INTERVIEW LIECHTENSTEINER VATERLAND | SAMSTAG, 2. JUNI 2012 5 «Die politische Stabilität stärken» Die Regierung hat am Dienstag einen Vernehmlassungsbericht zur Verlängerung der Legislaturperiode verabschiedet. Laut Regierungschef Klaus Tschütscher geht es dabei vor allem um eine verbesserte Effizienz in der politischen Arbeit. Interview: Günther Fritz Herr Regierungschef, Sie haben diese Woche das Vorhaben einer Verlängerung der Legislaturperiode auf fünf Jahre der Öffentlichkeit vorgestellt. Was sind die Beweggründe? Regierungschef Klaus Tschütscher: Die Regierung hat sich bei der Ausarbeitung der Agenda 2020 unter anderem auch intensiv mit den verschiedenen Defiziten des heutigen Regierungs- und Verwaltungssystems auseinandergesetzt. Vor diesem Hintergrund und zur Stärkung der innenpolitischen Handlungsfähigkeit haben «Mehr Konstanz in der Regierungsarbeit» wir im August 2009 ein umfassendes Reformkonzept verabschiedet, von dem bereits ein grosser Teil umgesetzt worden ist. Mit der Regierungsreform, mehreren Reorganisationen in der Verwaltungsstruktur, einem neuen Finanzhaushaltsrecht sowie einem Corporate-Governance-Paket zur Führung der öffentlichen Unternehmen haben wir eine umfassende institutionelle Erneuerung eingeleitet. Eine etwas längere Legislaturperiode kommt den spezifisch liechtensteinischen Gegebenheiten entgegen, weil dadurch gerade im kleinen Staat mit sehr beschränkten personellen Ressourcen die Effizienz erhöht werden kann. Welche Erfahrungen haben Sie zur Überzeugung gebracht, dass die Ausweitung der Legislaturperiode auf fünf Jahre die innenpolitische Handlungsfähigkeit der Regierung erhöhen würde? Eine massvolle Verlängerung der Legislaturperiode um ein Jahr trägt zu mehr Konstanz in der Regierungsarbeit bei und schafft für die einzelnen «Verlängerung der effektiven Arbeitsperiode» Regierungsmitglieder bessere Bedingungen, um wichtige Projekte für unser Land innerhalb der Mandatsperiode entscheidend voranzubringen. Politische Stabilität und Kontinuität sind gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit, die von immensen, komplexen Herausforderungen geprägt ist, eine unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche politische Arbeit auf Landes- wie auch auf Gemeindeebene. Sie denken dabei aber nicht an eine Verlängerung Ihrer eigenen Amtszeit!? Nein, das war nicht der Gedanke (lacht). Ich werde mich bis zum letzten Tag der laufenden Periode, die im nächsten Jahr enden wird, engagiert «Damit wird die Verbindlichkeit des Handelns in Landtag und Regierung enorm gesteigert»: Regierungschef Klaus Tschütscher setzt sich für eine Ausweitung der Legislaturperiode bzw. der Amtsdauer des Landtags, der Regierung und der Gemeindebehörden auf fünf Jahre ein, um die politische Stabilität und Kontinuität zu stärken. Bild ikr/Felix Kaestle für unser Land einsetzen, möglichst viele Agenden noch abschliessen und danach aus der Regierung ausscheiden.Aber für die Zukunft könnte eine längere Mandatsdauer entscheidend dazu beitragen, dass die Legislaturziele im Interesse des Landes ambitionierter formuliert und besser erreichbar werden. Worin sehen Sie bei einer fünfjährigen Amtsdauer die wesentlichen Vorteile für die Regierungsarbeit? Es geht vor allem um eine Verlängerung der effektiven Arbeitsperiode, um die Sicherung der Kontinuität sowie um die verbesserte Effizienz in der politischen Arbeit. Damit wird die Verbindlichkeit des Handelns in Landtag und Regierung enorm gesteigert. Nicht zuletzt sind mit einer verlängerten Legislaturperiode auch finanzielle Einsparungen verbunden, sowohl für das Land wie auch für die Gemeinden, aber auch für die politischen Parteien und die Steuerzahler. Wäre eine allfällige Umsetzung dieser Idee nicht ein Novum für Liechtenstein? Das Gegenteil ist der Fall. Bei der dritten Staatsgewalt, der Judikative, haben Regierung und Landtag in den letzten Jahren bereits umfassend fünfjährige Amtszeiten für die Richter eingeführt. Auch die Mitglieder des Aufsichtsrats der FMA werden beispielsweise für eine Amtsdauer von fünf Jahren gewählt. Es ist deshalb nur logisch, eine fünfjährige Periode auch bei der Exekutive und der Legislative vorzuschlagen. Ein geschichtlicher Rückblick zeigt übrigens, dass die Amtszeit des Regierungschefs und seines Stellvertreters bis 1965 sechs Jahre dauerte. Inwieweit sind Sie froh, dass diese in der Agenda 2020 erstmals formulierte Idee Erlebnis-Tag von den Gemeinden grundsätzlich positiv aufgenommen wurde? Die Gemeinden stehen vor den