Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 139 1etv41-1 4. 4.1. 4.1.1. Elektromagnetische Felder Grundlagen Feldbegriff Der Lernende kann - die Begriffe Vektorfeld und Skalarfeld einer physikalischen Größe definieren und Beispiele angeben - die Begriffe ebenes, parallelebenes Feld und rotationssymmetrisches Feld definieren - das Prinzip der Darstellung der Feldgröße durch Feldlinien erläutern - homogene und inhomogene Felder definieren Physikalische Größen können in ihrer Umgebung einen Raumzustand verursachen, der durch andere physikalische Größen nachgewiesen wird. In Abschnitt 2.3.3 hatten wir festgestellt, dass jede Ladung in ihrer Umgebung den Raumzustand derart verändert, dass auf andere Ladungen Kraftwirkungen ausgeübt werden. Einen solchen Raumzustand bezeichnen wir als Feld. Das Feld ist somit ein bestimmter energetischer Zustand eines Raumes. Die den Raumzustand beschreibende physikalische Größe wird Feldgröße genannt. Ist die physikalische Größe ein Vektor sprechen wir von einem Vektorfeld. Wird nur der Betrag der vektoriellen Feldgröße betrachtet oder ist die physikalische Größe eine skalare Größe, sprechen wir von einem Skalarfeld. Bei einer vektoriellen Feldgröße beschreiben Vektorfeld und Skalarfeld gemeinsam den Raumzustand. Ein Feld ist ein energetischer Zustand eines Raumes, bei dem die physikalische Feldgröße in jedem Raumpunkt einen Betrag und eine Richtung hat. Mathematisch ist das Feld eine vektorielle und eine skalare Ortsfunktion. Ist der Raumzustand außerdem zeitlich veränderlich, werden die Funktionen orts- und zeitabhängig. Beispiele: Strömungsfeld eines Wasserflusses Vektorfeld der gerichteten Geschwindigkeiten der strömenden Wasserteilchen Skalarfeld der potenziellen Energie der Wasserteilchen in Fließrichtung Gravitationsfeld der Erde Vektorfeld der gerichteten Kraftwirkungen auf Massen Skalarfeld der potenziellen Energien der Massen Temperaturfeld Vektorfeld der gerichteten Wärmeströmung in Richtung des Temperaturgefälles Skalarfeld der Temperaturen Ladungsfeld Vektorfeld der gerichteten Kräfte auf geladene Teilchen Skalarfeld der potenziellen Energie der geladenen Teilchen (Potenzial) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 140 1etv41-1 Die Ortsfunktion der Feldgröße kann durch eine dreidimensionales Koordinatensystem beispielsweise durch ein kartesisches Koordinatensystem mit den Koordinaten x, y, z beschrieben werden. In praktischen Anwendungen interessiert oft nur die Ortsfunktion der Feldgröße in einer ebenen Fläche. Wir haben es dann mit einem ebenen Feld zu tun. Das Feld lässt sich in der Ebene vollständig beschreiben. Ändert sich die Feldgröße senkrecht zu dieser Ebene nicht, sprechen wir von einem parallelebenen Feld. Für die Beschreibung eines ebenen oder eines paralleleben Feldes reicht ein zweidimensionales Koordinaten mit den kartesischen Koordinaten x und y aus. Ist das ebene Feld rotationssymmetrisch, so sprechen wir von einem rotationssymmetrischen Feld. Das Feld lässt sich durch eine im Rotationspunkt beginnende Radialkoordinate beschreiben. Die Richtungslinien des Feldvektors eines Vektorfeldes werden Feldlinien genannt, wobei der Betrag der Feldgröße entlang der Feldlinie konstant sein kann oder sich entlang der Feldlinie ändert. Die Gesamtheit der Feldlinien ist das Feldbild. Es ist die grafische Darstellung der Ortsfunktion der Feldgröße. Mit den Feldlinien werden ebene oder räumlichen Felder mathematisch modelliert. Bei der Darstellung des Feldes durch ein Feldbild werden ausgewählte Feldlinien verwendet, dabei wird vereinbart: 