miyuki Shishido, M.A.O.
Am 6. September fand in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule
(unserer zukünftigen Heimat)
ein Schulfest statt. Die MAO
hatte sich dort mit einem Stand
präsentiert. Es gab reichlich
Interesse bei den Eltern und
Schülern.
Daumenkino: Antennen des VLA
ASTROKURIER 4 / 2002
11
Tag der offenen Tür im Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Text: Hans Schremmer, M.A.O.
Bilder: Hans Schremmer (HS), Miyuki Shishido, M.A.O (MS)
Am 8 September 2002 fand im Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in
Köln ein Tag der offenen Tür statt, an dem
interessierte Bürger sich informieren konnten, wohin ein Teil Ihrer Steuergelder verschwindet.
Diese Gelegenheit nutzen dann auch über
85000 Menschen, weshalb auf dem Gelände ein großes Gedränge herrschte. Trotzdem
gelang es drei von vier Besuchsgruppen von
MAOten sich zufällig auf dem Gelände zu
Der Phoenix, eine Attraktion nicht nur
für die kleinen Besucher (MS).
treffen. Offensichtlich gibt es eine unerklärliche Anziehungskraft zwischen uns.
Zum Programm gehörten Hubschrauberrundflüge, Rundfahrten über das Gelände,
Raketenabschüsse und Poster-Sammel-Orgien. Auf zwei Bühnen gab es Interviews mit
Astronauten und der Bundesministerin für
Bildung und Forschung, Frau Edelgard
Bulmahn, die auch als Schirmherrin fungierte. Es wurde sogar eine Live-Schaltung zur
Internationalen Raumstation (ISS) durchgeführt während der man sich mit den Astronauten unterhalten konnte.
Es war möglich, einige Einrichtungen auf
den Gelände zu besuchen. Wir schauten uns
Eine Trainingseinheit der russischen
Raumstation Mir (MS).
12
ASTROKURIER 4 / 2002
Ein großes Modell der
ISS. Deutlich sind auf
dem linken Modell die
großen Solarzellenflächen zu erkennen.
Unten blickt man direkt
auf die Module der
Raumstation.
einen Windkanal an, in dem ein Experiment zur Sichtbarmachung von Unterschieden in der Luftdichte mittels der
Schlierenmethode zu bestaunen war. In
einem anderen Institut wurden uns die
vielen kleinen Probleme erläutert, die
man im Orbit hat. Zum Beispiel wurden spezielle medizinische Spritzen entwikkelt, die man sich auch gefahrlos in der
Schwerelosigkeit setzen kann.
Besonders interessant war auch die Demonstration den Raumfahrertrainings in einem Schwimmbecken. Hier wurde in 10 Meter Tiefe „Life“ ein Solarpanel an einen Satelliten montiert. Erläutert wurde der Vorgang von Astronaut Thomas Reiter.
In einer Halle konnte man Simulatoren der
MIR (R.I.P.) und des Raumlabors Columbus anschauen. Mit genügend Geduld (hatten wir nicht) konnte man auch in sie hinein
schauen. In dieser Halle gab es dann noch
einen besonderen Auftritt. Auf der Bühne
gesellten sich 12 deutsche Astronauten zur
Ministerin zu einem Gruppenbild mit Dame.
Ein bestimmt kein alltäglicher Anblick.
Alles in allem war es ein recht interessanter Tag, obwohl es ob der zum Teil 100 Meter
langen Schlangen vor den Türen kaum möglich war jedes Institut zu besuchen.
Weitere Informationen gibt es unter
- http://www.dlr.de
- http://www.tagderraumfahrt.de
- auf unseren Fotos und einem Video.
Daumenkino: Antennen des VLA
ASTROKURIER 4 / 2002
13
Rechts: Ministerin Edelgard
Bulmahn begrüßt Astronauten der
ESA (HS).
Anzeige
Links: 12 Astronauten
präsentieren sich den Besuchern (HS).
14
ASTROKURIER 4 / 2002
AstroKurier:
Jetzt in jedem Bücherregal?
Karriere bei
der M.A.O.?
