Blick in die Forschung: Nachrichten An ein Feuerrad erinnert die 35 Millionen Lichtjahre von uns entfernte Spiralgalaxie NGC 3521 im Sternbild Löwe. wiegend im energiereichen ultravioletten und blauen sichtbaren Licht leuchten. Dafür müssen sie eine große Masse besitzen, die für eine hohe Fusionsrate in ihrem Inneren sorgt. Allerdings ist diesen Sternen keine lange Lebensdauer beschieden. Die massereichsten unter ihnen werden sich schon nach weni­ gen Millionen Jahren zu Roten Riesen aufblähen und schließ­ lich in mächtigen Supernova- ESO / Oleg Maliy Explosionen vergehen. Neben den Regionen mit den jungen Sternen 2 Bogenminuten lassen sich zahlreiche braune 10200 Lichtjahre Schwaden aus Staub und Gas erkennen. In diesen Gebieten können sich durch Zusam­ NGC 3521 – eine attraktive Spiralgalaxie im Sternbild Löwe menballung neue Sterne bilden. Auffällig ist auch der und 35 Millionen Licht­ R somit nur etwa halb so groß sehen geben. Zwischen ihnen relativ kleine und scharf be­ jahre von uns entfernt be­ wie unser Milchstraßensys­ ist nur wenig Platz frei, die grenzte Kern der Galaxie. Das findet sich im Sternbild Löwe tem. Im Gegensatz zu diesem Ursache hierfür ist noch nicht Bild entstand mit dem abbil­ die Spiralgalaxie NGC 3521. Sie zeichnet sich NGC 3521 durch denden Spektrometer FORS leuchtet mit einer Helligkeit eine viel kleinteiligere Spi­ klar. Bei genauerem Hinsehen von rund 9 mag und dehnt sich ralstruktur aus, sie verfügt finden sich in dieser Weltenin­ Europäischen Südsternwarte über rund zehn Bogenminuten über keine großen Spiralarme. sel viele bläulich leuchtende ESO in Chile und wurde aus oder ein Drittel der Breite des Stattdessen drängen sich auf Regionen. Es sind offene Stern­ mehreren Einzelbelichtungen Vollmonds am Himmel aus. engem Raum viele schmale haufen, die zahlreiche junge, im sichtbaren und infraroten NGC 3521 erstreckt sich über Spiralarme zusammen, die massereiche Sterne enthalten. Licht zusammengesetzt. rund 50 000 Lichtjahre und ist NGC 3521 ein geflocktes Aus­ Sie sind so heiß, dass sie über­ am Very Large Telescope der ESO, 10. August 2011 Radioteleskop Spektr-R im All E stützten Radioastronomie kann die Mond russische Raumfahrtbehörde Roskosmos für sich verbuchen: Am 18. Juli 2011 ge­ Spektr-R lang der Start des Radioteleskops Spektr-R M87 mit einer Zenit-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur. Das Teleskop wurde in eine stark elliptische Erdum­ laufbahn eingeschossen, die von 500 bis Radioteleskop 350 000 Kilometer reicht, also rund 90 Pro­ zent der Entfernung der Erde zum Mond. Durch Zusammenschalten von Spektr-R Für einen Umlauf benötigt Spektr-R rund mit irdischen Radioteleskopen lässt sich neun Tage. Etwa eine Woche nach dem eine hohe räumliche Auflösung erzielen. Start gelang das kritische Aufklappen 14 Oktober 2011 Sterne und Weltraum Spektr-R: Roskosmos; Erde, Mond, M 87: NASA / SuW-Grafik inen Meilenstein in der weltraumge­ der wie ein Regenschirm zusammenge­ falteten Zehn-Meter-Parabolantenne. Das Ziel des Programms ist die Zusam­ Mannshoch ist der Marsrover Curiosi- menschaltung der Antenne von Spektr-R ty mit ausgefahrenem Sensorkopf. mit erdgebundenen Radioteleskopen zu einem Interferometer mit extrem großer Basislänge. Schon seit Jahrzehnten werden auf der Erde Radioteleskope über Kontinente hinweg zu Antennenverbünden kom­ biniert, um die räumliche Auflösung der Radiobeobachtungen drastisch erhöhen. Dies wird