Märkte im Visier

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Märkte im Visier
Ausgabe Juli 2010
Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel
WPR-Markt knackt Vier-Milliarden-Euro-Grenze
Ob Wirtschaftsboom oder Konjunkturkrise – geputzt wird immer. Die klassische FMCG-Branche
ist deshalb deutlich weniger von Konjunkturschwankungen betroffen. Der Cocooning-Trend
hat die Umsätze von Wasch- und Putzmitteln im
vergangenen Jahr sogar beflügelt. Die Branche
lieferte mit vier Milliarden Euro Umsatz eine blütenweiße Bilanz – und ein Plus von 3,7 Prozent.
Im Blickpunkt: die starke Performance von Universalwaschmitteln und Luftverbesserern, harte
Handelskonkurrenten und ein zunehmender
Branchenfokus auf das Thema Nachhaltigkeit.
Durch den Einzug von Bio-Reinigern in den
Massenmarkt sowie die verstärkte Einbindung
ökologischer Aspekte in die Verbraucherkommunikation gewinnt das Thema nämlich auch im
WPR-Markt immer mehr an Bedeutung.
Die hohe Innovationsdichte erfordert dabei einen
erheblichen Mediaeinsatz. Bereits im vergangenen Jahr setzte die Branche auf eine massive
Erhöhung der Werbeinvestments um 45 Prozent.
Und es geht munter weiter. Von Januar bis Mai
2010 stieg das Brutto-Werbevolumen erneut um
29 Prozent auf 184 Millionen Euro.
Die Branche setzt vor allem auf ein Medium: Fernsehen. Seit Jahren zeigt sich der WPR-Markt als
fernsehaffinste Werbebranche überhaupt, der
TV-Share liegt aktuell bei knapp 90 Prozent. Die
Strategie, die die Hersteller beim Mediaeinsatz
verfolgen: kontinuierliche TV-Kontakte. Denn nur
so schaffen es die Markenartikler, ihre Marktanteile gegenüber der starken Handelskonkurrenz
zu verteidigen und den Markenmehrwert in den
Köpfen der haushaltsführenden Zielgruppe zu
verankern.
Markt
Blütenweiße Bilanz
02- 07
Konsument
Zwischen Marke und Private Label
08 — 10
Werbung und Media
Kontinuierlich on air
11 — 16
01
Markt
Saubere Leistung
Putzen, waschen, bügeln – es gibt wohl kaum Beschäftigungen im Haushalt, die mehr Spaß bereiten. Zumindest, wenn man dem Treiben vom Sofa aus zuschauen
darf. Tatsächlich stellt die tägliche Hausarbeit für die
meisten Menschen ein notwendiges Übel dar. Durchschnittlich zwei Stunden pro Tag werden dafür geopfert, und Frauen – wen wundert’s – sind dabei mit
zweidreiviertel Stunden ihren männlichen Gegenspielern deutlich überlegen. Dies zeigt zumindest die letzte
Zeitbudgeterhebung des Statistischen Bundesamtes.
Den Markt freut’s. Waschpulver, Spülmittel und Glasreiniger landen regelmäßig im Einkaufskorb und bescheren den FMCG-Konzernen einen kontinuierlichen
Absatz. Nach nahezu unverändertem Marktvolumen
2008 stieg der Umsatz im vergangenen Jahr um 3,7
Prozent auf 4,03 Milliarden Euro. Die Pro-Kopf-Ausgaben lagen laut Branchenverband IKW mit 49 Euro
deutlich über den Vorjahren.
Wo also war die Krise? Waren nicht alle Branchen von
Konsum- und Umsatzrückgängen gleichermaßen betroffen? Tatsächlich gehörte die WPR-Branche nicht
dazu. Denn die Verbraucher ließen die Krise einfach
vor der Tür – und fanden wieder mehr Gefallen an
den eigenen vier Wänden. Da wurde anstatt teurer
Restaurantbesuche auch mal zu Hause gekocht – und
Markt
3.689
3.780
3.875
3.884
4.026
4.000
630
620
616
605
616
356
385
392
552
572
600
615
2.500
339
539
2.000
575
598
597
594
607
1.500
665
673
692
692
712
950
985
1.025
990
1.040
3.500
3.000
1.000
500
422
Konsument
Blütenweiße Bilanz
Angaben in Mio. €
Werbung und Media
Markt
Umsatzentwicklung Wasch-, Putz- und
Reinigungsmittelmarkt
0
2005
2006
Universalwaschmittel
Geschirrspülmittel
2007
Haushaltsreiniger
2008
2009
Waschhilfsmittel
Spezial-Putz-/Pflegemittel
Sonstige
Quelle: IKW Markteinschätzung
02
Markt
anschließend abgespült. Bei den Hemden sparte man
sich den Gang zur Reinigung – und verbrauchte so ein
paar Waschmitteltabs mehr. Cocooning nennt man
diesen Trend, der also auch den WPR-Markt deutlich
beflügelte. Und die Jahresprognose 2010 fällt laut Verband IKW ebenfalls zumindest leicht optimistisch aus:
Erwartet wird ein moderates Plus zwischen 0,5 und 1,5
Prozent.
Waschmittel: vollkommen im Reinen
Vor allem der größte Teilmarkt, die Universalwaschmittel, wuchsen überdurchschnittlich. Durch das fünfprozentige Plus kletterte der Marktumsatz auf über eine
Milliarde Euro. Während darunter das Pulversegment laut IKW leichte Rückgänge verzeichnete, sorgten vor allem die Flüssigvarianten
für den enormen Umsatzsprung. Der Positivtrend hält an: Wie die Analyse des Handelspanels von ACNielsen zeigt, liegen Universalwaschmittel auch im ersten Quartal dieses Jahres sieben Prozent
über dem Vorjahreswert – ein Zuwachs, der fast ausschließlich
dem Hersteller Procter &
Gamble zu verdanken ist.
Alles klar bei Reinigungsmitteln
Im Bereich der Reinigungsmittel machten die Haushaltsreiniger mit 712 Millionen und Geschirrspülmittel
mit 615 Millionen Euro den Umsatzgroßteil aus. Beide
Segmente verbesserten ihr Vorjahresergebnis um 2,8
bzw. 2,5 Prozent. Insgesamt geht der Konsumtrend zu
Spezialreinigungs- und Pflegemitteln – hier spiegelt
sich laut IKW der Trend zu modernen Haushaltsoberflächen wider, die eine spezielle Reinigung erfordern.
Das gute alte Scheuermittel kauften die Verbraucher
entsprechend deutlich weniger.
Der Blick auf das erste Quartal 2010 zeigt denn auch
bei Reinigungs- und Pflegemitteln einen positiven Auftakt. Ein Prozent Plus weist ACNielsen aus – deutlich
getragen vom Segment der Luftverbesserer.
