Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke nach

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Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden - Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung
wesentlicher Bauwerke
Stand: 30. Oktober 2015
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Inhaltsverzeichnis
3.1
Streckentrassierung ..................................................................................................4
Örtlichkeit (Oberflächensituation, Objekte) ................................................................4
Trassierungsparameter (Trasse, Gradiente, Überlagerungsverhältnisse) .................4
3.2
Tunnelbauwerke .....................................................................................................12
Baugrundsituation (Schichten, GW-Situation) .........................................................12
Auftreten von Störzonen .........................................................................................19
Bauverfahren (Spritzbetonbauweise / Maschinenvortrieb) ......................................24
Technologische Parameter für die Bauausführung .................................................37
Materialbewirtschaftung der anfallenden Aushub- und Ausbruchmengen ...............39
Tunnelbauwerke .....................................................................................................53
Lichtraumprofil und Querschnittsgestaltung sowie Nothaltestelle (NHS) .................63
Konstruktionsprinzipien der Tunnelauskleidung, -entwässerung und -abdichtung
sowie baulicher Brandschutz ..................................................................................71
Art und Anordnung der Sicherheits- und Rettungssysteme .....................................79
Logistikkonzept .......................................................................................................81
Geotechnische und bauverfahrenstechnische Risikoanalyse ..................................83
Beurteilung der Machbarkeit der Tunnellösung .......................................................84
3.3
Großbrücken und talüberspannende Brücken .........................................................91
Erforderliche Bauwerke...........................................................................................91
Bewertungskriterien ................................................................................................91
Überwerfung Heidenau ...........................................................................................93
Talbrücke Heidenau ................................................................................................94
Talbrücke Seidewitz................................................................................................99
Baukosten.............................................................................................................103
Nächste Planungsschritte .....................................................................................104
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Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Aufgabe 2
Technologische Betrachtung wesentlicher Bauwerke
3.
Einführung
Grundlage für die Trassenführung ist die Linienführung zur Vorzugsvariante 1.1 aus der Studie
2012 (Projekt TEN 22, „Untersuchung von Linien- / Trassenvarianten für eine gemeinsame
grenzüberschreitende Planung“), die aufgrund weiterer Untersuchungen in Bezug auf die
Raumempfindlichkeit, die geologischen und hydrogeologischen Basisdaten, und den Planungen auf tschechischer Seite zu optimieren ist.
Aus dieser Untersuchung 2012 zur NBS gingen die wesentlichen Trassierungs-Gelenkpunkte
Dresden (Heidenau) Strecke 6240 – Staatsgrenze D/CZ nach der Autobahn
E 55 (BAB A 17) – Ústí nad Labem (Prag) hervor.
Das Untersuchungsgebiet beginnt auf deutscher Seite südlich von Dresden in der Stadt
Heidenau am Haltepunkt Heidenau Süd der DB Bestandsstrecke DD – Pirna. Es führt weiter
in südöstlicher Richtung an Pirna vorbei über den Ortsteil Pirna-Zehista (Seidewitztal) in Richtung Dohma, und danach weiter in einem großen Bogen über den sogenannten Lohmgrundrücken in südwestlicher Richtung unter Umgehung der Kurorte Berggieshübel und Bad Gottleuba sowie vorbei an der Talsperre Gottleuba in Richtung Breitenau und tschechische
Grenze.
Die Trasse quert die Autobahn E 55 (BAB A 17) auf tschechischer Seite westlich des Berges
Spicak (723 m + NN) und führt in südlicher Richtung nach Chlumec. Der Untersuchungsraum
endet auf tschechischer Seite mit der Einbindung der Neubaustrecke in das Bestandsnetz der
SZDC nordöstlich von Chabarovice.
Aufgrund der geographischen Verhältnisse im Elbtal, im Seidewitztal und im Erzgebirge in
Verbindung mit der maximal zulässigen Streckenlängsneigung verläuft die Trasse überwiegend in Tunnelbauwerken und einem größeren Brückenbauwerke.
Planungsgrundlagen
-
Machbarkeitsstudie 2008
-
Potentialanalyse und Kosten-Nutzenanalyse 2010
-
Variantenuntersuchung 2012 mit Linienbestimmung
ab Planungsbeginn August 2014
-
amtliche topographische Karten und Luftbilder Stand 2014
-
amtliche umweltfachliche Daten Stand 2014
-
amtliches digitales Geländemodell Sachsen Stand 2014
-
amtliches digitales Geländemodel Tschechien Stand 2015
-
Bahn-Geodaten in Heidenau Stand 2015
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.1
Streckentrassierung
Örtlichkeit (Oberflächensituation, Objekte)
Im Rahmen einer Raumwiderstandsanalyse (Aufgaben 2.1 und 2.2) wurden innerhalb eines
definierten Planungskorridors entlang der bereits erarbeiteten Vorzugsvariante 1.1 (Studie
2012) nachfolgende umweltfachliche Aspekte untersucht:
·
Siedlungsgebiete,
·
Raumentwicklungspläne,
·
Planungsvorhaben Dritter,
·
Natur und Umwelt,
·
Geophysik (Bergbau, Störungszonen)
Die angetroffenen Raumwiderstände wurden mit Bezug zur Eisenbahntrasse kategorisiert,
abgeschichtet und die für die Trasse entscheidungserheblichen Konflikte herausgearbeitet.
Angetroffene Einzelkonflikte wurden näher betrachtet und die Trassierung, sofern möglich,
aufgrund dieser Zwangspunkte optimiert.
Die Anpassung der Vorzugsvariante aus der Studie 2012 erfolgte aufgrund der Raumwiderstände und Planungen in Heidenau (Gewerbegebiet, unterirdischer Hohlraum „Pechhütte“,
FFH-Gebiet Elbtal), der Ortsumgehung Pirna B 172n (Bauvorhaben DEGES), im Bahretal
(FFH-Schutzgebiet DE-5049-304 Bahrebachtal und Vogelschutzgebiet DE- 5048-451 Osterzgebirgstäler) und der geologischen Struktur Börnersdorf (Untersuchung LfULG), sowie der
möglichst weiträumigen Umgehung des Trinkwasserschutzgebiets Gottleubatal.
Die ursprünglich in der Vorzugsvariante 2012 geplante Durchfahrung des Bahretales zum
Zwecke der Verkürzung des Basistunnels wurde aufgrund der Bewertung der umweltfachlichen Raumwiderstände (Hoch bis sehr hoch) aufgegeben, zudem ist die jetzt optimierte Trassenführung um ca. 800 m kürzer als die Vorzugsvariante 1.1 aus dem Jahre 2012.
Trassierungsparameter
(Trasse, Gradiente, Überlagerungsverhältnisse)
Nach den Projektvorgaben ist die Trassierung der geplanten Neubaustrecke für einen
Hochgeschwindigkeits-Personenverkehr mit v max = 200 km/h und Güterverkehr mit
v max = 120 km/h auszulegen. Das Regelwerk der DB Netz AG (Richtlinie 413) sieht für
diesen Bereich die Einordnung der Neubaustrecke in den Streckenstandard M 230 vor.
Die Leitgeschwindigkeit beträgt demgemäß zwischen 160 und 230 km/h.
Der Gleisachsabstand beträgt mindestens 4,50 m (gemäß TSI > 4,00 m).
Der Überholgleisabstand soll gemäß Richtlinie 413 zwischen 8 km und 20 km betragen.
Als Überholungsgleislängen sind 750 m für Güterzüge vorzusehen.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Überleitverbindungen sollen in Abständen zwischen 8 km (Bahnhofsabstand) und 20 km
betragen.
Blockabschnittslängen für die Signaltechnik sollen zwischen 1,5 km und 4,0 km nach
Bemessungsrechnung betragen.
Die Einfahr-/Ausfahrgeschwindigkeit in den Weichen soll zwischen 80 und 100 km/h
betragen.
Die Geschwindigkeit in den Überleitverbindungen soll zwischen 80 und 100 km/h betragen.
Das max. zulässige Längsgefälle beträgt nach dem eisenbahntechnischen Regelwerk
TSI-INF-2014-1299 für Mischverkehrsstrecken 12,5 ‰.
Das Lichtraumprofil GC nach EBO bzw. TSI-INF ist einzuhalten.
Die Streckenklasse ist nach dem DB Regelwerk die Lastkategorie D4 (Achslast 22,5 t,
Streckenlast 8 t/m) + SSW. Optional soll die Lastkategorie E5 betrachtet werden.
Bei Überholgleisen sind Schutzweichen anzuordnen
Eine weitere Vorgabe zur Trasse ergab sich aus den Abstimmungen mit der DB Netz AG, die
eine Fortführung der Bestandsstrecke 6240 DD - Pirna für den Güterverkehr für erforderlich
hält. Gemäß Fahrplanuntersuchung (Anhang 1.2) ist mindestens 1 Bestandsgleis in Richtung
Pirna zu erhalten. Als Variante ist auch eine 2-gleisige Fortführung in Richtung Pirna planerisch zu untersuchen.
Abbildung 1: Lageskizze NBS Dresden - Prag
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.1.2.1
Ausfädelung Heidenau
Die NBS-Trasse beginnt analog der Vorzugsvariante am Ausfädelungspunkt in Heidenau (Haltepunkt DB Strecke 6240 km Station 49,970) als zweigleisige Strecke im Bestand mit dem
Einbau einer Überleitverbindung mit 4 Weichen (W 101 bis W 104 in der Bauform 60-12001:18,5 fb). Die max. Geschwindigkeit auf der Strecke 6240 beträgt 160 km/h, die
Überleitverbindungen (W 101 bis W 104) sind für eine Fahrgeschwindigkeit von 100 km/h ausgelegt.
Nach den Überleitverbindungen erfolgt in der Bestandsstrecke bei km Station 49,680 die
Verziehung der Bestandsgleise als künftige NBS-Gleise und an der Station 49,450 in Höhe
Geschwister-Scholl-Straße die Abtrennung der Bestandsstrecke 6240 in Richtung Pirna
(1-gleisig oder 2-gleisig) von der künftigen Neubaustrecke DD - Prag. Nach dem Abzweig der
Strecke 6240 beginnt die Anrampung der Neubaustrecke in Parallellage zur Strecke 6239 (SBahn) mit 12 ‰ in Form eines U-förmigen Trog-Rampenbauwerkes mit ca. 660 m Länge.
Bei NBS-Strecken km 0,514 (Strecke 6240 km 48,580) beginnt die Überquerung der NBS über
die Strecke 6240 in Form eines Überwerfungsbauwerkes als Stahlbetonrahmen mit seitlichen
Wandöffnungen mit ca. 280 m Länge. Bei NBS km 0,800 beginnt das Brückenbauwerk zur
Überquerung der bestehenden Bebauung (Gewerbegebiet Heidenau) und der S 172.
Das Brückenbauwerk ist zunächst mit einem 2-gleisigen Überbau über 4 Brückenfelder
konzipiert, bevor die Strecke aufgeweitet wird und nach 6 weiteren 1-gleisigen Überbaufeldern
direkt in einen Einschnitt und ab NBS km 1,350 (1,390) in ein Tunnelbauwerk mit
2 Röhren übergeht. Die Gesamtlänge des Brückenbauwerkes beträgt aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungslängen der Gleise 473 m für das Gleis DD-Prag und 517 m für das
Gleis Prag-DD.
Gemäß der aktuell bestehenden Bebauung (Industriegebiet zwischen S 172 und Strecke 6240
DD-Pirna) muss der Ausfädelungsbereich in DD-Heidenau aufgrund von Neubauten neben
der Bestandsstrecke (Zwangspunkte) gegenüber der Vorzugsvariante 1.1 neu
trassiert werden. Auch der Tunnelanfang wurde aufgrund der Nähe der Vorzugsvariante 1.1
zu einem FFH-Gebietes und eines unterirdischen Hohlraume „Pechhütte“ weiter Richtung Osten außerhalb dieser Bereiche verschoben werden.
Tunnel Heidenau – Großsedlitz
Dieser Tunnel mit 2 Röhren (Abstand ca. 29 m) beginnt bei NBS km 1,350 und endet etwa bei
NBS km 3,300. Aufgrund der Geländetopographie wird das Tunnelbauwerk durch ein
ca. 120 m langes Trogbauwerk von NBS km 2,150 bis 2,270 unterbrochen.
Nach der Unterquerung der Kreisstraße K8272 (Großsedlitz – Pirna) und der Bundesstraße
172a endet der Tunnel und geht in ein Trogbauwerk bis ca. NBS km 3,370 mit nachfolgendem Dammbauwerk (Länge ca. 800 m) bis ca. NBS km 3,800 über. Ab dem Tunnelende werden die NBS-Gleise wieder auf einen Abstand von 4,50 m verzogen.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Talbrücke Seidewitz
Es folgt von NBS km 3,800 bis km 4,850 eine 2-gleisige Brücke mit Gleisabstand 4,50 m
(Länge ca. 1.050 m, max. Höhe ca. 37 m), die das Tal der Seidewitz und den Ortsteil PirnaZehista südwestlich der geplanten OU Pirna B 172n überspannt.
Aufgrund der vorliegenden Planungen zur Ortsumgehung Pirna B 172n wurde die Trasse zur
Minimierung der Eingriffe in die vorhandene Bebauung näher an die geplante B 172n herangerückt. Somit konnte auch die Altlastendeponie am Schützengrund südlich von Pirna-Zehista
umgangen werden.
Aufgrund der engeren Trassierung beträgt die max. Fahrgeschwindigkeit auf der Brücke
180 km/h bei einer zulässigen Überhöhung von 150 mm. Höhere Geschwindigkeiten sind unter
voller Ausnutzung der max. Überhöhung von 170 mm möglich (Zulassungsgrenze).
Dammbauwerk Goes
Danach folgt von NBS km 4,840 ein etwa 2.000 m langer 2-gleisger Streckenabschnitt bis zur
Kreisstrasse K8753 (Höhe Goes) km 6,800. Bis zu dieser Station wurde die Strecke
analog der Trassierung 2012 mit einem Gleisabstand von 4,50 m und mit einer Neigung von
12,0 ‰ trassiert. Die Trasse liegt auf einem Dammbauwerk etwa 8m über der vorhandenen
Geländeoberkante.
Erfordernis Überholbahnhof Goes
Überleitverbindungen sowie Überholgleise im Tunnel sollen aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht geplant werden (vgl. Studie zum Brenner-Basis-Tunnel und
Ziffer 3.1.2.2).
Die DB Richtlinie 413 fordert die Anlage eines Überholbahnhofes im Abstand von
max. 20 km (Untergrenze der Streckenauslastung) gemäß nachfolgendem Schema (Abbildung 2) mit einer max. Gleislängsneigung von 2,5‰.
Das Erfordernis eines Überholbahnhofes wurde durch die Fahrplanstudie der DB Netz AG
(Anhang 1.2) zum Nachweis der betrieblichen Leistungsfähigkeit aus betrieblicher Sicht nachgewiesen. Damit können schnell fahrende Personenzüge die langsameren Güterzüge überholen, bevor diese in den Basistunnel einfahren (Fahrtrichtung Prag) oder in das
Bestandsnetz bei Heidenau (Fahrtrichtung Dresden) einfahren. Daher wurden im Abschnitt
Goes auf dem Dammbauwerk 2 Überholgleise mit einer Nutzlänge von 750 m vorgesehen.
Die Anschlussweichen für die Überholgleise (W 003 bis W 006) sind in der Bauform
60-1200-1:18,5 fb für eine Abzweiggeschwindigkeit von ve = 100 km/h ausgelegt.
Vor und nach den Anschlussweichen wird je eine Überleitverbindungen (W 001/002 und
W 005/006) ebenfalls für eine Fahrgeschwindigkeit von ve = 100 km/h angeordnet.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 2:
Schema Überholbahnhof
Lohmgrundrücken und Beginn Basistunnel (Variante A)
Die bisherigen Planungen zur Vorzugstrasse 1.1 gingen von der Herstellung eines bis zu
30 m tiefen und ca. 2,2 km langen Einschnittes am Lohmgrundrücken mit der Ausbildung einer
mit 30° bis 45 ° geneigten Böschung aus. Diese Böschungsneigungen erfordern jedoch aufwändige ingenieurgeologische Baumaßnahmen (Hangsicherungen).
Nach dem Abschnitt Goes verläuft die Trasse der Variante A daher analog der Vorzugsvariante 1.1 aus 2012 in einem etwa 2.700 m langen Einschnitt in Parallellage zur S 173 die Aufweitung der Streckengleise auf einen Achsabstand von ca. 29 m bis zum Beginn des Tunnels
bei NBS km 9,155 mit zwei 1-gleisigen Tunnelröhren (etwa 200 m nördlich der S 170 Ortumgehung Friedrichswalde-Ottendorf).
Die Längsneigung der Strecke im Einschnitt bis zum Tunnelportal betrug 12 ‰ und ab dem
Tunnelportal 4 ‰, aufsteigend bis zum Scheitelpunkt nach etwa 9.200 m bei NBS km 18,347
(Höhe Börnersdorf), danach betrug das Streckenlängsgefälle ca. 3 ‰ in Richtung Tschechien
auf eine Länge von etwa 15.130 m. Auf deutscher Seite betrug die maximale Tunnelüberdeckung ca. 310 m und auf tschechischer Seite ca. 550 m. Die Tunnellänge der Variante A beträgt 24.322 m.
Nach Auswertung der geologischen und hydrogeologischen Daten in Zusammenarbeit mit
dem LfULG würde dieser Einschnitt dauerhaft einen großräumigen Einfluss auf den Grundwasserhorizont in einer geotechnisch schwierigen Zone (wasserführende verwitterte Gesteinsschichten bis 20 m Tiefe) haben.
Der Grundwasserstand wird nach Auswertung der bislang vorliegenden Hydrogeologischen
Daten bei ca. 8 bis 9 m unter Geländeoberkante vermutet. Die Schienenoberkante läge demzufolge zwischen 20 und 30 m unter dem natürlichen Grundwasserpegel.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Alternative Tunnelverlängerung am Lohmgrundrücken (Variante B)
Aufgrund des Erfordernisses eines Überholbahnhofes und damit einer etwa 10m tiefer liegenden Gradiente würden die o.g. Abstände zur Geländeoberkante in der Variante B nochmals
deutlich anwachsen.
Mit einer Verlängerung des Tunnelbauwerkes ist es möglich, sowohl die betrieblich erforderliche Anordnung eines Überholbahnhofes vor dem Tunnelportal umzusetzen, als auch den
dauerhaften Eingriff in das Grundwasserregime deutlich zu verringern.
Die Länge des Einschnittes reduziert sich dadurch ebenso deutlich um 1.660 m wie auch die
erforderlichen Massenbewegungen beim Aushub (siehe nachfolgenden Tabelle).
Vergleich der anfallenden Aushubmassen
Länge bleibender Einschnitt im Endzustand
Länge offene Bauweise (temp. Einschnitt)
Gesamtlänge temp. Einschnitt
Variante A
Variante B
2.340 m
680 m
160 m
460 m
2.500 m
1.140 m
Aushubvolumen bleibender Einschnitt mit Trog
(Aushubvolumen bleibender Einschnitt ohne Trog
1.443.783 m³
2.300.000 m³)
Aushubvolumen Tunnel offene Bauweise (temp.)
312.479 m³
1.147.461 m³
1.756.595 m³
1.300.101 m³
219.339 m³
968.091 m³
1.537.256 m³
332.010 m³
986.792 m³
698.355 m³
550.464 m³
-366.345 m³
Gesamtlänge Basistunnel
Ausbruchvolumen bergm. Bauweise
24.645 m
4.100.550 m³
26.531 m
4.373.460 m³
Mengendifferenz (Ausbau - Einbau)
4.651.014 m³
4.007.115 m³
Aushubvolumen Gesamt Einschnitt
Einbauvolumen Verfüllung Tunnel offene Bauweise
Mengendifferenz (Ausbau - Einbau)
152.641 m³
Gesamtbilanz
Einbauvolumen Dammbauwerke
Mengen-Überschuss / Mengen-Verringerung
Bei der Variante B (flachere Gradiente) fallen deutlich weniger Überschussmassen im
Einschnitt Lohmgrundrücken an und auch das Einbauvolumen am Dammbauwerk reduziert
sich. Beim Tunnelausbruch für den Basistunnel erhöhen sich die Ausbruchmassen um
ca. 273.000 m³.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Somit verbleibt eine Minderung des zu deponierenden oder einer Verwertung zu zuführenden
Aushubmaterial um ca. 645.000 m³ und eine Vermeidung des dauerhaften tiefen Eingriffes in
die Grundwasserverhältnisse.
Die bauliche Lösung eines tiefen Geländeeinschnittes der Variante A ist daher aus umweltfachlichen und wirtschaftlichen Gründen auszuschließen.
Anpassung der Tunnelplanung
Die vorgenannten Randbedingungen führten zu einer geänderten Planungslösung (Variante
B) mit einem tiefer liegenden Basistunnel, dem nunmehr auch ein Überholbahnhof mit einer
max. Gleislängsneigung von 2,5 ‰ vorgeschaltet werden kann.
Die Gradiente im Trassenbereich von den Überholgleisen bei Goes bis zum Hochpunkt des
Basistunnels wurde abgeändert. Der Tunnelbeginn befindet sich nunmehr bei NBS km 7,200
und der Tunnelhochpunkt wurde auf den NBS km 19,296 verschoben, damit auch auf der
tschechischen Seite ein Mindest-Längsgefälle im Tunnel von 3 ‰ erreicht werden kann. Der
Einschnitt-Bereich vor dem Tunnel wurde auf eine Länge von ca. 655 m verringert.
Basistunnel Abschnitt Börnersdorf
Die optimierte Trasse umgeht die Struktur Börnersdorf etwa 400 m weiter westlich als bislang
geplant. In diesem Bereich ist auch der Bau eines Zwischenangriffes über einen
ca. 230 m tiefen Vertikalschacht möglich und baulogistisch aufgrund der Anschlussstelle zur
BAB A 17 sinnvoll. Der Vertikalschacht kann später als Be- und Entlüftungsschacht sowie als
Angriffspunkt für den Brand- und Katastrophenschutz dienen.