Daumenkino: Antennen des VLA
Dynam. Team sucht ehrenamtl.
Helfer u.a. für folg. Bereiche:
AstroKurier
Stern-Patenschaften
Planetarium
Öffentlichkeitsarbeit
Wer Interesse hat, melde
sich bitte beim Vorstand.
ASTROKURIER 4 / 2002
15
Eine fast perfekte Nacht
auf dem Ö-Berg
Kleinplanet 2002NY40, Kometen ...
von Helmut Gröll , M.A.O.
Saturnbild: Markus Brühl, M.A.O.
Verabredung zum Beobachten
Der Kleinplanet 2002 NY40 sollte nicht
nur relativ nahe an der Erde vorbeisausen,
sondern obendrein auch noch mit Amateurmitteln locker zu beobachten sein. So haben
viele von uns die Nacht vom 17. auf den 18.
August 2002 schon einmal per geistiger
Notiz vorgemerkt. Was wir nicht ahnen
konnten war, daß es tatsächlich klar werden
sollte (wer hätte so etwas auch vorhersehen
können :-). Da die Wetterlage sehr stabil war,
hatten wir uns gleich am Freitagabend vor
der besagten Nacht im Verein zum Spechteln
verabredet.
Zuerst die Sonne ...
Am Samstag kam ich am Abend doch etwas unter Zeitdruck, weil ich gerade noch
eine Zeichnung der Sonnenflecken erstellte
(was in Zeiten wie diesen (Maximum) äußerst anstrengend ist) und auch noch eine
Mondzeichnung vor mir hatte. Der Mond fiel
dann doch leider aus, weil der Kontrast für
das Gebiet, das ich Zeichnen wollte, aufgrund der noch fortschreitenden Dämmerung
fehlte.
... dann doch den Mond, oder?
Also um kurz nach Neun Uhr die Sachen
gepackt und ab zum Ö-Berg.
Um kurz vor Zehn kam ich auf
„unserem“ Berg an und traf dort
bereits Helge Philipp, Markus
Brühl und zwei Gäste, die Markus mitbrachte. Miyuki Shishido
und Hans Schremmer kamen
später auch noch. Zuerst probierte ich mich doch noch am Mond,
da sich nun die Dämmerung dem
Ende neigte. Doch ich mußte
feststellen, daß mein Zielgebiet
bereits zu weit vom Terminator
entfernt war und somit auf die
nächste Lunation warten muß.
Statt dessen vermaß ich noch eiDie Bahn des Kleinplaneten
2002NY40. Diese Strecke
wurde innerhalb einer Nacht
durchlaufen
(Quelle:
www.vds-astro.de).
16
ASTROKURIER 4 / 2002
nen Berg und den Wall des Kraters Kopernikus.
und ich machte mich doch noch an ein paar
Highlights.
Erste Highlights
Den schnellen Kleinplaneten wollte ich
erst so gegen 23 Uhr aufsuchen, daher gab
es noch ein paar Showpieces, wie M57, M27
und M13. Der Cirrus-Nebel mußte noch
warten bis der Mond verschwand.
Kometenzeit (Teil 1)
Da es mittlerweile dunkel war, kam Komet Hönig (2002 O4) dran. Dazu nahm ich
Markus´ C8 auf der GP-DX zu Hilfe, weil
meine Gabelmontierung Polbeobachtungen
leider nicht ermöglicht. Hönig befand sich
bei einer Deklination von +80o! Der kleine
Wagen erwies sich als gute Orientierungshilfe, so war er denn nach nur wenigen Minuten im Gesichtsfeld zu sehen. Ein verwaschenes Nebelfleckchen 9. Größe (nach Liste), das sich deutlich vom Hintergrund abhob. Ich bilde mir ein, einen leichten
Schweifansatz erkannt zu haben.