Markt
Entwicklung der jeweils größten fünf
Umsatzsegmente, Q1/2010
Veränderung vs. Vj. in %
Umsatz Q1/2010 in Mio. €
Waschmittel
+6,8
Universalwaschmittel
Wäscheweichspülmittel
82
-7,4
73
-3,7
Wasserenthärter
19
+7,3
Fleckenentfernung
Konsument
Spezialwaschmittel
270
+1,1
16
Reinigungs- und Pflegemittel
Masch.Geschirrspülreiniger
+3,1
98
+10,9 73
Luftverbesserer
Handgeschirrspülmittel
Beckensteine &
Wasserkastenaut.
-6,6
63
0,0
53
-0,1
-8 -6 -4 -2 0
Werbung und Media
Haushaltsreiniger
41
2
4
6
8
10
Basis: Deutschland inkl. Aldi
Quelle: ACNielsen Handelspanel [CatCom]
03
Markt
Die großen Player
Der Markt für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel ist
stark konzentriert – nur wenige Player spielen mit im
Wettbewerb um das sauberste T-Shirt oder streifenfreieste Fenster. Die größten drei im deutschen Markt:
Henkel, Procter & Gamble und Reckitt Benckiser.
Zusammen halten sie laut Analyse des ACNielsen-Handelspanels einen Marktanteil von exakt 50 Prozent.
Marktanteile im WPR-Markt,
Unternehmen 2009
Angaben in %
11,9
1,6
2,7
27,2
3,4
3,6
Branchenleader Henkel generierte im vergangenen
Jahr mit Topmarken wie Persil, Somat oder Spee einen
Umsatz von 970 Millionen Euro. Damit fließt laut ACNielsen jeder zweite Euro auf das Konto des Düsseldorfer Traditionsunternehmens. Mit dem Reinigungszweig erwirtschaftete Henkel im vergangenen Jahr
30 Prozent seines gesamten Umsatzvolumens.
Trotz schwierigen Marktumfeldes setzte der Konzern
dabei stark auf Innovationen – sei es die Einführung
der Subbrands Persil ActicPower und Vernel Crystals
oder die starke Werbepower für die Ende 2008 eingeführte Bio-Marke Terra Activ.
Dennoch – insgesamt verzeichnete der Konzernbereich 2009 laut Geschäftsbericht weltweit ein leichtes
Umsatzminus von einem Prozent.
12,1
24,1
13,3
Handel
Unilever
Henkel
Fit
P&G
RCBK
SC Johnson
Colgate
Sonstige
Basis: Deutschland inkl. Aldi; Warenklassen Wasch-, Reinigungs- und Pflegemittel
Quelle: ACNielsen Handelspanel [CatCom]
Konsument
Markt
Im neuen Jahr läuft es jedoch wieder rund. Das Sparprogramm, das sich Henkel vor zwei Jahren auferlegt
hatte und das mit deutlichem Stellenabbau verbunden
war, zeigt seine Wirkung: Laut Unternehmensprognose
soll der Gewinn vor Steuern und Zinsen in diesem Jahr
zweistellig steigen. Zwar liegt das starke Umsatzplus
von 7,8 Prozent im ersten Quartal vor allem an der
starken Performance der Klebstoffsparte. Doch auch
der weltweite Umsatz im Bereich Wasch- und Reinigungsmittel stieg um 3,5 Prozent auf 1,05 Milliarden
Euro.
Werbung und Media
Hierzulande kann Henkel in den ersten drei Monaten
2010 seinen Umsatz bei Reinigungsmitteln um 0,9 Prozent verbessern, für den Bereich Waschmittel weist
ACNielsen stagnierende Ergebnisse aus. Henkels
Topbrand Persil zeigt dabei eine leicht rückläufige
Performance, wohingegen die Marken Somat, Spee
und Vernel deutlich zulegen.
04
Markt
Angaben in Mio. €
Top-Ten-Unternehmen Reinigungs-/
Pflegemittel 2009
Markt
Top-Ten-Unternehmen Waschmittel 2009
zern kündigte neben massiven Innovationen insbesondere an, günstigere Preisvarianten seiner
Marken zu etablieren, um mit der aggressiven Preispolitik des Handels mitzuhalten. Der Günstig-Vorstoß
im Segment der Babypflege („Pampers Simply Dry“)
zeigt bereits Erfolg. Und auch im Waschmittelbereich fährt der Konzern mit der Marke „Tide Basic“
bzw. „Ariel Basico“ seit Längerem ein ähnliches
Konzept – allerdings nicht in Deutschland. Die Branche reagiert zwiespältig, denn solche Vorstöße sind
nicht ohne Risiko. Eine ausgefeilte Markenführung
ist unerlässlich, um das Image der Dachmarke nicht
durch einen Billig-Nimbus zu gefährden.
Von sich reden macht P&G ebenfalls durch die Etablierung eines eigenen Online-Shops. Die gesamte
Produktpalette wird US-weit zum Versand angeboten.
Inwiefern der Absatzkanal bei den Verbrauchern auf
Gegenliebe stößt und wie vor allem der Einzelhandel
auf diesen Vorstoß reagiert, wird mit Spannung beobachtet.
Angaben in Mio. €
47,6 Colgate
20
P&G
479,2
W&M
Delta Pronatura
60,1 Unilever
10
446,4
Dalli
Henkel
15
W&M
90,9
10
144,8
RCBK
Handel
356,0
90,4
645,2
Colgate
Scotts
Celaflor
5
604,0
SC Johnson
Wachstum vs. Vorjahr in %
Wachstum vs. Vorjahr in %
30
Unilever
Handel
129,3 RCKB
P&G
366,2
0
-10
Fit
Jeyes
Marktanteil in %
-20
0
Henkel
Werbung und Media
0
10
20
Basis: Deutschland inkl. Aldi
Quelle: ACNielsen Handelspanel [CatCom]
30
40
Marktanteil in %
-5
0
10
20
Konsument
Procter & Gamble geht neue Wege
Der weltweit größte Hersteller von Haushaltsprodukten
heißt Procter & Gamble. 23 sogenannte Billion-DollarBrands nennt der Konzern sein Eigen – Marken also,
die jeweils einen Jahresumsatz von über einer Milliarde US-Dollar generieren. Mit dem Konzernbereich
„Fabric and Home“, zu dem Topbrands wie Ariel, Lenor
oder Meister Proper zählen, erzielte das Unternehmen
im vergangenen Jahr 23,2 Milliarden US-Dollar Umsatz. Dies sind zwei Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Jüngster Coup des Unternehmens ist die Übernahme
der Lufterfrischersparte von Sara Lee – die Marke
Ambi Pur steckt dahinter – für knapp 500 Millionen
US-Dollar. Eine sicherlich sinnvolle Akquisition, wenn
man hierzulande die positive Umsatzentwicklung der
Lufterfrischer betrachtet [2009 +14%, Q1/2010 +11 %].
