LeHrLiNGsiNFo Ginseng – die Wurzel als Königin der Heilpflanzen Ginseng wurde schon vor 2000 Jahren in der traditionellen chinesischen medizin als Heilmittel verwendet. Die Ginsengwurzel galt in Asien als sinnbild für Gesundheit und langes Leben und durfte daher nur von Königen verwendet werden. Dadurch war die Wurzel wertvoller als Gold. Die bedeutung in der Gastronomie ist noch eher bescheiden, aber neuerdings wird der Ginseng-Anbau auch in der schweiz betrieben. Botanik Begriff «Ginseng» «Panax ginseng» aus der Familie der Efeugewächse (Araliaceae) ist eine mehrjährige Staudenpflanze, die in den Bergwäldern der Mandschurei und Nordkoreas wild vorkommt. Die in Europa angebotene Handelspflanze stammt ausschliesslich aus Kulturen – Hauptproduzent ist Südkorea. In den USA und in Kanada wird der nahe verwandte «Panax quinquefolium» (amerikanischer Ginseng) angebaut. Die Bezeichnung «Ginseng» leitet sich vom Chinesischen «renshen» ab. Das bedeutet: «Die Kraft der Erde in der Form eines Menschen». Die Bezeichnung «Panax» für die Pflanze leitet sich über das Lateinische vom Griechischen «panax» her, was so viel wie Allheilmittel bedeutet, und wird zurückgeführt auf den Namen Panakeia, eine Tochter des griechischen Gottes der Heilkunde. Im 20. Jahrhundert wurde der Ginseng aufgrund seiner nachgewiesenen Wirkungen als Heilpflanze anerkannt. Ginseng, «made in Switzerland» Neuerdings bauen innovative Bauern Ginseng auch in der Schweiz mit Erfolg an. Der Milchkonzern Emmi hat diese aussergewöhnliche Idee und Anbautechnik Anfang Jahr mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. Pistretto Nr. 33 · sePtember 2006 LeHrLiNGsiNFo Roter oder weisser Ginseng Der Ginseng-Anbau Der Unterschied zwischen rotem und weissem Ginseng liegt lediglich in der unterschiedlichen Behandlung der Wurzel nach der Ernte. Aussaat und Keimung im ersten Jahr Die stratifizierten Samen werden im Herbst (September/Oktober) auf Hochbeete ausgesät und mit einer Schicht von ca. 5 cm Stroh bedeckt. Nach einer Kälteperiode (Winter) keimen die Samen im April des folgenden Frühlings durch das Stroh. Die kleinen Pflanzen sind 5 bis 10 cm hoch und haben drei kleine Blätter von 2 bis 4 cm Länge. Im Herbst verfärbt sich der oberirdische Teil der Pflanze und stirbt ab, in der Erde überwintert eine Wurzel von 3 bis 5 cm Länge und 2 bis 3 mm Durchmesser, die bereits die Knospe zum neuen Auskeimen trägt. Sie braucht den Frost des Winters, um wieder keimen zu können. Weisser Ginseng Die Wurzel wird gleich nach dem Ausgraben gewaschen, die feinen Neben- und Haarwurzeln werden entfernt. Dann wird die dünne Rinde abgeschabt und die Ginsengwurzel zum Trocknen in die Sonne gelegt. Die älteren und grösseren Wurzeln werden meist einzeln verkauft und sind relativ teuer und begehrt. Mit Geschick und Können werden die Ginsengwurzeln durch Abbinden in eine lustige, puppenähnliche Form gebracht, die wie ein kleines Männchen aussieht. Eine Ginsengwurzel wiegt durchschnittlich acht bis zehn Gramm. Roter Ginseng Da der Ginseng recht schnell verdirbt, suchten die Sammler noch nach geeigneten anderen Methoden, um die kostbare Wurzel zu konservieren. Beim roten Ginseng wird die geerntete Wurzel mit heissem Wasserdampf behandelt und erst danach getrocknet. Durch dieses Verfahren reagieren bestimmte Zucker der Wurzel mit Aminosäuren. Das verleiht der Ginsengwurzel die typische rote Farbe. Die chemischen Vorgänge entsprechen zum Beispiel denen beim Rösten von Kaffee, Backen von Brot oder beim Braten von Fleisch. Pistretto Nr. 33 · sePtember 2006 Das zweite Jahr Im Frühling (April) beginnen die Knospen an den Wurzeln zu spriessen. Die Pflanze ist jetzt schon grösser. Der Stengel verzweigt sich y-förmig in zwei Blattstände, die je zwei bis fünf Blätter tragen. Die Wurzel wird in diesem Jahr bis 6 cm lang, mit einem Durchmesser von ca. 5 mm. Sie beginnt sich zu verzweigen und feine Seitenwurzeln zu bilden. Im Herbst zieht sich der oberirdische Teil der Pflanze zurück. LeHrLiNGsiNFo Ab dem dritten Jahr Im dritten und in den folgenden Jahren spriessen aus der Wurzel 20 bis 50 cm hohe Stauden mit drei bis fünf Blattständen. Im Verzweigungspunkt zwischen den Blattständen entsteht ab dem vierten Jahr der Blütenstand in Form einer Dolde mit 10 bis 30 kleinen grünlichgelben Blüten. Im Herbst reifen rote Beeren heran, die zwei Samen enthalten. Ernte der Beeren, Gewinnung und Stratifizierung der Samen Die reifen Beeren werden gepflückt und während zwei Wochen in einem Jutesack nass gehalten und