E3 Elektromagnetische Induktion E 3 Elektromagnetische Induktion 1. Aufgaben 1. Man mache sich mit der Handhabung von Oszilloskop und Funktionsgenerator vertraut. 2. Der zeitliche Verlauf der Induktionsspannung Ui = f(t) an der Sekundärspule eines Lufttransformators ist für zeitlinear ansteigenden bzw. abfallenden Erregerstrom in der Feldspule zu bestimmen. Die gemessene Induktionsspannung ist mit dem theoretisch berechneten Wert zu vergleichen. 3. Die Induktionsspannung ist für unterschiedliche lineare Stromanstiege zu ermitteln (∆I/∆t = 2 ... 24 A/s) und grafisch darzustellen. 2. Grundlagen 2.1 Allgemeine Grundlagen Literatur: Lehrbücher für Experimentalphysik (z.B. Hering/Martin/Stohrer: Physik für Ingenieure) 2.2 Magnetfelder stromdurchflossener Leiter Elektrische Ströme erzeugen in ihrer Umgebung Magnetfelder. Der Zusammen- hang zwischen Stromstärke I und magnetischer Feldstärke H wird durch das Durchflutungsgesetz beschrieben: (1) H ∫ ⋅ ds = ∑ I Das Linienintegral der magnetischen Feldstärke H längs einer geschlossenen Kurve ist gleich der Summe der Ströme, die von der Kurve eingeschlossen werden. Das Beispiel der Abb. 1 ergibt: ∫ H⋅ ds = I1−I2 + I3 −I4 . Das Durchflutungsgesetz lässt sich insbesondere dann gut zur Berechnung von E3 Elektromagnetische Induktion Magnetfeldern anwenden, wenn das Linienintegral H ∫ ⋅ ds leicht zu berechnen ist, z. B. bei kreisförmigen oder geraden Leitern oder bei Zylinderspulen. I1 I3 ds I2 H I4 Abb. 1: Zum Durchflutungsgesetz Beispiele: a) geradliniger stromdurchflossener Leiter Als Integrationsweg wählt man einen konzentrischen Kreis mit dem Radius H konstant r um den Leiter (Abb. 2). Auf diesem Kreis ist der Betrag von und H ds . Es gilt ∫ H ⋅ ds = H ∫ ds = H 2π r = I woraus folgt H= (2) I 2π r I H Abb. 2: Magnetfeld eines langen, geraden, stromdurchflossenen Leiters E3 b) Elektromagnetische Induktion Lange Zylinderspule (Solenoid) Hier wählt man als Integrationsweg den Rand des in Abb. 3 eingezeichneten Rechteckes (Seitenlänge = Länge l der Spule) . D C l A H B I Abb. 3: Lange stromdurchflossene Zylinderspule Bei der Integration längs des geschlossenen Weges A B C D werden N Windungen mit der Stromstärke I umschlossen. Der Integralanteil C - D ist Null, da H außerhalb der Spule vernachlässigbar klein ist. Die Integralanteile B - C und D - A können ebenfalls Null gesetzt werden, da dort H ⊥ ds ist. Somit ergibt sich (3) B ∫ H ⋅ ds = ∫ H dl = H ⋅ l = N ⋅ I A ⇒ H= N⋅I l . 2.3 Elektromagnetische Induktion Die Anordnung zur Untersuchung der elektromagnetischen Induktion (Abb. 4) besteht aus zwei Spulen (Lufttransformator). Durch den Stromfluss in Spule 1 (Feldspule) wird ein Magnetfeld erzeugt, das in der im Inneren der Feldspule befindlichen Spule 2 (Induktionsspule) eine Spannung induzieren kann. E3 Elektromagnetische Induktion Für die magnetische Feldstärke H in der Feldspule gilt nach (3) N1 ⋅ I H = (4) l N1 ist die Windungszahl und l die Länge der Feldspule. Näherungsweise wird dabei die Feldspule als lange Spule betrachtet. Für den Zusammenhang von magnetischer Feldstärke H und magnetischer