Highlights der Astronomie APOD vom 16.01.05: Gasnebel nahe Nova Cygni “Novae” Was sehen wir? ● Sterne, relativ locker stehend, also ein Gebiet unserer Milchstraße ● einige sehr helle Sterne (vermutlich nahe Vordergrundsterne) ● roter Nebel ● links unterhalb Mitte rote Schliere ● links, knapp über Zentrum rotes Oval und was ist das? ● ● ● ● ● roter Nebel ist Emissions­Strahlung im Roten immer dominant: H Linie, also Emission durch Übergang von Niveau 3 nach 2 im Wasserstoffatom (nicht Ion) würde die Energie der anregenden Photonen unter 13 eV liegen, sähe man vor allem Absorption im Spektrum ein so starker Emissionsnebel deutet auf höhere Energien hin, so dass das Gas erst ionisiert wird, dann in angeregte Zustände rekombiniert und diese allmählich in den Grundzustand übergehen; siehe “Photonmaschine” Planetarische Nebel (Vorlesung zum Spirograph­Nebel) beleuchtende Quelle ist dieses Objekt, Nova Cygni mit kleiner zirkumstellarer Hülle Beschreibung ● bis 1992 kein Nebel ● 1992: Nova Cygni explodiert ● – was sind Novae, wie funktionieren sie, was unterscheidet sie von Supernovae? – wie entstehen sie? eine sogenannte klassische Nova – andere Typen ● Gaswolke um Nova, die nichts mit Nova zu tun hat ● wird nur zufällig illuminiert ● Gasball um Nova ist eigentliche Hülle der Nova – Entwicklung zu und nach einer Nova – was lernt man aus Novae? Sternbild Schwan Sommersternbild mit Deneb als hellstem Stern, diverse Sagen Sternbild Schwan sehr sternenreiche Gegend in der Milchstraßenscheibe auch viele Gas­ und Staubnebel (z.B. Nordamerika­Nebel NGC7000) Nova Cygni ● ● ● ● ● ● ● Explosion am 19.2.1992 Aufnahme rechts vom HST, gemacht 1994 links: 1993, aber HST noch nicht repariert (Optikfehler) man sieht einen leuchtenden Ring, tatsächlich eine expandierende Schale die Nova war die hellste in den letzten Jahrzehnten nach Nova Cygni 1975 war auch mit bloßem Auge sichtbar, V=4.4 am 22.2.92 2001: weitere “Nova Cygni 2” Was sind Novae? ● ● eine Nova (“Neuer Stern”) ist beobachtungstechnisch ein Stern, der plötzlich, auf Zeitskalen von Tagen, um etliche Größenklassen heller wird, um dann über Monate hinweg auf seine alte Helligkeit abzusinken dabei kann die Spitzenhelligkeit einen Faktor 150.000 über der normalen liegen ● der Stern überlebt das Ereignis scheinbar unverändert ● dieser Typ Novae heißt klassische Nova ● einige Novatypen sind bekannt dafür, dass sie sich wiederholen, wobei die Wiederholung im Allgemeinen nicht regelmäßig ist einige weitere Novatypen... ● Zwergnovae: – ● schwache Explosion, wiederholt sich alle paar Wochen oder Monate, maximale Helligkeit (absolut) bei 0. magnitude Wiederkehrende (recurrent) Novae: – mittelstarke Ausbrüche (6­8 mag), kehren alle paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte wieder Beispiele: RS Oph (1901, 1933, 1958, 1967) T CrB (1866, 1946) rechts: T Pyxidis (1890, 1902, 1920, 1944, 1965 ...) Novae als Sterntyp ● ● ● klassische Novae sind, astrophysikalisch betrachtet, Weiße Zwerge, die nur noch eine ganz dünne Wasserstoffhülle besitzen (nur) in dieser äußersten Schale findet