Erfahrungsbericht zum Auslandssemester in Bologna im WS 2014/15 Von September 2014 bis Januar 2015 verbrachte ich ein Semester in Bologna, an der dortigen Universität, die älteste in ganz Europa. Dort studierte ich im Wintersemester Pädagogik an der Universität Alma Mater Studiorum Bologna. Der folgende Bericht enthält meine Erfahrungen zu einigen organisatorischen Dingen, sowie dem universitären und dem alltäglichen Leben in Italien. Nachdem ich mich bereits im Januar 2014 über die Coimbra-Gruppe für einen Studienplatz an der Universität Bologna beworben habe, bekam ich Mitte März die Zusage dafür. Hierfür wurde mir von der Universität direkt eine Mail mit den notwendigen Daten zum Einschreiben geschickt. Die Online-Einschreibung war dann ein relativ einfacher Prozess. Außerdem wurden mir hierbei gleich die Ansprechpersonen mitgeteilt, von denen ich bis zu meinem tatsächlichen Aufenthalt einige wichtige Informationen zu einigen elementaren Dingen bekommen habe, wie zum Beispiel die genauen Daten des Semesters oder auch meine Ansprechpartner vor Ort. Außerdem machte ich mir bereits im Vorfeld Gedanken über eine Unterkunft. Von einem Freund wurde es mir abgeraten in ein Studentenwohnheim zu gehen, sondern sich eine Unterkunft vor Ort zu suchen. Für die ersten Nächte bietet es sich an, in das Ostello San Sisto zu gehen. Dort gibt es das Angebot für Erasmus-Studenten: 7 Tage für 90 Euro. Hier hat man dann die Möglichkeit, nach einer langfristigen Bleibe zu suchen. Da das Hostel allerdings relativ außerhalb der Innenstadt liegt, ist es auch zu empfehlen, in ein stadtnahes Hostel für etwas mehr Geld zu gehen. Die aktivste Wohnungsbörse findet über Aushänge in der großen Universitätsstraße, der Via Zamboni, statt. Außerdem gibt es auch die Internet-Börse SAIS-Bussola, die ebenfalls kostenlos Wohnungen vermittelt. Zusammen mit einem anderen Studenten aus Deutschland wurde ich bereits nach einem Tag fündig und wir zogen nach unserem zweiten Ankunftstag in ein Doppelzimmer nahe der Porta San Donato. Dort wohnten wir in einer Wohnung mit zwei italienischen Studenten, die sich ebenfalls ein Doppelzimmer teilten. Man hat zwar im Vorfeld gehört, dass dort die Wohnungsgeschäfte größtenteils schwarz ablaufen, dies war allerdings bei uns nicht der Fall. Daher benötigten wir für unsere Vertragsunterzeichnung den Codice Fiscale, eine persönliche Zahlen- und Ziffernkombination, die man sich in einem Amt ausstellen offiziell ausstellen lassen kann, die aber auch zum Beispiel auf dem dortigen Studentenausweisen steht. In den ersten Tagen fanden bereits einige Erasmus-Willkommensveranstaltungen statt, in denen man die wichtigsten Sachen erklärt bekommt. Außerdem erhält man ein Welcome-Kit mit wichtigen Sachen, wie zum Beispiel Stadtplan und Studentenausweis. Ebenfalls in den ersten Tagen stellte ich mich persönlich bei meiner Erasmus-Koordinatorin vor, die mir das Angebot der Fakultät näher brachte und mir dabei half, meinen Stundenplan zu erstellen. Da das dortige Vorlesungsverzeichnis sehr schwer zu verstehen ist, empfehle ich, sich vor dem Aufenthalt keine Sorgen sich zu machen und sich dies genau vom dortigen Ansprechpartner erklären zu lassen. Dieser ist es dann meistens auch, der das Learning Agreement unterschreiben kann. In den Vorlesungen war es dann so, dass man sich dem Professor persönlich vorstellen sollte und sagt, dass man ein Erasmus-Student ist. In den meisten Fällen wurde man darauf sehr freundlich begrüßt und der Professor sagte seine Hilfe zu. Die meisten Vorlesungen waren auf Italienisch und es entstehen doch kleine Probleme mit der Geschwindigkeit der Sprache. In manchen Fächern hatte ich auch die Möglichkeit, die Prüfung auf Englisch zu machen. Dieses Entgegenkommen zeigten aber leider nicht alle Professoren, eine Dozentin verhielt sich zu diesem Thema sehr ignorant, was sehr schade ist und das Gesamtbild ein wenig trübt. Zum Kennenlernen der anderen Erasmus-Studenten ist es lohnend, sich bei einer von drei Erasmus-Organisationen anzumelden. Hier gibt es ESN, ESEG