INFORMATION zur Pressekonferenz mit Landesrat Rudi Anschober am 1. Dezember 2011 zum Thema "Rekordtrockenheit im November bringt Probleme für Wasser und Luft. Eine Folge der Klimaveränderung?" LR Rudi Anschober Seite 2 Extremes Novemberwetter bringt Probleme für Wasser und Luft! Eine Folge der Klimaveränderung? Vorsorge ist notwendig! Niedriger Wasserstand in Oberösterreichs Brunnen und Flüssen, kein Schnee in den Bergen: Der November 2011 war in Oberösterreich der trockenste Monat seit 191 Jahren! Seit Bestehen der Niederschlagsaufzeichnungen im Jahr 1820 in Kremsmünster hat es in Oberösterreich keinen derart trockenen November gegeben. In Teilen Oberösterreichs liegt der Niederschlags-Monatswert bei Null. Auch der aktuelle Sonderbericht des UN-Weltklimarates zeigt, dass Wetterextreme bereits zunehmen und aufgrund steigender Temperaturen auf unserem Planeten weiter deutlich zunehmen werden. Umwelt-Landesrat Anschober sieht daher doppelten Handlungsbedarf durch doppelte Vorsorge: Klimaschutz durch Energiewende und Verkehrswende einerseits, die Erarbeitung und Umsetzung von Anpassungsstrategien andererseits. Der November 2011 war der trockenste Monat seit Bestehen von Wetteraufzeichnungen - Regenmessungen werden in Kremsmünster seit 1820 durchgeführt. In vielen Teilen Oberösterreichs liegt der Monatswert bei Null, in machen Orten im Innviertel und im Salzkammergut brachte die Front vergangenes Wochenende 0,5 Liter Niederschlag, also praktisch Nichts. Der bisherige Negativrekord aus dem Jahr 1902, in Höhe von 4 Liter, ist also mit diesem trockenen November gefallen. Im Jahresvergleich, unter der Annahme, dass der Dezember wieder normal verlaufen wird, wird es im Salzkammergut zum Beispiel um ca. 20 % zu trocken sein. Ein nicht unerheblicher Wert, nachdem die normalen (jährlichen) Niederschlagsmengen hier mit 1.200 bis 2.000 Liter relativ hoch sind, örtlich betrachtet fehlen dort zwischen 200 bis 400 Liter Niederschlag. Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 3 Niederschlagswerte, November 2011 in Oberösterreich: (Quelle Land OÖ) Nach Erhebungen des Oberösterreichischen hydrographischen Dienstes ist derzeit landesweit von einer ausgeprägten Niederwassersituation bei den oö. Grundwasserkörpern zu sprechen. Im oö. Durchschnitt befinden sich die aktuellen Messwerte derzeit in etwa 15-20 cm über den niedrigsten bisher gemessenen Werten der Vergleichsreihe 1980-2010. Derart niedriges Grundwasser wird durchschnittlich nur alle fünf Jahre beobachtet. Ausgangspunkt dessen war aus fachlicher Sicht bereits das Vorjahr, da insbesondere die Herbst- und Winterniederschläge nicht die erforderliche Grundwasserneubildung erbrachten. Zwar konnte Mitte Jänner 2011 aufgrund der damaligen Schneeschmelze ein kleineres Hochwasser gemessen werden, wodurch die Grundwasserstände auf knapp über die mittleren Grundwasserverhältnisse anstiegen, ab diesem Zeitpunkt wurden jedoch bis heute nur mehr fallende Spiegellagen registriert. Eine kleine Ausnahme bildeten lediglich die Monate Mai und Oktober 2011, in denen auf Grund stärkerer Niederschläge die fallenden Stände kurzzeitig gestoppt wurden - für eine Trendumkehr reichte dies allerdings nicht aus. (Quelle Land OÖ) Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 4 Für die Trinkwasserversorgung in OÖ bedeutet die aktuelle Niederschlags- und Grundwassersituation, dass insbesondere bei Wassergewinnungen von oberflächennahen Grundwässern mit sehr kleinräumigen Einzugsgebieten (z.B. Quellfassungen im Kristallin der Böhmischen Masse aber auch in der Flyschzone und im Kalkalpinen Bereich) ein deutlicher Rückgang der Wassermenge zu beobachten ist. Aber Grundwasserkörper, auch sondern Brunnenfassungen, nur bis zu die einer nicht den gewissen gesamten Tiefe in den Grundwasserleiter eintauchen (z.B. oftmals Hausbrunnen), sind bei einem weiteren Absinken der Grundwasserstände vor Austrocknung gefährdet. Konkrete Fälle von trocken gefallenen Brunnen oder versiegten Quellfassungen liegen derzeit bereits in Einzelfällen im Mühlviertel und im inneralpinen Bereich vor. "Die heurige Wettersituation zeigt, dass gerade einmal 85 % des zu erwartenden Niederschlages gemessen wurde. Seit 