eine thermonukleare Explosion statt, die die Schale abstößt zum Unterschied: – Supernovae vom Typ I sind auch Weiße Zwerge, dort findet auch eine thermonukleare Explosion statt, aber im Zentrum; sind wesentlich energetischer, und Stern wird zerrissen – Supernovae vom Typ II sind massereiche Sterne, deren Kerne unter ihrem eigenen Gewicht kollabieren; das löst in der Folge eine Explosion der Hülle aus, während der Kern als Neutronenstern oder Schwarzes Loch zurückbleibt (s. Vorlesungen zu Carinae und Schwarzen Löchern) Weiße Zwerge ● ● ● ● ● Weiße Zwerge stellen ein Endstadium des Lebens von Sternen dar entstehen aus Sternen mit Massen von etwa 1 – 8 M⊙, also z.B. aus der Sonne Masse ist typischerweise 0.6 M⊙ bis zu maximal 1.4 M⊙ (Chandrasekar­Grenze) haben keine nukleare Energieerzeugung mehr, sondern kühlen nur noch aus (durch Photonen von der Oberfläche und Neutrinos aus dem Zentrum) Radius bei 10000 km, anfängliche Effektivtemperatur 100.000 K (Name!) Das Besondere an Weißen Zwergen ● Weiße Zwerge sind offensichtlich kompakte Objekte = ● 3M 4 R 6 ≈10 gm/ cm 3 3 wegen hoher Dichte ist Elektronengas fast vollständig entartet d.h. 5/ 3 4/3 P~ NRbzw.~ ER und T ist keine Eigenschaft der Zustandsgleichung und thermische Leitfähigkeit fast unbegrenzt (isotherm) ● ● da kein thermischer Druck vorhanden, nur Entartungsdruck, der stabilisiert Chandrasekhar­Grenze: sonst weiterer Kollaps M1.4 M ⊙ zum Neutronenstern Der Weg zum Weißen Zwerg planetarischer Nebel Sirius B, der erste gefundene Weiße Zwerg (durch Schlinger­ bewegung von Sirius) Kühlungskurve ist massenabhängig siehe Film: Innere Entwicklung der Sonne bis zum Weißen Zwerg Zusammenstellung bekannter Weißer Zwerge VIS L.Y. DIAM Name CON R.A. DEC. MAG DIST KM Sirius B CMA 06 45.1 ­16.7 8.3 40 ERI B ERI 04 15.4 ­07.7 9.5 Procyon B CMI 07 39.3 +05.2 10.7 Feige 34 UMA 10 39.6 +43.1 11.1 W1346 CYG 20 34.4 +25.1 11.5 EG247 CAM 05 05.5 +52.8 11.8 He3 (EG50) AUR 06 47.6 +37.5 12.0 EG62 PYX 08 41.5 ­32.9 12.0 EG368 DRA 16 48.4 +59.1 12.2 van Maanen' s star PSC 00 49.2 +05.4 12.4 EG18 CAM 04 31.2 +59.0 12.4 AC +70 5824 UMI 13 38.9 +70.3 12.8 EG15 ARI 02 08.8 +25.2 13.2 8.6 15.7 11.4 55 45 140 60 30 40 10,300 17,000 17,500 14 18 100 100 17,000 16,000 7,000 23,000 13,000 22,000 17,000 18,000 Innerer Aufbau schematisch: H­Hülle 10­4 M⊙ oder weniger He­Schicht 10­2 M⊙ 99% der Masse C/O Kern massereichere Sterne M4 M ⊙ bilden auch Kerne mit Neon­reicher Materie Typen: DA: Wasserstoffhülle (80%) DB: Heliumhülle (20%) sowie einige noch seltsamere, Ursprung? unterschiedliche Vorgeschichte und/oder Entwicklungseffekt Kühlung und Entwicklung Kühlung: ● Helligkeit spiegelt thermisches Reservoir wieder ● ebenso Oberflächentemperatur ● beides nimmt im Lauf der Zeit ab ● aber immer langsamer ● aufgrund der Helligkeit der schwächsten noch beobachteten Weißen Zwerge kann man aus deren Kühlalter das der Galaxis abschätzen/bestimmen derzeit 9­14 GJahre gefunden ● mit abnehmender Temperatur (außen wie innen) verändert sich auch Struktur, insbesondere wird das Innere immer kristalliner Weiße