2.4 Harmonischer Osziallator [Griffiths 2.3] Dies ist das vielleicht wichtigste System der Physik! Bsp: Teilchen an Feder, Kraft F = −kx, Potential V = 12 kx2 , Bewegungsgleichung mẍ = −kx ẍ = −ω 2 x mit ω = bzw. p k/m. Ein beliebiges (glattes) Potential mit Minimum bei x0 kann man um x0 entwickeln, 1 V (x) = V (x0 ) + V 00 (x0 )(x − x0 )2 + O(x − x0 )3 2 Wenn die Abweichung vom Minimum hinreichend klein ist, kann man nähern 1 V (x) = const + k(x − x0 )2 2 mit k = V 00 (x0 ). Man erhält also näherungsweise einen harmonischen Oszillator. Klassich: Schwingungen mit Frequenz ω. Quantenmechanisch: zeitabhängige Schrödingergleichung ~2 d2 1 2 − + M ωx ψ = Eψ 2M dx2 2 Zum Lösen dieser Gleichung gibt es zwei Standardmethoden. Beide sind interessant. Eine davon ist genial einfach. Wir behandeln beide und beginnen mit der genial einfachen, der abgebraischen Methode. 2.4.1 Auf- und Absteigeoperatoren b = Eψ mit Schreibe die SG als Hψ b = 1 pb2 + (M ωb x) 2 H 2M Die eckige Klammer ist von der Form u2 + v 2 . Wären u und v Zahlen, wäre dies gleich (u + iv)(u − iv). Es sind aber keine Zahlen, sondern Operatoren, die nicht vertauschen, pbψ(x) = ~ dψ , i dx x bψ(x) = xψ(x) Wir hatten [b p, x b] = 1 ~ i Definiere trotzdem 1 b a± := √ (b p ± iM ωb x) 2M 1 1 (b p + iM ωb x) (b p − iM ωb x) = pb2 − iM ω(b px b−x bpb) + (M ωb x)2 2M 2M 1 1 b − 1 ~ω = pb2 + (M ωb x)2 − ~ω = H 2M 2 2 b a+ b a− = ⇒ 1 b =b H a+ b a− + ~ω 2 b d.h. bis auf die Konstante faktorisiert auch der Operator H. Jetzt betrachte b a− b a+ . Man kann sich die Rechnung sparen, wenn man in der für b a+ b a− einfach ω → − ω ersetzt. ⇒ b + 1 ~ω b a− b a+ = H 2 Bilde die Differenz ⇒ [b a− , b a+ ] = ~ω (∗) Eigenschaft von b a+ : Wenn ψ eine Lsg. der SG mit Energie E ist, dann ist b a+ ψ eine Lsg. mit der Energie E + ~ω. Mit anderen Worten: b a+ erhöht die Energie um ~ω. b = Eψ ⇒ Begründung: Sei Hψ 1 1 b Hb a+ ψ = b a+ b a− + ~ω b a+ ψ = b a+b a− b a+ ψ + ~ωb a+ ψ 2 2 (∗) ⇒ 1 b a− b a+ = b a+ b a− + ~ω 2 ⇒ b a+ ψ = b Hb a+ b a+ b a− ψ + b a+ 1 ~ωψ + ~ωψ 2 b +b = b a+ Hψ a+ ~ωψ = b a+ (E + ~ω)ψ d.h. b a+ ψ) = (E + ~ω)(b H(b a+ ψ) Ersetze in dieser Rechnung ω → − ω ⇒ b a− ψ) = (E − ~ω)(b H(b a− ψ) d.h. wenn ψ Lösung mit Energie E ist, dann ist b a− Lösung mit Energie E − ~ω. Bez: b a+ und b a− heißen Auf- und Absteigeoperatoren. ⇒ Energieniveaus sind äquidistant. 2 (∗) Wir hatten gesehen, dass E nicht kleiner sein kann als das Minimum des Potentials, d.h. es muss gelten E > 0. Wie passt das zu dem, was wir gerade über die Auf- und Absteiger gesagt haben? Man kann aus (∗) nur b a− ψ hat Energie E − ~ω oder b a− ψ = 0 schließen. b 0 = E0 ψ0 , und Weil die Energie ≥ 0 sein muss ⇒ es gibt eine Wellenfunktion ψ0 , mit Hψ b a− ψ0 = 0. ψ0 = Wellenfunktion des Grundzustandes. 1 1 b 0= b Hψ a+ b a− + ~ω ψ0 = ~ωψ0 2 2 ⇒ Grundzustandsenergie = 1 ~ω 2 Klassisch ist die minimale Energie =0, mit x = 0, p = 0. Quantenmechanisch ist dies nicht möglich, weil dann x und p beide scharfe Werte hätten, was der Unschärferelation ∆x ∆p ≥ ~/2 (siehe später) widerspräche. Bem: wir konnten auch nicht ausschließen, dass b a+ ψ gleich Null ist. Wir werden aber sehen, dass dies nicht der Fall ist. Bestimmung der Wellenfunktion ψ0 : b a− ψ0 = 0 ⇔ (b p − iM ωb x) ψ0 = 0 ~ 0 ⇔ ψ (x) − iM ωxψ(x) = 0 i 0 3 (∗) Dies lässt sich integrieren: dψ0 Mω = − xψ0 dx ~ Z Z ψ0 (x) Mω x 0 0 dψ0 = − dx x ψ0 ~ ψ0 (x) Mω 2 ln = − x N 2~ mit einer (reell und positiv gewählten) Normierungskonstante N . Mω 2 ψ0 (x) = N exp − x 2~ Normierung: Z 2 dx|ψ0 | = N 2 = N 2 Z dxe r ψ0 (x) = Mω π~ 1/4 −M ωx2 /~ r =N 2 ~ Mω Z dye−y 2 π~ Mω e−M ωx 2 /(2~) , Energie 1 E0 = ~ω 2 Ist der Grundzustand eindeutig, sind auch die angeregten Zustände mit b n = En ψn Hψ eindeutig: ψn = Nn (a+ )n ψ0 , En = (n + 1/2)~ω Wellenfunktion des ersten angeregten Zustands: 1 ψ1 = N1 √ (b p + iM ωb x) ψ 0 2M N1 (b pψ0 + iM ωb xψ0 ) = √ 2M (∗) ⇒ N1 ψ1 = √ 2iM ωb xψ0 2M 1/4 N1 Mω 2 = √ 2iM ωxe−M ωx /(2~) 2M π~ 1/4 √ Mω 2 = iN1 2M ω xe−M ωx /(2~) π~ 4 6. Mai 2014 5