Eine weitere Optimierung der Tunneltrasse mit Bezug zum Gelenkpunkt Usti nad Labem bzw.
zum Tunnelportal auf der tschechischen Seite ist von den Planungsergebnissen in Tschechien
abhängig.
Die gegenwärtige Trassierung ist im Zusammenhang mit den Randbedingungen aus
Geologie und Hydrogeologie zu bewerten, die zukünftig noch genauer zu erkunden sind. Gegebenenfalls sind hier noch Anpassungen in der Trassierung der Tunnelröhren erforderlich 8
(geologisch bedingter Mindestabstand der Tunnelröhren).
3.1.2.2
Lage der vorzusehenden Gleiswechseleinrichtungen
Aus betrieblichen Gründen erforderliche Gleiswechseleinrichtungen sollen aufgrund einer Untersuchung der UN (Recommendations of the multidisciplinary group of experts on Safety in
Tunnels (Rail) aus dem Jahr 2002) sowie aufgrund von aktuellen Planungen zum Brenner
Basistunnel nicht mehr innerhalb von Tunneln angeordnet werden.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Der bautechnische und brandschutztechnische Aufwand zur Einrichtung von Gleiswechseleinrichtungen in einem Tunnel mit 2 Röhren ist erheblich, der betriebliche Nutzen dagegen
gering.
Im Rahmen des Projektes sind jetzt Gleiswechseleinrichtungen auf deutscher Seit unmittelbar
vor dem Basistunnel vorgesehen (Überholbahnhof Goes) und auf tschechischer Seite im
nächsten Bahnhof in Ústí nad Labem geplant. Der Abstand zwischen diesen beiden Bahnhöfen beträgt ca. 34,90 km.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.2
Tunnelbauwerke
Baugrundsituation (Schichten, GW-Situation)
3.2.1.1
Allgemeines
Bereits aus der Variantenuntersuchung 2012 liegt zur Geologie die Information vor, dass die
Tunnel der geplanten Neubaustrecke im Wesentlichen in einem Gebirge aus den folgenden
Formationen vorzutreiben sind:
·
Kreide
·
Elbtalschiefergebirge
·
Kristallin
Für die erste Phase der Überlegungen zur Tunnelplanung wurden durch das Landesamt für
Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) folgende Informationen zur Verfügung gestellt:
·
Hinweise in einer Besprechung mit Präsentation in Freiberg am 19.01.2015 zur
Geologie/Hydrogeologie für die NBS Dresden-Prag (Anlage)
·
Ferner wurde dem Planer ein geologischer Übersichtsschnitt (Vorabprofil) auf Grundlage von geologischen Karten des LfULG am 27.03.2015 übergeben. Seitens des
LfULG wird dabei empfohlen, zunächst bis zur Vorlage eines konkretisierten Modells
für die Streckenbereiche km 0-4 zwei Varianten zu betrachten.
3.2.1.2
o
Verlauf der Gradiente (Tunnel/Einschnitt) gemäß Schnittdarstellung in den
Ablagerungen der Kreide (Sandstein/Mergel) und des Kristallins (Granodiorit)
o
Verlauf der Gradiente (Tunnel/Einschnitt km 1-1,5) abweichend von der Schnittdarstellung in den quartären Schichten (mit Mächtigkeiten bis 20 m)
Geologie
Nach den ersten geologischen Vorabprofilen kann für die beiden Tunnel von einer im Folgenden erläuterten geologischen Situation ausgegangen werden. Im Zuge des Tunnelvortriebs
werden von Nord nach Süd die folgenden Gesteinsschichten zu durchörtern sein:
Tunnel Heidenau–Großsedlitz
Granodiorit
Metamorphes Gestein, Kristallin – Proterozoikum (Dohnaer Granodiorit)
Beim Granodiorit handelt es sich um eine Übergangsform zwischen Diorit und Granit
(körniges Tiefengestein). Hinweis: Im Übergangsbereich kann das Festgestein eine tiefgründige Verwitterungszone aufweisen.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Sandstein
Sedimentgestein, Kreideformation
Sandstein besteht im Wesentlichen aus Quarzkörnern, die durch Bindemittel miteinander verkittet sind. Der hier auftretende Sandstein stammt aus der Kreideformation (vgl. auch
Elbsandsteingebirge).
Basistunnel Erzgebirgstunnel
Sandstein
Siehe oben
Grauwacke
Sedimentgestein, regionalgeologisch Elbtalschiefergebirge, Paläozoikum
Grauwacke besteht aus Körnern von Quarz, Feldspat, Chlorit- und Glimmerplättchen sowie
Bruchstücken von Kiesel- und Tonschiefer, Hornstein und Quarzit.
Basische Vulkanite
Eruptivgestein, Elbtalschiefergebirge
Vulkanite sind Ergussgesteine (hier basisches Magma). Hier können Vulkanit-Sedimentabfolgen
mit
Karbonatund
Kieselgesteinseinschaltungen
auftreten.
Ebenso
Diabastuffe, als Schalstein bezeichnet (Diabas = Basalt mit mittelkörnigem Gefüge).
Phyllite
Metamorphes Gestein, Elbtalschiefergebirge
Phyllit ist vorwiegend aus Quarz und Serizit bestehender feinblättriger kristalliner Schiefer, der
durch Metamorphose aus Tonschiefer hervorgegangen ist. Die hier auftretenden Phyllite enthalten Quarzite.
Granit
Magmatisches Tiefengestein, kristallin
Granit ist ein körniges Tiefengestein und besteht aus Feldspat, Quarz und Glimmer.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Gneis
Metamorphes Gestein, kristallin (hier überprägt bzw. allgemein)
Gneis ist ein metamorphes Gestein und besteht im Wesentlichen aus Feldspat, Quarz und
Glimmer. Gneis kann aus Magmagestein wie z.B. Granit entstanden sein (Orthogneis). Ferner
auch aus Sedimentgestein, z.B. Tonschiefer (Paragneis).
Vulkanite
Eruptivgestein, Tertiär.
Im Bereich des Erzgebirgsabbruchs auf der Südseite treten Vulkanite (Basalt) aus der Tertiärformation auf.
Tone - Tonsteine
Tertiär
Übergang zum Lockergestein im südlichen Portalbereich.
Sande
Tertiär
Lockergestein im südlichen Portalbereich
Weitergehende Angaben zur Geologie können den Unterlagen [43] und [44] entnommen werden.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Zur Übersicht über die im Trassenverlauf auftretenden Gesteine ist in der nachfolgenden Abbildung 3 die Legende zum geologischen Vorabprofil des LfULG dargestellt.
Abbildung 3:
Legende Geologischer Längsschnitt
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.2.1.3
Geologische Situation im Bereich der Tunnelbauwerke
Die geologische Situation ist in den Tabellen der Anlagen in Abhängigkeit von der Kilometrierung für die Tunnel angegeben. Danach ergibt sich für die zu durchörternden Schichten zusammenfassend folgendes Bild:
Tunnel Heidenau–Großsedlitz – Teil I
westlich
km 1.350 bis
km 1.540
190 m
offene Bauweise
östlich
km 1.380 bis
km 1.560
180 m
offene Bauweise
Granodiorit (11) im Bereich der Gradiente und darunter.
Sandstein (4) darüber im Bereich des Tunnelausbruchs.
westlich
km 1.540 bis
km 2.140
600 m
geschlossene Bauweise
östlich
km 1.560 bis
km 2.150
590 m
geschlossene Bauweise
Granodiorit (11) im Bereich der Gradiente und darunter.
Sandstein (4) darüber.
Die Grenze Sandstein / Granodiorit fällt ab ca. km 1.925 unter die Gradiente.
westlich
km 2.140 bis
km 2.150
10 m
offene Bauweise
östlich
km 2.150 bis
km 2.160
10 m
offene Bauweise
Sandstein (4) gesamter Tunnelaushub
Tunnel Heidenau–Großsedlitz – Teil II
westlich
km 2.270 bis
km 2.420
150 m
offene Bauweise
östlich
km 2.380 bis
km 2.400
20 m
offene Bauweise
Sandstein (4) gesamter Tunnelaushub
westlich
km 2.420 bis
km 3.130
710 m
geschlossene Bauweise
östlich
km 2.400 bis
km 3.140
740 m
geschlossene Bauweise
Sandstein (4) gesamter Tunnelausbruch
westlich
km 3.130 bis
km 3.300
170 m
offene Bauweise
östlich
km 3.140 bis
km 3.330
190 m
offene Bauweise
Sandstein (4) gesamter Tunnelaushub
Seite 16
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Erzgebirgs-Basistunnel Variante A (langer Einschnitt)
Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf die Variante A (langer Einschnitt). Aufgrund
der geringfügigen Verschiebung der geologischen Teilabschnitte für die Lager der Gradiente
der Variante B (kurzer Einschnitt) wird an dieser Stelle auf eine wiederholende Aufstellung
verzichtet.
km 9.155 bis
km 9.315
160 m
offene Bauweise
465 m
geschlossene Bauweise
70 m
geschlossene Bauweise
Sandstein (4) gesamter Tunnelaushub
km 9.315 bis
km 9.780
Sandstein (4) gesamter Tunnelausbruch
Km 9.780 bis
km 9.850
Störungskörper (8) Weesensteiner Störung/Donnerbergstörung
km 9.850 bis
km 10.000
150 m
geschlossene Bauweise
km 11.365
1.365 m
geschlossene Bauweise
km 13.450
2.085 m
geschlossene Bauweise
km 14.200
750 m
geschlossene Bauweise
km 14.450
250 m
geschlossene Bauweise
Sandstein (4) Grauwacke (7)
km 10.000 bis
Grauwacke (7)
km 11.365 bis
basische Vulkanite „Schalsteinserie“ (6)
km 13.40 bis
Phyllit (5)
km 14.200 bis
Störungskörper (8), Granit (13), mittelsächsische Störung
km 14.450 bis
km 16.700
2.250 m
geschlossene Bauweise
km 22.400
5.700 m
geschlossene Bauweise
km 23.000
600 m
geschlossene Bauweise
km 23.112
112 m
geschlossene Bauweise
km 23.225
113 m
geschlossene Bauweise
Gneise überprägt (10)
km 16.700 bis
Gneise, allgemein (9)
km 22.400 bis
Gneise, allgemein (9)
km 23.000 bis
Gneise, überprägt (10)
lm 23.112 bis
Vulkanite, Basalt (3c)
Seite 17
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
km 23.225 bis
km 24.300
1.075 m
geschlossene Bauweise
km 28.240
3.940 m
geschlossene Bauweise
km 29.290
1.050 m
geschlossene Bauweise
km 30.100
810 m
geschlossene Bauweise
km 30.700
600 m
geschlossene Bauweise
km 32.210
1.510 m
geschlossene Bauweise
km 32.410
200 m
geschlossene Bauweise
km 32.605
195 m
geschlossene Bauweise
km 32.975
370 m
geschlossene Bauweise
km 33.000
25 m
geschlossene Bauweise
km 33.190
190 m
geschlossene Bauweise
km 33.260
70 m
geschlossene Bauweise
km 33.350
90 m
geschlossene Bauweise
km 33.500
150 m
geschlossene Bauweise
km 33.800
300 m
offene Bauweise
Gneise überprägt (10)
km 24.300 bis
Gneise, allgemein (9)
km 28.240 bis
Gneise, überprägt (10)
km 29.290 bis
Gneise, allgemein (9)
km 30.100 bis
Gneise, überprägt (10)
km 30.700 bis
Gneise, allgemein (9)
km 32.210 bis
Gneise, überprägt (10)
km 32.410 bis
Störungskörper (8)
km 32.605 bis
Sandstein (4)
km 32.975 bis
Vulkanite, Basalt (3c) und Sandstein (4)
km 33.000 bis
Sandstein (4)
km 33.190 bis
Tone und Tonsteine (3a)
km 33.260 bis
Sande (3b)
km 33.350 bis
Tone und Tonsteine (3a)
km 33.500 bis
Tone und Tonsteine (3a)
Seite 18
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Auftreten von Störzonen
3.2.2.1
Geophysikalischer Aspekt der geologischen Störzone im Raum
Börnersdorf
Angaben zur Struktur von Börnersdorf liegen mit der Veröffentlichung der TU Freiberg von
2013 [35] sowie des LfULG [36] vor. Danach wird die entsprechende Störzone lokalisiert und
eingegrenzt.
Mit der gewählten Streckenführung der geplanten Trasse wird die geologische Störzone westlich umfahren und dabei für die beiden Tunnelröhren ein ausreichender Abstand eingehalten,
so dass keine negativen Einflüsse auf die Tunnelröhren zu erwarten sind.
Abbildung 4:
3.2.2.2
Lageplanausschnitt Störzone Börnersdorf
Weitere Erkundung von Hohlräumen wie Karst oder alte Bergbaustollen
Die vorliegende digitale Hohlraumkarte des Sächsischen Oberbergamtes wurde im Rahmen
der Studie ausgewertet. In den nachfolgenden Abbildungen sind die im Umfeld der geplanten
Streckenführung zu liegen kommende Hohlräume als Lageplanausschnitte dargestellt. Aufgrund der Entfernung der angrenzenden Hohlräume zur geplanten Strecke sind im Hinblick
auf die Trassenfindung hier derzeit keine weiteren geophysikalischen Untersuchungen vorgesehen.
Seite 19
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 5:
Lageplanausschnitt Bergkeller Pechhütte
Abbildung 6:
Lageplanausschnitt Streckenabschnitt km 12,6 – 13,4, östlich
Seite 20
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 7:
Lageplanausschnitt Streckenabschnitt km 12,6 – 13,4, westlich
Burgk. Fundgrube, Richard Grube
3.2.2.3
Weitere Störzonen
Weitere geologische Störungen wie z.B. Weesensteiner Störung, Donnerberg Störung, Winterleite Störung und Mittelsächsische Störung sind im geologischen Übersichtslängsschnitt als
Störungskörper (8) angegeben.
Nähere Informationen zu Art und Umfang und zu den möglichen Auswirkungen auf die Tunnelbautechnologie liegen zurzeit nicht vor. Die Auswirkungen der Störzonen müssen nach ihrer Konkretisierung bei der Auswahl geeigneter Tunnelbautechnologie berücksichtigt werden.
Auf die Trassenführung und Lage der Gradiente werden sie sich nach unserer derzeitigen
Einschätzung nicht auswirken.
3.2.2.4
Cottaer Tunnel
Im Bereich von Streckenkilometer 8,6 der Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag schneidet
die Trassenführung den stillgelegten Cottaer Tunnel. Der Cottaer Tunnel liegt auf der im Jahre
1999 stillgelegten Strecke 6604. Die Gleise der Strecke wurden 2002 zurückgebaut. Die Portale des Tunnels selbst sind verschlossen worden. In den nachfolgenden Abbildungen sind
einige Informationen zum Cottaer Tunnel zusammengestellt.
Seite 21
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 8:
Lageplanausschnitt geplante NBS Dresden-Prag – Cottaer Tunnel
Abbildung 9:
Zeichnung Cottaer Tunnel [19]
Seite 22
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 10:
Cottaer Tunnel - Nordwestportal [19]
Abbildung 11:
Cottaer Tunnel - Südostportal [19]
Seite 23
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Bauverfahren (Spritzbetonbauweise / Maschinenvortrieb)
Für die Herstellung von Tunnelbauwerken kommen grundsätzlich zwei Bauverfahren in Frage.
Dies sind die konventionelle Spritzbetonbauweise (NÖT) [zyklischer Vortrieb] sowie der maschinelle Vortrieb mittels einer TVM [kontinuierlicher Vortrieb]. Zu den Grundsätzen beider
Bauverfahren zählen die nachfolgend aufgeführten Punkte. Des Weiteren können Tunnel auch
in offener Bauweise hergestellt werden. Auf dieses Bauverfahren wir an dieser Stelle jedoch
nicht näher eingegangen.
3.2.3.1
·
Spritzbetonbauweise (NÖT)
zyklischer Vortrieb
o
Ausbruch / Sicherung / Schuttern
o
Vollausbruch / ggf. Ausbruch in Teilquerschnitten (Kalotte, Strosse, Sohle)
o
Abschlagslängen entsprechend geologischer Erfordernis
o
i.d.R. 2-3 Abschläge pro Tag je nach vorhandenen Randbedingungen
(Geologie, Anforderung Umfeld z.B. Lärmbelästigung der Anwohner, Erfahrung
/ Taktung der Vortriebmannschaft [Sprengen, Sichern, Schuttern], etc.)
Abbildung 12:
Tunnelanschlagswand, bergmännische Bauweise,
Sicherung mit Rohrschirm, geteilte Kalotte [Foto: K+K]
Seite 24
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Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 13:
Voreinschnitt, Spritzbetonsicherung mit Verpressankern [Foto: K+K]
Abbildung 14:
Tunnelherstellung im Sprengvortrieb - Herstellung der Sprenglöcher
[Foto: K+K]
Seite 25
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Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.2.3.2
·
Maschineller Vortrieb
kontinuierlicher Vortrieb
o
Vortrieb,
Sicherung
/
Stützung
Einbau der Tübbings, Abtransport
mittels TVM bzw. Nachläuferkonstruktion
o
des
des
Gebirges
durch
TVM,
Ausbruchmaterials,
etc.
Hoher Kostenfaktor TVM, wirtschaftlich bei größeren Tunnellängen
Abbildung 15:
Durchbruch beider TVM am Katzenbergtunnel
Foto: Firma Herrenknecht [8]]
3.2.3.3
Kriterien zur Auswahl der Tunnelvortriebsmethoden
Beide Vortriebsmethoden bieten bei bestimmten Randbedingungen Vor- bzw. Nachteile gegenüber anderen Methoden. Durch eine Auswertung von Erfahrungen bei unterschiedlichen
Tunnelbauvorhaben sind zwar Tendenzen erkennbar, diese können jedoch nicht ohne weiteres auf andere Projekte reflektiert werden. In der nachfolgenden Tabelle 1 sind einige wesentliche Kriterien zur Auswahl der Tunnelvortriebsmethoden zusammengestellt.
Seite 26
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Tabelle 1:
Kriterien zur Auswahl der Tunnelvortriebsmethoden
Auswahlkriterium
Zyklischer
Vortrieb
Kontinuierlicher Vortrieb
(NÖT)
(TVM)
Bauwerk:
Tunnellänge (Vortriebslänge)
Querschnitt - Ausbruchfläche
Bauwerksqualität
Baugrund:
Geologische Verhältnisse
Geotechnische Verhältnisse
Hydrogeologische Verhältnisse
Bauverfahren:
Flexibilität bei geologischen "Herausforderungen"
Herstellung vom Regelquerschnitt abweichender Querschnittsformen
Vortrieb in schwierigen Böden, insbesondere Grundwasser
Profilgenauigkeit des Ausbruchquerschnittes
Einschaliger Ausbauquerschnitt
Umfang erforderlicher Baustelleneinrichtungsflächen
Vortriebsleistung
Tunnelklima im Vortrieb - Bewetterung / Temperatur
Arbeitssicherheit Vortrieb
Termine und Kosten:
Verfügbarkeit der Vortriebsanlagen
Vorlaufzeit bis Vortriebsbeginn
Bauzeit
Baukosten
Zeitliche Beschleunigung durch Zwischenangriff
Umwelt, Sicherheit und regionale Aspekte:
Lärm- und Erschütterungseinflüsse
Setzungsverhalten
Verwertung Tunnelausbruchmaterial / Deponierung
Regionale Wertschöpfung
Strategie und Innovationen:
Förderung Innovationen / Wettbewerb der Methode
Nutzen für weitere Projekte
Legende
ungünstig
neutral
günstig
derzeit nicht hinreichend bewertbar
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Erläuterung wesentlicher Auswahlkriterien
Tunnellänge (Vortriebslänge)
Bei kurzen Vortriebslängen ist in der Regel der zyklische Vortrieb (NÖT) aus wirtschaftlichen
Gründen einem kontinuierlichen Vortrieb (TVM) überlegen. Der „Breaking Even Point“ liegt in
etwa im Bereich von ca. 2 km Vortriebslänge.
Abbildung 16:
Kostenvergleich TVM – Sprengvortrieb [7]
Querschnitt - Ausbruchfläche
Die Ausbruchfläche (Querschnitt) ist für beide Vortriebsvarianten vergleichbar und liegt in einer
Größenordnung von ca. 80 – 90 m² für den geplanten eingleisigen Tunnelquerschnitt.
Bauwerksqualität
Die Bauwerksqualität für das resultierende Tunnelbauwerk im Endzustand ist für beide
Varianten gleich gut zu betrachten.
Baugrund
Aufgrund der bisher vorliegenden geotechnischen Grundlagen können die beiden Vortriebsverfahren derzeit, im Hinblick auf die geologischen, geotechnischen und hydrogeologischen
Verhältnisse, noch nicht hinreichend bewertet werden. Für eine Bewertung sind weitere
Erkundungsmaßnahmen notwendig. Auf die noch durchzuführenden geotechnischen und hydrologischen Untersuchungen wird an dieser Stelle auf das vorangegangene Kapitel „3.2.1 Baugrundsituation (Schichten, GW-Situation)“ verwiesen.
Seite 28
Vorplanungsstudie
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Flexibilität bei geologischen "Herausforderungen"
Im Falle von stark veränderlichen geologisch-hydrogeologisch-geotechnisch Gegebenheiten
kann im zyklischen Vortrieb grundsätzlich mit einer Vielzahl von Hilfsmaßnahmen reagiert werden. Technisch wie bauvertraglich bietet hier eine Vortriebsklassenvariation eine gute Handhabung. Im Gegensatz hierzu sind beim maschinellen Vortrieb die Methoden verfahrensbedingt beschränkt bzw. mit einem sehr hohen Aufwand verbunden.