1. Die Richtung der Feldlinien gibt in jedem Punkt des Raumes die Richtung der Feldgröße an. 2. Die Dichte der Feldlinien ist dem Betrag der Feldgröße proportional. Der Abstand benachbarter Feldlinien ist daher dem Betrag der Feldgröße umgekehrt proportional, je kleiner der Abstand, desto größer der Betrag Verlaufen die Feldlinien in gleichem Abstand parallel, so liegt ein homogenes Feld vor. Der Feldvektor hat in jedem Punkt des Raumes den gleichen Betrag und die gleiche Richtung. Alle Felder, die die Homogenitätsbedingung nicht erfüllen sind inhomogene Felder. . Feldlinien grafitbeschichtetes Papier Feldlinien grafitbeschichtetes Papier G v G v MetallElektroden MetallElektroden Uq Abb. 4.4.1 homogenes Feld Abb.4.4.2 radialsymmetrisches Feld In Abb. 4.1.1 und 4.1.2 sind ebene Felder des Geschwindigkeitsvektors bewegter Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 141 1etv41-1 Ladungen dargestellt. Auf grafitbeschichtetes Papier sind Metallelektroden aufgesetzt und mit einer Spannungsquelle zu einem Stromkreis verbunden. In Abb. 4.1.1 liegt ein homogenes Feld vor. Die Feldlinien des Geschwindigkeitsvektors verlaufen im gleichen Abstand parallel, der Feldvektor ist im gesamten Feld gleich. In Abb. 4.1.2 ist ein radialsymmetrisches und damit inhomogenes Feld dargestellt. Der Feldlinienabstand ist an der Innenelektrode kleiner als an der Außenelektrode. Die Strömungsgeschwindigkeit nimmt von innen nach außen ab. 4.1.2. Feldgrößen elektromagnetischer Felder Der Lernende kann - die Feldgrößen des elektrischen Strömungsfeldes nennen - die Feldgrößen des elektrischen Ladungsfeldes nennen - die Feldgrößen des Magnetfeldes nennen - die den Materialeinfluss in den drei Feldern bestimmenden Größe angeben Die Erscheinungen in der gesamten Elektrotechnik werden durch die elektrischen und magnetischen Felder bestimmt. Zwischen beiden Feldern gibt es gesetzmäßige Zusammenhänge, so dass beide Felder als elektromagnetische Felder zusammen gefasst werden. Die Feldgrößen der elektromagnetischen Felder sind aus der Behandlung der Gleichstromnetzwerke weitestgehend bekannt oder zusätzlich in der Physik bereits definiert worden. Sie sollen an dieser nur zusammen gestellt werden. Ihre detaillierte Behandlung erfolgt in späteren Abschnitten. Die den Raumzustand beschreibenden Feldgrößen sind Feldstärke und Flussdichte. In Feldern, in denen physikalisch keine Strömung vorhanden ist, werden aus Anschaulichkeitsgründen ebenfalls die Begriffe Fluss und Flussdichte verwendet. Elektrisches Feld Elektrische Feldstärke Stromdichte Verschiebungsflussdichte G E G J G D [E] = V/m [J] = A/m2 [D] = As/m2 Beim elektrischen Feld muss hinsichtlich der Leitfähigkeit des Feldraumes unterschieden werden. Für κ > 0 (leitfähiger Raum) sprechen wir vom elektrischen G Strömungsfeld. Hier ist die elektrische Feldstärke E Ursache der Strömung, die G durch die Feldgröße Stromdichte J ausgedrückt wird. Die Leitfähigkeit κ des Feldraumes bestimmt die Stromdichte: G G J = κ ⋅E (4.1.01) Für κ = 0 sprechen wir vom elektrischen Ladungsfeld. Hier bestimmt die Ladung G direkt die Flussgröße, die Verschiebungsdichte D . Der Materialeinfluss des Feldraumes wird durch die Permittivität ε beschreiben und bestimmt die elektrische G G D (4.1.02) E= . Feldstärke: ε Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 142 1etv41-1 Magnetisches Feld Magnetische Feldstärke Magnetische Flussdichte G H G B [H] = A/m [B] = T = Vs/m2 G Im magnetischen Feld ist die magnetische GFeldstärke H Ursache der magnetischen Flussgröße, der magnetischen Flussdichte B . Der