2002 NY40 ... ist der schnell!
Da ich meine Uhr am Rhein verloren hatte, vergaß ich ganz die Zeit. So wurde es dann
doch Mitternacht, bis ich an 2002 NY40
ging. Nach anfänglicher Irritation mit der
Aufsuchkarte (da war ein Stern dumm gezeichnet) konnte der Kleinplanet schnell gefunden werden. Er war im Sternumfeld mit
ca. 10 mag angenehm hell. Die Überraschung
kam nach wenigen Sekunden, denn dann war
bereits eine Bewegung sichtbar. Das Ding
ging ab, wie „Schmitz‘ Katze“. Die Verfolgung war manchmal recht schwierig. Wenn
man sich ein paar Minuten ablenken ließ, war
der Anblick im Okular ganz anders. Als
Deep-Sky-Beobachter bin ich gewohnt, mir
Sterngruppen im Okular zu merken. Das ist
beim Star-Hopping unerläßlich. Man glaubt
gar nicht, wie ungewohnt es ist, wenn sich
aus einer Gruppe ein Objekt nach ein paar
Minuten bereits entfernt hat. Das Wiederfinden war allerdings kein Problem. Gesichtsfeld etwas in die Bewegungsrichtung geschwenkt, ein paar Sekunden gewartet und
voilá, da war er wieder.
Saturn, immer wieder toll!
Früh am Morgen kam noch Saturn dran.
Die Luft war angenehm ruhig, so daß ich ihn
mit 160x beobachten konnte. Die CassiniTeilung war rundherum zu erkennen, Schatten vom Planeten auf dem Ring und leichte
Strukturen auf dem Planeten selbst auch. Titan war – wie üblich locker zu erkennen. Andere Monde konnte ich nicht identifizieren,
da ich nicht das geeignete Datenmaterial
dabei hatte.
Kometenzeit (Teil 2)
Zu guter Letzt kam der Komet 2002 O6
vor das Teleskop. Hier mußte ich doch banDaumenkino: Antennen des VLA
Die Zeit vergeht ...
Ich habe noch nie so lange auf einen
Kleinplaneten geschaut. Fast drei Stunden
lang verfolgte ich dieses Objekt mit echter
Begeisterung. Vieles von dem, was ich noch
vorhatte, habe ich auf eine andere Nacht verschoben. Es war aber kein Verlust, denn so
ein Erlebnis mußte man einfach auskosten.
Doch irgendwann war auch hier die Luft raus
ASTROKURIER 4 / 2002
17
gen, weil ich einerseits (aus Bequemlichkeit) mein Teleskop
nicht bewegen wollte, andererseits der Komet doch lange
brauchte um über die Baumwipfel empor zu klettern. Die Morgendämmerung kam unaufhaltsam näher! Ich suchte den Kometen mittels Starhopping. Immer wieder kamen die Baumspitzen in das Gesichtsfeld und
ich mußte wieder warten. Nach
ein paar Minuten konnte ich
dann ein paar Sterne weiter
springen. So ging das immer weiter: Hoppen,
warten, hoppen, warten ... bis kurz vor 5 Uhr,
dann war es endlich soweit: Der Komet war
drin! Obwohl heller als Hönig, war er nicht
so beeindruckend. Er war zwar klar zu erkennen, doch der helle Himmelshintergrund
der Morgendämmerung störte ganz gewaltig.
Was war sonst noch los?
In der Nacht zeigten sich auch die Sternschnuppen von ihrer guten Seite. Ein paar
Perseiden, Cygniden und Eta-Aquariiden
konnten gesehen werden. Eine Perseide war
sogar sehr hell und hinterließ ein Nachleuchten, das einige Sekunden sichtbar war.
Die Erscheinung war eindeutig grünlich.
Zwischendurch habe ich auch noch einmal
meinen Cirrusnebel aufgesucht. Jetzt war er
– allerdings mit UHC-Filter – wunderschön
zu erkennen. Leider hat mein OIII-Filter
Alterungs-Erscheinungen. Cirrus kam damit
überhaupt nicht gut heraus. Das muß ich noch
einmal in Ruhe überprüfen. Geahnt habe ich
es allerdings schon, weil der Filter äußerlich
schon anders aussieht als früher (er ist aber
auch schon über 10 Jahre alt und fristet sein
Dasein zwischen den Beobachtungen in der
nicht immer trockenen Luft in meinem
Beobachtungskoffer). Das war auch der
Grund, warum ich als UHC-Filter nicht mehr
18
Saturn am Morgen des 18. August 2002.