Zwerge im Kugelsternhaufen M4 (Vergleich WD­Alter mit dem des KSH) Weiße Zwerge in Doppelsternsystemen ● Weiße Zwerge sind schwach und daher als Einzelobjekte schwer zu finden ● Massen nur in Doppelsternsystemen zu bestimmen ● daher viele Weiße Zwerge in Doppelsternen bekannt ● aber: in einem Doppelsternsystem können die beiden Sterne miteinander in Wechselwirkung treten – Gravitation (beeinflusst z.B. Form oder Rotation, s. Planeten) – Massenübertrag ● durch Sternwind (i.A. unwichtig) ● durch gemeinsames Schwerefeld Roche­Geometrie ● ● ● ● Äquipotential­Linien des gemeinsamen Schwerefelds eines 2­ Körper­Systems dehnt sich ein Stern soweit aus, dass eigenes Potential verlassen wird, fließt Materie auf Begleitstern dadurch verändern sich die Massenverhältnisse, aber auch die Bahnperiode sowie die Entwicklung der beiden Komponenten Massenübertrag ● ● ● in Doppelsternsystem haben die beiden Sterne i.A. verschiedene Massen und daher Entwicklungszeiten daher sich wird ein Stern (der massereichere) zuerst ausdehnen und Masse übertragen in Abhängigkeit des Abstandes kann dies allmählich oder in einem heftigen Massenüberfluss geschehen → Vielfalt von Doppelsternphänomenen ● Übertragsraten von 10­10 bis 10­6 M⊙/Jahr ● Massenverhältnis kann sich umdrehen ● später Massenfluss in Gegenrichtung möglich ● uns interessiert hier ein System aus einem Weißen Zwerg und einem Hauptreihenstern oder Roten Riesen, der jetzt gerade Masse auf den Weißen Zwerg überträgt Nova­System ● ● Materie strömt (wie immer, wenn Drehimpuls vorhanden ist; hier Bahndrehimpuls) nicht direkt auf akkretierenden Stern, sondern erst in eine Akkretionsscheibe, und dort allmählich durch Viskosität auf Kepler­Bahnen nach innen, bis sie auf der Oberfläche auftrifft wegen des relativ geringen Massenübertrages dünne Scheibe Nova­Mechanismus ● ● ● ● akkretiertes Material bringt Energie mit bei genügend kleiner Akkretionsrate (< 10-6 M⊙/Jahr) kann diese Energie thermalisiert werden und heizt allmählich die Wasserstoffhülle auf irgendwann wird Zündtemperatur für Wasserstoffbrennen (einige Millionen K) erreicht wegen Entartung wird die frei gesetzte Energie nicht zur Expansion des Materials genutzt, sondern nur zu seiner weiteren Erwärmung, wodurch noch viel mehr nukleare Energie erzeugt wird → thermonuklearer Runaway, der erst aufhört, wenn Entartung aufgehoben theoretische Simulationen 1000x1800 km, Markierung durch 14O­Isotop; bei 30, 80, 100, 200 Sekunden (Kercek und Hillebrandt, MPA, 1998) Verlust der Hülle ● ● durch Explosion am Boden der Hülle wird darüber liegendes Material beschleunigt und abgestoßen Expansionsgeschwindigkeit zwischen 300­1500 km/s (langsame Novae) und 1000­7000 km/s (schnelle) – ● ● ● langsam und schnell beziehen sich primär auf Entwicklungszeit der Lichturve Ausdehnung bis 1013 cm (Faktor 104!) T fällt auf 104 K, vorher heißer, daher vor allem UV­ Emission, anfänglich aber auch im Röntgen Hülle trennt sich von Stern ab, Ionen rekombinieren und Emissionsspektrum erscheint langsam Verlust der Hülle ● ● ● ● ● insgesamt werden wohl nur 10­4 M⊙/Ausbruch