Staub im interstellaren Raum

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Staub im interstellaren Raum - Entstehung
Wie entsteht „Staub“ in den kühlen Hüllen von Riesensternen?
Physikalischer Prozeß: Kondensation aus der Gasphase
NUKLEATION
Inhomogene Kondensation
Homogene Kondensation
benötigt einen „Kondensationskeim“
„Keimbildung“ direkt aus der Gasphase
heraus durch Clusterbildung
 Bildung von Regentropfen
 thermodynamisch gehemmter Prozeß
• Temperaturen unterhalb der Kondensationstemperatur des Stoffes
Die bei der homogenen Kondensation
gebildeten Nanopartikel können als
Kondensationskeime für inhomogene
Kondensationsprozesse dienen
nucleation - Keimbildung
• Gas muß mit dem Stoff übersättigt
sein
Beispiel: Auskondensation von Aluminiumoxid (Korund) in den Hüllen von AGB-Riesen
2𝐴𝑙 + 3𝐻2 𝑂 → 𝐴𝑙2 𝑂3 + 3𝐻2
Abstand ~ 3 – 4 Sternradien
T~ 1760 K
𝑇𝑒𝑓𝑓 ≈ 3000 𝐾
Radiale Pulsationen können die
Staubbildung triggern...
•
Clusterbildung weniger Al-Atome
•
Al-Cluster reagieren mit Wasser-Molekülen
•
Es entstehen Korund-Nanopartikel, die
weiter wachsen, sobald sie eine kritische
Größe erreichen
•
Während dieses Wachstumsprozesses
dürfen sich die Umgebungsbedingungen
nicht zu sehr ändern  bestimmt die
Zeitskala
•
Partikel werden durch den Sternwind in den
interstellaren Raum verfrachtet und damit
Bestandteil der ISM
Umgebungsbedingungen und Staubbildung
Temperatur und Temperaturgradient (Kondensationsreihenfolge)
lokale Teilchenzahldichte der monomeren Ausgangsstoffe
 ganz wichtig: das Kohlenstoff / Sauerstoff ( C/O ) - Verhältnis
Beim „Heliumbrennen“ entstehen über den Tripel-Alpha-Prozeß Kohlenstoff- und
Sauerstoffkerne, die sich im Sternkern ansammeln.
In gewissen Phasen im „Leben“
eines Riesensterns (hier 3 MS)
reicht die Konvektionszone bis
in de He-brennenden Schale
und kann so Kohlenstoff und
Sauerstoff in die Sternatmosphäre
transportieren.
Einteilung von Riesensternen (Leuchtkratklasse III) nach dem C/O -Verhältnis
C/O < 1 Sauerstoffreiche Sterne
C/O = 1 S-Typ Kohlenstoffsterne
C/O > 1 Kohlenstoffreiche Sterne
 AGB-Sterne
Welches Verhältnis sich konkret einstellt, hängt von den Entwicklungsparametern des
jeweiligen Sterns ab. Sterne mittlerer Masse (2.3 𝑀⨀ ≤ 𝑀∗ ≤ 8 𝑀⨀ ) können durch
Heliumbrennen einen C/O-Kern ausbilden. Erlöscht das Wasserstoff-Schalenbrennen über
der den Kern umhüllenden He-brennenden Schicht, dann wandert der Stern im
Hertzsprung-Russell-Diagramm auf den asymptotischen Riesenast (AGB), dehnt sich stark
aus und wird bis in die Nähe der Brennzone konvektiv. Ab einer Sternmasse von 3.5 𝑀⨀
kann für kurze Zeit die Konvektionszone bis in die ehemals wasserstoffbrennende Zone
hinabreichen und dabei die Brennprodukte in die Sternatmosphäre verfrachten.
second dredge up - Ereignis
third dredge up - Ereignis
Asymptotic Giant Branch (AGB) - Sterne
 Thermische Pulse
Sauerstoffkerne und Kohlenstoffkerne verbinden sich in der Sternatmosphäre zu
Kohlenmonoxid-Molekülen – bis einer der beiden Ausgangsstoffe aufgebraucht ist.
Bleibt viel Kohlenstoff übrig  Kohlenstoffsterne
Bleibt viel Sauerstoff übrig  Sauerstoffsterne
(Bedingung: Die Temperatur liegt unterhalb 3000 K, Bindungsenergie CO: 11.1 eV)
Staubbildung in sauerstoffreichen Sternen
Ab 1500 K: Metalloxide wie TiO, CaO, FeO, Korund
danach Mineralisationen wie Perowskit, Enstatit, Forsterit, Fayalit ...
Der interessanteste Temperaturbereich liegt zwischen 1200 K und 800 K, wo sich
SiO-Cluster bilden – die Grundbausteine von Silikaten
Bei Temperaturen unterhalb 700 K sollten die meisten Metalle auskondensiert sein.
Dann folgen bei weiter sinkenden Temperaturen volatile Stoffe, die sich dann oft in
Form eines Wassereismantels um Metall- und Silikatkörner legen.