Herstellung vom Regelquerschnitt abweichender Querschnittsformen
Beim kontinuierlichen Vortrieb erfolgt der Querschnittsausbruch entsprechend des Verfahrens
als Kreisquerschnitt. Profilunstetigkeiten wie z.B. Querschnittsaufweitungen, Querschläge, unterirdische Betriebsräume, etc. werden beim maschinellen Auffahren eines Tunnelbauwerkes
verfahrensbedingt mittels NÖT hergestellt. Der NÖT-Vortrieb bietet in Abhängigkeit der Geologie eine weitgehend beliebige Gestaltung des Tunnelquerschnittes.
Vortrieb in schwierigen Böden, insbesondere Grundwasser
Der Vortrieb in schwierigen Böden, insbesondere im Grundwasser erfordert beim konventionellen NÖT-Vortrieb zeit- und kostenaufwendige Zusatzmaßnahmen. Im Vergleich hierzu können diese mittels eines maschinellen Vortriebes effizienter durchfahren werden.
Profilgenauigkeit des Ausbruchquerschnittes
Beim maschinellen Vortrieb erhält man in der Regel einen gebirgsschonenden und profil-genauen Ausbruch mit einem geringen Überprofil. Der konventionelle NÖT-Vortrieb hingegen
führt bei ungünstigen Fällen zu einem Überprofil von ca. 10 % der Ausbruchfläche. Des Weiteren ist durch Sprengungen eine gewisse Gebirgsauflockerung verfahrensbedingt nicht zu
vermeiden.
Einschaliger Ausbauquerschnitt
Der Endgültige Ausbau von maschinell aufgefahrenen Tunnelbauwerken erfolgt meist einschalig. Im Gegensatz hierzu dient die Spritzbetonschale (äußere Tunnelschale) des NÖTVortriebs in der Regel als temporäre Sicherung des Ausbruchquerschnittes. Im Anschluss erfolgt dann die Herstellung der Tunnelinnenschale.
Unabhängig von den verfahrensbestimmten Randbedingungen hängt die Entscheidung einschaliger oder zweischaliger Ausbau von weiteren wichtigen Entscheidungsparametern ab.
Die Entscheidung wird bestimmt durch die geologischen und hydrologischen Verhältnisse sowie die Anforderungen an den Tunnel im Hinblick auf Dichtheit, Statik und den Brandschutz.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Umfang erforderlicher Baustelleneinrichtungsflächen
Für sehr lange Tunnelbauwerke haben beim maschinellen Vortrieb die Baustelleneinrichtungsflächen von Vergleichsprojekten eine Größenordnung von ca. 80.000 bis 150.000 m². Dies
liegt darin begründet, dass ein maschineller Tunnelvortrieb für einen reibungslosen
Ablauf ein perfektes Produktions- und Logistikzentrum mit der zugehörigen Infrastruktur vor
Ort erfordert. Eine wirtschaftliche Herstellung der Tübbings z.B. kann aufgrund hoher Transportkosten sowie der erforderlichen schnellen und großen Verfügbarkeit der Bauteile in der
Regel nur direkt vor Ort erfolgen.
Im Vergleich hierzu betragen die Baustelleneinrichtungsflächen beim konventionellen Vortrieb
(NÖT) ca. 10 - 25 % der oben genannten Größenordnung.
Vortriebsleistung
Eine Auswertung von Vergleichsprojekten sehr langer Tunnelbauwerke sowie die Veröffentlichung „NATM and TBM – comparison with regard to construction operation / NÖT und TBM –
eine baubetriebliche Gegenüberstellung“ [10] zeigen eine durchschnittliche Vortriebsleistung
für maschinelle Tunnelvortriebe von 15 - 20 m/d. Spitzenleistungen von mehr als 100 % der
durchschnittlichen Vortriebsleitung sind erreichbar. Jedoch ist dann die Gefahr von
vorübergehenden Einstellungen der Vortriebsarbeiten bei schwierigen Gebirgsverhältnissen
größer als beim zyklischen Vortrieb.
Beim zyklischen Vortrieb liegt die Vortriebsgeschwindigkeit erfahrungsgemäß zwischen
5 und 8 m/d. Vortriebsleistungen von durchschnittlich 10 m/d sind bei standfestem Gebirge,
mittleren Querschnittsgrößen sowie über längere Vortriebsabschnitte gleichbleibenden
geologischen Verhältnisse möglich.
In Abhängigkeit der geologischen Randbedingungen und der hierdurch erforderlichen
Sicherungsmittel sowie ggf. erforderlichen Ausbruchquerschnittsunterteilungen können
jedoch auch deutlich geringere Vortriebsleistungen resultieren. Faktoren wie z.B. Lärm-immissionen durch Sprengungen im Umfeld von Wohngebieten können ebenfalls zur Reduktion der
Vortriebsleistung führen, sofern aufgrund dessen in den Nachtstunden keine
weiteren Abschläge (Sprengungen) ausgeführt werden dürfen.
Abrasivität
Im Zusammenhang mit der Vortriebsgeschwindigkeit sei an dieser Stelle auf die durchgeführten Abrasivitätsuntersuchungen der TU Freiberg hingewiesen. Diese weisen für den Orthogneis eine hohe Abrasivität aus. Für weiterführende Untersuchungen zur TVM Methode wird
auf die Unterlagen [44] und [45] verwiesen.
Seite 30
Vorplanungsstudie
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Tunnelklima im Vortrieb - Bewetterung / Temperatur
Mit zunehmender Vortriebslänge eines Tunnelbauwerkes kann die Bewetterung schwierig
werden. Beim NÖT-Vortrieb beeinflussen Sprenggase, Abgase der Lade- und Transport-geräte sowie die Staubentwicklung beim Trockenspritzverfahren die Luftqualität.
Der maschinelle Vortrieb bietet hier verfahrensbedingt eine bessere Luftqualität. Ein weiteres
Kriterium stellt die Temperatur im Inneren des Tunnels dar. Hieraus kann die Notwendigkeit
einer Kühlung resultieren.
Arbeitssicherheit Vortrieb
Hinsichtlich Arbeitssicherheit und der entsprechenden Sicherheitskonzepte ist der TVM-Vortrieb gegenüber der NÖT im Vorteil. Insbesondere Schildmaschinen in Verbindung mit einem
Tübbing-Vollausbau gewähren dem Vortriebspersonal bei Störfällen geologischer Art ein sehr
hohes Maß an Sicherheit. Das Vortriebspersonal befindet sich stets im Schutz des Schildmantels der TVM bzw. im Schutz der geschlossenen Tübbing-Schale. Dagegen bleibt bei der NÖT
ein deutlich größeres Restrisiko für das Vortriebspersonal im unmittelbaren
Arbeitsbereich [9].
Verfügbarkeit der Vortriebsanlagen
Die für den konventionellen NÖT-Vortrieb erforderlichen „Standardgeräte“ sind in der Regel
bei den entsprechenden Tunnelbauunternehmen sofort verfügbar bzw. können sehr kurz-fristig disponiert werden. Im Vergleich hierzu ist die Bereitstellung einer Tunnelvortriebs-maschine
sehr kosten- und zeitintensiv, insbesondere bei einer fabrikneuen TVM.
Kostenfaktor relativiert sich bei sehr langen Tunnelbauwerken über die Vortriebslänge.
Der
Der zeitliche Vorsprung für den konventionellen NÖT-Vortrieb resultiert hieraus zu 8 - 12 Monaten. Der untere Wert der Vorlaufzeit kann für generalüberholte, gebrauchte TVM-Vortriebsanlagen angenommen werden.
Zur Reduktion der Bereitstellungszeit einer Tunnelvortriebsmaschine sollte in diesem
Zusammenhang überprüft werden, ob ein Tunnelbauwerk mit einem vergleichbaren Querschnitt sowie Segmentteilung der Tübbings bereits ausgeführt wurde. Eine Übersicht durchgeführter Tunnelprojekte mit den zugehörigen Vortriebsmaschinen findet sich in [11] wieder.
Vorlaufzeit bis Vortriebsbeginn
Die gesamte Vorlaufzeit für den Einsatz einer neuen TVM-Vortriebseinrichtung setzt sich aus
ca. zwei bis drei Monaten Engineering, zehn bis zwölf Monaten Herstellung, ein bis zwei
Monaten Transport sowie ca. drei Monaten Montage und Inbetriebnahme zusammen [9].
Seite 31
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Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Die Vorlaufzeit summiert sich somit auf einen Zeitraum von ca. 20 Monaten. Bei einer generalüberholten, gebrauchten TVM-Vortriebsanlagen reduziert sich wie zuvor beschrieben der
„Herstellungszeitraum“ entsprechend von ca. 12 Monaten auf ca. 8 Monate.
Eine Auswirkung der Vorlaufzeit für einen maschinellen Vortrieb wirkt sich auf die Gesamtbauzeit in Abhängigkeit der weiteren erforderlichen, vorbereitenden Maßnahmen aus.
Sofern umfangreiche vorgehende Bautätigkeiten notwendig sind, bevor der Vortrieb auf-genommen werden kann, fällt diese entsprechend geringer bzw. gar nicht ins Gewicht.
Bauzeit
Die Bauzeit für die Tunnelbauwerke setzt sich aus vielen einzelnen Teilfaktoren zusammen.
Ausgehend von der zuvor beschriebenen Vortriebsleistungen für einen zyklischen bzw.
kontinuierlichen Vortrieb kann festgehalten werden, dass eine auf einen einzelnen Vortrieb
herausgelöste Betrachtung zum Ergebnis führt, dass ein Tunnel mittels maschinellem Vortrieb
2 – 3 mal so schnell aufgefahren werden kann wie mit der konventionellen Bauweise.
Geht man beim konventionellen Vortrieb jedoch von mehreren parallel laufenden Vortrieben
aus, was im Vergleich zum TVM-Vortrieb mit deutlich geringeren Kosten für die Bereitstellung
der Vortriebseinrichtungen erreicht werden kann, fällt das Ergebnis der notwendigen Bauzeit
völlig anders aus. Beim maschinellen Vortrieb ist ebenfalls die notwendige Vorlaufzeit bis zum
Vortriebsbeginn zu betrachten.
Des Weiteren ist bei einem maschinellen Vortrieb mit einschaligem Endausbau des Tunnelquerschnittes mittels Tübbings der Endzustand bereits nach dem Durchfahren hergestellt.
Während beim konventionellen Vortrieb in der Regel ein dem Vortrieb nachlaufender Einbau
einer Ortbetoninnenschale erfolgt.
Die beschriebenen Betrachtungsansätze stellen nur einige wenige Teilfaktoren der Bauzeit
dar. Aufgrund dessen wird an dieser Stelle auf die Darstellung des Rahmenterminplanes im
Kapitel „5.1 Rahmenterminplan“ verwiesen.
Baukosten
Eine Darstellung der Baukosten ist dem Kapitel „5.2 Kostenrahmenplan“ zu entnehmen.
Wirtschaftliche Beschleunigung durch einen Zwischenangriff
Aufgrund der hohen Verfügbarkeit der „Standardgeräte“ eines konventionellen NÖT-Vortriebes sowie der im Vergleich zum maschinellen Vortrieb geringen Kosten für die Beschaffung /
Bereitstellung der Vortriebseinrichtung kann beim zyklischen Vortrieb mittels
Zwischenangriffspunkten eine wirtschaftliche Beschleunigung erreicht werden.
Seite 32
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Die Wirtschaftlichkeit des Vortriebes des Haupttunnels selbst ist jedoch davon abhängig, welche zusätzlichen Kosten zur Herstellung eines Zwischenangriffspunktes entstehen.
Lärm- und Erschütterungseinflüsse
Resultierend aus den im konventionellen Vortrieb im Fels durchzuführenden Sprengarbeiten
ist mit entsprechenden Lärm- und Erschütterungseinflüsse zu rechnen. Die Bedeutung
dieses Kriteriums als Bewertungskriterium für die beiden Vortriebsmethoden steigt in Abhängigkeit der im Umfeld der Baumaßnahme bestehenden Struktur der Flächennutzung (Wohn-,
Misch, oder Gewerbegebiete).
Setzungsverhalten
Das Setzungsverhalten wird zum einen vom Vortriebsverfahren selbst und zum andern durch
die vorhandenen geologischen Randbedingungen beeinflusst. Aufgrund der noch durch-zuführenden geotechnischen Untersuchungen können die beiden Vortriebsverfahren derzeit, im
Hinblick auf das Setzungsverhalten noch nicht hinreichend bewertet werden.
Verwertung Tunnelausbruchmaterial / Deponierung
Das durch den maschinellen Vortrieb entstehende Ausbruchmaterial zeichnet sich durch einen
erhöhten Anteil an Feinmaterial und einer plattigen, stengeligen Kornform aus. Infolgedessen
verschlechtert sich die Verarbeitbarkeit als Gesteinskörnung für die Betonproduktion und der
Zementverbrauch steigt hierdurch entsprechend. Diese Faktoren können teilweise durch eine
optimierte Betonrezeptur kompensiert werden.
Aufgrund der differierenden Vortriebsleistungen und den dementsprechend anfallenden Mengen an Ausbruchmaterial sind die erforderlichen Zwischenlager bzw. Aufbereitungs-anlagen
unterschiedlich zu dimensionieren.
Beim NÖT-Vortrieb fallen infolge des ca. 6 % kleineren Querschnittes geringere Ausbruchmengen an, welche einer Verwertung zugeführt werden müssen.
Beim NÖT-Vortrieb führen Spritzbetonrückstände im Ausbruchmaterial üblicherweise zu
erhöhten Werten der Parameter pH-Wert und Leitfähigkeit [10].
Entsprechend der vorherrschenden Randbedingungen sind bei der Notwendigkeit eines Flüssigkeit- oder Erddruckschildes zur Stützung des Ausbruchquerschnittes Konditionierungsmittel
notwendig. Ist der Gehalt an chemischen Inhaltsstoffen im Ausbruchmaterial
gering so kann entsprechend den zugehörigen Verordnungen (LAGA M20) ein offener
Einbau nach Einbauklassen Z0 bis Z2 erfolgen. Liegen hohe Gehalte an chemischen
Inhaltsstoffen vor muss das Ausbruchmaterial auf einer geordneten Deponie oder einer
Sonderabfalldeponie (Einbauklassen Z3 bis Z5) abgelagert werden [1].
Seite 33
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Regionale Wertschöpfung
Ein maschineller Vortrieb mit der zugehörigen erforderlichen Infrastruktur (Produktions- und
Logistikzentrum, Tübbingherstellung, Unterkünfte, Bewirtung, etc.) kann durch die damit
verbundenen Nebenbauleistungen und der erforderlichen Anzahl an Beschäftigten zu einer
regionalen Wertschöpfung in Form von z.B. Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen, etc. führen.
Strategie und Innovationen
Durch die Förderung von Vortriebsverfahren resultiert ein Innovationsvorschub und der Wettbewerb zwischen verschiedenen Vortriebsmethoden wird vorangetrieben. Hierdurch entsteht
ein
Nutzen
für
ein
Vortriebsverfahren
selbst
sowie
für
weitere
nachfolgende
Projekte.
An dieser Stelle stellt die Länge des Basistunnels eine Entwicklung im Tunnelbau bei Eisenbahntunneln in Deutschland dar.
Seite 34
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Auswahl der Tunnelvortriebsmethode
Die Entscheidungsfindung zur Auswahl der Tunnelvortriebsmethode stellt einen dynamischen
Prozess dar, welcher im Verlauf der Planungsphasen stufenweise Entscheidungen und daraus
resultierende Anforderungen erfordert. Diese sind mit zunehmender Planungstiefe stätig zu
detaillieren und optimieren.
Abbildung 17:
Flussdiagramm – dynamischer Entscheidungsprozess [1]
In Abbildung 18 ist exemplarisch der Ablauf der geotechnischen Planung von der Bestimmung der geotechnisch relevanten Parameter bis hin zur Ermittlung der Vortriebsklassen und
Prognose der Homogenbereiche für die einzelnen Vortriebsklassen dargestellt.
Seite 35
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 18:
Schematischer Ablauf der geotechnischen Planung [2]
Seite 36
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Technologische Parameter für die Bauausführung
Die technologischen Parameter für die Ausführung des Tunnelvortriebes ergeben sich im Wesentlichen durch die Planungsrandbedingungen des bodentechnischen und tunnelbautechnischen Gutachtens sowie des hieraus resultierenden tunnelbautechnischen Konzeptes.
Für einen maschinellen Vortrieb ist im Zuge der Bauausführung eine maschinentechnische
Planung durchzuführen. Die maschinentechnischen Parameter sind hierbei aufbauend auf den
Ergebnissen der geotechnischen Planung sowie den Randbedingungen der Ausschreibung in
der Angebotsphase als Konzept und in der Bauausführungsphase im Detail zu bestimmen.
Da die Gebirgsverhältnisse infolge der im Vorfeld durchgeführten punktuellen Aufschlüsse
meist nicht vollständig bekannt sind, sind das geotechnische Modell sowie die bau- und maschinentechnischen Parameter im Zuge der Bauausführung zu verifizieren und ggf. an die im
Tunnelvortrieb angetroffenen Gebirgsverhältnisse anzupassen.
In Abbildung 19 ist der Ablauf der Planung in der Phase der Bauausführung exemplarisch für
einen maschinellen Tunnelvortrieb dargestellt.
Seite 37
Vorplanungsstudie
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 19:
Schematischer Ablauf der Planung in der Bauausführung [2]
Seite 38
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Materialbewirtschaftung der anfallenden Aushub- und Ausbruchmengen
Für das geplante Infrastrukturprojekt „Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag“ ist im Zuge
der weiteren Planungsprozesse ein Materialbewirtschaftungskonzept zu erstellen. Im Rahmen
dieses Konzeptes sind technisch machbare, umwelt- und raumverträgliche sowie wirtschaftliche Lösungen zur Bewirtschaftung des Aushub- und Ausbruchmaterials aufzuzeigen. Die Aushub- und Ausbruchmaterialbewirtschaftung stellt zwar eine auf die Dauer und die
Bauphasen der Gesamtmaßnahme begrenzte Aufgabenstellung dar, jedoch werden die Auswirkungen der Materialbewirtschaftung bei der Größenordnung des zu verwertenden Materials, im Hinblick auf den Rohstoffmarkt oder die Rekultivierung, weit über die Baufertigstellung
hinausreichen.
Die maßgebenden Randbedingungen der Materialbewirtschaftung können wie in Abbildung
20 dargestellt in fünf Gruppen gegliedert werden. Jede Gruppe stellt unterschiedliche
Parameter dar, welche die Materialbewirtschaftung beeinflussen.
Abbildung 20:
3.2.5.1
Randbedingungen der Aushub- und Ausbruchmaterialbewirtschaftung
Einfluss des Vortriebsverfahrens
Die Wahl des Vortriebsverfahrens stellt ein wesentliches Kriterium für die Eigenschaften des
aus dem Tunnelvortrieb resultierenden Materials dar. Das durch den maschinellen Vortrieb
entstehende Ausbruchmaterial zeichnet sich durch einen erhöhten Anteil an Feinmaterial und
einer plattigen, stengeligen Kornform aus. Infolgedessen verschlechtert sich die Verarbeitbarkeit als Gesteinskörnung für die Betonproduktion und der Zementverbrauch steigt hierdurch
entsprechend. Diese Faktoren können teilweise durch eine optimierte Betonrezeptur kompensiert werden.
Seite 39
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Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Beim NÖT-Vortrieb fallen infolge des ca. 6 % kleineren Querschnittes geringere Ausbruchmengen an, welche einer Verwertung zugeführt werden müssen.
Beim NÖT-Vortrieb führen Spritzbetonrückstände im Ausbruchmaterial üblicherweise zu
erhöhten Werten der Parameter pH-Wert und Leitfähigkeit [10].
Entsprechend der vorherrschenden Randbedingungen sind bei der Notwendigkeit eines Flüssigkeit- oder Erddruckschildes zur Stützung des Ausbruchquerschnittes beim maschinellen
Vortrieb Konditionierungsmittel notwendig, welche die Umweltbelange beeinflussen. Ist der
Gehalt an chemischen Inhaltsstoffen im Ausbruchmaterial gering so kann entsprechend den
zugehörigen Verordnungen (LAGA M20) ein offener Einbau nach Einbauklassen Z0 bis Z2
erfolgen. Liegen hohe Gehalte an chemischen Inhaltsstoffen vor muss das
Ausbruchmaterial auf einer geordneten Deponie oder einer Sonderabfalldeponie (Einbauklassen Z3 bis Z5) abgelagert werden [1].
3.2.5.2
Ausbruchmengen und erforderliche Baustelleneinrichtungsflächen
Aufgrund der differierenden Vortriebsleistungen und den dementsprechend anfallenden Mengen an Ausbruchmaterial sind die erforderlichen Zwischenlager bzw. Aufbereitungsanlagen
unterschiedlich zu dimensionieren.
Für sehr lange Tunnelbauwerke haben beim maschinellen Vortrieb die Baustelleneinrichtungsflächen von Vergleichsprojekten eine Größenordnung von ca. 80.000 bis 150.000 m². Dies
liegt darin begründet, dass ein maschineller Tunnelvortrieb für einen reibungslosen
Ablauf ein perfektes Produktions- und Logistikzentrum mit der zugehörigen Infrastruktur vor
Ort erfordert. Eine wirtschaftliche Herstellung der Tübbings z.B. kann aufgrund hoher Transportkosten sowie der erforderlichen schnellen und großen Verfügbarkeit der Bauteile in der
Regel nur direkt vor Ort erfolgen.
Im Vergleich hierzu betragen die Baustelleneinrichtungsflächen beim konventionellen Vortrieb
(NÖT) ca. 10 - 25 % der oben genannten Größenordnung.
