EXO TERRA Journal

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EXO TERRA
Expedition Madagaskar 2006
die Bambusexpedition
Journal
EXO TERRA
Expedition Madagaskar 2006
Journal
Alle Mitglieder der Exo Terra Expedition Madagaskar 2006 kehrten
nach drei Wochen intensiver Feldforschung in den Dschungeln
und Bambuswäldern Nordwest-Madagaskars sicher nach Hause
zurück.
Anschluss auf die Größte der Madagaskar vorgelagerten Inseln,
Nosy Bé, hatten.
Unsere madagassischen Expeditionsmitglieder und das
Logistikteam holten uns vom Flughafen von Fascene ab. Zwei
kleine, völlig überladene Taxis brachten uns nach Ambatoloaka,
einem kleinen Urlaubsort an der Südwestküste der Insel. Wer mit
dem Wissen nach Ambatoloaka kommt, dass dies Madagaskars
größtes Touristenzentrum ist, erkennt schnell, dass Madagaskar
bis zur Erschließung für den Massentourismus noch einen weiten
Weg vor sich hat.
Nach der Entdeckung einer neuen Taggeckoart (Phelsuma
vanheygeni) durch Exo Terra Manager Emmanuel Van Heygen
im Rahmen der Exo Terra Expedition Madagaskar 2004 waren
viele Fragen in Bezug auf Verbreitung, Verhalten und Lebensraum
dieser bemerkenswerten Entdeckung unbeantwortet geblieben.
Um Antworten hierauf zu finden, kehrte das Exo Terra Team im
Juni 2006 in die Gegend zurück.
Wir checkten für eine letzte Nacht des Luxus in unserem Hotel
ein. Die meisten Menschen freilich würden bereits den Aufenthalt
in diesem Hotel als Abenteuer betrachten. So dauerte es nicht
lange, bis wir unseren Taggecko entdeckten, der es sich an der
Decke eines unserer Zimmer gemütlich gemacht hatte. Das Hotel
liegt direkt am Strand. Viele der Einheimischen haben mit Ankunft
der Touristen den Beruf gewechselt. Früher war Ambatoloaka ein
typisches madagassisches Fischerdorf. Die vielen vorbeifahrenden
Boote beweisen, dass die Fischerei für viele Inselbewohner noch
immer die wichtigste Einnahmequelle ist. Viele versuchen, ihren
Fang an die örtlichen Hotels zu verkaufen oder ihn gegen andere
Dinge des täglichen Bedarfs einzutauschen.
Reiseplan
1. Tag – 6. Juni : Brüssel – Paris – Reunion
2. Tag – 7. Juni : Reunion – Nosy Bé (Madagaskar)
3. Tag – 8. Juni : Ambatoloaka
4. Tag – 9. Juni : Nosy Komba - Ankify
5. Tag – 10. Juni : Ankify – Ampopo
6. Tag – 11. Juni : Ampopo – Bezavona
7. Tag – 12. Juni : Bezavona
8. Tag – 13. Juni : Bezavona
9. Tag – 14. Juni : Bezavona
10. Tag – 15. Juni : Bezavona – Nosy Iranja – Russian Bay
11. Tag – 16. Juni : Russian Bay – Ambalihabe
12. Tag – 17. Juni : Ambalihabe
13. Tag – 18. Juni : Ambalihabe – Djangoa
14. Tag – 19. Juni : Djangoa
15. Tag – 20. Juni : Djangoa – Ambatoloaka
16. Tag – 21. Juni : Ambatoloaka – Mayotte (Komoren)
17. Tag – 22. Juni : Mayotte
18. Tag – 23. Juni : Mayotte
19. Tag – 24. Juni : Mayotte – Lokobe (Nosy Bé)
20. Tag – 25. Juni : Lokobe – Reunion
21. Tag – 26. Juni : Reunion – Paris - Brüssel
Wir hatten bereits etwas Obst und Gemüse von einer der
Einheimischen erworben, die ihre Anbauprodukte in voll
beladenen Körben, die sie auf dem Kopf tragen, anbieten. Unser
örtliches Team kümmerte sich um den Rest unserer Vorräte.
Später am Abend trafen wir uns mit Monsieur Nazer, dem Leiter
unseres örtlichen Logistikteams. Er ist sehr angesehen und
versorgte uns mit einem Boot mit einem 60 PS starken Motor. Wir
erklärten ihm unsere Pläne und kalkulierten den voraussichtlichen
Kraftstoffbedarf.
Müde von der langen Reise waren wir froh, dass die Sonne hier
um etwa sechs Uhr untergeht. Wenig später lagen wir alle im
Bett. Am nächsten Morgen standen wir früh auf, beluden unser
Boot und brachen auf zu unserem ersten Reiseziel, Nosy Komba.