Materialeinfluss des Feldraumes wird durch die Permeabilität µ beschrieben und bestimmt die magnetische Flussdichte: G G B = µ ⋅H (4.1.03) Mit diesen 5 Feldgrößen lassen sich alle Erscheinungen der elektromagnetischen Felder beschreiben, ihre Zusammenhänge untereinander und insbesondere ihr Zeitverhalten bestimmt die Art des Feldes. Aus den vektoriellen Feldgrößen lassen sich durch Integration skalare Feldgrößen ableiten, die deshalb auch integrale Größen genannt werden. Im Gleichstromkreis hatten wir bereits die integralen Größen Strom I und Spannung U kennen gelernt, die sich für das elektrische Strömungsfeld aus Stromdichte und Feldstärke durch Integration bestimmen lassen: G G I = ∫ J ⋅ dA (4.1.04) A G G U = ∫ E ⋅ ds (4.1.05) s Im elektrischen Ladungsfeld ergeben sich der Verschiebungsfluss Ψ aus der Verschiebungsflussdichte und die Spannung aus der Feldstärke. G G Ψ = ∫ D ⋅ dA (4.1.06) A G G U = ∫ E ⋅ ds (4.1.05) s Im magnetischen Feld sind die integralen Größen der magnetischen Fluss Φ und die magnetische Spannung V. G G Φ = ∫ B ⋅ dA (4.1.07) A G G V = ∫ H ⋅ ds s (4.1.08) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 143 1etv41-1 4.1.3. Grundgleichungen elektromagnetischer Felder Maxwellsche Gleichungen Der Lernende kann - das Induktionsgesetz angeben - das Durchflutungsgesetz angeben - die grundsätzliche Eigenschaft des Magnetfeldes benennen - die grundsätzliche Eigenschaft des elektrischen Feldes bennenen - die Materialgleichungen angeben Felder zusammengefasst angegeben werden. In der Fachliteratur werden die Gleichungen meist in der differenziellen Form angegeben, zu deren Behandlung Kenntnisse in der Vektoralgebra notwendig sind. In der vorliegenden integralen Form setzen sie nur Kenntnisse in der Vektorrechnung voraus. Verfügen Sie zurzeit noch nicht über diese Kenntnisse, dann sollten Sie versuchen, den physikalischen Inhalt der Beziehungen zu erfassen. Wir werden in den folgenden Abschnitten diese Gleichungen den speziellen Aufgabenstellungen entsprechend anwendungsbereit erarbeiten und dabei immer wieder auf diese Grundgleichungen zurück greifen. 1. Maxwellsche Gleichung Induktionsgesetz G G G ∂B G ∂ G G ∂Φ v∫ E ⋅ ds = −∫ ∂t ⋅ dA = − ∂t ∫ B ⋅ dA = − ∂t dΦ dt Der als Induktionsgesetz bezeichnete Zusammenhang zwischen magnetischem Feld und elektrischem Feld besagt, dass das Linienintegral über die elektrische Feldstärke längs eines geschlossenen Weges (Ringintegral) gleich ist der negativen zeitliche Änderung des mit dem geschlossenen Weg verketteten magnetischen Flusses. Das Ringintegral G G v∫ E ⋅ ds ist der Spannungsabfall ui in einer ui = − geschlossenen Leiterschleife. (4.1.09) (4.1.10) − ∂Φ ∂t G E; ui Rechtswirbel Abb. 4.1.3 Vorzeichenfestlegung des Induktionsgesetzes Er ist betragsmäßig gleich der zeitlichen Änderung des mit der Leiterschleife verketten Flusses. Der richtungsmäßige Zusammenhang ist bei einer Wirbelverkettung nach der Rechtsschraube positiv definiert, so dass sich ein positiver Spannungsabfall ui, der als induzierte Spannung bezeichnet wird, bei einer negativen Flussänderung, also bei einer zeitlichen Verkleinerung des magnetischen Flusses ergibt. Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 144 1etv41-1 2. Maxwellsche Gleichung Durchflutungsgesetz G G G G H ⋅ ds = J ∫ ⋅ dA = ∑ I v∫ ∑I = Θ (4.1.11) (4.1.12) ∑I G H Θ = ∑I Rechtswirbel Abb.4.1.4 Vorzeichenfestlegung des Durchflutungsgesetzes Das Durchflutungsgesetz besagt, dass das Linienintegral über die magnetische Feldstärke entlang eines geschlossenen Weges gleich der Summe der von dem Umlauf umfassten elektrischen Ströme ist. Diese Stromsumme wird als Durchflutung Θ bezeichnet. Ein stromdurchflossener Leiter oder ein durch eine zeitliche Änderung des elektrischen Feldes hervorgerufener Verschiebungsstrom ist von einem Magnetfeld umwirbelt. Ein positiver Strom erzeugt dabei einen positiven magnetischen Feldstärkevektor im Sinne eines Rechtswirbels. 