Amphitheater Seite 1 von 2 Kolosseum Amphitheater (lat. amphitheatrum ... auch als spectacula bezeichnet), ein von den Römern für Fechterspiele, Tierjagden und Naumachien (Darstellung von Seeschlachten) bestimmter Bau, der oftmals am Rande einer Stadt angelegt wurde. Zur Entwicklung dieses rein italischen Bautypus hatte die von Campanien ausgehende Begeisterung für Gladiatorendarstellungen geführt, nachdem die Fechterkämpfe zunächst auf dem Forum und im Circus stattgefunden haben. Überreste von siebzig solchen Amphitheatern haben sich nachweisen lassen. „Panem et Circenses“: Juvenals berühmte Worte, mit denen er das Volk der Römer als Schmarotzer tadelte, sollte vielleicht modifiziert werden. Es ist allerdings eine Tatsache, daß die römische Gesellschaft ihr Getreide umsonst erhielt und sich nur für Zerstreuungen interessierte, die Amphitheater und Circus boten, im Kaiserreich wesentlich mehr Zeit für Vergnügungen hatte. Die blutigen, grausamen Tier- und Gladiatorenkämpfe werden als Zeichen des Verfalls der Gesellschaft der römischen Gesellschaft der Kaiserzeit gesehen, ebenso aber auch als Ausdruck eines Luxusbedürfnisses. Während sich die Bogenstellungen des Aquädukts nur in der Längsrichtung ausdehnen, entwickeln sich beim römischen Amphitheater die Bogenreihen in aufsteigenden Ringen um die ovale Arena. Die Ruine des Kolosseums in Rom vermittelt ein auch heute noch eindrucksvolles Bild einer solchen Freilichtanlage. Das Kolosseum Das größte und berühmteste Amphitheater der antiken Welt lag im Südosten von Rom: das Amphitheatrum Flavium, heute als Kolosseum bekannt. Der Name Kolosseum leitet sich von einer in unmittelbarer Nähe aufgestellten Kolossalstatue Neros (Bronzefigur 40 m Höhe), die bis in das frühe Mittelalter in unmittelbarer Nähe des Amphitheatrum Flavium stand. Die flavischen Kaiser Vespasian (69 - 79) und Titus (79 - 81) waren die Bauherren des Bauwerks, das im Jahre 80 mit 100tägigen Spielen eingeweiht wurde. Dabei wurden in Gladiatorenkämpfen mehr als 5000 Tiere getötet. Die drei Geschosse wurden 82 unter Domitian durch ein viertes, einen Umgang im korinthischen Stil, gekrönt. Die letzten Gladiatorenkämpfe fanden um 400 statt, nachdem sie unter dem weströmischen Kaiser Honorius (395-423) verboten wurden. Nach einer Zerstörung durch ein Erdbeben im 9. Jahrhundert diente die gewaltige Ruine, die heute ein Wahrzeichen Roms ist, als Steinbruch. Papst Benedikt XIV weihte im 18. Jahrhundert die Ruine zum "geheiligten Ort", da im antiken Rom viele Frauen und Männer an diesem Ort als Märtyrer gestorben waren. Der Aufbau: Das Bauwerk ist durch folgende Maße und Konstruktionsmerkmale gekennzeichnet: – Ellipsenförmiger Grundriß, äußere Maße 188 x 156 m, – Maße der inneren Arena 86 x 54 m. – Außenwand 48,5 m hoch, gegliedert in vier Stockwerke (vgl. Abbildung a) Die drei unteren Geschosse umfassen je 80 Arkadenbögen mit vorgeblendeten Halbsäulen (unten dorisch-toskanisch, in der Mitte ionisch, oben korinthisch) aus grauem Travertin. Die Bögen des zweiten und dritten Geschosses waren mit Brüstungen geschlossen und mit Statuen geschmückt. Im dritten Geschoß werden erstmals Kreuzgewölbe angelegt. Amphitheater Seite 2 von 2 Das vierte Geschoß ist durch den Wechsel von Fenstern und Bronzeschilden gekennzeichnet und wird durch Lisenen (korinthisch) gegliedert. Am oberen Rand des Geschosses sind Konsolen angebracht für die Masten eines riesigen Sonnensegels (velum), das über das Amphitheater gespannt werden konnte (Spannweite 160 m) Der innere Aufbau hinter der Fassade besteht aus zwei tonnengewölbten Korridoren der beiden ersten Geschosse. Parallel zu den Arkaden verlaufen radial Stützmauem für den Zuschauerraum. In den Zwischenräumen ist ein Treppensystem (zweiläufige Podesttreppen) angelegt, über die die einzelnen Stockwerke erreicht werden können. Auf der Hauptachse waren die Zugänge zur Kaiserloge und zur Arena angelegt. Die Arena besaß einen Holzboden, der auf einer Unterkonstruktion aufgebaut war. In dieser Unterkonstruktion waren die Räume für Tiere, Maschinen, Personal, Gladiatoren. Ebenso befand sich darin ein verzweigtes Kanalsystem, das der Be- und Entwässerung der Arena (zur Aufführung von Seeschlachten) diente. Das Wasser wurde von einem nahegelegenen See abgeleitet. Zur nächtlichen Beleuchtung wurden riesige Pechpfannen angezündet. Der Zuschauerraum war ursprünglich mit Marmorstufen ausgestattet und bot 50 000 Zuschauern Platz. Der Zuschauerraum war von der Arena durch ein 3,5 m hohes, mosaikverziertes Podium getrennt. Um das Kolosseum ist ein Travertinpflaster von 17,5 m Breite verlegt mit Schlußsteinen, die zur Absperrung dienten. Die schräg ansteigenden Zuschauerränge werden von übereinandergestaffelten Bogenreihen getragen, die in konzentrischen Ringen die Arena umziehen. Der schräg nach unten gerichtete Schub der Sitzreinen wird durch zur Arenamitte weisende Aussteifungsmauern und einem 3,6m hohen inneren Sockelring aufgefangen. Die Aussteifungsmauern sind durch Gewölbe miteinander verbunden, in denen die Treppen und Zugänge zu den Rängen angeordnet sind. Gewölbe und Mauern bestehen aus Ziegelmauerwerk, das durch ein Gerüst aus Kalksteinpfeilern und -bögen verstärkt wird. Die scharfkantigen Blöcke dieses Skeletts sind ohne Mörtelbindung aufeinandergesetzt und werden durch Eisenklammern zusammengehalten. Über die gestuften Ränge ist schließlich noch eine betonartige Gußdecke aus Kalkmörtel, Vulkanerde und Steinteilchen gelegt, welche das Mauerwerk zusammenbindet und druckverteilend wirkt. Die von außen sichtbaren Bogenreihen zeigen eine Steinkonstruktion, die einst mit Marmor verkleidet war. Blendsäule: Fries: Pilaster: Konsole: der Mauer vorgelegte Halbsäule Begrenzungsstreifen Wandpfeiler Kragstein