Der Wels

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FWU Schule und Unterricht
Onlinevideo 55 00235
14 min, f
Der Wels
Sachgebiet
Biologie
Zoologie • Allgemeine Zoologie • Gestalt und Bau, Fortpflanzung und Entwicklung, Verhalten
• Wirbeltiere • Fische
Adressaten
Allgemeinbildende Schule (ab 4)
Lernziele
Einblick in Körperbau und Lebensweise das Welses; Verständnis für die enge Verknüpfung vieler Tierarten im ökologischen System der Gewässer
Kurzbeschreibung
Der Film führt in die geheimnisvolle Unterwasserwelt des nachtaktiven Raubfisches und zeigt,
wie Körperbau und Lebensweise einander bedingen. Die Kamera beobachtet den Wels,
auch Waller genannt, beim Beutefang und bei der Fortpflanzung. Faszinierend sind die
Aufnahmen von der Entwicklung des Laichs, dem Schlüpfen der Larven und ihrer Entwicklung
bis zum Jungfisch. Das Gleichgewicht zwischen „Fressen" und „Gefressenwerden" sorgt
dafür, dass Welse nicht zu zahlreich werden.
Zum Inhalt
Zoologische und geographische Einordnung
Die Welsartigen sind entwicklungsgeschichtlich sehr alte Fische. Zu ihnen gehört die
Familie der Siluriden, die in Europa nur durch eine Gattung mit zwei Arten vertreten ist.
Eine, nämlich Silurus aristotelis, ist in ihrem Vorkommen sehr eng auf ein Flusssystem in
Griechenland begrenzt. Die andere, hier gezeigte Art, ist Silurus glanis und wird als Europäischer Wels schlechthin bezeichnet. Der Wels, auch Waller, Schaden oder Scham
genannt, ist ein in Mittel- und Osteuropa beheimateter Raubfisch. Im Norden kommt er
häufig in den masurschen und auch baltischen Seen vor. Begrenzte Populationen sind
auch aus Südschweden bekannt. In England war er ursprünglich nicht einheimisch. Dies
gilt ebenfalls für Frankreich, Italien und Spanien, wenngleich dort durch Besatz mittlerweile Weise vorkommen. Die Heimat des Welses erstreckt sich bis nach Westasien. Er
lebt hier auch im Schwarzen Meer. Welse stoßen dabei bis in Brackwasserregionen vor.
Als typische Welsflüsse gelten Donau, Wolga und Dnjepr.
Anatomie und Lebensraum
Der Wels besitzt eine ausgesprochen typische Körperform, die ihn von anderen Fischen
deutlich unterscheidet. Sein breiter, flachgedrückter Kopf geht über in einen kurzen, gedrungenen Rumpf. Der besonders lang gestreckte Schwanzteil ist dann wieder schmal und
relativ hoch. Dieser auffallende Wandel des Körperquerschnittes vom Maul bis zum
Schwanz wird noch betont durch die extreme Proportion von Kopf, Rumpf und Schwanz.
Ihre Längen verhalten sich wie 5:7:18. Der bauchseitige Rand des Schwanzes wird
nahezu vollständig von der Afterflosse gesäumt. Schwanz und Afterflosse bilden somit
eine gewaltige Antriebseinheit, mit deren Hilfe der Wels blitzschnelle Vorwärts- und
Seitwärtsbewegungen vollführen kann. Der Wels ist allerdings kein ausdauernder
Schwimmer. Er bewegt sich schlängelnd über dem Gewässerboden und legt sich dort bald
wieder ab. Seine großen Brustflossen dienen ihm zu Kurskorrekturen und zu langsamem,
vorsichtigem Ortswechsel. Die Bauchflossen, Schwanz- und Rückenflosse hingegen sind
sehr klein und haben fast rudimentären Charakter. Der Wels ist ein überwiegend dämmerungs- und nachtaktiver Raubfisch. Bei ihm ist daher der Gesichtssinn, im Gegensatz
zum Hecht und Zander, von untergeordneter Bedeutung. Seine Augen sind sehr klein.