3. Maxwellsche Gleichung Eigenschaft des Magnetfeldes Das Hüllintegral der magnetischen Flussdichte ist gleich Null. Unter einem Hüllintegral versteht man ein Flächenintegral über die gesamte Oberfläche eines Volumens. G G B ∫ ⋅ dA = 0 Das Flächenintegral der magnetischen Flussdichte ist nach Gleichung 4.1.07 der magnetische Fluss. Wenn das Hüllintegral Null ist, muss der über einen Teil der Oberfläche eintretende magnetische Fluss gleich dem über den Restteil der Oberfläche austretenden Fluss sein. Die Feldlinien des magnetischen Feldes sind in sich geschlossene Linien. Das Magnetfeld ist quellenfrei. (4.1.13) G B Abb.4.1.5 Feldlinien des Magnetfeldes Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 145 1etv41-1 4. Maxwellsche Gleichung Eigenschaft des elektrischen Feldes Das Hüllintegral der elektrischen Verschiebungsdichte ist gleich der im Volumen befindlichen elektrischen Ladung. Das Flächenintegral der Verschiebungsdichte ist nach Gleichung 4.1.06 der Verschiebungsfluss. G G Ψ = v∫ D ⋅ dA = Q (4.1.14) Wenn also das Flächenintegral über die gesamte Oberfläche eines Volumens gleich der im Volumen befindlichen Ladung ist, muss von dieser Ladung der Verschiebungsfluss ausgehen und gleich dieser Ladung sein. Das elektrische Feld ist ein Quellenfeld. Die Feldlinien des elektrischen Feldes beginnen an den positiven Ladungen und enden an den negativen. Ψ1 Q Ψ4 Ψ = Ψ1 + Ψ 2 + Ψ 3 + Ψ 4 = Q Ψ2 Ψ3 → Abb.4.1.6 Ladung und Verschiebungsfluss im Ladungsfeld Die Beziehungen zwischen den Feldgrößen des elektrischen Strömungsfeldes, des elektrischen Ladungsfeldes und des Magnetfeldes werden durch die stoffliche Ausfüllung des Feldraumes bestimmt und deshalb auch Materialgleichungen genannt. Der Materialeinfluss des Raumes wird durch diese Materialgleichungen beschrieben. Sie geben den Zusammenhang zwischen Feld- und Flussgröße an. D=ε⋅E ε Permittivität J=κ⋅E κ (4.1.16) Leitfähigkeit B=µ⋅H µ (4.1.15) Permeabilität (4.1.17) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 146 1etv41-1 4.1.4. Klassifizierung der elektromagnetischen Felder Der Lernende kann - das elektromagnetische Feld nach seiner Zeitabhängigkeit klassifizieren - die Eigenschaften des elektrostatischen und des magnetostatisches Feld beschreiben - die Eigenschaft des elektrisches Strömungsfeld beschreiben - das quasistationäre elektromagnetische Feld definieren Aus methodischen Gründen wird das elektromagnetische Feld nicht geschlossen behandelt sondern in einzelne Felder klassifiziert. Das Klassifizierungsmerkmal ist dabei die Zeitabhängigkeit der Feldgrößen. a) Statische Felder Das Kennzeichen der statischen Felder ist, dass keine zeitlichen Änderungen der Feldgrößen vorhanden ist. Jegliche zeitliche Änderung d/dt = 0. Damit gibt es auch ds wegen v = = 0 keine Ladungsbewegungen und damit keine elektrischen Ströme. dt Die Stromdichte J = 0. Elektrostatisches Feld (Ladungsfeld) G G Es wird durch die Feldgrößen E und D beschrieben. Es ist das Feld ruhender Ladungen. Magnetostatisches Feld G G Es wird durch die Feldgrößen B und H beschrieben. Es ist das Feld ruhender Magnete. Zwischen den elektrischen und den magnetischen Erscheinungen gibt es keine Verbindungen. Beide Felder sind völlig