Franz Rosenzweig

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Franz Rosenzweig (1886-1929)
• *Kassel
• 1905 in Göttingen, München
und Freiburg Medizinstudium
• 1907: Geschichte u.
Philosophie in Freiburg u.
Berlin. Vetter Hans Ehrenberg,
Privatdoz. Phil in Heidelberg,
beeinflusst F.R. Studium
• 1912 Diss. bei dem Historiker
Friedrich Meinecke, ausgebaut
„Hegel und der Staat“ (1920)
• 1913 Konversion?
• 1917: Entdeckung „Das älteste
Systemprogramm des
deutschen Idealismus“
Manuskript Hegels
•
vita
• Kriegsdienst auf dem Balkan
• ab 1916 Feldpostbriefe mit
Eugen Rosenstock-Huessy
und dessen Frau Margrit
• Grundlage des Hauptwerkes
„Der Stern der Erlösung“
Aug. 1918-Febr. 1919
(erscheint erst 1921).
• Keine Habil.,
• Bildungsarbeit
• 1920 Aufbau des Freien
Jüdischen Lehrhauses in
Frankfurt am Main
• 1922: Erkrankung,
Lateralsklerose, umfassende
Lähmung
• „Das neue Denken“ (1925)
• „Verdeutschung der Schrift“
mit M. Buber
• + Dez. 1929 Frankfurt am
Main
Der Stern der Erlösung
1. Die Elemente: Gott, Welt,
Mensch - Vorwelt
2. Die Bahn: Schöpfung,
Offenbarung, Erlösung
http://www.freidok.unifreiburg.de/volltexte/310/p
df/derstern.pdf
S. 19-60
3. Gestalt – ewige Überwelt
Reich Gottes
• Feuer - Ewiges Leben:
Judentum
• Strahlen - Ewiger Weg:
Christentum
• Stern – ewige Wahrheit:
eschatologische
Vollendung
• Tor zum Leben
Erster Teil: Die Elemente oder die
immerwährende Vorwelt
• Einleitung: Über die Möglichkeit, das All zu
erkennen
• 1. Buch: Gott und sein Sein oder Metaphysik
• 2. Buch: Die Welt und ihr Sinn oder Metalogik
• 3. Buch: Der Mensch und sein Selbst oder
Metaethik
Einleitung: Über die Möglichkeit, das All
zu erkennen
Idealismuskritik
• Hans Ehrenberg, Die Parteiung der Philosophie.
Studien wider Hegel und die Kantianer (1911)
• Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854)
(1828–1850) negative und positive Philosophie
Neukantianismus
• Marburger Schule: Hermann Cohen (1842–1918);
Paul Natorp (1854–1924
• Badische Schule: Wilhelm Windelband (1848–
1915), Heinrich Rickert (1863–1936): Wertphil.
Die Philosophie und der Tod
• Nicht das Denken, wie bei Descartes, sondern der Tod
ist der Ausgangspunkt und die Herausforderung für die
Philosophie, für das Erkennen.
• Falsche phil. Rettung vor dem Tod; sie übergeht
„denkend“ den Einzelnen in seiner Todesangst, indem
sie vom Jenseits der Seele redet, den blauen Dunst des
Allgedankens, des Allgemeinen verbreitet.
• R. versteht den Idealismus als Leugnung des
Einzelnen.
• Dagegen soll an der Todeserfahrung festgehalten
werden: sie macht auf den Denkenden aufmerksam,
der weiß: Der Tod ist nicht Nichts, er ist ein Etwas.
• Die Vielheit der Tode / Nichtse macht den phil.
Gedanken der Allheit zur Lüge, genauso wie die
Behauptung, sie setze N/nichts voraus.
Die Genese der Philosophie als
Offenbarungsphilosophie
• Die Phil. mündet in das sich selbst erfassende
Wissen = Hegel. Umfasst ist damit auch die
Quelle göttlichen Wissens jenseits des
Denkens, ebenso der Glaube.
Hegels Phil. drückt die Offenbarung aus, so
dass weder eine Scheidung von Phil. und
Glaube, noch eine Bemächtigung des
Glaubens durch die Phil. zu befürchten ist.