Der Tastsinn hingegen ist beim Wels stark ausgeprägt. Er besitzt hierzu am Unterkiefer
vier kleinere Barteln, die relativ weich sind und nicht bewegt werden können. Am
Oberkiefer sitzen zwei lange Barteln, mit denen der Wels seine Umgebung gezielt
abtasten kann. Beim Schwimmen streckt er sie wie Fühler bogenförmig nach vorne aus. In
unmittelbarer Nähe dieser Barteln liegen auch die beiden gut ausgebildeten Riechgruben.
Bewegungen von Beutetieren, aber auch eventueller Feinde nimmt der Wels als Druckwellen mittels seiner Seitenlinien wahr. In diesen Seitenlinien befinden sich mit Schleim
gefüllte Sinneszellen, die über kleine Kanäle Veränderungen des Wasserdrucks
aufnehmen und an das Gehirn weitermelden. Geräusche, also Schallwellen, werden von
der Schwimmblase aufgenommen und dort wie von einem Resonanzkörper verstärkt.
Über den Weberschen Apparat werden diese Signale an das eigentliche Gehör- und
Gleichgewichtsorgan, das so genannte Labyrinth, weitergegeben.
Welse leben in vielen Seen und größeren Teichen. Wir finden sie auch in träge
fließenden Flüssen und deren Altwässern. Fast ausschließlich hält sich der Wels in
Nähe des Gewässerbodens auf. Er bevorzugt weiche, schlammige Gründe und versteckt
sich gerne zwischen Wurzeln und Wasserpflanzen.
Lebensweise und Beutefang
Der Wels wurde bereits als nachtaktiver Jäger der Bodenzone beschrieben, der tagsüber
in der Regel ruht. Während der Dunkelheit streift der Wels langsam über den Gewässerboden oder liegt lauernd auf dem Grund. Die Färbung seiner marmorierten Haut passt
sich dem jeweiligen Lebensraum an und reicht von schwarz/grau bis braun/grün. Es gibt
auch Albino- und Goldformen. Welse haben eine schuppenlose Haut und sind daher
empfindlich gegen Hauterkrankungen. Etwa 25% der gesamten Sauerstoffaufnahme
kann beim Wels über die Haut erfolgen. Mit Hilfe seiner Tarnfarbe ist der Wels am
Gewässerboden nur schwer zu erkennen. Die Bauchseite hingegen ist hell, häufig weiß.
Damit hebt er sich, von unten betrachtet, kaum von der schillernden Wasseroberfläche ab.
Solchermaßen getarnt erwartet der Wels seine Beute. Oder er schiebt sich mit den
großen Barteln vorsichtig tastend an sie heran. Die Distanz, aus der er zuschlägt, ist
stets sehr gering. Ein plötzlicher Schlag seiner mächtigen Schwanzflosse muss genügen,
um ihn an die Beute zu bringen. Fast immer schlägt der Wels durch eine Seitwärtsbewegung des Maules. Dabei entsteht durch das schnelle Auseinanderreißen der Kiefer ein
Sog, der kleinere Beutetiere direkt ins Maul zieht. Ober- und Unterkiefer sind bewehrt mit
einer Vielzahl kleiner Hechelzähne, die sehr spitz und nach innen gebogen sind. Die
ergriffene Beute hat keine Chance zu entkommen. Welse ernähren sich in der Jugend
von Zooplankton, Chironomidenlarven und Tibificiden. Es werden auch Würmer und
Schnecken angenommen. Mit weiterem Wachstum fängt der Wels auch andere Fische
aller Arten, bevorzugt jedoch Bodenbewohner wie z. B. die Schleie. Daneben frisst der
Wels auch Krebse, Wirbeltiere wie die Wasserspitzmaus, Frösche und in seltenen Fällen
auch Enten und Möwen. Allerdings werden diese nur Beute sehr seltener, großer Welse.