als Very Long Baseline Interferometry (VLBI) bezeichnet, also Interferometrie mit sehr großer Basislänge. Allerdings sind diesen Ver­ bünden durch den Durchmesser der NASA / JPL-Caltech gegenüber einzelnen Radioteleskopen zu Erde natürliche Grenzen gesetzt. Um noch höhere Auflösungen zu erreichen, sind größere Basislängen nötig, so dass man ein Radio­teleskop ins All entsenden Marsrover »Curiosity« soll im Krater Gale landen I m August 2012 wird ein merkwürdiges Gebilde am lachsrosa Himmel des Planeten Mars erscheinen. Zunächst an einem Fallschirm hängend, wird es muss. Wenn Spektr-R bei großem Erdabstand nach dessen Abwurf Raketentriebwerke zünden und immer langsamer werden, mit erdgebundenen Radioteleskopen bis es schließlich am Himmel stillsteht. Dann wird ein sechsrädriges Gefährt an zusammengeschaltet wird, lässt sich im dünnen Seilen herabgelasssen, die beim Aufsetzen der Räder sofort durchtrennt optimalen Fall eine räumliche Auflösung werden. Das spinnenartige Gebilde über dem gelandeten Fahrzeug lässt seine von sieben Mikrobogensekunden errei­ Raketenmotoren stärker aufheulen, macht einen Satz nach oben und seitwärts, chen. Dies ist einige tausend mal höher um dann einige Kilometer weiter auf der Marsoberfläche zu zerschellen. Derweil als die Auflösung des Weltraumteleskops hat der Rover seine Gliedmaßen ausgefahren und beginnt damit, mit seinen Hubble im sichtbaren und infraroten mechanisch-elektronischen Sinnen das Umfeld des Landeplatzes zu erkunden. Licht, die zwischen 0,05 und 0,1 Bogense­ So soll es sich nach dem Willen der NASA im nächsten Jahr abspielen, das Landemanöver der neuesten US-Marssonde »Curiosity« (englisch für Wissbegier), kunden beträgt. Spektr-R soll im Verbund »Radio-As­ die im November 2011 gestartet werden soll. Curiosity oder das »Mars Science tron« unter anderem Schwarze Löcher in Laboratory« ist der größte und schwerste Marsrover, der bislang auf die Reise ge­ den Zentren von Galaxien untersuchen, schickt wurde. Er ist technisch seinen beiden Vorgängern Spirit und Opportunity wobei die Astronomen hoffen, Details weit überlegen und soll viele Kilometer über die Marsoberfläche rollen. Angetrie­ im unmittelbaren Umfeld des Ereignis­ ben wird dieses Gefährt nicht mit Solarzellen, sondern mit einem Radioisotopen- horizonts auflösen zu können. Eines der Generator, der rund um die Uhr Strom liefert. Eine vielseitige wissenschaftliche ersten Ziele ist die elliptische Riesengala­ Ausrüstung zur Gesteinsanalyse und Messung der Umgebungsbedingungen xie Messier 87 im Sternbild Jungfrau, in ermöglicht eine detaillierte Erkundung des Landegebiets. deren Zentrum sich ein Schwarzes Loch Als Landeplatz legte die NASA den 154 Kilometer großen Krater Gale fest. Er mit bis zu 6,6 Milliarden Sonnenmassen liegt nahe am Äquator des Mars an der Position 4,5 Grad Süd und 137,4 Grad Ost. verbirgt. In seinem Inneren befindet sich eine bis zu fünf Kilometer dicke, geschichtete Radio-Astron, 25. Juli 2011 Ablagerung aus Sedimentgesteinen, die wohl während der feuchten Urzeit des Planeten vor rund vier Milliarden Jahren entstand. Erkundungen aus der Umlauf­ bahn weisen darauf hin, dass es in dieser Region Tonminerale und sulfatische Gesteine gibt, die sich nur in flüssigem Wasser bilden konnten. Zudem soll Curiosity mit einem hochempfindlichen Massenspektrometer nach organischen Zu diesem Beitrag stehen didaktische Molekülen suchen, die sich bislang auf dem Mars