Weltgeschichtlich zuerst ist die Offenbarung,
die von der Phil. adäquat gedacht wird.
Kritik zugunsten des einzelnen
Menschen
• Sören Kierkegaard: das Eigene, Namentliche
wehrt sich gegen die Auflösung ins Allgemeine, in
den Kosmos (All).
• Arthur Schopenhauer: die Frage nach dem Wert
der Welt für mich bringt die individuelle Existenz
des Menschen ins Spiel, das Leben, den Einzelnen
im Gegenzug zum System und dessen
Allgemeinheit.
• Friedrich Nietzsche: Leibl. Leben
 Konsequenz: der Mensch als Einzelwesen tritt
aus dem Wissensbereich der Phil. als System
heraus, er tritt ihr gegenüber.
Scheitern der Ethik vor der Individualität
des Menschen und der Freiheit
• Der auf die TAT des Einzelnen zielende Ethik gelingt es
dennoch, nicht den Einzelnen vor dem Sein / dem
System zu retten, da sie sich um allgemeingültige
gemeinschaftliche Prinzipien sorgt, selbst Kants
kategorischer Imperativ ist gemeinschaftlich orientiert.
Die Ethik versteht den Einzelnen ebenso als Teil des
Systems, des Seins, der Ontologie.
• Positiv: Kants Rede von der Freiheit als Wunder in der
Erscheinungswelt gewinnt ihren Sinn dadurch, dass sie
auf die metaethische Dimension des Menschen
jenseits der Ethik aufmerksam macht: der Mensch ist
zuerst Erscheinung, Realität, Dasein – und nur insofern
Subjekt einer Moral.
Ziel: Der tatsächliche Mensch
• Das Meta-Ethische als der Mensch in seiner
Tatsächlichkeit entthront die phil. wissbare
und im System darstellbare Welt.
Das All ist nicht mehr alles.
Historische Reduktionen
• Antike:
• Mittelalter:
• Moderne:
kosmologische Reduktion
theologische Reduktion
anthropologische Reduktion
• Die drei Themen: Welt, Gott, Mensch
Ziel:
• Die drei Reduktionen – Kosmos, Gott, Mensch
– müssen aus dem System heraustreten in die
ursprüngliche Erfahrung hinein: wir machen
die Erfahrung der Tatsächlichkeit dieser
irreduziblen Drei, zuerst mit dem Menschsein.
• R. gibt keine Begründung: Warum diese Drei,
warum es nicht mehr ursprüngliche
Substanzen geben soll. In einem Brief
konstatiert er: die Dreizahl ist vorgefunden,
aufgelesen.
Wie kam es aber zur Allheit als Sein
und System?
• …wegen der Denkbarkeit der Welt, der Einheit
des Denkens.
• Histor. Beispiel: Alles ist Wasser (Thales von
Milet)
• Parmenides „Dasselbe aber ist Denken und Sein.“
• Deshalb: Aufstand gegen die Einheit des Denkens,
gegen den Versuch, alles auf ein Wesen / eine
Substanz zu reduzieren.
• Aufstand gegen Allheit und Einheit, gegen die
„Philosophen von Jonien bis Jena“.
Bewältigungsdenken und der Wille
zum Kontingenten
• Einerseits: Verwandlung des Kontingenten,
Zufälligen in das Notwendige durch das Denken.
• Andererseits: Wiederentdeckung der
+ contingentia mundi,
+ des Willens, der einfach ungenötigt will.
Aber: der Wille soll nicht als dritte Größe neben
Sein und Denken eingeführt werden, um die
Identität von Denken und Sein aufzulösen,
sondern am Denken selbst soll die Nichtidentität
von Denken und Sein erkenntlich werden.
Aufweis der Nichtidentität von Denken
und Sein am Denken
• 1. Die Selbstreferentialität des Denkens, das
sich denkt, zeigt es in seiner
Selbstbezüglichkeit als in sich different – als
„verzweigtes“ Denkens.