Ambatoloaka
Nosy Komba
Am 6. Juni 2006 trafen sich die Mitglieder des Exo Terra
Expeditionsteams in Brüssel (Belgien) für den ersten Abschnitt
der Reise der Exo Terra Expedition 2006 nach Madagaskar. Wir
flogen zunächst nach Réunion, von wo aus wir am nächsten Tag
Wir kamen etwa um 12 Uhr mittags auf dieser idyllischen Insel
an. Nosy Komba ist madagassisch für Maki-Insel; zunächst jedoch
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Wir fingen mehrere Phelsuma klemmeri, um sie zu messen und
anderen Daten zu erheben. Es ist nicht einfach, diese kleinen
Geckos, die in die winzigste Spalte im Bambus passen, zu
fangen, und bedarf mehrerer Augenpaare, bis man sie schließlich
erwischt hat. Bemerkenswert ist, wie viele Species einer einzigen
Gattung es in dieser Gegend gibt. Neben dem riesigen Phelsuma
madagascariensis grandis hofften wir, zusätzlich eine der
kleinsten Arten, Phelsuma vanheygeni, zu finden. Diese Species
wurde während der Madagaskarexpedition 2004 von Exo Terra
Manager Emmanuel Van Heygen entdeckt.
entdeckten wir keine. Wir begannen unsere Suche nach Reptilien
und Amphibien direkt am Ankunftsstrand, der unserem nächsten
Reiseziel, Ankify, gegenüberlag. Es dauerte nicht lange, bis wir auf
einigen Felsaufschlüssen am Strand die erste Skinke ausmachten.
Sie gehörten überwiegend zur Species Mabuya. Nachdem wir
eine sehr hübsch gefärbte Raupe fotografiert hatten, fanden wir
unsere ersten Taggeckos: ein Jungtier der Species Phelsuma dubia,
Phelsuma laticauda sowie Phelsuma madagascariensis grandis.
Eine kurze Suche in einem nahe gelegenen Bambushain, wo
wir Phelsuma seippi und Phelsuma klemmeri zu finden hofften,
blieb ergebnislos. Phelsuma seippi hatten wir 2004 auf der Insel
vorgefunden, Phelsuma klemmeri jedoch noch nie.
Als wir den nahe gelegenen Wald erkundeten, stießen wir auf das
größte Chamäleon Madagaskars, Furcifer oustaleti. Der Körper
dieses Tiers hatte die Größe meines Unterarms.
Auf unserem Weg zurück zum Boot stießen wir auf ein
Pantherchamäleon (Furcifer pardalis). Diese Pantherchamäleons
unterscheiden sich von ihrer Färbung her geringfügig von denen
auf Nosy Bé und sehen völlig anders aus als die, die man sonst
auf Madagaskar findet. Wir fuhren dann mit dem Boot nach
Ankify – eine Fahrt von lediglich 30 Minuten.
Die Halbinsel weist außerdem eine eigene Farbvariante des
Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) auf. Wir fanden auf engem
Raum mehrere Männchen, aber keine Weibchen.
Um noch vor Einbruch der Dunkelheit Ampopo auf der Westseite
der Ampasindava-Halbinsel zu erreichen, mussten wir Ankify nun
verlassen. Als wir uns dem Strand näherten, an dem unser Boot
wartete, passierte uns eine Gruppe von Delphinen, offensichtlich
auf der Jagd. In Ampopo wollten wir nur die Nacht verbringen,
um dann weiter nach Bezavona zu fahren. Es war eine lange Fahrt
– fast 50 km – und wir mussten auf See den Tank aus unserem
Kraftstoffvorrat auffüllen.
Ankify
Ampopo
Die Ankify-Halbinsel liegt im Sambirano-Becken und ist vermutlich
der typische Lebensraum des Taggeckos Phelsuma klemmeri.
Sofort nach der Ankunft organisierten wir ein Fahrzeug, um
uns so weit wie möglich zu den Bambuswäldern im Inneren der
Halbinsel zu bringen – das letzte Auto, das wir für eine Weile zu
Gesicht bekommen würden.
Am späten Nachmittag kamen wir an einem mehrere Kilometer
langen, unberührten Strand in der Nähe des kleinen Dorfes
Ampopo an. Unmittelbar dahinter begann der Wald des Tieflandes.
Wir schlugen direkt am Strand unser Lager auf, um in den Genuss
der kühleren Meeresbriese zu gelangen, und fachten ein riesiges
Feuer an, um uns die Moskitos und Buschschweine vom Leibe zu
halten. Am Abend besprachen wir die Strategie für die nächsten
Tage. Anschließend machten sich einige Teammitglieder in den
nahe gelegenen Wald auf, aber ohne Erfolg.
Der erste Taggecko, den wir fanden, war ein Phelsuma seippi.
Dieser teilt seinen Lebensraum normalerweise mit Phelsuma
klemmeri. Es dauerte nicht lange, bis wir unseren ersten Phelsuma
klemmeri dieser Reise fanden. Er ist ohne Zweifel der auffallendste
Gecko! Eine weitere Taggeckoart, die es in diesem Bambuswald
gab, war Phelsuma laticauda.
Wirklich giftige Schlangen kommen auf Madagaskar nicht
vor, mit Ausnahme der madagassischen Hakennasennatter
(Leioheterodon madagascariensis). Während wir gerade eine
dieser großen Schlangen maßen, rief plötzlich unser Teammitglied
Achim um Hilfe: Er hatte in der Nähe einen weiteren Phelsuma
klemmeri entdeckt. Wir mussten die Schlange also vorübergehend
in einem unserer Rucksäcke verstauen.