Im deutschen Handel zeigt Procter & Gamble laut ACNielsen eine Top-Marktperformance: Nach überdurchschnittlichem Wachstum 2009 stiegen die Waschmittelumsätze im ersten Quartal 2010 um 30 Prozent.
Dahinter steckt die außerordentlich gute Marktentwicklung der Marke Ariel [+51 Prozent]. Procters Reinigungs- und Pflegemittelsegment wächst mit 13 Prozent
ebenfalls deutlich überdurchschnittlich.
Strategisch schlägt Procter neue Wege ein: Der Kon-
30
40
Basis: Deutschland inkl. Aldi
Quelle: ACNielsen Handelspanel [CatCom]
05
Markt
Markenumsatzentwicklung im WPR-Markt
Umsatzstärkste Marken im WPR-Markt 2009, Q1/2010
… und SC Johnson
Als wichtiger Player im Bereich der Reinigungs- und
Pflegemittel geriert sich außerdem das Unternehmen SC Johnson. Die Firma in Familienbesitz hat allen
Grund zu feiern: Nächstes Jahr steht das 125-jährige
Jubiläum an, und dieses Jahr beginnt laut ACNielsen
mit einem erfreulichen Umsatzzuwachs von 18 Prozent. Brise und Null Null heißen die beiden stärksten
Marken, die im ersten Quartal Umsatzsprünge von 32
bzw. 52 Prozent hinlegen. Zum Portfolio gehören auch
die Insektenschutzmittel Autan und Raid, die in den
vergangenen Monaten ebenfalls auf ein Plus zurückblicken.
Wertmäßiger Anteil Eigenmarken nach
Segmenten, Q1/2010
Markt
Die starken Marken im Portfolio heißen Finish, Calgon,
Vanish oder Sagrotan. Im Segment der Reinigungsmittel erhöhte RCBK seinen Deutschland-Umsatz um
zehn Prozent. Vor allem bei Sagrotan-Produkten rollte
der Rubel deutlich stärker. Der Umsatz stieg laut ACNielsen im vergangenen Jahr um 14 Prozent, im ersten
Quartal 2010 erneut um 12 Prozent. Reckitt profitierte
dabei klar von der Kommunikation gegen das H1N1Virus.
Größter Umsatzbringer mit knapp 150 Millionen Euro
jährlich ist allerdings die Marke Finish – den meisten
noch als „Calgonit“ in Erinnerung. Reckitt Benckiser
vollzieht zurzeit ein Rebranding, um die Marke an den
internationalen Namen Finish anzupassen. Das Design
bleibt, und auch die breite, mehrstufige Kampagne erleichtert dem Verbraucher aktuell die Umstellung.
Angaben in %, Veränderung in %-Punkten
+/- Vj. %
2009 Q1/2010
2009 Q1/2010
Persil
Henkel
312,0
72,1
+6,6
-1,0
Ariel
P&G
234,7
68,3
+12,7
+50,9
Lenor
P&G
152,9
39,5
+7,9
+11,7
Spee
Henkel
88,3
22,0
-4,0
+4,7
Weißer Riese
Henkel
71,2
16,6
+6,1
-4,7
Reinigungsmittel
Hersteller
2009 Q1/2010
2009 Q1/2010
Calgonit/Finish
Reckitt Benckiser
145,4
36,6
+8,9
-0,3
Somat
Henkel
124,5
34,8
+0,2
+15,7
Airwick
Reckitt Benckiser
88,3
21,5
+14,6
-1,8
Pril
Henkel
62,0
16,1
-0,8
+8,3
Frosch
Werner & Mertz
Umsatz in Mio. E
61,6
15,6
1
Ø
Luftverbesserer
23,1
Universalwaschmittel
-1
-3
Spezialwaschmittel
22,2
-2
Wäscheweichspüler
36,0
13,5
Maschinengeschirrspülreiniger
37,9
Eigenmarkenanteil Q1/2010 in %
+7,8
-4 0
Basis: Deutschland inkl. Aldi; Auswahl nach Umsatz 2009 [ohne Handelsmarken]
Quelle: ACNielsen Handelspanel [CatCom]
Haushaltsreiniger
0
+/- Vj. %
+11,0
29,3
Wachstum vs. Vorjahr in %-P.
Hersteller
Werbung und Media
Umsatz in Mio. E
Waschmittel
10
20
30
40
Konsument
Durchweg erfolgreich: Reckitt Benckiser
Wie man in Krisenzeiten alles richtig macht – das zeigt
Reckitt Benckiser. Der Konzern, der aus einer Fusion zwischen dem britischen Unternehmen Reckitt & Colman
und der niederländischen Benckiser NV im Jahr 1999
entstand, blickt durchweg auf schwarze Zahlen. Selbst
im schwierigen Jahr 2009 erzielte das Unternehmen
weltweit eine nominale Nettoumsatzsteigerung von
acht Prozent. Wie das funktioniert? Niedrigere Herstellungskosten, hohe Mediainvestments – und 17 „Powerbrands“, die für das starke Wachstum sorgten. Für
2010 rechnet Reckitt Benckiser im Bereich Wasch- und
Reinigungsmittel erneut mit einem deutlichen Plus.
Auch Spekulationen über eine Fusion mit Colgate-Palmolive beflügeln zurzeit die Gemüter – konkrete Informationen stehen hier allerdings noch aus.
50
*Kreisgröße = Umsatzverhältnis
Basis: Deutschland inkl. Aldi; je Top-3-Umsatzsegmente WPR
Quelle: ACNielsen Handelspanel [CatCom]
06
Markt
Der Handelskrake
Im WPR-Markt nehmen Handelsmarken – anders als
zum Beispiel im Körperpflegesegment – einen ordentlichen Umsatzteil ein. 2009 kommen die Eigenmarken laut ACNielsen auf 28,5 Prozent. Reinigungsund Pflegemittel sind darunter deutlich stärker „betroffen“ als Waschmittel, der Anteil lag im ersten
Quartal 2010 bei genau einem Drittel. Bei Waschmitteln gehen dagegen nur 23 Prozent des Umsatzes an Private Labels, hier dominieren die beiden
Markenartikler Henkel und Procter & Gamble das
Umsatzranking.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal schafften es die
Herstellermarken jedoch, ihren Anteil gegenüber
der Handelskonkurrenz wieder ein wenig auszubauen – bei Waschmitteln stärker als bei Reinigungsmitteln. Interessant ist in dem Zusammenhang, ob es
Procter mit seinem Vorstoß in die günstigere Markenliga gelingen wird, dem Handel weitere Marktanteile
abzuluchsen.
ein Niedrigtemperaturwaschmittel, das seine Reinigungskraft bereits ab 15 Grad entfaltet – es verbraucht
also weniger Energie. Ein klares Statement gab auch
Hersteller Henkel ab, der Ende 2008 mit Terra Activ
einen Bio-Reiniger in den Massenmarkt einführte.