• Nur aus dieser inneren Differenzierung heraus
kann es sich mit anderem, dem Sein,
identifizieren – was wiederum den
Unterschied von Denken und Sein voraussetzt.
• Das selbstbezügliche Denken als
Mannigfaltigkeit, weil Prinzip der Differenz:
• Nur wegen seiner inneren Differenz
(Mannigfaltigkeit) kann das Denken das Sein
unter der Rücksicht seiner (des Denkens)
eigenen Einheit betrachten: die Einheit des
Seins ist demnach etwas Gedachtes, ist die
des Denkens.
• Konsequenz: die Einheit fällt aus dem Sein /
Kosmos heraus.
Wand mit
Bild / Bildern
• Wand = leeres Denken
• Bild = Inhalt / Sein
• al fresco:
Denken = Sein
• Jetzt: Sein ist nur ein
Bild, „Eins“
Metalogische Welt (H. Ehrenberg)
• Weil die Einheit der Welt im
Denken und somit außerhalb
der Welt liegt, ist die Welt
metalogisch (nicht alogisch).
• „das Denken wird ein
‚Bestandteil der Welt‘“ wie das
Ethos Bestandteil des Menschen
ist.
• Die metalogische Welt entbehrt
des Schutzes durch Denken und
Logik.
• Die Welt metalogisch begreifen
heißt sie als Schöpfung, Kreatur
ansprechen.
• Hans Ehrenberg, Die Parteiung
der Philosophie. Studien wider
Hegel und die Kantianer (1911)
• „neue Logik“; sie hat an der
Welt ihre Grenze u. keinen
ontologischen Status – gegen
Hegels Logik. Das Denken
gehört in seiner Wirklichkeit
zur Wirklichkeit – und damit zu
einem metalogischen
Anderen; die Logik kann darum
nicht in sich und mit sich einen
Abschluss finden.
Unabsolute, für den meta-physischen
Gott offene Welt
• Die metalogische Welt entlässt Gott aus sich
als ihre absolute Gestalt:
Nach Hegel ist das Absolute / Gott in seinem
Anderen, der Welt (dem Endlichen), bei sich.
• Die „gott-lose“, „unabsolute“ Welt (physis)
wird aber neu für Gott offen: für den metaphysischen Gott, den Welt-transzendenten
Gott.
Das eigene Dasein Gottes vor der Einheit
von Sein und Denken
• Das Logische als Bestandteil der Welt
• Das Ethische als Bestandteil des Menschen
• Die Physis als Bestandteil Gottes: Gott hat eine
Natur – unabhängig von der Welt.
• Abgrenzung von Hegel: die Welt als Leib
Gottes.
Der Schnuller der Philosophen: der
ontologische Beweis als Einheit von
Denken und Sein
• Das Paradoxon: Obwohl der ontologische Beweis
Gottes Existenz dartun soll, entzieht er ihm eine
eigene Existenz: Gottes Existenz wird als Fall des
allgemeinen Prinzip der Einheit von Vernunft und
Wirklichkeit gedeutet, so dass Gottes Realität die
der Welt wird.
• Die Phil. steckt der nach einem Gottesbeweis
schreienden Theologie den Schnuller der Einheit
von Vernunft/Denken/Begriff und Existenz in den
Mund und begründet somit einen Pantheismus
oder auch Akosmismus.
Freiheit Gottes
• Außer der eigenen Natur Gottes muss Gott
Freiheit zukommen, um lebendig zu sein.
• Nietzsches Atheismus als Beispiel einer
Begegnung mit dem lebendigen Gott, der
nicht die Welt ist.
Gottes Freiheit qua Schrankenlosigkeit wird
Grund für Gottes Leugnung/Verfluchung.
Metaphysica specialis:
Gott, Welt, Mensch (Seele)
• Bisheriger Überlegungen galten nur der
„Vorbereitung“.
• Gott, Welt, Mensch bleiben noch drei
unbekannte Größen, drei Nichtse“.
• Rosenzweig will sie als „‘irrationale‘
Gegenstände“ (= nicht als Gegenstände einer
rationalen Wissenschaft) zurückgewinnen.
