Dr. Christopher Carilli - Alexander von Humboldt

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Es gilt das gesprochene Wort!
Sperrfrist: 29. Juni 2005, 19.30 Uhr
LAUDATIO
anlässlich der Verleihung des Max-Planck-Forschungspreises 2005
Internationaler Forschungspreis
der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Max-Planck-Gesellschaft
an
Dr. Christopher Carilli
National Radio Astronomy Observatory, Socorro, New Mexico, USA
in Berlin am 29. Juni 2005
Wie so oft in der Geschichte der Naturwissenschaften gingen große Entdeckungen, die
später dann in die Lehrbücher Einzug hielten, aus der Beobachtung kleinster Effekte hervor.
Es sind Details, kleine Abweichungen vom Bekannten und vom Erwarteten, die zu so manch
wichtiger Entdeckung geführt haben. Den Blick dafür zu haben, das zeichnet einen
hervorragenden Wissenschaftler aus. Dr. Christopher Carilli ist zweifelsohne – das belegt
sein wissenschaftlicher Werdegang - einer von ihnen.
Christopher Carilli hat eine Reihe Aufsehen erregender Entdeckungen gemacht, die das
Verständnis und das weitere Studium kosmischer Objekte in der wissenschaftlichen
Gemeinschaft revolutioniert haben. So galt und gilt sein wissenschaftliches Interesse als
Radioastronom unter anderem aktiven Galaxien, Galaxienhaufen und der Natur der Galaxien
im jungen Universum.
Seine Forschungsgebiete sind weit gestreut, und viele davon gehören zu den spannendsten
Gebieten der Radioastronomie, der Astrophysik. In so manchen Fällen hat Christopher Carilli
sich Phänomenen zugewandt, die von anderen unbeachtet blieben.
Christopher Carilli ist heute einer der führenden Radioastronomen weltweit. Sein Wissen,
seine Erfahrung sind bei Fachkollegen geschätzt und gefragt und er ist Vorbild geworden für
eine neue heranwachsende Generation von talentierten jungen Männern und Frauen, die
sich der Radioastronomie verschrieben haben.
Verstehen kann man diese Erfolge nur, wenn man sich vergegenwärtigt, wie Christopher
Carilli arbeitet. Er vereint eine Reihe von wichtigen Eigenschaften und Fähigkeiten: ein
fundamentales und überaus breites astronomisches, astrophysikalisches und
kosmologisches Verständnis, kombiniert mit einem tief greifenden technischen Wissen über
die Beobachtungsinstrumente.
Wer einmal vor einem Radioteleskop stand und miterlebt hat, wie sie sich wie von
Geisterhand bewegen, ist überwältigt. Was man nicht sieht, sind die gewaltige
Datenmengen, die anfallen: Daten, aus denen nutzbare Informationen erst gewonnen
werden. Doch deren Auswertung ist aufwändig und führt die Astronomen an die Grenzen
ihrer Messgeräte. Christopher Carilli hat wesentlich dazu beigetragen, das bestmögliche aus
den Instrumenten zu holen. Er hat gemeinsam mit internationalen Kollegen Messverfahren
und Messprogrammen entwickelt. Er handelt nach dem Motto: „Lieber keine Daten als
schlechte Daten.“ Und so bestechen seine Arbeiten durch wissenschaftliche Präzision.
Als Radioastronom ist Christopher Carilli überall zu Hause, wo es Beobachtungsmöglichkeiten gibt. Schon als Humboldt-Stipendiat hat er vor Jahren am Max-Planck-Institut für
Radioastronomie in Bonn gearbeitet und am großen Radioteleskop in Effelsberg. Die
wissenschaftlichen und freundschaftlichen Kontakte wurden bis heute gepflegt und so kommt
er regelmäßig um auch hier seine Beobachtungen durchzuführen.
Doch seine Heimat ist sicherlich das Very Large Array in Socorro, New Mexico. Dort forscht
Christopher Carilli als einer der führenden Wissenschaftler am Array Operations Center für
das National Radio Astronomy Observatory.
Das Observatorium ist eine der beeindruckendsten Beobachtungseinrichtungen für
Radioastronomie. Und wohl einer der wunderbarsten Arbeitsplätze der Welt. In der
Hochebene von San Agustin, eine wahrlich atemberaubende Landschaft, stehen 27
Radioteleskope, die miteinander synchronisiert die Empfindlichkeit eines Superteleskops von
130 Metern Durchmesser erreichen. Sie können die Auflösung eines hypothetischen
Teleskops von 36 Kilometern Durchmesser erzielen. Christopher Carilli schwärmt bereits von
der nächsten Generation etwa das ALMA in Chile, das 64 Einzelteleskope umfassen wird
oder das Square Kilometer Array. Sein Knowhow als Astrophysiker und als Radioastronom
geht in die Planung solcher Superteleskope und der Beobachtungsprogramme ein.
Der Max-Planck-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Max-PlanckGesellschaft zeichnet mit Christopher Carilli einen Forscher aus, der wie kein anderer die
praktische technische Kompetenz und die absolute Präzision mit einem fundamentalen
theoretischen Verständnis vereint. Seine Beobachtungen dienen als Grundlage für
theoretische Astrophysiker weltweit, die die Daten der Radioastronomen dringend zur
Überprüfung und Erhärtung ihrer Arbeit brauchen. Christopher Carilli will das Preisgeld zur
Unterstützung und Förderung junger Nachwuchswissenschaftler einsetzen – insbesondere
für das Studium der Kosmischen Reionisierung und der Entstehung der ersten Galaxien und
Sterne. Hierzu wird er das tun, was seine größte Stärke ist: Genau hinsehen! Und offen sein,
für die Wunder im Universum. Getrieben von Enthusiasmus und Neugierde - und mit
wissenschaftlichen Methoden den Wundern der Welt auf den Grund gehen.
Lieber Herr Dr. Carilli, ich gratuliere Ihnen herzlich zur Auszeichnung mit dem Max-PlanckForschungspreis 2005.
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