Am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang bereiteten
wir sofort unsere Bootsfahrt nach Bezavona im Süden der
Ampasindava-Halbinsel vor. Der morgendliche Sonnenschein
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führte uns die wahre Schönheit dieses einsamen Platzes vor Augen
und machte es sehr viel schwerer, unser Gepäck zu packen. Aus
heiterem Himmel kroch plötzlich eine madagassische Hakennatter
(Leioheterodon madagascariensis) durch unser Lager in Richtung
des nahen Waldes und verschwand dort so schnell, wie sie
gekommen war. Während wir die Schlange verfolgten, stießen
wir auf unser erstes Pantherchamäleon (Furcifer pardalis).
kleinere, am Boden lebende Reptilien und Amphibien auf. Das
einzige Tier, das wir auf diese Weise fangen konnten, war ein
kleiner Frosch.
Unmittelbar nachdem wir den unser Lager umgebenden
Bambuswald betreten hatten, stießen wir auf einen Phelsuma
vanheygeni. Diese Species wurde während unserer früheren
Exo Terra Expedition im Jahre 2004 entdeckt und nach Exo Terra
Manager Emmanuel Van Heygen benannt. Der Gecko befand
sich etwa 1 cm unterhalb eines zikadenartigen Insekts, als warte
es darauf, dass das Tier sich bewege.
Was keiner erwartet hatte: Es war einer der berühmten
„rosaroten Panther“, eine Farbvariante, die zuvor nur aus dem
nahe gelegenen Ankaramy südlich von Ambanja bekannt war. Es
war ein junges Männchen, das noch nicht die prächtige, rosarote
Färbung eines ausgewachsenen Tieres aufwies. Dieser Fund stellte
eine erhebliche Ausweitung des bekannten Verbreitungsgebietes
dieser Variante des Pantherchamäleons dar. Es ist nun gesichert,
dass diese auf der gesamten Ampasindava-Halbinsel vorkommt.
Etwas später bemerkten wir auch einen Phelsuma seippi, das
dasselbe Verhalten zeigte. Es befand sich ebenfalls direkt unter
einem Insekt anderen Typs. Der nächste Bambusschössling
beherbergte ebenfalls einen Phelsuma seippi. Auch hier befand
sich direkt darüber ein Insekt. Es war klar, dass sich die Geckos
nicht an die Insekten anpirschten, um diese zu fressen, sondern
darauf warteten, dass sie etwas ausschieden. Selbst einen
Phelsuma klemmeri entdeckten wir genau unterhalb eines Insekts,
und auch zwei Ameisen, die sich ebenfalls an den vermutlich
süßen Insektenausscheidungen laben wollten, versuchten sich zu
nähern. Sie mussten freilich warten, bis der Gecko sich entfernt
hatte. Neben den Taggeckos der Gattung Phelsuma stießen wir
auch auf mehrere unbekannte Lygodactylus-Arten.
Am Waldrand und am Strand selber blühten einige einheimische
Orchideen der Gattung Angreacum. Es war ein interessanter Platz,
und wir waren traurig, ihn verlassen zu müssen, um rechtzeitig
nach Bezavona zu gelangen.
Bezavona
Der Häufigste aller in diesem Bambuswald vorkommenden
Geckos war definitiv Phelsuma seippi. Auch Phelsuma vanheygeni
scheint hier sehr häufig zu sein, ist jedoch etwas schwieriger
auszumachen, da die Tiere zwischen den Blättern und dünneren
Zweigen des Bambus leben. Eine Bambuspflanze beherbergt in
der Regel ein Paar. Während des Tages bewegen sich die Tiere
durch den dichten oberen Teil des Bambus und wagen sich nur
selten auf den dickeren Stamm. Des Nachts schlafen sie vermutlich
zwischen den dichten Blättern.
Es dauerte etwa drei Stunden, bevor wir die Einfahrt zum
Bezavona-Fluss im Süden der Ampasindava-Halbinsel erreicht
hatten. Nachdem wir den richtigen Mündungsarm gefunden
hatten, fuhren wir mit dem Boot durch die Mangrovensümpfe
so weit wie möglich den Fluss hinauf, bis wir nicht mehr über
ausreichend Wassertiefe verfügten.
Wir durchsuchten den Wald in der Nähe unseres Lagers außerdem
auf Chamäleons. Das erste, auf das wir stießen, war ein riesiges
Furcifer oustaleti. Es ist in Madagaskar weit verbreitet und ist auch
im warmen, feuchten Flachland an der Küste anzutreffen, scheint
jedoch die trockeneren Wälder zu bevorzugen. Dieses große
Chamäleon erreicht eine Gesamtlänge von bis zu 60 cm; es gibt
jedoch Berichte über noch größere Männchen. Seine Farbgebung
besteht überwiegend aus Grau- und Brauntönen, aber man hat
auch schon vollständig grüne Tiere gefunden. Die Weibchen
scheinen geringfügig farbiger zu sein als die Männchen und sind
etwas dünner und kleiner.