Flussdichte (magnetischer Induktion) B gilt: B = µ0 µr H , (5) hierbei sind µo die magnetische Feldkonstante und µr die relative Permeabilität. Entsprechend dem Induktionsgesetz wird in der Spule 2 die Spannung Ui induziert Ui = − N2 (6) dΦ dt , N2 ist die Windungszahl der Induktionsspule. Der magnetische Fluss Φ , der von der Induktionsspule erfasst wird, ergibt sich allgemein zu Φ = ∫ B dA und für das vorliegende homogene Magnetfeld der Feldspule zu Φ = A⋅ B , (7) A ist die Fläche der Spule. Im Versuch wird die zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte dΦ/dt durch die Änderung der Stromstärke I durch die Feldspule bewirkt. Mit den Gleichungen (4), (5) und (7) ergibt sich dΦ (8) dt A µ µ N I (t) l = A µ µ N d I (t) , d = 0 r 1 0 dt l und schließlich mit (6) (9) Ui = − r Aµ0 µr N1 N2 d I (t) l dt . 1 dt E3 3. Elektromagnetische Induktion Hinweise zur Versuchsdurchführung und -auswertung zu Aufgabe 1: Der Funktionsgenerator liefert wahlweise eine sinus-, rechteck- oder dreieckförmige Ausgangsspannung veränderlicher Amplitude und Frequenz. Zur Messung und Darstellung zeitlich veränderlicher Spannungen dient ein Zweistrahl-Oszilloskop (siehe 5. Anhang). Konkrete Bedienanweisungen für die Geräte enthält die Platzanleitung. Es ist die Schaltung nach Abb. 4 aufzubauen (Kontrolle durch den Betreuer). Oszilloskop CH I CH II Funktionsgenator 1 kΩ OUTPUT rot schw Abb. 4: Schaltung zu Aufgabe 1 a) b) c) Man betrachte die verschiedenen Spannungsverläufe, die der Funktionsgenerator erzeugt. Mit dem Oszilloskop ist die maximale sinusförmige Ausgangsspannung des Funktionsgenerators bei einer Frequenzeinstellung f = 50 Hz (Netzfrequenz) zu messen. Die Werte Umax , T und f sind anzugeben. Erzeugung eines (periodisch) linear mit ∆I/∆t = 10 A/s ansteigenden Stromes durch den Widerstand R = 1 kΩ mit Hilfe der symmetrischen Dreieckfunktion. Da mit dem Oszilloskop nur Spannungen gemessen werden können, wird der Stromanstieg ∆I/∆t über die zugehörige Spannungsänderung ∆U am ohmschen Widerstand gemäß ∆I = ∆U/R bestimmt. E3 Elektromagnetische Induktion zu Aufgabe 2: Es ist die Schaltung nach Abb. 5 aufzubauen (Kontrolle durch den Betreuer). Man erzeuge einen Strom I durch die Feldspule N1 entsprechend Abb. 6 und messe die dazugehörige Induktionsspannung Ui in der Spule N2. Der Funktionsgenerator liefert den Erregerstrom I für die Feldspule N1, dieser wird im Kanal I dargestellt und zwar über den Spannungsabfall U = I R. Die Induktionsspannung Ui wird direkt im Kanal II gemessen (s. Abb. 5). Für den linearen Stromanstieg ∆I/∆t = 10 A/s sind die Einstellungen von Aufgabe 1c zu übernehmen und zu kontrollieren. (Hinweis: Der Erregerstrom induziert auch eine Spannung in der Feldspule. Der Erregerstrom und das Zeitverhalten des Stromes wird durch diese Selbstinduktionsspannung beeinflusst. Damit der Erregerstrom hinsichtlich seines Zeitverlaufs der Ausgangsspannung des Funktionsgenerators folgt, wird ein hinreichend großer Widerstand eingeschaltet, der auf Grund seines ohmschen Verhaltens die Proportionalität zwischen der Spannung des Funktionsgenerators und