Aktuell fokussiert Henkel jedoch die Kommunikation
seines neuen Niedrigtemperaturwaschmittels Persil
ActicPower – und macht es damit Wettbewerber P&G
nach, der mit dem Ariel Excel Gel seit einigen Monaten
überaus große Erfolge feiert.
Dank dieser neuen effizienten und kompakten
Produkte ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Waschmittel zurückgegangen – im letzten Jahr laut
IKW von 7,4 auf 7,15 Kilogramm. Dass der Markt
deutliches Potenzial birgt, belegen auch die
Zahlen der GfK: Demnach machte das nachhaltige
Wasch- und Reinigungsmittelsegment einen Umsatzsprung von 29 Prozent, während der klassische Markt
leicht ins Minus rutschte.
Voll im Trend: Öko-Reinigung
Wer in den letzten Monaten aufmerksam durch den
Drogeriemarkt geschlendert ist, wird es gemerkt haben:
Der Nachhaltigkeitstrend ist auch im WPR-Markt angekommen. Konzerne launchen verstärkt Bio- oder
Kompaktprodukte, und auch die Kommunikation zielt
deutlich auf das Thema Nachhaltigkeit ab.
Produktinnovationen sprechen dieselbe Sprache:
Procter & Gamble kommuniziert mit dem im Februar
2009 eingeführten Ariel Excel Gel deutlich seine nachhaltigen Ambitionen. Hinter dem Produkt verbirgt sich
Markt
Angaben in %
+29,0
Nachhaltiger WPR-Markt
Konsument
Deutlicher Profiteur des Nachhaltigkeitstrends ist
Werner & Mertz, Hersteller der Marke Frosch. Das
Unterehmen erfreute sich im vergangenen Jahr an zweistelligen Umsatzzuwächsen, profitierte also deutlich
von seinem seit Jahren glaubwürdigen ethischen
Markenwert. Frosch ist im Segment der Reinigungsund Pflegemittel mittlerweile auf Platz fünf im Markenumsatzranking geklettert.
Umsatzentwicklung im WPR-Markt
2009 vs. 2008*
-0,8
Konventioneller WPR-Markt
-10
0
10
20
Werbung und Media
So hilft zum Beispiel Reckitt Benckiser dem Verbraucher mit seiner weltweiten Klimakampagne „Unser
Zuhause – unsere Erde“, die richtige Dosierung und
Waschtemperatur einzuhalten. Ebenso ging Procter &
Gamble im März mit der „Future-Friendly-Kampagne“
reichweitenstark on air, um amerikanische Verbraucher über Wasser-, Energie- und Abfalleinsparung aufzuklären.
30
*Rollierendes Jahr bis einschließlich Mai
Quelle: GfK, Lebensmittel Zeitung [September 2009]
07
Konsument
Ariel oder Aldi?
Wie bereits bei der Umsatzverteilung gesehen,
müssen Hersteller von Wasch- und Reinigungsprodukten ihre Marktanteile gegen eine starke Handelskonkurrenz verteidigen. Wie wichtig sind also
Markenprodukte für den Verbraucher? Reicht bei
Wasch- und Putzmitteln vielleicht das einfache,
günstige Handelsprodukt? Immerhin gehen drei
Viertel der Haushaltsführenden zumindest ab und
zu bei Aldi einkaufen, 60 Prozent bei Lidl. Nicht
selten erfolgt hier der Griff zur Eigenmarke. Laut Verbraucheranalyse verwenden allein zehn Millionen
Haushaltsführende ein Aldi-Vollwaschmittel, fünfzehn Millionen den Haushaltsreiniger. Aldi ist damit
die meistverwendete Haushaltsreinigermarke
überhaupt in Deutschland. Die Produkte genießen
darüber hinaus beim Verbraucher eine hohe
Markentreue, an deren Level gerade noch Persil
oder Der General anknüpfen können.
Allerdings: Marken scheinen bei Waschmitteln doch
etwas mehr zu zählen als bei Reinigungsmitteln.
Henkel und P&G haben mit Persil und Ariel weiterhin die Nase vorn. In jedem zweiten Haushalt wird
mit einer der beiden Marken gewaschen, Aldi
schafft es im Waschmittelsegment in gut jeden
fünften Haushalt.
Markt
15,6
Persil
11,4
Ariel
9,8
Aldi
8,1
Spee
5,6
Weißer Riese
5,0
Sunil
4,6
Dash
OMO
2,4
Vizir
2,2
2,2
Mr. Proper
1,8
Frosch
Skip
Konsument
Zwischen Marke und Private Label
Angaben in Mio. Verwendern [HHF]
Werbung und Media
Konsument
Verwendete Vollwaschmittelmarken
0,4
andere Handelsmarken
5,1
andere Marken
4,9
0
5
10
15
20
Basis: HHF 14+ J. [43,79 Mio.]
Quelle: VA 2009
08
Konsument
Handelsmarken
HH-Reiniger
Der General
Handelsmarken
Waschmittel [ohne Aldi]
70
Cillit Bang
Persil
Frosch HH-Reiniger
Ariel
Spee
Bref
65
Dash
Sunil
Weißer Riese
60
Verwenderanteil in %
10
15
20
25
35
30
40
Basis: HHF 14+ J.
Quelle: VA 2009
Verwendete Waschmittelsorten
Angaben in Mio. Verwendern
29,8
Pulver
16,8
Flüssig
7,4
Megaperls
5,2
Gel
3,7
Tabs
24,9
Original-Packung
11,9
Nachfüll-Packung
9,0
Umweltfreundlich
7,7
Hautschonend
0
Basis: HHF 14+ J. [43,79 Mio.]