Die Dorfbewohner, die neugierig waren, was diese „Vaza“
(madagassisch für Weiße) wohl vorhatten, kamen, uns zu
begrüßen. Einer unserer madagassischen Teamkollegen erklärte
uns, dass das letzte Mal, dass man hier „Vaza“ gesehen hatte,
vor etwa 25 Jahren gewesen war, als die letzten Franzosen die
letzte Vanille-Plantage der Gegend aufgaben. Die meisten unter
25-jährigen hatten daher noch nie Weiße getroffen.
Eine weitere häufig vorkommende Species in dieser Gegend ist
Furcifer pardalis. Bei den Weibchen ist es schwer, eine spezifische
Farbgebung zu erkennen; bei den Männchen ist eine solche
deutlicher zu bemerken. Es ist vermutlich eine Farbvariante des
„rosaroten Panthers“, da Ankaramy lediglich 20 km östlich von
Bezavona liegt. Ausgewachsene Männchen sind nicht nur deutlich
größer, sondern weisen auch einen ausgeprägteren Helm auf.
Nachdem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten, gingen wir das
Programm für die nächsten Tage durch, da wir uns mindestens
einige Tage lang in der Gegend aufhalten wollten. Am nächsten
Morgen stellten wir im nahe gelegenen Wald Lochfallen für
Ein bekannter Jäger kleinerer Eidechsen und Amphibien ist die
Schlangenart Ithycyphus miniatus, die wir in einem Bambushain
überraschten, wo sie direkt vor unseren Augen (und unserer
Kamera) einen Frosch verzehrte.
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Ambaliha
Auf dem Rückweg zu unserem Lager konnten wir bereits einen
köstlichen Essensduft wahrnehmen. Nazir war bereits dabei, ein
großartiges Abendessen zuzubereiten. Er hatte im Dorf ein paar
Kartoffeln auftreiben können und machte Bratkartoffeln. Die
allgegenwärtigen neugierigen Dorfbewohner konnten hier ihre
Version einer Fernsehkochshow erleben! Der Dorfchef nahm an
diesem Nachmittag an unserem Abendessen teil und hörte zu,
während wir uns auf den nächsten Tag vorbereiteten.
Nach Sonnenuntergang begaben wir uns erneut auf die Suche
nach allem, was kreucht und fleucht. Das erste Lebewesen, das
unsere Aufmerksamkeit weckte, war eine riesige Spinne, die
darauf wartete, dass ein unvorsichtiges Insekt ihr zu nahe käme.
Der in weiten Teilen Madagaskars verbreitete Große Igeltenrek
(Setifer setosus) suchte auf dem Waldboden nach Früchten und
Insekten.
In den Bäumen konnten wir eine Reihe von Geckos der Genus
Geckolepis ausmachen. Diese sind leicht an ihren großen,
fischartigen Schuppen zu erkennen, die nur oberflächlich befestigt
sind. Diese Geckos sind nachtaktiv und verbringen den Tag unter
der Rinde der Bäume von Primär- oder Sekundärwäldern.
Der Name der Bucht, in der Ambaliha liegt, geht auf einen
Vorfall während des russisch-japanischen Krieges im Jahre 1905
zurück. Damals ankerte hier ein russisches Kriegsschiff mit dem
Auftrag, alle vorbeifahrenden japanischen Schiffe anzugreifen.
Die Mannschaft aber hatte Gefallen am Leben auf Madagaskar
gefunden. Die von der Mannschaft ausgehende Meuterei hatte
kaum begonnen, als die Offiziere auch schon nachgaben;
auch ihnen waren die zauberhaften madagassischen Frauen
nicht entgangen. Das Schiff wurde in der heutigen Russian Bay
versteckt und trat nur in Erscheinung, um mit den Piratenschiffen
in der Straße von Mosambik Handel zu treiben.
Die Russen verkauften alles, was am Schiff nicht niet- und
nagelfest war. Der Letzte von ihnen starb 1936. Die Überreste
des Wracks sind noch heute bei Ebbe sichtbar.
Die endemische Gattung Uroplatus ist ebenfalls nachtaktiv, aber
verlässt sich auf ihre Tarnung und verbringt den Tag den Kopf
nach unten auf kleinen Bäumen. In der Nacht jagen die Tiere
nach Insekten und springen dabei manchmal über einen Meter
weit von Baum zu Baum.
Anschließend mussten wir uns auf die Rückkehr zum Fluss
vorbereiten, wo unser Boot auf uns wartete. Wir hofften, dass
bereits Flut war, da noch ein langer Weg durch die Mangroven
vor uns lag. Einige der Dorfbewohner begleiteten uns, um sich
zu verabschieden.
Glücklicherweise war der Wasserpegel bereits ausreichend hoch,
um uns zurück auf die offene See zu tragen. Die Flut verbarg
viele der Sandbänke und Mangrovensträucher; daher waren
wir auf die örtlichen Fischer angewiesen, die uns durch dieses
Unterwasserlabyrinth leiteten.