dem Strom sichert.) Das Ergebnis ist gemäß Abb. 6 zu skizzieren. Zum Vergleich berechne man die induzierte Spannung mit (9). Für den Stromanstieg dI/dt wird der entsprechende Wert ∆I/∆t des Experimentes benutzt. Funktionsgenerator N1 Oszilloskop OUTPUT Ui rot schw CH I CH II 1 kΩ N2 YII YI Abb. 5: Schaltung zu Aufgabe 2 E3 Elektromagnetische Induktion I mA 5 0 2 4 t /ms 2 4 t /ms Ui mV 0 Abb. 6: Muster zur Darstellung des Ergebnisses zu Aufgabe 3: Der Stromanstieg wird im Bereich ∆I/∆t = 2...24 A/s durch Variation der Frequenz (∆t) im Bereich f = 100...1200 Hz in 100Hz-Schritten verändert und die zugehörige Induktionsspannung Ui gemessen. ∆I bleibt konstant (10 mA ≙ 10 V ). )t wird durch die x-Auslenkung am Bildschirm bestimmt. Grafisch dargestellt wird Ui = f(∆I/∆t), der Verlauf ist zu diskutieren. 4. Schwerpunkte für die Vorbereitung auf das Praktikum - Elektrische und magnetische Größen: Strom, Spannung, Widerstand, magnetische Feldstärke, magnetischer Fluss, magnetische Flussdichte Gesetze: Ohmsches Gesetz, Durchflutungs- und Induktionsgesetz "lange" Spule, Zeitabhängigkeit der Induktionsspannung prinzipielle Funktionsweise des Elektronenstrahloszilloskops - Zur Versuchsvorbereitung wird weiterhin empfohlen, das Arbeiten mit dem Oszilloskop mittels einer interaktiven Simulation zu üben, die im Internet unter http://www.virtuelles-oszilloskop.de zur Verfügung steht. E3 5. Elektromagnetische Induktion Anhang: Das Elektronenstrahl-Oszilloskop Bei vielen elektrischen Messproblemen ist das Elektronenstrahl-Oszilloskop zum unentbehrlichen Hilfsmittel geworden. Es eignet sich zur Darstellung schnell veränderlicher Signale, wenn diese in Form elektrischer Spannungen vorliegen. Der wichtigste Bestandteil des Oszilloskops ist die Elektronenstrahlröhre (auch Kathodenstrahlröhre oder Braunsche Röhre genannt). Im Elektronenstrahl-Oszilloskop wird meist die elektrostatische Ablenkung verwendet. Abb. 1 zeigt schematisch den Querschnitt einer solchen Elektronenstrahlröhre. Leuchtschirm Vakuum K W C1 E A Uy C2 Ux Abb. 1: Schematische Darstellung einer Elektronenstrahlröhre In einem evakuierten Glaskolben befinden sich die Glühkathode K zur Emission von Elektronen, ein Wehnelt-Zylinder W zur Helligkeitsregelung, eine Elektronenlinse E zur Fokussierung des Elektronenstrahls, die Anode A zur Beschleunigung der Elektronen, ein Plattenpaar C1 als Ablenkkondensator zur Vertikalablenkung des Elektronenstrahls, ein Plattenpaar C2 zur Horizontalablenkung des Elektronenstrahls, ein Leuchtschirm, der beim Auftreffen der Elektronen aufleuchtet. E3 Elektromagnetische Induktion Ablenksystem: Wird an die Ablenkplatten keine Spannung angelegt, so beobachtet man in der Mitte des Schirmes einen hellen Punkt. Legt man z.B. an die Platten für die vertikale Ablenkung eine Gleichspannung - die untere Platte soll negativ, die obere Platte positiv sein - dann wandert der Leuchtfleck nach oben; seine Auslenkung ist der angelegten Spannung proportional. Legt man nun eine Wechselspannung an die vertikale Ablenkung, so bewegt sich der Punkt im Rhythmus der Wechselspannung. Bei