Thema: Gesetz – auflösen oder erfüllen

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“Summer of Hope: Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung“
Text: 1. Petrus 1,3-5
Predigt: Rudi Penzhorn
Datum: 17. Mai 2015
In der letzten Predigt zum 1. Petrus hatten wir die Grußworte von Petrus an die Gemeinden angeschaut. Darin
stellt er einerseits sich selbst vor als Apostel, als gesandter Bote Jesu Christi. Er macht aber auch klar an wen er
schreibt, nämlich an die auserwählten Fremdlinge. Wir hatten festgehalten: „Auserwählte“ besagt, dass Gott mit
ihnen noch was vor hat und „Fremdlinge“ sagt aus, dass sie anders leben als die Menschen in ihrem Umfeld. In
dieser Spannung gründet ihre (und unsere) Identität als Christen. In einem zweiten Schritt haben wir gesehen,
dass alle 3 Personen der Dreieinigkeit: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist darin beteiligt waren diese Identität zu
begründen.
Nach dem Grußwort steigt Petrus direkt mit seinem Herzensanliegen für den Brief ein: „Gelobt sei Gott, der Vater
unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen
Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1. Petrus 1,3).
Dem wollen wir heute auf die Spur gehen: Was meint Petrus hier mit „lebendiger Hoffnung“ und was charakterisiert
diese Hoffnung?
1. Persönliche Hoffnung
Petrus beginnt den Inhalt des Briefes mit einem Lobpreis Gottes: „Gelobt sei Gott“. Dies entspricht ganz der Form
des jüdischen Gebets. Aber der Lobpreis geht über die Form hinaus. Auch inhaltlich macht Petrus es überdeutlich,
dass Gott der alleine Wirkende ist, wenn es um unsere Hoffnung geht. Das wollen wir uns etwas genauer anschauen.
In seinem Buch „Jesus für Skeptiker“ schreibt Dr. Jürgen Spieß: „Von Hoffnung sprechen wir bei etwas, was wir
nicht selbst machen können, was nicht in unserer eigenen Verfügung steht.“ So kann ein Vater zu seinem Sohn
sagen „Ich hoffe, dass du in der Schule fleißiger wirst.“ (der echte Hoffnungsbegriff) aber wenn der Sohn darauf
antwortet „Das hoffe ich auch“, müssten wir schon einige Bedenken anmelden. Also rein von der Definition von
Hoffnung wird klar: Es ist etwas, was ich nicht selbst bewirken kann. Dies wird in unserem Text mehrmals verstärkt:
 Durch die Grammatik: Nur Gott ist im gesamten Abschnitt das Subjekt, das handelt.
 Auslöser für die neue Hoffnung ist nicht menschliches Wollen, sondern Gottes große Barmherzigkeit. (v.3)
Eine Randbemerkung dazu: Gott handelt aus Barmherzigkeit und zwar freiwillig. Er wird von nichts und
niemand dazu gezwungen.
 Durch das Bild das verwendet wird: „Wiedergeboren“ (v. 3) – ich kenne keinen Menschen, der seine eigene
Geburt entschieden hat oder bei ihr in maßgebender Weis mitgewirkt hat.
 Auch bei den Handlungen in Vers 4 und 5 ist immer Gott derjenige, der Aktiv ist.
