Der Vertrag von Brundisium Die Nachricht von der Niederlage seines Bruders erreichte M. Antonius in der Vorbereitung eines Partherfeldzugs. Sofort reiste er nach Athen, wo er mit geflohenen Anhängern seines Bruders und Abgesandten des Sex. Pompeius, dem letzten Vertreter der Republikaner, zusammentraf. Diese boten Antonius ein Bündnis gegen Octavian an, das dieser einzugehen gedachte, falls ein Augleich mit seinem Mit-Triumvirn nicht zustandekäme. Octavians Lage war erneut verzweifelt geworden. Octavian heiratete im Winter 40/39 Scribonia, die Tochter des L. Scribonius Libo. Dieser war ein Vertreter der Senatspartei, welcher zu Sex. Pompeius geflohen war. Dieser Ehe, die schon Ende 39 wieder geschieden wurde, entstammte die einzige Tochter Oktavians, Iulia. Diese rasche Scheidung legt den Verdacht nahe, es habe sich um eine politisch motivierte Heirat gehandelt. Antonius landete in Brundisium und begann, die Stadt, welche zu Octavian hielt, zu belagern. Die Absurdität der politischen Konstellation jedoch beendete den Konflikt rasch, da die Soldaten des Antonius sich weigerten, in einem Bündnis mit Republikanern gegen ihre Kameraden auf Caesars Seite zu kämpfen. Die Rivalen fanden sich zu einem Friedensschluss bereit. Der Vertrag von Brundisium stellte die Situation her, aus der heraus die Entscheidung des Jahres 31 erfolgte. Octavian sicherte sich den Westen des Römischen Reichs, Antonius die östlichen Provinzen. Die Grenze verlief durch Scodra (Skutari, heute Albanien) und markierte die Sprachgrenze zum Griechischen. Lepidus, der schon nicht mehr an den Verhandlungen beteiligt war, wurde mit Africa abgefunden, einer zwar wichtigen, aber machtpolitisch bedeutungslosen Provinz. Neben den Einflussbereichen wurden die absehbaren Aufgaben verteilt: Antonius sollte die Parther, welche nach Syria eingefallen waren, zurückschlagen, Octavian sollte das westliche Mittelmeer vom letzten Republikaner Sex. Pompeius befreien, falls ein Krieg unvermeidlich wäre. Beide Vertragspartner bestanden auf der Hinrichtung von Überläufern auf der jeweils anderen Seite. Obwohl Octavian sich heftig dagegen wehrte, Sex. Pompeius in den Frieden einzubeziehen, konnte er letztlich nicht verhindern, dass Pompeius im Frieden von Misenum die großen Inseln offiziell zugesprochen bekam. Die Blockade der Getreideversorgung war ein zu wirkungsvolles Mittel, Italien unter Druck zu setzen. Der Vertrag wurde durch die Heirat von Antonius und Octavia, der Schwester Octavians, bekräftigt, die nach dem Tod ihres ersten Mannes, C. Marcellus frisch verwitwet war. Der Senat erließ der Braut hierfür die vorgeschriebene Trauerzeit von 10 Monaten. Frauen als politische Verfügungsmasse, ein ständiges Motiv der politischen Karriere des Augustus. M. Antonius wurde vom Senat zum flamen divi Iuli ernannt. Er diente also der religiösen Verehrung des Vaters seines ehemaligen Kontrahenten. Octavian durfte in Rom eine ovatio feiern, welche ihm das praenomen imperatoris einbrachte. Er nannte sich im Folgenden nur noch Imperator Caesar. Münzprägungen zeigen dies. Der Titel „imperator“ war eigentlich die Bezeichnung für einen Beauftragten des Senats, der zur Führung eines Heeres befugt war und dazu ein imperium erhalten hatte. Dieses war zeitlich begrenzt, z. B. für die Dauer eines Feldzuges oder die Leitung einer Provinz. Mit Marius, Sulla, Pompeius und Caesar hatte der Titel allerdings eine neue Konnotation bekommen. Die Feldherren, welche ein Heer aus eigener Tasche finanzierten und ihre Soldaten so als clientes hatten, wurden von ihren Soldaten nach einem Sieg als imperator akklamiert, wodurch der Amtstitel den Charakter eines Ehrentitels erhielt. Diese Eigenschaft verdrängte die frühere bis zum Prinzipat vollständig. Zur Führung des Titels imperator war dann nur noch der princeps berechtigt. Caesar und Octavian, welche sich mit dem praenomen imperatoris schmückten, repräsentierten diese Umwertung besonders. Dieser Frieden von Brundisium ist es möglicherweise, welcher von Vergil in der 4. Ekloge als Anbruch eines Goldenen Zeitalters gefeiert wurde. Dies ist einer von mehreren Interpretationsansätzen.