„Vorwelt“ der Nichtse
• Ausgangspunkt soll das spezifische,
unterschiedliche Nichts dieser drei Gegenstände
sein; von ihrem Nichts ist zum Etwas der
Bestimmung fortzuschreiten, von ihrer
vorreflexiven evidenten Tatsächlichkeit und
Gegenwart.
Die Tatsächlichkeit wird in einem nicht-theol.
Glauben erfasst.
Das Nichts ist – im Unterschied zu Hegel - die
Realität vor allem Denken, ein Nichtwissen, nicht
ein Nichts, aus dem die drei Gegenstände erst
werden = Idealismus.
Methode der Explikation der Nichtse
• 1. Bejahung dessen, was nicht Nichts ist,
Affirmation des Nicht-Nichtseins = der
Tatsächlichkeit, ohne Bestimmung, ein leeres Sein
Subjekt = Nicht-Nichts; Prädikat = Sein, reine
Positivität, „es gibt“, nichts weiter.
• 2. Negation des Nichts: Das Nichts ist nicht = es
gibt eine unendliche Vielzahl von Bestimmungen,
d.h. zur ursprünglichen Erfahrung gehört die
Mannigfaltigkeit der Realität, ihrer vielfältigen
Endlichkeit und Begrenztheit. Die Negation ist
qualitativ endlich in ihrem Bezug auf die
Bestimmungsvielfalt.
2. Gott und sein Sein oder Metaphysik
Etwas ist
so
und
1. Bejahung Nichtnichts,
• von Etwas, das Etwas ist – aber
ohne weitere Bestimmung: Es ist
die Un-Endlichkeit dessen, was
nicht Nichts ist.
• Das Etwas als Anwohner des
Nichts, weil es negativ gefasst
wird: durch eine Negation
hindurch: Un-Endliches
• Etwas = Fülle dessen, was nicht
Nichts ist, Wesen – Ursprung.
• Dieses Unendliche ist Gottes
unendliches Wesens, seine
Tatsächlichkeit, seine Physis.
nicht anders
2. Verneinung des Nichts
• Etwas als dem Nichts
Entronnenes.
• „nicht anders“ – setzt
Unterschiede, damit Grenzen =
Begrenztes, Endliches
• Etwas = als Befreiung vom
Nichts, als Nein zu allem, was es
nicht ist, als Freiheit zum
Selbstsein.
• Diese Freiheit ist unerschöpflich,
aber sie hat die Gestalt einer
endlichen Tat.
• Tat; Freiheit – Anfang
• Unendliche Macht, Schicksal
Ja
Nein
• Wesen – unendliches
• Freiheit – Aktivität
Ist, träges Ja
• Willkür, Macht
• Müssen, Schicksal
• Unendliche • Unendliche Macht
Gebundenheit
• Lebendigkeit Gottes
Ja
Und
• So, Prädikat –
bewegungsloses Da
Nein
• Mensch, Subjekt –
„nicht anders“
„So und nicht anders“
Der lebendige Gott A = A
Zu Göttern
Westen nicht anders
• Nur lebendig
• Nicht Götter der
Lebenden
• Götter ohne Welt
• Welt ohne Götter
• + aktiv
Asien So
• China: das
Himmelsgewölbe als alles
unter sich einbegreifende
Macht
• Indien: nur stilles Wesen
des Absoluten, ohne
Freiheit, tot
• Nirwana: Nicht so, Nicht
so
Götter als Ziel der Sehnsucht, nicht als
zuvorkommend Liebende
• Gott und Götter als
Fluchtpunkt der Liebe,
die auf das
Vollkommene zielt.
• Gottes Liebe nur als
Antwort auf den
vollkommen Liebenden
• Gott, der
zuvorkommenden liebt,
• der zur Gottesliebe
ermächtigt.
• Monismus: Vergottung
von Mensch und Welt
• Herablassung Gottes
Gott
• Ja – als Uraffirmation, als Positivität und
Setzung.
• So, Sic, Dass
• Y = Subjekt im Nein gesetzt als Verneinung des
Nichts
• X = Positives, So
• Gott als A unbewegtes, unendliches Sein
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