Quelle: VA 2009
5
10
15
20
25
30
Trend zu Flüssigwaschmitteln
Etwa 30 Millionen Haushaltsführende verwenden beim
Waschen klassisches Pulver, 17 Millionen greifen heute
zur Flüssigvariante, rund fünf Millionen zum Gel. Im
Zeitreihenvergleich der Verbraucheranalyse zeigt
sich dabei ein klarer Trend: hin zur Flüssigvariante. Zwischen 2006 und 2009 stieg der Verwenderanteil von 32 auf 38 Prozent. Umgekehrt sank der
Anteil der Pulver-Verwender von 70 auf 68 Prozent. Die
dosierungspraktischen Tabs haben ihren Weg in knapp
vier Millionen Haushalte gefunden, und auch umweltoder hautschonende Varianten sind mittlerweile in
etlichen Haushalten präsent. Gibt es womöglich auch
hier geschlechterspezifische Unterschiede? Die gibt
es tatsächlich. So überzeugt der augenscheinliche
„Convenience-Faktor“ die haushaltsführenden Männer
anscheinend mehr – sie verwenden nämlich eher Tabs
als Frauen. Umgekehrt zeigen Frauen eine deutlich
stärkere Affinität zu Flüssigvarianten. Auch die Vermutung, dass Frauen eher auf nachhaltige Faktoren
achten, bestätigt sich durch die Verbraucheranalyse:
Nachfüllpackungen und umweltschonende Waschmittelvarianten werden von ihnen nämlich signifikant
häufiger verwendet.
09
Markt
Markentreue in %
75
Aldi HH-Reiniger
Aldi Waschmittel
Konsument
80
Der kleine Unterschied
Tatsächlich gibt es aber einen durchaus interessanten
„kleinen Unterschied“. Und der liegt in der Markenaffinität der Geschlechter. So zeigt sich in der Personengruppe, die hauptsächlich für die Haushaltsführung
zuständig ist: Männer greifen öfter zur Handelsmarke,
Frauen tendieren zu Markenprodukten. Liegen die
unterschiedlichen Affinitäten möglicherweise an der
werblichen Zielgruppenansprache? Denn FMCGWerbung der Markenartikler fokussiert häufig die
klassische Zielgruppe der Haushaltsführenden – und
das sind insbesondere Frauen. Auch zielt die Kreation
weiterhin fast ausschließlich auf weibliche Zielgruppen
ab.
Die Zahl männlicher Single-Haushalte wächst jedoch
laut Statistischem Bundesamt genauso wie die Zahl
jener Mehrpersonen-Haushalte, in denen Männer die
Federführung übernehmen. Allein zwischen 2003 und
2008 stieg die Anzahl männlicher Single-Haushalte
in Deutschland von 6,3 auf 7,3 Millionen – und damit
deutlich schneller als die Zahl weiblicher Single-Haushalte. Zwar sind Werbekreationen „für ihn“ vereinzelt
zu beobachten. Die männliche Zielgruppe künftig in
der Markenkommunikation stärker zu berücksichtigen,
kann jedoch angesichts demografischer Entwicklungen
kein Fehler sein.
Werbung und Media
Markentreue Waschmittel- und Haushaltsreinigermarken
Konsument
Der Studie zufolge birgt der nachhaltige WPR-Markt
noch deutliches Potenzial: Rund 14 Prozent der befragten Online-Haushalte gaben an, künftig ÖkoReinigungsmittel verwenden zu wollen. Insbesondere
weniger solvente Haushalte haben die Absicht, doch
der notwendig höhere Verbraucherpreis kann dabei für
Geringverdiener ein Hindernis sein. Immerhin ist laut
Branchenstimmen ein Preisaufschlag zwischen 20 und
30 Prozent erforderlich, um zusätzlich entstandene Kosten im nachhaltigen WPR-Markt wettzumachen. Der
Vorstoß der Discounter mit Öko-Eigenmarken kam dieser Klientel sicherlich entgegen. Auch kann die diskutierte Einführung „grüner“ Drogerie-Eigenmarken den
Verwenderkreis künftig sicherlich erweitern. Hinzu
kommt: Die von vielen Konzernen implementierte
Kommunikation ihrer Klima- und Umweltschutzambitionen erreicht mittlerweile eine breite Bevölkerungsschicht und trägt so zur Verbraucheraufklärung bei.
Dies wird den Absatz von ökologischen bzw. nachhaltigen Produkten sicher weiter beflügeln.
Verwenderhaushalte Öko-Reiniger
nach Einkommen
Angaben in %
Angaben in %
Markt
„Ich verwende bevorzugt umweltschonende
Haushaltsreiniger und Waschmittel.”
65
49,5
63,6
60
Bis unter
1.750 €
60,9
60,1
15,9
55,6
1.750 bis
unter 3.000 €
13,4
Konsument
Das grüne Gewissen
Ob Bio bei Lebensmitteln, Fair Trade im Handel oder
natürliche Inhaltsstoffe bei Kosmetik – für viele Menschen ist der Nachhaltigkeitsfaktor von Produkten und
Dienstleistungen heute ein wesentliches Konsumkriterium. Und auch beim Putzen und Waschen denken Verbraucher immer häufiger an nachhaltige Aspekte wie
Umwelt- und Klimaschutz. So stieg die Zahl der Verbraucher, die bevorzugt umweltschonende Reinigungsmittel
verwenden, allein zwischen 2007 und 2009 um vier
Punkte auf 64 Prozent.
Die beliebteste Ökoreiniger-Marke ist Frosch aus dem
Hause Werner & Mertz. Laut jüngster Verbraucheranalyse verwenden hierzulande zehn Millionen Konsumenten den Frosch-Haushaltsreiniger. Das Verbraucherbild ähnelt dabei dem der meisten nachhaltigen
Konsumsegmente: Besser situierte und ältere Zielgruppen zeigen ein deutlich größeres Interesse am
Öko-Putz, junge Haushalte legen weniger Wert auf
Nachhaltigkeit. Dies ergab eine Online-Haushaltsbefragung, die Nielsen im Auftrag der SevenOne Media
kürzlich durchführte.
7.538
55
60,1
10,6
50
2007
2008
Antwortkategorien: voll und ganz bzw. weitestgehend
Basis: E. 14+ J., 31.179 Fälle [64,82 Mio.]
Quelle: VA 2007 - 2009
Verwender
Potenzialverwender*
2009
*Haushalte, die nach eigenen Angaben demnächst Öko-Reiniger verwenden werden
Basis: Online-Haushalte, die schon einmal von dem Begriff „Nachhaltigkeit” gehört
haben [19,68 Mio. HH]
Quelle: SevenOne Media | Nielsen HomeScan [November 2009]
10
Werbung und Media
3.000 €
und mehr
Werbung
Krisenresistenz
Das Gröbste ist geschafft: Branchenübergreifend entwickelt sich der deutsche Brutto-Werbemarkt nach
dem konjunkturschwachen Jahr 2009 wieder äußerst
positiv. Der Gesamtmarkt wuchs laut Nielsen in den
ersten fünf Monaten um 9,4 Prozent, die Riege der FMCGler performt stark überdurchschnittlich mit einem Plus
von 14,5 Prozent. Noch besser machte es die Reinigungsbranche. Bereits im vergangenen Jahr erfreute
die WPR-Branche die deutschen Medienhäuser mit
Werbeinvestitionen von über 400 Millionen Euro. Im
Krisenjahr ein Plus von 45 Prozent – das gab es in keiner
anderen Branche! Insbesondere die Waschmittelhersteller rührten mit einem Plus von 53 Prozent kräftig
die Werbetrommel.