In Vers 3 nennt Petrus das entscheidende Ereignis, das zu der lebendigen Hoffnung führt: „Die Auferstehung Jesu
Christi von den Toten“. Damit kommen gewichtige Zusammenhänge in das Blickfeld. In 1. Mose 2,16-17 bekommt
Adam das Gebot von Gott, dass er von allen Früchten im Garten Eden essen darf, nur nicht vom Baum der Erkenntnis. Konsequenz des Ungehorsams ist der Tod. Dieser Gedanke wird immer wieder in der Bibel aufgegriffen,
z. B. in Römer 6,23 wo es heißt: „Der Sünde Sold ist der Tod“ oder in Jakobus 1,15. Somit spricht Petrus hier eine
Hoffnung an, die viel mehr betrifft als nur unsere Lebensqualität auf der Erde – es geht um die Grundfragen der
Menschheit: Wie komme ich klar mit Sünde, Schuld und Tod? Wie komme ich wieder in Beziehung zu Gott? Gibt
es ein Leben nach dem Tod? Hat dies Leben einen Sinn oder habe ich vergeblich gelebt? Im 1. Korinther 15,19
führt Paulus das auf die Spitze: „Hoffen wir allein in diesem leben auf Christus, so sind wir die elendsten unter allen
Menschen.“
Petrus reduziert in diesem Abschnitt auf das Wesentliche: Erst wenn ich meine Hoffnung für die Ewigkeit geklärt
habe, kann ich Hoffnung für dieses Leben beziehen. Es ist fast widersprüchlich: Indem ich meine jetzigen Herausforderungen ausblende und auf die ganz großen Bögen schaue, kann ich auch wieder Hoffnung für meine konkrete
Lebenssituation schöpfen. Damit werden wir uns in 2 Wochen ausführlich beschäftigen.
Wir merken, Hoffnung wird „persönlich“. Einerseits geht es ganz um mich. Vor der Herausforderung des Todes
kann sich kein Mensch drücken. Anderseits wird deutlich der Hoffnungsträger ist eine Person: Jesus Christus! In
ihm und an ihm entscheidet sich all meine Hoffnung. Das ist ein radikal neues Konzept. In der Antike würde niemand sagen: „Ich hoffe auf Zeus“. Den Göttern wurde eher mit Mistrauen und Angst begegnet. Hoffnung hat sehr
viel mit Vertrauen zu tun und daher gilt: Wenn ich meine Hoffnung auf Jesus setzen will, muss er absolut vertrauenswürdig sein.
Was ist also der Inhalt der Hoffnung, die Petrus hier verkündigt? Die Hoffnung ist die Gewissheit, dass Gott alles
getan hat, um uns Menschen zu retten und uns ein Leben nach dem Tod zu schenken und dass er das an sein Ziel
führen wird.
2. Sichere Hoffnung
Daraus stellt sich die Frage: Wie sicher kann ich mir sein, dass diese Hoffnung in Erfüllung geht. Vielmals ist im
Volksmund Hoffnung eine verschwommene, nicht wirklich realistische Erwartung: Es sieht so schlecht aus, dass
sich eigentlich gar nichts mehr retten lässt, aber man kann ja noch hoffen. Ganz anders spricht Petrus hier von der
Hoffnung. In Vers 4 beschreibt er das Ziel der Hoffnung: Ein Erbe im Himmel. Mit diesem Erbe ist in der Bibel im-
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mer Anteil an Gottes Reich und ein Zugang zu einer innigen Beziehung zu Gott gemeint. Petrus beschreibt das Erbe mit drei Adjektiven näher: Es ist unvergänglich – Zeit und äußere Umstände können ihm nichts anhaben. Es ist
unbefleckt – es ist frei von jedem bitteren Nachgeschmack und hat keine Schattenseiten. Es ist unverwelklich – es
verliert nie die Farbe oder die Intensität und ist nach tausend Jahren noch so schön wie am ersten Tag. Petrus beschreibt auch den jetzigen Zustand dieses Erbes: Es wird nicht erst irgendwie zubereitet, sondern es steht für uns
im Himmel bereit und wird aktiv „aufbewahrt“.
Ich will versuchen, das was Petrus hier ausdrückt in ein Bild zu fassen: Stell dir vor, du siehst eine Krone, glänzend
und mit Juwelen bestückt. Die Krone steht auf einem Samtkissen und jeden Tag kommt ein Butler mit weißen
Samthandschuhen vorbei und staubt sie ab, reinigt sie und poliert sie. Das Samtkissen steht in einem Schaukasten
mit dickem, gepanzertem Glas, damit die Krone auch ja keinen Schaden nimmt. Der Schaukasten steht alleine in
einem Tresorraum mit einer meterdicken Stahltür. Der Tresorraum befindet sich mitten in einem hochgeheimen Militärstützpunkt und wird Tag und Nacht von Hundert Soldaten bewacht. Am Tor des Stützpunktes steht ein massives Schild „Zutritt nur mit Schlüssel“. Und den Schlüssel hat Gott dir geschenkt.