3.2.5.3
Alkali-Aggregat-Reaktion (AAR)
Im Hinblick auf die Verwertung des Ausbruchmaterials als Zuschlagstoff für die Betonherstellung der Ingenieurbauwerke des Projektes selbst wird auf die Ausführungen zur „Materialbewirtschaftung und Betontechnologie beim Lötschberg-Basistunnel“ [13] verwiesen. Geo-logische Erkenntnisse des Lötschberg-Basistunnels haben gezeigt, dass sich gewisse
Gesteinstypen wie Gneis, Kieselkalk und Granodiorit gegenüber der Alkali-Aggregat-Reaktion
ungünstig verhalten [13]. Im Rahmen der noch durchzuführenden Erkundungsmaßnahmen
sollten diese Gesteinsarten im Hinblick auf die Verwertung als Betonzuschlagsstoff näher untersucht werden.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Im Zuge der weiteren Planungsprozesse sowie im Rahmen der Ausführung sollten diese Ergebnisse betontechnologisch bewertet sowie ein Konzept zu deren Verwertung ausgearbeitet
und fortgeschrieben werden. Wesentliche Punkte sind hierbei z.B. [13]:
·
Systematische Prüfung der AAR-Reaktivität der für die Verwendung als Betonzuschlagstoff vorgesehenen Ausbruchmaterialien
·
Vorschlag für die Auswahl von geeigneten Betonsystemen
·
Durchführung von Voruntersuchungen zur Bestimmung von AAR-beständigen Rezepturen
·
Entwicklung von optimalen Referenzbetonrezepturen betreffend Qualitätsanforderungen und Kosten
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.2.5.4
Übersicht der im Rahmen der Gesamtmaßnahme anfallenden Aushub- und
Ausbruchmengen
In den nachfolgenden Tabellen ist eine überschlägige Schätzung der im Rahmen des
Infrastrukturprojektes „Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag“ anfallenden Aushub- und
Ausbruchmengen zusammengestellt.
Für den Einschnitt „Lohmgrundrücken“ am Nordportal des Basistunnels werden die in Kapitel
3.2.6.3 beschriebenen Varianten A (langer Einschnitt) und B (kurzer Einschnitt) betrachtet.
Des Weiteren erfolgt in den Mengenübersichten der beiden Varianten A und B zusätzlich eine
Aufteilung der anfallenden Ausbruchmengen des Basistunnels in einen Anteil der Bundesrepublik Deutschland (Land Sachsen) und einen Anteil der Tschechischen Republik.
Die in der Legende des geologischen Vorabprofils des LfULG dargestellte Untergliederung der
Kreide in die Schichten 4a „Sandstein“, 4b „Mergel“ 4c „ungegliedert“ wird in den Mengenübersichten zusammengefasst zu „Sandstein (4)“, da die Unterscheidung der Teilschichten derzeit
nicht näher quantifiziert werden kann.
Tabelle 2:
Mengenübersicht – Tunnel Heidenau-Großsedlitz
Mengenübersicht
"Tunnel Heidenau-Großsedlitz"
Tunnel Heidenau-Großsedlitz
Tunnelabschnitt bergm. Bauweise - Teil I
Sandstein (4)
Granodiorit (11)
Ausbruchmengen
43.200 m³
52.800 m³
96.000 m³
Tunnelabschnitt bergm. Bauweise - Teil II
Sandstein (4)
Granodiorit (11)
Ausbruchmengen
113.600 m³
0 m³
113.600 m³
Tunnel Heidenau-Großsedlitz - Mengengesamtübersicht
Sandstein (4)
Granodiorit (11)
Ausbruchmengen
156.800 m³
52.800 m³
209.600 m³
Seite 42
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Tabelle 3:
Mengenübersicht - Basistunnel Variante A
(langer Einschnitt „Lohmgrundrücken“)
Seite 43
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Mengenübersicht
Grenztunnel "Erzgebirgstunnel"
Variante A (langer Einschnitt „Lohmgrundrücken“)
Grenztunnel - Mengenübersicht D [Sachsen] / CZ
Tunnelabschnitt bergm. BW - D [Sachsen]
Tone und Tonsteine (3a)
Sande (3b)
Vulkanite: Basalt (3c)
Sandstein (4)
Phyllit (5)
Basische Vulkanite "Schalsteinserie" (6)
Grauwacke (7)
Störungskörper (8)
Gneise , allgemein (9)
Gneise überprägt (10)
Weesensteiner Grauwacke (12)
Störungskörper (8) - Granit (13)
Ausbruchmengen - Tunnelabschnitt D [Sachsen]
0
0
0
91.800
127.500
354.450
244.800
11.900
969.000
382.500
0
42.500
2.224.450
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
Tunnelabschnitt bergm. BW - CZ
Tone und Tonsteine (3a)
Sande (3b)
Vulkanite: Basalt (3c)
Sandstein (4)
Phyllit (5)
Basische Vulkanite "Schalsteinserie" (6)
Grauwacke (7)
Störungskörper (8)
Gneise , allgemein (9)
Gneise überprägt (10)
Weesensteiner Grauwacke (12)
Störungskörper (8) - Granit (13)
Ausbruchmengen - Tunnelabschnitt CZ
35.200
14.400
21.210
91.600
0
0
0
31.200
1.166.200
516.290
0
0
1.876.100
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
35.200
14.400
21.210
183.400
127.500
354.450
244.800
43.100
2.135.200
898.790
0
42.500
4.100.550
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
Grenztunnel - Mengengesamtübersicht
Tone und Tonsteine (3a)
Sande (3b)
Vulkanite: Basalt (3c)
Sandstein (4)
Phyllit (5)
Basische Vulkanite "Schalsteinserie" (6)
Grauwacke (7)
Störungskörper (8)
Gneise , allgemein (9)
Gneise überprägt (10)
Weesensteiner Grauwacke (12)
Störungskörper (8) - Granit (13)
Ausbruchmengen - Tunnelabschnitt D [Sachsen]
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Tabelle 4:
Mengenübersicht – Basistunnel Variante B
(kurzer Einschnitt „Lohmgrundrücken“)
Mengenübersicht
Grenztunnel "Erzgebirgstunnel"
Variante B (kurzer Einschnitt „Lohmgrundrücken“)
Grenztunnel - M engenübersicht D [Sachsen] / CZ
Tunnelabschnitt bergm. BW - D [Sachsen]
Tone und Tonste ine (3a)
Sande (3b)
V ulkanite : Basalt (3c)
Sandstein (4)
Phyllit (5)
Basische V ulkanite "Schalste inse rie " (6)
Grauwacke (7)
Störungskörper (8)
Gne ise , allge me in (9)
Gneise überprägt (10)
We e senste ine r Grauw acke (12)
Störungskörpe r (8) - Granit (13)
Ausbruchmengen - Tunnelabschnitt D [Sachsen]
0
0
0
324.275
127.500
357.850
256.700
6.800
928.428
382.500
57.375
42.500
2.483.928
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
Tunnelabschnitt bergm. BW - CZ
Tone und Tonste ine (3a)
Sande (3b)
V ulkanite : Basalt (3c)
Sandstein (4)
Phyllit (5)
Basische V ulkanite "Schalste inse rie " (6)
Grauwacke (7)
Störungskörper (8)
Gne ise , allge me in (9)
Gneise überprägt (10)
We e senste ine r Grauw acke (12)
Störungskörpe r (8) - Granit (13)
Ausbruchmengen - Tunnelabschnitt CZ
10.400
7.360
19.210
99.200
0
0
0
32.000
1.206.772
514.590
0
0
1.889.532
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
10.400
7.360
19.210
423.475
127.500
357.850
256.700
38.800
2.135.200
897.090
57.375
42.500
4.373.460
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
m³
Grenztunnel - M engengesamtübersicht
Tone und Tonste ine (3a)
Sande (3b)
V ulkanite : Basalt (3c)
Sandstein (4)
Phyllit (5)
Basische V ulkanite "Schalste inse rie " (6)
Grauwacke (7)
Störungskörper (8)
Gne ise , allge me in (9)
Gneise überprägt (10)
We e senste ine r Grauw acke (12)
Störungskörpe r (8) - Granit (13)
Ausbruchmengen - Tunnelabschnitt D [Sachsen]
Seite 45
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.2.5.5
Vorschläge zur Materialverwertung
Ziel der Materialbewirtschaftung ist es eine maximale Wiederverwendung des Aushub- und
Ausbruchmaterials zu erreichen. Für die Materialverwertung können die in Abbildung 21 dargestellten sechs Hauptverwendungszwecke benannt werden. Wobei hier der Bereich „Deponierung (verschmutztes Material) aller Voraussicht nach den geringsten Anteil darstellen wird
bzw. auch gemäß der Zielvorstellung einer Materialbewirtschaftung darstellen soll.
Abbildung 21:
Materialbewirtschaftung Aushub- und Ausbruchmaterial
Seite 46
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Materialverwertung im Rahmen von Rekultivierungen/Materialablagerungen
Als eine Option der Materialverwertung der Überschussmassen des Tunnelbauprojektes im
Rahmen von Rekultivierungen/Materialablagerungen wurde im Zusammenhang der vor-liegenden Studie als Idee des LfULG eine Landschaftsmodellierung am Kohlberg und
Galgenberg diskutiert.
Eine tiefergehende Untersuchung der Idee zur Landschaftsmodellierung sollte im Zuge des
weiteren Planungsprozesses durchgeführt werden. Hierbei sollten neben den positiven
Effekten des Landschaftsbauwerkes auch die eventuell bestehenden ungünstigen Faktoren
näher beleuchtet werden.
Materialablagerungen (Verbringung)
Eine weitere Möglichkeit zur Verbringung der Ausbruch-/Aushubmassen besteht in der
Verfüllung von Hohlräumen in umliegenden Tagebauen. Im Rahmen der vorliegenden Studie
konnten folgende Tagebaue als Standorte zur möglichen Aufnahme von Verfüllmassen
benannt werden:
·
Steinbruch Oberottendorf (8609)
·
Steinbruch Friedrichswalde-Ottendorf (8621)
·
Kalkwerk Borna (8613)
·
Kiessandtagebau Pratzschwitz-Copitz (8628)
·
Steinbruch Lauenstein (8305)
Des Weiteren wären noch der Steinbruch Nenntmannsdorf sowie der von der Landestal-sperrenverwaltung zu errichtende Hochwasserrückhaltedamm Niederseidewitz zu benennen.
Beide Objekte könnten, wenn sie zeitlich auf die Errichtung der Neubautrasse abgestimmt
würden, Ausbruchmassen in Größenordnungen aufnehmen.
Nachfolgende Angaben über Verfüllvolumina [42] sind grob genähert aus den Risswerken
bzw. aus den Betriebsplänen abgeleitet und vorsichtshalber großzügig abgerundet.
Nicht berücksichtigt wurden,
·
wie sich Lagerstättenabbau und Gewinnung (und damit die möglichen Verfüll-volumina
in der Zukunft entwickeln,
·
ob die Ausbruchmaterialien für die Verfüllung im betreffenden Tagebau (z.B. auch in
die Kiesseen Pratzschwitz-Copitz) auch tatsächlich geeignet und zulassungsfähig sind,
·
ob eine ggf. erforderliche Änderung von Wiedernutzbarmachungszielen (z.B. offene
Wasserfläche → Voll-/ Teilverfüllung) gewünscht und zulassungsfähig ist.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Steinbruch Oberottendorf (8609)
Bergbauunternehmer:
Steinbruch Oberottendorf GmbH
Zulassungssituation:
obl. RBP (planfestgestellt)
befristet bis 31.12.2045
1 Mio. m3
Verfüllbares Volumen:
Derzeit wird sukzessive die neben dem Steinbruch liegende Außenhalde in den Steinbruch
verfüllt. Das angegebene Verfüllvolumen steht unabhängig davon zur Verfügung
Steinbruch Friedrichswalde-Ottendorf (8621)
Bergbauunternehmer:
ProStein GmbH & Co. KG
Zulassungssituation:
obl. RBP (planfestgestellt)
befristet bis 31.12.2040
0 m3
Verfüllbares Volumen:
Eine Verfüllung ist im Zeitraum des Trassenbaus nicht möglich, da der Steinbruch auch noch
nach 2040 betrieben wird und tiefere Sohlen aufgeschlossen werden sollen.
Kalkwerk Borna (8613)
Bergbauunternehmer:
SK Sächsische Kalkwerke Borna GmbH
Zulassungssituation:
fak. RBP bis 31.12.2016 (→ 2036)
0,8 Mio. m3
Verfüllbares Volumen:
Derzeit erfolgt die Überarbeitung des RBP, Verlängerung bis 2036 ist vorgesehen.
Der Kalktagebau soll Teilverfüllt werden, nach einer geplanten Vertiefung des Steinbruchs stehen mindestens 800.000 m3 an Verfüllhohlraum zur Verfügung.
Kiessandtagebau Pratzschwitz-Copitz (8628)
Bergbauunternehmer:
Kieswerke Borsberg GmbH
Zulassungssituation:
obl. RBP bis 28.11.2021
Verfüllbares Volumen:
mind. 3,5 Mio. m3
Derzeit ist vorgesehen, dass die Wasserflächen für Naturschutzzwecke offene Seen bleiben
sollen.
Seite 48
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Steinbruch Lauenstein (8305)
Bergbauunternehmer:
ProStein GmbH & Co. KG
Zulassungssituation:
fak. ABP bis 31.12.2015 (→ 2020)
0,1 Mio. m3
Verfüllbares Volumen:
Die Verlängerung der ABP-Laufzeit bis 2020 wird beantragt. Das angegebene Restverfüllvolumen bezieht sich auf die ursprünglich vorgesehene Teilverfüllung.
Steinbruch Nentmannsdorf (8614)
Bergbauunternehmer:
ProStein GmbH & Co. KG
Zulassungssituation:
obl. RBP (planfestgestellt)
befristet bis 31.12.2024
Verfüllbares Volumen:
0,5 Mio. m3
Die Verlängerung der ABP-Laufzeit bis 2020 wird beantragt. Das angegebene Restverfüllvolumen bezieht sich auf die ursprünglich vorgesehene Teilverfüllung.
Das überschlägig ermittelte Gesamtvolumina der möglichen Verfüllkapazitäten summiert sich
zu ca. 5,9 Mio. m³.
In den nachfolgenden Abbildungen ist die Lage der Standorte der umliegenden Tagebaue dargestellt.
Abbildung 22:
Neubaustrecke Dresden-Prag - umliegende Tagebauen, Teil 1 [42]
Seite 49
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 23:
Neubaustrecke Dresden-Prag - umliegende Tagebauen, Teil 2 [42]
Seite 50
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Tabelle 5
Übersicht der Aushub- und Ausbruchmengen (erste Zuordnung)
für den gesamten Trassenabschnitt in Sachsen von Heidenau bis zur Grenze
Sande und Schluffe
Sandstein und Mergel
453.600 m³
2.088.775 m³
Phyllit
127.500 m³
Basische Vulkanite "Schalsteinserie"
357.850 m³
Grauwacke
256.700 m³
Störungskörper
6.800 m³
Gneise allgemein
928.430 m³
Gneise überprägt
382.500 m³
Weesensteiner Grauwacke
Granodiorit
Ausbruchmengen Gesamt
42.500 m³
213.775 m³
4.858.430 m³
Davon:
als Baustoff allgemein verwertbar
1.167.200 m³ (ca. 24 %)
als Baustoff für die NBS-Strecke verwertbar
1.990.800 m³ (ca. 41 %)
Rekultivierung / Materialverbringung
1.554.700 m³ (ca. 32 %)
zu deponierende Restausbaustoffe
145.750 m³ (ca. 3 %)
Seite 51
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Zuständigkeiten Materialverwertung Freistaat Sachsen
In Angelegenheiten der Materialverwertung des Freistaats Sachsen liegen die Zuständigkeiten
beim Sächsischen Oberbergamt. Sämtliche Datenerhebungen sowie erforderlichen Genehmigungen werden in dem Zusammenhang durch die Abteilung 2 „Tagebau“, Referat 22 „SteineErden-Bergbau“ gesteuert. In Abbildung 24 ist die Organisationsstruktur des Sächsischen
Oberbergamtes dargestellt.
Abbildung 24:
Organisationsstruktur des Sächsischen Oberbergamtes
Seite 52
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Tunnelbauwerke
Die Streckenabschnitte im Bereich der geplanten Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz sowie dem Basistunnel (Erzgebirgstunnel) wurden hinsichtlich dem zum derzeit vorliegenden
Datenbestand zur Topografie sowie den geologischen, geotechnischen und hydrogeo-logischen Verhältnisse ausgewertet. Hinsichtlich der vorhandenen Aufschlusstiefe und der im
Zuge der weiteren Planungsschritte erforderlichen, noch durchzuführenden geotechnischen
und hydrologischen Untersuchungen wird an dieser Stelle auf das vorangegangene Kapitel
„3.2.1 Baugrundsituation (Schichten, GW-Situation)“ verwiesen.
3.2.6.1
Abgrenzung offene / bergmännische Bauweise (NÖT)
Für die Abgrenzung zwischen offener und bergmännischer Bauweise (NÖT) sind Rand-bedingungen wie die geologischen, geotechnischen und hydrogeologischen Verhältnisse, die Topografie sowie wirtschaftliche Aspekte zur untersuchen und zu beurteilen.
Tunnel, welche rein in offener Bauweise konzipiert sind, können bei Firstüberdeckungen von
5 m bis 7 m vergleichsweise kostengünstig hergestellt werden. Darüber hinaus ist aufgrund
der erforderlichen temporären Voreinschnitte sowie der Überdeckung im Endzustand mit vergleichsweise höheren Kosten zu rechnen.
Im Vergleich hierzu sind bei Tunneln in bergmännischer Bauweise Firstüberdeckungen von
weniger als ca. 7 m bis 8 m nach Möglichkeit zu vermeiden bzw. deren Abschnitte zu minimieren, da geringe Überdeckungen zu entsprechenden Sondermaßnahmen führen können (z.B.
VKL 7 mit Rohrschirm). Der konventionelle Tunnelbau setzt voraus, dass sich im um-liegenden
Gebirge ein gewölbeartiger Tragring um den Ausbruchquerschnitt herum ausbilden kann. In
standfesten Böden (z.B. Hang- und Verwitterungslehme, Verwitterungsgesteine des tieferen
Felshorizontes) sollte die Firstüberdeckung mindestens dem 1,5- bis 2,0-fachen der Tunnelbreite B entsprechen. Im
Hü ≥ 1,0 B hinreichend. [12]
standfesten
Fels
ist
hingegen
eine
Firstüberdeckung
Somit stehen die Grundsätze der offenen Bauweise teilweise im Gegensatz zu denen der
bergmännischen Bauweise. Global betrachtet sollte der Tunnelabschnitt in offener Bauweise
möglichst lang geführt werden, um die Sondermaßnahmen infolge einer geringen Firstüberdeckung bei der bergmännischen Bauweise nach Möglichkeit zu minimieren.
In der nachfolgenden Abbildung 25 ist ein Vergleich der Tunnelbauweisen in Abhängigkeit
der Firstüberdeckung dargestellt.
Seite 53
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 25:
Abgrenzung zwischen offener und bergmännischer Bauweise (NÖT) [12]
Seite 54
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.2.6.2
Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz
Topografie
Im nördlichsten Streckenabschnitt der Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz steigt das
Gelände zwischen km 1,3 und 1,5 bezogen auf das rechte Streckengleis auf ca. +163,5 m
ü NHN an. Nach Osten hin fällt das Gelände in diesem Abschnitt ab. Zwischen dem rechten
und linken Streckengleis beträgt der Höhenunterschied an der Geländeoberkante bis zu
ca. 2,5 m. Circa bei km 1,5+25,0 fällt das Gelände auf minimal +148 m ü NHN ab. Darauf
folgend steigt das Gelände zwischen km 1,5+40 und 2,1+40 auf maximal ca. +194 m ü NHN
an.
Zwischen km 2,1+40 und 2,4+20 verläuft das Gelände entlang des rechten Streckengleises
im Höhenbereich von +154 bis +172 m ü NHN. Nach Osten hin fällt die Geländeoberkante
zum Teil stark ab. Zwischen dem rechten und linken Streckengleis beträgt der Höhenunterschied an der Geländeoberkante in diesem Abschnitt bis zu ca. 6 m.
Im weiteren Verlauf steigt das Gelände ab km 2,4+20 wieder an und erreicht ca. bei
km 2,7+75,0 seine Maximalhöhe von ca. +194 m ü NHN. Im weiteren Verlauf nach Süden fällt
die Geländeoberkante wieder ab. Im Bereich von km 3,1+30 bis 3,3+30 beträgt die
maximale Geländehöhe ca. +182 m ü NHN.
Der Verlauf der Topografie ist in den Abbildungen 26 bis 29 auszugsweise dargestellt.
Abbildung 26:
Höhenplanausschnitt - Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz
Seite 55
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 27:
Lageplanausschnitt - Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz
Abbildung 28:
Lageplanausschnitt 2 - Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz
Abbildung 29:
Lageplanausschnitt 3 - Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz
Seite 56
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Bauwerke
Ausgehend von der beschriebenen Topografie und den derzeit vorliegenden Daten zu den
geologischen, geotechnischen und hydrogeologischen Verhältnisse werden für den
Streckenabschnitt „Tunnel Heidenau-Großsedlitz“ die in der nachfolgenden Tabelle 6 auf-geführten Bauwerke sowie Untergliederungen beim Tunnel in offene und bergmännische Bauweise vorgeschlagen.
Für den Übergang vom Tunnelvoreinschnitt zum Tunnel in offener Bauweise wurde eine Überdeckung von 7 m angenommen. Für den Anschlags- bzw. Durchschlagsbereich der bergmännischen Bauweise wurde eine Überdeckung von Hü ≥ 1,5 x B (ca. 14 m) angenommen.
