Das Beerenobst gesund erhalten!

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Das Beerenobst gesund
erhalten!
Wie Sie Krankheiten und Schädlinge vom Strauchbeerenobst fernhalten,
erklärt Ralf Jung vom Pflanzenschutzdienst Bonn.
Jetzt kontrollieren und reagieren!
D
ie Auswahl von Pflanzenschutzmitteln für den Hausgarten ist seit
letztem Jahr stark begrenzt. Umso wichtiger ist es, Krankheiten
und Schädlinge frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen. Mit mechanischen Methoden können Sie im Hausgarten einiges bewirken, ebenso mit biologischen Präparaten, wenn diese rechtzeitig eingesetzt werden. Bei leichtem Befallsdruck können selbst gemachte Pflanzenstärkungsmittel das Obst gesund erhalten. Wer neu pflanzt, ist mit resistenten Sorten bei vielen Krankheiten auf der sicheren Seite.
Stachelbeermehltau
W
er Stachelbeeren in seinem Garten
hat, kennt auch den Amerikanischen Stachelbeermehltau. Der Pilz
kann an Stachelbeeren zu erheblichen
Ernteausfällen führen und die Sträucher
stark schwächen.
j Schadbild: An der Stachelbeere überziehen sich im Frühjahr die Triebspitzen
mit einem weißen, mehligen Pilzbelag
(Mycel). Die befallenen Triebe werden
im Wachstum gehemmt und erscheinen
gestaucht. Kurze Zeit später ist auch auf
den unreifen Beeren ein weißer Belag
sichtbar. Das anfänglich weiße Mycel
verfärbt sich an den Triebspitzen und
Früchten zu einem braunen, filzartigen
Belag. Die befallenen Früchte reifen
nicht aus und sind für die Verwertung
unbrauchbar.
An Schwarzen Johannisbeeren führt
die Mehltauinfektion an den Triebspitzen zu Stauchungen und Vergilbungen
der Blätter. Die Triebspitzen schwer erkrankter Sträucher können absterben.
j Infektion: Der Pilz überdauert den
Winter an den Triebspitzen und in infizierten Knospen. Besonders nach einem
milden Winter ist mit einem stärkeren
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Blattfallkrankheit
D
ie zweitwichtigste Krankheit bei Stachel- und Johannisbeeren ist die
Blattfallkrankheit. In niederschlagsreichen Jahren führt ein starker Befall mit
diesem Pilz an Stachel- und Johannisbeeren zu vorzeitiger Entblätterung der
Sträucher.
j Schadbild: Auf den Blättern entstehen kleine, runde, bräunliche Flecke, die
oft miteinander verschmelzen. Befallene
Blätter vergilben, rollen sich ein und fallen ab. Ein starker Befall kann bis zum
Spätsommer zur vollständigen Entblätterung der Sträucher führen. Die Pflanzen werden dadurch stark geschwächt.
j Infektion: Der Pilz überwintert im abgefallenen Laub und infiziert ab Anfang
Mai mit seinen Sporen, die durch den
Wind verbreitet werden, die Blätter der
Johannis- und Stachelbeeren. Feuchtes
Wetter und Temperaturen um 12° C begünstigen die ersten Infektionen, die oft
aufgrund der winzigen Blattflecken auf
den unteren Strauchpartien übersehen
werden. Die Folgen lassen aber nicht
lange auf sich warten. Aus den ersten Infektionsherden entstehen weitere unzählige Sporen, die für einen schnellen
und immer breiter werdenden Befall der
Blätter sorgen.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Bei Neupflanzungen von Johannisbeeren sind
u.a. die widerstandsfähigen Sorten „Roter Holländer“, „Rovada“ und „Ron-
Runde bräunliche
Flecken kennzeichnen die
Blattfallkrankheit. Die Blätter
vergilben und
fallen ab.
Fotos: Jung (1),
Raiser (5),
ufh (1)
dom“ sowie bei Stachelbeeren die Sorten
„Rolanda“, „Rixanta“ und „Invicta“ zu
bevorzugen. Das Falllaub von erkrankten Sträuchern sollte am besten bereits
im Herbst gründlichst zusammengekehrt, sorgfältig kompostiert oder aus
dem Garten entfernt werden. Eine Bekämpfung mit einem Pflanzenschutzmittel ist im Haus- und Kleingarten derzeit
nicht möglich.