So sicher wie es ist, dass dieser Krone nichts passiert, bis du sie abholst, so sicher ist sich Petrus, dass sich unsere Hoffnung erfüllen wird.
3. Bewahrte Hoffnung
Jetzt kommt bei mir schnell der Gedanke auf: „Lieber Petrus, du kannst gut reden. Du hast Jesus hautnah erlebt
und du hast doch keine Ahnung wie hoffnungslos mein Leben sich manchmal anfühlt. Wohin soll ich nur gehen mit
meinem Zweifeln und meinen Fragen?“ In Vers 5 spricht Petrus diese Fragen an: Das endgültige Heil, die Errettung, die Erfüllung unserer Hoffnung steht in den Startlöchern und wartet nur darauf, sichtbar zu werden. Das heißt
aber, es ist noch nicht so weit. Und wir können auf zwei Wege hoffnungslos werden: Durch Verzweiflung, die aus
dem „es ist noch nicht da“ ein „es wird auch nicht mehr“ macht; oder durch die Vorwegnahme, die aus dem „es ist
noch nicht da“ ein „es ist schon alles da“ macht. Dagegen hält Petrus klar entgegen: „Nein, das Beste kommt
noch!“ Aber die Frage bleibt: Was trägt uns bis dahin, bis es erfüllt wird? Die Antwort: „Gott selbst“ (vgl. v.5 „Die ihr
durch Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet.“).
Petrus kann hier auf sein eigenes Erleben zurückgreifen. In Lukas 22 wird das Abendmahl von Jesus mit seinen
Jüngern beschrieben. Dort kündigt Jesus an, dass die größte Krise ihres Lebens seine Jünger erwartet. Besonders
hart trifft es den selbstsicheren Petrus, dem gesagt wird, er werde Jesus vor dem Sonnenaufgang dreimal verleugnen. Aber vor der Ansage des kommenden Versagens steht der Zuspruch von Jesus: „Ich habe für dich gebeten,
dass dein Glaube nicht aufhört.“ (Lukas 22,32) Die Geschichte hat danach ihren Lauf genommen und wir können
nachlesen wie Petrus tatsächlich aufs Kläglichste versagt. Dennoch lässt Gott ihn nicht los und ca. 30 Jahre später
kann er den 1. Petrusbrief schreiben und darin bestätigen: „Gott hat mich nicht sitzenlassen. Ich lebe noch in seiner
Hoffnung“
4. Lebendige Hoffnung
Nicht nur Petrus kann das erleben, dass Jesus selbst an ihm und an dem Erhalt seines Glaubens Interesse hat.
Am Donnerstag haben wir Himmelfahrt gefeiert und damit die Aussage: Jesus lebt! Auch heute noch. Somit wird
auch meine Hoffnung lebendig, denn Jesus als Person ist mein Hoffnungsträger. Dazu schreibt Paulus im Römer
8,34: „Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur
Rechten Gottes ist und uns vertritt.“ Ich darf mit meinen Fragen, mit meinen Zweifeln, mit meinen tiefen Enttäuschungen zu ihm kommen und sie ihm klagen und damit rechnen, dass er mich und meinen Glauben bewahrt.
Kleingruppe: Mögliche Fragen fürs Gruppengespräch oder für die persönliche Verarbeitung
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Was ist mir (neu) wichtig geworden? Was hat mich irritiert?
Was verstehe ich unter dem Begriff „Hoffnung“?
Kann ich der Zusage zustimmen: „Nur wer Hoffnung über das Leben hinaus hat, kann wirklich in diesem
Leben hoffen.“? (Vgl. dazu Hebräer 2,14-15 und 1, Korinther 15,16-22, besonders v.19)
Wie sieht es mit meiner Perspektive über Leben nach dem Tod aus? Habe ich darin Hoffnung, dass es
weitergeht?
In v. 4 wird klar: Die Hoffnung von Petrus ist mit Händen greifbar. Wie klar ist meine Hoffnung?
Wo habe ich Zweifel oder Situationen, die es mir schwierig machen, zu hoffen? Betet darüber unter der
Verheißung aus Römer 8,34 und Lukas 22,32
Zugehörige Unterlagen
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