Aufnahme von Markus Brühl.
einen Lumicon, sondern einen Astronomik
haben wollte. Mal schauen, wie er sich im
Laufe der Jahre verhält.
Fast alles perfekt ...
Es war eigentlich eine perfekte Nacht,
denn alles was ich aufsuchen wollte, klappte auf Anhieb. Es war relativ feucht, doch
die Schmidtplatte blieb - dank Taukappe trocken. Ich hatte nichts an Equipment vergessen und sogar meinen Akku vorher geladen (nachdem er schon einige Sessions hinter sich hatte). Der einzige Wermutstropfen
(daher das „fast“ in der Überschrift) war die
mangelnde Transparenz des Himmels. Ein
fst von unter 5 mag bzw. in früher Morgenstunde 5,2 mag ist nicht gerade berauschend
(fst=faintest star; schwächster mit bloßem
Auge sichtbarer Stern). Mit diesem „Makel“
kann ich nach dieser schönen Nacht aber lokker leben.
Neue Adresse?
Leider kommen immer wieder AstroKuriere
wegen Unzustellbarkeit zurück. Bitte teilt
uns Adressenänderungen rechtzeitig mit.
Danke!
ASTROKURIER 4 / 2002
Visuelle Astronomie
mit einer Einführung in
das Star-Hopping
15. Teil: Deep-Sky am Herbsthimmel
von Helmut Gröll und Volker Heesen, M.A.O.
Wieder einmal gab es einen Wechsel der
Jahreszeit: Wir haben Herbst. Die Nächte
werden jetzt deutlich länger, was sich angenehm auf die Beobachtungszeiten auswirkt.
Da es früher dunkel wird, kann man nun auch
in der Woche einmal 2-3 Stunden beobachten und trotzdem noch früh ins Bett kommen. Volker hat sich für diese Jahreszeit
wieder ein interessantes Objekt, den PN
NGC 7662, herausgesucht. Clear Skies!
Aufsuchkarte für den planetarischen Nebel NGC 7662 im Sternbild Andromeda.
7.8 Deep-Sky am Herbsthimmel
Der Planetarische Nebel NGC 7662
(Volker Heesen)
Am Herbsthimmel im Sternbild Andromeda finden wir einen der hellsten Planetarischen Nebel: NGC 7662 . Er hat eine Helligkeit von visuell 8.5mag. In größeren Teleskopen erscheint der innere helle Teil in
einem intensiven blau-grünen Farbton, was
ihm den Beinamen „Blue Snowball“ eingebracht hat. Es gibt noch eine äußere Hülle in
einem rosa-pink Farbton, die aber im kleinen Teleskop verborgen bleibt. Der Zentralstern hat eine visuelle Helligkeit von
ASTROKURIER 4 / 2002
19
Daten zu den Objekten (aus DSFG)
Name
Typ R.A.
Dekl.
NGC 7662
PN
23h25.9m
+ 42° 33'
NGC 7640
G
23h22.1m
+ 40° 51'
12.5 mag und ist ebenfalls nur im größeren
Teleskop sichtbar. Man könnte zwar einen
Stern dieser Helligkeit gut im 4-Zöller ausmachen, aber der helle Nebelhintergrund
erschwert die Wahrnehmung enorm. Ein
schönes Bild findet sich übrigens in SuW
9-10/2002, „Aktuelles am Himmel“.
Helligkeit
8.3 mag
11.3 mag
Größe
> 12“
10' x 2.2'
Uranom.
U 88
U 88
und einer geringen Oberflächenhelligkeit ist
sie aber kein einfaches Ziel. In meinem
Refraktor erschien sie mir als schwacher
länglicher Nebel. Weitere Informationen zu
NGC 7640 findet man in: Interstellarum 11,
„Objekte der Saison“.
Viel Vergnügen beim Beobachten!