Um die Widerstandsfähigkeit der
Pflanzen zu stärken, können die Sträucher regelmäßig mit Ackerschachtelhalmbrühe vorbeugend besprüht werden.
Rezept zur Herstellung: 200 g getrocknete Pflanzen oder 1,5 kg Frischkraut in 10 l
Wasser 24 Std. einweichen, absieben und
mindestens 5 mal in wöchentlichem Abstand unverdünnt spritzen.
Johannisbeerblasenlaus
Rötliche Blattwölbungen durch die Johannisbeerblasenlaus.
D
Befall zu rechnen. Sobald die Sträucher
austreiben, beginnt der Schaderreger in
großen Mengen Pilzsporen auszubilden,
die von Wind und Regen verbreitet werden. Unter optimalen Bedingungen (18°C
und gleichzeitig hoher Luftfeuchte) keimen die Pilzsporen in wenigen Stunden
auf den jungen Trieben und unreifen
Früchten und wachsen zu dem weißen,
später braunen Pilzgeflecht aus.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Bei einer
Neupflanzung sollten widerstandsfähige
Sorten wie z. B. „Rokula“, „Invicta“, „Remarka“, „Rolanda“ bei Stachelbeeren
und „Titania“ bei Johannisbeeren bevorzugt werden. Bei diesen Sorten tritt die
Krankheit nicht auf. Bei vorhandenen erkrankten Sträuchern sollte man durch ei-
Amerikanischer Stachelbeermehltau
nen starken Winterschnitt für eine gut
durchlüftete Krone sorgen. Es sind möglichst alle befallenen Triebspritzen als
Infektionsherde bis ins gesunde Holz
auszuschneiden. Im Haus- und Kleingarten ist eine biologische Bekämpfung mit
sog. Netzschwefelfungiziden (u.a. NetzSchwefelit WG, Compo Mehltau-frei
Kumulus WG) oder dem Präparat BioBlatt-Mehltaufrei vorbeugend möglich.
Man spritzt ab Austrieb ca. 5- bis 6-mal.
ie Johannisbeerblasenlaus ist ein
weit verbreiteter Schädling der Roten Johannisbeere, der jedoch oft toleriert werden kann.
j Schadbild: Die Blätter von Johannisbeeren weisen zahlreiche blasenartige Aufwölbungen auf, die sich rötlich
bis gelblich verfärben. Im Bereich der
Blattwölbungen sind auf der Blattunterseite Blattläuse zu finden, oft allerdings in nur relativ geringer Zahl.
j Befall: Die grünlich gelbe etwa 2 bis
3 mm große Laus lebt hauptsächlich an
Johannisbeeren, wechselt jedoch im Juni auf verschiedene Lippenblütler über,
bis sie im Herbst wieder zu den Johannisbeeren zurückkehrt. Hier legt sie
dann ihre Eier zur Überwinterung ab.
Im Frühjahr werden von den Jungläusen
die sich neu entwickelnden Blätter befallen, was schon nach kurzer Zeit zu
den typischen, Schadsymptomen führt.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Wenn
sich ein Befall noch nicht zu stark ausgebreitet hat, reicht es aus, befallene
Blätter vor dem Abwandern der Blattläuse abzupflücken. Nur bei stärkerem
Befall sind Spritzungen sinnvoll. Eingesetzt werden kann z. B. das biologische
Präparat Neudosan Blattlausfrei (1 x sobald der Schädling auftritt). Achten Sie
bei der Spritzung darauf, vor allem die
Blattunterseiten gut zu benetzen.
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Säulenrost der
Schwarzen
Johannisbeere
Gelbbraune
„Säulchen“
an der Blattunterseite
von Schwarzen Johannisbeeren
weisen auf
den Säulenrost hin.
D
er Säulenrost ist in unseren Gärten
weit verbreitet und richtet zum Teil
erhebliche Schäden an. Schlechte Knospenbildung, geringe Erträge und eine allgemeine Schwächung der Pflanzen sind
die Folgen.
j Schadbild: Etwa ab Juni entstehen an
Blättern von Schwarzen Johannisbeeren
blattoberseits kleine, gelbliche Flecken.
Auf der Unterseite sind zunächst winzige,
hell- bis orangegelbe Pusteln zu finden,
aus denen sich später etwa 1 mm lange,
gelbbraune Säulchen (daher auch „Johannisbeersäulenrost“) herausbilden.