genügend hoher Frequenz der Wechselspannung kann das Auge der Bewegung des Leuchtfleckes nicht mehr folgen; es erscheint ein Strich. Die horizontale Ablenkung erfolgt in gleicher Weise. Zeitablenkung: Im Allgemeinen will man die Zeitabhängigkeit einer Spannung darstellen. Die x-Achse wird als Zeitachse gewählt, auf ihr wird die Zeit linear abgebildet. Der Leuchtfleck muss also mit konstanter Geschwindigkeit von links nach rechts wandern. Hat er das rechte Ende des Bildschirmes erreicht, so springt er zum Ausgangspunkt zurück, um erneut mit konstanter Geschwindigkeit nach rechts loszulaufen. Um dies zu realisieren, muss an die horizontalen Ablenkplatten eine Spannung angelegt werden, die linear anwächst und sehr rasch wieder abfällt (Abb. 2). Soll der Maßstab der Zeitachse geändert werden, so muss die Schreibgeschwindigkeit (d.h. die Zeit TH, die der Strahl braucht, um vom linken Rand des Bildschirmes zum rechten Rand zu gelangen) geändert werden. Ux Sägezahn Hinlauf T H Abb. 2: Rücklauf t Spannungsverlauf für die Zeitablenkung E3 Elektromagnetische Induktion Triggerung: Eine im Oszilloskop eingebaute Triggerung (Auslösevorrichtung) bewirkt, dass der Strahl erst beim Eintreffen des zu messenden Signals losläuft, dann wieder in die Ausgangsposition zurückkehrt und dort ruht. Es läuft nur eine Sägezahnperiode ab. Der Strahl bleibt dann bis zum nächsten auslösenden Signal in der Ausgangsposition. Erst der Beginn des nächsten Signals verursacht wieder ein Loslaufen des Strahles. Dadurch erreicht man sowohl für periodisch wiederkehrende Signale als auch für Signale in statistischer Folge stehende Bilder am Bildschirm, vorausgesetzt die Signale haben untereinander die gleiche Form. Der sogenannte "Triggerimpuls", der den Sägezahnimpuls für die Zeitablenkung auslöst, kann vom Messsignal selbst abgeleitet werden (interne Triggerung). Das Messsignal muss dazu einen bestimmten Spannungswert - die Triggerschwelle - überschreiten. Bei externer Triggerung wird dem Oszilloskop von außen ein Triggerimpuls zugeführt, der zeitgleich mit dem Messsignal auftritt oder in einer festen Zeitbeziehung zu ihm steht. Das Zweikanaloszilloskop: Das Zweikanaloszilloskop besitzt zwei gleiche Y-Verstärker mit zwei Eingängen YI und YII. Obwohl nur eine Elektronenquelle (Kathode), das heißt nur ein Elektronenstrahl zur Verfügung steht, kann man zwei verschiedene Spannungsverläufe gleichzeitig auf dem Schirm darstellen (bei gleicher Zeitablenkung !), wenn man die Verstärker I und II in ständigem Wechsel an das vertikal ablenkende Plattenpaar C1 schaltet. Dies kann auf zwei verschiedene Weisen geschehen: 1. Betriebsart mit "Alt" bezeichnet: Die beiden Y-Verstärker werden durch einen elektronischen Schalter alternierend jeweils für eine volle Ablenkperiode TH an das Plattenpaar C1 geschaltet. Die Signale I und II werden also nacheinander aufgezeichnet. 2. Betriebsart mit "Chop" bezeichnet: Die Umschaltung der Y-Verstärker erfolgt hier mit sehr hoher Frequenz (Chopperfrequenz z.B. 800 kHz), so dass innerhalb einer Ablenkperiode TA die beiden Signale gleichzeitig erscheinen.