nicht nachweisen ließen. Sie Materialien auf unserer Internet­seite sind aber die Grundvoraussetzung für das Leben, wie wir es kennen. www.wissenschaft-schulen.de/ Die Landschaft im Krater Gale ist geologisch sehr abwechslungsreich, so dass artikel/1116788 zur freien Verfü- die Bilder des Marsrovers auch für das Publikum sehr interessant sein dürften. gung. Sie beschäftigen sich mit Das Landegebiet befindet sich auf einem Fächer aus Sand und Geröllen, die dem begrenzten physikalischen wahrscheinlich von einem Fluss in den Krater gespült wurden. Von dort aus soll Auflösungsvermögen von optischen, dann der Rover seinen Aufstieg auf den rund fünf Kilometer hohen Berg in der infraroten und radioastronomischen Kratermitte beginnen. Seine Oberfläche erscheint glatt genug, dass ein Fahrzeug Teleskopen. mit Rädern den Aufstieg bewältigen kann. www.astronomie-heute.de NASA, 24. Juli 2011 Oktober 2011 15 Juno ist auf dem Weg zum Jupiter ach mehr als 20-jähriger Pause ist wieder ein irdischer N reduziert sie ihre Geschwindigkeit gegenüber Jupiter so weit, Kundschafter zum König unseres Sonnensystems un­ dass sie in eine weite elliptische Bahn um den Riesenplaneten terwegs, dem Riesenplaneten Jupiter. Am 5. August 2011 um eintritt, die über die Pole führt. Dieser erste Orbit hat eine Um­ 18:25 Uhr MESZ erhob sich eine Atlas-5-Trägerrakete in den laufperiode von 107 Tagen und wird intensiv zur Kalibrierung blauen Himmel über dem US-Bundesstaat Florida. Rund eine der Instrumente genutzt. Stunde später befand sich die Raumsonde Juno auf einer Erd­ Wenn sich Juno nach ihrem ersten Umlauf erneut Jupiter fluchtbahn. Für die nächsten zwei Jahre wird sie sich auf einer nähert, zündet sie zum zweiten und letzten Mal ihr Bremstrieb­ elliptischen Bahn um die Sonne bewegen, welche die Sonde werk, um ihre Geschwindigkeit relativ zum Planeten nochmals über die Umlaufbahn des Mars hinausführt. zu verringern. Diesmal brennt ihr Triebwerk für 37 Minuten. Diese Flugphase wird recht ruhig verlaufen, nur unterbro­ Die Umlaufperiode beträgt danach nur noch elf Tage. Juno soll chen von Testläufen für die Bordinstrumente und die Durch­ Jupiter auf dieser Bahn in einem Jahr 33-mal umrunden, bis sie führung von Bahnkorrekturen. Am 9. Oktober 2013 kehrt Juno zum Missionsende gezielt zum Absturz in den Riesenplaneten wieder zur Erde zurück, um Schwung zu holen für den eigent­ lichen Flug zum Jupiter. Dabei wird sich bis auf 500 Kilometer gebracht wird. Nach einem Jahr im strahlungsverseuchten direkten dem Blauen Planeten nähern, um ihre Geschwindigkeit relativ Umfeld des Jupiter wird die Bordelektronik der Sonde durch zur Sonne um 7,3 Kilometer pro Sekunde zu erhöhen. Erst dann die Partikelstrahlung trotz spezieller Schutz- und Härtungs­ ist die Geschwindigkeit von Juno hoch genug, um Jupiter in maßnahmen so stark geschädigt sein, dass ein Weiterbetrieb rund 2,7 Jahren erreichen zu können. nicht mehr möglich ist. Um zu verhindern, dass Juno in ferner Etwa ein halbes Jahr vor der Ankunft beim Riesenplaneten Zukunft unbeabsichtigt auf dem Mond Europa aufschlägt, wird werden die Instrumente der Raumsonde hochgefahren und sie durch Zündung ihres Antriebs auf Kollisionskurs mit dem beginnen mit den ersten Beobachtungen des Jupiter und seines Riesen gebracht und verbrennt in seiner Atmosphäre. Damit Umfelds. Bei Erreichen des geringsten Abstands von 5000 Kilo­ wird vermieden, dass auf der Sonde befindliche irdische