Die Säulchen stehen sehr dicht beisammen, so dass die Blattunterseite wie von
einem filzartigen Belag überzogen erscheint. Starker Befall führt zum vorzeitigen Abwerfen der Blätter, wodurch Johannisbeersträucher häufig schon im August mehr oder weniger komplett entlaubt sein können.
j Infektion: Der Schadpilz gehört zu
den wirtswechselnden Rostpilzen. Im
Herbst wechselt er auf fünfnadelige Kie-
fern (z. B. Weymouthskiefer) und überwintert dort. An Kiefern werden von dem
Pilz spindelförmige Anschwellungen an
Ästen und Stämmen verursacht, die im
Frühjahr blasenartig aufquellen und Pilzsporen freigeben, die dann wiederum Johannisbeeren infizieren. Möglicherweise
kann der Pilz aber auch an abgefallenem
Johannisbeerlaub überdauern.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Da zur
Bekämpfung derzeit keine Pflanzenschutzmittel im Haus- und Kleingarten
zugelassen sind, kann einem Befall nur
Johannisbeergallmilbe
E
iner der bedeutendsten, wenn nicht
sogar der bedeutendste Schädling an
Schwarzen Johannisbeeren ist die Johannisbeergallmilbe. Manchmal werden
auch Stachelbeeren und Rote Johannisbeeren befallen.
j Schadbild: In erster Linie an Schwarzen Johannisbeeren findet man schon im
Winter dick angeschwollene Knospen.
Diese „Rundknospen“ treiben nicht oder
nur sehr schwach aus, vertrocknen und
fallen während des Sommers ab. Wenn
man eine solche Rundknospe öffnet,
kann man mit einer stark vergrößernden
Lupe die etwa 0,2 mm kleinen weißlichen
Gallmilben erkennen, die für das Schadbild verantwortlich sind. In einer stark
befallenen Knospe befinden sich bis zu
50 000 Milben und Eier! Ertragsausfälle
und Schwächung der Sträucher sind die
Folge. Bei mehrjährigem immer stärker
werdendem Befall kümmern die Sträucher nur noch.
j Befall: Die Johannisbeergallmilben
überwintern in den befallenen Knospen.
Beim Austrieb ab März verlassen sie die
Winterverstecke und wandern von Blatt
zu Blatt. Da sie winzig klein sind, können
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Johannisbeergallmilben verursachen unnatürlich geschwollene Knospen.
sie vom Wind oder sogar durch Insekten,
wie z. B. Blattläuse, auf immer neue Blätter und Sträucher übertragen werden. Im
Mai bis Juni dringen die Milben bereits in
die sich neu bildenden Knospen ein, wo sie
sich rasch durch Eiablage vermehren. Sie
saugen im Pflanzengewebe der Knospen,
durch vorbeugende Maßnahmen entgegengewirkt werden. Anfällige Kiefernarten sollte man möglichst aus dem
Garten verbannen. Stehen solche anfällige Kiefernarten in der Nähe, sollte man
auffällige Anschwellungen an den Trieben und Stämmen herausschneiden. Abfallende kranke Blätter sind möglichst
frühzeitig zu entfernen.
Um die Widerstandsfähigkeit der Johannisbeeren zu stärken, können die
Sträucher regelmäßig mit Ackerschachtelhalmbrühe vorbeugend besprüht werden (Rezept siehe „Blattfallkrankheit“). Bei Neupflanzungen sollte man weniger anfällige Sorten, wie
z. B. „Ometa“ oder „Titania“, bevorzugen.
was zur Anschwellung der
Knospen führt.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Zwischen den
Sorten bestehen relativ
große Empfindlichkeitsunterschiede. Bei einer Neupflanzung sollten die als
weniger anfällig geltenden
Sorten wie z. B. „Omega“
und „Titania“ bevorzugt
werden. Bei einem mäßigen Befall sollten im Winter alle eindeutig befallenen Knospen ausgebrochen, bei starkem Befall
jedoch die ganzen befallenen Triebabschnitte ausgeschnitten werden. Bei einem besonders starken Befall ist ein radikaler Verjüngungsschnitt ausgangs
des Winters angeraten.