und ELBO. Die Mitgliedschaft kostet jeweils fünf Euro. Durch die Mitgliedschaft hat man die Möglichkeit, mit der jeweiligen Organisation in andere Städte zu reisen, sowie die Teilnahme an exklusiven Feiern und Eintrittsermäßigungen in Clubs und Bars. Eigentlich reicht es, sich bei einer Organisation anzumelden, da sich die Aktivitäten untereinander überschneiden, doch man geht kein großes Risiko ein, wenn man sich bei mehreren anmeldet. Da die Bevölkerung Bolognas aus ca. einem Viertel Studenten besteht, ist in der Stadt jederzeit etwas an Freizeitaktivitäten geboten. Vor allem abends ist jede Menge los. Hier sind es die Via del Pratello und die Via Zamboni, in denen es die meisten Bars gibt. Allerdings spielt sich an den Wochenenden, besonders in den wärmeren Monaten, die Hauptsache auf den großen Plätzen in der Stadt. An erster Stelle ist hier der Piazza Verdi zu nennen, der in den Sommermonaten aus allen Nähten platzt. Da das Bier in den Bars relativ teuer ist (ca. 5 Euro) kann man hier seine Getränke günstig von den pakistanischen Straßenhändlern kaufen. Weil die Getränke und das in Restaurant ziemlich teuer sind, wie die übrigen Lebenshaltungskosten in Italien auch, rentiert es sich abends zum Aperitivo in eine Bar zu gehen. Dort zahlt man zwischen fünf und acht Euro und kann mit einem Getränk inklusive das komplette Buffet nutzen. Nach einiger Zeit vor Ort, findet man gewöhnlich auch Lokale, in denen es günstig ist und auch qualitativ stimmt. Ansonsten hat die Stadt Bologna kulturell viel zu bieten, wie zum Beispiel die Due Torri, den Piazza Maggiore, die Basilica di San Petronio, den Giardino Margherita, etc. Aber auch die Arcaden, in deren Stil fast die komplette Innenstadt gebaut ist, geben der Stadt ein ganz besonderes Flair. Die Häuser sind meistens in rötlicher Farbe gestrichen. Die Stadt hat den Ruf als Arbeiterstadt, gilt daher als linke Stadt und wird aus diesen Gründen auch „La Rossa“ genannt. Da Bologna relativ zentral in Italien liegt, kann man allerdings auch sehr gut von dort mit dem Zug in andere Städte fahren, wie zum Beispiel Mailand, Florenz, Verona, Venedig oder auch Ravenna. Ein Tagestrip in diese Städte lohnt sich auf jeden Fall. Diese sind in den meisten Fälle mit dem Regionalzug zu erreichen und kosten daher nicht viel. Allerdings ist auch die Adria nur eine Stunde mit dem Zug entfernt. Vor allem im Sommer lohnt es sich, an die dortigen Strände zu fahren. Aber auch etwas weiter entfernte Städte, wie Neapel oder Rom, sind bei rechtzeitiger Buchung günstig zu erreichen und auf jeden Fall sehenswert. Interessant ist vor allem die unterschiedliche Architektur der verschiedenen Städte. Alles in allem kann ich sagen, dass das Leben in Italien nicht nur aus „Dolce Vita“ besteht, sondern dass einem auch einige Hürden in den Weg gestellt worden sind. So war es mir zum Beispiel nicht möglich, mit meinem deutschen Konto mir einen W-Lan-Zugang einzurichten. Ich musste mir dafür erst ein italienisches Konto einrichten. Außerdem legen die Italiener keinen großen Wert auf eine warme Wohnung im Winter und achten äußerst penibel auf nicht zu hohe Heizkosten. Ein weiterer nicht so schöner Faktor ist die in Bologna herrschende Kriminalität. In einigen Sachen ist der italienische Staat doch sehr rückständig. Es gibt dort sehr viele Obdachlose, vor allem in der Universitätsstraße. Man hat auch vielen Bekannten gehört, die beklaut worden sind. Daher muss man immer vorsichtig sein und auf seine Sachen aufpassen. Trotz dieser Hürden hatte ich bei diesem Auslandssemester eine wunderbare Zeit, die besonders durch neue Bekanntschaften und der Einsicht in eine neue Kultur geprägt worden ist. Ich bin mir sicher, dass mich dieses Semester weiterbringt und empfehle jedem, der mit dem Gedanken spielt, ein Auslandssemester zu machen, dies konsequent auch zu verfolgen. Besonders Bologna halte ich für empfehlenswert, da es die Universitätsstadt schlechthin ist und eine ganz spezielle Tradition auf diesem Gebiet hat. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung!