Lemuren Vortragsdossier des WWF Schweiz © Martin Harvey / WWF-Canon Steckbrief Lemuren sind Halbaffen, und wie wir Menschen gehören sie zur Familie der Primaten. Lemuren haben geschickte Hände und Greiffüsse, genau wie Affen. Allerdings gleicht ihr Gesicht nicht dem eines Affen: Ihre Schnauze ist spitz und ziemlich lang. Bis heute haben Forscher 71 Arten und Unterarten der Lemuren entdeckt. Der kleinste Lemur ist so gross wie eine Maus. Die grössten, die Indris, werden 90 Zentimeter gross. Die meisten Lemurenarten sind aber etwa so gross wie Katzen. Bei den Lemuren gibt es fünf Familien: Fingertiere, Katzenmakis, Mittelgrosse Lemuren, Wieselmakis und Indri-Artige. Lebensraum: die «Grüne Insel» Lemuren leben auf Madagaskar und den Komoren-Inseln. Madagaskar ist die viertgrösste Insel der Welt. Man nennt sie auch die «Grüne Insel», weil sie früher fast ganz mit Wald bedeckt war. Sie liegt 400 Kilometer östlich von Afrika im Indischen Ozean. Vor etwa 160 Millionen Jahren hat sich die Insel vom afrikanischen Kontinent abgespalten. Seit dieser Zeit entwickelten sich die Tiere und Pflanzen auf Madagaskar unabhängig von den afrikanischen Lebewesen. So sind Arten entstanden, die man nur auf Madagaskar findet – bestes Beispiel dafür sind die Lemuren. Porträts einiger Lemuren Kattas: die «Stink»-Kämpfer Kattas sind so gross wie Katzen und gehören zur Familie der Mittelgrossen Lemuren. Auffällig ist ihr Schwanz, der schwarz-weiss geringelt ist. Die Kattas leben in den Trockenwäldern und Dornbüschen im Süden und Südwesten von Madagaskar. Ihr Lieblingsbaum ist die Tamarinde. Sie dient den Kattas als Schlaf- und Ruheplatz und liefert ihnen ihre Hauptnahrung: Früchte, Blätter und Knospen. © R.Isotti, A.Cambone - Homo Ambiens / WWF-Canon Kattas leben in Gruppen von 10 bis 20 Tieren. Die Nacht verbringt die ganze Gruppe gemeinsam auf Bäumen. Nach Sonnenaufgang werden die Kattas munter und beginnen mit der Nahrungssuche. Sie sind am Tag aktiv. In der Rangordnung der Kattas stehen die Weibchen über den Männchen. Männliche Kattas tragen ihre Streitereien mit einem «Stink»-Kampf aus. Dabei reiben sie ihren Schwanz mit einer Flüssigkeit aus einer Drüse am Unterarm ein. Danach wedeln sich die beiden Gegner mit hoch erhobenem Schwanz ihre Gerüche zu. Wer am besten oder am längsten «stinkt», hat gewonnen. Fingertiere: die scheuesten Lemuren Das Fingertier oder Aye-Aye ist etwa so gross wie eine Katze. Der Name «Fingertier» kommt von den langen Fingern. Vor allem der Mittelfinger ist sehr lang und dünn. Vorne am Finger besitzt das Fingertier eine spitze Kralle. Ausserdem hat das Aye-Aye riesige Ohren. Damit horcht es an Bäumstämmen. Hört es Insekten, nagt es ein Loch in den Stamm und fischt sie mit seinem langen Finger heraus. Neben Insekten frisst das Fingertier auch Früchte. Das Aye-Aye ist in der Nacht aktiv und sehr © Martin Harvey / WWF-Canon scheu, deswegen hielt man es auch schon für ausgestorben. Es lebt in den Wäldern im Osten und Nordwesten von Madagaskar. Tagsüber schläft es in einem Nest. Fingertiere leben alleine, sie treffen sich nur zur Paarungszeit. Sifakas: die Sonnenanbeter Sifakas sind von Kopf bis Fuss zwischen 40 und 50 Zentimeter lang, ihr Schwanz ist beinahe gleich lang wie ihr Körper. Sifakas sind am Tag aktiv. Am Morgen klettern sie auf einen hohen Baum und wärmen sich dort mit erhobenen Armen, sie wenden ihr Gesicht der Sonne zu. Man nennt sie deshalb auch «Sonnenanbeter». Sifakas gehören zur Familie der Indri-Artigen. Am wohlsten fühlen sich Sifakas um die Mittagszeit. Dann springen sie – immer mit den Füssen voran – von Baum zu Baum. Sie können bis zu 10 Meter weit springen! Am Boden bewegen sich die Sifakas hüpfend auf den Hinterbeinen mit leicht angewinkelten Armen. Sie sehen dabei aus wie Tänzer. © Martin Harvey / WWFCanon