Keime metern zum Planeten am 4. Juli 2016 zündet Juno ihr Brems­ den Jupitermond verseuchen könnten, auf dem es möglicher­ triebwerk für 30 Minuten entgegen ihrer Flugbewegung. Damit weise Leben gibt. Eine versteckte Zwerggalaxie hinter der Milchstraße A uch im Weltall gibt es kühlem, atomarem Wasser­ Regionen, die nur selten stoff auffangen, der zu einer die Aufmerksamkeit der Astro­ Zwerggalaxie hinter unserem nomen genießen. Eine davon Milchstraßensystem gehört. ist die Zone of Avoidance, zu Im Bereich der Zentimeterwel­ deutsch etwa »vermiedenes len ist die Absorption durch Gebiet«, wo die Sterne und unsere Galaxis nicht ganz so die Gas- und Staubmassen extrem wie in den kürzerwel­ unseres Milchstraßensystems ligen Bereichen der elektroma­ den Blick in die größere Ferne weitgehend verstellen. Gerade gnetischen Strahlung. Nachdem die Daten aus deshalb können sich hier noch Arecibo vorlagen, nutzte das viele Objekte verbergen. Forscherteam das Very Large Eine Forschergruppe Array (VLA), ein Radioteleskop im US-Bundesstaat New Me­ University of New Mexico xico, und ein 90-Zentimeter- verwendete das 305-Meter- Spiegelteleskop, um weitere Radioteleskop in Arecibo auf Details der Zwerggalaxie zu Puerto Rico, um nach Galaxien ermitteln. Auch das VLA konn­ hinter der Scheibe unseres te sie leicht ausmachen, und 8,5 Bogenminuten Milchstraßensystems zu im optischen Bereich zeigte 1100 Lichtjahre suchen. Sie nutzten dafür eine sich ein schwacher Abglanz. Radiowellenlänge von 21 Zen­ Inter­essanterweise lagen aber timetern, um die galaktische die Radiokomponente und Ein naher Verwandter der Zwerggalaxie ALFA ZOA J1952+1428 ist Scheibe zu durchdringen. Hier das optische Gegenstück nicht die Fornax-Zwerggalaxie im südlich gelegenen Sternbild Che- konnten sie die Strahlung von übereinander und überlappten mischer Ofen. Sie ist rund 460 000 Lichtjahre von uns entfernt. 16 Oktober 2011 ESO / Digitized Sky Survey 2 um Travis McIntyre an der Sterne und Weltraum Juno dient vor allem der Erkundung der Atmosphäre und des mächtigen Magnetfelds des Jupiter und ist hierfür mit acht unterschiedlichen Instrumenten ausgerüstet. Zusätzlich wurde die Sonde mit einer Farbkamera ausgestattet, die für die allgemeine Öffentlichkeit Bilder des Riesenplaneten und seiner dynamischen Atmosphäre aufnehmen wird. Damit kann sie die Arbeit fortführen, die mit dem ersten Jupitersatelliten, der Raum­ sonde Galileo, begann. Diese umrundete von 1995 bis 2003 den Planeten, konnte aber wegen einer verklemmten Hauptan­ tenne nur einen Bruchteil der ursprüng­ lich von der Jupiteratmosphäre geplanten Bilder zur Erde funken. NASA/JPL, 5. August 2011 NASA / JPL-Caltech Ab Juli 2016 soll dieses Szenario Wirklichkeit werden: die US-Raumsonde Juno im Umlauf um den Riesenplaneten Jupiter. Sie wird ihn für rund ein Jahr aus der Umlaufbahn erkunden. sich kaum. Ein Grund dafür ist, dass das optische Teleskop nicht die gesamte Ausdehnung der Zwerggalaxie erfassen konnte, weil die davorliegenden galak­ tischen Gas- und Staubmassen zu dicht waren. Dennoch sind die Verteilungen der Sterne und des atomaren Wasserstoffs in »Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel M it etwas Glück können Sie ein Exemplar der Software »Eye & Telescope« gewinnen, freund­ licherweise zur Verfügung gestellt von der Zwerggalaxie sehr unterschiedlich. Die Zwerggalaxie, welche die Be­ www.science-shop.de. zeichnung ALFA ZOA J1952+1428 