Eine neue Art aus Indonesien (ME)

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Pha/aenopsis mentawaiensis
Eine neue Art aus Indonesien
Die Orchidee 65(3), 201 4
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Olaf Gruß,
In der Au 48,
83224 Grassau,
(M.E.)
Key words: Phalaenopsis mentawaiensis, neue Art, Mentawai-Inseln, Indonesien
Summary: A new species of the genus Phalaenopsis from the Indonesian Mentawai Islands is described as the distinct species Phalaenopsis mentawaiensis.
ist Buchautor
und Verfasser
zahlreicher Artikel , auch für unsere Zeitschrift.
Die Abbildungen sind vom Autor,
falls nicht anders angegeben.
Phalaenopsis mentawaiensis O.
GRUSS spec. nov.
A Phalaenopsis violacea WITIE in Ann .
Hort. Bot. Leiden 4: 129, 1860, et Phalaenopsis bellina (RCHS. F.) CHRISTENSON
in Brittonia 47:58, 1995, rhachide longa obtusa, ad 50 cm longa et folium
superanti, radiculis tenuioribus, foliis
minoribus, nec non floribus quam in
Phalaenopsis violaceae videnter majoribus, intensius coloratis, in superacido
desoxyribonucleinico differt.
Typus: Mentawai si ne loc., ex cult
Alain Brochart, France, 2013, leg. Olaf
Gruss; HAL 110204
Phalaenopsis mentawaiensis
Schon seit mehr als zwanzig Jahren sind Pflanzen aus der Verwandtschaft von Phalaenopsis violacea als
.. Mentawai-Form« in Kultur. Nachdem
die ursprünglich als .. Borneo-Form«
bezeichnete Phalaenopsis bellina als
eigenständige Art beschrieben wurde,
kam in den letzten Jahren immer wieder die Diskussion auf, ob nicht auch
diese Form von den Mentawai-Inseln
als eigenständige Varietät oder sogar
Art beschrieben werden sollte.
Die Mentawai-lnseln sind eine zu Indonesien gehörige Inselgruppe südwestlich von Sumatra. Sie gehören zur Provinz Sumatera Barat und umfassen unter anderem folgende Inseln: Siberut,
Sipora, Südpagai und Nordpagai. Von
welcher der Inseln diese Art stammt,
ist nicht bekannt. Die meisten derzeit in
Kultur befindlichen Pflanzen entstammen der künstlichen Vermehrung.
Foto: H. Demel
Auf den ersten Blick unterscheidet sich
die neue Art durch den sehr langen
Blütenstand , der zumeist länger als die
Blätter ist, durch die etwas blasseren
purpurfarbenen Blütenblätter, die eher
schmal zungenförmigen Blätter, die
meist am Rand etwas gewellt sind , und
die recht dünnen Wurzeln.
DNA-Untersuchungen, die von TSAI
2003 in Taiwan durchgeführt wurden ,
zeigten ebenfalls, dass die Pflanzen
von Mentawai deutlich unterschiedlich sind zu Phalaenopsis violacea und
auch zu Phalaenopsis bellina.
Die isolierte Lage der Vorkommen
scheint zur Entwicklung einer Art geführt zu haben, die von ihren engen
Verwandten deutlich abgrenzbar ist.
Sie ist so unterschiedlich , dass es sinnvoll erscheint, diese als eigenständige
Art zu beschreiben.
Phalaenopsis mentawaiensis O.
GRUSS spec. nov.
unterscheidet sich von Phalaenopsis
violacea WITIE in Ann. Hort. Bot. Leiden
4:129,1860, und von Phalaenopsis bellina (RCHS. F.) CHRISTENSON in Brittonia
47:58, 1995, durch die lange, abgerundete Rhachis, die bis zu 50 cm lang
sein kann und damit das Blatt überragt,
die feineren Wurzeln , die schmaleren
Blätter sowie durch die deutlich größeren , volleren Blüten gegenüber Phalaenopsis violacea und durch die brilliantere Färbung der Blüten .