In Deutschland erreiche Welse kaum eine Länge von über zwei Metern. Trotzdem zählt
Silurs glanis zu den größten Süßwasserfischen der Erde. Aus russischen Flüssen und
dem Donaudelta sollen Weise mit 4 bis 5 Metern Länge und 300 kg Gewicht gefangen
worden sein. Je nach Wassertemperatur ist die Nahrungsaufnahme im Winter
überwiegend eingestellt.
Angler schätzen den Wels als attraktiven Raubfisch sehr, fürchten jedoch seinen zu großen
Fraßdruck auf andere Fischarten. Diese Sorge ist jedoch größtenteils unbegründet, da
ein Wels sein Revier durch Kannibalismus von Artgenossen freihält. Das Revier nimmt
flächenmäßig mit dem Wachstum des Welses zu. Ein „Leerfressen" dieses Gebietes
durch den Wels ist daher nicht möglich. Darüber hinaus ist der Wels als einheimischer
Raubfisch seit vielen Jahrtausenden Bestandteil des Ökosystems Gewässer. Jäger und
Beute stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Der Film zeigt eindrucksvoll,
dass auch der Wels insbesondere in seiner Jugendzeit Feinde hat, die ein
Überhandnehmen seiner Art verhindern.
Laichverhalten, Entwicklung vom Ei bis zum Jungfisch
Welse sind Einzelgänger. Lediglich zur Laichzeit, etwa von April bis Juli, finden sie sich
paarweise in den pflanzenreichen Flachwasserzonen. Das Männchen (Milchner) bereitet
durch Flossenschläge ein Nest in den Wasserpflanzen vor. Während des nun folgenden
Laichspiels presst das Weibchen (Rogner) die Eier aus dem Geschlechtsporus aus. Sie
werden sofort vom Milchner besamt und kleben an den Pflanzenteilen. Pro kg Körpergewicht sind von einem Rogner etwa 10 000 der hellbeigen, 2 bis 3 mm großen Eier zu
erwarten. Dieses Nest wird vom Milchner bis zum Schlüpfen der Embryonen bewacht
und durch Flossenschläge mit Frischwasser versorgt. Nach etwa drei Tagen schlüpfen die
pigmentlosen, weißen, etwa 6 mm großen Larven. Sie sind ausgesprochen lichtscheu
und haften sich zunächst an Wasserpflanzen an. Erst nach weiteren drei Tagen
besitzen sie eine Schwimmblase und können schwimmen und Nahrung suchen. Bis zu
diesem Zeitpunkt haben sie sich vom eigenen Dottersack ernährt. Nun stellen sie bereits
kleineren Zooplanktern (Rotatorien, kleineren Cladoceren) nach. Besonders im ersten
Lebensjahr ist die Zahl der Feinde des Welses groß. Nahezu sämtliche Fischarten
ernähren sich von frischgeschlüpften Embryonen. Daneben stellen Frösche,
Wassergeflügel und Insekten den Jungfischen nach. Insbesondere die Libellenlarven, der
Gelbrandkäfer und seine Larve sind als Räuber der Fischbrut anzusprechen. Am Ende
des ersten Jahres ist der Wels 10 bis 20 cm groß. Er stellt nun seinerseits Tubificiden oder
kleineren Fischen nach.
Produktion
Cheetah-Film GmbH, Stuttgart, im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, 1990 (16mm-Film, Signatur 32 03974)
Videokassette: FWU Institut für Film und Bild, 1994
Buch
Dr. Franz Geldhauser
Dr. Gerhard A. Stössel
Regie
Cheetah Renate Fuchs
Kamera
Gerhard A. Stössel
Schnitt
Nati vom Brackwang
Ton
Rolf Lenze
Begleitkarte und Fachberatung
Dr. Franz Geldhauser
Titelbild
Cheetah Renate Fuchs
Pädagogische Referentin im FWU
Marion Barthold
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