Kurz bevor wir diesen Garten Eden verlassen wollten,
bemerkten wir einen jugendlichen Madagaskar-Leguan (Oplurus
cuvieri) beim Sonnenbad auf dem Stamm einer Palme. Das
unzusammenhängende Verbreitungsgebiet der Leguane ist ein
biogeografisches Rätsel. Die Gesamtfamilie besteht aus 650
Arten, von denen 99% auf dem amerikanischen Doppelkontinent
beheimatet sind. Andernorts gibt es nur sehr wenige Arten, und
zwar auf Fidschi, Tonga und Madagaskar.
Als Erstes steuerten wir Nosy Iranja an, eine kleine der
Ampasindava-Halbinsel vorgelagerte Insel. Nosy Iranja besteht
aus zwei kleineren, durch eine weiße Sandbank verbundenen
Inseln; die Sandbank steht bei Flut unter Wasser.
Wir konnten auf der Insel Vorräte aufnehmen, vor allem Treibstoff
und Wasser, die von unserem Basislager auf Nosy Bé hierher
gebracht worden waren.
Wir wandten uns nun Richtung Ambaliha, einem der größeren
Dörfer an der Ostseite der Ampasindava-Halbinsel. Nachdem wir
mehrere Kilometer flussaufwärts gefahren waren, mussten wir
das Boot schließlich zurücklassen. Leider nämlich war inzwischen
Ebbe, und so mussten wir die letzten Kilometer laufen. Wie bei
unserem letzten Besuch 2004 wählten wir den einzigen Laden
im Dorf als Basisstation, um unsere nicht benötigte Ausrüstung
sowie unseren Außenborder zurückzulassen.
Auf der Insel beobachteten wir u.a. den Tulukuckuck (Centropus
toulou), der uns auch in mehreren Bambushainen auf der
Halbinsel aufgefallen war. Hier fraß er einen Phelsuma laticauda,
was unseren Verdacht bestätigte, dass dieser Vogel ein wichtiger
natürlicher Feind der Phelsuma ist. Wir verließen Nosy Iranja in
Richtung Russian Bay im Nordteil der Ampasindava-Halbinsel, wo
wir die Nacht verbringen wollten.
Ambaliha ist ein typisches madagassisches Dorf. Die Bewohner
sind extrem freundlich und ebenso neugierig. Wir zeigten einem
der Dorfkinder Fotos, die wir 2004 von seinem Vater, der uns
damals in den Wald begleitet hatte, gemacht hatten, auf meinem
iPod. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass das gesamte
Dorf zutiefst verblüfft war, einige der Dorfbewohner auf dem
kleinen iPod-Display zu sehen.
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Phelsuma vanheygeni ist eine der kleineren Taggeckoarten und
an das Leben im Bambus gut angepasst. Es ist eine taxonomisch
isolierte Art und weist innerhalb der Gattung keine nahen
Verwandten auf.
Nach kurzem Halt im Büro des Dorfchefs, wo wir die Erlaubnis für
den Marsch in die Berge einholten, konnten wir endlich mit dem
Aufstieg beginnen. Die Aussicht war atemberaubend: In der Ferne
waren Ankify, Nosy Komba und sogar das Naturschutzgebiet
Lokobe auf der Insel Nosy Bé zu erkennen.
Auch hier stießen wir wieder auf den rosaroten Panther (Furcifer
pardalis), die typische Farbvariante der Ampasindava-Halbinsel.
Spektakuläre Farbvariationen und zarte Abweichungen der
Kopfform des Männchens scheinen in bestimmten Populationen
ein Abgrenzungsmerkmal zwischen verschiedenen Regionen
darzustellen und werden verwendet, um Ursprungsgebiete zu
unterscheiden. Es wurden bisher keine formellen Unterarten
festgelegt, aber detailliertere Studien unter Berücksichtigung
der genetischen Variationen könnten möglicherweise voneinander zu unterscheidende Populationen erkennen lassen.
Das Pantherchamäleon ist in den feuchtwarmen Regionen
des nördlichen, nordwestlichen, nordöstlichen und östlichen
Madagaskars beheimatet. Es ist eine der häufigsten in Madagaskar
vorkommenden Tierarten. Erstmals wurde diese geschlechtlich
hochgradig dimorphe Species 1829 von Cuvier beschrieben.
Größere Männchen erreichen im ausgewachsenen Zustand eine
Gesamtkörperlänge von bis zu 50 cm.
Es war bereits dunkel, als wir nach einer anstrengenden Klettertour
auf dem Berggipfel ankamen und unser Lager aufschlagen
konnten. Einige der einen Teil unseres Gepäcks tragenden
Männer machten sich sofort auf den Rückweg, um das restliche
Gepäck zu holen. Unsere Bewunderung dafür, dass sie diesen
anstrengenden Marsch, bei dem sie barfuß die schweren Säcke,
Kisten und den Generator trugen, zweimal unternahmen, war
groß.
Am folgenden Morgen waren wir alle gut erholt und bereit für den
Abstieg zum auf der anderen Bergseite gelegenen Bambuswald.