26. Oktober haben wir in Oberösterreich eine Trockenphase, die zum Glück noch keine prekären Engpässe in der Trinkwasserversorgung verursacht.. Eine Entspannung der derzeitigen Situation ist von den Niederschlägen der nächsten Tage und Wochen abhängig. Sollten die Niederschläge allerdings weiter ausbleiben, drohen uns selbst im wasserreichen Oberösterreich längerfristiger Versorgungseinbrüche. Fortsetzung der Kritisch Trockenheit könnte vor allem die Situation bei Teilen der bei Hausbrunnenversorgung werden," befürchtet Wasser-Landesrat Anschober. An den Fließgewässern in Oberösterreich liegt eine ausgeprägte Niederwassersituation vor. Dies gilt sowohl für die Donau und die größeren Zubringer, als auch für die kleineren Zubringer. So ist im Frachtverkehr an der Donau nur noch eine Teil-Beladung der Schiffe möglich, da der Wasserstand nicht mehr zulässt und am Wolfgangsee beispielsweise ist die Schifffahrt nur mehr eingeschränkt möglich. Die bisher gemessenen niedrigsten Abflüsse (Extremwerte) sind zur Zeit großteils deutlich überschritten. Die bisher beobachteten niedersten Tagesmittelwerte für den Monat November sind ebenfalls noch überschritten. Der Durchfluss beim Kraftwerk Aschach betrug am 30. November 2011 um 7 Uhr früh 676 m³/s. Der in der Jahresreihe 1974 – 2008 niederste gemessene Wert betrug 460 m³/s. Dieser Durchfluss wurde am 30. November 2005 gemessen. Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 5 (Quelle Land OÖ) Ist es ein Teil der Klimaveränderung? Niemand ist in der Lage, seriös einzelne extreme Witterungssituationen unmittelbar der Klimaveränderung zuzuordnen. Bisher haben sich Forscherinnen und Forscher dies nur in Einzelfällen getraut - zum Beispiel die Hitzewelle 2003 in Europa oder die Waldbrände in Russland 2010 der Klimaveränderung zuzuordnen. Allerdings ist es Realität, dass mit steigenden Temperaturen extreme Witterungssituationen zunehmen. Gerade auch 2011 haben viele Regionen der Welt unter extremer Witterung gelitten: Flutwellen in Thailand, Pakistan und Australien, Unwetter in Kanada, Dürren in China und Somalia - alleine in den USA 14 Wetterereignisse mit Schäden von jeweils mehr als einer Milliarde Dollar. Diesen Trend bestätigt auch ein neuer Sonderbericht des UN-Weltklimarates, der im Detail im kommenden Februar, in seiner Zusammenfassung vor zwei Wochen präsentiert wurde. Grundaussage: Extreme Witterungslagen haben bereits zugenommen und werden mit steigender Temperatur weiter deutlich zunehmen. Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 6 Die Temperaturen im November in Oberösterreich Die stabile Hochdruck (Inversions-Wetterlage) macht es möglich: die Mitteltemperatur des Feuerkogels (1600m) ist im November um + 1,5 Grad höher als die Mitteltemperatur von Linz! Die Abweichung liegt am Feuerkogel bei + 5,7°C (Normalwert 1970-2000: 0,0 Grad). Jahresprognose: wieder unter der Annahme dass der Dezember im Mittel liegt: im Flachland wird das Jahr leicht zu warm (+ 1 Grad) im Bergland deutlich zu warm (+ 1,5 bis + 2 Grad). Die Konsequenz für Oberösterreich heißt doppelte Vorsorge Beim Klimaschutz durch die Energiewende ist Oberösterreich bereits recht erfolgreich. Dieser Kurs soll nun beschleunigt fortgesetzt werden. Mit vollständiger Umsetzung der Energiewende werden die CO2-Emissionen unseres Bundeslandes um bis zu 60 Prozent gesenkt werden können. Was jetzt noch folgen muss ist die Verkehrswende. Die langen Trockenphasen im heurigen Jahr – besonders im Frühjahr und Herbst – verursachten auch massive Einbußen im Bereich der Energiewirtschaft, da die Wasserführung der meisten Fließgewässer ausgesprochen gering war. Der Rückgang des Ertrags im Bereich der Wasserkraft verursacht Schäden im zweistelligen Millionenbereich. Zweite Vorsorge ist die Erarbeitung und Umsetzung von Anpassungsstrategien. Dies wird in dieser Legislaturperiode deutlich verstärkt werden. Ein bereits erfolgreich in Umsetzung befindliches Anpassungsprogramm ist das Hochwasserschutzprogramm. Seit 2005 wurden bereits 257 Schutzprojekte in Oberösterreich fertig gestellt. Andere Beispiele notwendiger Anpassungsstrategien ist die Krisenvorsorge im Bereich Trinkwasserversorgung. Oberösterreichs Wasserwirtschaft arbeitet bereits in den verschiedensten Anpassungsstrategien. Pressekonferenz Bereichen an LR Rudi Anschober Seite 7 DI Andreas Drack, Klimaschutzbeauftragter des Landes Oberösterreich: Ist der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt schuld? 