Tabelle 6:
Bauwerksdaten
1-gleisig rechts
(westli ch)
Bauwerk
Firstüberdeckung /
Einschn ittstiefe
(in Glei sachse)
1-glei sig links
(ös tlich)
von km
bis km
Länge
von km
bis km
Länge
[m]
[m]
[m]
[m]
[m]
[m]
Bauweise
ca. [m]
1.350
1.540
190
1.380
1.560
180
7 - 14
offene BW
Tunnel eingleisig bergm. Bauweise - Teil I
1.540
2.140
600
1.560
2.150
590
14 - 42
zyklischer Vortrieb
(NÖT)
Tunnel eingleisig offene Bauweise
2.140
2.150
10
2.150
2.160
10
14 - 7
offene BW
Tunnel eingleisig offene Bauweise
800
Tunnellänge gesamt
780
Einschnitt / Trog bzw. Stützbauwerke
2.150
2.270
120
2.160
2.380
220
15
Tunnel eingleisig offene Bauweise
2.270
2.420
150
2.380
2.400
20
7 - 14
offene BW
740
14 - 32
zyklischer Vortrieb
(NÖT)
190
14 - 7
offene BW
Tunnel eingleisig bergm. Bauweise - Teil II
2.420
3.130
Tunnel eingleisig offene Bauweise
3.130
3.300
Tunnellänge gesamt
710
2.400
3.140
170
3.140
3.330
1.030
950
Seite 57
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.2.6.3
Basistunnel (Erzgebirgstunnel)
Topografie
Für den Basistunnel (Erzgebirgstunnel) werden nachfolgend die topografisch markanten Streckenabschnitte der Tunnelvoreinschnitte bzw. der Tunnelbereiche mit verhältnismäßig geringerer Überdeckung beschrieben. Auf den überwiegenden Teil des Basistunnels mit
hoher Überlagerung wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen, da die Topografie hier
keinen relevanten Einfluss auf das Tunnelbauwerk selbst hat.
Lohmgrundrücken / Dohma (Freistaat Sachsen – D)
Im Streckenabschnitt vor dem Nordportal des Basistunnels geht die Gradiente zwischen
km 6,0 und 7,0 vom Dammbereich in einen Geländeeinschnitt über. In diesem Bereich liegt
die Geländeoberkante zwischen +176 bis +212 m ü NHN. Nach km 7,0 folgt der Einschnittsbereich „Lohmgrundrücken“. Für den Einschnitt wurden zwei Varianten betrachtet. Variante A
sieht einen langen Einschnitt für den Endzustand vor. Im Gegensatz hierzu sieht Variante B
einen deutlich kürzeren Einschnitt vor. Infolge der Verkürzung des Einschnittes verlängert sich
der Basistunnel entsprechend um ca. 2 km. Der Einschnittsbereich wird hierbei bei
Variante A bis ca. km 9,1 und bei Variante B bis ca. km 7,2 geführt. In diesem Streckenabschnitt steigt die Geländeoberkante von ca. +212 m ü NHN auf +254 bzw. +231 m ü NHN an.
Abbildung 30:
Höhenplanausschnitt – Basistunnel, Bereich Nordportal (D)
Seite 58
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Erzgebirgsabbruch (CZ)
Im Streckenabschnitt zwischen km 32 bis 34 dem sogenannten Erzgebirgsabbruchbereich, im
Übergang zur offenen Bauweise bzw. dem Südportal des Basistunnels, fällt die Geländeoberkante von ca. +450 m ü NHN auf ca. +205 m ü NHN ab.
Abbildung 31:
Höhenplanausschnitt – Basistunnel, Bereich Südportal (CZ)
Seite 59
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Bauwerke
Ausgehend von der beschriebenen Topografie und den derzeit vorliegenden Daten zu den
geologischen, geotechnischen und hydrogeologischen Verhältnisse werden für den Basistunnel (Erzgebirgstunnel) die in den nachfolgenden Tabellen aufgeführten Bauwerke sowie Untergliederungen beim Tunnel in offene und bergmännische Bauweise vorgeschlagen.
In Tabelle 7 sind hierbei die Bauwerksabschnitte der Variante A (langer Einschnitt) und in
Tabelle 8 die Bauwerksabschnitte der Variante B (kurzer Einschnitt) aufgeführt.
Für den Übergang vom Tunnelvoreinschnitt zum Tunnel in offener Bauweise wurde eine Überdeckung von 7 m angenommen. Für den Anschlags- bzw. Durchschlagsbereich der bergmännischen Bauweise wurde eine Überdeckung von Hü ≥ 1,5 x B (ca. 14 m) angenommen.
Tabelle 7:
Bauwerksdaten – Variante A (langer Einschnitt)
Gr e nztunne l "E rzgebirgstunn el" - Va rian te A (langer Einsc hnitt „ Lo hmg ru ndrüc ken “)
1-gl eisig rech ts
( westlich)
Bauwer k
Firstüberd ecku ng /
Ei nschni ttst ief e
( in Gleisachse )
1-g lei sig lin ks
( östlich)
v on km
bis km
Läng e
vo n km
bi s km
Län ge
[m ]
[m]
[m]
[m ]
[m]
[m ]
Bauweise
ca. [m]
G ren ztunnel "Erzgebirgstu nnel"
Tunnel eingle isig o ffen e Bauweise
Tunnel eingle isig b ergm. Bauwe ise
9.155
9.315
9.315
22.400
Tunnela bschnitt D [S achsen]
G ren zübergan g D [Sa chsen ] / C Z
160
13.085
9.155
9.315
9.315
22.400
13.245
km 22,4+0,000
160
13.085
7 - 15
off ene B W
5,5 - 335
ko ntinuierlich er
Tunn elvortri eb
( TVM) /
[zyklisch er
Vortri eb (N ÖT)]
13.245
km 22,4+0,000
22.400
32.410
10.010
22.400
32.410
10.010
124 - 566
32.410
33.500
1.090
32.410
33.500
1.090
124 - 15
33.500
33.800
300
33.500
33.800
Tunn el e in gleisi g bergm. B auw ei se
Tunnel eingle isig o ffen e Bauweise
300
Tunnela bschnitt C Z
11.400
11.400
Tunnell än ge g esamt
24.645
24.645
15 - 7
ko ntinuierlich er
Tunn elvortri eb
( TVM) /
[zyklisch er
Vortri eb (N ÖT)]
zykli scher V o rtri eb
(N ÖT)
off ene B W
Seite 60
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Tabelle 8:
Bauwerksdaten – Variante B (kurzer Einschnitt)
Gren ztu nnel "Erzge birg stunnel" - Variante B (kurzer Einsc hnitt „ Lo hmg ru ndrüc ken “)
1-gl eisig rech ts
( westlich)
Bauwer k
Firstüberd ecku ng /
Ei nschni ttst ief e
( in Gleisachse )
1-g lei sig lin ks
( östlich)
v on km
bis km
Läng e
vo n km
bi s km
Län ge
[m ]
[m]
[m]
[m ]
[m]
[m ]
Bauweise
ca. [m]
G ren ztunnel "Erzgebirgstu nnel"
Tunnel eingle isig o ffen e Bauweise
Tunnel eingle isig b ergm. Bauwe ise
7.090
7.550
7.550
22.161
Tunnela bschnitt D [S achsen]
G ren zübergan g D [Sa chsen ] / C Z
460
14.611
7.090
7.550
7.550
22.161
15.071
k m 22,1+61,340
460
14.611
7 - 15
off ene B W
5,5 - 335
ko ntinuierlich er
Tunn elvortri eb
( TVM) /
[zyklisch er
Vortri eb (N ÖT)]
15.071
km 22, 1+61,340
22.161
32.400
10.239
22.161
32.400
10.239
124 - 566
32.400
33.331
931
32.400
33.331
931
124 - 15
33.331
33.621
290
33.331
33.621
290
15 - 7
Tunn el e in gleisi g bergm. B auw ei se
Tunnel eingle isig o ffen e Bauweise
Tunnela bschnitt C Z
11.460
11.460
Tunnell än ge g esamt
26.531
26.531
ko ntinuierlich er
Tunn elvortri eb
( TVM) /
[zyklisch er
Vortri eb (N ÖT)]
zykli scher V o rtri eb
(N ÖT)
off ene B W
Einschnitt Lohmgrundrücken
Für den Einschnitt „Lohmgrundrücken“ am Nordportal des Basistunnels wurden die zuvor beschriebenen Varianten A langer Einschnitt (analog Vorzugsvariante 2012) und B kurzer Einschnitt (Verlängerung Basistunnel) betrachtet. Die Lage des Tunnelanschlags wird hierbei zum
einen durch trassierungstechnische Parameter wie z.B. Längsneigung im Tunnel und die Verschwenkung des bahnlinken Gleises und zum anderen durch felsmechanische Überlegungen
bestimmt. Aus tunnelbautechnischer Sicht wurde im Anschlagsbereich ein Mindestachsabstand der beiden Tunnelröhren von ca. 25 m angenommen.
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Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
In Tabelle 9 sind die wesentlichen Randbedingungen der beiden Varianten A (langer
Einschnitt) und B (kurzer Einschnitt) gegenübergestellt.
Tabelle 9:
Vergleich Variante A und B
Vergleich Variante A und B
Länge bleibender Einschnitt im Endzustand
Länge offene Bauweise (temp. Einschnitt)
Gesamtlänge temp. Einschnitt
Variante A
2.340 m
160 m
2.500 m
Variante B
680 m
460 m
1.140 m
Aushubvolumen bleibender Einschnitt
Aushubvolumen offene Bauweise (temporär)
1.443.783 m³
312.479 m³
152.641 m³
1.147.461 m³
219.339 m³
986.792 m³
968.091 m³
698.355 m³
Einbauvolumen Verfüllung offene Bauweise
Einbauvolumen Dammbauwerke
Gesamtlänge Grenztunnel
Ausbruchvolumen bergm. Bauweise
Anzahl Querschläge/Verbindungsstollen
Gesamtlänge Querschläge
Ausbruchvolumen Querschläge
24.645
4.100.550
60
1.800
32.400
m
m³
St.
m
m³
26.531
4.373.460
65
1.950
35.100
m
m³
St.
m
m³
Seite 62
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Lichtraumprofil und Querschnittsgestaltung sowie Nothaltestelle
(NHS)
3.2.7.1
Lichtraumprofil und Querschnittsgestaltung
Die Lichtraumprofile gehen aus der geplanten Nutzung hervor und sind in Regelwerken auf
nationaler (DB Richtlinie 853) und internationaler Ebene (TSI Infrastruktur bzw. TSI Sicherheit
in Eisenbahntunneln) vorgegeben. Beim Lichtraumprofil und der Querschnittsgestaltung wurden folgende infrastrukturelle Elemente berücksichtigt:
·
Regellichtraum bei Oberleitung gemäß Ril 997.0101
·
Lichtraumprofil GC gemäß Ril 800.0130
·
Grenzlinie G2 gemäß EBO
·
Sicherheitsraum gemäß GUV-V D 33
·
Fluchtweg gemäß EBA-Richtlinie „Anforderungen des Brand- und Katastrophenschutzes an den Bau und den Betrieb von Eisenbahntunneln“
Für die inneren Tragwerksbegrenzungen wurden folgende Richtzeichnungen der Ril 853.9001
zugrunde gelegt:
Offene Bauweise
Ril 853.9001
Abbildung 32:
-
analog T-R-O-R-1-01
Querschnitt - offene Bauweise
Seite 63
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Spritzbetonbauweise (NÖT)
Ril 853.9001
-
Abbildung 33:
T-F-B-M-1-01
Querschnitt - Spritzbetonbauweise (NÖT)
Maschinelle Bauweise
Ril 853.9001
Abbildung 34:
-
T-F-B-K-1-01
Querschnitt - maschinelle Bauweise
Seite 64
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Innenschale
Aus einem maschinellen Tunnelvortrieb mit einer TVM resultiert eine Kreisform, bei konventionellem Tunnelvortrieb (NÖT) ergibt sich ein Korbbogenquerschnitt.
Die in den Planunterlagen dargestellten inneren Tragwerksabmessungen entsprechen dem
TSI konformen DB Regelwerk (Richtlinie 853).
Die Abmessungen der Tunnelinnenschale ergeben sich nach statischen Erfordernissen in Abhängigkeit von der Tragfähigkeit des anstehenden Gebirges gemäß den Ergebnissen der geologischen Erkundung und der Begutachtung (tunnelbautechnisches Gutachten). In den Planunterlagen sind daher von- bis-Werte als Beispiel für die Dicke der Innenschale angegeben.
Überprofile für den Tunnelausbruch ergeben aus den geologischen Randbedingungen gemäß
Gutachten bzw. aus den Festlegungen für die jeweilige Vortriebsart (konventionell nach NÖT
oder Maschinenvortrieb mit TVM).
3.2.7.2
Nothaltestelle (NHS)
Die einschlägigen Richtlinien und Normen für den Bau von neuen Eisenbahntunneln in
Deutschland, Österreich und der Schweiz beziehen sich bei den geforderten Sicherheitsmaßnahmen in der Regel auf Tunnellängen bis 20 km. Bei sehr langen Tunneln überschreitet die
Fahrzeit eines Zuges die Dauer gesicherter Laufeigenschaften unter Vollbrandbedingungen
(15 Minuten bei min. 80 km/h [23]). Sehr lange Tunnel erfordern deshalb besondere Sicherheitsmaßnahmen, die im Einzelfall festzulegen sind [20].
TSI LOC&PAS 2011/201/EU
Entsprechend der Angaben der TSI LOC&PAS [23], Abschnitt 4.2.10.4.4 ist die Fahrfähigkeit
eines Zuges wie folgt spezifiziert:
Seite 65
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Die Fahrzeugeinheit muss nach TSI LOC&PAS die geforderte Dauer der gesicherten Laufeigenschaften eines Zuges unter Vollbrandbedingungen 15 Minuten bei min. 80 km/h zur Erreichung eines „geeigneten Ortes zur Brandbekämpfung“ gewährleisten. Diese Vorgabe ergibt
eine gesicherte Fahrdistanz von theoretisch 20 km.
Somit kann die Forderung nach einer geeigneten Brandbekämpfungsstelle bei Tunneln über
20 km Länge nicht mehr eingehalten werden, der brennende Zug würde theoretisch im Tunnel
zum Stehen kommen.
Über die Konsequenz dieser Kernforderung muss zwischen den Eisenbahninfrastrukturunternehmen SŽDC und DB Netz AG, den Bauaufsichten in CZ und DE, sowie den zuständigen
Brand- und Katastrophenschutzorganisationen in der nächsten Planungsstufe eine verbindliche Abstimmung für dieses Projekt getroffen werden.
TSI-SRT 2014/356/EU
Im Weiteren werden die Fahrzeugkategorien nach Ziffer 4.2.1 TSI-SRT 2014/356 im Teilsystem „Fahrzeuge“ wie folgt definiert.
In der TSI-SRT 2014/356 werden im Teilsystem Infrastruktur Absatz 4.2.1.7 Brandbekämpfungsstellen derzeit folgende Vorgaben gemacht:
Seite 66
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Hieraus lässt sich ableiten, dass der maximale Abstand von Brandbekämpfungsstellen in der
Fahrzeugkategorie B 20 km nicht überschreiten darf. Weitere Anforderungen an Brandbekämpfungsstellen sind:
Seite 67
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Schweizer Norm SIA 197/1
In der Schweizer Norm SIA 197/1 [38] werden für sehr lange Bahntunnel konkret Nothaltestellen (NHS) empfohlen.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Nothaltebereiche bei in Bau befindlichen Tunneln
Die Länge der Nothaltebereiche resultiert aus der maximalen Länge eines Reisezuges. In [26]
und [27] sind die sicherheitstechnischen Aspekte der neuen alpendurchquerenden Bahntunnel
in Europa (Lötschberg, Gotthardt, Brenner, Semmering, Koralm Tunnel) zusammengestellt.
Vergleichend aufgrund der Tunnellänge sowie angesichts der Aktualität wird in den nachfolgenden Abbildungen das Konzept der Nothaltestellen (NHS) des Koralmtunnels wiedergegeben.
Abbildung 35:
Systembild Koralmtunnel [29]
Abbildung 36:
Nothaltestelle Koralmtunnel [26]
Seite 69
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Der Tunnel weist ein Dachprofil auf. Vom Hochpunkt, rund 18 km vom Ostportal entfernt, fällt
die Gradiente mit 5,44 Promille Richtung Osten bzw. 3,00 Promille Richtung Westen ab. Die
Nothaltestelle befindet sich etwa in Tunnelmitte und bildet einen Bereich zusätzlich erhöhten
Sicherheitsniveaus im Störfall.
Abbildung 37:
Querschnitt Nothaltestelle Koralmtunnel [29]
Gestaltungsmerkmale der Nothaltestelle (NHS) des Koralmtunnels [26]:
·
Nothaltebereiche mit Notbahnsteigen an der Innenseite der Haupttunnel symmetrisch
zur Tunnelachse mit einer Länge von 400 m
·
Neun Verbindungsstellen mit einem Abstand von ca. 50 m zwischen den Nothaltebereichen und dem Mittelstollen
·
Ein Mittelstollen als Wartebereich
·
Zwei mit den Haupttunneln an beiden Enden des Mittelstollens verbundenen Lüftungsstollen
·
Je ein Zuluftschacht in Leibenfeld (rund 60 m tief) und Paierdorf (rund 120 m tief)im
Bereich der beiden Haupttunnelportale
·
Eine Zuluftzentrale in beiden Zuluftschächten
Fazit:
Bei Tunnelprojekten mit Bauwerkslängen größer 20 km haben sich in Österreich und der
Schweiz Tunnelsysteme mit zwei eingleisigen über Querschläge verbundene Haupttunnel und
entsprechenden Nothaltestellen (NHS) zu einem Standard entwickelt. Die Wahl eines geeigneten Nothaltesystems muss für jedes lange Tunnelprojekt individuell erfolgen.
Im Zuge der weiteren Planungsprozesse ist ein Konzept für ein geeignetes Nothaltesystem für
den Basistunnel der NBS Dresden-Prag zu erarbeiten.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Konstruktionsprinzipien der Tunnelauskleidung, -entwässerung
und -abdichtung sowie baulicher Brandschutz
3.2.8.1
Tunnelauskleidung
Bei der Auskleidung von Tunneln werden einschalige und zweischalige Konstruktionen unterschieden. Der endgültige Ausbau von maschinell aufgefahrenen Tunnelbauwerken erfolgt
meist einschalig. Im Gegensatz hierzu dient die Spritzbetonschale (äußere Tunnelschale) des
NÖT-Vortriebs in der Regel als temporäre Sicherung des Ausbruchquerschnittes. Im
Anschluss erfolgt dann die Herstellung der Tunnelinnenschale.
Unabhängig von den verfahrensbestimmten Randbedingungen hängt die Entscheidung
einschaliger oder zweischaliger Ausbau von weiteren wichtigen Entscheidungsparametern ab.
Die Entscheidung wird bestimmt durch die geologischen und hydrologischen Verhältnisse
sowie die Anforderungen an den Tunnel im Hinblick auf Dichtheit, Statik und den Brandschutz.
In der nachfolgenden Tabelle 10 sind weitere Kriterien, welche die Festlegung der Konstruktion der Tunnelauskleidung aus konstruktiver und wirtschaftlicher Sicht beeinflussen, aufgeführt.
In Abbildung 38 sind zwei Beispielquerschnitte für den einschaligen und zweischaligen
Tübbingausbau dargestellt.
Abbildung 38:
Beispiele für einschaligen und zweischaligen Tübbingausbau [1]
Die Festlegung der Konstruktion bestimmt die Größe des Tunnelausbruchquerschnittes, die
Art der Abdichtung sowie die Befestigungstechnik für die Ausrüstung des Tunnelbauwerkes.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Tabelle 10:
Vergleich einschalig/zweischalig anhand von konstruktiven und wirtschaftlichen/baubetrieblichen Gesichtspunkten [1]
Maschinell hergestellte Tunnelbauwerke mit Durchmessern D ≥ 5,50 m werden in Deutschland
überwiegend mit einschaliger wasserdichter Tübbingauskleidung hergestellt. In Österreich und
der Schweiz ist dagegen die zweischalige Bauweise mit Tübbings (Außenschale) und nachlaufendem Einbau einer normalerweise unbewehrten Innenschale eine Regelbauweise auch
für Eisenbahntunnel großen Durchmessers [1].
Für Eisenbahntunnel in maschineller Bauweise und Tübbingausbau soll gemäß Leitfaden zur
Richtlinie 853 [16] grundsätzlich ein einschaliger Ausbau zugrunde gelegt werden, sofern es
die geotechnischen und bautechnischen Randbedingungen zulassen und hierdurch wirtschaftliche Vorteile erzielt werden können. In folgenden Fällen soll ein zweischaliger Ausbau gewählt
werden: [16]
·
bei „chemisch stark angreifender Umgebung“ (XA 3) nach DIN EN 206-1, da nach dem
derzeitigen Stand der Technik die Dauerhaftigkeit des endgültigen Ausbaus in diesem
Fall nur mit einer durch Kunststoff-Dichtungsbahnen geschützte Innenschale erreicht
werden kann,
·
wenn extreme Belastungsverhältnisse vorliegen (z.B. hoher Vertikaldruck in Verbindung mit geringem Seitendruck, geringerem oder fehlendem Wasserdruck und
schlechter seitlicher Bettung), so dass der Tübbingausbau allein nicht die erforderlichen Tragreserven im Endzustand bietet,
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
·
wenn bei sehr hohem Wasserdruck (wesentlich größer als 6 bar) und gleichzeitig hohem Wasserandrang die geforderte Dichtigkeit mit dem einschaligen Tübbingausbau
nicht mehr zuverlässig und dauerhaft erzielt werden kann.
Abweichend von den oben beschriebenen Empfehlungen des Leitfadens zur Richtlinie 853
wurden beim Katzenbergtunnel in Deutschland erstmals einschalige Tübbingauskleidungen
auch bei Wasserdrücken über 6 bar ausgeführt. Der Wasserdruckansatz beim Katzenbergtunnel beträgt 9,0 bar.