Beschreibung:
Pflanze: mit kurzem Stamm, der vollständig von der Basis der 2-6 Blätter
umschlossen wird , mit relativ feinen
Wurzeln ; Blätter: 2-6, 16-22 cm lang
4,2-4,6 cm breit, zungenförmig , fleischig , glänzend sattgrün, abgerundet
bis zweispitzig , oft mit gewelltem Rand ;
Blütenstand: aufrecht, geneigt bis herabhängend, Rhachis etwas abgeflacht,
nicht zickzackförmig , grün , 15-50 cm
lang, manchmal verzweigt, mit 2-8
Blüten , die sich nacheinander öffnen ,
Phalaenopsis mentawaiensis
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Phalaenopsis mentawaiensis 'FaIlersieben' : Blüte Rückseite (links), Lippe Seitenansicht (Mitte), Front Ausschnitt (rechts)
weißer Blütenstiel jeder einzelnen Blüte 2,5-4 cm lang ; Blüten: sternförmig ,
fleischig , wächsern , 4,5-5 ,2 cm breit
und 3,2-3,7 cm hoch , sich nacheinander öffnend , Blütenblätter weißgrundig
und auf der Vorderseite purpurrot bis
weißlich gefärbt, mit feiner purpurroter
Bänderung zur Basis und weißlichen
Rändern und Spitzen, teilweise Petalen
fast völlig weißlich ; Lippe purpurviolett mit gelben Seitenlappen ; dorsales
Sepalum weiß, 2-2,2 cm lang und 0,91,1 cm breit , oval , zugespitzt, mit ausgezogener grünlicher Spitze, 1-3 mm
lang , leicht konkav, rückseitig erkennbar gekielt; seitliche Sepalen: 2,2-2,4
cm lang und 1,2-1,45 cm breit, schräg
angeordnet, breit oval , zugespitzt, mit
einem grünlichen ausgezogenen Spitzchen , 3-4 mm lang, rückseitig deutlich
gekielt; Petalen: 1,5-1 ,7 cm lang , 0,70,8 cm breit, oval , spitz, rückseitig undeutlich gekielt; Lippe: dreilappig , Seitenlappen aufgerichtet, 16-20 mm lang,
rhombisch mit ausgezogener Spitze,
länglich, fast rechteckig , leicht gefaltet
und zugespitzt, mit einer Verdickung
an der Spitze, Mittellappen oval , leicht
zugespitzt, fleischig , konvex, glatt, mit
einer Verdickung , karminrot bis dunkelpurpurn , Lippenplatte kissenartig verdickt, vorn plättchenartig in 1-3 übereinanderliegende, fleischige Lamellen
übergehend
Es ist zu hoffen, dass diese neue Art
baldmöglichst stärker künstlich vermehrt und damit in größerer Zahl auch
den vielen Phalaenopsis-Freunden zugänglich gemacht wird . Es wird auch
interessant sein zu sehen, wie sich die
Hybriden dieser neuen Art von den ent-
sprechenden Hybriden mit Phalaenopsis violacea und Phalaenopsis bellina
unterscheiden werden .
Danksagung:
Mein Dank gilt Alain BROCHART für
den zur Verfügung gestellten Typusbeleg, Helmut DEMEL für die vielen Bilder und Alexander SENNIKOV für die
Übersetzung der lateinischen Diagnose.
Literatur:
SWEET, H.R. (1980) : The Genus Phalaenopsis
TSAI , C.C. (2003) : Phylogenetics, biogeography, and the evolutionary
trend of Phalaenopsis violacea complex, Chapter 2, section 3, PhD Thesis , Division of Biological Science,
National Sun-Yat-sen University, Kaohsiung , Taiwan
Phalaenopsis mentawaiensis, heller
weißgrundiger Typ, Blüte (unten) und
Pflanze (rechts)
WOLFF, M. & GRUSS, O. (2007) ; Orchideenatlas
YUKAWA, T ; KITA, K. ; HANDA, T; HIDAYAT, T & ITO, M. (2005): Molecular
Phylogenetics of Phalaenopsis Species (Orchidaceae) and allied Genera:
Re-evaluation of Generic Concepts;
Acta Phytotaxonomica Geobotanica
56(2):141-161
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