2011 ist global einmal mehr hinsichtlich extremer Wetterereignisse auffallend in der Statistik. In den USA gab es 14 Ereignisse mit Schäden über 1 Milliarde Dollar. Bilder über Flutwellen in Thailand, Pakistan und Australien fanden ihren Niederschlag in den Medien. In der Frage des Einflusses des Menschen hat der Weltklimarat (IPCC) jüngst erste Ergebnisse eines Spezialberichts über extreme Wetterereignisse* bekannt gegeben. Der weltweite Klimawandel wird bis Ende des Jahrhunderts immer häufiger zu Dürre- und Überschwemmungskatastrophen führen. In Europa wird die erwartete Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur um zwei bis fünf Grad bis 2100 ebenfalls durch zunehmende Hitzewellen spürbar sein. Während das erwartete Extremwetter in den Industrieländern vor allem riesige Kosten verursachen könnte, bezahlen es in den Entwicklungsländern viele Menschen mit dem Leben. *: "Managing the Risks of Extreme Events and Disasters to Advance Climate Change Adaptation" Die Frage, wie weit heute beobachtete Extremereignisse bereits dem Klimawandel zugeordnet werden können, muss differenziert beantwortet werden. Das Klimasignal lässt sich weltweit eindeutig durch die Zunahme der Temperaturen nachweisen. Bei Ereignissen, die unmittelbar mit der Temperatur gekoppelt sind, ist der Bezug zum Klimawandel naheliegend, z.B. in Hinsicht auf das Abschmelzen von Gletschern. Durch Wahrscheinlichkeitsrechnungen können Hitzephänomene wie die Hitzewelle in West- und Mitteleuropa im Sommer 2003 sowie jene in Russland im Jahr 2010 dem Klimawandel zugeordnet werden. Die meisten Ereignisse und hier insbesondere komplexere Klimaparameter wie Starkniederschläge, Hochwasserereignisse oder Stürme, lassen sich derzeit als Einzelereignisse wissenschaftlich nicht dem Klimawandel zuordnen. Der weitere Klimawandel könnte aber auch bei komplexeren Parametern statistische Relevanz erkennen lassen. Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 8 Österreich befindet sich in einem Übergangsbereich der Klimazonen und hat durch die Alpen auch eine spezielle Situation. So sind die Niederschlagstrends regional und jahreszeitlich unterschiedlich. Im Aufgabenbereich "Klimawandel-Anpassung" besteht daher die Notwendigkeit, mit Unsicherheiten pragmatisch umzugehen. So kann der Ansatz einer Sensitivitätsabschätzung eine Lösung sein, welche sehr grundsätzlich die Anfälligkeit von Systemen aufweist. Oberösterreichs Wasserwirtschaft befasst sich intensiv mit dem Thema Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Es wurden bereits eine Reihe von Projekten und Untersuchungen durchgeführt, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Oberflächengewässer und Grundwasser befassen. Aktuell ist geplant, auf Basis der Aussagen der Studie "Anpassungsstrategien an den Klimawandel für Österreichs Wasserwirtschaft" (ZAMG und die TU-Wien 2010) und des "Policy Papers (Auf dem Weg zu einer nationalen Anpassungsstrategie" (Umweltbundesamt) eine oberösterreichspezifische Studie durchzuführen. Dabei wird Oberösterreich in unterschiedliche Regionen eingeteilt, in denen sich der Klimawandel unterschiedlich auf die Gewässer auswirkt und Grundlagen für strategische Planungen Wasserwirtschaft Oberflächenwasser, zur erarbeitet. Klimawandelanpassung Die Themen Niederwasser, im Hochwasser, Wassertemperaturen Bereich der Wasserdargebot in Flüssen, Geschiebepotential von alpinen Gewässern und Permafrost, Wasserdargebot Grundwasser, Seen, Oberflächenwassergüte, Grundwassergüte, Wasserbedarf und Wasserkraft, werden eingehend behandelt. Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 9 Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 10 Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 11 Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 12 Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 13 Pressekonferenz LR Rudi Anschober Seite 14 (Alle Grafiken, Quelle: Land OÖ) Pressekonferenz