Aufsuchen
Zum Aufsuchen verlängert man am besten die Linie α Andromedae - β Pegasi
rechtwinklig nach Norden bis man zu ο
(Omikron) Andromedae gelangt. Von dort
aus noch etwa 5 Grad nach Westen hoppen
und man gelangt zu 13 Andromedae. NGC
7662 befindet sich etwa 0.5 Grad südwestlich davon.
Beobachtung
Ich habe den Planetarischen Nebel im
Oktober letzten Jahres mit meinem 120/
1000 mm Achromaten beobachtet. Die Bedingungen waren gut mit fst.=6.7 mag. Einen Nebelfilter habe ich dabei nicht benutzt.
Bei 35x erschien er mir als verschwommener, leicht grünlicher Stern. Mit höherer Vergrößerung von 100x bis 320x konnte ich einen hellen, leicht elliptischen Nebel erkennen. Die Ringstruktur war am besten bei
250x zu erkennen, aber auch schon bei 100x
angedeutet sichtbar. Einen Zentralstern
konnte ich erwartungsgemäß nicht ausmachen. Etwa 0.5 Grad östlich befindet sich ein
gleich heller Stern, an dem man gut fokussieren kann.
Wer noch ein wenig Zeit und Lust hat,
kann auch noch die Galaxie NGC 7640 beobachten. Sie befindet sich etwa 2 Grad südwestlich von NGC 7662. Mit visuell 11.3 mag
20
Die MAOSammelpostkarte
Nr. 3 (2/2002)
ist erschienen:
Der Skorpion
Die Aufnahme stammt von
Michael Kunze
und wurde auf dem Mauna Kea
aufgenommen. Die Brennweite
betrug 50mm, die Belichtungszeit
30 min bei Blende 5,6.
Die Sammelpostkarten erscheinen
2x im Jahr und kosten
1,00 EUR für Mitglieder und
1,25 EUR für Nichtmitglieder.
ASTROKURIER 4 / 2002
Kurz beobachtet: Die Sonne
Große Sonnenflecken
von Helmut Gröll, M.A.O.
Daten zu den Bildern:
Links: 17.08.2002, 18.30 - 19.05
MESZ, R4-5, S3, 8“-SCT, nicht
alle Flecken und PenumbraDetails sind gezeichnet (waren zu
viele).
Unten: Aufnahme des Big BearObservatory zur selben Zeit.
Am 17. August 2002 hatte ich wieder die
Gelegenheit genutzt, einen Blick auf die Sonne zu werfen. Es waren viele beeindruckende Sonnenfleckengruppen zu sehen. Den Gedanken, die ganze Sonne zu zeichnen hatte
ich schnell wieder verworfen. Jedoch mußte
die größte Gruppe schon dran glauben.
Die Luft war nicht sehr ruhig, daher mußte ich viele kurze Momente nutzen, um die
Zeichnung zu erstellen. Trotz
einer Zeit von mehr als 30 min
konnten nicht alle Details zu
Papier gebracht werden. Die
Sonne stand mittlerweile auch
schon relativ nahe am Horizont
und der Ö-Berg (2002 NY40)
wartete auch schon.
Nach Vermessung mit meinem MicroGuide ergab sich
eine imposante Größe von
205“x164“ (die Erde hat in dieser Entfernung nur eine Größe
von ca. 17“!).
Zum Vergleich des Flecks
mit der ganzen Sonne, habe ich
ein Foto der Sonne, das unge-
fähr zur selben Zeit aufgenommen wurde,
auch hier abgebildet. Wie man unschwer erkennen kann, ist unser nächster Stern immer
noch für Überraschungen gut. Ist das
Sonnenfleckenmaximum schon vorüber?
Diese Frage ist nicht unbedingt mit Ja zu beantworten.
ASTROKURIER 4 / 2002
21
Kurz beobachtet: Der Mond
Krater Gassendi
von Volker Heesen, M.A.O.
Im südwestlichen Quadranten
des Mondes finden wir das Mare
Humorum (Meer der Feuchtigkeit).