voneinander entkoppelt. G H G E . Abb.4.1.7 Völlige Entkopplung zwischen elektrostatischem und magnetostatischem Feld b) Die Maxwellschen Gleichungen lauten für diese beiden Felder: G G E v∫ G ⋅ ds = 0 G v∫ H ⋅ ds = 0 (4.1.18) (4.1.19) Stationäre Felder Das Kennzeichen der stationären Felder sind keine zeitlichen Änderungen der Feldgrößen. Das d/dt = 0 für alle Feldgrößen. Damit können nur zeitlich konstante Ströme (Gleichströme) auftreten, die durch bewegte Ladungen mit konstanter Geschwindigkeit bedingt sind. Die Stromdichte dieser Konvektionsströme JK ist konstant. Stationäre Felder sind die elektrischen und magnetischen Felder von Gleichströmen. Das magnetische Strömungsfeld ist ein magnetostatisches Feld, Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 147 1etv41-1 ein ruhendes Magnetfeld, das durch Gleichströme aufgebaut wird. Man spricht deshalb beim magnetostatischem Feld allgemein vom Magnetfeld. G E Durchflutungsgesetz G H Abb.4.1.8 Beziehung zwischen elektrischem und magnetischem Feld im stationären Feld c) Die Maxwellschen Gleichungen lauten für das stationäre elektromagnetische Feld: G G E v∫ G ⋅ ds = 0 G G G H ⋅ ds = ∫ JK ⋅ dA v∫ (4.1.20) (4.1.21) Quasistationäre Felder Das Kennzeichen quasistationärer Felder ist eine mit Einschränkungen versehene G G dB dD Zeitabhängigkeit der Feldgrößen. Es ist ein ≠ 0 und ein ≠ 0 vorhanden, dt dt wobei folgende Einschränkung gilt. Geht man von periodischen zeitlichen Änderungen der Größen aus wie sie z. B. bei zeitlich sinusförmigen Verläufen der 1 Feldgrößen mit der Periodendauer T oder der Frequenz f = vorliegt, dann muss T gewährleistet sein, dass T >> tL. tL ist dabei die Laufzeit der elektrischen Erscheinung innerhalb der Schaltung oder der elektrischen Anlage. Diese Laufzeit berechnet sich aus der maximalen Abmessung der Schaltung oder Anlage smax und c der Lichtgeschwindigkeit c = 300000km/s mit tL = . smax Quasistationäre Felder sind Felder mit langsamen zeitlichen Änderungen der Feldgrößen bezüglich der räumlichen Schaltungsausdehnung. Quasistationär bedeutet dabei, dass für jeden Zeitpunkt einer Zustandsänderung die Gesetze der stationären Felder gültig sind. Die langsame zeitliche Änderung des elektrischen Feldes gestattet die Anwendung des Durchflutungsgesetzes nur für Konvektionsströme und nicht für Verschiebungsströme. Der magnetische Feldaufbau durch Verschiebungsströme bleibt unberücksichtigt. Es tritt keine Wellenausbreitung auf. Für f = 50 Hz und damit T = 20 ms gilt die quasistationäre Betrachtungsweise mit T = tL für Anlagengrößen mit smax = 6000 km. Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 148 1etv41-1 Die Maxwellschen Gleichungen lauten für das quasistationäre elektromagnetische Feld: Durchflutungsgesetz G H G E G G G ∂B G v∫ E ⋅ ds = − ∫ ∂t ⋅ dA G G G G H ⋅ ds = J ⋅ dA K v∫ ∫ (4.1.22) (4.1.23) G ∂D ∂t G ∂B ∂t Induktionsgesetz Abb.4.19 Beziehung zwischen elektrischem und magnetischem Feld im quasistationären Feld d) Nichtstationäre Felder (Wellenfelder) Das Kennzeichen nichtstationärer Felder ist: T < tL . Es sind Felder schnell veränderlicher Feldgrößen. Es kommt zur Wellenausbreitung. Wellenfelder sind nicht Gegenstand der Grundlagenausbildung Elektrotechnik. Sie werden z. B. in der Nachrichtentechnik behandelt. Durchflutungsgesetz G H G ∂B ∂t G E G ∂D ∂t Induktionsgesetz Abb.4.20 Beziehung zwischen elektrischem und magnetischem Feld im Wellenfeld Die Maxwellsche Gleichungen lauten für die Wellenfelder: G G G ∂B G (4.1.24) v∫ E ⋅ ds = − ∫ ∂t ⋅ dA G G G G (4.1.25) v∫ H ⋅ ds = ∫ J ⋅ dA mit G G G ∂D J = JK + ∂t (4.1.26)