erhielt, zugehörigen Buchstaben der richtigen Lösung bis enthält wahrscheinlich eine Masse von zum 15. Oktober 2011 per E-Mail mit der Betreffzeile etwa zehn Millionen Sonnenmassen. »Juno« an: [email protected] Senden Sie die Ziffern der Fragen und den jeweils (Zum Vergleich: Unser Milchstraßensys­ tem enthält mindestens 200 Milliarden Sonnenmassen.) Die Welteninsel ist vom Typ der blauen Zwerggalaxien, die sich Frage 1: Die Sonde Juno Frage 2: Juno erreicht Frage 3: Juno nähert sich durch intensive Stern­entstehung und ist der Jupiter im Jahr Jupiter bis auf einen recht hohen Gehalt an schweren a) erste Jupiter-Satellit a) 2013 a) 5000 Kilometer Elementen auszeichnen, der höher ist b) zweite Jupiter-Satellit b) 2014 b) 10 000 Kilometer als bei sonstigen Zwerggalaxien. Ihre c) dritte Jupiter-Satellit c) 2016 c) 20 000 Kilometer Entfernung beträgt rund 22 Millionen Lichtjahre, damit ist sie kein Mitglied der Lokalen Gruppe, zu der unsere Galaxis, der Andromedanebel Messier 31 und eine ganze Reihe kleinerer Galaxien gehören. www.astronomie-heute.de Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«-Leser, die bis zum 15. Oktober 2011 die richtigen Lösungen an die genannte E-Mail-Adresse senden, nehmen an der Verlosung teil. Bitte dabei unbedingt die Postanschrift angeben. Maßgebend ist der Tag des Eingangs. Ausgeschlossen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH und deren Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch der Gewinne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an. arXiv:1107.4343v1 Oktober 2011 17 kurz & bündig OSIRIS-Rex – eine neue Asteroidensonde der NASA Dockt die zweite DragonKapsel an die ISS an? Möglicherweise wird die von der privaten US-Raumfahrtfirma SpaceX entwickelte rückkehrfähige Raumkap­ sel Dragon schon bei ihrem zweiten Testflug im Dezember 2011 an der Internationalen Raumstation ISS anlegen. Bislang war nur eine enge Annäherung geplant. Ihren Erstflug absolvierte Dragon im Dezember 2010. Progress-Raumfrachter abgestürzt Zum ersten Mal in der Geschichte der russischen Raumfahrt ist am 24. August 2011 ein unbemannter Raumfrachter des Typs Progress beim Start abge­ stürzt. Die Ursache ist ein Versagen der dritten Stufe der Sojus-U-Trägerrakete. An Bord befand sich Nachschub für die Internationale Raumstation ISS. Derzeit haben die Sojus-Raketen Startverbot, die Auswirkungen auf den Betrieb der ISS sind noch unklar. WISE entdeckt kühlste Braune Zwerge Mit dem »Wide-Field Infrared Survey Explorer« (WISE) gelang der Nachweis von sechs Sternen des Spektraltyps Y. Es sind kühle Braune Zwerge, der kühlste von ihnen, WISE 1828+2650, ist an der Oberfläche nur 25 Grad Celsius warm. Sie stehen bis zu 40 Lichtjahre von uns entfernt. I m Jahre 2016 möchte die US-Raum­ rial zur Erde mitnehmen. Für die Rückkehr fahrtbehörde NASA eine Raumsonde benötigt die Sonde noch einmal drei Jahre, zum erdnahen Asteroiden 1999 RQ36 bis 2023 ihre Rückkehrkapsel in der Wüste schicken, dort Bodenproben entnehmen und für die weitere Analyse zur Erde des US-Bundesstaats Utah niedergeht. Der Asteroid 1999 RQ36 gehört zur transportieren. Der Name des Projekts Klasse der kohlenstoffhaltigen Kleinpla­ ist OSIRIS-REX, was für Origins Spectral neten, die sich seit ihrer Bildung in der Interpretation Resource Identification Frühzeit des Sonnensystems vor 4,5 Milli­ Security Regolith Explorer steht. Diese arden Jahren kaum noch verändert haben. Bezeichnung deutet