Täglich wenige Minuten, die sich lohnen

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Produktion und Technik
BWagrar - 27 / 2013
Tierhaltung
Täglich wenige Minuten,
die sich lohnen
Kälber benötigen intensive Betreuung – empfindlich und bedürftig
ist ruhig, das Haarkleid glänzt und ist kurz.
Die Körpertemperatur beträgt 38,0 bis 39,5
Grad und sollte mit dem Fieberthermometer
kontrolliert werden. Die Körpertemperatur
unterliegt allerdings gewissen Schwankungen, abhängig von Rasse, Tageszeit, Umgebungstemperatur und körperlicher Anstrengung. Kranke Kälber dagegen bleiben in
ihrer Entwicklung zurück und sind an ihrer
Umgebung wenig interessiert. Die Körperhaltung ist häufig schlaff, der Kopf gesenkt,
das Ohrenspiel fehlt. Die Atemfrequenz
kann unregelmäßig oder erhöht sein („Pumpen“ der Tiere). Das Fell ist struppig. Weitere abnorme Körperhaltungen sind ein
aufgezogener Bauch, gekrümmter Rücken
sowie steile Beinstellung. Die Körpertemperatur weicht vom Normwert ab, es kommt
zu Fieber (über 39,5 Grad) oder Unterkühlung (unter 38 Grad.
Kranke Kälber saugen
wenig bis gar nicht
●● Kopfbereich: Augen, Maul und Saugreflex:
Was ist los? Gesunde Kälber sind neugierig und an der Umgebung interessiert. Kranke Kälber dagegen ziehen sich zurück und liegen viel. Fotos: LAZBW
In den ersten Lebenswochen sollten junge
Kälber intensiv beobachtet und betreut
werden, um entstehende Probleme frühzeitig zu erkennen und im Bedarfsfall zeitnah
reagieren zu können. Entscheidend ist dabei, dass die Gesundheit und Fitness der
Jungtiere täglich mittels einiger wesentlicher Merkmale überprüft und Auffälligkeiten notiert werden, meinen Dr. Caroline van
Ackeren vom Landwirtschaftlichen Zentrum und Dr. Hansjürgen Seeger vom Rindergesundheitsdienst in Aulendorf.
D
iese Tierbeobachtung läßt sich leicht in
die täglichen Stallarbeiten – während
des Fütterns und Tränkens der Tiere – integrieren. Die Empfehlung junge Kälber in den
ersten beiden Lebenswochen dreimal täglich
zu tränken, ist somit nicht nur für die bedarfsgerechte Nährstoffversorgung vorteilhaft, sondern garantiert die Gesundheitskontrolle über den Tag verteilt. Es gilt der
Grundsatz: eine frühzeitige Krankheitserkennung spart Tierarztkosten und trägt wesentlich dazu bei, die Kälberverluste zu re-
i
Dr. Caroline van Ackeren, Landwirtschaftliches Zentrum Baden Württemberg (LAZBW) Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild,
Fischerei, Atzenberger Weg 99, 88326
Aulendorf. Tel.: 07525/942-300, Dr.
Hansjürgen Seeger, Rindergesundheitsdienst Aulendorf, Talstraße 17,
88326 Aulendorf, Tel.: 07525/942270
duzieren. Zuvorderst sollte deshalb der Gesamteindruck der Tiere geprüft werden.
Darüber hinaus ist besonderes Augenmerk
für den Kopfbereich, die Nabel- und Aftergegend sowie Haut und Gelenke angesagt.
Neugierige Blicke und
gespitzte Ohren
●● Gesamteindruck
und Körpertemperatur:
Gesunde Kälber sind ihrem Alter entsprechend entwickelt, zeigen lebhaftes, neugieriges Verhalten und nähern sich dem Tierhalter
gern. Das zeigt sich durch eine straffe, aufrechte Körperhaltung sowie aufmerksame
Augen- und Ohrenbewegungen. Die Atmung
Neben dem bereits erwähnten lebhaften Ohrenspiel sind gesunde Kälber an blassrosa,
gut durchsafteten Schleimhäuten im Bereich
von Augen, Nase und Flotzmaul einfach zu
erkennen. Die Lidbindehaut ist rosa gefärbt,
die Blutgefäße sind fein gezeichnet. Gesunde Tiere haben einen stark ausgeprägten
Saugreflex, der sich leicht überprüfen läßt
sowie eine rosa gefärbte Maulschleimhaut.
Kranke Kälber hingegen lassen die Ohren
hängen, die Lidbindehaut ist rot bis dunkelrot gefärbt. Die Blutgefäße können deutlich
hervortreten. Zu Krankheitsbeginn tritt Augen- und Nasenausfluss (wässrig bis schleimig) auf, der später eitrig bis rotzig wird.
Zudem kommt es zu Krustenbildung um Augen, Nase und Flotzmaul. Im fortgeschrittenen Stadium der Austrocknung sind die Augen tiefliegend. Kranke Tiere zeigen einen
schwachen oder keinen Saugreflex, die
Maulschleimhaut ist blass oder entzündet.
●● Nabel und Aftergegend: Der Nabelstrang
gesunder Kälber ist in etwa bleistiftstark,
Gerade: Gesunde Kälber
stehen gerade
auf ihren Beinen und belasten die Gliedmaßen gleichmäßig.
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Tierhaltung
Rot gleich krank: Gesunde Schleimhäute sind blass-rosa
gefärbt und feucht.
gut eingetrocknet und berühungsunempfindlich. Durch Abtasten des Nabelbereiches („Nabelgriff“) lässt sich eine Schwellung erkennen und es kann überprüft werden, ob die Bauchdecke geschlossen ist.
Finden sich dagegen Schwellungen, Rötungen sowie haarlose Stellen im Bereich des
Nabels, liegt eine Nabelentzündung vor.
Die Tiere zeigen beim Berühren des Nabels
Schmerzen. Es kann eitriges Sekret austreten. Beim Nabelbruch ist die Bauchdecke
nicht geschlossen, die Bruchpforte kann abgetastet werden.
Die Aftergegend ist normalerweise trocken
(ohne Verklebungen), behaart und geschlossen. Bei Durchfallerkrankungen ist die Aftergegend gerötet und entzündet. An den In-
Kotreste unerwünscht: Die Aftergegend
ist im Normalfall trocken und sauber.
nenschenkeln sind die Haare verklebt und
schmutzig. Je nach Schwere des Durchfalls
sind haarlose Stellen um den After und an
den Schenkeln deutlich zu erkennen.
●● Haut und Gelenke: Ist der Wasserhaushalt
des Kalbes in Ordnung, verstreicht die Hautfalte sofort. Bei an Durchfall erkrankten Kälbern dagegen bleibt die Hautfalte bedingt
durch den hohen Flüssigkeitsverlust stehen
und zeigt die Austrocknung der Tiere an.
Gesunde Tiere haben eine korrekte Beinstellung. Die Gliedmaßen werden gleichmäßig
belastet. Die Gelenke sind trocken und auf
beiden Seiten gleich groß. Kranke Kälber können verdickte und schwammige Gelenke haben. Eine Sehnenverkürzung führt dazu, dass
diese Kälber nicht richtig stehen können. q
Feucht birgt Gefahren: Ein gesunder Nabel ist
trocken und behaart.
Das schmeckt: Fitte Kälber haben einen ausgeprägten Saugreflex.
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