gleichen Herausforderungen wie die Regierung und der Landtag. Die Fülle und Komplexität der Aufgaben hat enorm zugenommen. Hinzu kommt, «Keine personellen Ressourcen im Überfluss» dass das politische System Liechtensteins auf ein Miteinander von Land und Gemeinden angewiesen ist. Die Gemeinden sind auch ein ganz wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Umsetzung der Landesstrategie, der Agenda 2020. Ich bin deshalb sehr froh darüber, dass sich mehrere Gemeinden bereits positiv zur parallelen Verlängerung der Legislaturperiode auf Gemeindeebene geäussert haben. Welche Schlüsse haben Sie aus dem europäischen Ländervergleich in dieser Frage gezogen? Gerade mit Blick auf die europäischen Staaten ist eine fünfjährige Legislaturperiode zeitgemäss. Die meisten der Kleinstaaten kennen eine solche, unser Nachbar Österreich hat diese vor Kurzem eingeführt, in der Schweiz und Deutschland wird ebenfalls darüber diskutiert. Die Tendenz ist offensichtlich. Die Überlegungen sind in allen Staaten dieselben: Angestrebt wird eine Stärkung der politischen Stabilität und der institutionellen politischen Arbeit. Was würde das Ganze für die politischen Parteien bedeuten? Wir müssen der Realität ins Auge bli- im mühleholzmarkt! cken. Der Kleinstaat hat nicht personelle Ressourcen im Überfluss. Das spüren insbesondere die Parteien, die alle vier Jahre für die Besetzung der politischen Ämter Kandidatinnen und Kandidaten rekrutieren müssen. Eine fünfjährige Mandatsdauer bringt meiner festen Überzeugung nach gerade diesbezüglich und auch in finanzieller Hinsicht für die Parteien eine Entlastung. Würden mit selteneren Wahlen nicht die Volksrechte eingeschränkt und damit die Demokratie insgesamt geschwächt? Wir haben die Verlängerung der Legislaturperiode um ein Jahr selbstverständlich auch unter demokratiepolitischen Gesichtspunkten betrachtet. Die ausgeprägten Volksrechte geben der liechtensteinischen Bevölkerung die Möglichkeit, laufend zu aktuellen Themen Stellung zu beziehen. Mit den direkten Einwirkungsrechten der Initiative und des Referendums ist sichergestellt, dass sich die Bevölkerung ständig in den politischen Prozess miteinbringen kann. Vergleicht man eine «Auch in finanzieller Hinsicht eine Entlastung» vierjährige mit einer fünfjährigen Legislaturperiode innerhalb eines Zeitraums von 40 Jahren, wird der geringe Unterschied im Hinblick auf die Ausübung des Wahlrechts deutlich. Statt zehn Wahlgängen wären es dann acht. Insgesamt überwiegen die Vorteile einer Verlängerung, insbesondere im Hinblick auf die langfristig ausgerichtete politische Zukunftsgestaltung unseres Landes. 10.00 b is 17.00 U hr Musikeinlagen Handharmonika-Clubs Schaan (14 Uhr / 15 Uhr) Ausstellung des Vereins (30.5.-2.6.) t& Wurszum t o r B eis ialpr Spez CHF 3.n vo Kinder-Hüpfburg Das sehe ich völlig anders. Aufgabe der Regierung ist es, bei allen Agenden, vor allem aber bei wichtigen Zukunftsfragen, eine breite Meinungsbil- «Eine rasche Umsetzung wäre erstrebenswert» dung zu ermöglichen und ein differenziertes Bild der Auffassungen zu gewinnen. Das streben wir mit dem Vernehmlassungsbericht zur angedachten Verlängerung der Legislaturperiode an. In diesem Zusammenhang ist auch die FBP eingeladen, ihre Meinung zu äussern. Wenn die Auffassungen auf dem Tisch liegen, hat die Regierung diese auszuwerten und über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Das ist dann der Zeitpunkt, um allfällige unterschiedliche Auffassungen im Koalitionsausschuss zu besprechen. Die von der Regierung verabschiedete Vernehmlassung läuft nun bis Mitte August. Wie sieht danach Ihr Zeitplan bei der Weiterverfolgung dieser Agenda aus? Im Interesse des Landes wäre eine rasche Umsetzung natürlich erstrebenswert. Wir warten jetzt die Ergebnisse der Vernehmlassung ab und werden dann über den weiteren Fahrplan entscheiden. ag Samsutni 2. J Käpt’n Blaubär ist zum ersten Mal in Liechtenstein! Original Käpt’n-Blaubär-Team vor Ort / Kinderdisco / Masken basteln Ravensburger Spielecken / Erinnerungsfotos und Autogramme FBP-Parteipräsident Alexander Batliner findet das Vorgehen der VU in dieser Frage unverständlich. Allein die Tatsache, dass eine entsprechende Verfassungsänderung die Zustimmung von drei Vierteln der Abgeordneten benötige, hätte es notwendig gemacht, zuerst im Koalitionsausschuss darüber zu beraten. Was sagen Sie dazu? laubär Käpt‘n B Geniessen Sie den mühleholzmarkt – mit tollen Fachgeschäften! www.muehleholzmarkt.li Überdachte Parkplätze im mühleholzmarkt!