Es ist eines der kleineren Mondmeere mit einem Durchmesser von
etwa 400 km. An seinem nördlichen
Rand grenzt die markante Wallebene Gassendi. Ihr Durchmesser
beträgt 110 km und die Kraterwälle
heben sich im Schnitt 1800 m über
den Kraterboden, wobei sie im Westen am höchsten sind. Ich habe
Gassendi im Frühjahr mit meinem
120/1000 mm - Fraunhofer Refraktor beobachtet. In der Zeichnung erkennt man verschiedene Einzelheiten: Der
äußere Kraterwall hat eine annähernd ovale
Form. Der östliche Wall wirft einen auffälligen Schatten auf der Kraterboden, während
der Hang auf der Sonnenseite hell erstrahlt.
Daran erkennt man: Die Sonne scheint von
Foto: Lunar Orbiter Atlas
22
Osten. Es ist Sonnenaufgang. Im Zentrum
des Kraters erkennt man drei Zentralberge
(der dritte ist der kleinste auf der westlichen
Seite). Zwischen den Zentralbergen und dem
östlichen Kraterwall finden sich noch einige
Rillen (Rimae Gassendi). Ausserdem gibt
auf dem Kraterboden noch einige Kleinkrater. Im Süden ist der Kraterwall nicht geschlossen. Flüssige Lava hat den Wall überspült, so dass es eine Öffnung darin gibt. Eine
weitere kleine Öffnung findet sich im Nordosten des Kraterwalls. Im Norden finden wir
den Krater Gassendi A (33 km, 1800 m Tiefe. Die kleine längliche Formation in seiner
Mitte könnte man als Zentralberg interpretieren.
Sonnenaufgang 3 Tage nach dem ersten
Viertel, Sonnenuntergang 3 Tage nach dem
letzten Viertel, Colognitudo = 53 Grad.
Daten zur Zeichnung: 26.März 2002,
00:00-01:00 MEZ, 120/1000mm- Refraktor,
Vergrößerung 200x, Grünfilter,
Colognitudo = 55 Grad
ASTROKURIER 4 / 2002
Rückblick von Thomas Marotzki
Im Jahre 1915 tobte bereits der erste
Weltkrieg: die furchtbare Herbstschlacht in der Champagne kostete
300.000 allierten Soldaten das Leben, ohne daß nennenswerte
Landgewinne verzeichnet werden konnten.
Doch davon war in
Moers nicht viel zu spüren. Man war bemüht,
weiterhin ein normales Leben zu führen.
Die M.A.O. veranstaltete regelmäßig Vorträge
und konnte
dank großzügiger
finanzi-
eller
Unterstützung
durch das
Reich) namhafte Redner
engagieren.
Der vorliegende
Veranstaltungskalender zeigt, daß sogar Albert Einstein für
einen Vortrag vorgesehen
war.
Ob diese Veranstaltung
aber tatsächlich stattgefunden
hat, entzieht sich leider meiner
Kenntnis. Mit Sicherheit läßt sich
nur sagen, daß Einstein im Juni 1915
einen gleichlautenden Vortrag in der
Archenhold-Sternwarte Berlin hielt.
ikztoraM samohT nov
ASTROKURIER 4 / 2002
kcilbkcüR
23
Stefan Kreitmeier
Franz Gotsis
Andrej Schmidt
StarMap
Sternkarte interaktiv
für Windows
CD-ROM, 2002
Spektrum Akademischer Verlag
ISBN: 3-8274-1333-8
Nach der kompletten Installation des Programmes befinden sich 575MB mehr auf der
Festplatte des PCs. Schon das Installationsprogramm bietet die Möglichkeit, sich in ei-
Die Programmoberfläche (Bild oben) präsentiert sich Windows-Like mit Menüs und
Buttons. Auffällig ist das Übersichtsfenster,
das einen Teil des Hauptfensters überdeckt.
Hier kann man sehr schnell den Himmelsbereich wählen, den man gerne sehen möchte.
Aber von Anfang an. Das erste, was man
einem Sternprogramm mitteilen muß, ist der
Ort, an dem man sich befindet und das aktuelle Datum sowie die Uhrzeit. Dies erfolgt
hier in einer eigenen Dialogbox (Bild unten).