In der nachfolgenden Tabelle sind einige Referenzprojekte mit einschaliger Tübbingaus-kleidung in Deutschland zusammengestellt.
Tabelle 11:
Tunnel mit einschaliger Tübbingauskleidung in Deutschland
- Hauptparameter [11]
Tunnelbauwerk
Köhlbrandtunnel, Hamburg
Abwasserdruckleitung (ADL)TunneI, Berlin
BEWAG-Kabeltunnel, Berlin
Sammler Wilhelmsburg Los I + II, Hamburg
Pegnitztalsammler Nürnberg. BA IV, Los 2
Fernwärme-Verbundtunnel München, Los 1-3
Hera-Tunnel, Desy Hamburg
U-Bahn Nürnberg, U2 Nord, Wöhrder Wiese
Stadtbahn Duisburg, TA 7/8A
U-Bahn Berlin, Baulos D79
U-Bahn Berlin, Baulos H110
Nord-Süd Stadtbahn Köln, Los Nord
Stadtbahn Köln, Baulos M1
Stadtbahn Duisburg,TA 6, Baulos 22
U-Bahn Berlin, U5, Baulos 3.1
Flughafen-S-Bahn Hamburg
Stadtbahn Mülheim BA8, Ruhrtunnel
U-Bahn München, U5/9-5,Theresienwiese
U-Bahn München, U8/1-7.1, Fraunhoferstraße
U-Bahn München, U3-Nord, Los 2, Moosach
U-Bahn München, U 1 -West, Los 5, Gern
U-Bahn München, U2-Ost, Los 1,Josephsburg
Stadtbahn Essen, Los 34
Nord-Süd Stadtbahn Köln, Los Süd
CityTunnel Leipzig, Los B
Fernbahntunnel Berlin, Los 3
U-Bahn Düsseldorf, Los K-S
NeuerTunnel Schlüchtern
Katzenbergtunnel
Herrentunnel Lübeck
Wesertunnel Dedesdorf
4. Röhre Elbtunnel, Hamburg
Art der
Nutzung
Leitungen
Leitungen
Leitungen
Sammler
Sammler
Leitungen
Forschung
U-Bahn
Stadtbahn
U-Bahn
Stadtbahn
Stadtbahn
Stadtbahn
Stadtbahn
U-Bahn
S-Bahn
Stadtbahn
U-Bahn
U-Bahn
U-Bahn
U-Bahn
U-Bahn
Stadtbahn
Stadtbahn
Eisenbahn
Eisenbahn
Stadtbahn
Eisenbahn
Eisenbahn
Straße
Straße
Straße
Bauzeit
Länge
[m]
1996-1997
382
2000-2003 5.360
1995-2001 8.545
1974-1978 4.555
1996-1997
490
1988-1991 5.400
1985-1987 6.300
1988-1989 1.854
1994-1998 6.206
1985-1989 2.160
1981
1.141
2006-2007
522
1992-1994 2.480
1988-1990
100
1998-1999
978
2004-2006 3.481
1989-1991 2.130
1979-1981 1.560
1974-1976 2.310
2007-2008 2.388
1994-1995 2.344
1994-1996 3.700
1991-1996 4.200
2006-2007 5.380
2006-2009 2.930
1997-2001 2.540
1998-1999 1.110
2007-2008 3.942
2005-2008 17.968
2002-2003 1.560
1999-2001 3.200
1997-2000 2.561
Ø Innen Ø Außen
[m]
2,37
3,00
3,08
3,70
4,40
4,40
5,20
5,40
5,62
5,70
5,70
5,70
5,72
5,72
5,75
5,80
5,90
6,05
6,20
6,30
6,40
6,40
7,27
7,30
7,90
7,85
8,19
9,00
9,60
10,40
10,30
12,35
[m]
2,82
3,54
3,54
4,43
4,90
5,00
5,80
6,00
6,40
6,40
6,50
6,32
6,32
6,32
6,45
6,60
6,60
6,20
6,90
2,10
2,10
2,10
8,02
8,10
8,20
8,65
9,09
9,90
10,80
11,30
11,30
13,25
Tübbing- Tübbing- Wasserdicke
breite
druck
[cm]
[m]
[bar]
25
1,0
3,6
22
1,2
3,0
23
1,2
3,5
32
0,8
2,0
25
1,2
1,8
30
1,2
3,0
30
1,2
30
1,2
2,5
35
1,1
1,5
35
1,1
1,4
40
1,5
1,9
30
1,2
1,5
30
1,2
2,5
35
1,5
3,3
35
1,2
1,6
40
1,5 (1,4)
2,5
35
1,2
3,2
32,5
1,2
2,0
35
1,0
2,2
35
1,5
1,0
35
1,5
40
1,5
3,0
40
1,5
3,1
40
1,5
2,5
40
1,8
2,0
40
1,5
1,9
45
1,5
1,5
45
2,0
3,0
60
2,0
9,0
45
1,5
3,3
50
1,5
4,0
20
2,0
5,0
Des Weiteren sagt der Leitfaden zur Richtlinie 853 aus, dass für die zum Bau von Tunneln
zugehörigen Lager-, Betriebs- und Aufenthaltsräume der Dichtigkeitsklasse 1 entsprechen
müssen, diese jedoch nicht mit einem einschaligen Tübbingausbau realisiert werden kann [16].
Seite 73
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Tunnel Heidenau-Großsedlitz
Für den bergmännischen Abschnitt des Tunnels Heidenau-Großsedlitz wird als Vortriebsverfahren die konventionelle Spritzbetonbauweise (NÖT) [zyklischer Vortrieb] vorgeschlagen. Infolge dessen würde hierbei der Ausbau zweischalig mit einer temporären Spritzbeton-schale
(äußere Tunnelschale) und einer Tunnelinnenschale aus Ortbeton erfolgen. Eine endgültige
Festlegung ist im Zuge des weiteren Planungsprozesses zu treffen.
Basistunnel (Erzgebirgstunnel)
Aufgrund der noch durchzuführenden geotechnischen und hydrologischen Untersuchungen
sowie den zu untersuchenden Brandschutzanforderungen kann nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine abschließende Festlegung zur Wahl einer einschaligen oder zwei-schalige Konstruktion erfolgen. Eine Festlegung ist im Zuge des weiteren Planungspro-zesses zu treffen.
3.2.8.2
Tunnelabdichtung und -entwässerung
Für die Konstruktion eines Tunnelbauwerkes bestehen für den Umgang mit Grundwasser
grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Zum einen kann ein Tunnelbauwerk als drainierter
Tunnel ausgebildet werden. Hierbei wird das im Gewölbebereich zu sickernde Bergwasser
Drainageleitungen zugeführt. Durch ein dauerhaft wirkendes Drainagesystem kann sich
somit kein Wasserdruck auf den Tunnelausbau aufbauen. Zum anderen kann ein Tunnelbauwerk druckwasserhaltend geplant werden. Hierbei ist das Tunnelbauwerk und seine
Abdichtung entsprechend auf den anstehenden Wasserdruck zu bemessen.
Ein drainiertes Tunnelbauwerk stellt aufgrund seiner dauerhaften Drainierung des umliegenden Baugrundes, mit der damit verbundenen Absenkung des Grundwassers, einen beachtlichen Eingriff in den Wasserhaushalt und somit in das ökologische System seines Umfeldes
dar. Aus umweltfachlicher Sicht kann es aufgrund dessen erforderlich sein ein wasserdichtes
Tunnelbauwerk herzustellen, um die natürlichen Gebirgswasserverhältnisse nach Abschluss
der Baumaßnahme nicht zu beeinflussen.
Entsprechend Ril 853 [15] sind neue Eisenbahntunnel mittels Rundumabdichtung druckdicht
auszubilden. Wenn nur Sickerwasser ansteht, das im Gebirge aufstaufrei versickern kann, darf
eine Regenschirmabdichtung vorgesehen werden. Die aufstaufreie Versickerungsfähigkeit
des Wassers muss durch einen geotechnischen Sachverständigen bestätigt sein [15].
Die Abdichtung selbst ist in Abhängigkeit des vorherrschenden Wasserdrucks sowie dem
Bergwasserchemismus zu konzipieren.
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Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
bergmännische Bauweise NÖT
Im Sickerwasserbereich sowie bei einem Wasserdruck bis 30 m Wassersäule sind zwei
Varianten möglich. Die Ril 853.4101 sieht hierbei keine Regelkonstruktion bei einem schwach
bis mäßig betonangreifenden Bergwasser vor, sondern lässt eine Wahl zwischen einer Abdichtung mittels Kunststoffdichtungsbahn (KDB) sowie einer Ausbildung als
„Konstruktion aus wasserundurchlässigem Ortbeton“ (WUBK) zu. Ab einem Wasserdruck
> 30 m Wassersäule und / oder bei einem strak betonangreifenden Bergwasser ist eine Kombination aus einer WUBK Konstruktion und einer KDB vorzusehen. Ab einem Wasserdruck >
60 m Wassersäule werden darüber hinaus erhöhte Anforderungen an die Tunnel-abdichtung
gestellt. Eine Übersicht der Abdichtungsvarianten für in bergmännischer Bauweise hergestellte Tunnelbauwerke ist in Abbildung 39 dargestellt.
Abbildung 39:
Abdichtungsarten entsprechend Ril 853 [15]
In Abbildung 40 sind die Anforderungen an die Fugenabdichtung der jeweiligen Abdichtungsvarianten entsprechend Ril 853 aufgeführt.
Seite 75
Vorplanungsstudie
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 40:
Anforderungen an die Fugenausbildung entsprechend Ril 853 [15]
In den nachfolgenden Abbildungen 41 und 42 sind vergleichend die Regelungen für Abdichtungen bei bergmännischen Tunnels gemäß ZTV-ING sowie öbv Richtlinie aufgeführt.
Abbildung 41:
Fugenausbildung entsprechend ZTV-ING Teil 5, Abs. 5, Tab. 5.5.3 [17]
Seite 76
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 42:
Fugenausbildung entsprechend öbv Richtlinie „Tunnelabdichtung“ [18]
maschinelle Bauweise
Maschinell vorgetriebene Eisenbahntunnel werden in Deutschland in der Regel mit einem einschaligen Tübbingausbau ausgeführt. In dieser Bauweise wurden / werden im Bereich der
Deutschen Bahn der Neue Schlüchterner Tunnel, der Katzenbergtunnel, der Finnetunnel und
der Neue Kaiser-Wilhelm-Tunnel hergestellt. Für die Abdichtung von Tunneln mit einschaligem
Tübbingausbau gilt das Modul 853.4005, der DB Richtlinie 853.
Ein zweischaliger Ausbau mit einer Tübbingaußenschale und einer Innenschale aus
Ort-beton stellen einen Sonderfall dar [16].
Alkali-Aggregat-Reaktion (AAR)
Bei der Verwendung des Ausbruchmaterials als Zuschlagstoff für die Betonherstellung können
weitere Anforderungen an das Erfordernis einer Abdichtungsfolie resultieren. Wie in
Kapitel 3.2.5.3 beschrieben können sich gewisse Gesteinstypen wie Gneis, Kieselkalk und
Granodiorit gegenüber der Alkali-Aggregat-Reaktion ungünstig verhalten. Infolge dessen
wurde beim Lötschberg-Basistunnel in Bereichen mit eindringendem Bergwasser der Beton
zusätzlich durch den Einbau von Abdichtungsfolien geschützt [13].
Die endgültigen Festlegungen der Abdichtungssysteme sind im Zuge des weiteren
Planungsprozesses auf der Grundlage der geotechnischen und tunnelbautechnischen Gutachten auf Basis der hydrogeologischen und chemischen Untersuchungen durchzuführen.
Seite 77
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.2.8.3
Baulicher Brandschutz
Grundsätze zum Brand- und Katastrophenschutz sind in der Ril 853 [15], Ril 123 [41], der
TSI-SRT [21] sowie der EBA Richtlinie „Anforderungen des Brand- und Katastrophen-schutzes
an den Bau und den Betrieb von Eisenbahntunneln“ [20] festgelegt.
Aus technischer Sicht gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Standsicherheit eines einschaligen Tunnelausbaus im Brandfall zu gewährleisten:
·
Bekleidungen mit Brandschutzplatten oder Brandschutzputzen
·
großmaßstäbliche Brandversuche
·
rechnerische Standsicherheitsnachweise unter Berücksichtigung der im Brandfall zu
erwartenden Betonabplatzungen
Brandschutzverkleidungen sind zwar grundsätzlich zur Gewährleistung des baulichen Brandschutzes geeignet, sie weisen jedoch Nachteile bei der Bauwerksinspektion auf. Des Weiteren
ist die Standzeit von Brandschutzbekleidungen in der Regel auf 25 bis 35 Jahre begrenzt [40].
Dies führt bei einer angestrebten Nutzungsdauer eines Ingenieurbauwerkes von 100 Jahren
zu einer zwei- bis dreimaligen Erneuerung der Brandschutzbekleidungen.
Aufgrund dessen sollte ein ausreichender Brandschutz im Regelfall durch rechnerische Nachweise oder mittels Brandversuchen nachgewiesen werden. In der Ril 853 [15] sind hierzu folgende Vorgaben getroffen:
Tunnel mit Innenschale aus Ortbeton und Tunnel in offener Bauweise
Bei Tunneln mit Innenschale aus Ortbeton und bei Tunneln in offener Bauweise mit Rechteckrahmen ist die Standsicherheit des Bauwerks für den Brandfall im Einzelfall nachzuweisen.
Der Nachweis ist entweder rechnerisch oder durch Brandversuche zu erbringen [15].
Tunnel mit einschaligen Tübbingausbau
Die Standsicherheit eines einschaligen Tübbingausbaus im Brandfall und im Zustand nach
dem Brand ist rechnerisch nachzuweisen. Auf rechnerische Untersuchungen darf verzichtet
werden, wenn durch Brandversuche nachgewiesen wurde, dass die Standsicherheit des Prüfkörpers beim Versuch gegeben ist. Der Standsicherheitsnachweis ist unter Berück-sichtigung
der zu erwartenden Abplatzungen zu führen [15].
Seite 78
Vorplanungsstudie
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Art und Anordnung der Sicherheits- und Rettungssysteme
Unter Beachtung der technischen Regelwerke der TSI Sicherheit in Eisenbahntunneln und der
EBA Richtlinie zum Brand- und Katastrophenschutz in Eisenbahntunneln sind sowohl für den
Bau- als auch für den Endzustand Konzepte für den Brand- und Katastrophenschutz in Kooperation mit der zuständigen Stelle bei der DB Netz AG / SŽDC auszuarbeiten.
Die bautechnische Mindestausstattung ist in der TSI 1303/2014 „Sicherheit in Eisenbahntunneln“ wie folgt vorgegeben.
3.2.9.1
Teilsystem Infrastruktur (Bautechnische Maßnahmen)
Brandschutzanforderungen an Tunnelbaumaterialien
Branddetektion
Evakuierungseinrichtungen
Selbstrettungsmittel, Evakuierung, Rettung
·
sicherer Bereich bei 1-gleisigen benachbarten Tunneln
·
Notausgänge ins Freie (max. Abstand 1000 m)
·
Verzichtbar, wenn Querschläge im Abstand < 500 m in die benachbarte Tunnelröhre
führen, ( LH > 2,25 m, LW > 1,50 m), Türöffnungen LW > 1,40 m, LH > 2,00 m sowie
Beleuchtung und Rettungskennzeichnung
Fluchtwege
·
B > 80 cm, H > 2,25 m, Handläufe zwischen 0,80 m und 1,10 m über dem Fluchtweg
Notfallbeleuchtung auf Fluchtwegen
·
1 lx für 90 Minuten oberhalb des Fluchtweges
Fluchtwegkennzeichnung
·
Abstand < 50m, Angabe der Notausgänge und Fluchtweglängen
Brandbekämpfungsstellen
·
Abstand 5 km (Kategorie A) oder 20 km (Kategorie B) im Tunnel (Nothaltepunkt)
·
Mit Löschwasserversorgung 800 l/min (über 2 Std.)
Notfallkommunikation
·
GSMR
Zugang Rettungsdienst
·
Portal / Notausgang LW > 2,25 m, LH > 2,25 m
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Rettungsbereich außerhalb Tunnel
·
A = 500 m² (nach EBA Richtlinie 1.500 m²)
Nur EBA-Richtlinie „Brand- und Katastrophenschutz in Eisenbahntunneln“
Befahrbarkeit der Fahrbahn
·
Zufahrtsmöglichkeiten für den Brand- und Katastrophenschutz zu den Tunnelportalen
/ Notausstiegen und Befahrbarkeit des Fahrbahnoberbaues für Fahrzeuge des Brandund Katastrophenschutzes.
3.2.9.2
Teilsystem Energie
·
Fahrleitungsabschnitte max. 5 km
·
Erdungseinrichtungen an Tunneleingängen
·
Stromversorgung für Rettungsdienste
·
Brandverhalten von Kabeln
·
Schutz der Elektroinstallationen
3.2.9.3
·
3.2.9.4
Teilsystem Zugsteuerung
Heißläuferortungsanlagen vor dem Tunnelbauwerk
Technische Maßnahmen an geplanten langen Tunnelbauwerken
·
Videoüberwachung in technischer Leitzentrale
·
Temperaturmessungen im Tunnel
·
Rauch- und Hitzemelder
·
Tunnelbe- und -entlüftung im Einsatzfall
·
Unterirdische Nothaltestelle für Züge (L= 450m) bei Tunnel über 15 km Länge, mit
Fluchtstollen zwischen den Tunnelröhren, und Evakuierung über Rettungszug im
Nachbartunnel
à Detailangaben siehe Kapitel „3.2.7.2 Nothaltestelle (NHS)“
Seite 80
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Logistikkonzept
Das Logistikkonzept für die Zufahrten zu den Baustellenabschnitten und für den Materialtransport richtet sich nach der Baumethode TVM oder NÖT und ist dementsprechend zu entwickeln.
Sämtliche Randbedingungen der bestehenden Verkehrs-Infrastruktur sind dazu zu erkunden.
Im aktuellen Planungsstadium sind alle Bauabschnitte der geplanten Neubaustrecke über das
öffentliche Straßenverkehrsnetz und bereits vorhandene landwirtschaftlich genutzte
Erschließungswege erreichbar.
Flächen für die temporäre Baustelleneinrichtung und für Unterkunftsbereiche der Bauarbeiter
der einzelnen Hauptbauabschnitte sowie für die Tübbing-Feldfabrik wurden auf umwelt-fachlich derzeit unbedenklichen Flächen gewählt, die auf kurzen bestehenden Straßen und Wege
erreichbar sind und nach dem Ende der Baumaßnahme ohne aufwändige Maßnahmen wieder
rekultiviert werden können.
Lageplanausschnitt BE Flächen Nord
Für den Basistunnel durch das Erzgebirge ist eine größere Baustelleneinrichtungsfläche zur
Errichtung der Tübbing-Feldfabrik und der Aufbereitungsanlage für den Tunnelausbruch
erforderlich. Vergleichbare Baumaßnahmen benötigten eine Fläche mit ca. 50.000 m² Größe.
Eine mögliche Fläche befindet sich in der Nähe der Staatsstraße 173 zwischen Zehista und
Cotta südlich des alten Cottaer Tunnels. Die Gebietsausweisung für diese Fläche sieht ein
künftiges Gewerbegebiet vor.
Seite 81
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Lageplanausschnitt nahe Börnersdorf
Ein zweiter Zugang zum Basistunnel kann nördlich des Ortes Breitenau über die Anschlussstelle Börnersdorf an der BAB 17 geschaffen werden. An dieser Stelle ist ein Vertikalschacht
und technische Gebäude zur Schaffung eines Notzustieges zum Tunnel für Rettungskräfte,
die Notfall-Tunnelentlüftung sowie ein Notfall-Rettungsplatz oberhalb der unterirdischen Nothaltestelle geplant. Der Schacht dient während der Bauzeit als sogenannter Zwischenangriff
für den Tunnelvortrieb und die Errichtung der Tunnel-Nothaltestelle. Bei entsprechender
Ausbildung des Schachtbauwerkes könnte an dieser Stelle auch eine TVM montiert werden
(vergleiche Einfahrschacht am Koralmtunnel).
Lageplanausschnitt im Bereich Chlumec
Seite 82
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Am Südportal des Basistunnels sind in der Nähe der Ortschaft Chlumec weitere Flächen für
die Baustelleneinrichtung sowie für künftige technische Gebäude für den Tunnelbetrieb vorzusehen. Der Zugang kann über das bestehende Straßennetz geschaffen werden.
Geotechnische und bauverfahrenstechnische Risikoanalyse
„Unter Risiko versteht man die Möglichkeit, dass die durch eine Entscheidung ausgelösten
Abläufe nicht notwendigerweise zum angestrebten Ziel führen und es zu negativen oder positiven Zielabweichungen kommt“ [1]. Risiken lassen sich durch die Bestimmung ihrer Tragweite
(Schadensausmaß) und deren Eintrittswahrscheinlichkeit quantifizieren.
Für das geplante Infrastrukturprojekt „Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag“ ist im Zuge
der weiteren Planungsprozesse ein entsprechendes Risikomanagement für die Bewältigung
dieser Zielabweichungen vorzusehen. Exemplarisch sei an dieser Stelle auf die Risikoanalyse
der AlpTransit Gotthard AG, welche beim Gotthardttunnel angewandt wurde, verwiesen. In
Teilprozessen sind Risikoidentifikation, Risikoanalyse und -klassifizierung sowie Risikocontrolling durchzuführen. Elemente für das Risikomanagement sind z.B.:
·
Risiken der bau-, bahntechnischen und umwelttechnischen Planung
·
Kostenermittlungsrisiken
·
Ausschreibungs- und Vergaberisiken
·
Vertragsrisiken
·
Genehmigungsrisiken
·
Baumethode und Ausführungsrisiken
·
Terminrisiken
·
Ressourcenrisiken
Für das Risikomanagement wird des Weiteren auf die CSM-Verordnung der Europäischen
Kommission, Verordnung (EG) Nr. 352/2009 Amtsblatt der Europäischen Union vom
29.4.2009, verwiesen.