Eine kleine Quelle in der Nähe versorgte uns mit frischem
Trinkwasser. Auch unsere Kleidung bedurfte nach mehreren Tagen
im Dschungel der Wäsche; Nazir kümmerte sich darum, während
wir die Umgebung erkundeten. Auf unserem Weg nach unten
trafen wir zahlreiche Menschen, alle mit Gepäck. Wir befanden
uns auf einem wichtigen Handelsweg, über den die Menschen
aus dem Inland mit den Dorfbewohnern des Küstenstreifens Holz
und Reis gegen Fisch eintauschten.
In der Nähe eines kleinen Baches entdeckten wir einen Paroedura
oviceps. Im Gegensatz zu den meisten anderen madagassischen
Geckos leben die Paroedura-Arten überwiegend am Boden.
Paroedura oviceps ist ein nachaktiver Gecko, der sich tagsüber
unter der Rinde toter Bäume verbirgt.
In der Höhe der Berge ist der Wald noch immer intakt und es gibt
nach wie vor Tiere in Hülle und Fülle. Innerhalb kürzester Zeit
stießen wir auf zahlreiche Tiere, u.a. Schildechsen, Schlangen und
sogar Blattschwanzgeckos. Die madagassische Ringelschildechse
(Zonosaurus madagascariensis) kommt auf der Halbinsel
sehr häufig vor. Dromicodryas bernieri ist eine überwiegend
am Boden lebende tagaktive Schlange mit runden Pupillen.
Madagascarophis colubrius andererseits ist eine nachtaktive
Art mit eindeutig vertikalen Pupillen. Die Arten der Gattung
Madagascarophis gehören zu den häufigsten madagassischen
Schlangen. Sie leben überwiegend am Boden, können jedoch
auch oft beim Klettern beobachtet werden. Zu ihren Beutetieren
gehören Frösche, Skinke, Geckos, Chamäleons und sogar andere
Schlangen und Vögel.
Der Abstieg zurück zur Küste war etwas einfacher, wozu
vermutlich die atemberaubende Aussicht beitrug. Als wir wieder
in der Nähe des Dorfes ankamen, stand das Wasser bereits so
hoch, dass wir eine Reihe den Gezeiten unterworfenen Bäche
durchwaten mussten, um mit all der Ausrüstung das Boot
zu erreichen. Wir setzten unseren Kurs durch die Mangroven
hindurch fort, um die Ampasindava-Bucht in Richtung der Stadt
Djangoa zu überqueren.
Djangoa
Weit verbreitet, aber im Allgemeinen in verstreuten Populationen
kommt Henkels Plattschwanzgecko (Uroplatus henkeli) vor.
Blattschwanzgeckos sind sehr auffallende Echsen, die ihren
Ursprung in Madagaskar haben. Sie sind nachtaktiv und in einer
Vielzahl von Waldhabitaten anzutreffen. Alle Arten leiden unter
dem fortschreitenden Rückgang des Waldes in Madagaskar.
Während einige Arten anscheinend Schädigungen ihres
Lebensraums bis zu einem gewissen Grade verkraften können,
kommen sie Berichten zufolge in Sekundarhabitaten nur in
geringerer Zahl vor.
Bei der Ankunft im Bambuswald verschlug uns die große Zahl
der hier anzutreffenden Geckos einmal mehr die Sprache. In
den Bambuswäldern des Landesinneren der AmpasindavaHalbinsel ist Phelsuma vanheygeni weit verbreitet. Es teilt seinen
Lebensraum mit Phelsuma klemmeri, Phelsuma seippi, Phelsuma
laticauda und dem größeren Phelsuma madagascariensis grandis.
Als wir den Djangoa-Fluss erreichten, machte sich bereits die Ebbe
heftig bemerkbar. Dadurch war es schwierig für uns, flussaufwärts
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zu fahren. Wir legten schließlich am Ufer der Stadt an, dort, wo
die „Route National 6“, eine der Hauptstraßen Madagaskars,
den Djangoa-Fluss kreuzt. Djangoa ist eine kleine Stadt mit einer
Moschee und vielen weiteren Steingebäuden. Die Menschen sind
– wie überall auf Madagaskar – hilfsbereit und freundlich. Eine
Familie lud uns sogar ein, ihren zahmen Maki - einen Mohrenmaki
(Eulemur macaco) - zu bewundern. Wir fanden das etwas traurig,
aber anscheinend kümmerten sie sich gut um das Tier.
Flugzeug zur Komoreninsel Mayotte zu erwischen. Mit Betreten
des Flughafens und Besteigen des Flugzeugs waren unsere
Wochen in den unzivilisierten Dschungeln der AmpasindavaHalbinsel abrupt zu Ende.
Mayotte
Wir überquerten den Fluss mittels der Brücke und schlugen am
nördlichen Flussufer in der Nähe eines Bambuswaldes unser Lager
auf. Am Ufer stießen wir auf eine junge Gelbbauch-KlappbrustPelomedusenschildkröte (Pelusios castanoides). Obwohl es den
Dorfbewohnern zufolge hier Krokodile gab, bot uns der Fluss
eine willkommene Erfrischung sowie die Gelegenheit, den Dreck
und Schweiß von vielen Tagen im Dschungel loszuwerden. Dieser
Lagerplatz war eindeutig der bisher beste.