Man wählt den Ort aus einer Liste, die man
bei Bedarf auch selbst erweitern kann. Alternativ kann man sich eine Erdkarte anzeigen lassen, hineinzoomen um zu schauen
welcher Ort in der Nähe der Position liegt,
die man eingeben möchte. Anschließend
muß man den Ortsnamen in der Liste wie
oben beschrieben auswählen - direktes Anklicken auf der Karte geht leider nicht.
ner „Tour“ schnell über die Funktionen des
Programms zu informieren. Weiterhin kann
man das Online-Handbuch aufrufen, welches
nicht nur Informationen zur Astronomie und
zur Programmbedienung, sondern auch zur
Herkunft der im Programm verwendeten
mathematischen Routinen gibt.
24
ASTROKURIER 4 / 2002
Anzeige
Die Darstellungsparameter wie
Grenzgrößen, Darstellung von Sternen, Planeten, Kometen und Asteroiden lassen sich
sehr komfortabel einstellen. Die Dialogboxen im gesamten Programm sind mit viel
Liebe zum Detail entwickelt und sehen sehr
schön aus (Bild oben).
In der Sternbilderauswahl kann man bestimmen, zu welchen Sternbildern die
Sternbildlinien gezeichnet werden. In der
Dialogbox werden außerdem die Sternbild-
linien und ein Foto der Region angezeigt.
Hier können auch eigene Fotos hinzugefügt
werden.
Weitere Möglichkeiten sind Simulationen
des Planetensystems, von Galaxienkollisionen und der Dynamik von Sternhaufen. Es gibt auch einige Tools, wie man sie
als Bilder in Jahrbüchern findet wie ein
Dämmerungsdiagramm
oder
ein
Beobachtungsdiagramm, in dem man schnell
sehen kann um welche Uhrzeit welcher Planet sichtbar ist. Sonnen- und Mondfinsternisse können gesucht werden. Ein Almanach
gibt Informationen zu Jupitermonden, den
Saturnringen, Dämmerungszeiten und dem
Mond für den jeweiligen Tag.
Ab und zu gibt es leider (zumindestens
auf meinem PC) Programmmeldungen wie
„atan2:
DOMAIN
Error“
oder
„nebel_lesen_classic.cpp...“ die zum Absturz
des Programms führen. Hier ist noch ein
ASTROKURIER 4 / 2002
25
wenig error-handling von den Autoren nötig.
Die Darstellung des Sternenhimmels gefällt mir sehr gut. Sie ist in weiten Grenzen
parametrierbar. Ist ein Foto eine Objektes
(z.B. M7) vorhanden so wird es auf der Darstellung angezeigt. Dies habe ich so noch in
keinem anderen Astroprogramm gesehen.
Mir gefällt StarMap gut. Es gibt bestimmt
noch einige Features, die ich hier nicht erwähnt habe und die sich einem erst nach längerer Einarbeitung in das Programm erschließen.
Hans Schremmer
Arnold Hanslmeier
Einführung in
Astronomie und
Astrophysik
Hans-Ulrich Keller
442 Seiten, ca. 18cm*25cm
Gebundene Ausgabe
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg,
ISBN: 3-8274-1127-0
Dieses Buch richtet sich an Studenten der
Physik und der Astronomie und versteht sich
als Einführungslehrbuch.
26
Die einzelnen Kapitel sind: Sphärische
Astronomie, Geschichte der Astronomie,
Himmelsmechanik, Astronomische Instrumente, Physik der Körper des Sonnensystems, Die Sonne, Zustandsgrößen der Sterne, Sternatmosphäre, Sternaufbau, Sternentwicklung, Interstellare Materie, Die Galaxis, Extragalaktische Systeme und Kosmologie.
Diese Aufzählung spricht für sich.
Das Buch eignet sich nicht nur für Studenten sondern auch für allgemein Interessierte, die sich einen Überblick über das
moderne astronomische Weltbild verschaffen möchten. Es sollte in keiner Vereinsbibliothek fehlen.