regelmässig bewegt. Dadurch verfault das Fruchtfleisch und die harten Samen werden freigelegt. Sie werden mit feuchtem Sand gemischt und für zwölf Monate etwa 60 cm tief im Boden vergraben. Die Folge von Frost und warmen Sommermonaten macht die Samen keimfähig. Nach diesem Jahr der Stratifizierung werden die Samen im Herbst ausgesät; sie keimen im darauf folgenden Frühling. Ernte der Wurzeln Die Wurzeln werden im Herbst nach 4 bis 7 Jahren geerntet. Wenn die Blätter verwelkt sind und die Wurzeln den Saft zurückgezogen haben, weisen sie den höchsten Wirkstoffgehalt auf. Sie werden sorgfältig mit allen Seitenwurzeln ausgegraben, gewaschen und bei 40 °C schonend getrocknet. Pistretto Nr. 33 · sePtember 2006 Aussehen der Pflanze Ginsengpflanzen werden etwa 50 cm hoch, der Stängel trägt drei bis fünf Verzweigungen, die jeweils drei bis fünf Blätter besitzen und wie Kastanienblätter angeordnet sind. Die grünlichgelben Blüten bilden eine Dolde und entwickeln sich zu einer roten, erbsengrossen Beere, die zwei Samen enthält. Die Wurzeln sind 8 bis maximal 20 cm lang und etwa 2 cm dick; sie weisen mehrere Verzweigungen auf. Wirkstoffe der Ginsengwurzel Die Wirkstoffe, die hauptsächlich in Ginsengwurzeln vorkommen, sind die Ginsenoside. Mittlerweile sind bis zu 30 Ginsenoside bekannt. Die bestuntersuchten Ginsenoside sind die Ginsenoside Rg1 und Rg2. Diese wirken sehr unterschiedlich, wodurch sich auch das Wechselspiel der verschiedenen Wirkungen erklären lässt. Das Ginsenosid Rg1 wirkt stimulierend und erhöht den Blutdruck. Das Ginsenosid Rg2 indes beruhigt und senkt den Blutdruck. Betreiben den Anbau von Ginsengwurzeln in der Schweiz: Regula Suter, Josef und Alice Estermann, Schenkon LeHrLiNGsiNFo Vitamine und Mineralstoffe Neben den Ginsenosiden beinhaltet die Ginsengwurzel auch Vitamine und Mineralstoffe. Besonders erwähnenswert ist das Germanium. Das Germanium soll eine antibakterielle Wirkung besitzen und dazu auch gegen infektiöse Viren und Pilze wirken. Wirkung in der westlichen Medizin Die Ginsengwurzel wirkt nicht spezifisch gegen eine bestimmte Krankheit. Vielmehr lässt sich in drei Bereichen eine Körper und Geist stärkende (Heil-)Wirkung ausmachen: Antriebskraft Die Ginsengwurzel versorgt den Körper mit neuer Energie, um so den Antrieb für die gesteckten Ziele zu gewährleisten. Konzentrationskraft Eine weitere Wirkung ist die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit und der Gedächtnisleistung. Widerstandskraft Die Ginsengwurzel stärkt das Immunsystem und die Widerstandskraft des Körpers. Zudem wirkt sie als Adaptogen. Das heisst, der Körper kann in die Lage versetzt werden, besser auf Krankheiten zu reagieren. Pistretto Nr. 33 · sePtember 2006 Wirkung nach traditioneller chinesischer Medizin Stärkt kraftvoll das Yuab-Qi und verhindert einen Kollaps. In der chinesischen Medizin bezeichnet man die Lebensenergie als YuanQi. Ginseng hat die Eigenschaft, diese Yuan-Qi zu stärken und so einen Zusammenbruch zu verhindern. Er tonisiert die Lunge und hilft dem Qi. Qi kommt aus der Luft und aus der Nahrung und wird als Energie bezeichnet, welche durch unseren Körper fliesst, um die inneren Organe zu versorgen. Beim Atmen filtert die Lunge Qi aus der Luft. Stärkt man die Lunge, fördert man die Aufnahme des Qi. Ginseng in der Küche Ginseng wird zu einer Vielzahl von Produkten verarbeitet. An erster Stelle steht Tee, einmal als Instant-Pulver in Portionen und dann als dickes, sirupähnliches Konzentrat, das bitter schmeckt und traditionell mit Honig gesüsst wird. Mit Alkohol aufgesetzt ergibt Ginseng einen wohlschmeckenden Schnaps. Der Business-Lunch mit Antriebswirkung In der koreanischen Küche findet Ginseng in Eintopf- und Fleischgerichten seinen Platz. Ginseng eignet sich besonders für Gerichte, die eine lange Kochzeit benötigen. Denn durch diese Kochzeit wird die Kraft des Ginseng frei entfaltet. Besonders geeignet ist Ginseng beim Business-Lunch. Durch die anregende Wirkung bleibt der Geist auch nach einem üppigen Mahl wach. WARENKUNDEBERICHTE Diesen und alle bisher erschienenen Warenkundeberichte finden sie zum herunterladen und ausdrucken unter: www.pistor.ch/warenkunde Ginsengrezept in der Pistor-Datenbank! Beachten Sie die Rezeptdatenbank von Pistor. Unter www.pistor.ch finden Sie einige Rezepte mit Ginseng. Die wertvolle Wurzel ist in unseren Breitengraden in der Küche noch nicht so bekannt. Einmal mehr ein Grund, neue Kreationen und Ideen auszuprobieren und anzubieten. Quelle und Bilder: www.ginseng-helveticae.ch