an, dass die Sonde Der kleine Himmelskörper ist also eine unter anderem der Frage nach der Ent­ Zeitkapsel – sie konserviert das Material, stehung der Planeten und Asteroiden aus dem sich die Erde und die anderen nachgeht, die Oberfläche des Asteroiden terrestrischen Planeten gebildet haben. mit den Ergebnissen der erdgebundenen Er enthält auch Anteile von organischen Spektralanalyse vergleicht und das Molekülen, die für die Entstehung des Gesteinsmaterial auf seine Eignung für Lebens auf der Erde von Interesse sind. OSIRIS-Rex ist eine Mission des künftige Baumaterialien im All prüft. OSIRIS-Rex soll nach dem Start mehre­ »New Frontiers Program« der NASA, das re Runden durch das innere Sonnensys­ Raumsonden der mittleren Preisklasse tem drehen, bis sie nach vier Jahren beim finanziert, die sich im Rahmen des 560 Meter großen Asteroiden 1999 RQ36 preiswerteren »Discovery«-Programms ankommt. Dort soll sie den Himmelskör­ nicht verwirklichen lassen. Die Missionen per für rund sechs Monate aus der Nähe von New Frontiers dürfen maximal erkunden, wobei dann der interessanteste 800 Millio­nen Dollar kosten, wobei die Ort für eine Entnahme von Bodenproben Beträge für den Start und Betrieb noch ausgewählt wird. Dafür fliegt die Sonde hinzukommen. OSIRIS-Rex gilt als Vor­ auf wenige Dutzend Zentimeter an den läufermission eines bemannten Flugs zu Asteroiden heran, fährt einen Roboterarm einem erdnahen Asteroiden, der mit der zur Probennahme aus und soll mindes­ Orion-Raumkapsel, nun »Multi-Purpose tens 60 Gramm Material aufsammeln. Crew Vehicle« genannt, in den späten Falls es besonders gut läuft, kann OSIRIS- 2020er Jahren stattfinden könnte. Rex bis zu zwei Kilogramm Probenmate­ NASA, 26. Mai 2011 Opportunity erreicht Krater Endeavour Der seit mehr als sieben Jahren aktive Marsrover Opportunity hat Mitte August 2011 den Wall des 22 Kilometer großen Einschlagkraters Endeavour er­ reicht. Nach mehr als 33 auf dem Mars zurückgelegten Kilometern begann Op­ portunity mit der Analyse der dortigen Gesteine, die sich deutlich von den bislang untersuchten unterscheiden. Im Jahr 2016 soll die US-Raum­sonde OSIRIS-Rex zum erdnahen Asteroiden 1999 RQ36 starten und ihn nach einer Weitere aktuelle Meldungen aus Astronomie und Raumfahrt finden Sie auf 18 Oktober 2011 erreichen. Dort soll die Sonde Bodenproben entnehmen NASA www.astronomie-heute.de vierjährigen Reise und zur Erde zurückschaffen. Sterne und Weltraum Antiprotonenring umhüllt die Erde tändig prasseln geladene Picozzas Team mit seinen Teilchen aus der kos­ Messungen zwischen Juli 2006 mischen Strahlung auf die und Dezember 2008 auch Erde – und erzeugen dabei insgesamt 28 negativ geladene neue Teilchen, wenn sie mit Antiprotonen, die in spiral­ Partikeln der Atmosphäre kol­ förmigen Umlaufbahnen um lidieren (siehe auch S. 36). Zur die vom Südpol ausgehenden Überraschung von Piergiorgio Magnetfeldlinien der Erde Picozza von der Università di kreisen: Im Bereich der so Roma und seiner Koautoren genannten Südatlantischen befinden sich darunter sogar Anomalie reicht der van-Allen- Antiprotonen: Die Antimate­ Gürtel am nächsten an die rie sammelt sich nach ihren Erde heran. Da PAMELA diesen Erkenntnissen im inneren Abschnitt immer nur sehr Bereich des so genannten van- kurzzeitig untersucht, vermu­ Allen-Gürtels – eines Torus ten die Astrophysiker, dass im aus energiereichen geladenen gesamten inneren Strahlungs­ Teilchen, die vom