Ausgebrochene Knospen und abgeschnittene Triebe müssen unbedingt entfernt, am besten verbrannt werden.
Eine wirksame direkte Bekämpfung
kann mit dem biologischen Pflanzenschutzmittel Schädlingsfrei Naturen zum
Austrieb der Pflanzen erfolgen. Man
spritzt zu Beginn des Austriebs und
wiederholt dies ca. 14 Tage später.
Gelbe Stachelbeerblattwespe
ie Gelbe Stachelbeerblattwespe ist
der bekannteste und gefährlichste
Schädling der Stachelbeere. Kahlgefressene Sträucher gehen auf ihr Konto. Auch Rote und Weiße Johannisbeeren werden befallen.
j Schadbild: Schon bald nach dem
Austrieb entsteht ein Lochfraß an den
Blättern, der meist vom Inneren der
Sträucher nach außen zunimmt. Im
Laufe des Frühjahrs und Sommers kann
es zum Kahlfraß kommen, bei dem nur
die Blattrippen erhalten bleiben. Anfänglich fressen alle Larven an einem
Blatt, später meist einzeln oder zu zweit.
j Befall: Ab Mitte April fliegen die ersten orangegelben Wespenweibchen, die
ihre Eier in Reihen an den Rippen der
Blattunterseite ablegen. Die Larven
schlüpfen temperaturabhängig innerhalb von 5 bis 14 Tagen. Sie beginnen
umgehend mit ihrem Fraß. Nach etwa
2 bis 3 Wochen kommt es zur Verpuppung in der Erde, und im Juni schlüpfen
die Wespen der zweiten Generation, die
wiederum ihre Eier auf den Blättern ablegen. Im Juli/August tritt meistens eine
dritte Generation in Erscheinung. Die
Die Larven der
Stachelbeerblattwespe
fressen die
Sträucher
kahl.
Larven dieser letzten Generation überwintern in der Erde und schlüpfen Mitte April des nächsten Jahres im Boden.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Ein
winterliches Auslichten erleichtert die
Früherkennung des Schädlings und
verbessert die Bekämpfung. Wenn Sie
im letzten Jahr den Schädling hatten,
ist in diesem Jahr wieder damit zu rechnen. Wegen der schnellen Vermehrung
und großen Fraßgier muss sofort gehandelt werden! Einzige Bekämpfungsmöglichkeit: Die gefundenen
Larven müssen abgepflückt und vernichtet werden. Auch gefundene Eigelege können zerdrückt oder samt der
Blätter entfernt werden.
Teil 2: Wie Sie Krankheiten und Schädlinge an Himbeeren und Brombeeren
erkennen und behandeln, lesen Sie in
der Juniausgabe.
Freunde
Foto: Redeleit
D
auf dem Hof
Mitmachen
beim
FOTOWETTBEWERB
Tolle Gespanne gibt es auf den
Höfen. Wir suchen die schönsten
Schnappschüsse von besonderen
Freundschaften!
D
ie Tochter
mit Ihrem Lieblingskälbchen oder der
Hund mit dem Kater –
auf vielen Höfen gibt
es unzertrennliche Freundschaften zwischen ungleichen Partnern, die im Bauernhofalltag die schönsten Augenblicke
liefern. Grund genug für uns, nach solchen
Schnappschüssen für unseren diesjährigen
Fotowettbewerb zu forschen.
Wir suchen stimmungsvolle Fotos von
außergewöhnlichen Freundschaften auf
dem Hof. Dazu zählen:
■ Eindrucksvolle Einstellungen von Kindern mit ihren vierbeinigen oder gefiederten Freunden.
■ Schöne Schnappschüsse von „tierischen Freundschaften“ im Bauernhofalltag.
Wir sind auf der Suche nach rührenden
und auch nach witzigen Szenen. Erzählen
Sie uns eventuell auch eine kleine Geschichte zu dem Gespann. Schicken Sie
Ihre Farbfotos oder Dias mit dazu gehörenden Zeilen an:
top agrar Redaktion, Stichwort
„Freunde auf dem Hof“, Postfach 7847,
48042 Münster.
Einsendeschluss für den Wettbewerb
ist Montag, der 30. Juni 2003.
Mit der Einsendung erhält die top
agrar-Redaktion das uneingeschränkte
Veröffentlichungsrecht. Veröffentlichte
Fotos werden honoriert.
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