23.6.2016 PRESSEMITTEILUNG „DER LIMES IN NOVAESIUM - VOM LEBEN AN DER RÖMISCHEN GRENZE“ 26.6.–25.9.2016 Pressekonferenz am Donnerstag, 23.6.2016 um 11 Uhr zur Sonderausstellung im Clemens Sels Museum Neuss Das Bestreben, den Niedergermanischen Limes als UNESCO-Welterbestätte anzuerkennen, nimmt das Clemens Sels Museum Neuss zum Anlass, die dichte römische Infrastruktur am niederrheinischen Militärstandort Novaesium aufzuzeigen, die sich über das gesamte Stadtgebiet erstreckt und weit mehr als nur die Militärlager umfasst. Bei der Vorbereitung der Ausstellung wurden viele neue Erkenntnisse gewonnen, durch die die Geschichte des römischen Neuss umgeschrieben werden muss. Vor 2000 Jahren teilte eine Linie Europa in zwei Gebiete: Der Limes zog sich von Schottland über den Nahen Osten bis nach Afrika und markierte die Außengrenze des Römischen Reiches. Die antiken Grenzanlagen sind von so großer kulturhistorischer Bedeutung, dass sich die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zusammen mit den niederländischen Provinzen SüdHolland, Utrecht und Gelderland entschlossen haben, im Jahr 2020 die Eintragung des in diesen Regionen gelegenen Niedergermanischen Limes als Teil der schon bestehenden UNESCO-Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches“ zu beantragen. Neuss, das antike Novaesium, ist der älteste römische Militärstandort am Niederrhein. Bereits um das Jahr 30 v. Chr. wurde hier erstmals ein Militärlager angelegt. Während der fast 400 Jahre währenden Präsenz römischer Soldaten entstand hier eine zivilisatorische Infrastruktur mit Militärlagern, befestigten Straßen, Brücken und steinernen Gebäuden, wie sie danach erst wieder in der Neuzeit erreicht wurde. Anders als in Schottland oder Süddeutschland war die Grenze in Niedergermanien nicht mit Wällen und Palisaden, sondern mit Kastellen und Wachtürmen sowie durch den Rhein gesichert. CLEMENS SELS MUSEUM NEUSS, Stadt Neuss, Am Obertor, 41460 Neuss, Deutschland Tel. +49 (0)2131 904141, Fax +49 (0)2131 902472, [email protected] www.clemens-sels-museum-neuss.de Aktuelle Forschungen zeigen, dass das große, auch als Koenenlager bekannte Legionslager nicht erst im Jahr 43 n. Chr., wie bisher angenommen, sondern vermutlich schon einige Jahre früher entstand. Die anfänglich errichteten Holzgebäude des Lagers wurden auch nicht, wie man bislang glaubte, von aufständischen germanischen Bataver im Jahr 69 n. Chr. in Brand gesteckt, sondern waren bereits vor diesem Ereignis durch solide Steinbauten ersetzt worden. Das Hochwasser- und das Mittelwasserbett des Rheins sah in römischer Zeit völlig anders als heute aus, wie Forschungen des Clemens Sels Museums Neuss, der Abteilung Bodendenkmalpflege des Amtes für Stadtplanung und der Liegenschaften und Vermessung Neuss zeigen. Auswertungen von Ausgrabungen liefern erstmals Beweise dafür, dass sich der bislang unbekannte Hafen des römischen Legionslagers am heutigen Sporthafen befunden haben muss. Eine eigens für die Ausstellung erstellte 3D-Rekonstruktion des Kleinkastells auf dem Reckberg zeigt über 100 Jahre nach seiner Entdeckung erstmalig, wie die vermutlich an einem Rheinübergang gelegene Befestigungsanlage ausgesehen hat. In ähnlicher Weise wurden auch zwei römische Gutshöfe in den Neusser Ortsteilen Weckhoven erstmals rekonstruiert.