Die Verhandlungen zwischen Philipp V

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Die Verhandlungen zwischen Philipp V. und Hannibal über einen
gemeinsamen Kampf gegen Rom
(Livius, XXIII, 33-341)
Der Kampf zwischen den beiden mächtigsten Völkern der Erde war von allen Königen
und Völkerschaften aufmerksam verfolgt worden, darunter besonders von Philipp, dem
Makedonenkönig, weil er Italien näher war und von ihm nur durch das Ionische Meer
getrennt wurde. Als er die Nachricht erhalten hatte, Hannibal habe die Alpen überschritten,
war er über den Ausbruch des Krieges zwischen den Römern und den Puniern erfreut
gewesen, doch hatte er angesichts des bis dahin unentschiedenen Kräfteverhältnisses
geschwankt, welchem der beiden Völker er den Sieg lieber gönnen solle. Nachdem den
Puniern nun aber schon in der dritten Schlacht der dritte Sieg zugefallen war, schlug er
sich auf die Seite des Glückes und schickte Gesandte zu Hannibal. Diese gingen unter
Vermeidung der beiden von römischen Schiffen bewachten Häfen von Brundisi um und
Tarent beim Tempel der Juno Lacinia an Land. Von dort suchten sie - über Apulien
reisend - Capua zu erreichen, gerieten aber mitten in die römischen Posten und wurden
vor den Prätor Valerius Laevinus geführt, der sein Lager in der Nähe von Luceria
aufgeschlagen hatte. Vor ihm sagte Xenophanes, der Führer der Gesandtschaft,
kurzerhand, er sei von König Philipp entsandt, um Freundschaft und ein Bündnis mit dem
römischen Volke abzuschließen; er habe Aufträge für die Konsuln, den römischen Senat
und das römische Volk. Der Prätor war angesichts des Abfalls der alten Bundesgenossen
über die neue Partnerschaft eines so berühmten Königs erfreut und nahm so gerade seine
Feinde als Gastfreunde in zuvorkommender Weise auf. Er gab ihnen sogar Leute mit,
zeigte ihnen genau den Weg und unterrichtete sie darüber, welche Punkte und Pässe von
den Römern, welche von den Feinden besetzt wären. So kam Xenophanes durch die
römischen Posten hindurch nach Kampanien und von dort, sobald er nahe genug heran
war, in Hannibals Lager, wo er mit diesem einen Bündnisvertrag und Freundschaft unter
folgenden Bedingungen abschloss: König Philipp sticht mit soviel Schiffen, wie er irgend
aufbringen kann - man ging von der Annahme aus, er könne 200 Schiffe stellen -, nach
Italien in See und verheert die Küste, er beteiligt sich seinerseits am Kriege zu Wasser
und zu Lande; bei Kriegsende fällt ganz Italien mit der Stadt Rom selbst an die Karthager
und Hannibal; die ganze Beute erhält Hannibal; nach der Niederwerfung Italiens wird nach
Griechenland gesegelt und Krieg gegen alle Staaten geführt, mit denen der König eine
Auseinandersetzung wünscht; alle Staaten auf dem Festlande, die an Makedonien
grenzen, und die benachbarten Inseln fallen an Philipp und sein Reich.
Ungefähr so lauteten die Bedingungen, unter denen der Führer der Punier und die
Gesandten der Makedonen ihr Bündnis schlossen.
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