Magnetfeld gürtel des Planeten Milliarden Im Jahr 1966 simulierte die NASA den irdischen van-Allen-Gürtel der Erde eingefangen wurden. Antiprotonen gefangen sein mit Hilfe von Plasma im Labor. Ein Wissenschaftler überwacht das könnten und dort für Minuten Experiment durch ein Fenster im Vakuumtank. Der Nachweis glückte den Forschern mit Hilfe des oder Stunden überdauern, Teilchendetektors PAMELA bevor sie zerstrahlen. (Payload for Antimatter-Matter NASA S Bislang war man davon werden. Die Stärke der Ma­ von Picozza und Koautoren Exploration and Light-Nuclei ausgegangen, dass die relativ gnetfeldlinien im inneren kannten Physiker aus dem Astrophysics), der an Bord schweren Antiprotonen Strahlungsgürtel der Erde van-Allen-Gürtel nur Posi­ des russischen Satelliten recht schnell in die oberen reicht aber offensichtlich aus, tronen, die positiv geladenen Resurs-DK1 die Erde umkreist. Atmosphärenschichten der dass sich die Antimaterie auf Gegenstücke zu Elektronen. Eigentlich wollten sie damit Erde absinken und dort auf relativ enger Bahn darum die kosmische Strahlung »normale« Materie treffen, bewegt, was ihren Absturz untersuchen, doch entdeckte wodurch sie ausgelöscht verzögert. Vor der Entdeckung Daniel Lingenhöhl Astrophys. J. Letters 10.1088/2041–8205/737/2/L29, 2011 Minkowskis Fußabdruck I m Sternbild Schwan, rund 8000 Licht­ einer Masse bis zum 1,4-fachen der Son­ zur Aussendung von sichtbarem Licht und jahre von uns entfernt, befindet sich nenmasse. Beim Schrumpfungsprozess infraroter Strahlung an. Bei Minkowski 92 dieses eigenartig geformte Nebelgebilde wird er immer heißer und gibt den Groß­ ist es noch nicht ganz so weit, der Nebel mit der Katalogbezeichnung Minkow­ teil seiner Strahlung im energiereichen leuchtet derzeit nur im reflektierten und ski 92. Es ist ein Präplanetarischer Nebel, ultravioletten Licht ab. Diese regt dann gestreuten Licht seines Zentralsterns. eine Vorstufe zu einem Planetarischen die Gase in den ausgestoßenen Schichten Die Bezeichnung »Planetarischer Nebel« geht auf die Astronomen im 17. mehr als einer Sonnenmasse ausgestoßen und 18. Jahrhundert zurück, die mit den wurde und sich dem Ende seiner Existenz damaligen einfachen Teleskopen erstmals nähert. Dieser hat bereits seine Phasen solche Objekte erblickten. In ihren Instru­ als Roter Riese durchlaufen und bläst nun menten wirkten die­se Nebel wie unscharfe seine äußeren Schichten durch kräftige Scheibchen eines Planeten. Die Bezeich­ Sternwinde ab. Die Gasmassen zeigen sich nung »Minkowski 92« bezieht sich auf den hier als zwei zwiebelförmige Ausbuch­ tungen um den Zentralstern in der Mitte und erinnerten in Aufnahmen geringerer Auflösung an einen Schuhabdruck. Die präplanetarische Phase dauert nur 10 Bogensekunden 0,4 Lichtjahre wenige tausend Jahre, derweil sich der ESA / NASA und Hubble Nebel, der von einem Stern mit etwas Entdecker dieses Objekts, den deutsch­ stämmigen US-Astrophysiker Rudolph Minkowski (1895 – 1976) , der auch einen Katalog Planetarischer Nebel erstellte. Das Bild wurde mit dem Weltraumte­ leskop Hubble mit der Weitfeld/Plane­ Zentralstern immer mehr zu einem Wei­ An einen Fußabdruck erinnert der Präplane- tenkamera-2 in vier unterschiedlichen ßen Zwerg entwickelt. Dabei schrumpft er tarische Nebel Minkowski 92 im Sternbild Wellenlängen im sichtbaren Licht aufge­ zu einer Kugel von etwa Erdgröße, aber mit Schwan. nommen. www.astronomie-heute.de POTW 1128A Oktober 2011 19