Höhepunkt dieser Expedition war zweifellos die Entdeckung von
Phelsuma vanheygeni in den hiesigen Bambuswäldern. Es war
die erste Sichtung dieser erst kürzlich entdeckten Taggeckos
außerhalb der Ampasindava-Halbinsel, und das so nahe an einer
von zahlreichen Forschern auf ihrem Weg nach Ambanja oder
Antananarivo genutzten Hauptstraße. Es handelte sich um eine
sehr große, gesunde Population, denn es gelang uns, in relativ
kurzer Zeit mehrere verschiedene Tiere auszumachen. Phelsuma
klemmeri fanden wir hier dagegen nicht.
Mayotte ist geografisch gesehen die älteste der vier Komoreninseln
und verfügt über eine unverwechselbare Pflanzen- und Tierwelt.
Bei der Ankunft in unserem Lager im Süden der Insel, nahe Kani
Kely, wurden wir von einer Gruppe brauner Makis (Eulemur fulvus
mayottensis) begrüßt. Braune Makis leben in Gruppen von bis zu
30 Tieren zusammen. Die Gruppen sind instabil; die einzelnen
Tiere wechseln täglich ungehindert zwischen den Gruppen hin
und her. Innerhalb ihrer jeweiligen Gruppe sind braune Lemuren
normalerweise friedliche Tiere; es gibt kaum Dominanzhierarchien
und wenig Dominanzverhalten der Weibchen gegenüber den
Männchen. Die Tiere ernähren sich überwiegend von Früchten,
jungen Blättern und Blüten.
In der Nähe des Lagers stießen wir auf ein weiteres Furcifer
pardalis, und erneut handelte es sich um den „rosaroten Panther“,
die Ankaramy-Variante. Das Ursprungsgebiet dieser Farbvariante,
Ankaramy, liegt lediglich 30 km weiter südlich an der RN 6. Wir
fanden nur dieses eine Tier, ein junges Männchen.
Bei der Untersuchung eines toten Baumes beobachteten wir
eine Reihe von Käfern. Unter anderem dabei war ein Paar sich
paarender Feigenbohrer (Batocera rufomaculata).
Diese Käfer gelten in vielen tropischen Ländern als Landplage,
da sie ihre Eier in Obstbäumen wie Feigen- oder Mangobäumen
ablegen. Der Schaden wird durch die Käferlarven verursacht, die
innerhalb des Stammes aufwärts bohrend ihr Futter suchen. Die
Folge sind vertrocknende Äste und Zweige, und in gravierenden
Fällen stirbt der ganze Baum ab. Auf demselben Baum konnten
wir außerdem einen Fischschuppengecko (Geckolepis maculata)
ausmachen, den wir aus seinem Versteck zu vertreiben
versuchten.
Schon bald fanden wir uns erneut in Bambuswäldern wieder, um
dort nach zwei der einheimischen Phelsuma-Arten zu suchen,
die in dieser Art von Habitat beheimatet sind. Der Bambus auf
Mayotte ist deutlich dichter, dicker und höher als jener auf
Madagaskar. Nach einer gründlichen Suche entdeckten wir ein
junges Männchen: Phelsuma v-nigra pasteuri. Phelsuma v-nigra
ist an dem blauen Fleck im Nacken erkennbar. Innerhalb desselben
Bambushains fanden wir nach längerer Suche außerdem
Phelsuma nigistriata, eine weitere auf Mayotte beheimatete
Art. Mayotte ist außerdem eine der wenigen Inseln außerhalb
Madagaskars, wo auch Phelsuma laticauda vorkommt. Es gibt
keine morphologischen Unterschiede zu den Tieren von Nosy Bé
und der Ampasindava-Halbinsel.
Während wir unsere Ausrüstung im Boot verstauten, entdeckten
wir eine Breitschwanz-Ringelechse (Zonosaurus laticaudatus), die
auf der Sandbank ein Sonnenbad nahm. Ein Stück weiter fingen
wir einen beeindruckenden Hoplobatrachus tigerinus. Dieser
riesige semiaquatische Frosch, der 170 mm groß wird, ist der
einzige nicht einheimische Frosch Madagaskars. Er wurde von
den in der Mahajanga-Region lebenden Chinesen eingeführt;
sein genauer Ursprung ist unbekannt.
In der Nähe des Bambuswaldes bemerkten wir einige Exemplare
von Pteropus seychellensis comorensis, einer einheimischen
Flughundart. Diese Tiere finden sich zum Schlafen in Gruppen
zusammen, gehen jedoch einzeln auf Nahrungssuche. Die
Flughunde auf Mayotte sind zunehmend vom Aussterben
bedroht.
Anschließend fuhren wir mit dem Boot mit Höchstgeschwindigkeit
nach Ambatoloaka auf Nosy Bé. Es galt, am nächsten Tag das
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Ganz in der Nähe des Bambuswaldes fanden wir außerdem die
einzige Chamäleonart Mayottes. Furcifer polleni gehört zu den
kleineren Chamäleonarten und ist eng mit der anderen auf den
Komoren anzutreffenden Art, Furcifer cephalolepis, sowie mit
dem madagassischen Furcifer pardalis verwandt. Die Männchen
erreichen eine Gesamtlänge von etwa 20 cm. Die Weibchen
sind mit etwa 15 cm deutlich kleiner. Sie sind meist bunter; wie
beim Männchen jedoch ist auch ihre Grundfarbe grün. Diese
Chamäleons sind Artgenossen gegenüber äußerst aggressiv.