Wenn sich die Tiere bedroht fühlen, machen sie ein Geräusch, das sich wie unser Niesen anhört: «schi-fak». Daher stammt auch ihr madagassischer Name «sifaka». Indri: die Sänger des Waldes Der Indri ist der grösste Lemur, er wird rund 90 Zentimeter gross. Er hat ein dichtes, schwarz-weisses Fell und einen ganz kurzen Schwanz. Er ähnelt einem Teddybären. Indris leben einzeln, paarweise oder in kleinen Gruppen auf Bäumen. Sie fressen nur Pflanzen. Heute kommen Indris noch in einigen wenigen Gebieten im Nordosten von Madagaskar vor. Sie sind tagaktiv. Weil sie aber sehr scheu sind, sind sie sehr selten zu beobachten. Dafür ist der Gesang der Indris nicht zu © R.Isotti, A.Cambone - Homo Ambiens / WWF-Canon überhören: Sie haben die lauteste Stimme von allen Tieren auf Madagaskar. Sie beginnen ihre Rufe mit einer Art Bellen und singen dann. Für Menschenohren klingt ihr Gesang recht traurig. Mit ihren Rufen markieren die Indris ihr Gebiet. Sie bleiben am liebsten am gleichen Ort und brauchen innerhalb ihres Gebietes immer dieselben Wege. Mensch und Lemuren Sagen Die alten Römer nannten die Geister der Verstorbenen «Lemuren». Als europäische Forscher auf Madagaskar Tiere entdeckten, die grosse Augen hatten und in der Nacht schrien, erinnerten sich die Forscher an die römischen Geister und benannten die Halbaffen nach ihnen. Mensch als Gefahr Früher war Madagaskar zum grössten Teil von Wald bedeckt und wurde deshalb auch «Grüne Insel» genannt. Heute gibt es zehnmal weniger Wald: Die Bäume wurden abgeholzt und entweder als Brennholz verbrannt oder für den Häuserbau verwendet. Weil es auf Madagaskar immer mehr Menschen gibt, wird auch mehr Nahrung benötigt. Die Menschen roden deshalb Wald, um Reisfelder anlegen zu können. Dadurch zerstören sie den Lebensraum der Lemuren. In einigen Gebieten werden die Lemuren wegen ihres Fleisches gejagt und gegessen. WWF und Lemuren Ohne Wald können die Lemuren nicht überleben. In Madagaskar sind Fachleute des WWF jeden Tag an der Arbeit, um den Wald zu bewahren. Zusammen mit Einheimischen pflanzen sie Bäume und helfen mit, Schutzgebiete und Nationalparks zu gründen und zu überwachen. Damit die Menschen nicht hungern müssen, arbeitet der WWF mit den Dorfbewohnern zusammen, die um die Waldgebiete herum leben. Der WWF zeigt ihnen neue Möglichkeiten, wie sie Essen anpflanzen können, ohne dabei Regenwald zu roden: Man kann zum Beispiel Gemüse anbauen oder bessere Reissorten pflanzen, anstatt immer neue, riesige Reisfelder anzulegen. So müssen die Menschen den Wald nicht roden, um mehr Nahrung zu erhalten. Oder man kann Häuser aus Backsteinen bauen, statt Bäume für Holzhütten zu fällen. Weitere Informationen Internet WWF (2007): Panda Club 2/07: Madagaskar: Insel der Lemuren. www.wwf.ch/madagaskar WWF-Seite über den Schutz der Regenwälder auf Madagaskar. Bestellen kannst du beim WWF Schweiz per Telefon, Post oder E-Mail. Die Adresse findest du rechts unten. Die Lieferfrist beträgt etwa eine Woche. www.madainfo.de Viele Informationen über Lemuren und Madagaskar. Wo kein Preis angegeben ist, kannst du pro Broschüre jeweils ein Exemplar gratis bestellen. www.zoo.ch/masoalahalle Lerne die Masoala-Halle im Zürcher Zoo kennen. lemur.duke.edu Englische Seite mit Steckbriefen zu mehr als 20 Arten. Hier hörst du das Aye-Aye, den Roten Vari und die Sifakas schreien. Bücher Von Boetticher, H. (2006): Die Halbaffen und Koboldmakis. Die Neue Brehm-Bücherei, Band 211, Westarp Wissenschaften. Pott, E. (2005): Ravensburger Tierlexikon von A–Z. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag. Adams, D.; Carwardine, M. (1992): Die letzten ihrer Art. Heyne Verlag. WWF Schweiz Hohlstrasse 110 8010 Zürich Telefon 044 297 21 21 Fax 044 297 21 00 E-Mail: [email protected] www.wwf.ch WWF Scheiz 2012 Beim WWF erhältlich