Staubbildung in kohlenstoffreichen Sternen
Im Temperaturbereich zwischen 2500 K und 1500 K dominieren KohlenstoffMonomere (C, 𝐶2 , 𝐶3 ...) sowie 𝐶2 𝐻2 , 𝐶𝐻4 die Außenhülle kohlenstoffreicher
Riesensterne.
 Kondensation in amorphen Kohlenstoffpartikel (Ruß), in Graphit und Fullerene
 Der Aufbau hexagonaler Ringstrukturen (Benzolringe) aus Ethin-Fragmenten läßt
Polyzyklische Kohlenwasserstoffe (Aromate) entstehen. Aus ihnen können
wiederum übereinanderliegende Graphitblättchen gebildet werden.
Weiterhin können sich in den Atmosphären, Hüllen und Ausflüssen von Kohlenstoffsternen
auch Metalle zu Karbide (SiC, 𝐹𝑒3 𝐶) und Schwefel zu Sulfiden verbinden.
R Coronae Borealis - Sterne
Spektrale
Energieverteilung
Lichtkurve von R CrB
Staubbildung in kataklysmischen Phasen der Sternentwicklung
• Nova-Ausbrüche (Klassische Novae, Rekurrierende Novae, Zwergnovae)
• Supernova-Ausbrüche (hydrodynamische Supernovae, thermonukleare Supernovae)
Rekurrierende Nova T Pyxidis
Zwei Supernovae in einer Galaxie
Wie „funktioniert“ eine Klassische Nova?
Uns allen bekanntes Beispiel: Nova Cygni 1975
(Entfernung ca. 3000 Lj, Helligkeit 2.2 mag, heute 18 mag)
Eine Klassische Nova besteht aus einem massearmen Hauptreihenstern (~0.5 MS) und einem
Weißen Zwerg als Begleiter in einer engen Umlaufbahn.
Die Konstellation ist das Resultat der zeitmäßig unterschiedlichen Entwicklung zweier
Komponenten unterschiedlicher Masse eines Doppelsternsystems
Nova-Ausbruch
• ca. 50000 facher
Helligkeitsanstieg
• danach stetiger, langsamer
Abstieg der Helligkeit
Bei Zwergnovae (z.B. U Geminorum-Sterne) führen keine Fusionsprozesse in der Hülle des
Weißen Zwergs zu Helligkeitsausbrüchen, sondern Instabilitäten in der Akkretionsscheibe.
Der Weiße Zwerg besteht aus einem Kohlenstoff-Sauerstoff-reichen „body“,
der durch ein entartetes Elektronengas im hydrodynamischen Gleichgewicht
gehalten wird und einer geringmächtigen Wasserstoffatmosphäre.
• besitzt keine inneren Energiequellen mehr
• kühlt langsam ab
• Kohlenstoff kann Diamant-ähnlich werden
Dichte ~ 109 kg/m³
Bei einer Klassischen Nova fließ Materie vom Hauptreihenstern auf den
Weißen Zwerg über
 Akkretionsscheibe
 Kanalisiert durch Magnetfelder (AM Herculis Sterne)
•
neues Material lagert sich erst
einmal auf dem Weißen Zwerg ab
•
das geschieht über ca. 100000
Jahre
•
dabei wird das wasserstoff-reiche
Gas der Außenhülle immer
dichter und heißer
•
während dieser Zeit sammeln
sich ca. 100 Erdmassen an
Wasserstoff an
und jetzt wird es interessant ...
Entstehung des Ausbruchs
•
der Boden der Wasserstoffhülle erreicht
eine Temperatur von 20 Millionen K
•
das zündet das „Wasserstoffbrennen“,
wobei sehr viel Energie frei wird
•
die brennende Schicht breitet sich
explosionsartig nach oben aus
•
die Außenhülle plus etwas Material vom
C/O-Kern werden explosionsartig in den
Weltraum transportiert
•
dabei werden Expansionsgeschwindigkeiten von 300 bis 4000 km/s erreicht
Die totale Energiefreisetzung entspricht die
der Sonne in ca. 1000 Jahren ...
Der Weiße Zwerg selbst wird von
diesem Ausbruch kaum berührt.
Es ist halt nur eine lästige „Hautkrankheit“, die alle paar 100000 Jahre
auftritt ...
Um Novae bilden sich expandierende Gashüllen, in denen „Staub“
kondensieren kann
Wenn die expandierende Gashülle auf unter 2000 K abgekühlt ist (nach einigen
10 Tagen), wird theoretisch Staubbildung möglich. Dazu muß das zuerst ionisierte
Gas langsam in seinen neutralen Zustand übergehen (Problem UV-Strahlung).
 in einem vollionisierten Plasma ist keine Staubbildung möglich!
 die Zeitskala wird durch die Bildung von CO festgelegt
 die Staubbildungsraten (sichtbar am IR Exzess) sind von Nova zu Nova sehr únterschiedlich
 es gibt Novae, die überhaupt keine Staubproduktion zeigen
Nova Cygni 1992
Nova Persei 1902
Nova etwas anders: V838 Mon - Lichtechos in der interstellaren Materie
Nächstes Mal: Supernovae und Supernovae-Überreste
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