Die Küste von Gallipoli Im Westen waren nach anfänglichen Siegen die deutschen Truppen in der Marne-Schlacht gestoppt worden und die Front im Stellungskrieg erstarrt. Das wenig industrialisierte und rückständige Russland litt unter enormen Nachschub-Schwierigkeiten und einem eklatanten Munitionsmangel. Um in Frankreich vom deutschen Druck entlastet zu werden, erwogen die Alliierten, das Zarenreich mit kriegswichtigem Material zu versorgen. Doch dafür fehlten, anders als im Zweiten Weltkrieg, die notwendigen Voraussetzungen. Der Weg über die Ostsee war durch die deutsche Hochseeflotte der Kaiserlichen Marine versperrt. Der Zustand der russischen Eisenbahn schloss die Eismeer-Archangelsk-Route aus. Auch im russisch-japanischen Krieg von 1904/05 hatte sich die Transsibirische Eisenbahn für den militärischen Transport als untauglich erwiesen. Über den Persischen Golf blockierten die Türkei und Persien den Zugang nach Russland, wo Wilhelm Wassmuss als eine Art deutscher Lawrence mit persischen Stammeskriegern gegen die ins neutrale Persien einmarschierten britischen Besatzungstruppen einen Guerilla-Krieg führte. Als fünfter Weg bot sich der Seeweg über die Dardanellen, den Bosporus und das Schwarze Meer nach Süd-Russland an. Doch die Türkei beherrschte die Meerengen. Laut internationaler Verträge war die Durchfahrt für Krieg führende Nationen verboten. England Gallipoli aus der Vogelperspektive hatte es versäumt, die Türkei rechtzeitig als Verbündeten zu gewinnen. Als nach erheblichen Spannungen die Türkei im Oktober 1914 als Bundesgenosse des Deutschen Reichs in den Krieg trat, wurden die internationalen Verträge für die Meerengen hinfällig. Kontroversen in der britischen Kriegsleitung Marineminister Churchill glaubte, anstelle eines Durchbruchs in der Ostsee eine kostengünstigere Invasion der Marinestreitkräfte bei den Meerengen durchführen zu können, zumal dafür kaum Truppen aus Frankreich hätten abgezogen werden müssen. Dadurch würde eine alliierte Schwächung im Westen vermieden. Kriegsminister Herbert Kitchener wurde für den Plan gewonnen, weil die Türkei eine Offensive im Kaukasus begonnen hatte und das bedrängte Russland um einen englischen Entlastungsangriff von der Ägäis aus bat. Kitchener stimmte dem Ersuchen zu, und Admiral John Fisher – der Erste See-Lord – der starke Bedenken ins Feld führte, wurde im Kriegsrat überstimmt. Seine Studie, die einen kombinierten Einsatz von Marine-Einheiten und stärkeren Infanterie-Kräften vorsah, wurde von Churchill mit dem Argument vom Tisch gewischt, Fishers Erkenntnisse seien veraltet, denn die hochkalibrigen Waffen moderner Schiffe rechtfertigten einen Alleingang. Zustimmung erzielte Churchill bei Vize-Admiral Carden, dem Befehlshaber der britischen Marine in der Ägäis, der versicherte, mit ausreichender Munition könne er den Kampf um die Meerengen