Technische Universität Dortmund Fakultät für Mathematik Prof. Dr. Detlev Hoffmann Sven Wagner Sommersemester 2016 Übungsblatt 1 15.04.2016 Theorie der quadratischen Formen Alle hier betrachteten Körper haben Charakteristik ungleich 2. Aufgabe 1.1: Sei F ein Körper. (a) Sei V ein F –Vektorraum. Zeigen Sie, dass die Abbildung {q : V → F | q quadratische Form} −→ {b : V × V → F | b symmetrische Bilinearform}, q 7−→ bq , eine Bijektion mit inverser Abbildung {b : V × V → F | b symmetrische Bilinearform} −→ {q : V → F | q quadratische Form}, b 7−→ (qb : V → F, x 7→ b(x, x)), ist. (b) Seien (V1 , b1 ) und (V2 , b2 ) symmetrische Bilinearräume mit n := dim V1 = dim V2 < ∞. Sei A1 : e1 , . . . , en eine Basis von V1 und A2 : f1 , . . . , fn eine Basis von V2 . Zeigen Sie: Existiert eine Matrix S ∈ GLn (F ) mit Bb1 ,A1 = S T Bb2 ,A2 S, so gilt (V1 , b1 ) ∼ = (V2 , b2 ). Definition: Ein symmetrischer Bilinearraum (V, b) heißt anisotrop, falls b(x, x) 6= 0 für alle x ∈ V \ {0}. Wir fassen damit auch 0–dimensionale symmetrische Bilinearräume als anisotrop auf. Aufgabe 1.2: (Gram–Schmidt–Orthogonalisierungsverfahren) Sei (V, b) ein anisotroper symmetrischer Bilinearraum über einem Körper F mit n := dim V < ∞. Man betrachte das folgende Verfahren: Sei e1 , . . . , en eine Basis von V . (1) Setze f1 := e1 . b(ei ,f1 ) (2) Setze fi := ei − b(f f1 für i ∈ {2, . . . , n}. Dann gilt b(f1 , fi ) = 0 für alle i ∈ 1 ,f1 ) {2, . . . , n}, also f1 ⊥ U1 , wobei U1 der von f2 , . . . , fn erzeugte Untervektorraum von V ist, und f1 , . . . , fn ist eine Basis von V . (3) Der symmetrische Bilinearraum (U1 , b1 ), wobei b1 := b|U1 , ist anisotrop. (a) Zeigen Sie: Jeder anisotrope symmetrische Bilinearraum ist nicht ausgeartet. (b) Beweisen Sie die in (2) und (3) getätigten Aussagen. (c) Zeigen Sie per vollständiger Induktion nach n = dim V , dass man unter Verwendung des obigen Verfahrens eine Orthogonalbasis von (V, b) konstruieren kann. (d) Sei nun F = R und V = R[X] oder V = R[X]n = {p ∈ R[X] | deg p ≤ n}, wobei n ∈ N0 . Zu p ∈ R[X] sei gp die stetige Abbildung [0, 1] → R, a 7→ p(a). Sei Z 1 b : V × V −→ R, (p, q) 7−→ gp gq dx. 0 (i) Erläutern Sie kurz, warum b eine symmetrische Bilinearform und (V, b) anisotrop ist. (ii) Zeigen Sie, dass 1 − X, X − 2X 2 , 4X + 4X 2 , 3 + 2X 3 eine Basis von R[X]3 ist. (iii) Bestimmen Sie unter Verwendung des obigen Verfahrens ausgehend von der Basis e1 := 1 − X, e2 := X − 2X 2 , e3 := 4X + 4X 2 , e4 := 3 + 2X 3 eine Orthogonalbasis von (R[X]3 , b). Aufgabe 1.3: Sei (V, b) ein symmetrischer Bilinearraum über F . (a) Zeigen Sie, dass die folgenden Aussagen äquivalent sind. (i) (V, b) ist nicht ausgeartet. (ii) ϕb ist injektiv. (b) Falls dim V < ∞, dann sind die folgenden Aussagen äquivalent zu den in (a) angegebenen Aussagen. (i) ϕb ist bijektiv. (ii) Es existiert eine Basis A von V , sodass det Bb,A 6= 0. (iii) Für jede Basis A von V gilt det Bb,A 6= 0. Aufgabe 1.4: Suchen Sie sich ein Buch über (lineare) Algebra, in dem das Tensorprodukt von Vektorräumen definiert wird, und lesen Sie sich diese Definition durch. Sei nun F ein Körper, und seien V und W zwei F –Vektorräume. (a) Welche universelle Eigenschaft erfüllt die bilineare Abbildung V × W −→ V ⊗F W, (b) (c) (d) (e) (v, w) 7−→ v ⊗ w ? Sind alle Elemente von V ⊗F W von der Form v ⊗ w mit v ∈ V und w ∈ W ? Zeigen Sie, dass das Tensorprodukt bis auf Isomorphie eindeutig ist. Zeigen Sie: V ⊗F W ∼ = W ⊗F V . Seien V 0 und W 0 zwei weitere F –Vektorräume, und seien ϕ : V → V 0 und ψ : W → W 0 zwei lineare Abbildungen. Zeigen Sie, dass dann durch ϕ ⊗ ψ : V ⊗F W −→ V 0 ⊗F W 0 , v ⊗ w 7−→ ϕ(v) ⊗ ψ(w), eine lineare Abbildung definiert wird. Aufgabe 1.5: Sei F ein Körper, und seien (V1 , b1 ) und (V2 , b2 ) zwei symmetrische Bilinearräume über F . (a) Sei b1 ⊗ b2 : (V1 ⊗F V2 ) × (V1 ⊗F V2 ) −→ F, n m n X m X X X x i ⊗ yi , vj ⊗ wj 7−→ b1 (xi , vj ) · b2 (yi , wj ), i=1 j=1 i=1 j=1 wobei x1 , . . . , xn , v1 , . . . , vm ∈ V1 und y1 , . . . , yn , w1 , . . . , wm ∈ V2 . Zeigen Sie, dass b1 ⊗ b2 eine (wohldefinierte) symmetrische Bilinearform ist. (b) Seien (ei | i ∈ I) eine Basis von V1 und (fj | j ∈ J) eine Basis von V2 . Zeigen Sie, dass (ei ⊗ fj | i ∈ I, j ∈ J) eine Basis von V1 ⊗F V2 ist. Zeigen Sie außerdem: Ist (ei | i ∈ I) eine Orthogonalbasis von (V1 , b1 ) und ist (fj | j ∈ J) eine Orthogonalbasis von (V2 , b2 ), so ist (ei ⊗ fj | i ∈ I, j ∈ J) eine Orthogonalbasis von (V1 ⊗F V2 , b1 ⊗ b2 ). Abgabe bis Freitag, den 22. April, 10 Uhr (in der Vorlesung).