Und es geht munter weiter: Zwischen Januar und Mai
dieses Jahres nahmen WPR-Hersteller bereits 184 Millionen Euro in die Hand, noch einmal 29 Prozent mehr als
im Vorjahreszeitraum. Besonders stark: das Segment
der Luftverbesserer. Hersteller wie Reckitt Benckiser
und SC Johnson erhöhten ihre TV-Investments in dem
Segment gleich um 56 Prozent. Die Marktumsätze versprühen ebenfalls Freude: ACNielsen schreibt ein Plus
von elf Prozent in den Quartalsbericht.
279,0
400
300
403,4
142,7
Markt
321,5
184,2
187,0
174,6
146,4
200
100
213,4
146,6
67,6
130,5
73,0
95,2
+40,9%
87,8
+20,4%
0
2007
Waschmittel
2008
2009
Putz- und Pflegemittel
Jan.-Mai
2009
Konsument
Kontinuierlich on air
Angaben in Mio. €
Werbung und Media
Werbung
und Media
Entwicklung Brutto-Werbeinvestitionen
Reinigung
Jan.-Mai
2010
Sonstiges
Basis: Above-the-line-Medien inkl. Internet
Quelle: Nielsen Media Research
11
Werbung
Fernsehfreuden: Print ohne Chance
Schon einmal darüber nachgedacht, woher der Begriff
„Seifenoper“ eigentlich stammt? Für die Antwort blicken wir rund sieben Jahrzehnte zurück – auf US-amerikanische massenmediale Werbung der 30er-Jahre.
Reklame für Waschmittel wurde damals häufig im Radio
gemacht. Genauer gesagt sponserten einige Konsumgüterhersteller täglich fortlaufende Radiosendungen
– und schalteten dabei Werbung für ihre Produkte. Der
Seifenhersteller Procter & Gamble produzierte aufgrund des großen Werbeerfolges die meisten dieser
teils dramatischen Sendungen: Der Name „Soap Opera“
war entstanden.
Waschmittelwerbung und Radio – das ist jedoch lange
her. Heute zählt nur noch ein Medium bei der Bewerbung von Reinigungsmitteln, und das heißt TV. Tatsächlich ist der WPR-Markt die mit Abstand fernsehaffinste
Branche, der TV-Anteil am gesamten Werbevolumen liegt
seit Jahren zwischen 90 und 95 Prozent. In Euro ausgedrückt bedeutet dies für 2009 TV-Investments in Höhe
von 373 Millionen Euro. Der Hintergrund für diese annähernd monomediale Strategie ist klar: Schnelldreher
mit ihrer hohen Innovationsrate müssen innerhalb kürzester Zeit eine hohe Bekanntheit im Massenmarkt erzielen. Hinzu kommt: Die versprochene Schlagkraft der
Reinigungsprodukte kann visuell am sinnvollsten per
Bewegtbild dargestellt werden.
Mediensplit Reinigung
Eine entsprechend geringe Rolle spielen andere
Medien: 22 Millionen verbuchten im letzten Jahr die
Zeitschriftenverlage, Werbung im Internet machte
sechs Millionen Euro aus. Mit umgerechnet 1,5 Prozent
lag der Online-Share damit vergleichsweise niedrig –
branchenübergreifend flossen knapp acht Prozent in
Internetwerbung. Im laufenden Jahr allerdings steigt
auch in der Reinigungsbranche der Online-Anteil auf
deutlich höhere 4,9 Prozent.
Henkel und Procter mit massiver Werbeerhöhung
Der Marktüberblick hat es bereits gezeigt: Die WPRBranche ist stark konzentriert – neben Handelsprodukten finden Verbraucher vor allem Marken von drei
großen FMCG-Herstellern in den Regalen: Henkel,
Procter & Gamble und Reckitt Benckiser. Und genau
die beherrschen auch den deutschen Werbemarkt. Jeder Hersteller gab im vergangenen Jahr gut und gerne
100 Millionen Euro brutto für TV-Werbeleistungen aus.
SC Johnson und Unilever kamen darüber hinaus auf
jeweils 18 Millionen, SCA investierte knapp acht Millionen Euro.
Doch wer sind die Hersteller, die den Werbemarkt
so massiv nach vorne treiben? Für das starke nominale TV-Wachstum verantwortlich sind vor allem
zwei: Branchenleader Henkel und Procter & Gamble.
Beide Reinigungsriesen erhöhten im vergangenen
Jahr ihre Brutto-Werbeinvestments immens – um
Markt
TV-Brutto-Werbeinvestments Reinigung
nach Firmen
Angaben in %
Angaben in Mio. €
100%
3,0
95,0
2,7
94,9
5,2
92,3
4,4
92,2
4,9
5,7
89,1
115,2 +107,9%
Henkel Wasch-/
Reinigungsmittel
48,2 +28,1%
112,6 -4,3%
75%
54,8 +5,7%
Reckitt Benckiser
18,1 +101,5%
11,0 +173,7%
Unilever
17,5 +17,1%
8,1 +53,2%
25%
SCA Hygiene
Products
7,8 +76,7%
2,1 -4,3%
0
Sonstige
1,7
0,4
2007
TV
TZ
2008
PZ
FZ
Quelle: Nielsen Media Research
Jan.-Mai
2009
2009
RD
PL
INT
Jan.-Mai
2010
0
2009
30
60
90
Werbung und Media
SC Johnson
50%
Konsument
99,5 +62,9%
39,2 +32,9%
P&G
120
Jan.-Mai 2010
Quelle: Nielsen Media Research
12
Werbung
Nachhaltige Investments
Das Thema Nachhaltigkeit spielt heute eine große Rolle
für das Markenimage. Hersteller investieren deutlich
stärker in klimaschonende Produkte oder fokussieren
nachhaltige Aspekte bei ihrer Endverbraucherkommunikation. So vereinte das Niedrigtemperaturwaschmittel
Excel Gel im letzten Jahr die höchsten TV-Werbeinvestitionen unter der Dachmarke Ariel. Auch Henkel
investierte 2009 mit 15 Millionen Euro massiv in seine
Bio-Reinigermarke Terra Activ. Im laufenden Jahr
reduzierte Henkel deren Bewerbung und setzt anstatt
dessen auf die Persil-Subbrand ActicPower – ebenfalls
ein Niedrigtemperaturwaschmittel. So liefern sich die
beiden Wettbewerber nun ein Kopf-an-Kopf-Rennen
um die sauberste Wäsche und die energiesparendste
Waschtemperatur.
Insgesamt schickte Henkel seine Jahrhundertmarke
Persil im vergangenen Jahr für 30 Millionen Euro ins
Rennen, was einer Verdoppelung der Investments
gegenüber 2008 entspricht. Es zeigt sich also deutlich:
Gerade in konjunkturschwächeren Phasen investieren
die Hersteller immens in ihre Topmarken, um keine
Marktanteile gegen die zumeist günstigere Handelskonkurrenz abzugeben und den Markenmehrwert in
den Köpfen der Verbraucher zu festigen.
Angaben in Mio. €
+/- Vj. %
Jan.-Mai
2010
Hersteller
Ariel
P&G
51,0
24,4
+61,9
+49,1
Persil
Henkel
30,6
8,2
+113,0
-44,3
Vanish
Reckitt Benckiser
27,4
12,3
+8,6
+2,8
Calgon
Reckitt Benckiser
11,8
6,9
-6,0
+23,9
Vernel
Henkel
11,0
3,2
+310,4
+8,6
Umsatz in Mio E
Jan.-Mai
2009
2010
2009
+/- Vj. %
Jan.-Mai
2009
2010
Reinigungsmittel
Hersteller
Calgonit/Finish
Reckitt Benckiser
22,0
13,8
-12,0
+21,3
Cillit Bang
Reckitt Benckiser
17,9
8,6
-6,5
+13,5
Somat
Henkel
17,4
9,0
+107,7
+72,4
Swiffer
P&G
14,8
4,5
+32,4
-19,8
Brise
SC Johnson
11,9
5,8
+93,0
+98,7
Quelle: Nielsen Media Research
13
Konsument
Umsatz in Mio E
Jan.-Mai
2009
2010
Waschmittel
Markt
TV-Brutto-Werbeinvestments Reinigung,
Topmarken
Werbung und Media
60 bzw. 38 Millionen Euro. Während Henkel sein
Budget dabei deutlich breiter auf seine werberelevanten Brands verteilt, legt Procter & Gamble den
Werbefokus vor allem auf eine Marke: Ariel. Die Hälfte
seines gesamten TV-Bruttovolumens für Reinigungsprodukte, nämlich 50 Millionen Euro, investierte
Procter in massive TV-Reichweite für Ariel-Produkte.
Damit ist Ariel die am stärksten beworbene Waschmittelmarke im deutschen Werbefernsehen.
Auch im laufenden Jahr setzt Procter diese Strategie
fort. Zwischen Januar und Mai flossen fast zwei Drittel des bisher 39 Millionen starken TV-Budgets in die
Bewerbung von Ariel. Die kräftige Erhöhung der
Werbeinvestments in beiden Jahren zeigt: Die Kommunikation ist beim Verbraucher angekommen. Mit prozentualen Umsatzzuwächsen im deutlich zweistelligen
Bereich zeigt Ariel laut Angaben von ACNielsen nämlich eine außerordentlich gute Marktperformance.
Werbung
Auch die nähere Betrachtung einzelner Unternehmen zeigt Besonderheiten: Während die Hersteller Henkel,
Reckitt Benckiser und Unilever fast ausschließlich auf klassische Spots setzen,
haben Procter & Gamble, SC Johnson und
SCA das Splitscreen-Format für sich entdeckt.
P&G steckt im laufenden Jahr jeden zehnten Euro
in diese aufmerksamkeitsstarke Sonderwerbeform, SC
Johnson investiert sogar ein Fünftel seines gesamten TV-Budgets. Und auch bei der Spotlänge gibt es
Unterschiede: Bei Henkel und Procter kommen am häufigsten 20-Sekünder zum Einsatz, Reckitt Benckiser
setzt dagegen auf zahlreiche 25-Sekünder.
TV-Sendersplit Reinigung
Angaben in %
Angaben in %
100%
100%
9,5
8,9
33,1
27,3
6,4
43,6
5,3
37,1
75%
6,8
38,9
75%
Markt
TV-Vermarktersplit Reinigung
5,0
9,5
5,3
8,9
7,3
7,0
18,9
24,2
8,3
7,9
6,4
13,1
5,3
10,2
6,8
12,2
25,0
28,3
25,0
11,2
59,8
50%
10,7
Konsument
Große Sender mit hoher Reichweite sind dabei gefragt: Sat.1
mit seiner starken Zielgruppe
der Haushaltsführenden ist seit
Jahren umsatzstärkster Anbieter. Zusammen mit RTL kommt
Sat.1 auf einen Marktanteil von
56 Prozent im laufenden Jahr.
Nur eine marginale Rolle in Sachen
Werbewirkung scheinen hingegen die
Öffentlich-Rechtlichen zu spielen. Die Markenartikler investierten gerade einmal 0,9 Prozent ihres
TV-Werbevolumens in ARD und ZDF.
Spots der klassischen Art
Es mag eine Vielzahl an Sonderwerbeformen geben,
die Werbungtreibende heute für ihre TV-Kommunikation nutzen können. Die WPR-Branche allerdings
schwört auf den klassischen Spot. Knapp 95 Prozent
des gesamten TV-Bruttobudgets investieren die Hersteller in diese Werbeform, vier von fünf gebuchten
Spots sind mindestens 20 Sekunden lang. Waschmittelkreationen werden meist etwas ausführlicher in Szene gesetzt: Ein Viertel der
Spots hat eine Länge von mindestens 30
Sekunden, bei Putz- und Pflegemitteln
ist es gerade einmal jeder zehnte.
54,0
50%
51,5
25%
25%
0%
16,8
19,2
45,4
43,9
8,3
31,9
26,5
10,5
8,8
7,4
6,9
8,3
5,3
29,8
32,7
31,1
0%
2007
SevenOne Media
2008
IP
Quelle: Nielsen Media Research
2009
EL CARTEL MEDIA
Jan.-Mai
2009
ÖR
Jan.-Mai
2010
Sonstige
2007
SAT.1
ProSieben
Jan.-Mai
2009
2009
2008
kabel eins
RTL
VOX
Jan.-Mai
2010
RTL II
Sonstige
Quelle: Nielsen Media Research
14
Werbung und Media
Private Power
Das Motto in Sachen Fernsehwerbung heißt: bitte
privat! Ein Blick auf die Share-Verteilung zeigt, dass die
Privatsender das WPR-TV-Volumen nahezu vollständig
unter sich aufteilen. SevenOne Media schafft es dabei
seit Jahren, die meisten Brutto-Werbegelder für sich
zu gewinnen und hält im laufenden Jahr einen Anteil
von gut 45 Prozent. Der Kölner Mitbewerber
IP kommt auf 39 Prozent, El Cartel
beansprucht knapp sieben Prozent.
Werbung
Für sie – und ein wenig für ihn
Spannend ist immer wieder der Blick auf die kreative
Umsetzung. Sehen wir bei Waschmittelkreationen auch
„Spots der klassischen Art“ oder hat sich das Zielgruppenspektrum angesichts demografischer und sozialer
Entwicklungen verändert? Welche Bilder verwenden
Kreative bei der Spotgestaltung?
Ganz ehrlich: Es hat sich nicht allzu viel getan im Laufe
der letzten Jahrzehnte. Denn die überwiegende Anzahl der Kreationen ist weiterhin ausschließlich für sie
gemacht. Die Mehrzahl der Haushaltsführenden ist
zwar weiblich – allerdings werden bei der kreativen
Ausarbeitung nicht selten Stereotype bedient. Die
wachsende Zahl männlicher Haushaltsführender wird
darüber hinaus nicht angemessen stark berücksichtigt.
So sprechen große Waschmittelprodukte wie Ariel
Excel Gel, Persil ActicPower oder Megaperls in aktuellen TV-Spots ausschließlich Verbraucherinnen an. Allerdings: Mit Ariel Compact setzt Hersteller Procter &
Gamble zurzeit auf ein modernes Familienbild. Eine gelungene Ausnahme bildet ebenfalls Henkels Kreation
für Spee, das mit unterschiedlichen Motiven beide Geschlechter gezielt anspricht. Bei Putz- und Pflegemitteln sind Männer insgesamt stärker im Zielgruppenfokus der Mediaplaner angekommen. Reiniger wie Pril
oder Sidolin zum Beispiel nehmen gerne auch mal ihn
als alleinigen Putz-Protagonisten ins Visier.
Ohne Pause
Es gibt eine ganz einfache Mediastrategie, die die Big
Player im WPR-Geschäft verfolgen: kontinuierliche TVKontakte aufbauen. Wer sich längerfristige Werbeunterbrechungen seiner Dachmarken erlaubt, läuft nämlich Gefahr, Marktanteile an die Wettbewerber und den
Handel zu verlieren. Die hohe Anzahl an Innovationen
macht es dabei leicht, immer wieder Werbe- und Abverkaufsimpulse für Produktneuheiten zu liefern.
Werfen wir also einen Blick auf die führenden Marken:
Eine klare Ansage macht Procter & Gamble für Ariel.
In den letzten 24 Monaten gab es tatsächlich keine einzige Woche, in der Produkte unter der ArielDachmarke nicht beworben wurden. Auch Vanish von
Reckitt Benckiser und Henkels Topbrand Persil setzen
fast vollends auf kontinuierlichen Werbedruck. Vanish
gönnte sich gerade einmal drei werbefreie Wochen zur
Weihnachtszeit, Persil setzte lediglich zum Jahresbeginn 2010 für vier Wochen aus.
Doch auch Flighting-Strategien gehören bei Waschmittel-Topbrands mit ins Planungsprogramm. Reckitt
Benckiser beispielsweise setzt für seine Dachmarke
Calgon seit Jahren gerne auf die „Drei-zu-eins-Regel“:
drei Wochen TV-Werbedruck aufbauen, eine Woche
pausieren. Dies spart Budget, hält aber dennoch einen
weitestgehend kontinuierlichen Werbedruck aufrecht.
TV-Werbeformen und Ø-Spotlängen
Markt
Angaben in % und Sekunden
ø Sekunden
Reinigung gesamt
94,6
4,9
21
Waschmittel
94,5
5,2
23
Putz-/Pflegemittel
94,7
4,6
78,8
SC Johnson
SCA
0
Splitscreen
25
50
Sponsoring
20
24
21,2
20
99,1
21
86,8 13,2
20
Unilever
Normal TV
20
11,1
99,7
Reckitt Benckister
75
Konsument
97,5
88,2
P&G
Werbung und Media
Henkel Wasch-/
Reinigungsmittel
20
100
Sonstiges
Basis: TV-Bruttoinvestitionen 1.1.-31.5.2010
Quelle: Nielsen Media Research
15
Werbung
Dieselbe Strategie
verfolgt Henkel
für die Dachmarke
Vernel – allerdings
mit deutlich größeren Abständen zwischen den TV-Flights.
Hier folgen auf eine mehrmonatige Werbestrecke
häufig einige Monate
Werbepause.
Im Bereich der Putz- und
Pflegemittel gelten ähnliche Gesetze:
Es gibt kaum eine Woche, in der die großen
Marken keine Gross Rating Points sammeln, um die breite Zielgruppe der Haushaltsführenden zu erreichen. Einzig um
die Weihnachtszeit legen Hersteller –
ähnlich wie bei Waschmitteln – auch mal
eine kurze Sendepause ein.
zu bewerben, knapp zwei Drittel davon wurden beim
Sender Sat.1 gebündelt. Die Aufgabe, vor der Reckitt
Benckiser dabei in diesem Jahr steht, heißt Rebranding. Ziel ist es, die Geschirrspülmarke mit dem
ehemaligen Namen Calgonit an den internationalen
Markennamen anzupassen. In den ersten fünf Monaten
investierte Reckitt Benckiser für die mehrstufige
Kampagne bereits 14 Millionen Euro brutto in klassische TV-Kommunikation – mit gerade einmal zwei
Wochen werbefreier Phase. Auch Henkels Geschirrspülmittel Somat kennt keine Pause und leistete es sich
in den letzten zwei Jahren gerade einmal vier Wochen,
die Kundenkommunikation zu unterbrechen. Es zeigt
sich also deutlich: Im stark umkämpften Markt werden
Marktanteile mit großem Werbeeinsatz verteidigt.
Kontinuierlich Kaufimpulse liefern – das ist die Strategie
führender FMCG-Marken.
Finish von Reckitt Benckiser führt aktuell die Riege der Topbrands an. Seit
2009 investierte der britische Hersteller satte 36 Millionen Euro, um die
Marke im deutschen Fernsehen
TV-Brutto
2009 – YTD
in Mio. E
2009
2010
Kalenderwoche 1-53
Kalenderwoche 1-23
Markt
TV-Mediastrategie führender WPR-Marken
Ariel
77,3
Vanish
41,7
Persil
39,2
Calgon
19,6
Vernel
14,7
Konsument
Waschmittelmarken
Putz-/Pflegemittelmarken
Finish
Cillit
Bang
36,2
Somat
26,9
Swiffer
19,7
Air Wick
16,7
Werbung und Media
27,1
Quelle: Nielsen Media Research
16
Impressum
Herausgeber Autorin Grafik
Redaktionsschluss
SevenOne Media GmbH, Unterföhring
Simone Reitbauer [[email protected]]
Veronika Zehetner
25.06.2010
SevenOne Media GmbH
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D-85774 Unterföhring
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