Wir fanden hier unsere erste Nördliche Madagaskarboa
(Acrantophis madagascariensis). Sie ist die Größte aller
madagassischen Schlangen und kann eine Länge von bis
zu dreieinhalb Metern erreichen. Auf Madagaskar kommen
ausschließlich Boas vor, während auf dem afrikanischen Festland
fast nur Pythons anzutreffen sind. Die Situation ist damit der der
Leguane vergleichbar, denn Hauptverbreitungsgebiet der Boas
sind Mittel- und Südamerika. Die madagassischen Boas sind eng
mit denen der Neuen Welt wie etwa der Boa constrictor verwandt.
Acrantophis madagascariensis ist lebend gebärend.
Es gelang uns außerdem, die andere auf Mayotte beheimatete
Geckoart aufzufinden: Phelsuma robertmertensi. Von allen
einheimischen Phelsuma-Arten ist diese vermutlich auf Mayotte
am verbreitetsten. In den Küstenregionen sind die Tiere nur
selten anzutreffen. Phelsuma robertmertensi leben zumeist
auf Laubbäumen, etwa in den vielen Zitronenplantagen und
entlang von Bächen, wo sich noch Überreste der ursprünglichen
einheimischen Wälder finden. Wir konnten sie außerdem dabei
beobachten, wie sie an den Absonderungen der Zweigenden
eines Frangipani-Baumes leckten. Tagsüber kann man den Tieren
häufig beim Sonnenbaden auf frei stehenden Baumstämmen
zusehen. Je nach Größe sind auf einem Stamm mehrere
Männchen und Weibchen anzutreffen.
Über unseren Köpfen war eine Gruppe von Mohrenmakis
dabei, Blätter und Früchte zu verzehren. Mohrenmakis kommen
nur an der Nordwestspitze Madagaskars sowie den beiden
in der Nähe gelegenen Inseln Nosy Kamba und Nosy Bé vor.
Die Farbgebung ist je nach Geschlecht sehr verschieden: Die
Männchen sind vollständig schwarz, während die Weibchen
– so wie dieses hier – ein dunkles Fell aufweisen, dass an den
Seiten eine tief rostrote Farbe annimmt und im Bauchbereich
cremefarben ist. Mohrenmakis sind gesellige Tiere und leben
in aus zwei bis 15 miteinander verwandten Tieren bestehenden
Gruppen zusammen. Einer ihrer wichtigsten natürlichen Feinde
ist zweifellos Acrantophis madagascariensis.
Auf einem Baumstumpf bemerkten wir eine Zonosaurus
rufipes. Diese Schildechsenart scheint nur in den Wäldern des
Sambirano-Beckens vorzukommen. Es handelt sich um eine
typische Waldspecies, die im Lokobe Forest in der Nähe kleiner
Bäche und Flüsse häufig anzutreffen ist. Da wir Lokobe während
der Trockenzeit besuchten, begegneten uns nur wenige Frösche.
Dazu gehörte unweit eines kleinen Baches diese Boophis-Art.
Wir verließen Mayotte, um unser letztes Forschungsgebiet auf
Nosy Bé aufzusuchen: Lokobe Forest. Nach einem Flug von einer
Stunde kamen wir wieder auf Nosy Bé an und machten uns sofort
zum Lokobe Forest an der Südostspitze der Insel auf.
Lokobe
Auf einem kleinen Zweig entdeckten wir ein eindeutig trächtiges
Paroedura stumpfii-Weibchen mit gerade nachwachsendem
Schwanz. Diese Art ist überwiegend am Boden oder in niedrigen
Büschen in Primärwaldgebieten anzutreffen. Ebenfalls im Lokobe
Forest sehr häufig vorkommend ist Geckolepis maculata. Dieser
Gecko ist vor allem auf Bäumen mit loser Rinde anzutreffen, die
tagsüber ein ideales Versteck bietet.
Das Naturschutzgebiet grenzt im äußersten Süden von Nosy
Bé an einen noch nahezu unberührten Strand. Hier wurden
für die Besucher des Lokobe Forest einige kleine Bungalows
errichtet. Nach den anstrengenden Wochen der Suche in den
madagassischen Dschungeln war dies ein idealer Ort, um den
Akku wieder aufzuladen.
Unsere Expedition hat zahlreiche Fragen zum Verhalten und zur
Ökologie zahlreicher Reptilien- und Amphibienarten beantwortet.
Viele weitere Fragen bleiben jedoch unbeantwortet; deshalb ist
weitere Forschung nötig. Ganz klar: Wir kommen wieder!
Lokobe ist ein Naturschutzgebiet der höchsten Kategorie.
Wir betraten es von der Ostseite; einem Gebiet, das nur von See
aus zugänglich ist.
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