verloren (daraus ergeben sich Wiederkehrraten von 100 Jahren oder länger) im Wesentlichen wird also nur das akkretierte Material wieder abgestoßen, der Weiße Zwerg wird nicht signifkant verändert insbesondere wächst seine Masse nicht bis zur Chandrasekhar­Grenze so kann man also keine Typ I Supernovae machen allerdings kann mehr abgestoßen werden, als vorher akkretiert wurde, dann wird die WD­Hülle langsam abgetragen und der Kern wird sichtbar – Sauerstoff/Neon/Magnesium­Novae (Unterklasse) Novatypen und Massenübertragsrate ● ● ● ● was mit der akkretierten Materie geschieht, hängt vor allem von der Massenübertragsrate ab ist sie niedrig, kann die Materie abkühlen, entarten, die Hülle langsam anwachsen, und schließlich zünden ist sie hoch, sind die Temperaturen in den äußersten WD­Schichten hoch, und stationäres Wasserstoffbrennen kann stattfinden daneben ist noch die WD­Masse wichtig schematisches Diagramm von Fujimoto Kernsynthese im Ausbruch ● ● im Prinzip Wasserstoff­Brennen über CNO­Zyklus wie in den meisten Sternen aber: durch konvektiven Transport schnelles Verteilen der Isotope in der gesamten Hülle – Zeitskala nur 100­1000 s, vergleichbar mit +­Zerfällen Nukleosynthese ● ● ● ● ● daher Deposition der Energie in Hülle, vor allem aus 15O­Zerfall in der Hülle und Beschleunigung der Hüllenexpansion ab T = 108 K sind +­Zerfälle maßgeblich für CNO­Zeitskala Energetik bestimmt durch Häufigkeit der CNO­Elemente, da kein schnelleres Durchlaufen des Zyklus möglich (wie bei normalen, stellaren Bedingungen) Mischen von C und O aus tieferen Lagen notwendig, um insbesondere schnelle Ausbrüche zu erklären dabei auch Ne und Mg mitgemischt, welche ebenfalls Protonen einfangen können Nukleosynthese ● ● ● dabei entstehen insbesondere 22Na und 26Al, die mit ­Strahlen beim Zerfall aussenden vor allem die 26Al­ Linie ist gut mit ­ Satelliten (INTEGRAL) zu beobachten daneben sind Novae auch noch eine Li­Produktionsstätte eine ­Karte der Milchstraße bei 1 MeV; die Emission aus dem Schwan ist wohl dominiert von massereichen Sternen und SNe, nicht von Novae Zwergnovae ● ● ● ● nicht der Weiße Zwerg, sondern die Scheibe zeigt Ausbrüche durch Wechseln zwischen 2 Zuständen: “heiß” und “kalt” Physik des Energietrans­ portes klassische oder wieder­ kehrende Novae sind bekannt, die in der Zwischenzeit solche Ausbrüche zeigen Zusammenfassung ● ● ● ● ● Novae entstehen durch thermonukleare Explosionen in den äußersten Schichten von Weißen Zwergen Material gelangt durch Doppelstern­Massenübertrag auf Weißen Zwerg Explosion führt zum Verlust des akkretierten Materials, aber auch von Materie des Weißen Zwerges “heiße” Proton­Nukleosynthese bis Al (­Strahlenquellen) Explosionen verhindern Erreichen der Chandrasekhar­Grenze (und damit Supernovae I Explosionen) ● vermutlich immer ein wiederkehrendes Ereignis ● nach Explosion starke UV­, später optische Quellen ● dabei Anregung der Umgebung zu Emissionsleuchten (s. Bild) ... und das nächste Mal APOD vom18.01.05: NGC 346 in der Small Magellanic Cloud Die Magellanschen Wolken und andere Zwerggalaxien