Rote Vogelmilbe Dermanyssus gallinae Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) ernährt sich normalerweise vom Blut verschiedener Vogelarten. Bei Nahrungsmangel sucht sie aber u. a. auch den Menschen auf. Da die Rote Vogelmilbe eine Reihe von Infektionskrankheiten übertragen kann, gilt sie als Hygieneschädling. In Geflügel-Zuchtbetrieben stellt ein Befall mit der Roten Vogelmilbe einen permanenten Stressfaktor für die Vögel dar und führt bei den betroffenen Tieren zu Blutarmut, verringerter Eiablage und manchmal sogar zum Tod. Außerdem gelten die Milben als Überträger verschiedener Virus-Krankheiten und anderer Erkrankungen. Die Rote Vogelmilbe sucht ihren Wirt lediglich nachts für 1 bis 2 Stunden auf um Blut zu saugen. Tagsüber verstecken sich die Parasiten in Spalten und Ritzen. In diese Verstecke werden auch die weißlichen, ovalen Eier abgelegt. Bei ausreichend hohen Temperaturen können aus den Eiern nach 2 bis 3 Tagen sechsbeinige Larven schlüpfen. Noch vor der ersten Nahrungsaufnahme häutet sich diese Larve innerhalb von 24 Stunden zur achtbeinigen Protonymphe. Die Protonymphe sucht sich sogleich einen Wirt und beginnt Blut zu saugen. Anschließend erfolgt die Häutung zur Deutonymphe, die ebenfalls Nahrung zu sich nimmt und sich zu einer ausgewachsenen männlichen oder weiblichen Milbe weiter entwickelt. Unter optimalen Bedingungen beträgt der komplette Lebenszyklus der Art lediglich eine Woche, so dass sich Populationen v. a. in Geflügelzuchtbetrieben sehr schnell aufbauen können. Der Körperbau der Roten Vogelmilbe ist eiförmig. Männchen haben eine Körperlänge von ca. 0,6 mm, während Weibchen mit 0,75 mm etwas größer werden. Nach einer Blutmahlzeit können die Weibchen sogar eine Länge von 2 mm erreichen. Larven, Nymphen und Männchen sind weißlich bis grau gefärbt. Die Weibchen erscheinen nach der Nahrungsaufnahme rot oder schwarz. Bei Nahrungsmangel kann die Rote Vogelmilbe verschiedene Säugetiere, darunter auch den Menschen, befallen. Zwar ermöglicht die Aufnahme von Säugetierblut das Überleben der Milben, zur Fortpflanzung sind die Weibchen allerdings auf Vögel als Wirtstiere angewiesen. Beim Blutsaugen geben die Milben ein Speicheldrüsensekret in die Wunde ab, das lokal betäubend wirkt, Gewebe zersetzt und die Blutgerinnung hemmt. Beim Menschen können heftig juckende Stichstellen und Entzündungen (Dermatitis) auftreten. Außerdem besteht die Gefahr, dass Krankheitserreger übertragen werden. Aus diesem Grund wird Dermanyssus gallinae als ernstzunehmender Hygieneschädling bei Mensch und Tier angesehen. Die Rote Vogelmilbe kommt v. a. in Großstädten häufig als unangenehmer Parasit in Dachwohnungen vor. Die Ursache des Befalls sind meist Nester von Amseln, Haussperlingen und weiteren Vogelarten. Besonders in den Nestern verwilderter Haustauben können die Milben in hohen Individuenzahlen vorkommen. Ist die Populationsdichte der Parasiten zu hoch, oder haben die Wirte das Nest verlassen, begeben sich die Milben auf Nahrungssuche und können in diesen Fällen auch den Menschen zum Blutsaugen aufsuchen. Nach einer Blutmahlzeit können die Weibchen längere Zeit hungern. Bei niedrigen Temperaturen zwischen 10 und 15°C, sowie einer ausreichend hohen Luftfeuchtigkeit kann die Rote Vogelmilbe bis zu 190 Tage überleben ohne Nahrung aufzunehmen. Dies bedeutet für die Praxis, dass die Überlebensdauer der Milben in schwer erreichbaren Verstecken u. U. länger sein kann, als die Wirkungsdauer der zur Bekämpfung eingesetzten Präparate. Aus diesem Grund sollten Bekämpfungsaktionen generell wiederholt werden. Tritt die Rote Vogelmilbe in Privatwohnungen auf, so ist der Befallsherd meist in verlassenen Nistkästen oder Vogelnestern zu suchen. Die Probleme hören in der Regel auf, wenn leere Vogelnester beseitigt bzw. Nistkästen regelmäßig im Herbst gereinigt werden. Falls ein Befallsherd nicht lokalisiert werden kann, kann versucht werden das Eindringen der Parasiten in den Wohnbereich durch das Ausbringen Leimringen oder Klebestreifen im Bereich von Fenstern und Türen zu verhindern. Zu Bekämpfungsmaßnahmen können flüssige und staubförmige Kontaktgifte eingesetzt werden, die nach Möglichkeit direkt in die Verstecke der Milben ausgebracht werden sollten.