Die Risikoanalyse ist im Verlauf des Planungsprozesses in regelmäßigen Zeitabständen zu
aktualisieren und die Planungsergebnisse entsprechend zu reflektieren. Ein planungsbegleitendes Risikomanagement dient dazu Chancen und Risiken zu erkennen und durch entsprechende Maßnahmen entsprechend zu reduzieren bzw. möglichst zu vermeiden.
Seite 83
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Beurteilung der Machbarkeit der Tunnellösung
(Sicherungsmaßnahmen, Andienung, Ver- und Entsorgung, Baulüftung,
Betroffenheiten, Bauzeit- und Kostenkriterien, Umweltaspekte im Hinblick
auf Grundwasserhaushalt und Deponierung)
Tunnel Heidenau-Großsedlitz
Der aus zwei Abschnitten bestehende, durch Einschnitte getrennte Tunnel Heidenau-Großsedlitz mit einer Gesamtlänge von 1.790 m (West) bzw. 1.710 m (Ost) sollte konventionell in
Spritzbetonbauweise (zyklischer Vortrieb) hergestellt werden. Dabei sind die Eingangsbereiche bis zu einer nach wirtschaftlichen und tunnelbautechnischen Kriterien zu wählenden
Firstüberdeckung in offener Bauweise zu erstellen. Die Vortriebe können zeitgleich an mehreren Vortriebsorten erfolgen. Weitere Entscheidungen sind erst nach genauerer Kenntnis der
Randbedingungen möglich.
Basistunnel (Erzgebirgstunnel)
Der aus zwei Tunnelröhren mit jeweils 24.645 m bzw. 26.531 m Länge bestehende Basistunnel wird aufgrund seiner Länge, der Geologie und der Aufteilung in zwei eingleisige Röhren
voraussichtlich maschinell hergestellt werden. Dabei werden mehrere Vortriebsmaschinen
zum Einsatz kommen, um eine akzeptable Bauzeit zu erreichen. Die Art der Vortriebsmaschinen richtet sich nach der Geologie und den hydrogeologischen Randbedingungen. Grundsätzlich ist eine Herstellung auch konventionell im Sprengvortrieb (zyklischer Vortrieb, Spritzbetonbauweise) möglich. Insbesondere in den südlichen und nördlichen Abschnitten des Basistunnels mit inhomogener Geologie ist alternativ zum maschinellen Vortrieb auch ein konventioneller (zyklischer) Vortrieb in Spritzbetonbauweise vorstellbar. In diesen Bereichen
müssten bei maschinellem Vortrieb auch gegenüber dem zentralen Tunnelbereich unterschiedliche Vortriebsmaschinen gewählt werden. Ebenso können Tunnelvortriebsmaschinen
zum Einsatz kommen, deren Modus an die jeweilige Geologie angepasst werden kann. Eine
Entscheidung zur optimalen Tunnelbaumethode und zur Auswahl geeigneter Vortriebsmaschinen muss in einer späteren Planungsphase erfolgen.
Seite 84
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Literatur / Quellen
[1]
Betonkalender 2014 „Unterirdisches Bauen, Grundbau, Eurocode 7“
Ernst & Sohn (2014) – ISBN: 978-3-433-03051-6
[2]
Richtlinie für die geotechnische Planung von Untertagebauten mit kontinuierlichem
Vortrieb
Österreichische Gesellschaft für Geomechanik - ÖGG (2013)
[3]
Richtlinie für die geotechnische Planung von Untertagebauten mit zyklischem Vortrieb
2. überarbeitete Auflage
Österreichische Gesellschaft für Geomechanik - ÖGG (2008)
[4]
Bauprozesse und Bauverfahren des Tunnelbaus
Ernst & Sohn (2013) – ISBN: 978-3-433-03047-9
[5]
Maschineller Tunnelbau im Schildvortrieb
Ernst & Sohn (2011) – ISBN: 978-3-433-02948-0, 2. Auflage
[6]
Empfehlungen zur Auswahl von Tunnelvortriebsmaschinen
Deutscher Ausschuss für unterirdisches Bauen e. V. - DAUB (2010)
[7]
Geotechnik – Tunnelbau und Tunnelmechanik
Springer (1998) – ISBN: 3-540-62805-3
[8]
http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/uploads/tx_smediamediathek/
S264_Durchbruch01_WAF_Katzenbergtunnel.jpg
[9]
TBM versus NATM from the contractor’s point of view
TBM versus NÖT aus Sicht des Unternehmers
Ernst & Sohn (2011) – Geomechanics and Tunnelling 4 (2011), No. 4
[10]
NATM and TBM – comparison with regard to construction operation
NÖT und TBM – eine baubetriebliche Gegenüberstellung
Ernst & Sohn (2011) – Geomechanics and Tunnelling 4 (2011), No. 4
[11]
Einschalige wasserundurchlässige Tübbingauskleidungen in Deutschland
Single-Shell watertight segmental Linings in Germany
Tunnel (2009) – Ausgabe 03/2009
[12]
Wirtschaftliche Aspekte bei Tunnelbauwerken in frühen Planungsphasen
Hessisches Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen (2005) – Heft 52-2006
[13]
Alpenquerende Tunnel
Materialbewirtschaftung und Betontechnologie beim Lötschberg-Basistunnel
Beton- und Stahlbetonbau (2007) – 102 Heft 1
Seite 85
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
[14]
Alp Transit
Ausbruchmaterialbewirtschaftung am Gotthard und am Lötschberg
Mitteilungen der Schweizerischen Gesellschaft für Boden- und Felsmechanik (1993)
[15]
Richtlinie 853 - Eisenbahntunnel planen, bauen und instand halten
DB Netz AG – 8. Aktualisierung (10/2014)
[16]
Leitfaden zur Richtlinie 853 – Kommentare und Planungshilfen zur Ril 853
DB Netz AG – 5. Aktualisierung (10/2014)
[17]
ZTV-ING - Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten, Stand 12/2014
[18]
öbv Richtlinie „Tunnelabdichtung“
öbv Österreichische Bautechnik Vereinigung – Ausgabe Dezember 2012
[19]
Strecke 6604, Cottaer Tunnel - Bilder Tunnelportale und Zeichnungen
http://www.eisenbahntunnel-portal.de/lb/inhalt/tunnelportale/6604.html
[20]
EBA Richtlinie „Anforderungen des Brand- und Katastrophenschutzes an den Bau
und den Betrieb von Eisenbahntunneln“
Eisenbahn-Bundesamt – Stand: 01.07.2008
[21]
TSI SRT „Sicherheit in Eisenbahntunneln“
VO (EU) 1303/2014 – In Deutschland in Kraft seit: 01.01.2015
[22]
TSI INF „Infrastruktur“
VO (EU) 1299/2014 – In Deutschland in Kraft seit: 01.01.2015
[23]
TSI LOC&PAS „Fahrzeuge - Lokomotiven und Personenwagen“
VO (EU) 1302/2014 – In Deutschland in Kraft seit: 01.01.2015
[24]
UIC-Codex 779-9 „Sicherheit in Eisenbahntunnel“
[25]
“RECOMMENDATIONS OF THE MULTIDISCIPLINARY GROUP OF EXPERTS ON
SAFETY IN TUNNELS (RAIL)” - TRANS/AC.9/9
UNITED NATIONS, Economic and Social Council – 01.12.2003
[26]
Comparison of safety and ventilation saspects of emergency stations in very long
railway tunnels
Sicherheits- und lüftungstechnische Gegenüberstellung von Nothaltestellen sehr
langer Eisenbahntunnel
Geomechanics and Tunneling (2013), No. 6
[27]
Neue alpendurchquerende Bahntunnel in Europa
Gegenüberstellung von bauwerks- und ausrüstungsspezifischen Merkmalen der
neuen alpendurchquerenden Bahntunnel in Frankreich, Italien, Österreich und der
Schweiz
Christoph Rudin und Dr. Peter Reinke – Tunnel 2008
Seite 86
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
[28]
Rettungs- und Brandschutzkonzept für die komplexe Untertage-Baustelle Koralmtunnel
Mag.(FH) MAS Susanne Fehleisen, Graz (Österreich) – BauPortal 4/2014
[29]
The Austrian Koralm tunnel - Investigation, Design and Construction Process for a
large Base Tunnel Project
ÖBB – Austrian Federal Railways, Gerhard Harer
[30]
Richtlinie 997.0101 – Oberleitungsanlagen
DB Netz AG – Stand 01. Juli 2001
[31]
Richtlinie 800.0130 – Netzinfrastruktur Technik entwerfen; Streckenquerschnitte auf
Erdkörpern
DB Netz AG – Stand 01.02.1997
[32]
Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO)
Stand 25.07.2012
[33]
Unfallverhütungsvorschrift – Arbeiten im Bereich von Gleisen – GUV-V D 33
DB Netz AG – Stand 01. Juli 2001
[34]
Brand- und Katastrophenschutz in Eisenbahntunneln
Deutsche Bahn AG, Klaus Kruse – August 2003, Version 3
[35]
Is the structure of Börnersdorf a possible maar-diatreme volcano?
Ist die Struktur von Börnersdorf möglicherweise ein Maar-Diatrem-Vulkan?
Horna, Krentz, Buske, Käppler, Börner - TU Freiberg - 2013
[36]
“Geophysikalische Untersuchungen an der Struktur Börnersdorf/Osterzgebirge zur
Klärung der tektonischen Situation”
Krentz & Horna - Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
(LfULG) - 2014
[37]
Projektierung Tunnel - Grundlagen
SIA 197:2004, Schweizer Norm – Stand 2004
[38]
Projektierung Tunnel - Bahntunnel
SIA 197/1:2003, Schweizer Norm – Stand 2004
[39]
Sicherheit in Eisenbahntunneln – Ergebnisse einer UIC-Arbeitsgruppe
Tunnelbau 2003, DGGT Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V.
Verlag Glückauf GmbH, ISBN: 3-7739-1286-2
[40]
Baulicher Brandschutz bei Eisenbahntunneln mit einschaligem Tübbingausbau
Tunnelbau 2011, DGGT Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V.
VGE Verlag GmbH, ISBN: 978-3-86797-087-7
[41]
Richtlinie 123.0111 – Notfallmanagement und Brandschutz in Eisenbahntunneln
DB Netz AG – Stand 01.01.2006
Seite 87
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
[42]
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Abschätzung von Verfüllhohlraum in umliegenden Tagebauen zur Unterbringung der
Ausbruchmassen
Sächsisches Oberbergamt, Referat 22 – Steine-Erden-Bergbau,
Steffen Döhner, Referatsleiter, 14.10.2015
[43]
NBS Dresden-Prag
Geologische und Hydrogeologische Besonderheiten
Aktennotiz Geologie , 14.09.2015
Dipl.-Ing. Christian Schmidt, KREBS+KIEFER
[44]
Recherche zu geomechanischen Kennwerten für die im Trassenverlauf der Schienenneubaustrecke Dresden-Prag zu erwartenden Gesteine
Studienarbeit von Tommy Gambke (2015)
[45]
Versuchsergebnisse - Gesteinsphysikalische Untersuchungen an Typusgesteinen
Einaxiale Druckversuche, Spaltzugversuche, Cerchar-Abrasivitätsversuche
TU Bergakademie Freiberg, Institut für Geotechnik, 2015
[46]
Empfehlungen des Arbeitskreises „Tunnelbau“ ETB
Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V.
Ernst & Sohn (1995) – ISBN: 3-433-01291-1
[47]
Geologische 3D-Modellierung der Struktur Börnersdorf/ Osterzgebirge
sowie der Neubaustrecke Dresden-Prag
TU Bergakademie Freiberg, 15.10.2015
Seite 88
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungen:
Abbildung 1:
Lageskizze NBS Dresden - Prag ................................................................. 5
Abbildung 2:
Schema Überholbahnhof............................................................................. 8
Abbildung 3:
Legende Geologischer Längsschnitt ......................................................... 15
Abbildung 4:
Lageplanausschnitt Störzone Börnersdorf ................................................. 19
Abbildung 5:
Lageplanausschnitt Bergkeller Pechhütte.................................................. 20
Abbildung 6:
Lageplanausschnitt Streckenabschnitt km 12,6 – 13,4, östlich .................. 20
Abbildung 7:
Lageplanausschnitt Streckenabschnitt km 12,6 – 13,4, westlich Burgk.
Fundgrube, Richard Grube ........................................................................ 21
Abbildung 8:
Lageplanausschnitt geplante NBS Dresden-Prag – Cottaer Tunnel .......... 22
Abbildung 9:
Zeichnung Cottaer Tunnel [19] .................................................................. 22
Abbildung 10:
Cottaer Tunnel - Nordwestportal [19]......................................................... 23
Abbildung 11:
Cottaer Tunnel - Südostportal [19]............................................................. 23
Abbildung 12:
Tunnelanschlagswand, bergmännische Bauweise, Sicherung mit
Rohrschirm, geteilte Kalotte ...................................................................... 24
Abbildung 13:
Voreinschnitt, Spritzbetonsicherung mit Verpressankern........................... 25
Abbildung 14:
Tunnelherstellung im Sprengvortrieb - Herstellung der Sprenglöcher ........ 25
Abbildung 15:
Durchbruch beider TVM am Katzenbergtunnel [8]] .................................... 26
Abbildung 16:
Kostenvergleich TVM – Sprengvortrieb [7] ................................................ 28
Abbildung 17:
Flussdiagramm – dynamischer Entscheidungsprozess [1] ........................ 35
Abbildung 18:
Schematischer Ablauf der geotechnischen Planung [2] ............................. 36
Abbildung 19:
Schematischer Ablauf der Planung in der Bauausführung [2] .................... 38
Abbildung 20:
Randbedingungen der Aushub- und Ausbruchmaterialbewirtschaftung..... 39
Abbildung 21:
Materialbewirtschaftung Aushub- und Ausbruchmaterial ........................... 46
Abbildung 22:
Neubaustrecke Dresden-Prag - umliegende Tagebauen, Teil 1 [42] ......... 49
Abbildung 23:
Neubaustrecke Dresden-Prag - umliegende Tagebauen, Teil 2 [42] ......... 50
Abbildung 24:
Organisationsstruktur des Sächsischen Oberbergamtes ........................... 52
Abbildung 25:
Abgrenzung zwischen offener und bergmännischer Bauweise (NÖT) [12] 54
Abbildung 26:
Höhenplanausschnitt - Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz ................ 55
Abbildung 27:
Lageplanausschnitt - Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz ................... 56
Abbildung 28:
Lageplanausschnitt 2 - Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz ................ 56
Abbildung 29:
Lageplanausschnitt 3 - Tunnelbauwerke Heidenau-Großsedlitz ................ 56
Abbildung 30:
Höhenplanausschnitt – Basistunnel, Bereich Nordportal (D) ..................... 58
Abbildung 31:
Höhenplanausschnitt – Basistunnel, Bereich Südportal (CZ)..................... 59
Abbildung 32:
Querschnitt - offene Bauweise .................................................................. 63
Abbildung 33:
Querschnitt - Spritzbetonbauweise (NÖT) ................................................. 64
Seite 89
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 34:
Querschnitt - maschinelle Bauweise.......................................................... 64
Abbildung 35:
Systembild Koralmtunnel [29] .................................................................... 69
Abbildung 36:
Nothaltestelle Koralmtunnel [26]................................................................ 69
Abbildung 37:
Querschnitt Nothaltestelle Koralmtunnel [29]............................................. 70
Abbildung 38:
Beispiele für einschaligen und zweischaligen Tübbingausbau [1].............. 71
Abbildung 39:
Abdichtungsarten entsprechend Ril 853 [15] ............................................. 75
Abbildung 40:
Anforderungen an die Fugenausbildung entsprechend Ril 853 [15]........... 76
Abbildung 41:
Fugenausbildung entsprechend ZTV-ING Teil 5, Abs. 5, Tab. 5.5.3 [17] ... 76
Abbildung 42:
Fugenausbildung entsprechend öbv Richtlinie „Tunnelabdichtung“ [18] .... 77
Tabellen:
Tabelle 1:
Kriterien zur Auswahl der Tunnelvortriebsmethoden ................................. 27
Tabelle 2:
Mengenübersicht – Tunnel Heidenau-Großsedlitz..................................... 42
Tabelle 3:
Mengenübersicht - Basistunnel Variante A (langer Einschnitt
„Lohmgrundrücken“).................................................................................. 43
Tabelle 4:
Mengenübersicht – Basistunnel Variante B (kurzer Einschnitt
„Lohmgrundrücken“).................................................................................. 45
Tabelle 5
Übersicht der Aushub- und Ausbruchmengen in Sachsen
(erste Zuordnung)……………………………………………………………….51
Tabelle 6:
Bauwerksdaten ......................................................................................... 57
Tabelle 7:
Bauwerksdaten – Variante A (langer Einschnitt)........................................ 60
Tabelle 8:
Bauwerksdaten – Variante B (kurzer Einschnitt)........................................ 61
Tabelle 9:
Vergleich Variante A und B ....................................................................... 62
Tabelle 10:
Vergleich einschalig/zweischalig anhand von konstruktiven und
wirtschaftlichen/baubetrieblichen Gesichtspunkten [1]............................... 72
Tabelle 11:
Tunnel mit einschaliger Tübbingauskleidung in Deutschland Hauptparameter [11] ................................................................................. 73
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Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.3
Großbrücken und talüberspannende Brücken
Erforderliche Bauwerke
Im Zuge der vorliegenden Trassenführung werden folgende Brückenbauwerke erforderlich:
·
Überwerfung Heidenau
·
Talbrücke Heidenau
·
Talbrücke Seidewitz
Die Ausbildung der Bauwerke erfolgt auf Grundlage der DB-Richtlinie 804.9020 – Rahmenplanung Talbrücken mittels Spannbeton-Überbauten auf Massivpfeilern. In Ausnahmefällen,
wenn dies besondere Umstände erfordern, kann davon abgewichen werden.
Bewertungskriterien
Die möglichen Brückensysteme wurden hinsichtlich der Kriterien
·
Schienenspannung
·
Bau- und Unterhaltungskosten
·
Akzeptanz in der Öffentlichkeit
·
Bauzeit
untersucht und miteinander verglichen.
3.3.2.1
Schienenspannung
Ein wesentliches Bewertungskriterium bei der Wahl von Brückensystemen im Netz der Deutschen Bahn AG ist das Erfordernis von Schienenauszügen. Schienenauszüge sind sehr teure,
empfindliche und sehr wartungsintensive Bauteile. Vordergründig sollte die Anordnung von
Schienenauszügen möglichst vermieden werden.
Das Erfordernis von Schienenauszügen ist aufgrund von Schienenspannungsnachweisen zu
belegen. Die Ergebnisse von Schienenspannungsnachweisen werden entscheidend beeinflusst von der Wahl des Brückenfestpunktes, der verbleibenden Ausgleichslängen und den
geplanten Gründungssteifigkeiten. Gemäß DB-Richtlinie 804.9020 kann im Regelfall bei Ausgleichslängen von max. 90 m auf die Anordnung von Schienenauszügen verzichtet werden.
Bei größeren geplanten Ausgleichslängen sind die sich ergebenden Schienenspannungen explizit nachzuweisen.
Seite 91
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
In vergleichbaren anderen Projekten konnten bei entsprechender Ausführung der Gründungssteifigkeit unter dem Brückenfestpunkt und bei Ausgleichslängen von ca. 110 m die Schienenspannungen unterhalb des Spannungsgrenzwertes nachgewiesen und auf Schienenauszüge
verzichtet werden.
Im derzeitigen Projektstadium wird aufgrund der noch geringen Planungstiefe und der fehlenden Baugrundkenntnisse eine maximale Ausgleichslänge von 90 m als Grenzwert für den Ansatz von Schienenauszügen zugrunde gelegt.
3.3.2.2
Bau- und Unterhaltungskosten
Hinsichtlich dem Kriterium Bau- und Unterhaltungskosten liegt das Augenmerk auf der Wahl
von bewährten Regelbauweisen, Brückensystemen und Baustoffen.
Als Regelbauweise für Talbrücken hat sich die Überbauherstellung mittels Vorschubrüstung
bewährt. Dieses Verfahren bietet sich vor allem für Überbauquerschnitte mit konstanten Breiten- und Höhenabmessungen an.
Als Brückenüberbauten werden im Regelfall Spannbetonkonstruktionen (Hohlkasten- oder
Plattenbalkenquerschnitte) ausgeführt. Stahlkonstruktionen als Fachwerk- oder Stabbogenbrücken kommen nur für weit gespannte Brückenüberbauten in Betracht.
In Bezug auf die Unterhaltungskosten sollten nicht nur Schienenauszüge sondern auch filigrane Bauteilabmessungen, komplizierte Fugenabdichtungen und Entwässerungsführungen
u.ä. vermieden werden. Stahlkonstruktionen sind erfahrungsgemäß unterhaltungsintensiver
als Betonbauwerke.
3.3.2.3
Akzeptanz
Hinsichtlich Akzeptanz sind mögliche private Betroffenheiten, die Nähe zu Bebauungen, die
Umweltverträglichkeit und die optische Eingliederung in das Landschaftsbild abzuwägen und
zu bewerten.
3.3.2.4
Bauzeit
Im Regelfall ist die Herstellung von Brücken- und Tunnelbauwerken bauzeitbestimmend für
die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Gesamtprojektes. Bewährte Brückenkonstruktionen und deren Herstellung mittels bewährten Standartbauweisen gewährleisten im Regelfall
zügige Bauzeiten was nicht zuletzt auch der Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu Gute kommt.
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Überwerfung Heidenau
Die NBS-Trasse beginnt am Ausfädelungspunkt in Heidenau (Haltepunkt DB Strecke 6240 km
Station 49,970) als zweigleisige Strecke im Bestand mit dem Einbau von Überleitverbindungen. Danach erfolgt eine nur 1-gleisige Verschwenkung der Bestandsstrecke 6240 in Richtung
Pirna. Das verschwenkte Gleis soll zukünftig in beiden Richtungen befahren werden. Nach
Erreichen eines ausreichenden Abstandes zu den künftigen NBS-Gleisen beginnt deren Anrampung in Parallellage zur Strecke 6239 (S-Bahn).
Am Ende der Rampe haben die NBS-Gleise eine ausreichende Höhe erreicht damit diese von
der neuen 1-gleisigen Umfahrung unterquert werden können.
3.3.3.1
Rampenbauwerk
Das zukünftige Rampenbauwerk verläuft zwischen der S-Bahnstrecke und dem verschwenkten Gleis der Strecke 6240 m. Die Ausführung erfolgt mit beidseitigen Stahlbeton-Stützwänden
und Erdverfüllung. Die Rampenbreite von 12,10 m berücksichtigt den Gleisabstand der NBSGleise (4,00 m), beidseitige Mastgassen für die Oberleitung sowie beidseitige Dienstwege für
die Strecken- und Bauwerksinspektion.
Der seitliche Mindestabstand gemäß DB-Richtlinie 800.130 zu dem benachbarten S-BahnGleis sowie zu dem neuen Umfahrungsgleis der Strecke 6240 wurde bei vorliegender Konstruktion berücksichtigt.
Aufgrund der geplanten Längsneigung von 12 ‰ der erforderlichen lichten Höhe des anschließenden Überwerfungsbauwerkes ergibt sich eine Rampenlänge von ca. 600 m.
3.3.3.2
Überwerfungsbauwerk
Bei ca. NBS-km 0,5+14 beginnt die Überführung der in Hochlage verlaufenden NBS über das
verschwenkte Gleis der Strecke 6240. Das Überwerfungsbauwerk wird als Stahlbetonrahmen
mit seitlichen Wandöffnungen hergestellt. Die mindestens erforderliche Lichte Bauwerkshöhe
über dem unterquerenden Gleis wurde mit 6,15 m über SO angesetzt. Eine eventuelle Optimierung muss im weiteren Planungsverlauf auf Grundlage der verschiedenen Regelwerke mit
den zuständigen Fachdiensten abgestimmt werden.
Das Überwerfungsbauwerk reicht von NBS-km 0,5 +14 bis 0,7+95 bei einer Bauwerkslänge
von 281 m. Das Bauwerk wird in regelmäßigen Abständen von ca. 10 m Länge mit Bauwerksfugen versehen. Die Blockfugen werden mit elastischen Fugenbändern wasserdicht geschlossen.
Schienenauszüge werden auf dem Bauwerk nicht erforderlich.
Seite 93
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.3.3.3
Baudurchführung
Die Bauausführung kann erst nach Inbetriebnahme des neuen Umfahrungsgleises erfolgen.
Ebenso muss der Betrieb der S-Bahn-Gleise während der Bauzeit aufrechterhalten werden.
Dadurch entsteht eine Inselbaustelle für das Rampenbauwerk und für den nördlichen Teil des
Überwerfungsbauwerkes. Die Decke des Überwerfungsbauwerkes ist über Oberleitung des
Umfahrungsgleises herzustellen. Dazu bietet sich eine Konstruktion aus Stahlbeton-Fertigteilträgern mit Ortbetonverguss an.
Die erschwerten Bedingungen für das Bauen neben und über Betrieb sind in Bezug auf die
Bauzeit und die Baukosten zu berücksichtigen.
Talbrücke Heidenau
Unmittelbar an das vorgenannte Überwerfungsbauwerk anschließend erfolgt die Weiter-führung der NBS in Hochlage mit Überquerung des Gewerbegebiets Heidenau zwischen der DB
Strecke und der S 172.
Aufgrund vorliegender Trassierung liegt die geplante Schienenhöhe max. ca. 15 m über
Gelände.
Die Brückenkonzeption erfolgt mittels Massivpfeilern und Spannbetonüberbauten.
Das erforderliche Brückenbauwerk ist zunächst mit einem 2-gleisigen Überbau mit zu-nehmender Brückenbreite bei allmählicher Aufweitung des NBS-Gleisabstandes konzipiert. Im
weiteren Verlauf teilt sich die Brücke in zwei 1-gleisge Überbauten. Der Beginn der
Brückenteilung in zwei 1-gleisige Überbauten wurde so gewählt, dass diese jeweils an beiden
Brückenrändern mittels Brückenbefahrgerät inspiziert werden können. Die Trassierung des
Streckenbereiches der 1-gleisigen Brücken sieht sowohl Übergangsbögen als auch konstante
Gleisradien vor. Entsprechend unterschiedlich sind die zugehörenden Gleisüberhöhungen
ausgebildet. Aus Gründen eines wirtschaftlichen Bauablaufes werden die 1-gleisigen Brücken
auf gesamter Länge mit einem konstanten Brückenquerschnitt versehen welcher sich aus der
maximalen Gleisüberhöhung ergibt.
Wesentliche Zwangspunkte für die Konzeption und auch für die spätere Bauwerksunterhaltung
der Talbrücke stellt die vorhandene Bebauung innerhalb des Gewerbegebietes dar. Zusätzlich
muss die S 172 überquert werden.
Der weitere Streckenverlauf erfolgt im Geländeeinschnitt bis zum Erreichen der Tunnelportale
des Tunnels Heidenau. Durch den schrägen Anschnitt des steil ansteigenden Geländes werden hier aufwendige Stützwandkonstruktionen entlang der beiden Gleise erforderlich. Zusätzlich entstehen weit auslaufende Böschungsbereiche.
Die Konzeption der Talbrücke wurde daraufhin in 2 Varianten untersucht und bewertet.
Seite 94
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.3.4.1
Variante 1
Die Variante 1 sieht eine konstante Stützweite von 44,0 m über den gesamten Brückenzug
entsprechend dem Regelwerk der DB AG vor.
Innerhalb des 2-gleisigen Brückenquerschnittes mit variablem Gleisabstand erfolgt die Ausführung des Überbaues auf einem bodengestützten Lehrgerüst. Andere Bauweisen sind aufgrund der veränderlichen Überbaubreite unwirtschaftlich bzw. technisch nicht umsetzbar. Das
statische System sieht eine Durchlaufträgerkette mit jeweils 2 x 44,0 m Stützweite vor. Der
Festpunkt in Längsrichtung wird jeweils auf der Mittelstütze vorgesehen. Auf Schienenauszüge
kann somit voraussichtlich verzichtet werden.
Innerhalb dieses Brückenabschnittes muss zwangsläufig eine Stütze bei NBS-km 0,9+60 im
Bereich einer relativ neuen Lagerhalle situiert werden. Der Betrieb dieser Halle muss deshalb
aufgegeben und dafür anderenorts gleichwertiger Ersatz geschaffen werden. Bei diesem konstanten Stützenraster ist auch eine Verschiebung des Stützenstandortes nicht zielführend, da
bei jedem anderen Standort das Anwesen in gleicher Weise getroffen würde.
Abbildung 1: Lagerhalle Gewerbegebiet Heidenau
Andere Gebäude werden mit einem sehr geringen Abstand von geschätzt ca. 1-2 m zwischen
Gebäudedach und Unterkante Brücke überbaut. Im Falle eines Erhalts der Bebauung lässt
diese Situation auf eine erschwerte Herstellung der Brücke schließen. Die Gebäudehöhen
wurden im derzeitigen Planungsstand lediglich grob abgeschätzt. Die genauen Werte müssen
in der nächsten Planungsphase ermittelt werden.
Seite 95
Vorplanungsstudie
Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag
Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 2: Überquerung Gebäude im Gewerbegebiet Heidenau
Der weitere 2 x 1-gleisige Brückenbereich wird mit dem gleichen statischen System wie oben
beschrieben, ohne Schienenauszüge ausgeführt. Die Lage der Brückenenden ist dem schräg
und steil ansteigenden Gelände angepasst.
Die vorhandene S 172 wird durch Brückenstützen und erforderliche Böschungen an den Brückenwiderlagern überbaut. Die Straße ist hier kleinräumig zu verlegen.
Abbildung 3:
Querschnitt 1-gleisige Brücke
Seite 96
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.3.4.2
Variante 2
Die Konzeption der Variante 2 nimmt hinsichtlich der Stützenstellung Rücksicht auf die vorhandene Bebauung innerhalb des Gewerbegebietes und ebenso auf die bestehende S 172.
In der Konsequenz muss auf die Anordnung eines konstanten Stützabstandes verzichtet werden. Es entstehen innerhalb des Brückenzuges unterschiedliche Stützweiten welche hinsichtlich deren Ausführbarkeit mit der Wahl entsprechender statischer Systeme gewährleistet werden müssen.
Innerhalb des 2-gleisigen Brückenabschnittes wird zur Überquerung o.g. Lagerhalle eine
Stützweite von ca. 80 m erforderlich. Zur Reduzierung der erforderlichen Bauhöhe wird dieses
Brückenfeld innerhalb eines 3-Feld-Durchlaufträgers angeordnet. Aus statischen Gründen
sind die beiden Nachbarfelder mit Stützweiten von jeweils mind. ca. 58 m auszuführen. Damit
entsteht eine Gesamtlänge des Durchlaufträgersystems von 196 m. Der Festpunkt in Brückenlängsrichtung wird auf einer Innenstütze angeordnet womit eine Ausgleichslänge von mind.
138 m entsteht. Damit wird ein Schienenauszug je Gleis erforderlich.
Unabhängig davon muss die Lagerhalle mit einem minimalen lichten Abstand zur Gebäudeüberdachung überquert werden. Zur Erzielung einer möglichst geringen Bauhöhe über dem
Gebäude ist der Brückenquerschnitt zu den Stützen hin zu erhöhen, anzuvouten. Eine Überbauherstellung mit entsprechender Einrüstung ist nicht möglich. Es wird die Überbauherstellung in seitlicher Position, neben dem Gebäude, auf Hilfsstützen und ein anschließendes Einschieben auf die endgültigen Stützen erforderlich.
Für eine Überbauausführung als Spannbetonhohlkasten ist zwischen Gebäudedach und
Schienenoberkante ein Mindestabstand von 5-6 m erforderlich. Andernfalls muss hier ein
Überbau mit obenliegender Tragkonstruktion, z.B. als Fachwerkträgerbrücke oder als Stabbogenbrücke, ausgeführt werden. Die genaue Gebäudehöhe liegt noch nicht vor und ist im weiteren Planungsverlauf zu ermitteln.
Abbildung 4: Überquerung Lagerhalle Gewerbegebiet Heidenau
Seite 97
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Der weitere 2 x 1-gleisige Brückenbereich muss ebenfalls mit unterschiedlichen Stützweiten
und Durchlaufträgerlängen von 198 m (Gl. DD-Prag) bzw. 239 m (Prag-DD) überbrückt werden. An beiden Brückenenden wird ein Schienenauszug erforderlich.
Auch die anderen vorhandenen Gebäude werden analog Variante 1 in vermutlich sehr geringer Höhe überbaut.
Die Bundestraße 172 bleibt unverändert, jedoch ist wird eine straßenparallele Stützwand zur
Sicherung der Widerlagerböschungen erforderlich.
3.3.4.3
Variantenbewertung
Variante 1
Variante 2
Brückenlänge 2-gleisig
220 m
196 m
Brückenlänge 1-gleisig
220/264 m
198/239 m
Schienenspannung
+
-
Bau- und Unterhaltungskosten
+
-
Akzeptanz
-
-
Bauzeit
+
-
+++
---
Ergebnis
3.3.4.4
Zusammenfassung
Variante 1 zeigt hinsichtlich Bautechnik, Kosten und Bauzeit deutliche Vorteile gegenüber Variante 2.
Das Kriterium Akzeptanz hat allerdings für die Talbrücke Heidenau vordergründige Priorität.
Beide Varianten rufen wegen der Geländeinanspruchnahme und der Überquerung von
vorhandenen Gebäuden eklatante Beeinträchtigungen privater Interessen hervor. Diese
Situation wird als hohes Risiko für die Genehmigungsfähigkeit bewertet. Das gilt auch für die
Variante 2, bei der möglicherweise die o.g. Lagerhalle baulich unverändert erhalten bleiben
könnte.
Als Empfehlung muss hier, trotz voraussichtlich erforderlicher Entschädigungsleistungen, eine
Ausführung gemäß Variante 1 genannt werden. Dazu sollte bereits vor der raumord-nerischen
Abwägung eine grundsätzliche Abstimmung mit den privaten Betroffenen erfolgen.
Seite 98
Vorplanungsstudie
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.3.4.5
Geologie
Die Talbrücke Heidenau wird am Rande des „Bergkellers Pechhütte“ verlaufen. Mögliche Einflüsse auf die Bauwerksgründung müssen im Zuge eines geologischen Gutachtens ermittelt
und bewertet werden.
Im Übergangsbereich zwischen der Talbrücke und dem Tunnel Heidenau entstehen breite
Einschnittsbereiche mit entsprechend großen Erdbewegungen. Zur Minimierung der
Einschnittsbreiten werden auch hier Baugrundaufschlüsse zu Feststellung von Böschungsstandsicherheiten erforderlich.
Abbildung 5:
Lageplanausschnitt Bergkeller Pechhütte
Talbrücke Seidewitz
Zwischen NBS-km 3,6 und 4,9 verläuft die NBS in Hochlage von max. ca. 41 m über Gelände.
Hier werden das Tal der Seidewitz und der Randbereich der Ortslage Zehista (Gewerbegebiet)
mittels einer Talbrücke überspannt. Einen Zwangspunkt bildet die geplante Ortsumgehung
Pirna (B 172n). Diese wird im Bereich der Straßenböschungen tangiert.
Das Gewerbebiet wird randlich in großer Höhe überquert. Stützenstandorte sind in vorhandenen Freiflächen bzw. Hofflächen vorgesehen. Gebäude sind davon nicht betroffen.
Seite 99
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Aufgrund der relativ großen Brückenhöhe und Brückenlänge sowie zur Reduzierung der Stützenanzahl wurde für die Talbrücke Seidewitz ein Stützenraster von 58,0 m vorgesehen. Dies
ist ebenfalls ein Standartmaß im Streckennetz der DB AG.
Die Gleistrassierung wechselt im Brückenbereich von einer geraden Streckenführung in einen
rechts gerichteten Bogen mit R = 1.200 m. Bei dem geplanten konstanten Gleisabstand von
4,50 m ergibt sich unter Berücksichtigung der Trassierung und Gleisüberhöhung eine Breite
des Brückenüberbaues von 13,45 m im geraden Gleis bis zu 13,705 m im Gleisbogen. Die
beidseitige Inspektionsmöglichkeit mittels Brückenbefahrgerät ist gewährleistet.
Abbildung 6:
Regelquerschnitt TB Seidewitz
Die Konzeption der Talbrücke wurde ebenfalls in 2 Varianten untersucht und bewertet.
In Bezug auf das Kriterium Schienenspannung werden aufgrund des gewählten Stützenrasters
von 58,0 m zunächst Schienenauszüge erforderlich. Diese wurden in den vorliegenden Variantenuntersuchungen unterschiedlich minimiert.
3.3.5.1
Variante 1
In Variante 1 ist die Anzahl der Schienenauszüge auf ein Minimum reduziert. Der Brückenfestpunkt wird aus ästhetischen Gründen mit einem s.g. „A-Bock“ gebildet. Dadurch entsteht an
prädestinierter Stelle, neben dem Kreisverkehrsplatz der neuen Ortsumgehung und im Bereich
der größten Bauwerkshöhe über Tal, eine Brückenöffnung von 2 x 58 = 116 m. Diese Gestaltung wurde bereits an anderen Brückenbauwerken der DB AG, z.B. Rombachtalbrücke, Unstruttalbrücke, umgesetzt.
Seite 100
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Die Ausgleichslänge in Fahrtrichtung Prag beträgt 7 x 58 = 406 m, wobei der Schienenauszug
hinter dem Brückenende, auf dem Anschlussdamm vorgesehen ist. In Fahrtrichtung Dresden
ergibt sich eine von Ausgleichslänge 9 x 58 = 522 m. Die Überbaufuge und der Schienenauszug sind über dem Pfeiler in Achse 3 angeordnet.
Um die Planungen zur OU Pirna nicht zu beeinträchtigen sind in FR Dresden 2 weitere Brückenfelder mit je 58 m Stützweite als Durchlaufträger angehängt. Der Festpunkt in Brückenlängsrichtung befindet sich über dem Pfeiler in Achse 20.
Die gesamte Ausgleichslänge in FR Dresden beträgt somit 522 + 58 = 580m und liegt unterhalb der nach DB-Regelwerk vorgegebenen Maximallänge von 600 m.
Es werden lediglich 2 Schienenauszüge erforderlich.
Abbildung 7:
3.3.5.2
Variante 1 mit A-Bock
Variante 2
Variante 2 greift eine andere Vorgabe der DB AG auf, wonach aus Gründen einer späteren
Auswechselbarkeit die Durchlaufträgerlänge auf ca. 300 m begrenzt werden soll. Zusätzlich
wird auf o.g. „A-Bock“ verzichtet und stattdessen über der Zehistaer Straße ein Brückenfeld
von 70 m Länge angeordnet.
Der Brückenzug wird von einer Durchlaufträgerkette, bestehend aus 4 Durchlaufträgern, mit
einer maximalen Systemlänge von 58 + 58 + 70 + 58 + 58 = 302 m, gebildet. Der jeweilige
Systemfestpunkt wird mittels Festpfeilern in Systemmitte hergestellt. Die maximale Ausgleichslänge beträgt somit 232/2 + 302/2 = 267 m.
Insgesamt werden bei dieser Variante 5 Schienenauszüge erforderlich.
Seite 101
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Abbildung 8: Variante 2 Durchlaufträger (max L < 300m)
Untervariante:
Als Untervariante dazu kann durch den Einbau von Längskraftkopplungen die Anzahl der
Schienenauszüge verringert werden. Längskraftkopplungen sind allerdings sehr kosten- und
unterhaltungsintensive Bauteile, welche die Kostenersparnis für weniger Schienenauszüge relativieren. Bei dieser Untervariante würden die Brückenfestpunkte auf beiden Widerlagern und
der erforderliche Schienenauszug in Brückenmitte, zwischen den Pfeilern 100 und 110 angeordnet.
3.3.5.3
Variante 3
Nicht dargestellt.
Als 3. Variante wäre auch eine Lösung mit konstanten Stützenabständen von 44 m denkbar.
Bei einer Ausbildung als Durchlaufträgerkette, bestehend aus mehreren 2-Feld-Trägern mit
jeweils 2 x 44 m Stützweite, ist ein möglicher Verzicht auf Schienenauszüge wegen der großen
Brückenhöhe und deren Einfluss auf die Gründungssteifigkeit im jetzigen Planungsstatus offen.
Außerdem ergibt sich hier eine deutliche Erhöhung der Stützenanzahl, was sich sehr nachteilig in Bezug auf das Landschaftsbild darstellen wird.
Seite 102
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
3.3.5.4
Variantenbewertung
Variante 1
Variante 2
Variante 3
Brückenlänge
1044 m
998 m
1012 m
Pfeileranzahl
16
16
22
Schienenspannung
+
-
offen
Bau- und Unterhaltungskosten
-
-
offen
Akzeptanz
+
-
-
Bauzeit
-
-
-
++
--
-
Ergebnis
3.3.5.5
Zusammenfassung
Hinsichtlich der Kriterien Schienenspannung und Akzeptanz hat Variante 1 deutliche Vorteile
wegen der geringeren Anzahl der Schienenauszüge und wegen der Bauwerksgestaltung
durch Einschaltung eines s.g. „A-Bocks“.
Bei Variante 3 lässt sich die Thematik Schienenspannungen/Schienenauszüge wegen der großen Brückenhöhe nicht sicher beantworten, klare Nachteile entstehen jedoch hier durch die
deutlich höhere Anzahl an Brückenpfeilern.
Hinsichtlich Baukosten und Bauzeit sind keine eindeutigen Vorteile für eine bestimmte Variante erkennbar. Im Vergleich der Varianten 1 und 2 werden Kosteneinsparungen durch die
geringere Anzahl der Schienenauszüge bei Variante 1 durch den höheren Aufwand zur Herstellung des A-Bocks wieder aufgehoben. Bei Variante 3 werden eventuelle Vorteile durch den
Wegfall von Schienenauszügen durch die höhere Anzahl von Pfeilern egalisiert.
Baukosten
Eine Darstellung der Baukosten ist dem Kapitel „5.2 Kostenrahmenplan“ zu entnehmen.
Seite 103
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Aufgabe 3 Technische Beurteilung wesentlicher Bauwerke
Nächste Planungsschritte
3.3.7.1
Topografie und Bebauung
Die vorhandene Topografie und Bebauung ist vor Ort aufzunehmen.
Speziell im Bereich der TB Heidenau müssen die vorhandene Bebauung aufgemessen und
etwaige daraus entstehende Konflikte für die Brückenausführung und die spätere Bauwerksunterhaltung festgestellt werden. Im Anschluss daran sind die Risiken einer Akzeptanz im Istzustand mit den Kosten zur Schaffung von Ersatzmaßnahmen abzuwägen.
3.3.7.2
Baugrunderkundung
Im Bereich beider Talbrückenstandorte liegen zum gegenwärtigen Planungsstand keine Baugrundaufschlüsse vor.
Für die Erzielung von Planungs- und Kostensicherheiten sind vor der nächsten Planungsphase
entsprechende Baugrunderkundungen durchzuführen. Auf dieser Grundlage können dann
gemeinsam mit dem Baugrundsachverständigen belastbare Gründungskonzepte erstellt werden.
Seite 104
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