Hans Schremmer
Von Ringplaneten
und schwarzen Löchern
Kosmos
ISBN 3-440-09138-4
Die interessantesten Monatsthemen der
vergangenen Jahre, die Bestandteil des jährlich erscheinenden Sternenkalenders Kosmos Himmelsjahr waren, wurden überarbeitet, aktualisiert und in diesem Buch
zusammengefasst.
Professor Keller beantwortet auf leicht
verständliche Weise in 21 Kapiteln die häufigsten Fragen in der Astronomie. Mit Hilfe
von Farbgrafiken verdeutlicht er u. a. das
globale Magnetfeld der Sonne, die großräumige Struktur des Weltalls und das Rätsel
der dunklen Materie. 38 Farbfotos unterstreichen die jeweiligen Themen. Im Glossar
am Ende des Buches werden die wichtigsten
Begriffe und Bezeichnungen in der Astronomie erläutert.
ASTROKURIER 4 / 2002
Dieses Buch ist vor
allem für den interessierten Laien empfehlenswert, der sich über
den aktuellen Stand
der Forschung in bestimmten Bereichen
informieren möchte.
Da die Kapitel in sich
abgeschlossen sind,
kann der Leser die Lesereihenfolge beliebig
variieren.
Johannes Viktor Feitzinger
Kosmische
Horizonte
Bausteine einer
neuen Astronomie
157 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Spektrum, Akad. Verl., 2002
ISBN 3-8274-1326-5
Dieses Buch ist in fünf Kapitel eingeteilt
und beginnt mit der mühsamen Suche der
Seefahrer im 15. Und 16. Jahrhundert nach
einem südlichen „Polarstern“ als
Navigationshilfe für die Festlegung der günstigsten Handelsrouten. Insbesondere
Americo Vespucci verfügte über astronomische Kenntnisse und beschrieb in seinen
Reiseberichten die Kleine und die Große
Magellansche Wolke, den Kohlensack, Alpha und Beta Centauri und das Kreuz des
Südens. J. V. Feitzinger beschreibt, wie neue
Beobachtungstechniken, neue Teleskope, die
Fotografie und die Spektralanalyse die Astronomie revolutionierten und damit der Durchbruch zum Verständnis der „Spiralnebel“
sowie des Aufbaues unserer Milchstraße
gelang.
Professor Feitzinger spannt den Bogen
von den ersten Entdeckungen und Erkennt-
nissen über
die Beschaffenheit der
Sterne und
Galaxien bis
zu der derzeit
allgemein anerkannten
Theorie über
die Geometrie
von Raum und
Zeit. Er erklärt
in anschaulicher Weise die drei unterschiedlichen Weltmodelle und die Entstehung des Universums
aus einer Quantenfluktuation (eine Energieschwankung) des Vakuums in der PlanckÄra. Raum und Zeit wurden messbar.
Professor Feitzinger beantwortet die Frage nach außerirdischem Leben mit der Feststellung, dass der Kosmos die Grundlagen
des Lebens durch Werden und Vergehen der
Sterne bildet. Organische Materie befindet
sich in Meteoriten, Moleküle auf den Stäuben der interstellaren Wolken. Faszinierend
sind seine Ausführungen zur Möglichkeit
von Leben in unserer Milchstraße.
Zum Schluss weist er darauf hin, dass
neue Technologien im Teleskop- und im
Empfängerbau die Empfindlichkeit und Auflösung steigern und dazu beitragen werden,
die kosmischen Beobachtungsgrenzen weiter hinauszuschieben. Außerdem liefern kosmische Gravitationslinsen neue wissenschaftliche Erkenntnisse noch ungeahnten
Ausmaßes.
Dieses Buch ist spannend von der ersten
bis zur letzten Seite und wirklich empfehlenswert. Es macht nachdenklich und bescheiden bei der Erkenntnis, dass wir in einem gewöhnlichen Sonnensystem und in einer gewöhnlichen Galaxie in irgend einer
Ecke des Raumes leben. Hoffentlich nicht
allein.
Dagmar Thürmer
ASTROKURIER 4 / 2002
27
Herunterladen